In Zeiten des Krieges von stone0902 (Draco x Ginny) ================================================================================ Kapitel 9: Teil 1 – Kapitel 9 ----------------------------- Oktober 1997   „Wie schrecklich.“   „Furchtbar, einfach furchtbar.“   „Todesser in Hogsmeade, ich kann es nicht fassen.“   Direkt nach der Ankunft der Nachricht, dass die Todesser Hogsmeade angegriffen haben, hatte Albus Dumbledore eine spontane Lehrerversammlung einberufen. Die Lehrer waren alle noch zutiefst geschockt. Jeder hatte nur Bruchstücke aufgeschnappt – eine Information schrecklicher als die andere. Der Schulleiter hob seine Hand und bat somit um Ruhe.   „Glücklicherweise sind inzwischen alle Schüler wieder in Hogwarts. Argus protokolliert stets, wer das Gelände verlässt, und jeder einzelne von ihnen ist unversehrt zurückgekehrt. Niemand von ihnen wurde verletzt. Manche jedoch waren nicht weit vom Geschehen und sind – meiner Meinung nach verständlicherweise – ziemlich verstört. Gerade die jüngeren Schüler, die, die das erste Mal in Hogsmeade waren, könnten das Vertrauen in die sichere Umgebung verloren haben.   Die Lehrer sahen ihn mit besorgten Blicken an. Einige nickten mitfühlend.   Dumbledore fuhr fort: „Ich möchte die Hauslehrer bitten, in die Gemeinschaftsräume zu gehen und mit den Schülern zu sprechen. Hören Sie sich an, was sie zu sagen haben. Vielleicht haben Sie Fragen. Geben Sie ihnen das Gefühl, dass sie hier in Hogwarts sicher sind. Sprechen Sie mit den Schulsprechern und den Vertrauensschülern. Sie sollen ein offenes Ohr haben für diejenigen, die eins brauchen.“   Die vier Hauslehrer machten sich jeweils eine Notiz auf einem Stück Pergament. Der Schulleiter gab ihnen die Zeit und begann dann weiterzuerzählen.   „Bei dem Angriff gab es Verletzte – wie gesagt, niemand aus Hogwarts. Merlin sei Dank ist nichts Schlimmeres geschehen. Sie alle wurden ins St.-Mungo-Hospital gebracht und werden hoffentlich bald genesen.“ Dumbledore seufzte tief und faltete die Hände auf dem Tisch. Seine blauen Augen wirkten traurig und müde. „Ich fürchte, wir werden die Schüler nicht länger nach Hogsmeade gehen lassen dürfen.“   „Was bezwecken die Todesser damit?“, fragte Professor Sprout.   „Ich nehme an, genau das, was sie erreicht haben – uns in Angst zu versetzen.“   „Aber wieso“, fragte Professor Flitwick, „greifen Sie hier an, so nah an Hogwarts? Sie wissen doch, dass Sie hier sind, Albus. Es heißt doch, dass der einzige, den Sie-wissen-schon-wer je gefürchtet hat, Albus Dumbledore ist.“   Einige Lehrer nickten. Dumbledore hatte eine Vermutung. „Ich schätze, genau darauf kommt es an. Das war sein Ziel – zu zeigen, dass er vor nichts zurückschrecken wird. Dass dieser Angriff stattfand, während sich Schüler aus Hogwarts dort aufhielten, war gewiss kein Zufall. Voldemort“ – bei der Erwähnung seines Namens zuckten einige Lehrer zusammen – „will zeigen, dass er vor Hogwarts nicht zurückschreckt.“   Professor McGonagall sah ihn entsetzt an. „Heißt das, wir müssen mit einem Angriff rechnen?“ Madam Pomfrey schnappte nach Luft und Professor Trelawney begann leise zu wimmern.   Die Antwort fiel ihm nicht leicht. Der heutige Angriff war vielleicht nur ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen sollte. „Ich fürchte, das müssen wir, Minerva.“ Dumbledore sah die Lehrer der Reihe nach an. Er konnte sich gut vorstellen, wie ihnen zumute war. Auch ihm tat es in der Seele weh Hogwarts, sein Zuhause, in Gefahr zu sehen.   „Ich werde den Minister um Unterstützung bitten, was die Sicherheit in Hogwarts betrifft“, sagte Dumbledore. „Doch seit den letzten Veränderungen im Zaubereiministerium weiß ich nicht, ob wir mit seiner Hilfe rechnen können. Ich vermute, Sie alle haben die Artikel im Tagespropheten gelesen …“ Die meisten Lehrer nickten. Ihre Mienen waren gezeichnet von Furcht und Argwohn. Dumbledore selbst war zutiefst erschüttert über das, was im Ministerium vorsichging. Bis zuletzt hatte er an das gute Herz von Cornelius Fudge appelliert, doch seine Hoffnungen wurden nun zunichte gemacht. Langsam aber sicher lief das Zaubereiministerium zur dunklen Seite über.   „Gibt es noch irgendwelche Fragen?“   „Konnte man einige der Todesser ergreifen?“, fragte Professor McGonagall.   Dumbledore sah sie über seine Halbmondbrille hinweg an. „Laut meinen Informationen nicht, nein. Als die Auroren eintrafen, waren die Angreifer schon längst wieder verschwunden. Es ging wohl alles sehr schnell. Was ich jedoch noch lobend erwähnen möchte ist, dass einige unserer Schüler besonderen Mut zeigten, indem sie sich den Todessern zur Wehr setzten. Wie ich gehört habe sollen Mister Potter und einige andere Schüler sich einem Kampf gestellt haben.“   „Grundgütiger!“ Madam Pomfrey fiel beinahe in Ohnmacht und Professor McGonagall sah noch nie stolzer aus. Professor Snape warf ihr einen eisigen Blick zu. Die Stimmung um ihn herum war äußerst gespannt. Die Mehrzahl der hier anwesenden Lehrer misstraute ihm noch immer.   „Selbstverständlich möchten wir niemanden ermutigen, sich unnötig den Gefahren auszusetzen, doch ich finde, unsere Schüler haben eine besondere Anerkennung verdient und wir können stolz sein, auf das, was sie geleistet haben.“   „Ja.“   „Genau.“   „Das stimmt.“   „Nun denn“, sagte Dumbledore. „Wenn sonst keine weiteren Fragen bestehen möchte ich Sie bitten, sich nun um die Schüler zu kümmern.“   Nach und nach erhoben sich die Lehrer von Hogwarts von ihren Plätzen. Die ersten waren bereits aus der Tür, als Dumbledore den Zaubertränkelehrer noch einmal zu sich rief.   „Severus, auf ein Wort.“   ***   Dieser Tag würde in die Geschichte eingehen: der Tag, an dem Crabbe und Goyle in der Bibliothek saßen und lernten. Draco fragte sich, welcher Schwachkopf ihnen das tatsächlich abkaufen würde. Doch hier saßen sie nun: Vincent Crabbe, Gregory Goyle, Theodore Nott und Draco Malfoy, vier Slytherins an einem Tisch in der Bibliothek, vertieft in ihre Aufsätze umgeben von Büchern. Es war Goyles Idee gewesen. Möglichst unauffällig sollte es sein. Und Draco fragte sich: Was war auffälliger als diese zwei Analphabeten in der Bibliothek?   Nun gut, er wollte nicht lange diskutieren und so saßen sie hier schon seit einer guten halben Stunde und widmeten sich mehr oder weniger ihren Aufsätzen für Zaubertränke.   „Verdammt, ich wäre zu gerne dabei gewesen“, fluchte Crabbe. „Immer verpassen wir den Spaß.“   „Selbst schuld, wieso musstest du auch Parker vermöbeln und dir deswegen Nachsitzen einhandeln“, erwiderte Theodore kühl ohne von seinem Aufsatz aufzusehen.   Crabbe warf ihm einen bösen Blick über den Tisch zu. „Der hatte es nicht anders verdient!“   Schließlich sah Nott auf. „Parker ist ein Drittklässler. Verprügel das nächste Mal jemanden in deiner Größe.“ Missbilligend verzog er den Mund. Crabbe gab nur noch ein Grunzen als Antwort.   Gedanklich rollte Draco mit den Augen. Er musste Nott zustimmen, würde das aber niemals laut aussprechen. Wie sich herausstellte, war Theodore ebenfalls nicht in Hogsmeade gewesen, sondern hatte sich mit irgendeinem Mädchen vergnügt. Goyle hatte ebenfalls nachsitzen müssen, weil er zum wiederholten Male die Hausaufgaben für McGonagalls Fach vergessen hatte. Draco war von ihnen der einzige gewesen, der den Angriff der Todesser miterlebt hatte. Dieser lag nun schon vierundzwanzig Stunden zurück.   „Nun erzähl schon, Draco.“ Diesmal war es Goyle, der sprach. Er wirkte ganz aufgeregt. Inzwischen war sein Schulkamerad fast zwei Meter groß und ziemlich muskulös. Er bot einen einschüchternden Eindruck. Crabbe war zwar auch groß, aber immer noch fett. „Wie war es?“   „Ich habe nicht viel gesehen“, gestand Draco. „Es gab nur laute Explosionen, viel Geschrei und Gedränge. Ich war zu weit weg, um etwas Genaueres sehen zu können.“ Letztendlich hatte er nicht abstreiten können, dort gewesen zu sein. Schließlich hatten ihn mehrere Slytherins dort hingehen sehen und Filch hatte ihn auf seiner Liste abgehakt. Nach dem Angriff wurde strengstens kontrolliert, ob auch ja alle Schüler zurückgekehrt waren und kaum nachdem er einen Fuß in die Kerker gesetzt hatte, hatte Snape ihn schon darüber ausgequetscht, was geschehen war.   „Aber wieso wussten wir nichts davon?“, fragte Crabbe.   Alle drei sahen nun zu Draco. „Seht mich nicht so an. Ich habe keine Ahnung. Aber vielleicht war das ja der Sinn dahinter. Um nicht zu riskieren, dass man uns mit ihnen in Verbindung bringt. Hättet ihr es gewusst wärt ihr aller Wahrscheinlichkeit nach hingegangen, egal ob man es euch verboten hätte.“ Er zuckte mit den Schultern. „So wart zumindest ihr drei hier in Hogwarts und damit nicht weiter verdächtig. Mich haben dafür mehrere Schüler weit weg vom Geschehen beobachtet. Niemand kann mir etwas anhängen.“   „Das klingt plausibel“, sagte Nott. Crabbe und Goyle wirkten unentschlossen.   „Habt ihr das von Potter gehört?“, fragte Crabbe. „Angeblich soll er einige von ihnen umgelegt haben.“   Goyle sah in entrüstet an. „Laber keinen Scheiß, man!“   „Doch man, ich sag’s dir!“   Nott rieb sich die Nasenwurzel und schien sich beherrschen zu wollen. Er sah aus als hätte er starke Kopfschmerzen. „Wenn dem so wäre hätte Snape uns sicher etwas darüber gesagt“, raunte er.   „Potter würde nie jemanden umlegen“, benutzte Draco das gleiche Wort wie Crabbe. „Das würde sein Gryffindorherz nicht zulassen.“ Aber auch Draco hatte davon gehört. Überall in den Gängen redeten sie über die glorreichen Taten von St. Potter und seiner Bande. Mittendrin natürlich Granger und einige andere Gryffindors. Es sollen aber auch Ravenclaws und Hufflepuffs beteiligt gewesen sein. Nur von Slytherins war keine Rede …   In dem Moment flog ein rotes Memo auf Draco zog. Er schnappte das rote Papierstück aus der Luft, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und begann zu lesen. Seitdem er Schulsprecher war bekam er ständig Memos.   „Worum geht es?“, fragte Nott eher beiläufig, als wirklich interessiert.   Draco steckte das Memo in seine Umhangtasche. „Snape will uns Schulsprecher sprechen.“   Goyles Augen verengten sich bei dem Wort uns. „Muss voll hart für dich sein, man, ständig mit dem Schlammblut zusammen sein zu müssen.“ In seiner Stimme lag pure Abneigung. Wieder sahen ihn alle drei an. Aber Draco zuckte nur mit den Schultern. „Ich kann nichts dagegen machen.“ Ständig spürte er Grangers wachsamen Blick auf sich, als würde sie alles abwägen, was er tat, und nur auf eine Situation warten, um ihn zu überführen. Aber Draco war vorsichtig. Vor ihr würde er sich keine Blöße geben. „Aber es hat auch etwas Gutes“, fuhr er fort, während er gedankenverloren mit seiner Schreibfeder spielte. Drei fragende Augenpaare blickten ihn an. „Durch sie könnte ich an Informationen kommen.“   Nott hob eine Augenbraue. Er schien einen Moment darüber nachzudenken, bevor er sagte: „Ja, vielleicht.“   Goyle nickte, nur Crabbe schien ihnen nicht ganz folgen zu können. Nach einigen Augenblicken fragte er: „Kann ich von einem von euch abschreiben?“   Draco rollte mit den Augen und schob ihm seinen Aufsatz rüber. Wie oft hatte er die zwei schon abschreiben lassen? In der Schule waren sie keine wirklichen Genies, doch dafür konnte sie ordentlich zuhauen, wovon Draco in der Vergangenheit ziemlich oft Gebrauch genommen hatte. Ihre schonungslose Brutalität bereicherte auch ihr Quidditchteam.   Während Goyle ebenfalls auf Dracos Unterlagen schielte begann Nott wieder zu schreiben. Abschreiben hatte er nicht nötig. Der Slytherin war ein guter Schüler. Nicht so gut wie Draco, aber seine Noten konnten sich sehen lassen. Sein bestes Fach war Zauberkunst. Leider musste Draco sich eingestehen, dass sein Mitschüler ihm in diesem Fach überlegen war. Vor allem an seinen Nebelzauber kam niemand heran.   Draco ließ den Blick durch die Bibliothek wandern. Niemand der anwesenden Schüler schien den Slytherins auch nur die geringste Beachtung zu schenken. Sie alle hielten sich lieber von ihnen fern. Nur Madam Pince stierte hin und wieder zu ihnen herüber. Da er mit seinen Hausaufgaben schon fertig war, nahm er sich das Buch für Zaubertränke und begann den vergangenen Unterrichtsstoff noch einmal durchzugehen. Während er las, weckte ein Name schließlich seine Aufmerksamkeit.   „Und? Hast du mit Ginny geredet?“   „Ja, man …“ Die Stimme klang niedergeschlagen. „Ich hätte es lassen sollen.“   Nur zwei Meter entfernt von ihnen standen zwei Ravenclaws neben einem Bücherregal. Sie unterhielten sich leise, aber doch so laut, dass Draco jedes Wort von ihnen verstehen konnte.   „Was hat sie denn gesagt?“   „Sie hat nein gesagt.“   „Oh, das tut mir aber leid.“   Während Draco eine Seite seines Buches umblätterte warf er einen kurzen Blick zu den beiden Jungen. Es reichte aus um Michael Corner und Anthony Goldstein zu erkennen. Er konnte sich daran erinnern, dass Corner und Weasley ein Paar gewesen waren, bevor der Ravenclaw dann etwas mit Cho Chang angefangen hatte. Draco konnte sich noch an Pansys damalige Lästereien erinnern. Er gab vor in seinem Buch zu lesen, während er lauschte.   „Du hast doch Wahrsagerblut in deinen Adern, du hättest doch wissen müss–“   „Michael, wie oft soll ich dir noch sagen, dass ich nicht wahrsagen kann?“, regte Goldstein sich auf. Madam Pince hüstelte pikiert und sie sprachen wieder leiser miteinander. „Seit Generationen hat kein Goldstein mehr irgendetwas gesehen. Meine Ur-ur-ur-was-weiß-ich-Großmutter konnte so was, aber ich nicht!“, zischte er.   „Ist ja auch egal“, sagte Corner. „Es hat sich erledigt. Und ich dachte echt, sie nimmt mich zurück. Was war ich nur für ein Idiot.“ Geknickt trat er gegen das Bücherregal. „Ach ich war selbst schuld …“   „Vergiss sie einfach, man“, sagte Goldstein. „Es gibt noch tausend andere.“   Corner seufzte. „Ja, aber keine ist wie Ginny.“   Draco hätte brechen können. Was für ein Weichei. Er hatte Corner noch nie leiden können und er gab es nicht gern zu, aber er verspürte eine gewisse Schadenfreude, aufgrund der Tatsache, dass Weasley ihm offenbar einen Korb gegeben hatte. Was hatte sie nur je an ihm gefunden?   „Und weißt du was das Schlimmste ist?“, flüsterte Corner. „Sie sagte, es gibt einen anderen.“   „Hm, vielleicht hat sie das ja auch nur gesagt, um dich loszuwerden? Hey, sieh mich nicht so an! Nichts gegen dich, Michael. Ich meine ja nur, es könnte doch sein, damit du nicht weiter nachbohrst. Hat sie gesagt wen?“   Draco wurde ganz schlecht. Bei Salazar, bitte nicht ... Der Slytherin konnte sich schon denken, über wen sie gesprochen hatte. Dafür brauchte er weder Karten noch eine Kugel. Weasleys Vernarrtheit in ihn war offensichtlich. Ihre Gefühle waren nicht gut, sie waren Gift, tödliches Gift für sie beide und er hatte, statt das Feuer zu löschen es noch weiter angeheizt, in dem er sie geküsst hatte. Sie hatte sich nicht dagegen gewehrt. Natürlich nicht. Er konnte spüren, dass sie ihn begehrte und dass sie mehr von ihm wollte.   Aber das konnte er ihr nicht geben.   Er konnte nicht leugnen, dass er sich ebenfalls zu ihr hingezogen fühlte, doch es war bereits vorbei noch bevor es begonnen hatte. Ein Malfoy und eine Weasley? Er würde enterbt werden und damit hätte er es noch ziemlich gut getroffen. Der Dunkle Lord verstand keinen Spaß bei Blutsverrätern.   Schon immer hatten andere für ihn die Entscheidungen getroffen, so erging es Draco seitdem er sich erinnern konnte. Sein Vater entschied mit welchen Leuten er sich abgab, welche Fächer er in Hogwarts belegte, er bestimmte über sein Leben und seine Zukunft. Sie war bereits perfekt für ihn geplant. Draco hatte sich nur noch an die Anweisungen zu halten. Alles wurde für ihn entschieden. Nicht einmal bei der Wahl der Partnerin hatte er eine freie Wahl.   Sein Weg war vorherbestimmt und er würde ihm folgen. Sein Schicksal war unausweichlich.   Angespannt wartete er darauf, was der Ravenclaw als nächstes sagen würde.   „Nein.“ Und nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: „Ich habe keine Ahnung wer es sein könnte.“   Draco schnaubte.   Nott sah ihn an. „Hast du was gesagt?“   „Ich? Nein.“   Einige Sekunden sah Nott ihn misstrauisch an, dann beugte er sich wieder über seinen Aufsatz. Der war ja schlimmer als Madam Pince. Draco war froh, dass er inzwischen – seiner Großmutter sei Dank –  Okklumentik beherrschte. Denn man konnte nie vorsichtig genug sein. Crabbe und Goyle hatten mal wieder nichts mitbekommen. Beide schrieben immer noch Dracos Notizen ab.   Währenddessen machten sich Corner und Goldstein auf den Weg die Bibliothek wieder zu verlassen, vertieft in ein Gespräch, das nun außer Hörweite lag.   Dracos Hand glitt in die Tasche seines Schulumhangs und umfasste seinen Zauberstab. Mithilfe eines ungesagten Zaubers übte er einen Stolperfluch aus.   Corner stolperte und fiel der Länge nach hin. Sein Freund stand völlig perplex neben ihm und starrte auf ihn hinab.   „Passen Sie doch auf, Mister Corner!“, rief Madam Pince, die sofort zur Stelle eilte. „Sie sind hier in einer Bibliothek!“ Einige Schüler lachten laut, allen voran Crabbe und Goyle. Draco grinste breit. Der Ravenclaw rappelte sich langsam auf und lief vor Verlegenheit rot an. Eilig stürmte er aus der Bibliothek, dicht gefolgt von Goldstein.   Draco sah ihm hämisch hinterher und war ziemlich zufrieden mit sich. Anschließend begann er wieder zu lesen, nicht ohne den Blick von Nott zu bemerken, der ihn skeptisch musterte.   ***   Sie träumte … Sie befand sich im Verbotenen Wald ... Es war dunkel … Ihre Finger zitterten und das Herz klopfte ihr bis zum Hals …   Ein Flüstern …   „Ginevra …“   Sie lief … Sie hatte Angst … Ungeheure Angst ... Etwas war hinter ihr her ...   Es jagte sie ...   Kein Werwolf … Kein Todesser … Etwas viel Schlimmeres war hinter ihr her …   Sie wollte rennen, doch sie konnte nicht … Sie wurde immer langsamer … So sehr sie sich auch anstrengte, das Gehen fiel ihr schwer ... Ihre Beine, ihre Füße waren wie Blei … Mit aller Kraft setzte sie einen Fuß vor den anderen …   „Ginevra …“   „Ich habe Angst …“   Sie brach auf dem Boden zusammen und kroch weiter …   „Wo willst du hin?“   Seine Stimme jagte ihr eine Gänsehaut über den Rücken ... Sie wollte schreien, doch sie blieb stumm …   Angst … Panische Angst …   „Wo willst du hin, Ginevra?“   Kalte Hände legten sich auf ihren Rücken ...   „Nein …“   „Willst du zu ihm?“   Die Hände strichen über ihren Rücken ... Drückten sie auf den Boden ... Sie versuchte weiter zu kriechen ... Langsam nur kam sie voran ... Er war so schwer ... So schwer ... Sie bekam kaum noch Luft … Etwas Schweres lag auf ihr …   „Hilfe!“   „Er wird dir nicht helfen …“   Die kalten Finger fanden ihren Weg zu ihrem Hals … Für einen Moment dachte sie panisch, sie würden ihre Kehle zudrücken … Doch sie wanderten weiter und umfassten ihr Gesicht …   Angst …   Sie hatte solche Angst vor ihm ... Sie wollte ihn nicht sehen ...   Seine Stimme säuselte an ihrem Ohr: „Niemand wird dir helfen …“   „Hilf mir!“   Ihr Zauberstab ... Wo war er?... Sie konnte sich nicht wehren … Sich nicht bewegen ...   „Du bist allein, Ginevra, ganz allein ... Niemand braucht dich ... Niemand liebt dich ...“   Sie weinte ... Weinte bittere Tränen ...   Alles um sie herum war dunkel ... Sie konnte sich nicht bewegen und sie war allein ... Niemand befreite sie aus ihrem Elend ... Und sie konnte sich nicht selbst daraus befreien ...   War dies das Ende?   Ein bitteres Lachen ...   Nein …   Sie begann zu kämpfen … Wehrte sich … Versuchte aufzustehen …   Sie würde nicht aufgeben ...   Sie setzte einen Fuß nach dem anderen ...   Dann riss es sie von den Beinen ...   Mit einem dumpfen Aufprall landete sie wieder auf dem Boden ... Sie lag auf dem Rücken …   Sie keuchte, schnappte nach Luft ... Es tat weh ... Sie konnte nicht aufstehen … Etwas saß auf ihr ... Aber sie traute sich nicht nachzuschauen ... Sie hatte viel zu große Angst ...   „Ginevra …“   Die Berührung war sanft ... Die Finger streichelten über ihre Wange, liebkosten sie …   „Mal wieder bist du blind, blind vor Liebe, und siehst die Gefahr nicht …“   Diese vertraute Stimme …   Als sie langsam ihre Augen öffnete sah sie sein Gesicht ... Rote Augen sahen sie an ... Er war ihrem Gesicht ganz nah ... So wunderschön … Und so gefährlich … Leise flüsterte er ihr zu, sanft wie ein Engel, doch seine Worte waren nichts als Hass ...   „Er liebt dich nicht … Genauso wenig wie ich dich geliebt habe … Wie könnte er dich lieben? … Du bist eine Blutsverräterin … Du bist arm … Du hast nichts zu bieten … Klein und schwach … So schwach …“   Sie wollte ihren Blick abwenden doch er packte ihr Gesicht und zwang sie ihn anzusehen ... Riddle kauerte über ihrem Körper ...   „Er gehört zu mir … Das weißt du … Tief in deinem Inneren weißt du es … Du willst ihn beschützen … Aber das kannst du nicht … Genauso wenig, wie du deinen Bruder beschützen konntest …“   Sie fing an zu wimmern …   „Ich habe ihn getötet ... Ja, du weißt es … Du weißt, dass ich es war …“   „Nein …“   „Spürst du es? Spürst du den Schmerz? Liebe ist Schmerz, Ginevra …“   Seine kalten Lippen strichen über ihre Wange …   „Du wirst noch so unendlich viel leiden …“   „Lass mich in Ruhe! Geh weg von mir!“   Sie schrie, schrie ihn an ... Doch er lächelte nur ... Aus seinem Umhang holte er etwas hervor … Ein Dolch, ein langer, spitzer Dolch …. Mit einer weißen Klinge …   Entsetzt riss sie die Augen auf … Ihre Hände drückten gegen ihn, versuchten ihn von sich zu stoßen, doch sie hatte keine Kraft …   „Du wirst mich niemals loswerden … Ich werde immer ein Teil von dir sein …“   Und er stach zu …   „Ihr werdet alle sterben …“   Er lächelte … Sie schrie …   „Und du bist die Nächste …“   … und schrie … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)