looking for inner peace von QueenLuna ================================================================================ Kapitel 2: circus of thoughts ----------------------------- Kapitel 2 - circus of thoughts - Aoi, was ist mit dir? Du bist irgendwie anders. - Irgendwo knarrte eine Holzdiele. Der Wind suchte sich durch jeden noch so schmalen Spalt den Weg nach drinnen und brachte die Schiebetüren, die zum Garten führten, damit zum Klappern. Aus dem Nebenraum war ein Grunzen zu hören, das gleich darauf wieder erstarb. Hatten sie diese Unterkunft nicht eigentlich wegen der Ruhe gemietet? Draußen übertrumpften sich die Grillen mit ihren Paarungsgesängen gegenseitig und als wäre das nicht schon genug, erschienen Aoi die Geräusche in diesem alten, traditionellen Holzhaus ohrenbetäubend laut. Wie konnten Uruha und die anderen in den Nachbarzimmern so seelenruhig schlafen, während er sich schon seit Stunden auf dem weichen Futon von einer zur anderen Seite wälzte und einfach nicht zur Ruhe kam? Es war zum Verzweifeln. Genervt stöhnend blieb Aoi auf dem Bauch liegen und drückte einen Moment lang sein Gesicht in das für ihn viel zu harte Kissen, ehe er sein Kinn darauf abstützte und nach draußen linste. Die Papierschiebetüren des kleinen Zimmers, das er sich mit Uruha teilte, waren ein Stück weit geöffnet, das Mondlicht beleuchtete sanft die Tatamimatten vor Aoi. Ohne diese schmale Luftzufuhr wäre es bei den schwülen Temperaturen im Zimmer noch weniger auszuhalten gewesen. Die dünne Decke berührte gerade einmal seine Füße und dennoch war ihm zu heiß. Frustriert seufzend wandte er den Kopf zur Seite. Zum Schlafen kommen würde er wohl heute nicht mehr und dafür bräuchte er dann morgen ohne Sonnenbrille gar nicht erst rausgehen. Augenringe des Todes konnten eben auch nicht mit dem besten Make-up versteckt werden. Neben sich hörte er ein Murren, begleitet von Rascheln. Er warf Uruha einen Blick zu, der sich gerade leise schmatzend zu ihm herumdrehte und ungerührt weiter schlummerte, ohne seinem inneren Kampf auch nur ansatzweise zu bemerken. Dieser Verräter! Selbst wenn der Größere weniger als drei Stunden Schlaf bekam, sah er trotzdem immer wie das blühende Leben aus. Da konnte man echt neidisch werden. Im Stockwerk über ihnen klappte eine Tür. Resigniert wechselte Aoi zum wiederholten Male in dieser Nacht die Position und blieb auf der Seite liegen, wobei er sich erschöpft mit der Hand über die Augen fuhr. Er wollte doch einfach nur schlafen. Aber es steckte ja bereits seit dem Morgen der Wurm drin. Obwohl – wenn er es genau nahm, war das gestern gewesen, wenn ihn sein Handy gerade nicht anlog. Sein Blick wurde erneut von der schlafenden Gestalt neben sich angezogen. Da schien wohl wer einen angenehmen Traum zu haben, wenn Aoi den zufriedenen Gesichtsausdruck und die leicht zu einem Lächeln verzogenen Lippen richtig deutete. Wenigstens einer von ihnen. Einen Augenblick lang spielte Aoi mit dem Gedanken, den anderen zu wecken, um nicht mehr alleine wach zu liegen, verwarf die Überlegung aber sofort wieder. Zum einen wollte er ihn nicht belästigen und zum anderen war es sowieso ein Ding der Unmöglichkeit Uruha überhaupt zu wecken. Wenn Uruha einmal schlief, dann schlief er und sollte er doch kurz wach werden, dauerte es nur Sekunden bis er wieder einschlief. Keine Chance überhaupt etwas zu sagen. Während er seinen schlafenden Freund im schwachen Licht betrachtete, erinnerte er sich an unterschiedliche Situationen zurück, in denen er versucht hatte, Uruha aus seinem Traumland zu reißen. Vor Jahren hatten sie nach einer Hausparty gemeinsam in einem Bett übernachtet. Während der Nacht waren Aoi sowohl Kissen als auch Decke abhandengekommen und der Versuch, sich seine Sachen von Uruha zurückzuholen, war spätestens dann gescheitert, als dieser ihn mit einigen Tritten beinahe aus dem Bett beförderte und dafür sein Diebesgut nur noch fester umklammert hatte. Schlussendlich hatte Aoi die restlichen Stunden unter einer viel zu dünnen Wolldecke verbracht, was im Nachhinein, aufgrund der damaligen winterlichen Temperaturen, zu einer fetten Erkältung geführt hatte. Als Uruha ihn am nächsten Morgen verwundert gefragt hatte, warum er ihn denn nicht geweckt hätte, hatte er ihm nur schweigend seine inzwischen sichtbaren, blauen Flecke präsentiert und sich innerlich geschworen, nie wieder einen tief schlafenden Uruha zu wecken. Die Erinnerung brachte Aoi zum Schmunzeln. Seither hatte er sich zu etwa siebzig Prozent an den Schwur gehalten – kurze Schläfchen zwischendurch zählten zu den Ausnahmen. Bei denen war die Gefahr nicht allzu groß, aus Versehen vermöbelt zu werden. Aoi unterdrückte ein belustigtes Schnauben, als Uruha die Stirn krauszog und sich auf die Lippen biss, ehe sich sein Gesicht wieder entspannte. Mit dem Schmollmund sah er wirklich niedlich aus, als wäre er wesentlich jünger und nicht Mitte Dreißig. Es war spannend, ihm beim Schlafen zuzusehen. Mal schnitt er regelrechte Grimassen, dann lag er wieder still, wirkte dabei, als wäre er einem Gemälde entstiegen. Ein lautloses Seufzen entfloh Aoi. Es war nicht zu leugnen – egal ob mit Make-Up und im Bühnenoutfit oder in Natura und schlafend – Uruha blieb einfach immer schön. Eine Tatsache, die nicht neu war, ihm nur gerade wieder einmal besonders bewusst wurde. Erst als Uruha kurz schnaufte und sich tiefer in sein Kissen kuschelte, wurde Aoi aus seiner Betrachtung gerissen. Verwirrt über sich selbst runzelte er die Stirn. Seit wann starrte er seinen Freund eigentlich so an? Und dass das Shirt leicht nach oben verrutscht war und somit den Blick auf einen Teil von Uruhas flachem Bauch freigab, sollte ihn theoretisch nicht interessieren. Ebenso unangebracht war der Wunsch, dieses Stück Haut berühren zu wollen. Aoi schüttelte schnell den Kopf, um diese Gedanken zu verscheuchen. Hatte Uruha vielleicht recht und er ging wirklich ständig auf Tuchfühlung? Ach, das war doch Quatsch… Er konzentrierte sich erneut stärker auf Uruhas Gesichtszüge: die wohlgeformten Lippen, die jetzt einen Spalt geöffnet waren, die langen Wimpern, die weich auf der Haut lagen. Wirklich wie aus einem Gemälde entsprungen. Die Umgebungsgeräusche, die Aoi bisher wach gehalten hatten, waren mit einem Mal aus seiner Wahrnehmung verschwunden und machten einer wohltuenden Stille in ihm Platz, während er sich in der Beobachtung seines besten Freundes verlor. Er lauschte Uruhas gleichmäßiger Atmung – dem leisen, beruhigenden Ein- und Ausatmen. Sachte senkten sich seine Lider, als er allmählich in den Schlaf hinüberglitt. ~*~ Aois erster Blick am Morgen, nachdem er die Augen aufgeschlagen hatte, fiel auf Uruha, der ziemlich zerzaust um die Haare, neben ihm im Schneidersitz auf dem Futon saß und einen vor sich hindösenden Koron seine ganze Aufmerksamkeit schenkte. Rukis kleiner Chihuahua hatte es sich auf dessen Beinen gemütlich gemacht und genoss in vollen Zügen die Streicheleinheiten, die ihm gerade zuteilwurden, was ein wirklich niedliches Bild ergab. Auch Uruha schien Gefallen an dem Kleinen zu finden, wie sein Lächeln bewies. Ja, das sah nach einer angenehmen Morgenbeschäftigung aus. Schmunzelnd betrachtete Aoi die Beiden vor sich, allerdings nur solange bis sich seine Gedanken auf Abwege begaben und er mit einem Mal glaubte, sanfte Finger in seinem Nacken zu spüren. Um das ungewollte Gefühl zu vertreiben, kniff er kurz die Augen zusammen und fragte in die Stille: „Ruki ist wohl noch nicht wach?“ Sein Freund zuckte zusammen. Okay, es hätte sicher eine dezentere Methode gegeben, um auf sich aufmerksam zu machen. Uruhas verwirrtes Blinzeln wurde schließlich von einem freudigen Lächeln abgelöst, als er sah, dass Aoi wach. „Guten Morgen. Nein, ich glaube nicht. Koron hat sich vorhin durch den Garten hereingemogelt und nimmt mich seither in Beschlag.“ Leise lachend streichelte er dem Hündchen den Rücken, was dieser sichtlich genoss. Aoi schluckte schwer. In seinem Magen zog es leicht, seine Haut kribbelte. Irgendetwas stimmt nicht mit ihm, aber das lag garantiert am Schlafmangel. Bestimmt. Schweigend drehte er sich auf den Rücken, um der Zimmerdecke seine ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken. Alles war gerade besser, als Uruha anzuschauen, während sein Körper ihm einen Streich spielte. Zu seinem Glück musste er sich nicht weiter mit seltsamen Gedanken und Gefühlen herumschlagen, denn diese wurden von einem lautstarken Rumpeln und einem anschließenden Fluchen abgelenkt, welches sich verdächtig nach Reita anhörte. Der Bandälteste schnaubte belustigt. Vermutlich war ihr Bassist über eine von Rukis unzähligen Taschen gestolpert, mit denen dieser das gemeinsame Zimmer zugestellt hatte. Die Außenschiebetür wurde geöffnet und das strahlende Gesicht von Kai lugte vorsichtig herein. „Guten Morgen, ihr Zwei. Ihr seid ja auch schon wach“ Aoi grinste. „Na ja, spätestens jetzt, nach Reitas wundervollen Morgenklängen auf jeden Fall.“ Kai lachte schallend auf. „Mich hat Rukis Prinzchen heute in aller Frühe geweckt“, meinte der Drummer und deutete mit dem Kinn Richtung Koron, der unschuldig zu ihm herüberschielte und mit seinen großen Hundeaugen kein Wässerchen trüben konnte. „Er trampelte auf mir herum, da er wohl der Meinung war, dass nur ich ihn raus in den Garten lassen könnte.“ „Oder er wollte Rücksicht auf sein geliebtes Herrchen nehmen“, erscholl es von der Tür und ein verwuschelter Ruki spähte ins Zimmer. Augenblicklich erhob sich Koron und flitzte zu dem Sänger, der ihn auf den Arm nahm und ihn in Babysprache begrüßend an sich drückte. Aoi beobachtete kopfschüttelnd die eigentümliche Szene, während Uruha nur milde lächelte. „Na so wie der verwöhnt wird, ist es kein Wunder, Ruki, dass er sich nur noch in deiner Handtasche herumgetragen lässt.“ Hosted by Animexx e.V. 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