In Zeiten des Krieges von stone0902 (Draco x Ginny) ================================================================================ Kapitel 1: Teil 1 – Kapitel 1 ----------------------------- Mai 1997   Es herrschte ausgelassene Stimmung im Drei Besen. Das Wirtshaus in dem Zaubererdorf Hogsmeade war an diesem Samstagabend sehr gut besucht. Es wimmelte nur so von Hexen und Zauberern und Madam Rosmerta war vollauf damit beschäftigt ihre Gäste zu bedienen und Butterbier auszuschenken. Ein Tisch fiel an diesem Abend besonders auf, denn dort wurde laut und fröhlich gesungen und gelacht. Sieben Personen saßen zusammengerückt an einem runden Tisch und stießen mit ihren Krügen voller Butterbier an. Die Quidditchmannschaft von Gryffindor war in Rot gekleidet und trug somit die Farbe ihres Hauses, welchem sie in Hogwarts angehörten. Nur wenige Stunden zuvor hatten sie ihr Quidditchspiel gegen Ravenclaw gewonnen – das zweite Spiel in Folge, wohlgemerkt – und wenn sie das kommende Spiel gegen Slytherin gewinnen würden, welches im Juni stattfinden sollte, gehörte der Quidditch-Pokal am Ende des Jahres ihnen.   Dieser Triumph musste natürlich ausgiebig gefeiert werden. Der Kapitän der Mannschaft hatte das anstehende Wochenende in Hogsmeade genutzt und seine Mannschaft auf eine Runde Butterbier eingeladen. Der Kapitän und Sucher der Mannschaft war Harry Potter, der den Schnatz gefangen und damit nicht nur hundertfünfzig Punkte, sondern auch den Sieg errungen hatte. Die Position des Hüters wurde von seinem besten Freund Ron Weasley besetzt und noch eine weitere Weasley spielte in der gryffindorschen Hausmannschaft: seine ein Jahr jüngere Schwester Ginny. Sie war eine Jägerin, ebenso wie Demelza Robins und Katie Bell. Für Katie war es das vorletzte Quidditchspiel gewesen, denn die Siebtklässlerin beendete diesen Sommer ihre Ausbildung in Hogwarts. Jimmy Peakes und Ritchie Coote waren die beiden Treiber der Mannschaft und außerdem die jüngsten im Team.   Die anstehenden Prüfungen, wie die ZAGs und die UTZe, gerieten für den Augenblick in Vergessenheit. Sie alle genossen ihren Aufenthalt in dem Zaubererdorf. Die Wochenenden in Hogsmeade waren einfach zu selten, deshalb kosteten die Schüler diesen Moment aus, genossen die kurzen Stunden des Glücks, bis sie sich wieder dem Ernst des Lebens stellen mussten. Nichts würde ihre gute Laune trüben, denn das ganze Jahr über hatten sie trainiert und hart gearbeitet, um ihrem Ziel, dem Quidditchpokal, ein Stückchen näher zu kommen.   „Madam Rosmerta! Noch eine Runde!“, rief Ron der Wirtin zu und seine Mannschaftskameraden jubelten und klatschten erfreut.   „Aber kein Butterbier mehr für Jimmy“, lachte Ginny. „Der ist schon ganz rot um die Nase!“   Jimmy, der seinen Krug mit beiden Händen umklammert hielt, grinste breit und erwiderte: „Och, eins vertrag ich schon noch.“   Als Madam Rosmerta die sieben Butterbiere servierte, bedachte sie Jimmy mit einem besorgten Blick, beschloss aber für den heutigen Abend nicht zu streng mit den feiernden Schülern zu sein. Die Mannschaftsmitglieder hatten in der Mitte des Tisches einen heraufbeschworenen alten Zaubererhut platziert, in dem jeder ein paar Münzen hinein geworfen hatte, mit denen sie die Wirtin bezahlten.   „Auf Harry!“, sagte Ron und die anderen stimmten mit ein, erhoben ihre Krüge und stoßen so kräftig an, dass das Butterbier bereits überschwappte. Auf jeden von ihnen hatten sie im Laufe des Abends schon mindestens einmal angestoßen und bei Harry war es bereits das dritte Mal. Immerhin hatte er den Schnatz gefangen.   „Auf den jüngsten Sucher aller Zeiten!“   „Und den Besten!“   „Ja, ja“, sagte Harry verlegen und wurde leicht rot um die Nasenspitze. Es war ihm unangenehm, wenn man ihn so sehr lobte.   Ron beugte sich zu seinem Sitznachbarn herüber. Harry musste sich ein Grinsen verkneifen, als er sah, dass Ron von der Schaumkrone seines Butterbieres einen weißen Schaumbart über der Oberlippe hatte. „Sach mal, Harry, der Sieg geg’n Slytherin is‘ doch kein Problem, oder?“   „Harry wird den Schnatz fangen, bevor Malfoy ihn überhaupt sichtet“, prophezeite Ginny mit einem Zwinkern.   „So wie immer“, stimmte Demelza ihr zu und versteckte ihr Grinsen in dem Krug voller Butterbier.   Slytherin würde der letzte Gegner in diesem Schuljahr sein. Draco Malfoy war der gegnerische Sucher und Harry hatte bisher noch nie gegen ihn verloren und daran sollte sich, wenn es nach ihm ging, auch nichts ändern. Lieber würde er vom Besen fallen, als den Schnatz in Malfoys schleimigen Händen zu sehen.   „Du könntest ja einen Wronski-Bluff machen“, schlug Ron enthusiastisch vor. „Das wär’ total–!“ Ron verstummte plötzlich und sein Blick verfinsterte sich. Die nächsten Worte sprach er voller Abscheu aus: „Was wollen die denn hier?“   Die anderen folgten seinem Blick. Ron saß der Eingangstür des Wirtshauses gegenüber und hatte somit eine gute Sicht darauf, wer das Drei Besen betrat und auch wieder verließ. Vier Jungen durchquerten in diesem Augenblick die Tür und sahen sich nach einem freien Tisch um. Die vier Gesichter waren ihnen bekannt, denn es waren ebenfalls Schüler aus Hogwarts, Slytherins, um genau zu sein und sie befanden sich allesamt in ihrem sechsten Schuljahr: Draco Malfoy, Vincent Crabbe, Gregory Goyle und Theodore Nott.   Das freudige Lachen und Jubeln am Tisch der Gryffindors verstummte schlagartig. Unter den vier Häusern in Hogwarts herrschte zwar Konkurrenzdenken und ein eifriger Wettstreit, doch war die Antipathie nirgends so stark ausgeprägt, wie zwischen Gryffindor und Slytherin. Die Feindschaft, die seit der Gründung von Hogwarts zwischen diesen beiden Häusern bestand, war vor allem in jenen Zeiten, in denen der Dunkle Lord zurückgekehrt war, spürbarer, als je zuvor. Viele Vorurteile waren der ausschlaggebende Grund dafür, aber meistens brauchten die Schüler keinen Grund, um sich gegenseitig zu verabscheuen. Allein die Anwesenheit reichte meist schon aus. Die Slytherins gingen in dieser Beziehung weitaus aggressiver vor; nicht nur beim Quidditch nutzten sie jede Gelegenheit, um einem Schüler aus dem Hause des Löwen eins auszuwischen, auch auf den Gängen oder im Unterricht versuchten sie die Gryffindors zu verhexen. Nicht immer blieb es dabei bei einem harmlosen Schülerstreich. Schon oft war deswegen jemand im Krankenflügel gelandet.   Allein aus diesen Gründen wäre die Freude der Gryffindors bei einem Sieg über Slytherin im Quidditch doppelt so groß.   „Was sollen die langen Gesichter?“, fragte Goyle an die Quidditchmannschaft gewandt, da ihm nicht entgangen war, dass sie aufgrund ihrer Anwesenheit verstummt waren.   „Stimmt“, spottete Crabbe, nachdem er die sieben verärgerten Gesichter musterte. „Sie sehen aus, als wäre der Dunkle Lord persönlich hier herein marschiert.“   Der Geräuschpegel im Wirtshaus sank abrupt und sämtliche Gesichter wandten sich den vier Neuankömmlingen zu. Leises Getuschel entstand und die Gäste flüsterten hinter vorgehaltenen Händen. Gespräche über Du-weißt-schon-wen waren in der Öffentlichkeit immer noch verpönt.   „Feiert ruhig euren Sieg weiter“, sagte Malfoy, der eine Galleone beim Vorbeigehen in den Hut warf. Sein höhnisches Grinsen übertraf das seiner Freunde. „Die nächste Runde geht auf mich. Sollen sie feiern, solange sie noch etwas zu lachen haben.“   Alle vier brachen in Gelächter aus und keiner von ihnen schien sich daran zu stören, dass ihnen mittlerweile nicht nur die Gryffindors abwertende Blicke zuwarfen. Sie setzten sich an den noch einzigen freien Tisch, der sich in einer Ecke des Lokals befand und zum Glück weit genug von den Gryffindors entfernt lag.   „Diese widerlichen–!“ Ron krempelte bereits die Ärmel hoch, als würde er sich jeden Moment prügeln wollen. Sicherheitshalber fasste Harry ihn an der Schulter, um ihn im Notfall zurückhalten zu können. Wortlos beobachteten die sieben Schüler, wie die Slytherins Platz nahmen.   Madam Rosmerta kam an ihren Tisch und selbst sie, die sonst immer so höflich zu ihren Gästen war, konnte die Abneigung über diese ungehobelten Gäste nicht verbergen. Schockiert schüttelte sie den Kopf. „Den Namen von Ihr-wisst-schon-wen in diesen Zeiten zu erwähnen! Meine Güte! Nun denn, darf es noch etwas sein, meine Lieben?“   „Nein, danke. Uns ist die Lust vergangen“, grummelte Ron, der der Wirtin die Münzen aus dem Hut reichte. „Den Rest können Sie behalten.“ Madam Rosmerta bedankte sich für das großzügige Trinkgeld und rauschte wieder davon. „Versprich mir eins, Harry. Du musst dieses schleimige Frettchen unbedingt im Quidditch schlagen!“   „Die glauben doch wohl nicht, dass sie gegen uns gewinnen!“, regte Ritchie sich auf. „Wir werden nach dem Spiel gegen Slytherin ebenfalls hier sitzen und feiern, nur dass wir dann den Quidditchpokal hier auf dem Tisch stehen haben werden.“   „Genau, die machen wir fertig!“, sagte Demelza. „Dann wird denen das Lachen schon noch vergehen!“   Zustimmendes Gemurmel ertönte. Nur Ginny warf einen Blick auf den blonden Slytherin und runzelte nachdenklich die Stirn. Irgendwie hatte sie nicht den Eindruck, dass Malfoy eben von Quidditch gesprochen hatte, so wie es die anderen annahmen. Ihr Gefühl verriet ihr nichts Gutes.   „Seit wann sind eigentlich Todesserversammlungen im Drei Besen erlaubt?“, meckerte Ron mit angewidertem Blick auf die Slytherins so laut, dass es fast jeder hören könnte. Jeder wusste, dass ihre Väter Todesser waren. Vor allem Lucius Malfoy gehörte zu den engsten Vertrauten von Lord Voldemort. Harry selbst hatte die Todesser damals auf dem Friedhof gesehen und erinnerte sich noch haargenau an die Gesichter von ihnen. Dass deren Söhne so locker mit dieser Tatsache umgingen konnte er nicht nachvollziehen.   „Sag so etwas nicht“, ermahnte ihn Katie. „Nur weil ihre Väter Todesser sind, heißt das noch lange nicht, dass sie auch welche sind.“ Ron schnaubte. Jimmy und Ritchie warfen sich ungläubige Blicke zu und Ginny verschluckte sich beinahe an ihrem Butterbier.   „Nimm sie nicht auch noch in Schutz!“, sagte Demelza aufgebracht. „Du kennst sie! Guck sie dir an, sie würden es nicht einmal leugnen. Wenn du mich fragst sollte man ihnen nicht einmal erlauben nach Hogsmeade zu gehen. Vielleicht hecken sie irgendetwas aus.“   Sieben Augenpaare wanderten erneut zum Tisch der Slytherins und wie um der Aussage Demelzas Recht zu geben hatten die vier Jungs ihre Köpfe zusammengesteckt, als würden sie einen verschwörerischen Plan besprechen.   „Ich kann es mir nur nicht vorstellen, dass sie sich auf die dunkle Seite schlagen“, gestand Ginny. „Malfoy ist zwar ein Arschloch, aber er hat nicht das Zeug zu einem Todesser. Dafür ist er viel zu feige.“   „Was glaubst du denn? Dass Malfoy sich Du-weißt-schon-wem widersetzt, wenn’s drauf ankommt und eines Tages die Welt retten wird?“, fragte Ron. „Tut mir leid, aber ich kann ihn mir in der Rolle des Helden einfach nicht vorstellen. Dafür wäre er viel zu feige.“ Im Stillen gab Harry ihm Recht. Die Wörter „Held“ und „Malfoy“ passten irgendwie nicht in einen Satz.   „Alle Todesser kamen aus Slytherin“, flüsterte Demelza nun, als hätte sie Angst von den Slytherins gehört werden zu können, obwohl das Stimmengewirr im Drei Besen so laut war, dass die Jungs sie unmöglich hätten hören können. Jimmy und Ritchie nickten beide kräftig, um ihre Aussage zu bekräftigen, aber Harry hatte einen Einwand.   „Das stimmt nicht, Peter Pettigrew ist ein Todesser – und der war in Gryffindor.“   Katie und Demelza schnappten entsetzt nach Luft und Jimmy und Ritchie sahen sich entsetzt an. Diese Information war für sie völlig neu. „Wirklich?“ Ron nickte mit leidender Miene und verzog das Gesicht bei dem Gedanken daran, mit Pettigrew jahrelang in einem Bett geschlafen zu haben.   Harry warf einen kritischen Blick hinüber zu den Slytherins. Saßen dort wirklich zukünftige Todesser, Mitschüler, die es eines Tages zu bekämpfen galt? Er wollte keine voreiligen Schlüsse ziehen und ihnen etwas so belastendes wie den Titel eines Todessers anhängen, doch ausschließen konnte er es auch nicht. Unschuldig bis zum Beweis ihrer Schuld, dachte er. Harry hoffte nur, dass sie ihren Vätern nicht folgen würden und dass er nie eines dieser Gesichter in einem Kampf unter den schwarzen Kapuzen wiedersehen musste.   Malfoy sah auf, als ob er den Blick seines Erzrivalen gespürt hätte. In den paar Sekunden, in denen ihre Blicke sich trafen, funkelten Malfoys Augen ihn eiskalt an, bis er sich wieder den Slytherins zuwandte.   „Hoffen wir einfach, dass es nie zu einem Krieg kommt.“ Ginnys Aussage sorgte für betretenes Schweigen. Seitdem Voldemort vor knapp zwei Jahren zurückgekehrt war, war es äußerst ruhig geblieben, was nicht unbedingt ein gutes Zeichen war. Für viele war es nur die Ruhe vor dem Sturm.   „Na dann“, Harry schaute demonstrativ auf seine Uhr. „Es wird bald Zeit. Wir müssen uns demnächst auf den Rückweg machen.“ Die anderen stimmten ihm ohne großen Einwand zu. Weil die Stimmung so stark umgeschlagen war hatte niemand etwas dagegen das Wirtshaus zu verlassen. Nachdem sie die letzten Schlücke Butterbier ausgetrunken hatten, standen die sieben auf, um das Wirtshaus zu verlassen. Beim Hinausgehen warf Ginny noch einmal einen Blick zu den Slytherins, die den Abgang der Gryffindors sichtlich zu genießen schienen. Ginny kreuzte Malfoys Blick, der sein Glas erhob, als würde er auf sie anstoßen wollen. Das Grinsen auf seinem Gesicht sorgte dafür, dass es Ginny eiskalt den Rücken hinunterlief und sie den Blickkontakt sofort abbrach. Es war ihr ein Rätsel, wie jemand nur lächeln und dabei gleichzeitig so bösartig aussehen konnte.   Der Tag neigte sich dem Ende und schon bald würde in Hogwarts das Abendessen serviert werden, welches jeden Tag aufs Neue ein besonderes Erlebnis für die Schüler war. Während des Rückweges verfiel die Gruppe schnell wieder in gute Laune und es dauerte nicht lange, bis das Aufeinandertreffen mit den Slytherins vergessen war.   Nur Ginny konnte nicht aufhören an Malfoys Worte zu denken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)