In Zeiten des Krieges von stone0902 (Draco x Ginny) ================================================================================ Kapitel 35: Teil 2 – Kapitel 8 ------------------------------ Juli 1998   Erwartungsvoll sah Draco seinen Vater an. Der wiederum betrachtete die drei Drachen, die sich in ihrem Gehege befanden. Zwei von ihnen lagen am anderen Ende des magischen Käfigs im Schatten der Bäume, die großen Flügel schützend um sich gelegt. Aus der Entfernung sah es aus, als würden sie schlafen. Das Antipodische Opalauge streifte langsam am magischen Zaun entlang, von einer Seite zur anderen, wie ein Tiger im Zoo, die Augen stets wachsam auf die beiden Zauberer gerichtet.   Lucius betrachtete die Geschöpfe mit dem gleichen skeptischen Blick, mit dem er Mister Borgin von Borgin & Burke‘s stets betrachtete, wenn er abwog, ob die präsentierte Ware auch wirklich den Preis wert war, zu dem der dunkle Zauberer sie ihm anbot. Nach einem langen Moment des Schweigens sah er seinen Sohn an und nickte ihm anerkennend zu. Im Anschluss kehrte er den Drachen den Rücken und machte sich ohne ein Wort auf den Weg zurück zum Anwesen der Lestranges. Draco folgte ihm.   Er hatte nichts erwartet und war dennoch enttäuscht …   Von seinem Vater hatte er noch nie gehört, dass er stolz auf ihn war, wenn dann nur über Umwege, zum Beispiel, wenn Lucius vor anderen Leuten damit prahlte, wie talentiert sein Sohn doch sei und wie ausgezeichnet seine Schulnoten waren. Sein Vater war nun einmal kein sehr emotionaler Mensch. Genau wie seine Mutter. Daran war Draco gewöhnt.   Und dennoch …   „Was meinst du, wann ich sie einsetzen kann?“, fragte Draco, der sich noch einmal umdrehte und über seine Schulter zum Gehege schaute. Das Opalauge erwiderte seinen Blick.   „Bald“, antwortete Lucius. Er ging schnell und Draco musste sich bemühen, mit ihm Schritt zu halten. „Sei nicht so ungeduldig.“   Schon wieder eine Rüge. Draco hätte am liebsten laut geseufzt, doch das würde er in Gegenwart seines Vaters nie wagen. Er war ungeduldig. Mit den Drachen war er schon mehrmals geflogen, meistens nachts, damit sie nicht gesehen wurden. Die Strategie sie mit dem Imperius unter seine Kontrolle zu bekommen verlief bisher gut, doch er wollte sie endlich in Aktion sehen, ihr volles Potenzial ausschöpfen.   Während Draco sich in Gedanken vorstellte, wie er mit den Flammen der Drachen ganze Städte auslöschte, kam ihnen auf halbem Wege ein gehetzter Theodore Nott entgegen. Er drückte sich einen blutigen Lappen auf das Gesicht.   „Sir, Sie sollen sofort zum Dunklen Lord kommen!“ Keuchend blieb er vor den beiden Malfoys stehen.   Lucius musterte den jungen Todesser. Beim Anblick des Blutes rümpfte er die Nase. „Was ist passiert?“   „Die Mission ist schief gegangen. Die Widerständler sind uns dazwischengekommen.“   Lucius schnalzte mit der Zunge und zeigte eine verärgerte Miene. Draco wusste ganz genau, was sein Vater jetzt dachte: Der Dunkle Lord würde nicht erfreut sein. Er beneidete ihn nicht, dass er jetzt zu ihm musste und vermutlich den Zorn seines Meisters ertragen durfte.   „Draco, kümmere dich darum“, befahl er während er mit seinem Gehstock auf das verletzte Gesicht von Nott zeigte. Dann disapparierte er.   Draco betrachtete seinen ehemaligen Mitschüler. Er verspürte nicht das geringste Bedürfnis, ihm zu helfen, doch anscheinend hatte es niemand sonst getan und ihn stattdessen damit beauftragt, Lucius ausfindig zumachen und ihm eine Botschaft zu überbringen. Das war wieder einmal der Beweis dafür, dass bei den Todessern die Pflicht höher gestellt wurde, als das eigene Wohlbefinden. Der Plan den Muggelminister umzubringen war also gescheitert. Draco wusste nur die wesentlichen Details von dieser Mission; dass sie heute stattfinden sollte und dass die Muggel ihr Ziel waren. Doch dass Nott mit dabei war, war neu für ihn. Vielleicht würde er mehr Informationen aus ihm herauskriegen. Denn anscheinend war etwas schief gegangen und es war offensichtlich, wer sich da eingemischt hatte.   Der Slytherin wusste genau, wenn er etwas haben wollte, dann musste er auch etwas dafür bieten.   „Zeig mal her.“ Den besorgten Kameraden konnte er problemlos spielen, dafür hatte er genügend schauspielerisches Talent. Theodore schien einerseits skeptisch, andererseits ließ er es zu, dass Draco sich die Wunde genauer ansah. Vermutlich war er dankbar für jede Art von Hilfe.   Draco nahm vorsichtig das Stück Stoff von seinem Gesicht und erkannte einen breiten Riss, der sich quer über die rechte Gesichtshälfte von Nott zog, von der Stirn bis zum Kinn, quer über das Auge. „Sieht übel aus“, stellte er nüchtern fest. „Welcher Zauber war das?“   „Infractio“, murmelte Nott. Er keuchte vor Schmerz auf, als die frische Luft die offene Wunde berührte.   „Mhm.“ Draco zog seinen Zauberstab und sprach einen Heilzauber, um die Wunde zu schließen. Langsam bildete sich neue Haut und der Riss wuchs wieder zusammen. „Das wird eine Narbe geben.“ Eine Fluchnarbe. Wenn auch nicht so eine hübsche dezente Narbe wie Potter sie zur Schau trug und als sein Heldensymbol benutzte. Nein, Nott würde auf ewig entstellt sein.   „Diese scheiß Weasley-Göre!“, fluchte Nott zwischen zusammengebissenen Zähnen. Mit all der Kraft die er aufbringen konnte pfefferte er den Lappen, den er nun nicht mehr brauchte, auf den Boden.   Draco horchte auf. Sie war das gewesen? Amüsiert hob er eine Augenbraue. „Du hast dich von einem Mädchen schlagen lassen?“, höhnte er. In seiner Vorstellung sah er Ginevra, die gegen die Todesser kämpfte, entschlossen und mutig wie eine Amazone. Von ihr zu hören hellte seine Laune gleich ein wenig auf.   „Es war ein Hinterhalt!“, rechtfertigte Nott sich sofort laut und temperamentvoll. „Wir wurden überrascht!“ Draco schmunzelte. Der sonst so ruhige und stets einen kühlen Kopf bewahrende Theodore Nott konnte ja doch laut werden. Dieser Anblick war ein Blick für die Götter.   Gerade als er überlegen wollte, wie er Nott wohl am besten dazu brachte weitere Details Preis zu geben, fing der Slytherin von allein an zu erzählen.   „Diese verdammten Widerständler!“, fluchte er. „Woher wussten sie nur davon?“ Fragend schaute er zu Draco, als wüsste er die Antwort.   „Was genau ist geschehen?“, fragte Draco möglichst unschuldig. Er wollte mehr wissen. Wer war dabei gewesen? Wer hatte gekämpft? Gab es noch mehr Verletzte oder sogar Opfer? Er gierte nach Informationen. Vor allem, nachdem ihr Name gefallen war.   Und Nott begann gequält zu erzählen, was sich in London abgespielt hatte …   ***   „Woher wussten sie es?“   Lord Voldemort saß im Konferenzzimmer, gemeinsam mit seinen beiden engsten Vertrauten: Lucius Malfoy und Severus Snape. Die beiden, die ihm schon während seiner ersten Herrschaft wahre Treue bewiesen hatten, erbrachten ihm auch heute gute Dienste. Er war verärgert. Schon beinahe wütend. Es gab ein Problem und er wollte eine Lösung. Und zwar sofort!   „Vielleicht gibt es eine Ratte …“   „Oder einen Spion …“   Sie saßen ihrem Meister gegenüber. Zwischen ihnen stand ein schwerer Tisch aus Mahagoni. Voldemort hatte die Ellenbogen auf der Tischplatte abgelegt und die Hände vor dem Gesicht verschränkt. Links saß Lucius, mit langem weißblondem Haar, rechts saß Severus, mit langem schwarzem Haar. Beide wirkten optisch sehr gegensätzlich, und auch charakterlich gab es einige Unterschiede, doch im Groben und Ganzen waren sie sich sehr ähnlich.   Voldemorts Blick wurde noch finsterer. Das waren die Aussichten? Entweder hatten sie einen infiltrierten Spion der von niemandem bemerkt wurde oder einen Verräter der den Feind mit Informationen versorgte unter sich? Jemand musste die Widerständler informiert haben, das stand fest. Für einen Zufall war es zu unwahrscheinlich. Innerlich kochte er vor Wut. Immer noch gab es jene, die so dumm waren sich ihm zu widersetzen. Sollten sie den Verräter schnappen würde er ihn eigenhändig umbringen.   „Wie groß sind unsere Verluste?“, fragte Voldemort leise.   „Von neun sind nur fünf zurückgekehrt“, antwortete Severus. „Rookwood ist laut Bericht von Lestrange tot. Flint und Nott wurden verletzt. Crabbe, Goyle und Carrow werden vermisst.“   „Was können sie schon mit ihnen machen? Sie gefangen halten?“, fragte Lucius und schnaubte verächtlich. „Vielleicht kommen die drei noch zurück.“   „Und Potter war nicht dabei?“, fragte Voldemort. Diesmal war es Lucius, der antwortete. „Nein, Mylord. Weder er noch Dumbledore beteiligten sich daran. Wir konnten die anderen allerdings alle identifizieren.“   „Gut.“ Voldemort ahnte bereits, welche Namen er auf dieser Liste wiederfinden würde. „Verteilt die Liste mit den Namen und Bildern ihrer Gesichter an alle Todesser. Setzt die Todesstrafe auf sie aus.“   Lucius und Severus nickten beide. Abwartend blickten sie zu ihrem Meister und warteten auf weitere Anweisungen.   „Wir greifen noch einmal an“, verkündete Lord Voldemort, seine Stimme messerscharf. „Doch dieses mal werden wir nicht nur ein Ziel haben.“ Seine roten Augen glühten auf. „Wir greifen zehn Städte an. Selbst wenn sie wieder an die Informationen gelangen, sie können nicht überall gleichzeitig sein. Sucht nur Städte aus, in denen keine Hexen und Zauberer registriert sind. Wir wollen kein reines Blut verschwenden.“   Seine roten Augen ruhten nun auf Lucius. „Du stellst die Gruppen zusammen. Ich will, dass du so viele Todesser anwirbst, wie möglich. Falls sich jemand weigert für uns zu kämpfen, töte ihn. Sollte es jemand sein, auf den wir durch seine Fähigkeiten nicht verzichten können, setze den Imperius-Fluch ein. Eines der Ziele wird der Minister der Muggel sein. Finde seine Adresse heraus und gib sie deinem Sohn. Seine Drachen sollen dann den Rest erledigen.“   Voldemort lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Sein Plan hatte sich nicht geändert, nur beschleunigt. Widerstand war zwecklos, und das würde er ihnen beweisen. Er würde nicht nur die Widerständler, sondern auch die Muggel auslöschen. Einen nach dem anderen, bis keiner mehr übrig war.   „Eines Tages werden wir England beherrschen“, verkündete Voldemort unheilvoll. „Vielleicht nicht heute, vielleicht auch nicht morgen, doch eines Tages wird es soweit sein. Die Muggel werden untergehen. Mit einer Sache müssen wir jedoch rechnen, nämlich, dass sie Hilfe außerhalb des eigenen Landes suchen werden. Die restliche Welt wird nicht blind darüber hinwegsehen, wenn eins ihrer renommiertesten Länder angegriffen und von Hexen und Zauberern übernommen wird. Wir müssen uns von daher auf einen größeren Gegner einstellen. Und damit uns der Sieg gegen sie auch gelingt, müssen wir ebenfalls auf Unterstützung aus den anderen Ländern hoffen.“   Nun war es an der Zeit sie in seine Pläne und Gedanken einzuweihen. Schon lange war ihm bewusst, dass seine Machtergreifung mit den Muggeln in England nicht beendet wäre. Sein Ziel umfasste nicht nur sein Heimatland, sondern die ganze Welt.   Projekt Schlange und Projekt Spinnennetz waren abgeschlossen. Nun wurde es Zeit für Projekt Ragnarök.   „Ich weiß, dass die MACUSA aus Amerika nicht den Mumm haben, sich über die Muggel hinwegzusetzen, aber andere, wie Norwegen, Bulgarien oder Deutschland, sind der gleichen Ansicht, wie wir. Was wir brauchen sind Verbündete im Ausland.“   Voldemort machte eine kurze Pause und ließ seine Worte bei seinen beiden Gegenübern sacken. In ihren Gesichtern erkannte er keine Verblüffung, sondern Entschlossenheit.   „Und nun zu dir, Severus.“   Jetzt betrachtete er Severus, der seinen Blick aus schwarzen Augen erwiderte. Wie oft schon hatte er in dieses gleichgültige Gesicht geblickt? In den vielen Jahren, in denen sie sich kannten, hatten viele seine Anhänger die Loyalität von Severus Snape bezweifelt, doch Voldemort wusste, dass er sich auf den Tränkemeister verlassen konnte. Severus hatte ihm die Treue geschworen und besaß durch seine langjährige Nähe zu Dumbledore viele wertvolle Informationen, die ihnen sehr nützlich sein könnten. Der Gedanke daran, dass der alte Narr überaus enttäuscht über den Verrat seines geachtetsten Professors sein musste, ließ ihn finster lächeln.   „Ich will“, begann Voldemort, leise und gefährlich zischend, „dass du Dumbledore findest. Und vor allem will ich, dass du Harry Potter findest. Sie können sich nicht ewig verstecken. Nimm dir vier meiner besten Todesser und mach dich auf die Suche nach ihnen.“   Severus beugte ehrfürchtig das Haupt. „Jawohl, Meister.“   „Und dann, wenn du sie gefunden hast“, zischte Voldemort, „bringst du sie direkt zu mir.“   ***   Oliver Wood rieb sich müde die Augen. Noch eine Stunde, dann konnte er endlich nach Hause gehen. Obwohl er schon über ein Jahr im St.-Mungo’s-Hospital arbeitete hatte er sich immer noch nicht an die anstrengenden Zwölf-Stunden-Schichten gewöhnt. Der einstige Kapitän der gryffindor’schen Quidditchmannschaft war inzwischen Heiler, denn für seinen Traum, weltberühmter Quidditchspieler zu werden, hatte es leider nicht gereicht. Für ein Jahr saß er auf der Reservebank bei Eintracht Pfützensee, doch dann lief sein Vertrag aus und wurde nicht verlängert.   In der Familie Wood gab es viele Heiler, so wie sein Vater und seine Tante, die ebenfalls in diesem Krankenhaus arbeiteten, nur auf einer anderen Station. Dank ihrem Einfluss und seinem Händchen für Heilzauber arbeitete er nun recht erfolgreich in der Abteilung für Fluchschäden.   Mit schnellen Schritten und in die Unterlagen auf seinem Klemmbrett vertieft lief er durch den langen Gang, in dem mehrere leere Patientenbetten standen. Diese Akten musste er alle noch durchgehen und unterzeichnen. Vielleicht würde er es noch bis zum Feierabend schaffen und die energiezehrenden Überstunden, die sich in den letzten Wochen und Monaten schon zu Hauf angesammelt hatten, nicht noch um weitere erhöhen.   Er war tief in Gedanken versunken, als ihn ein Geräusch zum Stehenbleiben verleitete. Hatte er da etwas gehört oder hatte er es sich nur eingebildet?   „Psst!“   Da war es schon wieder.   Verwirrt blickte Oliver sich im Flur um. Ein erneutes „Psst!“ ließ ihn sich umdrehen und er erkannte, dass die Tür zu einer Besenkammer offen stand. Daraus lugte vorsichtig ein roter Haarschopf. Vor Verblüffung klappte ihm der Mund auf.   Schnell sah er sich um und versicherte sich, dass sich niemand in dem Gang befand, dann eilte er mit schnellen Schritten zu der Besenkammer, verschloss hinter sich die Tür und stand plötzlich Fred und George Weasley gegenüber, beide gehüllt in dunkle Umhänge.   „Was macht ihr hier?“, zischte Oliver überrascht und verärgert zugleich. „Wenn man euch hier sieht–“   George schnitt ihm das Wort ab. „Ich weiß, ich weiß. Wir wären nicht hier, wenn es nicht wichtig wäre.“   „War nicht gerade einfach hier ungesehen hineinzukommen“, gestand Fred. Sein freches Grinsen wirkte jedoch nur halbherzig. „Es hat ewig gedauert, bis du endlich hier vorbei gekommen bist.“   Oliver schaute immer noch fassungslos von Fred zu George und wieder zurück. Während ihrer Schulzeit hatten sie dadurch, dass sie in der gleichen Quidditchmannschaft gespielt hatten, viel Zeit miteinander verbracht. Bis zu seinem Abschluss in Hogwarts waren sie gute Freunde gewesen und auch danach noch hatten sie den Kontakt gehalten. Doch alles hatte sich vor einigen Monaten verändert. Seit der Machtergreifung von Voldemort hatte es weder Treffen noch Briefe gegeben. Oliver wusste nur, dass die Weasleys den Todessern ein Dorn im Auge waren und sie riskierten gerade ihren Kopf damit, im St. Mungo’s aufzutauchen.   Damit brachten sie nicht nur sich, sondern auch ihn in Gefahr. Es half alles nicht. Er musste sie hier rausschmeißen und hoffen, dass niemand von dieser Sache Wind bekam, wenn er verhindern wollte, dass man ihn eventuell als Mittäter beschuldigte. Gerade als er den Mund öffnen wollte, traten sie zur Seite und er sah, dass sich noch jemand in der kleinen Besenkammer befand. Auf dem Boden saß Arthur Weasley, gegen die Wand gelehnt und mit hängendem Kopf.   „Kannst du ihm helfen, Wood?“, fragte Fred flehend.   Sofort war Oliver bei ihm, kniete sich neben den offensichtlich bewusstlosen Zauberer und fühlte seinen Puls. Er war schwach, aber er war wenigstens noch da. Offensichtlich hatte er Fieber, denn er glühte wie ein heißes Bügeleisen. „Was ist mit ihm geschehen?“, fragte Oliver fachgemäß. Schnell wechselte er zum erfahrenen Heiler und durchführte einige Routineuntersuchungen, während George berichtete, was passiert war.   „Ein Fluch hat ihn erwischt.“   „Wo?“   „Im Rücken“, antwortete Fred. „Und zwar als –“   „A-a-a-ah!”, sagte Oliver und er machte mit der Hand eine schnelle wedelnde Bewegung in ihre Richtung. „Das will ich gar nicht wissen!“   Die Zwillinge verstummten. Oliver zog Arthur vorsichtig von der Wand weg, hob sein schweißnasses Hemd hoch und besah sich den Rücken, auf dem sich ein großer schwarzer Fleck bildete.   Wie befürchtet … schwarze Magie …   Einen Moment lang raufte er sich die Haare und überlegte, was er tun sollte. Anscheinend hatte es einen Kampf gegeben. Er durfte ihnen nicht helfen, das wusste er. Drohungen wie Tod und Askaban tauchten in seinen Gedanken auf. Doch wenn er ihm nicht sofort half, würde er sterben. Ihr Vater stand jetzt schon mit einem Fuß im Jenseits.   Dann traf er eine Entscheidung.   „Schnell, helft mir“, sagte Wood. Gemeinsam mit den Zwillingen hoben sie Arthur auf die Beine. Fred und George legten jeweils einen seiner Arme um ihre Schultern und trugen ihn in ihrer Mitte. Oliver öffnete die Tür der Besenkammer und lugte durch den Spalt, ob die Luft rein war. Nach dem er niemanden erkennen konnte, verließ er die Kammer, dicht gefolgt von Fred und George, die ihre Kapuzen über den Kopf zogen, für den Fall, dass sie jemandem begegnen sollten. Kapuzen waren zwar ebenso auffällig wie weasleyrotes Haar, doch was blieb ihnen anderes übrig?   Oliver schob ihnen eins der herrenlosen Betten zu. „Hier, legt ihn da drauf.“   Die Zwillinge gehorchten und er schob das Bett mit dem bewusstlosen Patienten den Gang entlang, in Richtung eines Untersuchungsraums. Drei der vier Räume müssten zu dieser Zeit belegt sein, doch wenn er sich nicht irrte, war der vierte frei. Sie Bogen um die Ecke und begegneten einer Krankenschwester, die eine Kiste voll Medikamente auf Brusthöhe vor sich trug. Bevor er sich groß erschrecken konnte, dass sie jemandem so plötzlich begegneten, so schnell war sie auch schon wieder vorbei. In dem kurzen Moment, in dem sie aneinander vorbeigingen, hob er geistesabwesend die Hand zum Gruß.   Dann betraten sie den Raum und die Zwillinge verschlossen die Tür. „Ich glaub, sie hat uns nicht erkannt“, sagte Fred, der sich die Kapuze wieder hinunterzog.   Wood starrte wie gebannt auf Arthur, der in seinem Bett angefangen hatte zu zittern. Ihm war plötzlich ganz anders. Sein Mund wurde ganz trocken und als er nach den Medikamenten im Arzneischrank griff zitterten seine Hände. In seinem Magen breitete sich ein Gefühl aus, als wäre ein Klatscher in ihn hinein gekracht.   Gelähmt vor Schreck starrte er auf Arthur, unfähig sich zu rühren.   „Wood, ist alles in Ordnung?“, fragte George besorgt.   Dann ging die Tür auf. Als Oliver sich langsam umdrehte erkannte er die Krankenschwester, der sie eben begegnet waren. Links und rechts neben ihr standen zwei Todesser. Im Raum war es plötzlich ganz still. Als Fred und George ihn ansahen, konnte er die Enttäuschung in ihren Gesichtern kaum ertragen.   Bei der Begegnung mit der Schwester hatte er ihr gegen seinen Willen ein Zeichen gegeben. Er wusste, er konnte nicht dagegen ankommen, aber er hatte es wenigstens versuchen wollen. Dieser Zauber war leider mächtiger, als sein Wunsch zu helfen. Wie gerne hätte er seinen beiden Freunden geholfen? Doch nun hatte er sie verraten. Alle Mitarbeiter im St. Mungo’s standen unter dem Imperius und waren gezwungen, die Anwesenheit von Feinden sofort zu melden.   Tränen bildeten sich in seinen Augen und liefen langsam über seine Wangen. „Es tut mir leid“, brachte Oliver mühsam über seine zitternden Lippen. „Es tut mir leid.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)