Das Schlachthaus in der Minton Street von ReptarCrane ================================================================================ Kapitel 15: Chapter 4 - 3 ------------------------- „Nein, hör auf!“ Eddies Stimme glich nun beinahe einem Kreischen, in diesem Moment schien er nicht wirklich nachzudenken und wollte auf Dan zustürzen, doch Neil griff nach seinem Arm und zerrte ihn zurück. „Reg dich doch nicht auf!“, kicherte er, während er Eddies Arm in eine augenscheinlich unangenehme Position drehte, die diesen vor Schmerzen das Gesicht verziehen ließen. „Verbrennen ist doch das Beste, was man mit deinem Kram machen kann!“ Die Entscheidung, ob er lieber Dan vom Verbrennen des Buches abhalten oder dafür sorgen sollte, dass Neil Eddie losließ, fiel Victor wirklich schwer. Dennoch traf er sie in den Bruchteilen einer Sekunde, denn im Grunde wusste er, dass für Eddie ein paar blaue Flecken weniger schlimm wären als ein vollkommen verbranntes Buch, und die Chance, gegen Neil anzukommen war ohnehin geringer als bei Dan. Mit wenigen schnellen Schritten war Victor wieder bei dem Tisch, und griff nun nach Dans Handgelenk; das Buch war nun nur noch wenige Millimeter von der Flamme des Bunsenbrenners entfernt. „Oh“, machte Dan, ein Gefühl, das seiner Überraschung Ausdruck verlieh, doch diese Überraschung hielt nicht lange an. Mit einer schnellen Bewegung riss er seinen Arm nach vorne, und Victor schaffte es grade so, ihn so weit zur Seite zu drücken dass das Buch nicht in Berührung mit dem Feuer kam. Dafür spürte er nun aber, wie ein brennender Schmerz sich an der Unterseite seines Armes ausbreitete. „Govno!“, fauchte er, doch er bemühte sich, Dans Hand nicht loszulassen, schaffte es immerhin seinen eigenen Arm weg von der Flamme zu bewegen, doch die Stelle an der seine Haut verbrannt war pochte unangenehm. „Lass mich los, du Arschloch!“, brüllte derweil Dan, doch Victor ignorierte ihn, versuchte, ihm mit seiner freien Hand das Buch zu entreißen, doch Dans Griff darum war zu fest… Während er aus den Augenwinkeln beobachtete, dass Neil Eddie losgelassen hatte und nun fasziniert die Szene beobachtete, fiel Victors Griff auf die Magnesiastäbchen, die allesamt unbenutzt neben dem Chemiebuch lagen, in Griffweite seiner freien Hand. Er schaffte es, eines davon zu packen und mit der Spitze in die Brennerflamme zu halten, ohne, dass Dan etwas davon gemerkt; zu sehr war dieser darauf konzentriert, das Notizbuch aus Victors Reichweite herauszuhalten. Und so war er vollkommen unvorbereitet darauf, dass Victor die glühende Spitze des Magnesiastäbchens mit grade so viel Kraftaufwand, dass es nicht zerbrach, in seinen Unterarm drückte. Das Brüllen, welches er ausstieß als das Stäbchen seine Haut verbrannte, erinnerte an ein angeschossenes Tier. Er ließ das Buch fallen und riss seinen Arm an seinen Körper, starrte einen Augenblick lang vollkommen Fassungslos auf den roten Fleck, der sich dort bildete, und diese Gelegenheit nutzte Victor, um nach dem Notizbuch zu greifen und es dann schnell zu Eddie zu werfen. Neil tat währenddessen nichts wieter, als die Szenerie fasziniert zu beobachten, wobei er einen einfältig anmutenden Gesichtsausdruck an den Tag legte, als könne er nicht wirklich verarbeiten, was da soeben geschehen war. Es dauerte bloß wenige Sekunden bis Dan sich wieder gefasst hatte. Eben diese Sekunden hatte Victor dazu genutzt, sich ein paar Schritte von ihm zu entfernen, doch nun schoss Dan in beinahe übermenschlicher Geschwindigkeit hinter seinem Tisch hervor und auf Victor zu, seinen unverletzten Arm zum Schlag erhoben, dabei wutentbrannt brüllend: „Du beschissener Freak, ich werde…“ Weiter kam er nicht. Das an sich war nicht weiter schlimm, denn Victor konnte aich ungefähr denken, was er hatte sagen wollen, doch die Stimme die alle Beteiligten innehalten und erschrocken zusammenzucken ließ klang derart aufgebracht, dass Victor sich beinahe gewünscht hätte, sie hätte den Angriff nicht unterbrochen. „Sagt mal, spinnt ihr eigentlich total? Dan, Neil, Edward und Victor! Ich verlange auf der Stelle eine Erklärung!“ Im Klassenraum war es so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Die restlichen Schüler taten so, als seien sie ganz mit ihren Experimenten beschäftigt, obgleich die meisten von ihnen bis eben noch das Geschehen fasziniert bis besorgt beobachtet hatten, und auch jetzt schielten viele von ihnen entweder zu den vier Angesprochenen, oder aber zu Mrs. Skeffington, die soeben mit schnellen und energischen Schritten den Raum betreten hatte. Jetzt blickte sie jeden der vier nacheinander an, und mit der Sekunde, die in Schweigen verstrich, verfinsterte sich ihr Gesichtsausdruck noch ein wenig mehr. Aus den Augenwinkeln sah Victor, wie Neil den Blick der Lehrerin trotzig erwiderte, was diese wohl kaum gutheißen würde, während Eddie neben ihm fest sein wiedergewonnenes Büchlein an sich drückte. Jeder schien darauf zu warten, dass jemand es was sagte, und niemand schien bereit zu sein den Anfang zu machen, Letztlich war es Dan, der das Wort ergriff, und sofort bereute Victor, ihm nicht zuvorgekommen zu sein, doch hatten ihm schlichtweg die Worte gefehlt. „Dieser beschissene Freak hat mir den Arm verbrannt!“ Er zeigte auf Victor, und in seinem Blick lag unverhohlene Häme. Mrs. Skeffington sah ihn missbilligend an. „Nicht in diesem Ton, Mr Hallow!“ Dann wandte sie sich Victor zu, und fragte in nicht weniger strengem Tonfall: „Stimmt das?“ Ein wenig widerwillig nickte Victor. „Ja. Aber erstens hat Dan mir zuerst den Arm verbrannt…“ „Ich kann nichts dafür, wenn du zu dämlich bist auf den Brenner aufzupassen!“, unterbrach ihn Dan, dann wurde er jedoch von Mrs. Skeffingtons vernichtenden Blick zum Schweigen gebracht, und Victor fügte hinzu: „…und zweitens haben er und Neil versucht, Eddies Notizbuch zu verbrennen!“ „Haben wir gar nicht!“, blaffte Neil, allerdings klang er dabei wenig überzeugend. Nun schien auch Eddie seine Sprache wiedergefunden zu haben, bestätigend nickend fügte er hinzu: „Ja, eben! Victor wollte mir nur helfen…“ „Ich glaub das wirklich nicht!“ Mrs. Skeffington schüttelte den Kopf, während sie ihre vier Schüler beinahe fassungslos musterte, und sie schien einen Augenblick zu brauchen bis sie vollends verarbeitet hatte, was während ihrer Abwesenheit offensichtlich geschehen war. Dann jedoch ließ der Klang ihrer Stimme keinerlei Zweifel daran, dass ein Widerspruch nicht geduldet werden würde: „Dan und Victor, ihr geht zur Krankenschwester und lasst eure Verbrennungen versorgen, und danach meldet ihr euch beim Direktor! Dem könnt ihr dann genau schildern, was ihr hier gemacht habt! Neil, das mit dem Direktor gilt auch für dich! Edward, du setzt dich hin und arbeitest weiter! Meine Güte, ich dachte ich wäre hier an einer Highschool und nicht im Kindergarten!“ Alle vier Beteiligten sahen gleichermaßen so aus, als hätten sie das Verlangen noch etwas zu sagen, doch war ihnen alles klar dass jedes weitere Wort eine ausgesprochen schlechte Idee gewesen wäre. Also nickten sie bloß, und machten sich daran, zu ihrem jeweiligen Tisch zurückzukehren; Victor, Dan und Neil räumten ihre Sachen zusammen, denn das Gespräch mit Mr. Hallow würde mit Sicherheit den Rest der Stunde in Anspruch nehmen. Victor war sich sicher, dass es den Direktor nicht grade begeistern würde, sie zu sehen - seinen eigenen Sohn, dessen Kumpel, und ihn, den sozial inkompetenten Freak, wie Dan ihn oft nannte. Es war nicht das erste Mal, dass sie in dieser Konstellation bei Mr. Hallow auftauchten. Versunken in seinen Gedanken bemerkte Victor zunächst, dass Eddie ihn mit unsichere, Blick betrachtete, und so brachten ihn erst dessen leise Worte dazu, von seinen Schulsachen auszusehen und sich seinem Freund zuzuwenden. „Tut mir leid“, murmelte Eddie, seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „Was denn? Du hast mir doch nicht den Arm verbrannt.“ „Nein. Aber… du wolltest mir nur helfen, weil ich es alleine nicht geschafft hab das Buch zurückzuholen… und dafür musst du jetzt zum Direktor!“ Eddie sah wirklich unglücklich aus, und einen Augenblick lang verspürte Victor das starke Bedürfnis, ihn zu umarmen. Stattdessen zuckte er mit den Schultern und versuchte, aufmunternd zu Lächelns, ein Unterfangen welches ihm mehr schlecht als recht gelang, denn bei dem Gedanken, Dans Vater erklären zu müssen was passiert war, wurde ihm leicht übel. „Alles gut! Hauptsache du hast dein Buch wieder. Die beiden sind Idioten, und…“ „Victor und Edward; ihr sollt nicht quatschen, sondern tun was ich euch gesagt habe!“ Mrs. Skeffingtons Stimme klang noch gereizter als zuvor, was eigentlich kaum möglich schien, und hastig machte Victor sich daran seine restlichen Sachen in seiner Tasche zu verstauen, was aufgrund der Tatsache, dass er trotz der Hektik verbreitenden Lehrerin darauf achtete, alles an seinen vorbestimmten Platz zu räumen. Dabei murmelte er leise, an Eddie gerichtet: „Alles gut, wirklich!“ Ein wenig zweifelnd sah Eddie ihn an, dann nickte er. „…okay… vielen, vielen Dank auf jeden Fall!“ „Ach, kein Problem…“ Nun wurde Victors Lächeln ein wenig verlegen, und schnell konzentrierte er sich darauf, seine Chemiemappe zu verstauen und dann endlich den Reisverschluss seiner Tasche zuzuziehen, er wusste einfach nie, wie er in solchen Situationen reagieren sollte. So warf er Eddie lediglich einen letzten Blick zu, von dem er hoffte dass er aufmunternd anmutende würde - Eddie brauchte sich wirklich keine Sorgen zu machen, Victor war es mittlerweile beinahe gewohnt, mit dem Direktor zu sprechen - bevor er seine Tasche nahm und Dan und Neil nach draußen und in Richtung Direktorat folgte. So hatte er sich den heutigen Tag nun wirklich nicht vorgestellt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)