Insecurity von kleines-sama (Dofladile) ================================================================================ Kapitel 5: Niedergeschlagen --------------------------- Crocodile war absolut niedergeschlagen, doch gab sich viel Mühe, sich seine Gefühlslage nicht anmerken zu lassen. Leider gelang ihm dies nur mit mäßigem Erfolg. Er konnte sich kaum auf seine Arbeit konzentrieren. Ständig schweiften seine Gedanken ab. Besonders häufig dachte er an Mihawk und Hancock. Seine beiden Geschwister waren zusammen mit seinem Ehemann die wichtigsten Menschen in seinem Leben. Von Mihawk hatte er seit Wochen überhaupt nichts mehr gehört. Und auch mit Hancock hatte er seit ihrer Auseinandersetzung nicht mehr gesprochen. Ihm war klar, dass sie den Tod ihrer Mutter verarbeiten und die Beerdigung organisieren mussten. Trotzdem fiel es ihm nicht leicht mit der Distanz, die es auf einmal zwischen ihnen gab, zurechtzukommen. Ihm fehlte auch seine Nichte Nozomi, die normalerweise viel Zeit mit ihm verbrachte. Crocodiles Blick war auf seinen Computerbildschirm gerichtet. Zum fünften Mal las er sich eine Email durch, ohne ihren Inhalt zu begreifen. Ständig musste er an die bevorstehende Beerdigung denken. Hancock hatte erzählt, dass auch sie und Mihawk selbst ein paar Worte sagen wollten. Vielleicht saßen sie gerade zusammen, sortierten ihre Erinnerungen und stellten passende Wortbeiträge zusammen? "Crocodile?" Worauf würden sie in ihren Reden wohl zu sprechen kommen? Dass ihre Mutter wundervoll gewesen war und schmerzlich vermisst wurde? Allerdings nur in Bezug auf zwei von insgesamt drei Kindern? Ob sich alte Nachbarn und Freunde der Familie überhaupt daran erinnern konnten, dass sie noch einen weiteren Sohn gehabt hatte? "Crocodile?" Er zuckte zusammen, als er eine Berührung an seiner Schulter wahrnahm. Seine Sekretärin Robin warf ihm einen entschuldigenden Blick zu. "Ich wollte dich nicht erschrecken", sagt sie. "Aber in fünfzehn Minuten findet das Vorstellungsgespräch mit Blackcage Hina statt." "Blackcage Hina", wiederholte Crocodile und versuchte sich zu erinnern, welche Bewerberin das gewesen war. "Natürlich. Ich komme sofort." "Ist alles in Ordnung?" Ein besorgter Unterton schwang in Robins Stimme mit. "Du wirkst schon seit einigen Tagen geistig abwesend. Ist irgendetwas passiert?" Crocodile schüttelte den Kopf. "Nein, es ist alles in Ordnung. Ich habe in letzter Zeit bloß Probleme mit dem Schlafen. Deswegen bin ich tagsüber oft müde." Er mochte Robin gerne. Sie wirkte häufig etwas unterkühlt, aber im Grunde ihres Herzens war sie ein freundlicher und fürsorglicher Mensch. Trotzdem wollte Crocodile sich ihr nicht anvertrauen. Sie war bloß seine Arbeitskollegin. Und er war kein Freund davon private Probleme auf seiner Arbeit breitzutreten. Robin durchschaute seine lahme Ausrede sofort, doch schien es für klüger zu halten nicht nachzubohren. "Das Gespräch findet im Konferenzraum vierundvierzig statt", erklärte sie ihm, ohne ihren Blick auch nur für eine Sekunde von ihm abzuwenden. Crocodile versuchte sich zusammenzureißen. Bevor er sich auf den Weg zum Konferenzraum 44 machte, suchte er den Waschraum auf und spritzte sich ein wenig kaltes Wasser ins Gesicht. Verdammt, es sah ihm überhaupt nicht ähnlich sich dermaßen hängen zu lassen. Schon seit Tagen hatte er auf der Arbeit nichts Produktives mehr geleistet. Er blätterte durch Ordner oder las sich Emails durch, doch schon nach fünf Minuten hatte er schon wieder vergessen, worum es ging. Gestern hatte er sogar ein Dokument in der Hand gehalten und gar nicht gewusst, wieso er es eigentlich herausgesucht hatte. Er war schrecklich durcheinander und desorganisiert. Crocodile richtete sich auf und straffte seine Schultern. Aufmerksam betrachtete er sein Spiegelbild und bemühte sich um einen strengen, durchdringenden Blick. Er wollte verhindern, dass Franky ihn für einen Schwächling hielt. Das Vorstellungsgespräch verlief auffallend gut. Bei Blackcage Hina handelte es sich um eine Nachfolgerin ganz nach Crocodiles Geschmack: Eine besonnen und rational wirkende Frau, die klare Worte fand. Er konnte sich gut vorstellen mit ihr zusammenzuarbeiten. Schon ihre Person wirkte beeindruckend: Hina war groß, trug einen dunkelroten Hoseanzug, der im Farbton auf ihren Lippenstift abgestimmt war, und hatte ein geradezu stoisch wirkenden Gesichtsausdruck aufgesetzt. Sie erinnerte Crocodile stark an Daz, der ebenfalls immer unerschüttlich wie eine Statue zu sein schien. "Sie würden extrem hohen Erwartungen ausgesetzt sein", erklärte Franky ihr. "Mister Donquixote hat es sich zur Gewohnheit gemacht die Toms Workers-Elektronikmesse Jahr für Jahr erfolgreicher zu gestalten. Viele unserer Kunden haben inzwischen sehr hohe Ansprüche an die Messe. Ich muss Ihnen deutlich sagen, dass es nicht leicht werden wird an diese Erfolge anzuknüpfen." Doch Hina ließ sich nicht einschüchtern. "Ich habe mich ganz bewusst auf diese Stelle beworben", erklärte sie gelassen, "weil ich eine berufliche Herausforderung suche. Ein Job, der keine hohen Ansprüche stellt, wäre nicht der richtige für mich." Sie gefiel Crocodile immer besser. "Wir stellen hohe Ansprüche, aber wir haben nicht vor Sie ins kalte Wasser zu werfen", erklärte er ihr. "Ich bin aktuell noch als Manager tätig und würde Sie natürlich intensiv in Ihre Tätigkeit einarbeiten. Wie würden Sie denn ihre Teamfähigkeit bewerten? Sicherlich ist Ihnen klar, dass an der Organisation einer Messe sehr viele verschiedene Menschen beteiligt sein." Auf Kooperationsfähigkeit legte Crocodile großen Wert. Jeder bei Toms Workers leistete einen Beitrag zur Messe; also hatte auch jeder einzelne Mitarbeiter Respekt und Anerkennung verdient. Außerdem wollte er Robin keinen arroganten Alleingänger hinterlassen. Für Schnösel, die sich für etwas Besseres hielten und sich zu fein waren, um mit Mitarbeitern in niedrigeren Positionen zu sprechen, hatte Crocodile überhaupt nichts übrig. "Ich bin in der Regel kein allzu beliebtes Teammitglied", gestand Hina. "Viele Leute empfinden meine kühle und ruppige Art als unangenehm. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass vor allem Männer ihre Probleme damit haben. Aber ich lege viel Wert auf kollegiales Verhalten. Jeder Mitarbeiter trägt zum Erfolg eines Projekts bei und hat Anerkennung verdient." Crocodile nickte. "Welche Erfahrungen können Sie im Bereich Projektmanagement vorweisen? Ihrem Lebenslauf war zu entnehmen, dass Sie zuvor bei Loguetown beschäftigt gewesen sind. Was waren Ihre genauen Tätigkeitsbereiche?" Hina legte ihre Erfahrungen und Kompetenzen dar. Crocodile war sehr zufrieden mit der Bewerberin, die er ausgesucht hatte. Blackcage Hina war sein Favorit gewesen. Er hoffte, dass Franky ähnlich begeistert sein würde. "Was hältst du von ihr?", fragte er seinen Vorgesetzten, nachdem sie Hina verabschiedet hatten. "Sie wirkt vielversprechend", meinte Franky und nickte bedächtig. "Ich finde, sie ist dir in vielerlei Hinsicht sehr ähnlich." "Mir ähnlich?" Diese Aussage überraschte Crocodile. "Wie meinst du das?" "Naja..." Franky kratzte sich am Hinterkopf. "Auf den ersten Blick wirkt sie sehr streng und unnahbar. Aber ich glaube, dass der Anschein trügt und sie eigentlich sehr freundlich und respektvoll ist. So wie du eben. Harte Schale, weicher Kern." Crocodile musste schmunzeln. "So beschreibt Doflamingo mich auch immer", gab er zu. "Meinst du, ihr beide würdet gut zurechtkommen?" Frankys Ton wurde ernster. "Ich habe die Befürchtung, dass ihr Sturköpfe aneinander geraten könntet." Crocodile winkte ab. "Es ist ja bloß eine Zusammenarbeit auf Zeit", erinnerte er Franky. "Langfristig soll Hina das Schiff allein schaukeln. Und ich denke, sie hat das Zeug dazu." "Also gut", sagte Franky. "Ich vertraue deinem Urteil, Crocodile. Wenn du in ihr deine Nachfolgerin siehst, dann soll es so sein." * Es war der Abend des 23. Oktobers. Crocodile hatte einen Tisch im Baratie, dem edelsten Restaurant der ganzen Stadt, reserviert. Es handelte sich um ein kleines, privates Abendessen nur für seinen Ehemann und ihn. Am Wochenende wollte Doflamingo dann seinen 35. Geburtstag im großen Stil nachfeiern. Er hatte hunderte Gäste auf eine seiner Yachten, der Pink Flamingo, eingeladen. Im Gegensatz zu ihm liebte Doflamingo Parties der Superlative. Schon seit Monaten freute er sich auf seine Geburtstagsfeier und erzählte unentwegt von dem bekannten DJ, den er gebucht hatte, der mehrstöckigen Torte mit den 35 Kerzen und noch einigen anderen geplanten Dingen. Von Anfang an hielt Crocodile dieses Spektakel für übertrieben, doch Doflamingo zuliebe verzichtete er darauf irgendwelche Einwände zu äußern. Inzwischen wurde ihm bei der Vorstellung, alle Freunde und Bekannte seines Ehemannes wiederzusehen, ziemlich mulmig zumute. Crocodile war sich durchaus dessen bewusst, dass er in Shakkys Bar keinen allzu guten Eindruck hinterlassen hatte. (Auch wenn er von seiner Ansicht, dass er absolut Recht gehabt hatte, immer noch nicht abwich.) Er hatte zwar einige Tage später Law angerufen, der die ganze Sache eher gelassen nahm, doch mit den anderen Leuten hatte er sich nicht auseinandergesetzt. Bestimmt würde auch Dellinger kommen. Crocodile verzog das Gesicht. Verdammt, diese Party würde sicher alles andere als eine angenehme Veranstaltung werden. Vielleicht könnte er schlimme Magenschmerzen vortäuschen und Doflamingo darum bitten ohne ihn zu feiern? "Wani? Wani? Sag mal, was ist denn los mit dir?" Crocodile schreckte auf. Verlegen wischte er sich mit dem Handrücken über den Mund. "Hm?" Doflamingo hatte eine skeptische Miene aufgesetzt. "Du bist ja geistig völlig abwesend", meinte sein Ehemann und zeigte anklagend mit seinem Messer auf ihn. "Tut mir leid", erwiderte Crocodile und richtete den Blick auf den Hummer, den Doflamingo gerade professionell zerlegte. Das Baratie war spezialisiert auf Seafood und Hummer war Doflamingos absolute Leibspeise. "Ich habe an deine Geburtstagsparty am Samstag gedacht", versuchte er ihn zu beschwichtigen. Sofort hellte Doflamingos Miene sich auf. "Ich freue mich schon wahnsinnig! Immerhin wird es meine letzte große Geburtstagsparty in nächster Zeit sein." "Letzte große Geburtstagsparty?", hakte Crocodile irritiert nach. "Was meinst du damit?" "Nun ja, nächstes Jahr um diese Zeit werden wir uns um einen kleinen Säugling kümmern", erklärte sein Ehemann ihm. "Da haben wir kaum die Möglichkeit eine riesige Feier auszurichten. Deswegen sollten wir am Samstag ein letztes Mal die Sau rauslassen, fufufufu." Crocodile senkte den Blick. Nachdenklich stocherte er in seinem Fisch herum. Doflamingo hatte nicht ganz Unrecht. Wenn man permanent unter Schlafmangel litt, weil man alle paar Stunden ein Neugeborenes füttern und wickeln musste, hatte man sicher keine Lust auf ausschweifende Parties. Für frischgebackene Eltern änderte sich das ganze Leben. "Ist das denn in Ordnung für dich?", fragte Crocodile vorsichtig. "Ich meine, du machst so gerne die Nacht zum Tag. Gehst oft in Bars, Discos, auf Parties... Würde es dir nicht wahnsinnig schwer fallen darauf zu verzichten?" Doflamingo zuckte mit den Schultern. "Unser Baby wäre mir das auf jeden Fall wert. Außerdem werde ich fünfunddreißig. Ich habe schon viele tolle Abende erlebt und konnte mir die Hörner abstoßen. Irgendwann wird es auch mal Zeit sich auf andere Dinge zu konzentrieren." Er zögerte kurz, ehe er hinzufügte: "Ist das eine Befürchtung, die du hast? Dass ich dich mit unserem Baby allein lassen würde, um feiern zu gehen?" "Nein, eigentlich nicht", antwortete Crocodile wahrheitsgemäß. "Also, ich hätte im Grunde nichts dagegen, wenn du hin und wieder mal abends mit Freunden ausgehst. Ich weiß ja, dass dir Discobesuche viel Spaß machen. Und es reicht auch, wenn ich dann Zuhause bleibe. Mich würde das nicht sonderlich stören." Doflamingo zog eine Augenbraue hoch. "Das würde ich nicht machen", meinte er sofort. "Dich mit unserem Baby allein Zuhause lassen und mit Freunden in die Disco gehen. Da käme ich mir schäbig bei vor." "Warum? Ehrlich, mir würde es nichts ausmachen. Ich gehe ja sowieso nicht so gerne aus. Du bist einfach ein geselligerer Mensch als ich." Doch Doflamingo schüttelte vehement den Kopf. "Es ist unser Baby", betonte er. "Ich überlasse doch nicht dir die ganze Arbeit und mache mir ein leichtes Leben. Wie stellst du dir das vor? Ich sitze Cocktails schlürfend an der Bar, während du Zuhause versuchst einem schreienden Baby das Fläschchen zu geben? Sicher nicht!" "Du wirst ja im Gegensatz zu mir auch weiter zur Arbeit gehen und brauchst dann auch mal einen Ausgleich", erklärte Crocodile seinem Ehemann. "Und was ist mit dir? Gerade in den ersten Monaten ist es echt ein Knochenjob sich um ein Baby zu kümmern. Es schläft noch nicht durch, muss alle paar Stunden gefüttert und gewickelt werden... Und freue dich darauf, wenn mit sechs Monaten die ersten Zähne kommen. Die Pflege eines Säuglings verlangt einem wirklich viel ab, Wani." "Weiß ich doch, das habe ich doch damals schon bei Nozomi mitbekommen", sagte Crocodile. Er konnte den Widerstand seines Partners nicht so ganz nachvollziehen. Warum freute sich Doflamingo denn nicht, dass Crocodile nicht von ihm verlangen wollte auf Treffen mit seinen Freunden zu verzichten? Das war immerhin sehr entgegenkommend von ihm. "Du kannst dich auf jeden Fall darauf verlassen, dass ich dich nicht allein lassen werde", versprach sein Ehemann ihm mit fester Stimme. "Ich weiß, du bist derjenige, der sich primär um unser Kind kümmert, während ich weiter arbeiten gehen. Aber sobald ich Zuhause bin, unterstütze ich dich bei allem! Dann kannst du dich nachmittags ein wenig ausruhen, während ich auf unser Baby aufpasse." "Aber du musst dich doch auch von deiner Arbeit erholen, Doffy", widersprach ihm Crocodile. "Du kannst doch nicht von einem anstrengenden Arbeitstag heimkommen und dann Zuhause sofort weitermachen. Ich meine, das Baby muss gefüttert, gewickelt, gebadet, ins Bett gebracht werden... Du hättest überhaupt keine Freizeit mehr." "Und wann hast du Freizeit?", wandte sein Ehemann spöttisch ein. "Wenn du dich um unser Kind kümmerst, während ich nach der Arbeit die Füße hochlege und mich am Wochenende in der Disco rumtreibe? Wann bekommst du die Chance dich zu erholen?" "Das brauche ich nicht", meinte Crocodile. "Ich muss ja nicht fit sein, um außerhalb des Hauses Arbeit zu erledigen. Im Gegensatz zu dir. Du hast sehr viele Aufgabenbereiche und trägst die Verantwortung für tausende Mitarbeiter. Du musst ausgeruht sein." Doflamingo legte sein Besteck zur Seite. "Ehrlich gesagt enttäuscht mich deine Sichtweise, Crocodile. Ich bin doch kein Pascha! Ich werde genauso Vater unseres Kindes sein wie du. Ja, ich werde weiter arbeiten gehen, aber ansonsten möchte ich mich genauso um unser Kind kümmern wie du. Das Baby ist doch nicht dein privates Hobby, während sich in meinem Leben nichts ändert. Ich möchte unseren Sohn oder unsere Tochter auch füttern und baden und alles erledigen, was dazu gehört. Deswegen möchte ich doch gerne Vater werden. Wenn ich alle Aufgaben dir allein überlasse, könnte ich mir die ganze Sache auch sparen." "So habe ich es nicht gemeint", lenkte Crocodile ein und machte eine beschwichtigende Geste. "Ich will nicht alles an mich reißen. Natürlich sollst du auch teilhaben. Nur finde ich, dass es für dich eben keine Pflicht sein sollte. Du hast mit deiner Arbeit schon genug Verpflichtungen." Doflamingo verzog den Mund. "Das ist nicht meine Vorstellung von Gleichberechtigung. Wir sollten uns die Pflichten aufteilen. Wenn du mir zugestehst hin und wieder mal auszugehen, dann würde ich es im Gegenzug natürlich auch dir zugestehen. Dann könntest du dich mit Freunden treffen, während ich Zuhause auf unser Baby aufpasse." "Aber ich gehe doch sowieso nicht oft feiern", wandte Crocodile ein. "Und wenn ich meine Geschwister oder unsere Freunde besuche, könnte ich unser Kind doch einfach mitnehmen." Crocodile konnte es nicht sehen, doch er wusste, dass sein Ehemann mit den Augen rollte. "Du kannst dir jedenfalls sicher sein, dass ich immer da sein werde, wenn du eine Pause brauchst", beendete er schließlich das Thema. Anschließend fügte er hinzu: "Möchtest du mal den Hummer probieren? Er schmeckt ausgezeichnet?" Crocodile warf einen Blick auf den Hummer, der auf Doflamingos Teller lag, und schüttelte den Kopf. Das Tier sah mit seinen spinnenartigen Beinen und den Scheren nicht gerade appetitlich aus. "Oh, da fällt mir ein: Ich habe dir dein Geschenk noch gar nicht gegeben." Crocodile legte seine Gabel beiseite und holte aus seiner Hosentasche ein kleines Schmuckkästchen hervor. Doflamingo beugte sich auf seinem Platz neugierig nach vorne. Crocodile überreichte ihm das Kästchen. "Mir ist klar geworden, dass ich letztens in Shakkys Bar vielleicht etwas zu harsch gewirkt habe", erklärte er seinem Ehemann. "Du weißt schon, als wir auf das Thema gekommen sind mit dem, naja, du weißt schon, schwulen Kleidungsstil und so. Ich liebe dich und zwar genauso wie du bist. Du kannst von mir aus ruhig weiterhin pinke Hemden und Caprihosen anziehen. So habe ich dich kennengelernt und mich in dich verliebt." Doflamingo öffnete das Schmuckkästchen und lächelte begeistert, als er die beiden goldenen Ohrringe sah. "Awww, Wani", säuselte er und warf ihm durch die getönten Gläser seinen Sonnenbrille einen gerührten Blick zu. Crocodile spürte, dass sich Röte in seinem Gesicht ausbreitete, und richtete seinen Blick auf seinen Teller. "Dein Kleidungsstil gehört genauso zu dir wie dein Lächeln", sagte er. "Und ich würde mich dir in keiner anderen Version wünschen." Doflamingo schmolz förmlich dahin. Eigentlich hatte Crocodile keine stark ausgeprägte romantische Ader. Bei ihm handelte es sich um einen Mann, der stets rational dachte und besonnen blieb. Umso wichtiger war es seine Gefühle hin und wieder durch schöne Gesten auszudrücken. Es überraschte Crocodile nicht, dass sein Ehemann über ihn herfiel und seinen Mund in Beschlag nahm, kaum dass sie den Eingangsbereich ihrer kleinen Villa betreten hatten. Gierig drückte Doflamingo ihn gegen die Wand und ließ seine Hände über Crocodiles Seiten gleiten, ohne ihren Kuss zu unterbrechen. "Du hast im Baratie so oft davon gesprochen, dass du mich mit meiner Kleidung liebst", hauchte er frech grinsend, "aber ich weiß, dass du mich ganz ohne Kleidung sogar noch viel lieber hast." Crocodile rollte mit den Augen, doch spürte gleichzeitig, wie sich Röte in seinem Gesicht ausbreitete. Dass Doflamingo just in diesem Moment beschloss an seinem Ohrläppchen zu knabbern, tat sein Übriges. Seine Ohren und sein Hals gehörten zu seinen empfindlichsten Körperstellen. (Was sein Ehemann, mit dem er seit sechs Jahren zusammen war, natürlich ganz genau wusste.) Als Doflamingos Lippen ein Stück nach unten wanderten und seinen Hals in Beschlag nahmen, konnte Crocodile ein leises Stöhnen nicht unterdrücken. Ein warmes Kribbeln ging von der Stelle aus, die dieser sorgsam mit seinem Mund bearbeitete. "Doffy, kein Knutschfleck", ermahnte er seinen übereifrigen Partner, als dieser zu saugen begann. "Es ist mein Geburtstag", gab Doflamingo schnurrend zurück und ließ sich nicht beirren. "Dein Geburtstag ist in zwei Stunden vorbei", wandte Crocodile ein. "Man wird den Knutschfleck aber noch tagelang sehen." "Du trägst sowieso immer Halstücher." Trotzdem ließ Doflamingo von seinem Hals ab. Er leckte sich über seine nassen, wunden Lippen und warf ihm einen Blick zu, der so lüstern war, dass Crocodile ihn sogar durch die getönten Gläser der Sonnenbrille hindurch auf seinem Körper spürte. "Schlafzimmer?", fragte Crocodile mit leiser Stimme. Das ließ sich Doflamingo nicht zweimal sagen. Hastig griff er nach Crocodiles Hand und zerrte diesen hinüber zur Treppe, die in den ersten Stock führte. In ihrem Schlafzimmer angekommen knallte Doflamingo die Türe hinter ihnen beiden zu, schmiss seine Brille in die erstbeste Ecke und machte sich dann sofort daran das Hemd seines Partners aufzuknöpfen. Crocodile war es bereits gewohnt, dass Doflamingo an manchen Tagen den Sex kaum erwarten konnte und sehr hektisch wurde, und reagierte weitesgehend gelassen. Mit geübten Handgriffen schälte Doflamingo ihn aus seinem teuren Hemd und dem Shirt, das er darunter trug. Gierg ließ er seine warmen Hände über Crocodiles nackten Oberkörper gleiten und versuchte so viel blasse Haut zu berühren wie möglich. Dieser schloss für einen Moment die Augen und genoss das angenehme Gefühl. Crocodile japste, als Doflamingo ohne Vorwarnung eine seiner Brustwarzen in den Mund nahm und geradezu rabiat zu saugen anfing. Sein Ehemann war grundsätzlich ein sehr oraler Mensch: Er liebte es Crocodile zu küssen, an seiner Haut zu lecken oder zu saugen. Auch Oralsex führte er gerne aus. Manchmal hatte Crocodile sogar das Gefühl, dass er beim Geben eines Blowjobs ebenso viel Spaß hatte wie beim Bekommen. "Du bist das Geburtstagskind", meinte Crocodile, während er dabei zusah wie hastig sein Gürtel geöffnet wurde. Doflamingo, der sich vor ihm hingekniet hatte, zog fragend eine Augenbraue hoch, doch ließ sich ansonsten nicht beirren. Er zog Crocodiles Hose runter und blickte mit einem zufriedenen Ausdruck in den grünen Augen auf die Beule, die sich unter dem zarten Stoff seiner Boxershorts abzeichnete. "Eigentlich solltest du derjenige sein, der sich zurücklehnt und verwöhnt wird", versuchte Crocodile seinem Ehemann zu erklären. "Ich müsste.... ahhhhh..." Ein heißes Zucken fuhr durch seinen Körper, als Doflamingo mit seiner ganzen Hand nach seinem Glied und seinen Hoden griff und diese massierte. Der Mistkerl hauchte sogar mit seinem warmen Atem über den dünnen Stoff. "Ich packe doch bloß mein Geschenk aus", meinte Doflamingo mit einem breiten Grinsen im Gesicht, während er die Zeigefinger beider Hände seitlich in den Saum steckte und langsam seine Boxershorts nach unten zog. Gänsehaut breitete sich auf Crocodiles Körper aus, als sein Geschlecht mit der kühlen Luft im Schlafzimmer in Kontakt kam. Doflamingo wiederum betrachtete sein Glied mit derselben Hingabe wie ein junger Künstler, der das erste Mal die sixtinische Kapelle betrat. Crocodile wartete ungeduldig darauf, dass sein Ehemann loslegte, doch wurde leider enttäuscht. Jegliche Hektik schien auf einmal verflogen zu sein. Geradezu zärtlich musterte er die Geschlechtsteile seines Gegenübers. "Jetzt fang schon an!", schimpfte Crocodile, als er es nicht mehr länger aushielt. "Wie war das noch gleich mit Geburtstagskind, fufufu?", neckte Doflamingo ihn leise lachend. "Ich hätte nichts dagegen bei dir weiterzumachen", bot er an. "Aber bitte lass uns irgendwas tun!" Er hielt es nicht aus einfach nur entblößt dazustehen und angestarrt zu werden. Zum Glück erbarmte sein Ehemann sich. Mit der rechten Hand umfasste er seine Hoden und begann sie gefühlvoll zu massieren. "Du bist so schön", hörte er Doflamingo leise murmeln. Nun, heute war sein Geburtstag. Natürlich hatte Crocodile damit gerechnet, dass am Abend über ihn hergefallen werden würde, und hatte sich entsprechend zurechtgemacht: Besonders gründlich rasiert, gecremt und parfümiert. (Was Körperpflege anging, entsprach er tatsächlich dem Klischee des schwulen Mannes). Doflamingos andere Hand begann sein Glied zu pumpen. Crocodile, der immer noch stand, schloss seine Augen und genoss die angenehmen Berührungen. Am liebsten würde er sich ins Bett legen und sich verwöhnen lassen. Er spürte bereits, dass seine Knie schwach wurden. "Du hast einen wirklich schönen Schwanz", fuhr Doflamingo fort und verteilte kleine Küsse auf eben jenem Körperteil. "Und soooo weiche Haut." Mit dem Daumen streichelte er seinen glatt rasierten Schambereich. Crocodile stöhnte laut, als Doflamingo endlich mit den Lippen seine Eichel umschloss. Geübt legte er seine Zunge an die Unterseite an und begann zu saugen. Es war ein unglaubliches Gefühl. Warm und kribbelnd. Er musste sich an den Schultern seines Partners abstützen, damit er nicht wegknickte. "B-Bett?", japste Crocodile. Dann könnte er sich hinlegen und außerdem auch endlich selbst tätig werden. Er hatte Doflamingo noch überhaupt gar nicht berührt. "Geh auf alle Viere", sagte dieser zu ihm und machte sich daran seine eigene Kleidung auszuziehen. "Auf alle Viere?", wiederholte Crocodile irritiert, doch tat wie ihm geheißen. Es war ein wenig unangenehm. Nicht die Körperhaltung an und für sich; das Gleichgewicht konnte er gut halten. Aber er kam sich vor wie auf dem Präsentierteller. Weil sein Blick auf das Kopfteil des Bettes gerichtet war, konnte er nicht sehen, wo sich Doflamingo befand oder was er tat. Es traf ihn völlig unvorbereitet, als er auf einmal eine warme, nasse Zunge an seinen Hoden spürte. Doflamingo nahm erst einen, dann sogar beide Hoden in den Mund und saugte daran. Crocodile vergrub sein Gesicht in den Kissen und stöhnte laut. Doflamingos Zunge wanderte weiter. Allerdings nicht in Richtung seines Glieds, sondern seines Eingangs. Mit den Händen spreizte er Crocodiles Pobacken und mit seiner Zunge fuhr er geradezu genüsslich über seinen Eingang. Inzwischen hatte sich Crocodiles gesamtes Gesicht puderrot verfärbt. Plötzlich war er sehr froh darüber, dass er seinen Ehemann nicht sehen konnte. Es fühlte sich wahnsinnig gut an, was dieser mit seinem Mund alles anstellen konnte. Doch Crocodile war im Grunde seines Herzens ein extrem prüder Mensch. In die Augen könnte er ihm dabei nicht sehen, ohne vor Scham im Boden zu versinken. "So schön", wiederholte Doflamingo murmelnd. Crocodile konnte hören, wie eine Tube Gleitgel aufgeschraubt wurde. Einen Moment später spürte er einen Finger, der gegen seinen Muskelring drückte. Crocodile entspannte sich und erlaubte Doflamingo, auch einen zweiten und anschließend noch einen dritten Finger in ihn einzuführen. Es wäre gelogen, wenn er behaupten würde, er würde es nicht lieben penetriert zu werden. Genüsslich seufzte Crocodile in sein Kissen. Doflamingo nahm sich viel Zeit, um ihn vorzubereiten. Immer wieder spreizte er seine Finger oder ließ sie die Prostata seines Partners streifen. Crocodile war im Himmel. Er war sich sicher, dass er sofort zum Höhepunkt käme, wenn Doflamingo auch nur ein einziges Mal sein Glied pumpen würde. Doch sein Ehemann konzentrierte sich momentan vollständig auf seine andere Seite. Und weil es sein Geburtstag war, wollte Crocodile die Situation nicht eigenständig vorzeitig beenden. Hin und wieder entzog Doflamingo ihm seine Finger, um sie neu mit Gleitgel zu benetzen. Oder um seiner überaus talentierten Zunge den Vortritt zu lassen. Crocodile musste sich ernsthaft zusammenreißen, um nicht ohne jede Berührung an seinem Glied zu ejakulieren. "Doffy...", stöhnte er schließlich irgendwann und war selbst überrascht darüber, wie rau seine Stimme klang. Sein Partner unterbrach seine Tätigkeit nicht, doch gab einen kurzen Brummlaut von sich, um zu zeigen, dass er zuhörte. "Bitte..." Das war kein Wort, dass Crocodile im Bett häufig benutzte. "Bitte, du musst... du musst... sonst..." Doflamingo schien zu verstehen, worauf er hinauswollte. Jedenfalls entfernte er seine Zunge und griff erneut nach der Tube Gleitgel, um sein eigenes Glied zu benetzen. Es konnte sich bloß um wenige Sekunden handeln, doch die Wartezeit kam Crocodile quälend lang vor. Sein gesamter Körper war angespannt. Sein Eingang war nass und warm und wartete nur darauf weiter stimuliert zu werden. Er stöhnte erleichtert auf, als er spürte, wie Doflamingos Glied in ihm eindrang. Es fühlte sich unglaublich befreiend und befriedigend an. Sein Ehemann verfügt über ein sehr großes Organ und Crocodile liebte es von diesem ausgefüllt zu werden. Doflamingo gab ihm keine Zeit, um sich an sein Glied zu gewöhnen, doch das machte Crocodile nichts aus. Er war schließlich mehr als ausreichend vorbereitet worden. Der schnelle und harte Rhythmus, den sein Partner ausgewählt hatte, war gerade richtig. Mit jedem Stoß traf Doflamingo seine Prostata zielgenau. Crocodile, der inzwischen jedes Gefühl für Zeit und Raum verloren hatte, konnte nicht sagen, wie lange es dauerte, bis er zu seinem Orgasmus kam. Was er allerdings sicher sagen konnte, war, dass es sich um einen der längsten und intensivsten Höhepunkte handelte, die er jemals erlebt hatte. Und das, obwohl weder er noch Doflamingo bei ihm Hand angelegt hatten. Erschöpft sackte Crocodile zusammen. Sein gesamter Körper fühlte sich warm und unglaublich entspannt an. Vor seinen Augen tanzten buchstäblich helle Sterne. Doflamingo hielt sich an seinen Hüften fast und kam nur wenig später. Kurz vor seinem Höhepunkt entzog er sein Glied vollständig und zielte auf Crocodiles Rücken. Er spürte, wie das warme Sperma auf seine Haut traf, doch ausnahmsweise störte ihn dieser Umstand nicht. Und immerhin war es Doflamingos Geburtstag. "Du siehst so schön aus", keuchte Doflamingo, nachdem er einen Blick auf sein Kunstwerk geworfen hatte, und ließ sich neben Crocodile auf das Bett fallen. Eine Weile lang lagen sie einfach bloß zufrieden und ohne ein Wort miteinander zu sprechen nebeneinander. Jeder von ihnen versuchte wieder zu Atem zu kommen. Erst als Crocodile die warme Flüssigkeit auf seinem Rücken als zu störend empfand, richtete er sich mühsam auf und griff nach einem Paket Taschentüchern, das immer auf seinem Nachttisch lag. Doflamingo schien zu bemerken, was er vorhatte; er nahm ihm die Taschentücher ab und reinigte gründlich seinen mit Sperma benetzten Rücken. "Tut mir leid", sagte er. "Ich weiß, du magst es nicht so gerne. Aber ich konnte einfach nicht widerstehen." "Kein Problem", erwiderte Crocodile mit matter Stimme. "Du hast es mehr als wettgemacht. Und außerdem bist du das Geburtstagskind." * Am Samstag wollte Doflamingo seinen Geburtstag auf seiner Yacht Pink Flamingo nachfeiern. Gemeinsam mit seinem Ehemann wurde Crocodile in einem brandneuen Audi S8 zum Hafen chauffiert. Es war erst früher Nachmittag. Doflamingo wollte sichergehen, dass alles vorbereit war, wenn seine zahlreichen Gäste eintrafen. Er hatte mehr oder weniger jeden Menschen, mit dem er jemals ein Wort gewechselt hatte, eingeladen. Es würde also eine gigantische Party werden. Crocodile wollte sich die damit verbundenen Kosten gar nicht ausmalen. Diese Geburtstagsfeier kostete Doflamingo sicher mehr als er im ganzen Jahr bei Toms Workers verdiente. Crocodile hatte schon häufiger von der Pink Flamingogehört, doch das imposante Schiff noch nie zuvor gesehen. Als er aus dem Audi S8 ausstieg, fielen ihm beinahe die Augen aus dem Kopf. "Ach du heilige Scheiße", gab er entsetzt von sich und musterte die Yacht, die im Hafen lag. Bei der Gästezahl, von der Doflamingo immer wieder gesprochen hatte, war ihm natürlich klar gewesen, dass es sich nicht um ein kleines, schlichtes Bötchen handeln konnte. Aber die gigantische Yacht, vollständig in pink gehalten und mit dem Kopf eines Flamingos als Galleonsfigur, verschlug ihm einfach bloß den Atem. "Was ist los?", wollte Doflamingo wissen, der neben ihm stand. Crocodile bedeckte seine Augen mit der rechten Hand und schüttelte den Kopf. "Das hier ist mit Abstand das hässlichste Schiff, das ich in meinem ganzen Leben jemals gesehen habe", gab er seufzend von sich. Doflamingo brach natürlich sofort in lautes Gelächter aus. "Ich habe die Pink Flamingo selbst entworfen", erklärte er. "Aber mich wundert es nicht, dass sie dir nicht gefällt. Du hattest ja nie viel für meine Lieblingsfarbe übrig." Damit hatte sein Ehemann definitiv Recht. Crocodile war sich sicher, dass er nicht einmal ein pinkfarbenes Kleidungsstück besaß. Oder halt, das stimmte nicht ganz: Zu seinem Geburtstag vor zwei Jahren hatte Doflamingo ihm unter Anderem ein Hemd in Pastellrosa gekauft. Doch das teure Designerstück vermoderte seitdem im Schrank; Crocodile hatte es nicht ein einziges Mal angezogen. Doflamingo führte ihm das Schiff vor. Auf Deck sah es nicht so schlimm aus, musste selbst Crocodile zugeben. Hier bekam man nicht mehr allzu viel von der pinken Außenfarbe mit. "Ich habe mir die Pink Flamingo vor etwa zehn Jahren gekauft", wurde ihm erklärt. "Ich habe sie früher schon einmal als Location für eine Geburtstagsparty genutzt." "Ich weiß", erwiderte Crocodile und folgte seinem Ehemann durch das Innere des Schiffes, "für deinen siebenundzwanzigsten Geburtstag." "Stimmt. Aber woher weißt du das?", wollte er mit überrascht klingender Stimme wissen. Crocodile zuckte mit den Schultern. "Muss eine wirklich gute Party gewesen sein", erklärte er. "Ich höre immer wieder, wie Leute davon erzählen." "Es war wirklich eine tolle Party", schwärmte Doflamingo. "Ich hatte an einem Samstag Geburtstag und habe reingefeiert. Um Mitternacht gab es ein riesiges Feuerwerk! Und alle meine Freunde sind da gewesen. Es war ein wirklich toller Abend. Obwohl Corazon kopfüber in der Torte gelandet ist, fufufu." Crocodile senkte den Blick. Plötzlich musste er wieder an seine eigenen Geschwister denken. "Was ist mit Mihawk und Hancock?", fragte er seinen Ehemann, als sie gerade den Festsaal erreicht hatten. "Glaubst du, sie werden auch kommen?" Doflamingo blieb stehen. Er zögerte für einen Moment, ehe er ihm mit ruhiger Stimme erklärte: "Mihawk hat mich vor ein paar Tagen angerufen und abgesagt. Die beiden sind zu beschäftigt." "Er hat dich angerufen?!" Crocodile warf seinem Partner einen entsetzten und vorwurfsvollen Blick zu. "Dich?!" Doflamingo hob in einer beschwichtigenden Geste seine Hände. "Ich weiß, dass dich die Funkstille zwischen deinen Geschwistern und dir belastet. Aber Mihawk hat nur ganz kurz angerufen, um Bescheid zu sagen. Die Beerdigung eurer Mutter findet in ein paar Tagen statt. Er sagte, er müsste vieles organisieren und außerdem auch Hancock in Zaum halten." "Hancock?", hakte Crocodile sofort nach. "Was ist mit ihr?" Doflamingo verzog das Gesicht. "Ich weiß es nicht genau", antwortete er ausweichend. "Aber ich nehme an, dass sie enttäuscht ist, weil du nicht zur Beerdigung kommen möchtest." Crocodile spürte, wie sich sein Herz schmerzhaft zusammenzog. Meldeten sich deshalb seine Geschwister nicht mehr bei ihm? Waren sie beide entsetzt, weil er die Beerdigung seiner eigenen Mutter schwänzte? Und das, obwohl ihre allerletzten Worte ihm gegolten hatten? "Ich würde das nicht überbewerten", meinte Doflamingo und griff nach seiner Hand. Zärtlich streichelte er sie mit seinem Daumen. "Die beiden standen eurer Mutter nahe und sind im Moment sehr aufgewühlt. Ich weiß noch, wie es mir nach dem Tod meiner eigenen Mutter ging. Glaub mir, Crocodile: Sie werden sich wieder beruhigen. Gib ihnen noch ein wenig Zeit." Crocodile nickte, doch es fiel ihm schwer seine Enttäuschung zu verbergen. Um Doflamingos willen versuchte er sich zusammenreißen. Heute fand seine Geburtstagsparty statt. Er wollte sie nicht verderben. "Hey", sagte sein Ehemann mit leiser Stimme, "ich weiß, dass dich derzeit sehr viele harte Themen beschäftigen. Wenn du... Wenn du lieber wieder nach Hause fahren möchtest, könnte ich das verstehen." Sofort schüttelte Crocodile den Kopf und riss seine Hand los. "Was? Nein, auf keinen Fall! Heute wird dein Geburtstag gefeiert! Was würden denn deine Gäste denken, wenn dein eigener Mann abwesend ist?" "Es ist mir absolut scheißegal, was meine Gäste davon halten könnten", gab Doflamingo sofort pikiert zurück. "Aber möchtest du denn nicht, dass ich heute Abend dabei bin?" "Doch, natürlich! Aber am wichtigsten ist mir, dass es dir gut geht, Crocodile." Doflamingo griff erneut nach seine Hand und presste sie gegen seine Brust. Crocodile konnte sein schlagendes Herz spüren. "Verdammt, Crocodile. Du weißt, dass du ehrlich zu mir sein darfst. Du hast im Moment mit wirklich vielen Dingen zu kämpfen. Der Streit mit deinen Geschwistern, der Tod deiner Mutter, die fehlgeschlagene in-vitro-Fertilisation... Ich kann es wirklich verstehen, wenn dir das alles zu viel wird und du keine Lust auf eine Party hast." "Nein, ich...." Crocodile atmete einmal tief ein und aus. "Es ist lieb, dass du so besorgt um mich bist, Doffy. Aber es ist schon gut. Wirklich. Eigentlich kommt mir diese Party ganz gelegen, um mich abzulenken." Doflamingo wirkte nicht ganz überzeugt, doch nickte am Ende. Wahrscheinlich kannte er seinen Ehemann gut genug, um zu wissen, dass dieser sich nicht so leicht von Dingen, die er sich vorgenommen hatte, abbringen ließ. In dieser Hinsicht waren sie beide sich sehr ähnlich. Nach und nach füllte sich das Deck der Pink Flamingo. Doflamingo hatte hunderte Gäste eingeladen. Und so wie es schien, hatte es sich niemand nehmen lassen zu erscheinen. Wer verpasste denn auch schon gerne die Party eines Multimillionärs? Die Yacht, der berühmte DJ, die gigantische Geburtstagstorte mit 35 Kerzen... Wie immer hatte Doflamingo dick aufgetragen. Die Gäste ließen es sich gut gehen. Der Alkohol floss in rauen Mengen. Die Tanzfläche war durchgehend voll. Von allen Seiten waren angeregte Unterhaltungen und schallendes Gelächter zu hören. Crocodile kam sich schrecklich fehl am Platz vor. Er verspürte überhaupt keine Lust zu tanzen oder neue Leute kennenzulernen. Seine Gedanken wanderten automatisch ständig zu seinen Geschwistern und verschlechterten so immer wieder seine Laune. Warum hatte Mihawk Doflamingo angerufen, aber nicht ihn? War er so enttäuscht von ihm, dass er nicht einmal mehr mit ihm sprechen wollte? Crocodile nippte unglücklich an seinem Wasserglas. Er stand abseits von den übrigen Leuten auf dem Deck und lehnte sich mit dem Rücken an die Reling. Die Pink Flamingo hatte vor etwa einer Stunde abgelegt. So weit draußen war das Meer ruhig und dunkel; ein extremer Kontrast zu der bunten Gesellschaft, die sich hier tummelte. Sein Ehemann wurde permanent in Beschlag genommen. Alle wollten ihm nachträglich gratulieren, mit ihm tanzen, sich mit ihm unterhalten oder mit ihm anstoßen. Doflamingo war fürsorglich genug, um immer mal wieder nach ihm zu sehen. Doch Crocodile, der keine Spaßbremse sein wollte, versicherte ihm stets, dass alles in Ordnung war. Doflamingo hatte sich schließlich monatelang auf diesen Abend gefreut und einen enormen Aufwand betrieben, um das Fest auszurichten. Crocodile seufzte leise und verließ das Deck, um die Toilette aufzusuchen. Im Gang erhaschte er einen Blick auf seinen Ehemann, der mit dem Rücken zu ihm stand und ihn nicht bemerkte. Er unterhielt sich mit einer jungen, äußerst attraktiven Frau, die Crocodile nicht kannte. "Fünfunddreißig?", hörte er die Frau mit gespielt erstaunt klingender Stimme sagen. Sie trug einen schicken Longbob; die langen, rosafarbenen Haarsträhnen verdeckten ihr rechtes Auge, was ihr einen mysteriösen Flair verlieh. "Nie im Leben bist du fünfunddreißig! Ich hätte dich mindestens fünf Jahre jünger geschätzt!" "Das bekomme ich oft zu hören", lachte sein Ehemann und winkte ab. "Aber es stimmt: Ich bin nun ganz offiziell Mitte dreißig." "Liegt bestimmt an deinem jugendlichen Kleidungsstil" meinte die Frau augenzwinkernd. Crocodile verzog den Mund. Er war per se kein sonderlich eifersüchtiger Mensch, aber dass sein Partner vor seinen Augen offensiv angeflirtet wurde, gefiel ihm absolut nicht. Und dann auch noch von einer wahnsinnig attraktiven Frau. Doflamingo lachte fröhlich. "Meine Freunde schimpfen immer über meine Klamotten", erklärte er ihr. "Zu viel pink für einen Mann." "Mir gefällt pink", gab sie zurück und deutete auf ihren Haarschopf. "Die Farbe steht dir auch wirklich gut", fand Doflamingo. Sie lächelten beide. Crocodiles Eingeweide zogen sich schmerzhaft zusammen. Es tat weh zu sehen wie fröhlich und ungezwungen sein Ehemann sich mit dieser fremden Schönheit unterhielt. Gerade weil eine solche Unterhaltung mit Crocodile schon seit Wochen nicht mehr möglich war. In letzter Zeit hatte es so viele belastende Themen gegeben, dass seine Gedanken ständig abwechselnd um seine Geschwister, die Beerdigung seiner Mutter und die misslungene künstliche Befruchtung kreisten. Crocodile biss sich auf die Unterlippe und kehrte mitten im Gang um. An der Bar unten im Festsaal bestellte er sich einen Schnaps, den er in einem Zug leertrank. Die beißende Hitze in seiner Kehle konnte ihn wenigstens für einen kurzen Moment von seiner Frustration ablenken. Crocodile verbrachte den Großteil des Abends damit allein am Rand zu stehen und sich von seinen Freunden fernzuhalten. Als Law ihn einmal vom anderen Ende des großen Festsaals aus erspähte und versuchte sich durch die Menschenmasse einen Weg in seine Richtung zu bahnen, ergriff er schnell die Flucht. Dieser Abend war schon schlimm genug, so wie er war. Er hatte absolut kein Interesse daran ihn sich durch ein Gespräch über sein Verhalten in Shakkys Bar noch weiter zu vermiesen. Dellinger selbst konnte er glücklicherweise überhaupt nicht ausmachen. Doflamingos jüngerer Cousin war normalerweise sehr leicht zu finden: Mit seiner schrillen, femininen Kleidung und den hohen Stöckelschuhen fiel er in jeder Menge sofort auf. Ob er wohl Zuhause geblieben war, weil er befürchtet hatte ihm hier erneut begegnen zu können? Crocodile hatte kaum Gelegenheit sich Gedanken darüber zu machen, als plötzlich sein Ehemann neben ihm auftauchte. In den Händen hielt er zwei Getränke: Einen mit zahlreichen Schirmchen dekorierten Cocktail und ein Glas, das vermutlich Wodka gemischt mit Saft enthielt. Letzteres drückte er Crocodile in die Hand. "Ist alles gut bei dir?", fragte er ihn und saugte am Strohhalm seines Cocktails. Hastig nickte Crocodile und nahm einen Schluck seines eigenen Getränks. Es enthielt einen sehr hohen Anteil Wodka. "Law versucht schon die ganze Zeit dich zu erwischen", sagte Doflamingo. "Aber irgendwie scheint er immer einen Moment zu spät dran zu sein." Crocodile zuckte mit den Schultern und tat so als käme ihm das überhaupt nicht sonderbar vor. "Oh, tatsächlich? Naja, eigentlich wundert es mich nicht. Du hast wirklich wahnsinnig viele Leute eingeladen. Ich habe das Gefühl, dass ich alle zehn Minuten von jemand Anderem angesprochen werde." Er war sich nicht ganz sicher, ob sein Ehemann ihm diese Ausrede abkaufte oder nicht. Jedenfalls legte er einen Arm um seine Schulter und führte ihn durch den Festsaal. Crocodile hatte gar keine andere Möglichkeit als mit ihm mitzugehen. Zu zweit bahnten sie sich einen Weg durch die vielen Menschen, die dicht an dicht standen und sich ausgelassen miteinander unterhielten. In einer Ecke des Saals, die recht weit weg von der Bar und daher nicht wahnsinnig überfüllt war, hielten sich Law, Kid, Vergo, Violet, Circies, Diamante und Pica auf. Und Dellinger. Crocodile schluckte. Plötzlich fühlte sich der Arm, den Doflamingo um seine Schulter gelegt hatte, sehr schwer an. "Hey, Crocodile, da bist du ja", begrüßte Law ihn mit untypisch fröhlich klingender Stimme. Er hielt ebenfalls ein mit vielen Strohhalmen und Schirmchen dekoriertes Getränk in seiner Hand. Sicherlich nicht sein erstes an diesem Abend. "Hey", gab Crocodile schwach zurück. Er vermied es Doflamingos anderen Freunden, insbesondere Dellinger, in die Augen zu sehen. Bei Crocodile handelte es sich nicht um einen Feigling. Aber er fühlte sich derzeit so extrem schwach und unglücklich, dass er nicht mehr die Kraft besaß, um sich mit einem von ihnen anzulegen. (Sie alle waren anwesend gewesen, als es in Shakkys Bar zu der Auseinandersetzung wegen Dellingers femininer Kleidung gekommen war.) Sein Ehemann nahm den Arm von seiner Schulter. Crocodile musste den Instinkt, unverzüglich die Flucht zu ergreifen, mit allen Mitteln unterdrücken. "Mir gefallen deine Ohrringe, Doffy", sagte Violet mit unverfänglich klingender Stimme und warf einen neugierigen Blick auf die golden glitzernden Schmuckstücke. "Danke", gab sein Partner, sichtlich geschmeichelt, zurück. "Crocodile hat sie mir zum Geburtstag geschenkt." Eben jener wagte es einen ganz kurzen Blick auf Dellinger zu werfen. Kein Wunder, dass er ihm bisher nicht aufgefallen war: Doflamingos jüngerer Cousin trug eine schlichte, schwarze Hose und einen mellierten Pullover. An den Füßen hatte er Sneaker. Crocodile traute sich nicht ihn zu fragen, wieso er plötzlich auf seine Hotpants und Stöckelschuhe verzichtete. Ohne seinen Blick mit ihm zu kreuzen wandte er sich hastig wieder ab. "Eben ist die Geburtstagstorte angeschnitten worden", berichtete ihm Pica. Normalerweise musste Crocodile sich jedes mal, wenn er dessen piepsige Stimme hörte, zusammenreißen, damit er nicht laut loslachte, doch heute fiel es ihm überhaupt nicht schwer. "Schade, dass du es verpasst hast, Crocodile. Ich wette, so eine riesige Torte hast du in deinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Doffy scheint wirklich für jeden einzelnen Gast ein Stück vorgesehen zu haben." "Ach, das macht nichts", erwiderte Crocodile mit schwacher Stimme und winkte ab. "Ich darf ja sowieso keine Torte essen." Er stellte sein Glas auf einem Stehtisch zu seiner Rechten ab. "Wieso das denn?", mischte Violet sich ein. Sie warf ihm einen skeptischen Blick zu. "Bist du auf Diät oder so?" "Ähm, nein." Hatte er zugenommen? Das war ihm gar nicht aufgefallen. Und Doflamingo hatte auch nichts dergleichen angedeutet. Auf der anderen Seite hatte er in letzter Zeit häufiger das Fitness-Studio geschwänzt. Wenn er wieder Zuhause war, würde er sich gleich mal auf die Waage stellen. "Ich darf gründsätzlich nichts Süßes zu mir nehmen." "Häh? Wieso das denn?", wollte nun auch Pica wissen. Plötzlich waren alle Augen auf ihn gerichtet. Crocodile fühlte sich schrecklich unwohl. Es war nicht so, dass er sich per se für seine Magenprobleme schämte; aber es behagte ihm nicht plötzlich das Zentrum ihrer Gesprächsrunde darzustellen. "Ich habe einen überempfindlichen Magen", erklärte er knapp. "Es gibt viele Lebensmittel, die ich nicht essen darf. Aber das macht mir nichts aus. Ich habe mich längst daran gewöhnt." "Also eine chronische Erkrankung?", meldte sich irgendjemand anders zu Wort. "Stimmt, davon hat Doffy irgendwann mal erzählt gehabt." "Oh Mann, du armer Kerl. Nie wieder Schokolade essen zu dürfen wäre eine Horrorvorstellung für mich!" "Hast du ein Magengeschwür? Tut das weh?" "Isst du wirklich nie irgendwelche Süßigkeiten? Nicht einmal eine Kugel Eis?" Crocodile war Reaktionen dieser Art gewöhnt. Schon seit er ein kleines Kind war, bekam er sie regelmäßig zu hören, wenn jemand von seinem chronisch gereizten Magen erfuhr. Daher bemühte er sich normalerweise darum dieses Thema nicht an die große Glocke zu hängen. Sogar Doflamingo vergaß ständig, dass Süßigkeiten für ihn tabu waren, und bot ihm immer mal wieder Bonbons oder süßes Gebäck an. "Es ist wirklich keine dramatische Sache", erklärte er rasch und machte eine abwehrende Geste. "Ich weiß gar nicht mehr wie Schokolade überhaupt schmeckt. Mir fehlt also nichts." Zu seinen Ungunsten schien er mit dieser Aussage den Vogel abgeschossen zu haben. Violet warf ihm einen Blick zu, den man bloß als absolut entsetzt beschreiben konnte. "Du weißt nicht mehr wie Schokolade schmeckt?! Schokolade?!" Crocodile zuckte unbeholfen mit den Schultern. Er hatte nie wirklich nachvollziehen können, warum so viele Menschen die Vorstellung keine Eiscreme, Kekse oder Bonbons essen zu dürfen, als so schlimm empfanden. Süßigkeiten waren lecker, keine Frage. Aber es war doch kein Weltuntergang, wenn man ein Leben ohne führen musste. Es war ja nicht so als dürfte Crocodile sich überhaupt nichts gönnen. Er aß zum Beispiel gerne Cracker oder mit Frischkäse gefüllte Oliven. "Es hört sich viel schlimmer an als es ist", versuchte Crocodile Violet zu beschwichtigen. "Ich muss einfach nur alle Lebensmittel vermeiden, die süß oder scharf oder fettig sind. Damit komme ich gut zurecht. Ich habe auch nur selten Schmerzen." "Schmerzen?", wiederholte Violet mit großen Augen. "Nicht nur, dass du wegen dieser chronischen Erkrankung keine Süßigkeiten essen darfst; sie verursacht auch noch Schmerzen?!" Warum hatte er das bloß gesagt? Er kam sich vor wie ein Idiot. "Das kommt höchstens zwei- oder dreimal im Monat vor. Ist aber wirklich nicht schlimm. Ich bin es ja schließlich gewöhnt." Doch damit schien Crocodile weder Violet noch die übrigen Leute überzeugen zu können. Sie alle taten etwas, was er abgrundtief hasste: Sie warfen ihm mitleidige Blicke zu. "Eigentlich ist Krankheit das falsche Wort", fügte er rasch hinzu. Er hasste es, wenn Leute Mitleid für ihn empfanden. "Es ist bloß ein empfindlicher Magen, nichts weiter." "Oh Mann, du armer Kerl", hörte er Cirkies sagen. "Ich wusste gar nicht, dass du eine chronische Krankheit hast. Kann man da gar nichts gegen tun?" "Es ist keine Krankheit", betonte Crocodile erneut. Er spürte, dass sein Geduldsfaden immer dünner wurde. "Wirklich, es ist nicht schlimm. Ich muss euch absolut nicht leidtun!" Zu seiner großen Überraschung war es am Ende Dellinger, der ein Machtwort sprach: "Jetzt hört doch endlich auf ihn in eurem Mitleid zu ertränken! Crocodile ist ein taffer Kerl! Wenn er sagt, dass er die Situation mit seinem Magen nicht schlimm findet, dann solltet ihr das akzeptieren! Nicht jeder ist süchtig nach Schokolade und Pommes." Crocodile musterte ihn mit einem überraschten Gesichtsausdruck. In just diesem Augenblick griff Dellinger plötzlich nach seinem Handgelenk und zog ihn mit sanfter Gewalt in Richtung Bar. "Komm, Crocodile", sagte er und warf ihm einen auffordernden Blick zu, "wir holen uns ein paar neue Getränke." Crocodile machte sich nicht die Mühe Dellinger zu erklären, dass Doflamingo ihm gerade erst ein Getränk in die Hand gedrückt hatte, und ließ sich von diesem durch das Gedränge ziehen. "Was ist los?", fragte er, als sie die Theke erreicht hatten, und schüttelte Dellingers Hand ab. "Was soll das?" "Ich hatte den Eindruck, dass du dich unwohl fühlst", erwidere dieser schulterzuckend. "Immerhin spielst du nicht gerne die Opferrolle. Also habe ich dir kurzerhand aus der Situation herausgeholfen." Crocodile seufzte leise. Offenbar wollte Dellinger mit ihm über ihre Auseinandersetzung in Shakkys Bar sprechen. Um ganz ehrlich zu sein, war er sich nicht einmal mehr ganz sicher, was er damals überhaupt gesagt hatte. In den letzten Wochen waren zu viele andere Dinge passiert, die seine Aufmerksamkeit gefordert hatten. Wahrscheinlich war es das Beste, wenn er sich einfach beim Cousins seines Partners entschuldigte und dieses Thema beendete. "Dellinger, hör mal, was ich damals gesagt habe... Es war nicht..." "Es hat gestimmt", unterbrach sein Gegenüber ihn. "Du hattest Recht, Crocodile. Mit allem, was du gesagt hast." Erstaunt hob Crocodile den Blick. Erneut fiel ihm Dellingers ungewöhnlich neutral wirkende Outfit auf: ein mellierter Pullover, eine dunkle Hose und ein Paar Sneaker. So kannte er ihn überhaupt nicht. "Ich habe mich total auf meine Identität als Tunte eingeschossen", erklärte Dellinger ihm. Er leckte sich über die trockenen Lippen. "Weißt du, in letzter Zeit hatte ich mit einigen Tiefschlägen zu kämpfen. Ich studiere seit fünf Jahren Wirtschaftsrecht, obwohl mir schon lange klar ist, dass ich in diesem Bereich eigentlich gar nicht arbeiten möchte. Als dann auch noch meine Beziehung in die Brüche gegangen ist, hatte ich irgendwie das Gefühl, dass mir alles in meinem Leben entgleitet. Ich wusste gar nicht mehr, was mich eigentlich ausmacht und was ich tun möchte. Ich bin total durchgedreht und habe angefangen, mich über meine Sexualität und meine Klamotten zu definieren. Du hast Recht, Crocodile: In mir steckt mehr als eine übersensible Tunte. Was du gesagt hast, klang sehr hart; aber im Nachhinein ist mir klargeworden, dass es richtig von dir war mir den Kopf zu waschen." "Es war nicht sehr nett von mir", lenkte Crocodile mit leiser Stimme ein. Er hatte sich den ganzen Abend lang Gedanken darüber gemacht, wie Dellinger auf ihn reagieren würde, falls sie beide sich begegnen sollten. Er hatte sich Dutzenden Szenarieren ausgemalt. Aber die Möglichkeit, dass Dellinger sich seine Worte zu Herzen genommen und seine Lebenseinstellung geändert haben könnte, war ihm definitiv nicht in den Sinn gekommen. "Alle sind nett zu mir gewesen", fuhr Dellinger kopfschüttelnd fort. "Meine Eltern, meine Freunde... Niemand hat sich getraut mir zu sagen, dass bei mir etwas schief läuft. Ich habe bloß noch über Klamotten und Sex geredet und gar nicht gemerkt, in was für einen oberflächlichen Menschen ich mich da verwandle. Du bist der einzige, der klare Worte gefunden hat. Dafür möchte ich mich bedanken." "Du musst dich nicht bei mir bedanken, weil ich dich eine Tunte und eine Heulsuse genannt habe", gab Crocodile unangenehm berührt zurück. "Es hat mir aber wirklich weitergeholfen. Ich habe endlich mit dem Wirtschaftsrecht aufgehört und einen Studiengang angefangen, der besser zu mir passt. Meine Eltern sind zwar nicht begeistert, aber ich merke, dass es die richtige Entscheidung gewesen ist. Die Uni macht mir wieder Spaß. Und ich habe auch angefangen mich für andere Dinge zu interessieren. Für wirklich coole Dinge und nicht nur oberflächlichen Kram. Ich habe endlich das Gefühl wieder auf einem wirklich guten Weg zu sein. Und mein Leben selbst in der Hand zu haben. Und das habe ich dir zu verdanken." Crocodile wusste nicht so recht, was er sagen sollte. Es tat gut, nach all den Hiobsbotschaften der letzten Wochen endlich einmal eine positive Nachricht zu hören. Er hatte fast nicht mehr daran geglaubt, dass irgendetwas gut laufen könnte. "Es freut mich, dass es in deinem Leben wieder bergauf geht", sagte er schließlich. "Ich wusste gar nicht, dass du solche Probleme hattest." "Ich habe nicht oft davon gesprochen", erkläre Dellinger ihm und senkte beschämt den Blick. "Irgendwie kam ich mir auch selbst blöd vor. Im Grunde habe ich fünf Jahre für einen Studiengang, der mir gar ncht liegt, vergeudet. Ich wollte nicht, dass die Leute mich für einen Idioten halten. Deswegen habe ich so getan als wäre alles in Ordnung. Aber jetzt merke ich, dass es nichts bringt sich selbst zu belügen." Crocodile senkte den Blick. "Ich verstehe, was du meinst." Als Dellinger ihn neugierig musterte, fuhr er fort: "Wir leben in einer Welt der Reichen und Schönen. Manchmal neigen wir dazu zu vergessen, dass es Probleme gibt, die sich nicht durch Geld oder Kontakte lösen lassen. Wir tun so als wären wir glücklich, damit niemand mitkriegt, dass wir uns ingeheim wie Versager fühlen." "So wie du? Du tust den ganzen Abend lang so als wärst du gut drauf, obwohl dir in Wirklichkeit hundeelend zumute ist?" Crocodile fühlte sich ertappt. Er unterdrückte ein Seufzen und wich Dellingers Blick aus. "Es gibt im Moment einige Schwierigkeiten in meinem Leben. Aber ich möchte nicht Doflamingos Geburtstagsparty ruinieren. Er hat sich monatelang auf diesen Abend gefreut." "Möchtest du mit mir darüber reden?", bot Dellinger ihm mit freundlicher Stimme an. Crocodile zögerte. Doch schlussendlich schüttelte er den Kopf. "Versteh mich nicht falsch, Dellinger... Ich weiß, wir kennen uns schon lange und du bist kein schlechter Kerl. Aber ich bin kein Mensch, der offen über seine Probleme spricht. Da kann ich einfach nicht." "Weiß denn wenigstens Doflamingo, was bei dir los ist?" "Natürlich, er ist doch mein Ehemann", gab Crocodile irritiert zurück. "Dann ist ja gut." Dellinger lächelte ihn an. "Es ist wichtig wenigstens eine Person zu haben, mit der man über alles sprechen kann." Crocodile nickte bedächtig. "Ich bin wirklich wahnsinnig froh ihn an meiner Seite zu haben. Ich hätte keinen besseren Menschen heiraten können." "Lass ihn das bloß nicht hören", witzelte Dellinger und lachte hinter vorgehaltener Hand. "Doffy würde nie wieder aufhören dich zu nerven." "Das stimmt", gab Crocodile zurück und stimmte in Dellingers Lachen mit ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)