Liebe, Lüge, Wahrheit von Saph_ira ================================================================================ Kapitel 33: In der Normandie ---------------------------- Langsam fuhren seine Finger an dem Stoff ihres Hemdes entlang, vertieften den Ausschnitt, schlüpften in das Innere und massierten ihr sanft die Brust, während seine Lippen ihren schlanken Hals liebkosten. „Ich kann es kaum erwarten, wenn die Nacht hereinbricht...“, murmelte er in ihre Haut.   Sie unterdrückte ein erregtes Keuchen, das ihrer Kehle gerade empor stieg und ihren Mund verlassen wollte. Seine trockene, warme Hand und die Sanftheit seiner Lippen auf ihrer weichen Haut trieb in ihr die Wollust und Verlangen nach ihm. Ja, es wäre schön, wenn jetzt Nacht wäre. Aber dem war nicht so. Das helle Tageslicht, der Geruch nach frischem Heu und das leise Schnauben der Pferde im Stall erinnerten sie daran, dass sie gerade von ihrem Ausritt zurück waren. „Ich kann es auch kaum erwarten, mein André, aber lass uns gehen, sonst sieht uns noch jemand...“   Mit bedauerlichem Seufzer ließ André von ihr ab und widmete sich wieder dem Absatteln der Pferde. Zwar bräuchten sie hier in der Normandie keine große Vorsicht walten lassen, denn Rosalie befand sich im Haus und François war auch schon fort, aber sicher war sicher. Sie wollten keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen und später keine unangenehmen Fragen beantworten müssen. Sei es auch nur Rosalie und François. Oscar ordnete ihr Hemd, drückte ihrem André einen Kuss auf den Mund und verließ den Stall. Im Haus nahm sie gleich den Weg in die Küche und musste beim strahlenden Gesichtsausdruck von François schmunzeln. Der Junge erzählte gerade Rosalie euphorisch von dem Ausritt am Meer, von den kreischenden Möwen in der Luft, dem salzigen Wind und die Wassertropfen, die beim Ritt sein Gesicht getroffen hatten. Dann sah er seine Ziehmutter die Küche betreten. „Wo ist Papa?“, fragte er und fasste sich plötzlich an die Schulter. Sein Gesicht verzog sich und ihm kam es so vor, als würde jemand mit den Fingern in seine Schulter fest drücken.   „Er sattelt die Pferde ab und kommt deshalb später nach.“ Oscar runzelte die Stirn. Es schien, als würde François wieder diese Schmerzen haben, die in Wirklichkeit keine waren. „Geht es dir gut?“   „Mir geht es gut, Mama.“ François entfernte seine Hand von der Schulter und stand im nächsten Moment vor Oscar mit einem breiten Lächeln. „Darf ich Papa helfen?“   „Natürlich, geh nur.“ Oscar strich François noch durch das lockige, hellbraune Haar und er sauste dann nach draußen.   Rosalie seufzte, während sie den Tisch mit Tee und Gebäck servierte. „Er ist so ein lieber Junge.“   „Ja, das ist er.“ Oscar setzte sich auf einen der Stühle und ihr Gesichtsausdruck wirkte nachdenklich. „Ich frage mich nur, warum er die Schmerzen erfindet.“   „Hatte er wieder welche?“ Rosalie hatte vorhin das verzogene Gesicht von François auch bemerkt, aber sie meinte eigentlich beim Ausritt. Sie goss den aromatisch duftenden Tee in eine Tasse und stellte sie vor ihrer Schutzpatronin hin.   „Danke.“ Oscar nahm einen Schluck und als sie die Tasse von ihren Lippen absetzte, erzählte sie, was beim Ausritt vorgefallen war. „Als wir auf dem Ritt zurück waren, saß er vor André im Sattel, hatte gelacht und dann plötzlich hatte er sich gekrümmt. Er sagte, es täte ihm an der Seite weh. Aber wenigstens war das nicht so schlimm wie beim letzten Mal. Nach wenigen Sekunden ging es ihm wieder gut und er wollte mit froher Laune weiter reiten.“   „Armer Junge.“ Rosalie entließ erneut einen schweren Seufzer. „Wenn wir nur wüssten, was er hat. Jeden Tag tut ihm etwas weh und dann ist er wieder fröhlich, als wäre nichts passiert.“   „Wenn der Arzt ratlos ist, dann sind wir es erst recht, Rosalie.“ Oscar stand auf. „Ich spiele noch etwas am Klavier auf meinem Zimmer und wenn André mit dem Kleinen wieder da ist, könnt ihr den Tisch zum Abendessen decken.“   „Wird gemacht, Lady Oscar.“ Rosalie räumte das Geschirr wieder weg und bereitete das Abendessen vor.   Oscar spielte Klavier auf ihrem Zimmer, bis André zu ihr kam und sie auf den Scheitel küsste. „Das Essen ist angerichtet.“, meinte er in ihr weiches Haar.   Oscar brach die Musik ab, stand auf und drehte sich zu ihm um. Dabei legte sie ihre Arme um seinen Nacken – er die seine um ihre Hüfte. „Dann sollten wir uns beeilen, sonst wird es kalt und kalt schmeckt es nicht.“   „Da hast du recht.“ André küsste ihre weichen Lippen und ließ sie gleich los. „Noch ein paar Stunden und dann können wir bis morgen unsere Liebe genießen.“   „Ja...“ Oscar leckte sich die Lippen und lächelte schelmisch. „Bei mir oder bei dir?“   André verstand und in seinen Augen trat ein Leuchten der Begierde. „Mal schauen, bei wem unser Kleiner heute übernachten will.“ Das war ja nicht die erste Nacht, die sie hier in der Normandie bereits verbracht hatten.   „Also kommst du zu mir, nachdem er eingeschlafen ist.“, ergänzte Oscar genauer.   André war ein wenig verwundert, aber er lächelte verschmilzt. „Du hast für ihn schon die Entscheidung getroffen?“   „Das weniger. Ich vermute das, weil er gestern bei mir war und er wechselt sich doch gerne jede Nacht ab.“, erklärte Oscar und zog sich auf Zehenspitzen zu ihm.   „Das stimmt allerdings.“ André schenkte ihr einen letzten Kuss voller Hingabe und ging dann mit ihr in die Küche. Hier aßen sie gerne alle zusammen.   Wie Oscar geahnt hatte, wollte François heute bei André übernachten. Während Rosalie das Geschirr abwusch, brachte André den Jungen ins Bett und blieb bis Mitternacht bei ihm. Danach vergewisserte er sich, dass der Kleine schlief, dass Rosalie auch schon auf ihrem Zimmer war und ging zu Oscar. Diese wartete bereits auf ihn sehnsuchtsvoll und nackt in ihrem Bett. „Endlich bist du hier.“ Sie saß auf und hielt ein Stück Laken über ihre Blöße. Nein, sie schämte sich nicht vor ihm, ihr kam es nur etwas frisch vor ohne die Wärme seines Körpers.   André beeilte sich beim Ausziehen. „Entschuldige, Liebste.“ Und kaum dass er zu ihr unter den Laken schlüpfte, begann das Liebesspiel zwischen ihnen. Obwohl sie hier in der Normandie jede Nacht ihren Hunger nach einander stillten und die schönsten Stunden der Leidenschaft verlebten, bekamen sie nicht genug von einander. Nun, sie wollten die Zeit der Liebe ausnutzen und auskosten, ohne ständig befürchten zu müssen, dass sie erwischt werden konnten. Die Eltern von Oscar und die Großmutter von André waren ja nicht hier mit ihnen in der Normandie. Und von Rosalie brauchten sie nichts zu befürchten. Die junge Frau befand sich meistens in der Küche, kümmerte sich um François und den Haushalt und würde niemals ungebeten in Oscars Zimmer kommen. Wenn Oscar sie sprechen wollte, dann kam sie selbst zu ihr und trug ihr ihr Anliegen auf. Also, es könnte nicht besser sein und alle waren glücklich. Sogar François hörte ab dem nächsten Tag auf, sich über erfundene Schmerzen zu beschweren. Auch dafür fanden weder Oscar, noch André und Rosalie eine Erklärung, aber es erfreute sie auf eine gewisse Weise. Denn Hauptsache, es ging ihm gut und er war wieder ihr fröhlicher Sonnenschein.   François war es seinerseits gewohnt, am Morgen aufzuwachen und seine Mutter oder Vater nicht mehr neben sich im Bett vorzufinden. Sie standen sehr früh auf und wollten ihn schlafen lassen, hatten sie ihm erklärt und das verstand er gut. Er stieg aus dem Bett und lief in die Küche, wo Rosalie bereits das Frühstück zubereitete. Wenig später kam Oscar und danach André aus dem Stall. Nach dem Frühstück ritten sie erneut an der Küste entlang aus, dann zeigten sie ihm im Hof des Hauses ihre Fechtkünste und heute war er noch glücklicher als gestern oder vorgestern. Nicht nur, weil er mit ihnen über längere Zeit zusammen war, sondern weil die unerklärlichen Schmerzen nicht mehr kamen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)