Angelo von Maginisha ================================================================================ Kapitel 7: Trigonometrie ------------------------ Die Sonne fiel durch das gewölbte Kuppeldach des Einkaufszentrums und brach sich in dem kleinen Wasserlauf, den die Erbauer in dessen Mitte angelegt hatten. Er floss über Steine und Stufen an üppigen Grünpflanzen und künstlich errichteten Felshöhlen vorbei und mündete schließlich in einer Art Teich, an dessen Rand diverse Mütter dabei waren, ihre Kleinkinder daran zu hindern, sich kopfüber hineinzustürzen. Es war laut, es war belebt, es war voller Menschen. Eigentlich hätte Michael genug damit zu tun haben sollen, sich durch das Gewühl zu drängen und dabei nicht die Nerven zu verlieren. Eigenartigerweise war er sehr entspannt, was vielleicht daran lag, dass er mehr Augen für seine zwei Begleiter hatte als für die anderen Besucher der Mall, die wie unwichtige Statisten an ihm vorbeiglitten. Er war nahezu vertieft in den Anblick von Angelo und Gabriella, die zwei Schritte vor ihm liefen und sich prächtig unterhielten. Auf Italienisch, sodass er maximal Bruchstücke verstand. Ihm war die Aufgabe zugefallen, die Einkaufstüten zu tragen, aber er fühlte sich wohl in seiner Rolle als Packesel. Und so viel hatten sie ja im Grunde auch nicht gekauft. Einige Shirts, die Angelo nicht um drei Nummern zu weit waren, zwei Hosen und vor allem Schuhe, die der Junge nicht bei jedem Schritt zu verlieren drohte. Angelo war zwar nicht unbedingt begeistert davon gewesen, welche anziehen zu müssen, aber nachdem ihm der Zugang zur Eisdiele verwehrt worden war mit dem Hinweis, dass sein nicht vorhandenes Schuhwerk ein Hygiene-Problem darstellte, hatte er sich schnell dazu überreden lassen, wenigstens ein Paar leichte Turnschuhe an seinen Füßen zu ertragen. Auch die eng geschnittene Jeans und das hellblaue T-Shirt standen ihm sehr viel besser als das, was Gabriella ihm vorhin rausgesucht hatte. Vor allem, weil Angelo in einem Iron-Maiden-Shirt einfach nur seltsam ausgesehen hatte. Michael erinnerte sich noch daran, als er ihm die Sachen gebracht hatte. Er war nervös gewesen, obwohl er sich in seinem eigenen Haus befunden hatte und der Anblick, der ihn erwartet hatte, ihm ja nicht unbekannt gewesen war. Es war trotzdem aufregend gewesen, die Tür der Duschkabine zur Seite zu schieben, um Angelo zu fragen, ob er Hilfe brauchte. Zunächst hatte der Junge ihn ziemlich erschrocken angestarrt, fast so als habe er ein schlechtes Gewissen. Aber sobald Michael ihm gesagt hatte, dass Gabriella ihre Erlaubnis dazu gegeben hatte, war seine Scheu von ihm abgefallen und er hatte sich gern in Michaels kundige Hände begeben. Michael hatte jedoch gar nicht das Bedürfnis verspürt, unbedingt sehr intimen Kontakt mit ihm zu haben. Es hatte ihm gereicht, Angelo den Rücken zu waschen, ihn dabei sanft zu küssen und zu streicheln und ihn hinterher in ein flauschiges Badetuch zu hüllen, bis nur noch seine Nasenspitze herausgeguckt hatte. Erst, als Angelo dann in seinen alten Sachen vor ihm gestanden hatte, hatte Michael sich dazu hinreißen lassen, ihn in einer Ecke gegen die Wand zu drängen und ihn tief und innig zu küssen, bis sie beide nach Luft geschnappt hatten. Als Gabriella dann die Treppe hinunter gekommen war, hatten sie beide schnell ihre Kleidung in Ordnung gebracht, aber Gabriellas wissendem Blick hatte Michael entnommen, dass sie sehr wohl mitbekommen hatte, was sie getrieben hatten. Und jetzt ging diese wunderbare Frau in ein weitschwingendes, knielanges Sommerkleid gehüllt vor ihm, dessen Farbe beinahe die gleiche war wie die von Angelos T-Shirt. Man hätte die beiden für ein Paar halten können. Der Gedanke plätscherte noch ein wenig dahin wie das Wasser des künstlichen Baches, bis Michael endlich darauf aufmerksam wurde, was ihm gerade durch den Kopf gegangen war. Angelo und Gabriella? Ein Paar? Das war eigenartig zu denken, aber jetzt, wo er genauer hinsah, konnte er sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die beiden gerade ziemlich heftig miteinander flirteten. Das hieß, eigentlich flirtete Gabriella und Angelo bemühte sich, irgendwie mit ihr Schritt zu halten. Der Gesichtsausdruck jedoch, mit der er ihr jetzt sein Eis hinhielt und auf ihre Lippen starrte, während sie diese genüsslich um die weiche Vanillemasse stülpte, war schon ziemlich … eindeutig. Hätte irgendein anderer Kerl seine Frau so angesehen, hätte er wohl damit rechnen müssen, von Michael kopfüber in den nächsten Mülleimer befördert zu werden. Angelo drehte sich zu ihm um und schickte ihm einen Blick, der Michael unter die Haut ging. Sieh nur, schien er zu sagen. Sie mag mich. Das ist toll! Michael schickte ihm ein Lächeln zurück und bedachte auch Gabriella, die ihm lachend zuwinkte, mit dem gleichen Gesichtsausdruck. Eine Frau, die sie beobachtet hatte, runzelte leicht die Stirn, aber als er ein wenig länger in ihre Richtung sah, drehte sie sich schnell wieder weg und kümmerte sich um ihren eigenen Kram, ganz so wie Michael es ihr mit Blicken nahegelegt hatte. Das hier war gut und er würde es sich nicht von irgendwelchen blöden Gaffern kaputtmachen lassen. Was wussten die denn schon?   Als die großen Glastüren am Ende der Mall in Sicht kamen, blieb Gabriella stehen und sah auf die Uhr. „Mhm, es ist eigentlich schon längst Zeit für’s Lunch. Hat einer von euch Hunger? Ich stelle mich nämlich bestimmt nicht in die Küche.“ Michael wiegte den Kopf hin und her. „Ich weiß nicht, viel Hunger habe ich nicht. Woran hattest du gedacht?“ „Sushi?“ „Wäre ich dabei.“ Sie drehten sich beide zu Angelo herum. „Und du?“, fragte Gabriella. „Magst du Sushi?“ Angelo sah zwischen ihnen beiden hin und her. Michael bemerkte, dass ihm noch ein wenig Eiscreme im Mundwinkel klebte und hätte diese nur zu gerne abgeleckt. Als Gabriella seinen Blick bemerkte, stieß sie ihn in die Seite und flüsterte: „Hey! Du siehst aus, als würdest du ihn gleich in Sojasoße tauchen und vernaschen.“ „Ach“, wisperte er zurück. „Das sagt ausgerechnet die, die seinem Eis einen regelrechten Blowjob verpasst hat.“ Gabriella sah ihn entgeistert an und wurde tatsächlich ein bisschen rot. „D-das ist mir gar nicht aufgefallen.“ „Mir aber.“ Sie starrten sich noch einen Augenblick lang an, bevor sie beide gleichzeitig anfingen zu lachen. Angelo blickte immer noch verwirrt drein. „Habe ich etwas verpasst?“, wollte er wissen. „Nein, nicht wirklich. Erklären wir dir nachher“, antwortete Michael gönnerhaft. „Aber jetzt gibt es erst mal was Richtiges zu essen. Du hast schon kaum gefrühstückt. Nicht, dass du uns noch vom Fleisch fällst.“ Angelo öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, aber dann schloss er ihn unverrichteter Dinge wieder. Sein Blick huschte für einen Moment zu Michaels Lippen und der konnte den Wunsch des Jungen verstehen. Er hätte ihn jetzt wirklich zu gerne geküsst. Stattdessen lehnte er sich vor und flüsterte ihm ins Ohr: „Nicht hier. Das wird nicht so gerne gesehen. Aber wenn wir wieder zu Hause sind …“ Er ließ offen, was sie dann tun würden, aber das Funkeln in Angelos Augen zeigte ihm, dass dieser ebenfalls nicht abgeneigt war. Der Gedanke machte Michael ganz kribbelig. Er war kurz davor, das Lunch doch ausfallen zu lassen, als Gabriella seine Hand nahm und ihn einfach in Richtung Sushi-Palace zog. Er sah zu Angelo zurück und hob die Schultern. „Was will man machen? Sie ist der Boss.“ Angelo grinste zum ersten Mal, seit Michael ihm begegnet war, und schlenderte dann betont langsam hinter ihnen her. „Verräter“, knurrte Michael, als sich der blonde Junge kurz darauf neben ihn auf einen der orangen Plastikstühle an der langen Theke der Sushi-Bar sinken ließ. „Ich dachte, du bist auf meiner Seite.“ Angelo bedachte ihn mit einem Blick aus seinen großen, blauen Augen und Michael drehte sich betont weg. „Versuch jetzt nicht die Hündchen-Nummer bei mir. Die zieht gerade nicht, du Kameraden-Schwein.“ „Michael, ich muss doch sehr bitten. Wir sind hier in der Öffentlichkeit.“ Gabriellas tadelnder Ton war leider nur zum Teil gespielt. „Er hat angefangen“, murrte Michael und betrachtete ein wenig missmutig die Speisekarte. Als er sah, dass Angelo nicht dergleichen tat, sondern stattdessen das Restaurant und die anderen Gäste in Augenschein nahm, stieß er ihn unauffällig an. „Hey, war nur ein Scherz. Wenn du kein Sushi magst, haben die hier auch Suppen.“ „Nein, schon in Ordnung. Ich würde es gerne mal probieren.“ Sein Blick wanderte trotzdem weiter durch den Raum, sodass Michael beschloss, ihm einfach eine kleine Auswahl an verschiedenen Sorten zu bestellen. Im Notfall konnten sie die Reste ja mit nach Hause nehmen. Der junge Asiat hinter der Theke nahm ihre Bestellung auf und nickte freundlich, bevor er in Richtung Küche verschwand, um ihre Wünsche weiterzugeben. An der Tür, die in den hinteren Bereich des Restaurants führte, traf er mit einer weiteren Service-Kraft zusammen. Sie begannen, sich zu unterhalten, wobei die Konversation zunehmend unfreundlicher wurde. Schließlich beendete die erste Bedienung die Unterhaltung mit einem entschiedenen Wort, woraufhin die zweite mit langem Gesicht loszog, um die Tische abzuwischen, die im Seitenteil der Sushi-Bar standen. Michael grinste Angelo an. „Worüber die wohl gestritten haben? Bestimmt hat einer dem anderen seine Pokémon-Karten geklaut oder so.“ Angelo schüttelte den Kopf, während er seine Limonade durch einen Strohhalm zog. „Er hat vergessen, den Kühlraum richtig zuzumachen. Jetzt sind ihnen zwei komplette Thunfisch-Seiten verdorben und es kommt erst morgen neue Ware. Da Thunfisch mit zu den beliebtesten Sorten gehört, hat das vermutlich ziemliche Umsatzeinbußen zur Folge. Der am Tisch bekommt den Verlust vom Lohn abgezogen.“ Angelo nahm noch einen Schluck Limonade. Michael blinzelte dreimal. „Du verarschst mich doch.“ Angelo sah ihn an, als wüsste er nicht, wovon Michael sprach. „Aber du hast sie doch gehört. Laut genug waren sie ja.“ „Ja, aber die haben Japanisch oder was auch immer gesprochen und das auch noch ziemlich schnell. Das kannst du unmöglich verstanden habe.“ „Hab ich aber.“ Michaels Augenbrauen wanderten in Richtung seines Haaransatzes. Er drehte sich zu Gabriella herum. „Angelo behauptet, er spräche Japanisch.“ „Ja und? Viele Leute tun das. Japaner zum Beispiel.“ „Ja aber Italienisch und Japanisch? Ist das nicht ein wenig seltsam?“ Gabriella runzelte die Stirn. „Ja schon ein wenig. Aber da wir ja nicht wissen, woher er kommt, könnte das ein Hinweis sein. Vielleicht ist er mit seinen Eltern viel gereist. Diplomaten eventuell?“   Michael drehte sich wieder zurück und betrachtete Angelo eingehend. Der nuckelte immer noch an seinem Strohhalm und sah Michael fragend an. „Beweis es mir“, forderte Michael plötzlich. „Ich will sehen, ob du wirklich Japanisch sprichst.“ Angelo zögerte einen Augenblick, bevor er von seinem Stuhl herunter rutschte und zu der Bedienung ging, die jetzt begonnen hatte, die Tische neu einzudecken. Als er ihn ansprach, wirkte der junge Mann zunächst überrascht und nickte dann jedoch freundlich. Zusammen mit Angelo kam er wieder zurück zur Bar. „Ihr Freund bat mich, Ihnen zu bestätigen, dass er Japanisch spricht. Ich kann nur sagen, dass seine Aussprache wirklich hervorragend ist.“ Michael sah den lächelnden Mann an und zog die Augenbrauen zusammen. „Okay, vielen Dank“, murmelte er. „Keine Ursache und guten Appetit.“ Angelo setzte sich wieder, als wäre nicht das Geringste passiert. Mit einem Blick auf Michael steckte er sich den Strohhalm in den Mund. Der gab ein amüsiertes Geräusch von sich. „Du bist wirklich ’ne ganz schöne Wundertüte, weißt du das?“ Angelo überlegte einen Augenblick. „Ist es eigenartig, so viele Sprachen zu sprechen?“ „Nicht unbedingt“, gab Michael zu. „Ich hatte es nur irgendwie nicht erwartet.“ „Ich auch nicht“, erwiderte Angelo mit einem Lächeln, bevor er sich wieder auf seine Limonade konzentrierte, die schon fast geleert war. Michael schnalzte missbilligend mit der Zunge. „Lass noch Platz für das Sushi.“ Angelo sah ihn einen Augenblick lang an, bevor er das Getränk zur Seite stellte und die Augen niederschlug. Michael seufzte innerlich.   Sie mussten nicht lange auf das Essen warten, denn schon kurz danach wurden drei appetitlich angerichtete Teller vor ihnen auf der Theke abgestellt. Die Bedienung auf der anderen Seite verbeugte sich. „Es tut mir leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass der Thunfisch leider aus ist. Möchten Sie eine andere Sorte nachbestellen?“ Michael schüttelte nur den Kopf und sah zu Angelo. Der betrachtete gerade ein wenig hilflos die Stäbchen, die neben seinem Teller lagen. „Wie benutzt man die?“ Michael begann zu grinsen. „Du sprichst fließend Japanisch, kannst aber keine Stäbchen benutzen? Also jetzt bin ich mir sicher, dass du mich veralberst.“ Angelo sah ihn ein wenig unglücklich an. „Ich weiß wirklich nicht, woher ich das kann. Bitte, Michael, das musst du mir glauben.“ Michael lächelte. „Das tue ich. Und ich zeige dir, wie man richtig mit Stäbchen isst.“ Angelo sah ihn dankbar an und ging dann daran, Michaels Anweisungen zu folgen, sehr zu Erheiterung von Gabriella, die sie beobachtete, während sie selbst lediglich ihr Sushi in den Mund schob und genüsslich kaute. Michael schickte ihr einen Luftkuss, bevor er sich wieder darauf konzentrierte, Angelo nicht hungrig sterben zu lassen.   Als sie nach Hause kamen, kümmerte sich Gabriella darum, ihre Einkäufe zu verstauen und sich ein wenig frisch zu machen, während Michael und Angelo ins Wohnzimmer gingen. Michael ließ sich auf eines der Sofas fallen und streckte die Beine aus. „Oh, dieses langsame Herumgeschlendere ist nichts für mich. Das ist anstrengender als zwei Stunden Sport.“ Er angelte nach der Fernbedienung und warf er sie Angelo zu. „Hier. Vielleicht findest du ja heraus, dass du auch noch Mandarin sprichst oder etwas in der Art.“ Angelo nickte gehorsam und begann, sich durch die Programme zu schalten. Michael beobachtete ihn dabei. Der Junge schien vollkommen gefesselt und die bunten Bilder spiegelten sich in seinen Augen. Ab und zu bewegten sich seine Lippen und Michael kam nicht umhin zu denken, dass das doch alles ziemlich seltsam war. Spätestens morgen würde er sich um das Problem kümmern müssen, wo Angelo herkam. Aber jetzt … jetzt war er einfach nur müde. Sein Blick glitt zum Bildschirm und die wechselnden Programme verschwammen zunehmend vor seinen Augen, die irgendwann endgültig zufielen.       Gabriella hörte die eigenartigen Töne, die aus dem unteren Stockwerk kamen. Als sie die Treppe hinunter kam, schlief Michael auf dem Sofa, während Angelo in das Studium einer Sendung vertieft war, deren Sinn sich Gabriella nicht ganz erschloss. Es schien eine Art Gameshow zu sein, die vollen Körpereinsatz der Kandidaten verlangte. Auf jeden Fall war einer von ihnen gerade dabei, in einen Kleiderbügel zu beißen. „Was siehst du dir da an?“, fragte sie und fiel automatisch wieder ins Italienische. „Er versucht herauszufinden, ob der Gegenstand aus Schokolade ist.“ „Indem er hineinbeißt?“ „Mhm-mhm.“ Der Kandidat war inzwischen zu dem Schluss gekommen, dass ihm der Bügel nicht schmeckte und wurde dafür vom Publikum mit Applaus belohnt. Gabriella ließ sich ebenfalls auf dem Sofa nieder und sah ein wenig amüsiert zwischen Angelo und dem Fernseher hin und her. „Und das gefällt dir?“ Angelo riss den Blick los und sah sie ein wenig schuldbewusst an. „Ich sollte eigentlich herausfinden, wie viele Sprachen ich noch spreche.“ „Und?“ „Bisher bin ich bei zehn, aber ich habe noch nicht alle Programme angesehen.“ Gabriella entwich ein Laut der Verblüffung. „Zehn verschiedene Sprachen? Aber das ist doch nicht möglich.“ Angelo sah sie nur an und wirkte unglücklich. Sie schob die Mundwinkel ein wenig nach oben. „Das kommt bestimmt wieder. Du musst dir Zeit geben.“ Sie machte eine kurze Pause, bevor sie fortfuhr. „Aber du weißt, dass wir morgen zur Polizei gehen müssen. Wir müssen melden, dass du hier bist. Du kannst nicht einfach hierbleiben.“ „Warum nicht?“ „Weil …“ Gabriella sah zum Bildschirm, wo jetzt jemand in einen Schuh biss, der tatsächlich aus einer Art Sirupmasse zu bestehen schien. „Weil irgendjemand da draußen dich sucht. Vermutlich sind deine Eltern krank vor Sorge.“ Angelo sah noch einmal zum Bildschirm, dann schaltete er den Fernseher ab und legte die Fernbedienung auf den Couchtisch. Anschließend faltete er die Hände in seinem Schoß. „Ich glaube nicht, dass ich Eltern habe“, sagte er leise. „Ich müsste mich doch an sie erinnern, oder? Aber da ist nur … so ein Gefühl. Ein Gefühl, dass mir sagt, dass ich nicht dorthin zurückkehren darf, wo ich herkomme. Nicht bevor …“ Er hob die Schultern. „Ich weiß es nicht. Ich versuche ja, mich zu erinnern, aber da ist nichts.“ Angelo ließ den Kopf hängen. Gabriella rutschte zu ihm heran und griff nach seiner Hand. „Wir kriegen das hin, okay? Michael und ich helfen dir.“ Er sah sie verstohlen an, bevor er den Blick wieder senkte. „Ich fühle mich sehr wohl bei euch“, sagte er leise. „Ihr seid so … Es ist gut, wenn ich in eurer Nähe bin. Leichter.“ Sie strich sanft über seinen Handrücken. „Niemand ist gern allein.“ Er lehnte sich ein wenig an sie und sie war sich sicher, dass er am liebsten seinen Kopf auf ihre Schulter gelegt hätte, so wie er es bei Michael oft tat. So jedoch saßen sie lediglich Seite an Seite, die Hände auf seinem Schoß verschränkt, während Michael ihnen gegenüber schlief. Der Moment dauerte eine ganze Weile an, bis Angelo begann, langsam mit dem Daumen über ihren Handrücken zu streichen. Er öffnete die Hand und verflocht ihre Finger miteinander, während er sie nicht ansah. Trotzdem begann Gabriellas Herz mit einem Mal schneller zu klopfen. Die Erinnerung an den Morgen kam zurück und ihr fiel ein, was Michael gesagt hatte. Dass sie Angelo eindeutige Avancen gemacht hatte. Dachte sie etwa unbewusst wirklich darüber nach? Ihr Blick glitt zu ihrem Mann. Wie Michael wohl darauf reagieren würde? Würde er wütend darüber sein, wenn sie ihm gestand, dass sie Angelo attraktiv fand? Und was würde Angelo dazu sagen? Er war schließlich mit Michael hierher gekommen. Andererseits war da dieser Blick gewesen, mit dem er sie fast ausgezogen hatte. Sie sah zur Seite und bemerkte, dass er sich auf die Lippen biss. „Was ist los?“ Er zuckte ein wenig zusammen. „Nichts“, antwortete er und sie wusste sofort, dass er log. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Hat dir Michael nicht erzählt, dass ich einen eingebauten Lügendetektor habe? Du brauchst also gar nicht erst zu versuchen, mich anzuschwindeln.“ „Ich … ich musste an heute Morgen denken.“ Ein Schauer lief über Gabriellas Nacken. Sie räusperte sich. „Deswegen wollte ich eigentlich noch einmal mit dir sprechen. Mit euch beiden.“ Sie sah auf und blickte genau in Angelos blaue Augen. Einige Herzschläge lang geschah gar nichts, dann beugte er sich plötzlich vor und seine Lippen streiften ihre. Als er sich wieder zurücklehnte, sah sie genau, dass sich seine Pupillen erweitert hatten. Gabriella schluckte. „Angelo, ich glaube nicht, dass du …“ „Du bist schön“, unterbrach er sie. „Ich würde dich gerne … berühren.“ Gabriella konnte nicht verhindern, dass seine Worte eine Gänsehaut über ihren Körper schickten. Sie wünschte sich, ihn noch einmal zu küssen. „Ich glaube nicht, dass wir das tun sollten. Nicht bevor wir mit Michael gesprochen haben.“ Hatte sie das jetzt gerade tatsächlich gesagt? Wer war diese Frau, die lenkte, was aus ihrem Mund kam? „Und wenn er einverstanden ist?“ „Wenn wer womit einverstanden ist?“ Angelo und Gabriella fuhren gleichzeitig auf, als sie Michaels Stimme hörten. Der sah zwischen ihnen hin und her, bis er ihre verschränkten Hände bemerkte. Er hob leicht die Augenbrauen. „Wollt ihr mir etwas sagen?“ Gabriella sah Angelo an und dann wieder ihren Mann. Sie atmete langsam aus. „Ja, ich glaube, das ist überfällig. Ich denke, dass da etwas ist zwischen uns. Du darfst mich gerne korrigieren, Angelo, aber ich denke, die Tatsache, dass du mich gerade geküsst hast, spricht eine relativ eindeutige Sprache.“ Michael blickte jetzt zu Angelo. „Du hast meine Frau geküsst?“ „J-ja?“ Hinter Michaels Stirn schien es zu arbeiten. Plötzlich begann er zu grinsen. „Würdet ihr das noch einmal machen?“ Gabriella sah ihn erstaunt an. „Wie meinst du das?“ „Na, ob ich zusehen darf, wie ihr beide euch küsst. Ich stelle mir das irgendwie spannend vor.“ „Spannend?“ Gabriella lachte auf. „Wir sind doch hier nicht im Kino.“ Michaels Blick wurde weicher. „Ja, ich weiß. Aber ich würde euch einfach gerne die Gelegenheit dazu geben, es auszuprobieren. Wenn es nicht gut ist, hören wir einfach damit auf. Alles kann, nichts muss. Und nur, wenn ihr beide möchtet.“ Er sah zu Angelo hinüber, um auch sein Einverständnis einzuholen. Der Junge nickte nur leicht. Danach richteten sich die Blicke der beiden Männer auf Gabriella. Sie spürte, wie ihr Mund trocken wurde und ihr Herz begann, schneller zu klopfen. Das war so verrückt und gleichzeitig fühlte es sich unglaublich aufregend an. Sie fühlte sich so … begehrt. Dass Michael sie anziehend fand, wusste sie ja, aber dass auch Angelo so über sie dachte, sorgte für ein Kribbeln in ihrer Magengegend. Fast so, als würde sie am Fuß einer Achterbahn stehen und überlegen, ob sie bereit war, sich in einen der Waggons zu setzen. Aber anders als bei der Achterbahn konnte sie jederzeit aussteigen. Plötzlich merkte sie, dass sie sich schon längst entschieden hatte. „Okay“, sagte sie. „Aber nur Küssen, nicht mehr.“ Sie schenkte Angelo einen strengen Blick, der den Jungen erröten ließ. War er mit Michael auch so? Oder anders? War das wichtig? Störte es sie? Wie sollten sie anfangen? Sich auf Kommando zu küssen, kam ihr merkwürdig vor. Fast so wie früher beim Flaschendrehen. Sie lachte ein wenig zu laut bei dem Gedanken. „Das ist eigenartig.“ „Möchtest du, dass ich zu euch komme?“, fragte Michael. „Ich könnte mich neben dich setzen.“ Gabriella überlegte kurz, bevor sie nickte. Sie brauchte Michael jetzt in ihrer Nähe. Als sie seine gewohnte Präsenz hinter sich spürte, begann sie, sich zu entspannen. Er hauchte ihr einen Kuss auf den Nacken. „Du bist wunderschön“, murmelte er. „Findest du nicht, Angelo?“ „Ja, das ist sie.“ Angelos Augen glitten über ihren Körper, bevor er sich daran erinnerte, was sie gesagt hatte. Schnell sah er ihr wieder ins Gesicht. Er lächelte ein wenig scheu. „Darf ich dich jetzt küssen?“ Sie erwiderte sein Lächeln. „Natürlich.“ Als er nach wie vor zögerte, legte sie ihm die Hände in den Nacken und zog ihn an sich. Ihre Gesichter waren sich ganz nah und sie spürte seinen Atem auf ihrer Haut. Ihre Finger fuhren durch den Ansatz seiner Haare. Wie weich sie waren. Ganz anders als bei Michael. Er roch auch anders, nicht schlecht, aber ungewohnt. Wie er wohl küsste? Gabriella legte den Kopf leicht schräg und streifte mit ihren Lippen seinen Mund. Angelo erzitterte unter der Berührung. Sie wiederholte die Geste und wieder erschauerte er. Das Spiel begann ihr Spaß zu machen. Sie ließ ihre Zungenspitze leicht aus dem Mund gleiten und fuhr damit an seiner Oberlippe entlang. Angelo entwich ein Keuchen. War das etwa schon zu viel für ihn? „Möchtest du aufhören?“ Sie musste das einfach fragen. „Nein.“ Seine Stimme war heiser und sein Atem ging schnell. War es möglich, dass diese wenigen, unschuldigen Berührungen ihn schon so aus dem Konzept gebracht hatten? Hatte er bereits Erfahrung mit Frauen? Wie weit war er mit Michael gegangen? Das war ja nicht einmal ein richtiger Kuss gewesen und doch war sie anscheinend in der Lage, ihn damit bereits aus der Fassung zu bringen. Sie lächelte leicht, bevor sie ihre Lippen vollends gegen seine presste. Er kam ihr entgegen, als hätte er nur darauf gewartet. Immer wieder küsste er ihre Lippen und rückte ihr ein Stück entgegen. Sie fühlte, wie er die Hand auf ihre Hüfte legte und den Druck seiner Lippen erhöhte. Sie begegnete ihm auf die gleiche Weise und öffnete gleichzeitig den Mund. Wieder ließ sie ihre Zunge ein wenig mit ihm spielen und lauschte entzückt, wie er daraufhin leise stöhnte. Anscheinend machte ihn dieser Kuss wirklich an. Gabriella konnte nicht leugnen, dass ihr das Gefühl gefiel. Das Blut rauschte durch ihren Körper und nur am Rande nahm sie wahr, dass mit einem Mal eine Hand auf ihrer Brust lag. Sie unterbrach den Kuss und sah, dass es Michaels war. „Stört es dich?“, raunte er und begann, mit dem Finger um ihre Brustwarze zu kreisen, während er wieder ihren Nacken küsste. „Wenn es dir nicht gefällt, höre ich sofort auf.“ Ihr Blick fiel auf Angelo, der sie aus großen Augen und mit geöffnetem Mund ansah. Auch sein Blick glitt kurz zu der Hand, die Gabriella liebkoste. „Mich stört es nicht, aber findest du es nicht ein bisschen unfair, wenn du darfst und er nicht?“ Sie spürte, wie Michael sich kurz versteifte. War sie jetzt zu weit gegangen, indem sie ihn so in seine Schranken wies? Immerhin war er ihr Mann. Dann jedoch glitt seine Hand von ihrer Brust weg und legte sich neben Angelos. „Du hast recht“, murmelte Michael. „Bitte verzeih. Ihr beide zusammen seid einfach heiß. Da habe ich mich für einen Augenblick vergessen.“ „Nun, dann sollten wir vielleicht für ein wenig ausgleichende Gerechtigkeit sorgen“. Gabriella lächelte hintergründig, griff nach Angelos Hand und legte sie auf ihre Brust. Seine blauen Augen wurden groß. „Aber …“ „Nichts aber“, sagte sie und zog ihn wieder an sich. „Ich erlaube es dir.“ Sie spürte, wie er vorsichtig über den Stoff ihres Kleides fuhr, die weiche Form darunter ertastete. Sie sah, wie sich seine Wangen röteten. Wie aufgeregt er war. Und plötzlich veränderte sich etwas. Sie war von der Rolle des Darstellers in die des Zuschauers gerutscht und auch wenn sie das Pulsieren zwischen ihren Beinen noch spüren konnte, war der Moment unweigerlich verflogen. Sie nahm seine Hand wieder weg und legte sie in seinen Schoß. Dann drehte sie sich um, gab Michael einen Kuss und erhob sich. „Ich glaube, jetzt seid ihr beide dran.“ Michael blinzelte verblüfft. „Wir beide?“ „Ja, ihr. Ich hatte jetzt genug Spaß für einen ersten Versuch. Ihr dürft aber gerne weitermachen.“ Mit diesen Worten nahm sie auf dem gegenüberliegenden Sofa Platz und schlug die Beine übereinander. Aufmunternd sah sie von einem zum anderen. „Was ist los? Wollt ihr nicht?“ Michael zögerte noch einen Augenblick, bevor er sich Angelo zuwandte. „Na los, eine schöne Frau soll man nicht warten lassen. Du möchtest doch noch, oder?“ Statt einer Antwort rückte Angelo näher an Michael heran. Der zog den Jungen rittlings auf seinen Schoß. Seine Hände strichen über die Oberschenkel und den schmalen Hintern, während er zu Angelo aufsah. Der schien nur darauf gewartet zu haben und stürzte sich ohne Umschweife in einen leidenschaftlichen Kuss, bei dem Gabriella ebenfalls fast die Luft wegblieb. So vorsichtig Angelo gerade eben noch mit ihr gewesen war, so wild gebärdete er sich jetzt. Er begann, sich an Michael zu reiben. Sie konnte sehen, wie ihr Mann die Bewegungen unterstützte und ihre Körper näher zusammenbrachte, indem er Angelo mit den Händen an sich drückte. Wann immer er das tat, stöhnte Angelo leise in den Kuss. Gabriella ging das Geräusch durch Mark und Bein. Schließlich legte Angelo den Kopf in den Nacken, während die Bewegungen seines Beckens schneller wurden, sein Stöhnen lauter. Gabriella sah, dass Michael seine Hand vom Bein des Jungen nahm und sich stattdessen in seinem Schritt zu schaffen machte. Angelos Stöhnen wurde höher, seine Atmung abgehackter und einige Augenblicke später gab er einen heiseren Schrei von sich. Seine Hände krallten sich in Michaels Schulter. Für einen Moment verharrte er in dieser Position, bevor er mit einem erschöpften Seufzen regelrecht in sich zusammensackte. Gabriella beobachtete das alles mit klopfendem Herzen. Michael streichelte Angelo jetzt sanfter, küsste ihn sacht, bevor er ihn in eine Umarmung zog. Sein Blick traf sich mit Gabriellas. In seinen Augen lag eine tiefe Dankbarkeit und gleichzeitig konnte sie sehen, dass er immer noch erregt war. Plötzlich wünschte sie sich, an Angelos Stelle zu sein. Sie erhob sich und setzte sich an Michaels Seite. Angelos Blick streifte sie träge. „Du erlaubst, dass ich wieder übernehme?“, fragte sie. Angelo hob sein Bein von Michaels Schoß und ließ sich neben ihn auf das Sofa gleiten. Gabriella konnte sehen, dass seine Hose geöffnet war aber sein T-Shirt verdeckte alle weiteren Spuren. Gabriellas und Michaels Mund trafen sich zu einem Kuss. Er schmeckte eigenartig. Fremd und doch vertraut. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie Angelo an ihm schmecken konnte. Sie lächelte bei dem Gedanken. „Und? War es so gut, wie du es dir vorgestellt hast?“, fragte sie und zog sich etwas zurück. „Besser“, bestätigte Michael und winkte Angelo, sich von der anderen Seite an ihn zu kuscheln. Der Junge gehorchte und Gabriella erlaubte ihm, nach ihrer Hand zu greifen. Sie drückte sie leicht. Für einen Augenblick saßen sie schweigend da. Gabriella konnte nicht leugnen, dass sie bedauerte, dass es jetzt schon zu Ende war. Die Küsse mit Angelo zu tauschen, hatte nicht ausgereicht, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Der Rausch des Begehrens kreiste immer noch in ihr und das dumpfe Pochen zwischen ihren Beinen verlangte nach Aufmerksamkeit. Sie ließ Angelos Hand los und begann, mit dem Zeigefinger an Michaels Bein entlangzufahren. „Und jetzt?“, fragte sie, während ihr Finger wieder höher wanderte. „Verlegen wir den Rest der Veranstaltung ins Schlafzimmer?“ „Da bin ich dabei“, antwortete Michael sofort. Er stand auf und zog Gabriella mit sich auf die Füße. Seine Hand glitt besitzergreifend über ihren Po und sie unterdrückte ein Schauern, als er sie an sich drückte. Die Vorstellung jetzt gleich mit ihm zu schlafen, ließ ihre Begierde neu aufflammen. Sie sehnte sich nach seinen Berührungen und danach, sich mit ihm zu vereinen. Als Michael sie in Richtung Treppe dirigieren wollte, blieb sie stehen und sah ihn tadelnd an. „Du hast da jemanden vergessen.“ Gabriella drehte sich zu Angelo um. „Möchtest du mitkommen?“ Der Junge wirkte erstaunt, nickte aber. Sie sah Michael an. „Du bist doch einverstanden?“ „Absolut.“ „Na dann kommt.“ Gabriella schritt zuerst die Treppe hinauf und hörte, wie ihr eilige Schritte folgten. Im Schlafzimmer blieb sie vor dem Bett stehen. „Es müsste mir mal jemand das Kleid öffnen.“ Sie drehte sich nicht um, aber anhand der zitternden Finger konnte sie erahnen, dass Michael Angelo bei dieser Aufgabe den Vortritt gelassen hatte. Die Hände, die ihr daraufhin die Träger von den Schultern streiften, waren jedoch die ihres Mannes. Für einen Augenblick überlegte sie, wie es wohl wäre, mit verbundenen Augen mit den beiden zusammenzusein. Nicht zu wissen, wer was tat, sondern lediglich in einem Mehr an Körperteilen zu versinken, die sich gegenseitig Vergnügen bereiteten. Die Vorstellung kam ihr erregend und verboten zugleich vor. Sie hörte, wie hinter ihr Kleidung abgestreift wurde, während sie selbst noch in Unterwäsche dastand. Das änderte sich, als kundige Hände ihren BH öffneten und auch ihren Slip abstreiften, während Michael eine Spur von Küssen über ihren Körper zog. Als sie vollkommen nackt war, drängte er sich von hinten an sie. Sie spürte seine Hände auf ihrem Körper, ihren Brüsten, seine Erektion, die sich an ihren unteren Rücken schmiegte. Sie griff hinter sich und umfasste den festen Schaft. Er keuchte auf, während sie ihre Finger langsam daran auf und ab wandern ließ. Der Griff um ihre Brüste wurde stärker. Michael begann, sie zu massieren, sie zusammenzupressen, die empfindlichen Spitzen zwischen den Fingern zu zwirbeln. Die Berührung sandte eine Welle der Lust durch ihren Körper. Am Rande ihres Sichtfeldes bemerkte sie eine Bewegung. Als sie den Kopf ein wenig drehte, sah sie Angelo, der sie mit offenem Mund beobachtete. Er hatte lediglich seine Hose abgelegt und hielt sich taktvoll im Hintergrund, auch wenn seine Augen jede ihrer Bewegungen verfolgten. Für einen Augenblick war sie in Versuchung, ihn dazu zu holen. Die Vorstellung, ihn zu küssen und vielleicht sogar anzufassen, während Michaels Hände über ihren Körper glitten, zwischen ihre Beine. Dass er in sie eindrang, während sie Angelo … Gabriella entkam ein Keuchen. Sie drehte sich zu ihrem Mann herum und zog ihn zu sich herab, damit sie ihn küssen konnte. Dabei ließ sie sich von ihm in Richtung Bett schieben. Als die Bettkante gegen ihre Beine stieß, unterbrach sie den Kuss. „Unten oder oben?“, fragte sie atemlos. „Unten“, gab er zurück und ließ sich vor ihr auf das Bett gleiten. Sie folgte ihm und setzte sich auf ihn. Für einen Augenblick genoss sie den Anblick ihres großen, starken Mannes und raubte sich noch einen Kuss, bevor sie ihr Werk begann. Sie ließ ihre Hüften ein paar Mal vor und zurückgleiten und spürte, wie er unter ihr erzitterte. Dabei war sie sich vollauf der Blicke bewusst, die sie von der Seite des Bettes her trafen, aber sie widerstand der Versuchung, noch einmal hinzusehen. Es war berauschend, fast ein Gefühl von Macht. Sie bestimmte die Regeln und die beiden würden tun, was sie ihnen sagte. Gabriella lächelte und bewegten sich noch einmal aufreizend auf Michaels Schoß. Die Wirkung auf ihn entging ihr nicht. Er keuchte. „Jetzt, Baby. Komm zu mir.“   Immer noch lächelnd richtete sie sich ein wenig auf, positionierte seine Erektion vor ihrem Eingang und ließ sich dann langsam auf ihn gleiten. Zentimeter für Zentimeter versank er in ihr und sie genoss das ausgefüllte Gefühl, als er vollkommen in ihr war. Er stöhnte leise, als sie anfing, ihre Hüften in sanften Wellen über ihm zu bewegen. Gleichzeitig ließ sie ihre Finger zwischen ihre Beine gleiten. Sie fand die Stelle, an der ihre Klitoris verborgen lag, und begann, sie zu reiben. Michael griff derweil nach ihren Schenkeln, ließ seine Hände darüber an ihren Seiten entlang bis zu ihren Brüsten wandern. Sie beugte sich ein wenig zu ihm herab und spürte gleich darauf seine Lippen, die sich um ihre steifen Knospen legten. Wie er leicht zu saugen begann, während sie weiter den Rhythmus bestimmte. Sie ließ ihn einen Moment gewähren, bevor sie sich wieder aufrichtete und die Bemühungen ihrer Finger wieder aufnahm. Langsam aber stetig wuchs ihre Lust. Sie spürte jeden seiner Stöße, die die Empfindungen noch verstärkten. Die Wärme, die sich von ihrem Unterleib durch den ganzen Körper ausbreitete. Das zunehmende Kribbeln, das zu einem Brennen wurde wie ein Feuer, das um sich griff, dessen Flammen höher und höher schlugen, bis sie plötzlich taghell aufloderten und wie eine Eruption über ihr zusammenschlugen. Sie löste die Finger aus ihrem Schritt, während die Wellen des Orgasmus noch durch ihren Körper liefen, und begann, sich schneller zu bewegen. Ihr ganzer Körper summte und sang. Sie hörte Michael unter sich stöhnen, während sie ihn ritt und ihn mit schnellen Hüftschlägen immer weiter und weiter trieb und schließlich ebenfalls über die Klippe schickte. Er stieß noch einmal tief in sie, bevor er die Augen schloss und seine Finger sich mit einem erstickten Laut in ihre Schenkel bohrten. Sie lächelte ein wenig, als sie begann, die Muskeln in ihrem Inneren sanft anzuspannen und wieder zu entlasten und ihn so noch ein wenig mehr zu reizen. Er gab einen gequälten Laut von sich. „Fuck, Baby, hör auf. Ich bin vollkommen fertig.“ Sie lachte leise, bevor sie sich zu ihm beugte und seinen Mund mit einem tiefen Kuss verschloss. Seine Oberlippe war feucht und er schmeckte nach Salz. „Ich liebe dich“, murmelte sie gegen seine Lippen und ließ sich von ihm herab und neben ihn gleiten. „Ich dich auch“, antwortete er und küsste sie noch einmal, bevor er sich in die Kissen sinken ließ und dort schwer atmend liegenblieb. Gabriella wollte sich schon zu ihm gesellen, als ihr plötzlich bewusst wurde, dass es da ja noch jemanden gab. Während der letzten Minuten hatte sie Angelo vollkommen vergessen. Sie sah, dass er immer noch in respektvollen Abstand zum Bett stand. Seine Wangen waren gerötet und seine Augen glänzten. Sie winkte ihm näherzukommen. „Na los, das Bett ist groß genug.“ Er lächelte ein wenig zaghaft. „Darf ich wirklich?“ „Sonst hätte ich es nicht gesagt.“ Gabriella rutschte noch ein Stück, sodass Michael Angelo Platz machen konnte. Ein wenig umständlich kletterte der Junge ins Bett und Gabriella beobachtete, wie er sich neben Michael legte und seinen Kopf an dessen Seite bettete. Michael schlang einen Arm um ihn und drückte ihn an sich. Den anderen Arm legte er um Gabriellas Rücken und sie machte es sich auf seiner Schulter bequem. Langsam ließ sie die Finger über seine Brust und seinen Bauch gleiten, während sie in sich hineinfühlte, ob Angelos Anwesenheit etwas für sie verändert hatte. Sie musste feststellen, dass es aufregend gewesen war, ihn aus der Reserve zu locken. Dass sie sich gut damit gefühlt hatte, ihn zu küssen und der Gedanke, ihn vielleicht das nächste Mal noch weiter gehen zu lassen, nicht so abschreckend war, wie sie zunächst gedacht hatte. Langsam streckte sie die Hand aus und fuhr durch das blonde Haar. Angelo hob daraufhin den Kopf und warf ihr einen fragenden Blick zu. Einem plötzlichem Impuls folgend, richtete sie sich auf, zog ihn am Kinn nach oben und küsste ihn noch einmal auf die bereits geschwollenen Lippen. Er brauchte einen Augenblick, bevor er auf den Kuss reagierte. Nach zwei, drei Küssen, ließ sie sein Kinn los und lehnte sich wieder zurück und auch Angelo bettete sein Haupt erneut an Michaels Seite. So lagen sie zusammen da, während draußen die Familien mit ihren Kindern im Garten spielten, ihre Hunde ausführten und ein Schwätzchen über Gott und die Welt hielten. Es hätte Gabriella nicht weniger interessieren können, wenn es nicht auf einmal unten an der Tür geläutet hätte. Sie richtete sich auf. „Hast du eine Ahnung, wer das sein könnte?“ Michael schüttelte den Kopf. „Keinen Schimmer. Vielleicht die Nachbarn? Am besten bleibt ihr hier, während ich nachsehen gehe.“ Gabriella sah zu, wie Michael eilig in Hosen und T-Shirt schlüpfte und das Schlafzimmer verließ. Sie und Angelo blieben allein zurück. Der Junge wirkte beunruhigt und auch Gabriella hielt es nicht aus, einfach nur untätig liegenzubleiben. Ohne darauf zu achten, dass sie noch vollkommen nackt war, stieg sie vom Bett, trat an das Fenster und spähte durch die weißen Gardinen. Auf dem Gehweg vor ihrem Haus stand ein ihr unbekannter Wagen.     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)