Angelo von Maginisha ================================================================================ Kapitel 12: Von Monstern und Menschen ------------------------------------- Marcus sah sich misstrauisch auf dem Parkplatz um. Natürlich war um diese Stunde niemand zu sehen. Ihm war trotzdem nicht wohl dabei, sich hier mitten in der Nacht mit Crystal aufs Zimmer zu schleichen. Ungeduldig wandte er sich an den Sukkubus. „Hast du's jetzt endlich?“ „Man, die Scheißtür klemmt, okay?“, fauchte sie zurück. „Wenn du’s besser kannst, mach du’s doch.“ „Den Schlüssel zu kriegen, ging auf jeden Fall schneller“, murmelte er und machte sich jetzt selbst daran, die störrische Tür zu öffnen. Crystal lehnte sich neben ihm gegen die Wand. „Tja, gekonnt ist eben gekonnt“, grinste sie und leckte sich über die Lippen. „Hat gar nicht mal schlecht geschmeckt. Wir hätten ihn mitnehmen sollen. Als Unterstützung.“ „Ich brauche keine Unterstützung“, knurrte Marcus, als er endlich die dumme Tür aufbekam. Schon gar nicht von irgendeinem schmierigen Motel-Nachtwächter, der ihnen mit einem süffisanten Grinsen verkündete, dass bei ihnen nichts frei war. „So?“, fragte Crystal gedehnt. „Du glaubst also, dass du es allein hinbekommst mich zu befriedigen? Es mir so richtig zu besorgen? Kannst du das, kleiner Cop?“ Sie strich ihm mit dem Finger über die Brust. Einem Finger, der momentan wieder komplett menschlich war. Marcus hatte nicht riskieren wollen, dass jemand auf sie aufmerksam wurde. Womöglich hätte der Sukkubus denjenigen dann doch getötet. Oder noch schlimmer: ebenfalls verführt und mitgeschleppt. „Nenn mich nicht immer so“, grollte er und sah sich im Zimmer um. Viel her machte es nicht, aber das Bett schien in Ordnung. „Du willst mir deinen Namen ja nicht sagen, Süßer, und irgendwas muss ich doch schreien, wenn du gleich mein Innerstes zum Beben bringst.“ „Du schreist am besten gar nicht, sonst kommen die uns noch auf die Schliche.“ Crystal gab ein genervtes Schnauben von sich. Etwas, das sie absolut perfekt beherrschte, wie Marcus inzwischen festgestellt hatte. „Ich hab dir doch gesagt, dass die Leute, die das Zimmer hier gebucht haben, erst morgen anreisen. Also haben wir die restliche Nacht sturmfreie Bude. Wir müssen uns nur verkrümeln, bevor die hier antanzen. Das Gesicht von der Trulla aus der Putzkolonne würde ich trotzdem gerne sehen, wenn sie ihrem Boss erklären muss, warum hier schon wieder Chaos herrscht.“ Sie kicherte in sich hinein. „Kleines Biest“, knurrte Marcus und fing sich dafür einen glühenden Blick. „Oh ja, Schnucki. Los! Gib mir Tiernamen! Ich mag’s, wenn’s ein bisschen dreckig wird.“ Marcus schloss für einen Moment die Augen. „Hör zu“, sagte er langsam. „Ich will das hier einfach hinter mich bringen, okay? Du kriegst, was du willst, und ich, was ich will.“ Als Crystal nicht antwortete, öffnete er die Augen wieder und sah, dass sie ihn vom Bett aus musterte. In ihrem Blick stand etwas, dass ihn zu sehr an Mitleid erinnerte. „Du hast nicht viel zu lachen in deinem Leben, oder?“ „Die Fragen stelle ich.“ Sie pustete sich eine blonde Strähne aus dem Gesicht. „Okay, Mister Super-Cop. Ich hab verstanden. Rein geschäftlich also. Na dann. Irgendwelche No-Gos, bevor wir loslegen?“ „Keine Küsse“, antwortete Marcus wie aus der Pistole geschossen. Er hatte jetzt zur Genüge mitangesehen, welche Wirkung der Kuss eines Sukkubus hatte. Sie grinste ein bisschen. „Du weißt schon, dass ich das steuern kann, oder? Nicht jeder Kuss von mir schickt dich gleich ins Lala-Land.“ „Trotzdem“, beharrte er. Sie seufzte. „Okay, was noch?“ „Ich will, dass wir vorher festlegen, welche Frage ich für meinen jeweiligen … Höhepunkt beantwortet bekomme. Es gilt erst, wenn ich ganz klar sage, dass das die Frage ist.“ Wieder verzogen sich ihre roten Lippen zu einem Grinsen. „Ich hab gleich gewusst, dass du nicht doof bist. Gefällt mir. Man sagt zwar immer 'Dumm fickt gut', aber intelligente Männer sind die größere Herausforderung. Einem brünstigen Stier ihren Hintern hinhalten kann schließlich jede Kuh. Sonst noch was?“ „Ich will, dass du dich wieder in deine Dämonenform verwandelst.“ Ihre Augenbrauen rasten in Richtung Haaransatz. „Im Ernst jetzt? Also mir soll’s ja egal sein, aber du weißt schon, dass ich auch anders aussehen kann, oder? Wenn dir blond nicht gefällt …“ Im nächsten Moment veränderte sie sich und eine rassige Latina saß auf dem Bett. „Oder wenn du eher auf Rothaarige stehst.“ Eine Flut roter Locken ringelte sich um blasse Schultern und tiefgrüne Augen versuchten, seine Seele auszuloten. Crystals volle Lippen teilten sich und sie strich langsam über den Ansatz ihrer milchfarbenen Brüste „Gefalle ich dir so nicht besser?“ Marcus hob an etwas zu sagen, bekam aber keinen Ton heraus, als sich die Schönheit vom Bett erhob und ihm tief in die Augen sah, während sie gemessenen Schrittes auf ihn zukam. Erst, als ihre Lippen schon fast seinen Mund berührten, kam wieder Leben in ihn. Entschieden presste er seine Hand gegen ihr Gesicht und drückte es von sich weg. „Ich hab gesagt, keine Küsse.“ Sie grinste. „Okay, hast mich erwischt. Na meinetwegen. Einmal Crystal pur.“ Im nächsten Moment stand wieder die Dämonin vor ihm. „Besser so?“, fragte sie und Marcus nickte. Dann jedoch spürte er plötzlich eine Bewegung zwischen seinen Beinen. Als er nach unten blickte, sah er, wie sich ihr Schwanz um seinen Oberschenkel wickelte. „Ich glaube, ich habe da noch eine Bedingung …“ begann er, aber Crystal hörte ihm schon nicht mehr zu. Sie hatte bereits seine Hose geöffnet und fuhr mit der Hand hinein. Marcus keuchte erschrocken auf, als sich ihre Finger zielsicher um sein Glied legten und es prüfend massierten. „Mhm, da muss ich wohl erst noch ein bisschen Arbeit reinstecken“, murrte sie und entfernte ihre Hand wieder aus seinem Schritt. „Na los, zieh dich aus. Du willst es ja geschäftlich.“ Sie drehte sich um und ging zum Bett zurück. Auf dem Weg zog sie sich ihr Top über den Kopf und öffnete den Reißverschluss ihres Rocks, der gleich darauf zu Boden glitt. Als sie sich wieder umdrehte, war sie nackt. Marcus’ Blick wanderte unwillkürlich zwischen ihre Beine. Er atmete auf, als dort keinerlei Absonderlichkeiten auszumachen waren, nur ein sorgfältig gestutztes Haarbüschel in der gleichen Farbe wie das Fell auf ihren Beinen. „Kommst du oder willst du erst noch gucken?“ Eilig machte Marcus sich daran, seine Kleidung ebenfalls zu entfernen. Crystal verfolgte aufmerksam alle seine Bewegungen. Als er sich aufrichtete, ließ sie ihren Blick einmal über seinen Körper streichen. “Mhm, nicht übel. Damit kann ich arbeiten“, stellte sie fest und zwinkerte ihm zu. „Und jetzt?“, fragte er und kam sich dämlich vor. Es war schon eine ganze Weile her, dass er mit einer Frau das Bett geteilt hatte und das war natürlich … anders gewesen. Damals war es zwar auch nicht die große Liebe, aber er hatte das Mädchen wenigstens gemocht. Sie waren ausgegangen, hatten im Kino rumgeknutscht und dann war es irgendwann dazu gekommen. Jetzt jedoch steuerte er vollkommen ohne jegliches Drumherum nur auf den reinen Akt zu und das war mehr als eigenartig. So würde er nie … Er revidierte seine Meinung, als Crystal auf einmal vor ihm auf die Knie ging und weiche Lippen sich um sein Geschlechtsteil legten. „Laff miff nua maffen“, nuschelte sie undeutlich. „Wia ffiegen ffeinen ffeinen Ffeund ffon in Ffimmung.“ „Oh Gott, kannst du aufhören, dabei zu reden?“, keuchte Marcus und wollte am liebsten ihren Kopf zurückreißen und aus dem Zimmer zu flüchten. Einzig die Angst, was ihre Zähne dabei wohl anrichten würden, ließ ihn lediglich die Fäuste ballen. Gelbe Augen sahen zu ihm auf und glitzerten spöttisch, aber sie hielt endlich die Klappe und begann, ihren Mund sinnvoller zu benutzen. Er spürte, wie ihre Bemühungen anfingen, Wirkung zu zeigen. Wenn er die Augen schloss und sich vorstellte, dass sie vielleicht jemand anderes war … Er riss die Augen wieder auf. Nein! Er wollte das hier im vollen Bewusstsein um den Vorgang durchstehen und sich nicht irgendwelche Illusionen hingeben. Trotzdem war es bestimmt hilfreich, wenn er sich etwas entspannte, ihre Zungenschläge genoss und das Gefühl, mit dem sich ihre Lippen um den Schaft legten und daran auf und ab glitten. Das leichte Saugen und das Gefühl ihrer Finger, die dabei seine Hoden sanft kneteten. Als er jedoch spürte, wie etwas über seinen Hintern strich, blitzte er sie wütend an. „Dein Schwanz bleibt da, wo ich ihn sehen kann:“ Sie ließ seine inzwischen schon recht ansehnliche Erektion aus ihrem Mund gleiten und grinste. „Einige Kerle stehen drauf.“ „Ich nicht.“ „Hast du es denn schon ausprobiert?“ „Nein!“ „Woher willst du dann wissen, dass es dir nicht gefällt. Männer haben da so einen Punkt, wenn man den ein bisschen kitzelt …“ „Nein!“ Sie seufzte. „Okay, okay, ich hab’s kapiert. Keine Prostatamassage für dich. Schade. Du weißt ja nicht, was dir entgeht.“ Sie stand auf und bevor Marcus wusste, wie ihm geschah, fand er sich plötzlich auf dem Rücken liegend auf dem Bett wieder. Sie hatte nicht mal den bunten Überwurf vorher zur Seite gezogen. Mit gierigem Blick stieg sie über ihn und in diesem Moment konnte Marcus ganz klar das Raubtier in ihr erkennen. Ein Raubtier, das Hunger hatte. Er erschauerte, als ihre Beine an seinen entlangstreiften. Das Fell rieb rau über seine Haut und ihr Geruch hüllte ihn ein wie eine Wolke. Es war eine merkwürdige Mischung aus faulen Eiern und einem süßlichen Aroma, der ihn an diese gelben Blüten erinnerte, deren Name ihm gerade nicht einfiel. Irgendwas mit F... Als sie nach seiner Erektion griff und sich gerade darauf herabsenken wollte, hielt er sie auf. „Was ist mit Kondomen? Du hast doch welche dabei, oder?“ Er deutete mit dem Kopf auf die kleine Tasche, die neben ihren Kleidern auf dem Boden lag. Crystal rollte mit den Augen. „Im Ernst jetzt? Du bist drauf und dran, mit einem Sukkubus zu vögeln und hast Angst vor einem Tripper?“ Marcus wand sich unter ihr. „Ich hatte eher an eine … Schwangerschaft gedacht.“ Sie sah ihn einen Augenblick an, bevor sie begann zu lachen. „Oh, Süßer, da überschätzt du dich aber. Der menschliche Samen ist bei weitem nicht stark genug, um das Vakuum an göttlicher Zeugungskraft zu überwinden, dass in diesem Körper herrscht.“ Sie machte erneut Anstalten, seinen Schwanz in sich einzuführen. „Mit wäre mir trotzdem lieber.“ Crystal sah ihn an und schob die Unterlippe vor. „Also gleich hast du es geschafft und ich hab auch keinen Bock mehr. Wenn ich ein Kerl wäre, wäre ich schon längst weg. So was Zickiges wie du ist mir echt noch nicht untergekommen.“ Für einen Augenblick wünschte sich Marcus fast, dass sie es jetzt beenden würde. Es fühlte sich immer noch nicht richtig an, es mit ihr zu tun. Allerdings war sie seine erste, reelle Chance, etwas über die Vorgänge hier in Vegas herauszufinden. Er durfte das nicht vermasseln. Sie grinste ihn an und beugte sich nach vorn. Ihre kleinen, festen Brüste streiften seine Haut. „Wenn du da unten Probleme hast, kann ich dir gerne behilflich sein. Bei Crystal hat noch jeder einen hochbekommen. Wir Sukkubi haben da so unsere Möglichkeiten.“ „Ich weiß“, gab er frostig zurück. Immerhin war er das Ergebnis dieser Fähigkeit, in einem Individuum Lust zu erzeugen, egal ob es das jetzt wollte oder nicht. „Ich schaff’s bestimmt ohne.“ „Dann können wir jetzt endlich ficken?“ „Musst du so vulgär sein?“ „Musst du dich so anstellen?“ Für einen Augenblick musterten sie sich wieder einmal stumm. Es war schließlich Crystal, die aufgab. Sie rollte mit den gelben Augen, bevor sie sich aufsetzte und lautstark seufzte. „Also schön, ich sag dir jetzt mal was. Menschen und Dämonen bekommen keine Babys, wenn man es nicht mit jeder Menge Hoodoo-Voodoo drauf anlegt. Ende der Durchsage. Wie kommst du überhaupt auf so einen Blödsinn? Mir ist noch nie ein Kerl begegnet, der beim Sex an so was denkt.“ Marcus versuchte, möglichst unbeteiligt zu wirken. „Ach nur so. Hab letztens was über Nephilim gelesen, deswegen.“ Crystal lachte auf. „Das ist ja auch was anderes. Bei den Weißschwingen mit ihrer göttlichen Potenz ist vermutlich jeder Schuss ein Treffer. Da müsste sogar ich aufpassen, dass mir kein Braten in die Röhre geschoben wird. Wobei ich annehme, dass mich so einer ohnehin mit was ganz anderem aufspießen würde. Niedere Triebe sind diesen gefühlskalten Arschlöchern ja fremd. Warum sich also Gedanken darüber machen?“ Sie sah auf ihn herab. „Können wir das Plauderstündchen nun endlich beenden und zum Sex kommen?“ „Nur mit Kondom.“ Jetzt verdrehte sie die Augen. „Sag mal, hörst du mir eigentlich zu? Ich hab doch gesagt, dass wir das nicht brauchen. Außerdem will ich ja schließlich auch was davon haben. Ständig solche Nullnummern zu schieben, ist echt frustrierend. Oder soll ich den Saft später aus der Gummipelle schlürfen, nur weil der werte Herr sich so ziert?“ „Wie meinst du das?“ Crystal knurrte ihn an und es klang nicht mehr besonders nett. „Nochmal für dumme, kleine Cops zum Mitschreiben. In deinen verdammten Eiern steckt die Kraft, die neues Leben erschafft. Keine unglaublichen Mengen davon, aber es reicht, um mich satt zu kriegen. Da ich den Kram momentan aber ständig abliefern muss, schieb ich ne Menge Kohldampf, Schnucki, und das heißt, dass wenn ich mir denn zwischendurch mal einen Typen aussuche, um den zu stillen, mache ich's nicht mit. Hast du das jetzt endlich geschnallt?“ Sie stieg von ihm runter, ließ sich auf allen Vieren auf dem Bett nieder und reckte ihr Hinterteil in die Höhe. „Du hast zehn Sekunden“, schnarrte sie. „Entweder du bist dann drin oder ich bin weg. Eins …“ „Hey, warte doch mal!“ „Zwei.“ „Ich …“ „Drei.“ „Scheiße!“ Marcus kam hoch und betrachtete den Sukkubus, der jetzt keinerlei Anstalten mehr machte, sich ihm zu nähern. Er streckte ihm lediglich sein Hinterteil entgegen, an dem der spitze Schwanz hin und her zuckte. Die Beine mit den Hufen lagen auf dem Bett und dazwischen … Er rückte ein Stück näher und biss sich auf die Lippen. „Sechs.“ Langsam fuhr er mit der Hand über ihre Pobacke und ließ seine Hand dann weiter nach innen gleiten. Als er die Spalte berührte, die sie ihm so einladend präsentierte, fuhr er zunächst vorsichtig mit einem Finger darüber hinweg und ließ ihn schließlich hineingleiten. Crystal hörte auf zu zählen. „Das ist jetzt nicht das, was ich mir vorgestellt hatte.“ Marcus schluckte. „Gib mir noch einen Augenblick. Ich … es geht gleich.“ Er hörte sie glucksen. „Na gut, du hast noch ein bisschen, um dich auf Touren zu bringen. Künstler soll man ja bekanntlich nicht hetzen.“ Marcus verbiss sich eine Antwort und konzentrierte sich stattdessen auf das Gefühl um seinen Finger. Es war warm, eng und ein wenig glitschig. Eigentlich nicht viel anders als das, was er kannte. Ganz langsam schob er den Finger tiefer, ließ ihn wieder herausgleiten und nahm dann noch einen zweiten dazu. Crystal gurrte begeistert. „Oh ja, das ist gut. Komm, Honey, mach’s mir. Ich bin schon feucht. Steck ihn endlich rein.“ Es war primitiv und verabscheuungswürdig, aber er merkte, wie sein Körper auf ihre Worte und das schlüpfrige Nass um seine Finger reagierte. Wie sich das Blut in seinen Lenden sammelte und er langsam aber sicher einen Steifen bekam. Während er einen Sukkubus fingerte. Verdammt. Marcus atmete noch einmal tief durch und positionierte sich hinter ihr. Er sah auf seine Erektion herab, die immer noch kein Kondom trug. Er würde es wohl riskieren müssen. Immerhin war er nicht viel stärker als ein Mensch. Sie … sie würde nicht … Er schüttelte den Kopf. Nicht drüber nachdenken. Einfach machen. Mit diesem Gedanken schob er sich nach vorn. Crystal gab einen kleinen Schrei von sich und ihr Schwanz rollte sich um Marcus’ Taille. Im nächsten Moment begann sie, sich zu bewegen. Immer wieder zog sie sich ganz langsam von ihm zurück, um sich dann wieder mit einem schnellen Ruck auf ihn zurückzuschieben. Er sah zu, wie er so wieder und wieder in ihr versank. Der Anblick löste etwas in ihm aus, dass er nur als Trieb beschreiben konnte. Er beobachtete das Schauspiel noch ein paar Mal, bevor er schließlich nach ihrer Hüfte griff und begann, den Rhythmus, mit dem er in sie stieß, selbst zu bestimmen. Irgendwann schloss er die Augen und ergab sich nur noch dem Gefühl. Dem Reiben und Gleiten, dem stetig weiter ansteigenden Kribbeln und Brennen in seinem Unterleib, bis seine Stöße schneller und schneller wurden und er es schließlich nicht mehr aufhalten konnte. Oder wollte. Er hörte sie ihre Lust hinausschreien, fühlte ihre Muskeln um sich herum zucken, spürte das Keuchen seines eigenen Atems in seiner Brust und ihr festes Fleisch unter seinen Händen. Unbarmherzig griff er zu und hielt sie fest, während er sie fickte, wie sie es gewollt hatte. Gab ihr, was sie verlangt hatte, bis er schließlich das Ende nahen fühlte. Mit einigen letzten, schnellen Stößen ergoss er sich in ihrem Inneren. Sie schrie noch einmal auf und er sah, wie ihr Körper unter einem unheimlichen, dunklen Licht erglühte. Mit einem Keuchen zog er sich von ihr zurück. Auf ihrer Haut konnte er noch die Abdrücke sehen, die seine Finger hinterlassen hatten. Sah einen Teil der milchigen Flüssigkeit wieder aus ihr heraustropfen und war nicht überrascht, als sie ihn mit einer krallenbewehrten Hand auffing, sich auf den Rücken rollte und ihre beschmutzten Finger hingebungsvoll ableckte. Erst, als sie alles in sich aufgenommen hatte, schenkte sie ihm einen trägen Blick aus gelben Augen. „Mhm, gar nicht schlecht“, schnurrte sie und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. „Du schmeckst sogar gut. Könnte ich mich dran gewöhnen.“ Marcus drehte den Kopf weg. Der bittere Nachgeschmack des Akts hatte nicht lange auf sich warten lassen. Crystal hingegen schien jetzt wieder beste Laune zu haben. „Och, komm schon, kleiner Cop. Das war wirklich ’ne nette Nummer, die du da abgeliefert hast.“ „Halt einfach die Klappe.“ Er spürte, wie sie sich auf dem Bett bewegte und näher kam. Als sie nach ihm griff, schüttelte er ihre Hand ab. „Na gut, verstehe. Bist nicht so der Kuscheltyp, mhm?“ „Du bist ein Dämon.“ „Und du kein Mensch.“ Marcus’ Kopf ruckte herum. „Woher weißt du das?“ Sie ließ sich auf eine Seite sinken, stützte den Kopf auf die Hand und betrachtete ihn mit einem süffisanten Blick. „Hab's gespürt, als du abgespritzt hast. So viel Power steckt normalerweise nicht in einem einzigen Schub. Das war ja wie ein vollständiges Drei-Gänge-Menu inklusive Tee und Keksen. So was schafft kein normaler Mensch. Also, was bist du?“ Er sah zur Seite. „Kannst du dir das nicht denken?“ „Mhm, für ’nen ganzen Engel war’s wohl zu wenig. Also ein halber?“ Er knurrte als Antwort. „Ich dachte, ihr wärt ausgestorben.“ Marcus lachte bitter auf. „Überraschung!“ Sie gluckste amüsiert. „Du bist mir ja vielleicht ein Vogel. Na mir soll's egal sein. Ich hab gekriegt, was ich wollte. Sogar mehr als das. Willst du mir jetzt deine Frage stellen?“ „Nur eine?“ „Bisher hast du dir nicht mehr verdient.“ Der Sukkubus grinste. „Aber wenn du es noch einmal versuchen möchtest.“ „Gleich“, gab er zurück und versuchte, sich bei dem Gedanken daran nicht zu sehr zu schütteln. Ein- oder zweimal würde er schon noch hinkriegen. „Weißt du, wo ich einen Cadejo namens Alejandro finden kann?“ „Warum willst du das wissen?“ „Geht dich nichts an.“ Als Crystal nicht antwortete, sah er zu ihr herüber. In ihrem Blick lag etwas, das ihm nicht gefiel. Sie atmete tief durch. „Ist das wirklich die Frage, die ich dir beantworten soll?“ „Ja, ist sie.“ Sie betrachtete ihn noch einen Augenblick, bevor sie antwortete. „Er treibt sich manchmal in einer Bar rum. Das 'Dirty Dogs',falls dir das was sagt. Ist ’ne ziemlich miese Kaschemme. Solltest du nicht allein hingehen.“ Marcus nickte knapp. „Gut, dann mal auf zur nächsten Runde. Dreh dich um.“ Crystal machte keinerlei Anstalten sich zu erheben. „Sag mir zuerst, was deine nächste Frage ist.“ „Warum?“ „Nur so. Aus Neugier.“ Er musterte sie mit einem stoischen Gesichtsausdruck. „Ich will wissen, für wen du arbeitest.“ „Das hatte ich mir gedacht.“ Der Sukkubus stemmte sich plötzlich hoch und im nächsten Augenblick fand sich Marcus in die Matratze gedrückt wieder. Sie schien mit einem Mal Tonnen zu wiegen und ihr Blick fixierte ihn zusätzlich auf den zerwühlten Laken. „Ich weiß, dass wir ’ne Abmachung hatten, aber glaube mir, wenn ich dir sage, dass die Sache ’ne Nummer zu groß für dich ist. Das hier ist nur zu deinem Besten.“ Sie lehnte sich vor und dann spürte er plötzlich ihre Lippen auf seinem Mund. „Was …“, wollte er noch protestieren, aber da begannen sich bereits graue Schleier in seinem Kopf auszubreiten. Sie hüllten alle sinnvollen Gedanken ein und er fühlte eine merkwürdige Gleichgültigkeit in sich aufsteigen, bevor sein Bewusstsein endgültig im Nebel versank. Crystal betrachtete den Mann auf dem Bett, dessen Augen jetzt durch sie hindurchzusehen schienen. „Arschloch“, knurrte sie und versetzte ihm einen Stoß. „Hättest du nicht was anderes fragen können? Wie man eine Frau garantiert zum Höhepunkt bringt zum Beispiel. Hättest ein Buch drüber schreiben und reich werden können, aber nein, du willst ja lieber wissen, wo du die stinkende Töle findest. So was Dämliches aber auch. Ich hoffe, du machst ihm wenigstens ein schönes, großes Loch in seinen hässlichen Hundeschädel.“ Sie seufzte und begann, ihre Sachen zusammenzusuchen. Als sie fertig angezogen war, nahm sie wieder ihre menschliche Tarnung an und sah noch einmal zum Bett zurück. In ihrem Blut kreiste die Energie, die sie von ihm bekommen hatte. Es fühlte sich wahnsinnig gut an. So gut wie schon lange nicht mehr. Sie zog die Nase hoch und räusperte sich. „Also dann. Mach’s gut, kleiner Cop. Und lass dich nicht killen. Wäre schade drum. Vielleicht hab ich ja mal wieder Lust auf dich.“ Sie schulterte ihre Handtasche und öffnete die Tür nach draußen. Ein Blick nach oben verriet ihr, dass die Nacht sich noch eine Weile halten würde. Genug Zeit, um noch ein oder zwei Männer um ihr weißes Gold zu erleichtern. Plötzlich fühlte sie neugierige Augen auf sich ruhen. Sie sah sich um und entdeckte zwei Typen, die nicht weit von ihr unter dem Vordach standen. Die Art und Weise, wie sie sie ansahen, verriet Crystal, dass sie sie gerade in einem intimen Moment gestört hatte. Vermutlich hatten sie ein bisschen rumgeknutscht. Jetzt jedoch stand der kleinere von ihnen ein Stück weiter hinten gegen die Wand gedrängt, während der andere sich quasi zwischen ihn und Crystal geschoben hatte. Der große war ein ziemlicher Schrank, wenn auch nicht hässlich, während der andere geradezu engelsgleich aussah. Blond, blaue Augen und ein Gesicht zum Niederknien. Crystal grinste breit. „Lasst euch nicht stören, Jungs, ich bin gleich weg. Es sei denn, ihr seid an nem Dreier interessiert.“ „Danke, kein Bedarf“, grollte der Große und Crystal lachte nur. „Du teilst dein Schnuckelchen wohl nicht gern. Na würd’ ich auch nicht, wenn ich so einen erwischt hätte.“ Sie winkte mit einer Hand, während sie die Veranda entlang stöckelte. Hinter sich konnte sie die beiden flüstern hören. Tja, ihr verpasst was, Leute, dachte sie, während sie in ihre Handtasche griff, um den Lippenstift aufzufrischen. Noch während sie die rote Farbe auftrug, spürte sie plötzlich dieses verräterische Gefühl, das mit einer Beschwörung einherging. Es zog vom unteren Rücken bis in die Schwanzspitze und ließ sie genervt aufstöhnen. Die Umrisse der Umgebung begannen zu verschwimmen, nur um im nächsten Moment durch den Anblick einer düsteren, steinernen Halle ersetzt zu werden, die durch Rundbögen gestützt und nur teilweise von Fackeln erhellt wurde. Kaum dass Crystal sich materialisiert hatte, zeterte sie auch schon los. „Verdammte Scheiße, Ernie, ich war mitten in der Öffentlichkeit. Ruf gefälligst an, bevor du so ne Aktion durchziehst.“ Der gehörnte, grauhäutige Dämon mit dem breiten Maul und einem Gesicht, als hätte man dreimal reingetreten, versuchte ein Achselzucken, was ihm aufgrund des fehlenden Halses nicht recht gelang. „War nicht meine Idee. Beschwer dich beim Chef.“ Gleichgültig wandte er sich wieder dem Buch zu, das auf einem kleinen Tisch lag, an dem er saß. Oder vielleicht saß auch der Tisch am Dämon. Der massige Leib des froschartigen Wesens ließ diesen Eindruck zumindest entstehen. „Das werd ich auch tun, wenn du mich endlich hier rauslässt“, fauchte Crystal und deutete auf den Beschwörungskreis unter ihren Füßen beziehungsweise Hufen, denn bei dem Prozess war ihre wahre Gestalt wieder zum Vorschein gekommen. Irgendeine paranoide Sicherheitsvorkehrung, die sie schon einige Male ein Paar Schuhe gekostet hatte. Seit dem lief sie nur noch „barfuß“. „Oder schick mich am besten gleich wieder zurück. Ich hab eh nichts abzuliefern.“ „Gibt es hier ein Problem?“ Crystal erstarrte kurz, als sie die Stimme hinter sich hörte. Um sie herum befanden sich noch weitere Beschwörungskreise, die mit Farbe auf den nackten Steinboden gepinselt worden waren. Verschiedene Schriftzeichen kennzeichneten die jeweiligen Arten von Dämonen, die darin beschworen werden konnten. Normalerweise war hier einiges los, wenn sie ankam, aber heute war die riesige Halle verwaist abgesehen von Ernie und jemandem, den sie momentan absolut nicht zu sehen wünschte. Mit einem falschen Lächeln auf den Lippen drehte sie sich herum. „Alejandro, wie nett. Was führt dich hierher? Ich dachte, du reibst dir lieber oben in Herrchens Arbeitszimmer ein bisschen den Hintern am Teppich. Oder hat er sich inzwischen tatsächlich dazu herabgelassen, dir einen Mitleidsfick zu gönnen, und du kannst deswegen nicht mehr sitzen?“ Ein Knurren klang aus der Dunkelheit zu ihr. „Ich weiß nicht, wovon du sprichst.“ „Nicht?“ Crystal zog spöttisch eine Augenbraue nach oben. „Dabei kann jeder, der nicht total blind ist, sehen, dass du ihm hinterher hechelst wie eine läufige Hündin. Es wundert mich, dass Tick, Trick und Track das noch nicht spitzgekriegt haben. Wo sind die drei eigentlich? Ihr hockt doch sonst ständig aufeinander wie die Meerschweinchen.“ „Halt endlich dein Schandmaul, du dämliche Schlampe.“ „Och, nun wird er aber gemein.“ Sie schnaubte belustigt. „Geht die Aktion hier etwa auf dein Konto? Ist dir eigentlich klar, dass ihr mich von der offenen Straße weggerufen habt? Wenn das einer gesehen hat, sind wir bald geliefert. Dann kannst du dir die ganzen Schutzmaßnahmen auch sparen und gleich im Triumphzug in den Vatikan einreiten. Ich wette, du schaffst zwei oder drei Meter, bevor sie dich niederstrecken wie einen räudigen Hund.“ Langsam schälte sich der Umriss des schmächtigen Mexikaners aus der Finsternis, die zwischen den Säulen waberte. Anschleichen hatte dieser Kerl wirklich drauf, das musste sie neidlos zugeben. Außerdem hatte er gute Ohren und eine verdammt feine Nase. Aber zu irgendwas mussten die Schoßhündchen ja schließlich auch gut sein. „Hör auf, dich um Sachen zu kümmern, die dich nichts angehen“, blaffte Alejandro. „Ich will nur deine Lieferung.“ Crystal betrachtete höchst interessiert ihre Krallen. „Tja, ich fürchte, da hast du wohl Pech gehabt. Ich hatte bis vor kurzem einen Bullen an den Hacken. Den musste ich erst mal loswerden und bevor ich noch jemand klarmachen konnte, musstest du mich ja herzitieren. Gut gemacht, Waldi. Wirklich, ganz großartig.“ Alejandros Augen glommen auf. „Heißt das, du hast nichts dabei? Nicht eine Portion?“ Sie zuckte gelangweilt die Achseln. „Nö, heute leider keine Abhebung bei der Samenbank möglich. Wirst dich wohl bis morgen gedulden müssen.“ Alejandro öffnete gerade den Mund um sie anzukeifen, als plötzlich noch jemand neben ihm aus den Schatten trat. „Ich möchte mir diesen Sukkubus mal ansehen.“ Der Neuankömmling an der Seite des Cadejo war in einen maßgeschneiderten Anzug gekleidet. Sein dunkles Haar war makellos frisiert, sein Teint leicht gebräunt und als er lächelte, blitzten seine Zähne weiß und ebenmäßig. Er war ein Bild von einem Mann und jede Frau hätte vermutlich weiche Knie und feuchte Höschen bekommen, wenn sein glutgetränkter Blick auf ihr geruht hätte. Crystal hingegen erkannte ihn sofort als das, was er war. „Ein Inkubus? Seit wann, zur Hölle, haben wir einen Inkubus hier?“ „Seit gestern“, lächelte der Mann. „Wenn ich mich vorstellen darf? Mein Name ist Victor.“ „Crystal“, knurrte Crystal. Ihr Blick huschte kurz zu Alejandro und sie war im ersten Augenblick erstaunt, auf seinem Gesicht ebenso viel Widerwillen zu sehen, wie vermutlich auch ihr eigenes zeigte. Beim zweiten darüber Nachdenken, ging ihr jedoch schnell ein Licht auf. Dieser Inkubus war vermutlich das neue Lieblingsloch des Chefs und hatte somit den Platz erobert, den der Cadejo selbst gerne gehabt hätte. Sie grinste in sich hinein. Das Grinsen verging ihr jedoch schnell, als der Inkubus näher kam und sie ausgiebig musterte. Crystal verzog spöttisch den Mund. „Bin ich ’ne Ziege, dass du mich so anstarrst, als würdest du mich melken wollen? Möchtest du vielleicht auch noch meine Zähne sehen? Oder meine Titten? Oder vielleicht meine …“ Er unterbrach sie mit einem Lächeln. „Nein danke, kein Bedarf, meine Teure. Was ich sehe, genügt mir bereits. Das Strahlen deiner Augen, deine rosigen Wangen, wie sehr dein Haar und dein Fell glänzen. Wirklich außergewöhnlich. Du bist in einem weitaus besseren Zustand als die anderen Sukkubi, die ich bisher zu Gesicht bekommen habe. Verrätst du mir dein Geheimnis?“ „Viel Obst und Gemüse?“ Er lachte. Es war ein warmer, volltönender Laut, der wirklich angenehm klang. Er lächelte immer noch, während er näherkam und ihr seine Hand reichte, die es ihr endlich ermöglichte, aus dem gottverdammten Beschwörungskreis zu treten. Kaum hatte sie die leuchtenden Linien passiert, war er schon um sie herum, betrachtete sie immer noch ausgiebig von allen Seiten und geizte nicht mit Komplimenten. Sogar über ihren Schwanz hatte er etwas Nettes zu sagen. Es dauerte nicht lange, da hatte sie die Schnauze gehörig voll von seiner Süßholzraspelei. „Hör endlich auf, mich vollzulabern und sag mir, was du von mir willst. Ficken wirst du mich ja wohl nicht wollen.“ Er kräuselte amüsiert die Lippen. „Nein, das war nicht meine Absicht. Obwohl … vielleicht so was ähnliches. Ich glaube, wir haben eine neue Kandidatin für die Maschine gefunden, meinst du nicht, mein lieber Alejandro?“ Das schadenfrohe Grinsen, das daraufhin auf dem Gesicht des Cadejo erschien, gefiel Crystal gar nicht. Sie sah von einem zum anderen. „Welche Maschine?“ „Das erklären wir dir, wenn wir da sind. Weißt du, nicht jede von euch ist dazu geeignet. Man muss schon ziemlich stark sein, um die Prozedur zu überstehen. Aber bei dir habe ich da keine Bedenken. Du bist so frisch und gesund, da wirst du sicher eine Weile durchhalten.“ Victor nickte Alejandro zu, der daraufhin einen Gegenstand aus seiner Tasche nahm. Crystal erkannte die Hundepfeife sofort. „Okay, Stopp, das war jetzt lustig genug. Kein Grund, die Köter auf mich zu hetzen.“ Alejandro, der das Metallstück schon an den Lippen hatte, sah sie mit einem lauernden Ausdruck im Gesicht an. „Dann kommst du freiwillig mit?“ Crystal schnaufte. „Na, wird mir ja wohl nichts anderes übrig bleiben.“ Sie schulterte ihre Tasche und folgte dem immer noch lächelnden Inkubus in einen Teil des Kellers, den sie noch nie gesehen hatte. Hinter sich konnte sie Alejandro lachen hören. Nachdem die Schritte der blonden Bordsteinschwalbe verklungen waren und sich auch sonst nichts mehr auf dem Motel-Parkplatz regte, schloss Michael wieder die Arme um Angelo und vergrub seine Nase in dessen Haaren. Gemeinsam lehnten sie an einer der Säulen, die das Betondach über den Eingängen der Motelzimmer trug. Während er das Gefühl des warmen Körpers an seinem genoss und Angelos Geruch einatmete, kehrten seine Gedanken unweigerlich wieder zu den Geschehnissen des frühen Abends zurück. Die Erinnerung daran ließ erneut einen kleinen Schauer seinen Rücken herab rieseln. Der Anblick, wie Angelo und Gabriella sich geküsst hatten, wie er sie mit Händen und Mund erkundet hatte … Michael hatte sich in dem Moment wirklich zurückhalten müssen, um nicht sofort zu kommen. Die beiden waren so heiß zusammen und wenn er sich vorstellte, was sich da alles für Möglichkeiten ergaben, bewegte sich schon wieder mehr von seinem Blut Richtung Süden, als gut war. Schnell löste er sich ein wenig von Angelo und räusperte sich. „Sollen wir wieder reingehen und versuchen, noch ein wenig zu schlafen?“ Angelo schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht. Ich bin zu …“ Michael verstand. Sie hatten zu viel geschlafen, zu viel erlebt, zu viel vor sich. Als er gemerkt hatte, dass Angelo sich auch nur im Bett herumgewälzt hatte, war er aufgestanden und hatte ihn mit nach draußen genommen. Da sie den Tag vermutlich auf dem Zimmer verbringen würden, war dies ihre letzte Möglichkeit, noch ein wenig frische Luft zu schnappen. Er lächelte und strich Angelo eine seiner blonden Locken aus dem Gesicht. Irgendwie hatte er schon den ganzen Abend das Bedürfnis ihn anzufassen, ihn immer wieder leicht zu berühren und wenn es nur war, um einen Tomatensoßenfleck aus seinem Mundwinkel zu wischen, den die Pizza, die Gabriella ihnen zum Abendbrot besorgt hatte, dort hinterlassen hatte. Es war wirklich verrückt und Michael war sich bewusst, dass er sich wie ein verliebter Kater benahm, der immer wieder seinen Kopf am Objekt seiner Begierde reiben musste. Abstellen konnte er es trotzdem nicht. Wie gerne würde er diese Lippen jetzt wieder küssen und … Ein Stöhnen zerbrach die nächtliche Stille und ließ sie beide auseinanderfahren. Michael sah sich suchend um und entdeckte eine Tür, die einen Spalt breit offen stand. Es war das Zimmer, aus dem vor kurzem noch die Nutte gekommen war. Wieder war ein Stöhnen zu hören. Angelo sah ihn mit großen Augen an. Michael zuckte nur mit den Schultern. „Hat vielleicht ein bisschen viel getrunken. Oder was anderes. Du hast die beiden doch vorhin gehört.“ Angelo schien nicht überzeugt. Er legte den Kopf schief und sah unverwandt in Richtung Tür, von wo jetzt weitere Geräusche zu hören waren. Etwas polterte. „Vielleicht braucht er unsere Hilfe“, meinte Angelo leise. „Ach Quatsch, der ist bestimmt besoffen. Lass den Kerl einfach seinen Rausch ausschlafen. Das geht uns nichts an.“ Aber Angelo hörte nicht. Er machte sich von Michael los und ging ein Stück auf den Lärm zu. „Angelo!“, zischte Michael. Sie durften keine Aufmerksamkeit erregen und sich mit einem Betrunkenen anzulegen, der gerade dabei war, sein Motelzimmer zu verwüsten, gehörte sicherlich nicht in die Kategorie 'ruhig und unauffällig'. Michael fluchte und folgte Angelo, der jetzt bereits die Tür erreicht hatte. „Was machst du denn da? Bleib hier!“ Zu spät. Die Tür öffnete sich und das spärliche Licht der Notbeleuchtung fiel auf eine Gestalt, die am Boden hockte und sich den Kopf hielt. „Ich bring sie um“, grollte der am Boden Sitzende, als ihm plötzlich bewusst wurde, dass er nicht mehr allein war. Er schreckte hoch und seine Augen weiteten sich. „Du?“, fragte er und starrte Angelo fassungslos an. Jetzt trat auch Michael in die Tür und sein Schatten fiel auf den Mann, der zwischen heruntergezerrten Laken und einem Haufen verstreuter Klamotten am Boden saß. Michael atmete scharf ein. „Das glaube ich jetzt ja nicht.“ Dort auf dem Boden saß der junge Cop, wegen dem sie nach Vegas gekommen waren. Er war splitterfasernackt und zog, als ihm das bewusst wurde, hastig das Laken an sich, das sich um seine Beine gewickelt und ihn so offenbar zu Fall gebracht hatte. Michael musste unwillkürlich grinsen. „Harter Ritt?“, fragte er und bekam dafür einen hasserfüllten Blick zugesandt. „Was wollt ihr hier?“ „Dieselbe Frage könnten wir wohl auch stellen“, gab Michael zurück. „Wobei das ja in deinem Fall ziemlich offensichtlich ist.“ Er deutete auf das unordentliche Bett. „Das ist …“ Der Mann brach ab und sah von Michael zu Angelo, der das Ganze bisher stumm verfolgt hatte. „Was glotzt du so, du dämlicher …“ „Hey, Vorsicht!“, grollte Michael. „Der Kleine gehört zu mir.“ „Offensichtlich“, schnaubte ihr Gegenüber und funkelte sie immer noch wütend an. „Könntet ihr vielleicht mal …“ Er wedelte mit der Hand Richtung Tür. „Ich will mich anziehen.“ „Hier gibt es eh nichts, was wir nicht schon besser gesehen hätten“, konnte Michael sich nicht verkneifen zu erwidern. Irgendwas an dem Kerl reizte ihn bis aufs Blut und wenn es nur die offene Feindseligkeit Angelo gegenüber war. Außerdem war der Typ offensichtlich nicht im Dienst. Da hatte er sich gefälligst nicht aufzuführen, als gehöre ihm die Welt inklusive der Luft, die sie atmeten. Michael griff trotzdem nach Angelos Arm. „Komm, wir warten draußen auf Euer Hochwohlgeboren.“ Es dauerte einige Minuten, bis der junge Cop in der Tür erschien. Er warf ihnen einen weiteren feindseligen Blick zu. „Ich glaube, ich sollte telefonieren“, sagte er und Michael sah, dass er bereits ein Handy in der Hand hatte. Mit zwei Schritten war er bei ihm und hielt seinen Arm fest. „Und ich glaube, dass du das sein lassen solltest. Wir müssen uns unterhalten. Über ihn.“ Er nickte mit dem Kopf zu Angelo hinüber. Der kam jetzt ein Stück näher und sah den Cop aus großen, blauen Augen an. Ein vorsichtiges Lächeln glitt über sein Gesicht. „Wir … wir hatten gehofft, dass du uns hilfst.“ „Helfen?“, echote der Mann. „Ich? Ausgerechnet ich soll euch helfen? Warum?“ „Weil du der Einzige bist, den wir fragen können.“ Angelos Worte waren leise und sanft ausgesprochen und komischerweise erzielten sie die Wirkung, die Michaels gesamtes Auftreten nicht hatte erreichen können. Der Mann, dessen Handgelenk er immer noch festhielt, entspannte sich etwas. Er schien zu überlegen. „Was wollt ihr wissen?“, brummte er schließlich. Angelo zögerte kurz, bevor er sagte: „Ich möchte wissen, woher das hier kommt.“ Im nächsten Augenblick hörte Michael den Cop und Angelo gleichzeitig aufkeuchen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)