looking for inner peace von QueenLuna ================================================================================ Kapitel 4: confusion -------------------- Kapitel 4 – confusion - Ich kann nicht mehr so tun, als ob nichts wäre. Mit jeder Annäherung, jeder Berührung verunsicherst du mich, machst mich unruhig. Ich weiß nie, was als Nächstes kommt. - Mitte Oktober Das ruhige und gleichmäßige Heben und Senken des Brustkorbes vor seinen Augen wirkte fast schon hypnotisch auf ihn. Dazu kamen die leisen Atemzüge. Am liebsten hätte es Aoi dem schlafenden Uruha gleichgetan und sich einfach für ein paar Minuten den Wonnen des Schlafes hingegeben. Aber nein, er wehrte sich erfolgreich gegen die einschläfernd beruhigende Wirkung des Bildes, das sein Freund gerade abgab. Als Uruha vor einer halben Stunde in den Proberaum gestürmt war und das Sofa mit einem „Hab schlecht geschlafen!“ für sich einnahm, hatte Aoi noch nicht damit gerechnet, dass er nun hier vor eben jenem Sofa hocken und den anderen beim Schlafen beobachten würde. Doch scheinbar hatte eine geheimnisvolle Kraft ihn dazu verleitet, seinen bequemen Platz im Sessel gegen diesen wenig knieschonenden einzutauschen. Kais Papierrascheln aus dem Nachbarraum drang nur von fern an sein Ohr, während seine gesamte Aufmerksamkeit dem anderen Gitarristen lag. Was war mit Uruha los? Er hatte aufgewühlt gewirkt. Selbst im Schlaf sah er erschöpft aus, das Gesicht war angespannt und leichte Augenringe zeichneten sich auf seiner blassen Haut ab. Das war ein ungewohnter Anblick. Eigentlich sah man dem Brünetten Schlafmangel niemals an. Versonnen strich er seinem schlafenden Freund ein paar verirrte Strähnen aus der Stirn. So kannte er Uruha nicht. Sonst war er pure Tiefenentspannung pur, Mr. Relax himself. Irgendetwas schien ihn aus dem Konzept gebracht zu haben. Und das nicht erst seit heute. Gedankenverloren fuhr Aoi mit seinen Fingern durch Uruhas weiche Haare. Vor drei Wochen hatten sie den ersten Teil der Tour beendet. Nach einer kleinen Pause voneinander hatten sie sich nun alle erstmals vor vier Tagen wieder getroffen, um über die weitere Planung der kommenden Konzerte für Mitte November zu sprechen. Und seither schien Uruha verändert. Er wirkte aufgekratzt und nicht ganz bei sich. Was war geschehen, dass es ihn so aus der Bahn geworfen hatte? Aoi seufzte auf und vergrub das Gesicht in seinen Händen, während er weiter vor seinem besten Freund hockte. Vorgestern war ihm dann das erste Mal bewusst aufgefallen, wie untypisch sich er verhielt. Der Brünette war von einer Ecke des Raumes zur nächsten gewuselt und hatte immer wieder in den Tiefen seiner Tasche gekramt, obwohl es dort eigentlich nicht mehr viel zu kramen gab, denn die Hälfte des Inhaltes hatte bereits neben ihm auf dem Tisch gelegen. Wann war sein sonst so ausgeglichener Freund durch dieses Nervenbündel ersetzt worden? Aoi hatte diese Unruhe in Person nicht mehr länger ertragen können, weshalb er sich dem anderen unauffällig genähert hatte und dicht neben ihm stehen geblieben war, ohne dass dieser ihn zunächst registriert und stattdessen weiter in seiner Tasche herumgewühlt hatte. „Was ist los? Du bist so unruhig. Ist was passiert?“, hatte er leise gefragt. Obwohl er ihn nicht hatte erschrecken wollen, war Uruha zusammengezuckt und hatte Aoi einen Moment lang mit weitaufgerissenen Augen angestarrt. „Aoi!“ Ein kurzes Luftholen, das auf eine seltsame Art zittrig gewirkt hatte. „Du hast mich erschreckt.“ „Sorry. Kann ich dir irgendwie behilflich sein?“ Erst war nichts passiert und Aoi war schon versucht gewesen, Uruha zu fragen, ob er was im Gesicht hatte, so wie er ihn ansah. Doch dann war ein Blinzeln und ein stockendes „Hm, nein…“ gefolgt. „Ich weiß gerade gar nicht mehr, was ich wollte. Du bringst mich echt um meine Konzentration, Aoi.“ Er brachte Uruha also um seine Konzentration? Ein Grinsen ließ sich auf seine Mundwinkel zucken, als er an diese wohl unbedachte Aussage zurückdachte, dabei Uruhas feine, schlafende Gesichtszüge betrachtend. Ein verlockender, aber auch ungewohnter Gedanke. Uruha, stets die Ruhe selbst, der Aoi auch an seinen miesen Tagen zur Seite stand und sein Gejammer ertrug, ließ sich jetzt von ihm aus dem Konzept bringen? Und dabei hatte er doch eigentlich nichts Schlimmes getan, oder? Aber vielleicht interpretierte er einfach nur zu viel in diese Worte hinein, die nur der Situation geschuldet sein könnten und seine Stimmung rührte von etwas anderem her. Ja, so war es sicher. Denn Aoi wollte auf keinen Fall, dass Uruha sich seinetwegen unwohl fühlte. Er war doch Aois persönliches, beruhigendes, aber auch stimmungsaufhellendes Medikament. Und was brachte schon ein Medikament, dessen Inhaltsstoffe nicht mehr dieselben waren? Gedankenverloren kaute Aoi auf seiner Unterlippe herum. Es musste einen anderen Grund für Uruhas Gemütszustand geben. Wobei – wenn Uruha auf ihn stets eine bestimmte Wirkung hatte, dann könnte es doch umgekehrt auch so sein. Aber… Nein! Jetzt war er schon wieder zu diesem Thema zurückgekehrt. Energisch schüttelte Aoi den Kopf über sich selbst und vergrub eine Hand in seinem Haar. So groß konnte sein Einfluss auf den Jüngeren nicht sein. Irgendwas anderes musste Uruha in Aufruhr versetzt haben, dass er scheinbar so schlecht schlief, dass er sogar hier im Proberaum ein Nickerchen hielt. Und das kam für gewöhnlich niemals vor. Denn nachdem Reita und Ruki vor einer geraumen Weile mal auf die dumme Idee gekommen waren, dem schlafenden Kai ein neues Gesicht aufzumalen, vermieden es die Übrigen inzwischen im Proberaum zu schlafen. Doch anscheinend war ihm diese Gefahr im Moment egal. Bevor sich Aoi tiefer in seine Überlegungen verstricken konnte, ertönten schnelle Schritte auf dem Gang. Nach einigen Sekunden wurde die Tür energisch aufgerissen und ein gehetzt und verstrubbelt aussehender Reita stürmte herein. Mit atemlosen Worten, die wie „Auto – Batterie – musste laufen“ klangen, ließ sich der Bassist in einen der Sessel fallen und krallte sich ohne Umschweife eine Wasserflasche vom Tisch. Kurz darauf war sie halb leer. Der plötzliche Lärm hatte Uruha unsanft aus seinem Traumland gezerrt. Verwirrt blinzelnd saß er nun auf dem Sofa und schien erst langsam wieder in die Realität zurückzufinden, wie Aoi schmunzelnd beobachtete. Das sah schon echt niedlich aus, wie der Brünette versuchte ein Gähnen zu unterdrücken. Ein fragender Blick traf ihn. Sein Grinsen wurde breiter, während er sich aus der unbequemen Position erhob und erst einmal streckte. „Wie lange hockst du schon hier?“ Irrte er sich oder klang die leise Stimme unsicher? Vielleicht lag es aber auch daran, dass er die Worte, aufgrund des lautstarken Gesprächs zwischen Reita und Kai, der sich mittlerweile dazugesellt hatte, mehr erahnte, als dass er sie wirklich verstanden hatte. „Eine Weile. Ich wollte dich nicht wecken. Anscheinend hattest du den Schlaf dringend nötig“, antwortete er lächelnd und wuschelte kurz durch Uruhas heilige Haarpracht. Dieser ging allerdings gar nicht weiter auf diese Bemerkung ein, sondern wandte den Kopf einfach ab. War er verlegen oder warum schien der, sonst so nach außen hin abgeklärt und kühl wirkende, Gitarrist leicht rot zu werden? Ehe Aoi sich weiter über diese seltsame Reaktion wundern konnte, ging die Tür erneut auf und ein mies gelaunter Ruki beglückte als Letzter alle mit seiner Anwesenheit. „Sag nicht, dein Auto ist auch kaputt?!“, kam es sofort von Reita. Ein Knurren war die einzige Antwort. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)