In Zeiten des Krieges von stone0902 (Draco x Ginny) ================================================================================ Kapitel 3: Teil 1 – Kapitel 3 ----------------------------- September 1997   Das silberne Abzeichen glänzte an ihrem dunklen Umhang. Ginny trug das Vertrauensschülerabzeichen, das sie von Professor McGonagall Anfang ihres fünften Schuljahres überreicht bekommen hatte, immer noch mit Stolz. Gemeinsam mit ihrem Mitschüler Euan Abercrombie bekleidete sie dieses ehrenvolle Amt nun schon seit über einem Jahr. Ihre Mutter wäre damals vor Stolz beinahe geplatzt. Nach Ron war Ginny nun schon der fünfte Vertrauensschüler in der Familie. Abgesehen von den Pflichten, die ein Vertrauensschüler besaß, genoss sie auch einige Privilegien, wie zum Beispiel die Benutzung des Vertrauensschülerbads. Und Ginny freute sich darauf, endlich mal wieder in der riesigen Wanne ein Bad nehmen zu können.   Im fünften Stock angekommen fand sie schnell die entsprechende Tür neben der Statue von Boris dem Bekloppten. In ihren Armen hielt sie zwei große flauschige Handtücher. Die Schule hatte gerade erst begonnen, doch die Lehrer ließen ihren Schülern nicht viel Zeit, um sich nach den langen erholsamen Ferien und nach den anstrengenden Prüfungen des letzten Schuljahres wieder an den Unterricht zu gewöhnen. Der Tag hatte begonnen mit einer Doppelstunde Verwandlung, gefolgt von Zaubertränke und sowohl McGonagall als auch Snape hatten ihre Schüler bereits mit Hausaufgaben überschüttetet. Nach dem Mittagessen stand noch Zauberkunst auf dem Lehrplan, gefolgt von Pflege magischer Geschöpfe. Im Anschluss daran war Ginny beim Quidditchtraining gewesen. Alles in allem also ein ziemlich langer und anstrengender Tag. Umso mehr freute sie sich auf das entspannende Schaumbad.   Ginny lächelte und summte gut gelaunt eine Melodie, die ihr gerade in den Sinn kam und griff nach der Türklinke zum Vertrauensschülerbad. Doch als sie sie herunterdrückte blieb die Tür verschlossen. Irritiert runzelte die Gryffindor die Stirn. Sie drückte die Klinke noch einmal hinunter. Verschlossen. Hatte sie sich in der Zeit geirrt?   Nun klopfte Ginny an die Tür. Vielleicht war jemand vor ihr im Bad, der jeden Augenblick herauskommen und den Weg frei machen würde. Schließlich gab es einen Zeitplan für das Bad, in dem sich die Schüler eintragen sollten, damit es keine Überschneidungen gab. Oder aber derjenige hatte beim Baden die Zeit vergessen. Gab es dort drin eine Uhr? Ginny konnte sich nicht mehr daran erinnern.   Doch als sich nach mehreren langen Augenblicken immer noch nichts tat und sie abermals an der Tür rüttelte, wurde Ginny langsam sauer.   „Alohomora“, versuchte sie ihr Glück, doch die Tür blieb immer noch verschlossen. Genervt wippte sie mit dem Fuß auf und ab. Bereits zum dritten Mal klopfte Ginny an die Tür des Vertrauensschülerbads. Das durfte doch nicht wahr sein! Sie hatte sich für diese Uhrzeit bereits am Anfang der Woche eingetragen und das Bad reserviert und nun war die Tür verschlossen! Irgendjemand besetzte es, obwohl sie es bereits gebucht hatte. Sie überlegte, ob sie zurück zum Schlafsaal gehen und das Bad ein anderes Mal aufsuchen sollte, doch diese Gedanken warf sie schnell wieder beiseite. Sie hatte sich eingetragen und sie wollte auch ihr entspannendes Schaumbad nehmen. Das hatte sie sich einfach verdient! Und demjenigen, der einfach die Badezeiten ignorierte und ihre Zeit stahl, dem würde sie klarmachen, das man sich mit einer Weasley nicht anlegte.   Ein tiefer Seufzer kam über ihre Lippen. Ginny lehnte sich gegen die kalte Steinwand und stieß in Gedanken wüste Beschimpfungen gegenüber demjenigen hinter dieser Tür aus. Die Menschen in den Porträts an den Wänden warfen ihr schon komische Blicke zu.   „Wie spät ist es?“, fragte Ginny einen Zauberer in dem Porträt ihr gegenüber. Er saß auf einem Holzstuhl mit einer hohen Lehne und las in einem Buch.   Als er den Blick hob, antwortete er: „Woher soll ich das wissen? Ich bin nur ein Gemälde in diesem Schloss. Wenn du unbedingt die Uhrzeit erfahren möchtest, dann beschwöre dir doch eine Uhr.“ Und er blickte wieder auf sein Buch hinab.   „Danke für nichts“, murmelte Ginny und sie war sich sicher vom Porträt ein pikiertes Hüsteln zu hören.   Nun rutschte sie an der Wand hinunter und setzte sich auf den Boden, die Beine an den Körper gezogen und immer noch die flauschigen Handtücher im Schoß. Wer auch immer da drin war musste ein Vertrauensschüler sein. Sie überlegte, wer außer ihr noch in Frage käme. Abercrombie hatte sie im Gemeinschaftsraum bei einigen anderen Sechstklässlern sitzen sehen. Er schied also aus. Blieben immer noch vier aus Gryffindor, sowie jeweils sechs Vertrauensschüler aus Ravenclaw, Hufflepuff und Slytherin. Außer den Vertrauensschülern gab es noch weitere Personen, die dieses Bad benutzen durften: die Kapitäne der Quidditchmannschaften, was wieder insgesamt vier Schüler bedeutete, sowie die beiden Schulsprecher. Machten insgesamt, wenn Ginny sich selbst mitzählte, dreißig Personen, die dieses Bad nutzen durften. Und einer von ihnen hielt sich nicht an die Regeln ...   Ginny würde die ganze Nacht warten, wenn es sein musste. Sie hatte sich so sehr darauf gefreut und würde nicht eher gehen, bis ihre Fingerkuppen schrumpelig vom Badewasser waren und ihre Haare nach Erdbeere dufteten. Gerade, als sie ihr Gesicht frustriert in den Handtüchern vergrub, hörte sie neben sich das Geräusch eines klackenden Türschlosses. Die Tür öffnete sich und Ginny sprang wie von der Acromantula gestochen auf. Aus dem Raum drang der Duft von süßlicher Vanille.   „Das wird ja auch mal Zeit!“, donnerte sie los noch ehe sie sah, wer ihr gegenüberstand. Doch das hätte auch keinen Unterschied gemacht. War ja klar, dass es ein Slytherin war, der ihr den Abend versaute. Aus der Tür trat Draco Malfoy, der diesjährige Schulsprecher, mit noch nassen Haarspitzen, der sich seinem Gesichtsausdruck nach keiner Schuld bewusst war. Ginny deutete tadelnd mit dem Finger auf ihn. „Bist du da drin eingeschlafen oder bist du zu blöd um die Uhr zu lesen? Ich hatte für acht Uhr das Bad reserviert!“ Ihre Wangen färbten sich bereits rot, so wie immer, wenn sie sich über etwas aufregte.   Doch Malfoy sah sie nur unbeeindruckt und selbstgefällig an. „Was willst du denn hier, Weasley? Dieses Bad ist nur für Vertrauensschüler.“   „Ich bin Vertrauensschülerin, falls es dir noch nicht aufgefallen ist!“, fauchte sie und deutete auf ihr silbernes Abzeichen. Seine Ignoranz kotzte sie an. Seit einem Jahr trug Ginny bereits diesen Titel und Malfoy, der sich immer für wichtiger als alle anderen hielt, schien davon nicht einmal Notiz genommen zu haben. Im Hogwarts Express gab es sogar ein eigenes Abteil für die Vertrauensschüler, in dem sie gemeinsam gesessen hatten, denn Malfoy war ebenfalls Vertrauensschüler, bevor man ihn zum Schulsprecher ernannt hatte. Nun übte er beide Positionen aus.    Der Blonde warf einen kurzen Blick auf das Abzeichen, gab aber keine weitere Gefühlsregung von sich. „Dann wurde das anscheinend auch in eurer Familie weitergegeben, so wie vermutlich die Kleidung, die du trägst.“ Er musterte sie von Kopf bis Fuß. Ginny hasste diesen Blick, mit dem er sie so oft ansah. Er sah sie abschätzend und abwertend an und in seiner Gegenwart kam sie sich immer so klein vor. „Und wenn schon“, fuhr er unbeeindruckt fort. „Ich bin Schulsprecher und somit höhergestellt.“ Er reckte arrogant das Kinn. „Wie in so vielen Bereichen.“   „Auch ein Schulsprecher sollte einen Zeitplan lesen können! Und jetzt verzieh dich, damit ich endlich baden kann!“ Sie bemerkte gar nicht, dass sie die Handtücher in ihren Armen beinahe vor Wut zerquetschte. Ihre Finger krallten sich in den weichen Stoff, womit sie den Impuls unterdrückte, nach ihrem Zauberstab zu greifen. Schließlich hatte sie nur vorgehabt ein Bad zu nehmen und nicht sich in den Gängen zu duellieren. „Du weißt, dass ich dir Hauspunkte abziehen könnte“, mahnte sie, was ihn belustigt schmunzeln ließ.   „Genauso wie ich dir Punkte abziehen könnte“, entgegnete er.   Ginny schnaubte. „Ach, ja? Und wofür bitte?“ Sie hatte schließlich nichts Unrechtes getan. Und dass Slytherins nicht uneigennützig handelten, was die Hauspunkte betraf, war allgemein bekannt. Snape war das beste Beispiel dafür.   Er sah sie ruhig an. „Zum Beispiel wegen Belästigung.“   Ginny lachte trocken auf. Das war ja lachhaft! „Na, das wüsste ich aber.“   „Hör auf mich ständig anzustarren. Das nervt langsam“, sagte er mit einer Ernsthaftigkeit in der Stimme, die Ginny aufhorchen ließ. Mit dieser Aussage meinte er nicht die jetzige Situation, sondern er sprach etwas an, über das er anscheinend genauestens Bescheid wusste. Und sie fühlte sich plötzlich ertappt. Oh nein, er hatte bemerkt, dass sie ihn heimlich beobachtete! In ihrem Kopf ratterte es auf der Suche nach einer Ausrede und sie öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch ihr fiel nichts ein und sie schloss ihn wieder ohne etwas gesagt zu haben.   „Und jetzt geh mir aus dem Weg“, schnarrte er, „bevor ich dir Punkte wegen Behinderung des Schulsprechers bei seinen Pflichten abziehe.“   „Du bist so ein Arsch!“ Ginnys Augen funkelten ihn böse an, doch sie trat beiseite und ließ ihn passieren. Malfoy warf ihr noch einen letzten abschätzigen Blick zu, bevor er sich umdrehte, nicht ohne eine letzte rüde Geste mit der Hand zum Abschied. Wütend knallte Ginny die Tür zu und schloss sie ab.   „Dieser miese kleine …“   Für was auch immer sie ihn hielt behielt sie vorerst für sich. Ginny drehte sich um und sah nun das Vertrauensschülerbad in all seiner Pracht. Durch die riesigen Fenster konnte man die untergehende Sonne beobachten. Bunte Mosaiktafeln verzierten die Fensterscheiben. Ein wildes Potpourri an Gerüchen drang in ihre Nase. Der Duft von Badeölen und -salzen roch so himmlisch und verlockend. Die riesige im Boden eingelassene Wanne bot Platz genug für ihre gesamte Familie. In der leeren Wanne befanden sich noch letzte Schaumreste von ihrem vorherigen Bad. Wenn Ginny überlegte, wer zuletzt in der Badewanne gesessen hatte, dann schüttelte es sie. Sie ging zu den zahlreichen Wasserhähnen und drehte sie auf. Wasser strömte in den verschiedensten Farben in die Wanne. Sie füllte sich schnell und Ginny schlüpfte aus ihren Sachen. Als sie ins Becken eintauchte umhüllte sie das heiße Wasser. Sie legte sich hin, lehnte den Kopf ans Beckenende und schloss die Augen. So ließ es sich aushalten. Die Wärme tat gut und lockerte die verspannten Muskeln.   Langsam tauchte sie bis zur Nasenspitze hinab. Am liebsten würde sie hier ewig drin bleiben. Sie ließ den Blick durch den Raum wandern und ihre Augen blieben an der Uhr hängen, die an der Wand hing.   Dieser Mistkerl, dachte sie verärgert. Es gab also doch eine Uhr! Es war bereits nach halb neun, das hieß, dass die Hälfte ihrer Zeit bereits um war, dabei war sie gerade erst in die Wanne gestiegen. Das Bad konnte man immer nur für eine Stunde blocken und Ginny hatte, als sie sich in die Liste eingetragen hatte, bereits gesehen, dass jemand das Bad nach ihr geblockt hatte. Sie besah sich die vielen Fläschchen an Shampoo und schnupperte an allen, bevor sie sich für eine Sorte entschied und ihre Haare wusch. Jetzt rochen sie nach süßer Erdbeere.   Danach genoss sie noch ein wenig die Ruhe und versuchte sich zu entspannen. Doch ihre Gedanken wanderten immer wieder zu Malfoy. Er hatte bemerkt, dass sie ihn beobachtet hatte. Nun, was hieß beobachtet – ihr Blick war ab und zu an ihm hängen geblieben. Und sie war sich sicher gewesen, dass es unbemerkt geschehen war. Der Slytherin war seit Ginny ihn kannte jemand, der gerne die Aufmerksamkeit auf sich zog und oft im Mittelpunkt stand. In den letzten Jahren war es schon oft zu Streitigkeiten zwischen ihnen gekommen, da er sich gerne einen Scherz daraus machte über ihre Familie herzuziehen und so behielt sie ihn gern im Auge, denn wie hieß es so schön: Kenne deine Freunde, deine Feinde aber erst recht!   In den Ferien hatten sie im Fuchsbau oft über die Malfoys gesprochen. Schon lange kursierten die Gerüchte, dass der Malfoyerbe ein Todesser sein soll. Ron, Fred und Charlie hatten heftig darüber diskutiert. Seit dem einen Abend im Drei Besen war Ginny seine Bemerkung nicht mehr aus dem Kopf gegangen und sie hatte oft über ihn nachgedacht. Er, so wie einige andere Slytherins, wie Crabbe, Goyle und Nott, kamen aus Todesser-Familien und machten selbst in Hogwarts keinen Hehl daraus mit den Prinzipien des Dunklen Lords zu sympathisieren. Viele munkelten auch, dass Severus Snape ebenfalls ein Anhänger Voldemorts sein soll, der die Slytherins insgeheim zu neuen Todessern ausbildete. Doch Ginny konnte all das nicht glauben, wollte all das vielleicht auch nicht glauben. Wenn es danach ging, kam sie viel mehr nach ihrer Mutter, die stets an das Gute im Menschen glaubte. Und Dumbledore hätte wohl kaum Draco Malfoy zum Schulsprecher ernannt, wenn er davon überzeugt wäre, dass er auf der falschen Seite stünde. Nicht wahr?   Früher oder später würde sie es erfahren. Wenn eins feststand, dann, dass es bald einen Krieg geben würde. Wann war ungewiss. Es könnte jeden Tag soweit sein. Voldemort rekrutierte immer mehr Anhänger. In den letzten Wochen und Monaten hatten die Angriffe auf Muggel stetig zugenommen. Großbritannien war schon lange nicht mehr sicher.   Aber in Hogwarts würde ihnen nichts passieren. Einige Schüler waren nach den Ferien nicht zurückgekehrt, da deren Eltern dachten, es wäre nicht mehr sicher, doch welcher Ort war sicherer als Hogwarts? Und außerdem gab es dann noch Dumbledore. Der mächtigste Zauberer aller Zeiten. Voldemort würde es nicht wagen, diese Schule anzugreifen.   Ginny hatte noch zwei Jahre vor sich, die sie hier verbringen sollte. Wie die Welt wohl in zwei Jahren aussehen würde? Wenn sie an Malfoy dachte, bekam sie ein mulmiges Gefühl. Sie würde ihn auf jeden Fall im Auge behalten. Doch sie musste vorsichtiger sein.   Ginny spielte mit dem knisternden Schaum, nahm ihn in die Hände und pustete ihn weg. Er flog in vielen kleinen Flocken in die Luft. Winzige Lichtreflexe spiegelten sich in ihm.   Was die Zukunft bringen würde war ungewiss, doch Ginny wusste, sie würde ihr möglichstes tun und für eine bessere Welt kämpfen.   Koste es, was es wolle. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)