Die Farben Schneewittchens von DieLadi ================================================================================ Kapitel 4: Freunde ------------------ Es klopfte an seine Zimmertür. „Jakob? Jakob ist alles in Ordnung?“ Es war Felix. Felix, der sich um ihn sorgte. Jakob seufzte. „Mach doch bitte die Tür auf!“ Er legte den Brief auf sein Bett. Dann ging er zur Tür und öffnete sie. „Jakob, was ist los? Wenn irgendetwas ist, dann kannst du mit mir reden! Jederzeit! Das weißt du doch, oder?“ Er nickte. Sollte er mit Felix reden? Er könnte auch einfach abblocken, und nach drei Neumonden wäre alles vorüber. Aber ... Die Zeit bis dahin wäre nicht einfach, und er wusste, dass man ihm jetzt schon ansah, dass es ihm nicht gut ging. Und er kannte die Menschen und speziell seinen Freund Felix gut genug, um zu wissen, dass der es nicht einfach hinnehmen würde, seinem Freund beim langsamen Verfall zuzusehen. Also schloss er die Augen und sagte: „Ja, Felix. Und es gibt tatsächlich etwas, was ich dir erzählen muss.“ Er machte eine einladende Geste und Felix betrat das Zimmer. Sie setzten sich auf Jakobs Bett. Jakob fühlte sich äußerst unwohl. Wie beichtet man am besten dem besten Freund, dass man ein Vampir ist? Keine einfache Aufgabe. Noch dazu mit dem Ziel, dass er es zwar glauben würde, aber anderseits keine Angst bekommen würde. Zögern half ja nichts, also holte er tief Luft und sagte: „Felix, ich bin nicht der, für den du mich hältst. Ich bin in Wahrheit ... ein Vampir.“ Felix starrte ihn einen Augenblick lang an, dann begann er erst zu grinsen, dann zu kichern und schließlich schallend zu lachen. Er ließ sich nach hinten auf das Bett fallen und lachte, dass die Kissen bebten. Jakobs Miene verfinsterte sich. So hatte er sich das nicht vorgestellt. Felix bemerkte seinen düsteren Blick. Er richtete sich wieder auf. „Jakob, es tut mir leid, ich wollte dich nicht verletzen. Aber das hast du doch sicher nicht ernst gemeint?“ Jakob schluckte. Dann fasste er einen Entschluss. Er stand auf und ging zur Tür. Dort hing sein Mantel. DER Mantel, den jeder Vampir besitzt. Er legte ihn sich um seine Schultern. Felix' Augen wurden riesengroß vor Erstaunen. Er sah, wie Jakobs Gesicht noch blasser, seine Gesichtszüge spitzer wurden, und dann die Zähne, wie Reißzähne sahen die aus! Jakob nahm den Saum des Mantels, warf ihn sich über, so dass er ihn komplett einhüllte. Vor den Augen des völlig verblüfften Felix verwandelte er sich in eine Fledermaus. Er drehte drei Runden im Zimmer, ließ sich dann auf den Boden nieder, flatterte kurz mit den Flügeln und stand wieder in der bekannten Gestalt vor seinem fassungslosen Freund. „Was ... was war das?“, stotterte Felix. Jakob lächelte schüchtern. „Ich habe doch gesagt, dass ich ein Vampir bin.“ Felix schüttelte den Kopf. „Du hast das also tatsächlich ernst gemeint.“ Jakob nickte. Er spürte, dass Felix begann, sich unwohl zu fühlen. „Felix, du brauchst keine Angst zu haben. Ich tue dir nichts. Bitte vertrau mir.“ Felix zögerte einen Augenblick, dann nickte er. Jakob setzte sich wieder zu ihm, und dann begann er, ihm die ganze Geschichte zu erzählen. Eine halbe Stunde später saßen sie schweigend nebeneinander. Felix hatte sich alles angehört und auch den Brief gelesen. Nun wusste er nicht, was er sagen oder tun sollte. Er wusste nur eines: Jakob brauchte seine Hilfe. Und er, Felix, würde ihm helfen. So seltsam das Ganze auch war, er würde Jakob nicht im Stich lassen. Vorsichtig und sanft legte er den Arm um seinen Freund. „Hör mal, Jakob. Wir werden das gemeinsam schaffen. Wir werden einen Weg finden, dich zu retten. Aber ich finde, wir sollten auch Frodo und André einweihen.“ Jakobs Kopf drehte sich blitzschnell zu ihm um. „Was? Nein!“ „Doch, Jakob. Schau mal, beide sind gute Freunde, kluge Köpfe, treue Herzen. Sie werden uns helfen können. Und außerdem ... sie wohnen hier, und bekommen doch haarklein mit, wenn es dir schlecht geht. Meinst du, nur weil André so plauzig tut, bist du ihm egal? Oder Frodo, nur weil der immer nen schlechten Witz auf den Lippen hat, macht er sich keine Sorgen um dich?“ Jakob senkte den Kopf und sagte leise: „Nein. Du hast recht.“ „Na siehst du“, sagte Felix und umarmte ihn fest. Sie saßen zu viert an Küchentisch. Sie hatten jeder einen Kaffee vor sich, und hatten gerade aus Jakobs Mund die ganze Geschichte gehört. Natürlich waren auch sie nicht geneigt gewesen, ihm einfach so zu glauben, wer wäre das schon, und so hatte Jakob auch ihnen seine Verwandlung vorgeführt. Und nachdem Frodo erst die Versteckte Kamera und den Trick dahinter gesucht hatte, waren sie nun inzwischen so weit, dass ihnen klar war, dass alles, was Jakob erzählt hatte, den Tatsachen entsprach. Und damit wurde ihnen bewusst, dass das alles hier ganz schön tragisch war. Es ging um nicht mehr und nicht weniger als Jakobs Leben. Sie hielten ihre Kaffeetassen umklammert und versuchten, mit der ganzen Situation zurechtzukommen. „Was machen wir den jetzt?“, fragte Frodo etwas hilflos. „Wir müssen herausfinden, was es tatsächlich gewesen ist, das Schneewittchen erweckt und ihr ein Menschenleben geschenkt hat“, sagte Felix. „Das ist schon klar“, brummte André. „Aber zum Teufel, wo fangen wir an, zu suchen?“ Er sah Jakob fragend an. Der zuckte ratlos mit den Schultern. Er hatte nicht die geringste Ahnung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)