Eine scharlachrote Offenbarung von Genya ================================================================================ Kapitel 11: Unaufrichtigkeit ---------------------------- Es herrschte absolute Stille, nur das Zwitschern der Vögel drang, von draußen, durch das gekippte Fenster. Die Worte drangen, wie in Zeitlupe, zu dem Agenten hindurch. “Wie kommt Masumi darauf? Es war definitiv keine Frage, sondern eine Aussage. Was heißt, dass sie offenbar davon überzeugt ist, von dem was sie sagt. Ich kann mich, aber an keine Situation erinnern, in welcher Masumi Subarus wahre Identität hätte herausfinden können. Und sie scheint auch keine Wanzen in der Villa, oder an mir selber, versteckt zu haben. Wodurch sie eventuell Gespräche zwischen dem Jungen und mir, oder Telefonate zwischen mir und James, mit meiner richtigen Stimme, hätte belauschen können. Immerhin kontrolliere ich, alles regelmäßig auf Wanzen und andere Abhörgeräte. Und selbst wenn mir was entgangen wäre, hätte Masumi mir doch sicherlich direkt damit konfrontiert.“, ging es Shuichi durch dem Kopf, während er die Aussage, seiner kleinen Schwester, verarbeitete. „Wie kommst du darauf, dass ich Shuichi Akai bin, Masumi? Dein Bruder ist doch tot. Wie soll ich dann bitte er sein? Aber deine Worte klingen nicht wie eine Frage. Also...hast du auch Beweise, für deinen Verdacht?“, fragte er Masumi und seine Stimme klang ruhig und völlig normal. „Deine Aussagen....ein paar Aussagen die du getroffen hast. Als du mich töricht nanntest, als ich meine Tränen nicht zulassen wollte. Oder als du mir gegenüber mehrmals diese Redewendung mit dem 50:50 erwähntest. Shu-Nii hatte mich früher, öfters, töricht genannt und diese Redewendung benutzt meine Mutter öfters mal. Ich habe sie gefragt, wer diese Phrase noch verwendet und Mama hat mir direkt geantwortet, dass neben sie auch mein ältester Bruder sie verwendet und beide haben sie von meinem Vater, welcher diese Aussage selbst quasi erschaffen hatte.“, beantwortete Masumi, die Fragen. Subaru öffnete gerade seinen Mund, um etwas zu sagen, aber da sprach Masumi weiter: „Außerdem...als ich wegen diesem Albtraum wach wurdest, nachdem du mich geweckt hattest, da dachte ich für einen Moment, dass da nicht Subaru, sondern mein Bruder Shu-Nii steht. Ich dachte einfach, dass es nur eine Einbildung war, weil er in meinem Albtraum vorkam. Allerdings hatte ich gestern einen Traum, aber nicht irgendeinen Traum. Nein, ich habe von dem Moment geträumt, als ich von meinem Albtraum wach wurde. Allerdings habe ich das Ganze, aus einer anderen Position aus, beobachtet. So als wäre ich irgendeine Beobachterin. Du hast versucht mich zu wecken, da ich ziemlich unruhig war und dann passierte etwas, was ich zuvor noch nicht erlebt hatte. Du hast deine Augen geöffnet und ich habe die gleichen grünen Augen, wie von Mama und mir gesehen. Diese Augen und dieser Blick, dass war eindeutig Shu-Nii. Ich dachte die ganze Zeit, dass ich mir eingebildet habe, meinen Bruder gesehen zu haben. Aber es war keine Einbildung, ich habe dich nur in deiner Verkleidung, als Subaru Okiya gesehen, aber deine Augen haben meinem Gehirn, quasi eingeredet, dass Shuichi Akai, als er selbst da steht.“ Äußerlich gefasst, tobte in seinem Inneren ein Sturm der Gefühle. Ärger über die eigene Unachtsamkeit. Überraschung über die Aufmerksamkeit seiner kleinen Schwester. Schuld, weil er weiter lügen und sie verunsichern musste. Und nicht zuletzt auch stolz, über das Selbstbewusstsein der Jüngeren, mit der sie ihre Schlussfolgerung erläuterte. „Masumi, wie viele Leute nennen andere Personen, bitteschön töricht? Da bin ich mit Sicherheit, nicht der Einzige. Und die Phrase hat Shukichi, mir gegenüber mal, erwähnt. Dass du mich angeblich mit geöffnetem Auge gesehen hast und dann dachtest, es sei das deines Bruders gewesen, hast du dir sicherlich nur eingebildet. Immerhin war dein Fieber, zu diesem Zeitpunkt, sehr hoch. Zudem warst du, durch den Albtraum, noch ziemlich aufgewühlt“, versuchte er, ihre Schlussfolgerung zu entkräftigen. „Nein! Ich bin mir absolut sicher, dass ich mir das Ganze nicht eingebildet habe. Ich bin mir sicher, dass du es bist, Shu-Nii. Warum kannst du es nicht zugeben? Du siehst doch, wie schlecht es mir geht und wie sehr ich dich vermisse.“ Man hörte, deutlich die Enttäuschung darüber heraus, dass er Masumi noch immer nicht die Wahrheit sagte. “Natürlich sehe ich, wie schlecht es dir geht, Masumi. Aber ich kann mich, dir gegenüber, nicht offenbaren. Es wäre einfach zu gefährlich. Mir gefällt es ja selbst nicht, dich belügen zu müssen und dich so verzweifelt zu sehen, aber ich will dich einfach nur schützen. Es tut mir Leid.“, richtete Shuichi, in Gedanken, diese Worte an seine kleine Schwester. „Du hast, noch immer, Fieber, Masumi.“ Um seine Aussage zu bekräftigen, wollte Subaru seine Hand auf ihre Stirn legen. Allerdings wurde sie von der Jüngeren weggeschlagen. „Hör auf damit! Ich mag zwar Fieber haben, aber ich bin dennoch klar, bei Verstand!“ Sie klang urplötzlich gereizt, weswegen wusste Masumi, selbst, nicht. „Dann...habe ich...keine andere Wahl.“ Sie streckte ihre, leicht zitternde, linke, Hand Richtung Subarus Gesicht aus. Mit dem Ziel, ihm die Maske vom Gesicht zu reißen. Denn Masumi war sich sicher, dass er eine trug. Er brauchte, ein paar Sekunden, um zu realisieren, was seine, kleine Schwester da gerade vorhatte. Doch bevor sie ihm die Maske, vom Gesicht, reißen konnte, umfasste er ihr Handgelenk, mit seiner rechten Hand. „Ich mag es nicht, wenn man mir ins Gesicht fassen will. Außerdem ist so etwas, sehr unhöflich.“, unterband er ihren Versuch. „Und ich hasse es, wenn man mich anlügt!“, konterte Masumi und sie versuchte sich, dem Griff von Subaru, zu entreißen. “Irgendwie muss ich ihn doch aus der Reserve locken, damit er es endlich von sich selbst zugibt. Aber mit was? Vielleicht...tut mir Leid, Mama, ich hab geschworen, mir niemanden darüber zu reden. Selbst mit Nii-san nicht, aber wenn es hilft, Shu-Nii endlich dazu zu bewegen, endlich zu sagen, dass er Subaru ist...“, ging Masumi, diese Möglichkeit, durch den Kopf. „Mama ist geschrumpft. Ich weiß es klingt, unglaubwürdig und eigentlich auch unmöglich, aber es die Wahrheit. Vor ein paar Monaten, ungefähr ein paar Wochen nach dem Telefonat, wo man mir mitteilte, dass du angeblich tot seist, wollte Mama sich mit unserem Vater, in London, treffen. Allerdings war dies eine Falle und sie wurde geschrumpft und kam, in der Größe einer Mittelschülerin, zurück.“ Sie hatte keine Ahnung, ob es klappen würde, aber sie musste es einfach versuchen. „Masumi, das Fieber benebelt, offenbar, deinen Verstand. Sonst würdest du nicht, solche Aussagen tätigen. Man kann doch keinen Menschen schrumpfen.“ Das dies doch möglich war, wusste Shuichi natürlich, aber er konnte es nicht zugeben. Er ließ das Handgelenk, seiner Schwester, los und wollte erneut die Hand auf ihre Stirn legen, doch schlug Masumi sie erneut weg. „Hör auf damit! Ich lasse mich von dir doch nicht als verrückt abstempeln! Ich weiß, dass du es bist , Shu-Nii. Und wenn du es wirklich nicht bist, dann besorge mir, den Beweis, dass mein Bruder wirklich tot ist“, in ihrer Stimme konnte man, deutlich die Verzweiflung, heraushören. „Wenn man dir und deiner Familie nicht, die genauen Umstände, vom Tod deines Bruders erzählt, wird man es mir mit Sicherheit auch nicht erzählen. Und ich habe dich nicht als verrückt abgestempelt. Das würde ich nie tun. Aber es ist einfach unmöglich Leute zu schrumpfen. Außerdem finde ich es ehrlich gesagt nicht gut, dass du deine Mutter damit reinziehst, um etwas zu bekommen, was eh ausweglos ist.“ Denn solange die Organisation nicht zerschlagen war, würde er sich, seiner kleinen Schwester und auch seiner Mutter gegenüber, nicht offenbaren. Shuichi wusste allerdings, jetzt da Masumi sich sicher war, dass er lebte und unter welcher Identität, würde sie nicht locker lassen, um ein Eingeständnis zu bekommen. Selbst wenn man Masumi eine, gefälschte Akte geben würde, in der entweder die wahre Todesursache drin stehen würde, oder eine Andere, würden zwei Möglichkeiten in Betracht kommen. Entweder Masumi würde denken, dass es eine Lüge sei, oder sie würde versuchen, weitere Details in Erfahrung zu bringen. Egal welche Option man in Erwägung zog, die optimale Lösung gab es nicht. „Mach deinen Hals frei!“, befahl Masumi, urplötzlich. „Wie bitte? Warum sollte ich das tun?“ Subaru blickte die Jüngere überrascht an. „Ich weiß, dass du es bist, Shu-Nii. Aber deine Stimme klingt anderes. Worauf sich schließen lässt, dass du etwas benutzt, um deine Stimme dauerhaft zu ändern. Und da dein Hals ständig, bedeckt ist, lässt mich dies zum Entschluss kommen, dass du eine Art Halsband trägst, welches deine Stimme verändert. Also, wenn du nichts zu verbergen hast, dann lege deinen Hals frei.“, forderte Masumi, weiter Subaru dazu auf. Wieder streckte Masumi, ihre Hand nach Subaru aus, aber dieses Mal war es der Student, welcher ihre Hand wegschlug. „Jetzt gehst du, langsam, wirklich zu weit, Masumi. Ich kann verstehen, dass du deinen Bruder vermisst und dir wünscht, dass er noch lebt. Auch habe ich Verständnis dafür, dass du wissen willst, wie dein Bruder gestorben ist. Aber du musst endlich von der wahnwitzigen Idee runterkommen, dass ich dein Bruder, Shuichi Akai bin.“ Langsam war seine Geduld am Ende, dennoch versuchte er weiterhin relativ ruhig zu bleiben. Jedoch gelang ihm dies nicht ganz, ohne es zu bemerken, war seine Stimme laut geworden. So als hätte jemand Fremdes ihn gesteuert. Shuichi hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt, weil er sich, für einen Augenblick, nicht unter Kontrolle hatte. Er blickte in das, geschockte und überraschte, Gesicht von Masumi. „Masumi...es...“ „Geh...“, unterbrach die Schwarzhaarige, ihn und ihre Stimme schwappte über, vor verschiedenen Emotionen, wie Wut und Enttäuschung. Sie drehte sich um und wand dem Älteren, so den Rücken zu. „Masumi...es tut mir Leid. Ich wollte dich nicht so anfahren.“, entschuldigte er sich, bei Masumi. „Ich hab gesagt, du sollst gehen! Lasse mich alleine!“, erwiderte Masumi, nur daraufhin. Er seufzte leise und fand es für angebracht, jetzt zu gehen und ihren Wunsch zu entsprechen. Zwar könnte man sich fragen, warum Masumi jetzt auf einmal, aufgab, aber sie war wohl, schlicht und einfach, am Ende mit ihren Kräften. Kurz blieb er stehen, als er ein leises Schluchzen vernahm. Shuichi verließ dann, ohne sich nochmal umzudrehen das Krankenzimmer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)