Die Farben Schneewittchens von DieLadi ================================================================================ Kapitel 12: Brüder ------------------ Die nächsten Wochen zogen sich schier endlos dahin. Jakob schrieb seinen Eltern, dass es Aussicht auf Rettung gäbe und was sie herausgefunden hatten. Zwei Neumondnächte verbrachte Jakob, indem er mit seinen Freunden zusammensaß, sie Musik machten, redeten, lachten, bis die Morgendämmerung kam. Er überstand sie ganz gut, allerdings wurde er schwächer und schwächer. Aber die Hoffnung, die Aussicht auf Rettung hielten ihn aufrecht. Drei Tage vor dem dritten Neumond kam das Paket, in dem seine Eltern ihm den Apfel mit dem Schlafgift sandten. Ein Fledermausbote brachte das Paket, und als der sich auf dem Boden von Jakobs Zimmer niedergelassen hatte, und ein wenig herumgeflattert war, verwandelte er sich. Jakob, der Hand in Hand mit Felix dort stand und der Verwandlung zusah, bekam riesengroße Augen. Der Bote war sein Bruder, der zukünftige König. „Daniel!“, rief er, und dann lagen sie sich in den Armen, denn trotz aller Differenzen hatten sie sich von Herzen lieb. Sie umarmten sich lange, und als sie sich voneinander lösten, sagte Jakob: „Gut siehst du aus, Bruderherz. Reif und erwachsen.“ Daniel schluckte. „Ich würde gerne das selbe von dir sagen, aber ... du siehst alles andere als gut aus.“ „Ich weiß. Es steht auf Messers Schneide. Aber meine Freunde kümmern sich um mich. Besonders Felix. Er ist mein ...“ Jakob errötete. „Er ist dein Mann, nicht wahr?“, sagte Daniel. „Der Mann, den ich liebe“, sagte Jakob. „Und ich liebe ihn auch“, sagte Felix. Der Vampirprinz nickte. „Hör zu, Bruderherz. Die Eltern haben, nachdem sie deinen Brief bekommen haben, jeden Forscher und jeden Sternleser, den sie auftreiben konnten, darauf angesetzt, um die besten Bedingungen herauszufinden. Hier ist der Apfel. Du solltest morgen, zwei Tage vor Neumond, hineinbeißen. Deine Freunde müssen dann dafür sorgen, dass dich im Schlafe niemand, nun, irgendwie belästigt. Und zwei Tage nach Neumond sollte deine wahre Liebe dich küssen.“ Er wandte sich an Felix. „Du, mein lieber, bist der, der Jakob, den Erstgeborenen des Vampirkönigs, den Bruder des zukünftigen Königs, retten kann. Ich hoffe, du bist dir deiner Verantwortung bewusst.“ „Das bin ich“, sagte Felix. „Ich liebe ihn. Und werde alles für ihn tun.“ „Gut. Zwei Tage nach Neumond, am besten in der Mittagsstunde, küsst du ihn. Und wenn er dann wach ist, dann lieb ihn, mit all der Liebe, all der Fürsorge, all der Großzügigkeit, Güte und Leidenschaft, zu der dein Herz fähig ist. Kriegst du das hin?“ „Ja!“, sagte Felix. „Himmelherrgott“, knurrte Jakob, der jetzt langsam etwas angefressen war. „Wage es ja nicht, Daniel, hieraus ein 'Brichst du ihm das Herz, brech ich dir das Genick'- Gespräch zu machen!“ „Nein“, sagte Daniel, „das ist eher ein 'rettest du nicht sein Leben, verlierst du das deine'- Gespräch.“ Jakob wollte aufbrausen, aber Felix legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. „Ich werde Jakob retten. Ich werde ihn lieben, sein Herz, seinen Geist, seinen Seele und seinen Körper. Und damit werde ich ihn retten.“ „Gut.“ Daniel hielt Felix die Hand hin. „Dann sei dir des ewigen Dankes der Vampire gewiss, zukünftiger Schwager.“ Felix schaute verblüfft drein. „Schwager...?“ „Na ja,“ sagte Daniel, „immerhin ist Jakob ein Prinz, so wie ich, und als solcher kann er nicht ewig in wilder Ehe leben. Er lebt zwar nicht mehr unter den Vampiren, aber gewisse Regeln gelten dennoch für ihn als Mitglied der königlichen Familie.“ Und er schmunzelte und zwinkerte Jakob zu. Jetzt schmunzelte auch Felix. „Nen Prinzen heiraten“, sagte er, „wer will das nicht!“, und er küsste Jakob zärtlich auf die Nase. „Also dann, alles Gute“, sagte Daniel und umarmte Jakob erneut. Dann schwang er seine Mantel um sich, verwandelte sich und flog durch das geöffnete Fenster davon. „Sag mal, hat er das ernst gemeint, das mit dem heiraten?“, fragte Felix. „Nö“, sagte Jakob grinsend, „ daher, dass ich nicht mehr unter ihnen lebe, gelten diese Konventionen nicht mehr für mich. Allerdings ...“ Er küsste Felix zärtlich. „ ... hätte ich nichts dagegen, wenn du mir eines Tages einen Ring ansteckst.“ „Eines Tages werde ich das tun – Prinzessin“, sagte Felix und erntete einen spielerischen Boxhieb auf den Oberarm. Schließlich wurden sie ernst. Jakob nahm das kleine Paket zur Hand. „Darin ist er nun also. Der Apfel“, sagte er. „Ja“, sagte Felix und ein leichter Schauer überlief ihn. „Morgen also“, sagte Jakob. „Ja, morgen.“ Sie sahen sich tief in die Augen. Egal, was sie tun mussten, gemeinsam würden sie das durchstehen. Die letzten Wochen hatten sie schon so fest zusammen geschmiedet, dass sie sich nicht mehr vorstellen konnten, ohne einander zu sein. Ihre Liebe war gewachsen und stark geworden. Und nun würden sie auch das noch gemeinsam schaffen, mit Unterstützung ihrer Freunde. Später am Abend saßen sie im Wohnzimmer gemeinsam mit André und Frodo. Das Päckchen mit dem Apfel lag immer noch ungeöffnet auf dem Wohnzimmertisch. „Morgen“, sagte nun auch André. „Morgen“, bestätigte Frodo. Es war ein seltsames Gefühl, sich innerlich auf eine solch bedeutende Sache vorzubereiten. Doch sie spürten, dass sie alle ein starkes Band umgab, ein Band der Freundschaft, und das würde dazu beitragen, dass am Ende alles wieder gut werden würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)