In Zeiten des Krieges von stone0902 (Draco x Ginny) ================================================================================ Kapitel 18: Teil 1 – Kapitel 18 ------------------------------- Dezember 1997   Harry, Ron und Ginny saßen beim Frühstück in der Großen Halle.   „Wo ist Hermine?“, fragte Harry mit einem Blick auf den freien Platz neben seinem besten Freund, der ihm wie üblich gegenüber saß.   „Na wo wohl“, antwortete Ron mit halbvollem Mund und rollte demonstrativ mit den Augen.   Harry seufzte. Das bedeutete wohl, dass Hermine in der Bibliothek war. Und das so früh am morgen. Die Bibliothek war wie Hermines zweites Zuhause. Wenn man sie suchte, befand sie sich meistens dort – was Harry ein wenig verwunderte, denn inzwischen musste sie doch jedes Buch mindestens zweimal durchgelesen haben.   „Also erzähl, Harry“, sagte Ron zwischen zwei Bissen. „Wie ist es gestern gewesen?“   Am Abend zuvor war Harry wieder mit Dumbledore im Grimmauld Place gewesen und hatte sich mit den anderen Ordensmitgliedern getroffen. Mit persönlicher Genehmigung des Schulleiters durfte er Hogwarts verlassen. Professor McGonagall wusste davon, schließlich war sie die Hauslehrerin von Gryffindor – doch ansonsten war es ein Geheimnis. Sie wollten nicht die Gefahr eingehen, dass diese Information noch in die falschen Hände geriet und Voldemort womöglich noch versuchte Harry anzugreifen, wenn er sich in London befand.   Harry freute sich immer, wenn er die Gelegenheit bekam seinen Paten zu sehen. Während der Treffen blieb ihnen leider nie viel Zeit zum Reden. Doch es reichte ihm schon, wenn er in seiner Nähe war. Sirius hatte ihm versprochen, dass er bei ihm leben durfte, wenn er seinen Abschluss in Hogwarts gemacht hätte. Das Leben bei den Dursleys wäre damit dann für immer vorbei. Harry zählte bereits sehnsüchtig die Tage.   Der Schwarzhaarige senkte seine Stimme zu einem Flüstern, sodass nur die beiden Weasleys ihn hören konnten. Der Gryffindortisch war so früh am morgen zum Glück noch nicht sehr voll. „Es ging hauptsächlich um Hogwarts“, begann Harry zu erzählen. „Dumbledore will besondere Schutzmaßnahmen einrichten für den Hogwarts-Express. Er befürchtet, der Zug könnte ein Ziel werden für … na, ihr wisst schon.“ Voldemorts Namen erwähnte er in der Großen Halle lieber nicht.   Ron nickte mit düsterem Blick, während er in sein Marmeladenbrötchen biss. Ginny hörte ihm stillschweigend zu.   „Früher hätte man die Dementoren einberufen, um die Schüler zu schützen“, fuhr Harry leise fort. „Aber Moody glaubt, dass wir ihnen nicht mehr trauen können.“   „Und Moody hat meistens recht, nicht wahr?“   Harry nickte. „Dumbledore wollte sich ans Ministerium wenden, aber bei dem, was da los ist, traut er Fudge ebenfalls nicht mehr. Und Kingsley auch nicht.“   „Und nun?“, fragte Ron.   „Deshalb gab es den Vorschlag, dass einige Mitglieder aus dem Orden den Zug begleiten.“ Rons Miene verdüsterte sich und Harry wusste, dass er an seine Eltern und Brüder dachte. „Es ist eine reine Vorsichtsmaßnahme“, fügte Harry beschwichtigend hinzu.   Er gähnte und rieb sich die müden Augen. Die Versammlung hatte bis spät in die Nacht angedauert und als er mit Dumbledore ins Schloss zurückgekehrt war, waren die anderen Schüler bereits zu Bett gegangen. Obwohl es nach Mitternacht gewesen war, hatte es eine Ewigkeit gedauert, bis er eingeschlafen war. Seine Gedanken waren noch mit dem Treffen beschäftigt gewesen.   Dumbledore rechnete damit, dass Voldemort Hogwarts angreifen würde, und Harry hoffte so sehr, dass er sich irrte. Sie alle wussten, dass er hinter dem jungen Potter her war. Bereits mehrmals hatte er schon versucht, ihn zu töten. Die letzten Jahre war es jedoch sehr still um ihn gewesen. Zu still. Harry wusste, es war nur noch eine Frage der Zeit, bis er ihm gegenüberstehen würde.   Sollte der Schauplatz ihres Aufeinandertreffens tatsächlich Hogwarts sein?   In Hogwarts befanden sich allerdings auch die mächtigen Lehrer. Sie und die Schutzzauber würden es den Todessern nicht leicht machen. Im Hogwarts-Express jedoch reisten die Schüler allein und waren somit auf sich gestellt. In nur zwei Wochen wäre es bereits soweit, und die Schüler würden in die Weihnachtsferien aufbrechen. Sirius, Remus und Mad-Eye gehörten zu den besten und tapfersten Zauberern, die Harry kannte. Er würde sich deutlich sicherer in seiner Haut fühlen, wenn sie dabei wären.   In diesem Moment kamen die Eulen in die Große Halle hineingeflogen und brachten die morgendliche Post. Hier und da fielen Briefe und Pakete auf die vier Haustische hinab. Auch Ron bekam einen Brief. Der Rotschopf stopfte sich das letzte Stück seines Brötchens in den Mund und öffnete den Brief mit seinem Frühstücksmesser. „Der ist von Bill“, sagte er kauend. Ginny schaute von ihrem Teller auf. Harry beobachtete sie aus den Augenwinkeln. In den letzten Tagen war die Schwester seines besten Freundes sehr still und wenn er sie genauer betrachtete, dann sah sie nicht gut aus; als wäre sie krank, blass und erschöpft. Ihr Frühstück hatte sie kaum angerührt. Harry fragte sich, ob es noch die Trauer um Percy war, oder ob im Moment etwas anderes das sonst so fröhliche Mädchen quälte. Mehrmals schon hatte er vorgehabt sie anzusprechen, aber die Worte waren ihm immer im Halse stecken geblieben. Wenn es um Gefühle ging, dann überließ er das Reden dann doch lieber Hermine.   Ron hielt ein Foto hoch. „Schau mal, Ginny. Er hat ein Foto von Dominique geschickt.“   Harry konnte noch einen Blick auf die magische Fotografie werfen, bevor Ginny danach griff. Zu sehen war ein Baby, eingewickelt in ein rosafarbenes Tuch, mit einer selbstgestrickten Mütze auf dem Kopf. Harry würde eine Galleone darauf verwetten, dass es ein Geschenk von Molly Weasley war. Sie war vermutlich überglücklich, über ihr erstes Enkelkind.   Ginny sah sich das Foto an und lächelte leicht. „Wie süß.“   „Du kannst es behalten“, meinte Ron gönnerhaft.   In dem Moment erschien Hermine. Sie ließ ein dickes Buch auf dem Tisch fallen und setzte sich auf den freien Platz neben dem Rotschopf.   „Endlich!“, seufzte sie, als hätte sie stundenlang Teller in der Küche auf Muggelart geschrubbt. „Ich verhungere!“ Hermine griff nach einem Croissant und biss genüsslich hinein.   Ron sah sie vorwurfsvoll an und fragte: „Willst du deinem Freund nicht mal einen Begrüßungskuss geben?“ Harry rollte mit den Augen und bemerkte, wie Ginny neben ihm einen seltsamen Laut machte. Als Ginny damals mit Michael zusammen war hatte Ron sich auch immer pikiert weggedreht, wenn er seine Schwester beim Knutschen erwischt hatte. Vermutlich ging es ihr mit ihm genauso. Harry konnte das nicht nachempfinden, da er selbst keine Geschwister hatte.   Hermine gab Ron einen flüchtigen Kuss auf die Lippen. Dann schlug sie das Buch auf. Während sie ihr Frühstück aß, blätterte sie die Seiten um. „Ich habe es endlich gefunden. Es ist zwar nicht viel, aber es ist ein Anfang.“ Bei einer bestimmten Seite angekommen drehte sie das Buch um und schob es Ginny zu. „Erinnerst du dich noch an unser Gespräch?“   Harry und Ron beugten sich beide neugierig zu Ginny und versuchten im Buch etwas lesen zu können. Ginny blickte auf die Seite und sagte nur: „Ohh.“   Hermine sah sie mit aufgeregtem Blick an. Ein Funkeln lag in ihren braunen Augen. „Es ist ein Schutzzauber.“   Ginny hob den Blick und sah Hermine mit großen Augen an. Einige Sekunden verstrichen, bis Ron sagte: „Kann mir mal einer verraten, worum es hier geht?“ Von Harry kam ein zustimmendes Nicken. Auch er wurde nicht schlau aus den wenigen Informationen, die die Schulsprecherin ihnen mitteilte. Hermine holte tief Luft und Harry wusste, dass ihnen eine lange Rede bevorstand.   „Erinnert ihr euch noch daran, dass Ginny nach dem Mondstein gefragt hat? Wir saßen hier in der Großen Halle, so wie jetzt auch. Seit diesem Tag habe ich versucht, etwas darüber herauszufinden, doch egal, welches Buch ich gelesen habe, ich konnte nichts finden. Nicht einmal Madam Pince hat davon gehört.“ Sie sah die drei der Reihe nach bedeutungsvoll an. „Ich hatte schon befürchtet, ich müsste mir Harrys Tarnumhang ausleihen und in der Verbotenen Abteilung nachschauen, doch dann bin ich endlich darauf gestoßen.“ Sie tippte wieder auf das Buch. „Ich erinnerte mich daran, dass Ginny Wahrsagen erwähnt hatte und so habe ich alle Bücher zum Thema Wahrsagerei durchgelesen.“   „War ja klar“, murmelte Ron.   „Darunter gab es ein Buch“, fuhr Hermine unbeirrt fort, „das sich mit dem Deuten der Mondphasen beschäftigte. Es wurde zwar ein Stein erwähnt, allerdings geht nicht daraus hervor, ob es der Mondstein sein soll, geschweige denn was es überhaupt damit auf sich hat. Allerdings wurde sehr oft ein anderes Buch erwähnt. Und zwar dieses hier.“ Es folgte eine bedeutungsschwangere Pause. Alle drei wollten hören, wie es weiterging. Hermine klappte das Buch zu, während sie einen Finger in der Seite mit dem Bericht stecken ließ, und offenbarte den Titel: Beschützt, bewahrt, geborgen: Wie magischer Schutz wirklich funktioniert*.   „Es ist ein Buch über Schutzzauber“, hauchte sie beinahe atemlos. „Es wurde so oft erwähnt, dass ich neugierig wurde und beim Lesen bin ich dann darauf gestoßen.“ Sie tippte auf den Bericht und zitierte: „… doch nichts ist und bleibt so mächtig wie der Mondstein.“   Mit einem triumphierenden Ausdruck im Gesicht lehnte sie sich zurück und verschränkte zufrieden die Arme vor der Brust. „Er wird leider sonst nichts weiter erwähnt, aber jetzt weiß ich wenigstens, wo ich suchen muss.“   „Wow“, sagte Harry, ehrlich beeindruckt. Wenn Hermine sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann zog sie es auch durch. Ron grinste seine Freundin stolz an.   Hermine strich sich eine widerspenstige Haarsträhne hinters Ohr. „Es war nur ein Gedanke, aber … ich dachte mir, wenn er wirklich so mächtig ist …“ Sie beugte sich wieder vor und flüsterte: „Vielleicht können wir ihn gegen Ihr-wisst-schon-wen verwenden.“   Es folgte eine lange Pause. Harry und Ron tauschten einen Blick. Schutz konnten sie gut gebrauchen. Für den Anfang klang das schon mal gar nicht schlecht. Es war nicht das erste Mal, dass Hermine in der Bibliothek etwas Nützliches für sie herausgefunden hatte. Harry erinnerte sich noch gut an ihr zweites Schuljahr, als es ihr gelungen war das Ungeheuer aus der Kammer des Schreckens zu enttarnen. Hoffentlich würde Hermine noch mehr über diesen mysteriösen Stein in Erfahrung bringen können.   „Sag mal Ginny“, begann Hermine langsam. „Woher weißt du davon?“   Alle drei blickten nun zu Ginny. Die wiederum starrte wie gebannt auf das Buch. Harry hätte es zwar nicht für möglich gehalten, aber sie wurde noch eine Spur blasser.   „Ich …“, begann sie. Ihr Mund war offen, doch es kamen keine Worte heraus. Dann stand sie plötzlich auf. „Entschuldigt mich“, brachte sie gepresst hervor und eilte aus der Großen Halle. Die drei Gryffindors sahen ihr mit fragenden Blicken nach.   Hermine boxte Ron leicht in die Seite. „Willst du ihr nicht hinterhergehen?“   „Wieso?“ Ron schüttelte heftig den Kopf. „Ich glaube, Ginny will jetzt in Ruhe gelassen werden.“   Hermine sah ihn skeptisch an. „Ach, glaubst du das, ja?“   „Ginny ist taff. Egal was es ist, sie wird drüber hinweg kommen.“   Während Hermine und Ron diskutierten sah Harry Ginny nach. Er sah gerade noch ihr langes rotes Haar, als sie durch die Flügeltüren der Halle schritt. Er fragte sich, was sie vor ihnen geheim hielt. Er kannte dieses Mädchen nun schon seit sieben Jahren und es gab noch so vieles, was er nicht über sie wusste. Sie waren Freunde, doch jeder von ihnen hatte seine Geheimnisse.   Zweifelsohne vertraute er ihr. Ginny war eine der tapfersten und ehrlichsten Personen, die er kannte. Eine wahre Gryffindor. Sie schreckte vor nichts zurück und wollte den Orden im Kampf gegen Lord Voldemort unterstützen. Die jüngste Weasley war eine begabte Hexe. Der Orden brauchte Leute wie sie, die unerschrocken und mutig gegen das Böse kämpften. Sie würde nicht untätig zusehen, wie die Welt, wie sie sie kannte, zugrunde ging. Ginny würde alles geben, für ihre Freunde und ihre Familie, da war er sich sicher.   Nur manchmal hatte er das Gefühl, dass sie etwas vor ihnen verbarg.   Und er fragte sich, wozu sie fähig war. Ginny war schon einmal vom Bösen angezogen worden. In ihrem ersten Schuljahr war es Tom Riddle gelungen sie mithilfe seines verzauberten Tagebuches zu kontrollieren. Während des gesamten Schuljahres hatte es niemand von ihnen – nicht einmal Ron – bemerkt.   „Harry!“, wurde er plötzlich aus seinen Gedanken gerissen. Verwirrt sah der Schwarzhaarige auf und blickte in Hermines fragendes Gesicht.   „Ja?“   „Ich meinte gerade, dass du Dumbledore danach fragen solltest“, schlug sie vor. „Es kann doch vielleicht sein, dass er schon einmal vom Mondstein gehört hat.“ Ron neben ihr nickte beistimmend.   „Ja“, sagte Harry nachdenklich. Sein Blick lag wieder auf der Tür der Großen Halle. „Ja, vielleicht.“       *Beschützt, bewahrt, geborgen: Wie magischer Schutz wirklich funktioniert, von Luisa Francia (2007) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)