Liebe, Lüge, Wahrheit von Saph_ira ================================================================================ Kapitel 29: Vergib mir... ------------------------- Oscar entrann ein schwerer Seufzer, als sie auf leisen Sohlen, mit einer Kerze in der Hand und mitten in der Nacht Andrés Zimmer betrat. Sie hatte zwei Tage verstreichen lassen, bis sie sich dazu überwinden konnte, zu ihm zu kommen. Aus Angst, von ihm abgewiesen zu werden. Ausgerechnet sie, die wie ein Mann erzogen wurde und in eiserner Disziplin geübt war, hatte Angst? Nun, mit ihren weiblichen Gefühlen konnte sie schon immer nicht umgehen. Die Armee anzuführen und Soldaten zu befehligen dagegen umso mehr.   Sie stellte die Kerze auf einer kleinen Kommode ab, setzte sich vorsichtig auf die Kante des Bettes und betrachtete ihren Geliebten, wenn sie ihn überhaupt noch so nennen durfte, im schwachen Kerzenlicht. André lag auf dem Rücken und mit dem Gesicht zu ihr. Wie friedlich und entspannt er aussah... Ein Arm ruhte um seine Mitte, den anderen hatte er unter seinem Kopf geschoben und sein Haar lag wie dunkles Ebenholz auf dem gesamten Kissen ausgebreitet. Der Kragen seines Nachthemdes stand weit auseinander und der tiefe Ausschnitt entblößte seinen Brustkorb.   Zaghaft strich Oscar eine seiner langen Haarsträhnen auf dem Kissen entlang, hielt ihren Atem an und ihr Herz hämmerte dabei schneller. Was hatte sie nur angerichtet? Sie hatte André leiden lassen und dabei fast die Liebe zwischen ihnen zerstört. Das war unentschuldbar und unverzeihlich.   Als hätte André ihre Anwesenheit gespürt und wollte nichts mehr mit ihr zu tun haben, drehte er sich auf die andere Seite um. Das schmerzte und verursachte kleine Stiche in ihrem Brustkorb. Oscar zog hastig ihre Hand zurück und formte sie zu einer losen Faust an ihrer Brust. Nein, André zeigte ihr nicht die kalte Schulter, redete sie sich ein. Er schlief nur und hatte keine Ahnung, dass sie neben ihm saß. Und sie wollte ihn nicht wecken. Aber etwas musste sie tun, wenn sie schon hier war und solange der Mut sie nicht verließ!   Ihre Furcht verdrängend, zog Oscar ihre Hose aus und umrundete das Bett. An ihren nackten Beinen wurde es kühler, je länger sie zögerte und mit sich selbst haderte. Ihr Körper zitterte leicht und ihre Knie wurden weicher, als André seine Augen öffnete.   André glaubte zu träumen – vor seinem Bett stand eine halbnackte Oscar! Er blinzelte, rieb sich die Augen und öffnete sie, aber Oscar stand noch immer da und sie war nur in einem knielangen Hemd gekleidet. Das rüttelte ihn endgültig aus dem Schlaf und er saß überrascht auf. „Oscar, du?“ Mit ihrem Besuch um diese späte Zeit hatte er nie mehr gerechnet und das auch noch mit diesem verführerischen Aussehen. Früher, als sie noch ein Liebespaar waren, ja, aber nicht jetzt, nach ihrem stummen Zerwürfnis. Was wollte sie bei ihm?   „Ja, Geliebter, ich bin es.“, formten ihre Lippen beinahe tonlos. Oscar hatte ihn schon lange nicht mehr so genannt. Das fühlte sich einerseits seltsam an, aber andererseits ließ es ihr Herz höher schlagen. Langsam setzte sie sich zu ihm auf das Bett, aber nicht sehr nahe. Sie wusste nicht, ob er ihre Nähe überhaupt noch ertragen konnte und behielt deshalb eine kleine Distanz zwischen ihnen bei. „Ich muss mit dir reden.“   Mit ihm reden? Ausgerechnet jetzt? Und vor allem vorüber? Darüber, dass sie Graf von Fersen vermisste? Oder wollte sie zu ihm zurückkehren, weil der Graf jetzt nach Amerika abgereist war? André ließ Sekunden verstreichen, die wie eine unerträgliche Ewigkeit vorkam. „Was ist passiert, Oscar? Was bekümmert dich?“, gab er irgendwann nach. Egal wie viel seelisches Leid und Liebesqual sie ihm zufügte, er würde sie nie abweisen können.   „Nichts.“ Das war gelogen. „Ich...“ Oscar schluckte hart, um ihre Stimme zu finden und rang mit sich. Hatte sie André überhaupt noch verdient? Sie sammelte ihren Mut und brachte mit belegter Stimme das heraus, was ihr schon seit Tagen, Wochen und gar Monate zu schaffen machte. „Ich habe einen großen Fehler begangen. Kannst du mir das verzeihen?“   André merkte, dass sie sich schwer tat und hätte sie gerne in die Arme genommen, aber so einfach war das nicht. „Was verzeihen?“   Das wusste er nicht? Aber sie hatte ihm doch immer den betrübten Gesichtsausdruck angesehen, als sie ihn gemieden und abgewiesen hatte! Also musste er es geahnt haben, wegen wem sie ihn nicht sehen konnte! Oder wollte er nur deutliche Worte von ihr hören? Wenn dem so war, dann sollte er es erfahren. Immerhin schuldete sie ihm eine Erklärung. Erneut sammelte Oscar die richtige Worte zusammen und obwohl es ihr schwer fiel, brachte sie trotzdem leise von sich aus: „Dass ich dich abgewiesen habe und dass ich glaubte, etwas für Graf von Fersen zu empfinden.“   Ihre Entschuldigung und Reue waren aufrichtig, das sah André ihr an, aber ihr so leicht zu vergeben, konnte er dennoch nicht. Sie hatte ihn zu lange leiden lassen, ihn gemieden und seine Gefühle zu tief verletzt. „Ist das denn nicht mehr so? Willst du damit sagen, dass du nichts mehr für ihn empfindest?“   Warum quälte er sie? Seine harten Worte verletzten sie und klangen so, als wäre seine Liebe zu ihr gestorben. Oscar wollte nicht daran glauben, dass alles aus und vorbei zwischen ihnen war. Aber andererseits hatte sie auch nichts anderes verdient. „Nein.“, murmelte sie mit belegter Stimme. Ihre Wimpern wurden feucht, ihre Augen glasig und der Wunsch, wegzurennen und alles mit sich selber auszumachen, stieg in ihr hoch. Aber das hieße auch, dass die ganze Mühe umsonst sein würde und das wollte sie vermeiden. Krampfhaft verdrängte sie diesen törichten Wunsch, fasste sich am Kragen ihres Hemdes und versuchte André ins Gesicht zu sehen, ohne ihren Blick von ihm abzuwenden. „Ich versichere dir, dass ich nichts für Graf von Fersen empfinde. Ich hatte großes Mitgefühl mit ihm wegen seiner verbotenen Liebe zu Marie Antoinette. Das ist mir in der Nacht klar geworden, als ich mit der Königin getanzt hatte. André, du bist der einzige Mann in meinem Leben, nur du… Ich liebe dich, nur dich… bitte glaube mir...“   So war das also. Ihre Gefühle hatten ihr einen Streich gespielt, sie zwischen zwei Männern gestellt und ihr weiches Frauenherz gezwungen, für alle beide gleichzeitig etwas zu empfinden, vermutete André. Deshalb hatte sie ihn gemieden und nicht nur ihn, sondern auch sich selbst leiden lassen. Arme Oscar. So niedergeschlagen, aufgelöst und verzweifelt hatte André sie nie gesehen. Nicht einmal damals, nachdem François zur Welt kam und sie ihn als Findelkind ausgeben mussten. Seither waren fast fünf Jahre vergangen und sie hatten sich mit dieser Lüge abgefunden. Denn Hauptsache war, dass ihr Sohn bei ihnen war. Nun saß Oscar direkt vor ihm und bat ihn um Verzeihung für ihr Fehlverhalten. Konnte er ihr vergeben? Sie hatte sich doch entschuldigt, versichert und geschworen, dass sie nur ihn liebte.   André hielt es nicht mehr länger aus, streckte nach ihr seinen Arm aus und berührte ihre Wange. Oscar erschauerte von der Wärme, die seine Handfläche spendete und umfasste seine Finger. André rückte zu ihr und zog ihren Körper unerwartet an sich. „Ich glaube dir.“, flüsterte er in sanftem Ton in ihr weiches Haar. „Ich verzeihe dir, weil ich dich noch immer unheimlich liebe und daran wird sich niemals etwas ändern. Du bist die einzige Frau in meinem Leben und wirst es immer sein. Meine Liebe zu dir wird niemals vergehen. Zu dir und zu unserem Sohn.“   Oscars Körper erzitterte, als sie in sein Hemd schluchzte und sich noch mehr an seine Brust drückte. Er hatte ihr verziehen! Wie schön und erleichternd sich das anfühlte! „Ich danke dir, mein André…“ Sie hob den Kopf und sah in sein Gesicht. Im spärlichen Licht der einen Kerze im Raum schienen seine grünen Augen fast schwarz. Dennoch las sie wieder die Liebe und Zuneigung in ihnen, die sie schon seit langem nicht mehr gesehen hatte. „Du und unser Sohn seid die wichtigsten Menschen in meinem Leben. Ihr seid mein Leben.“   „Das kann ich nur zurückgeben, meine Liebste. Du bist unser Leben und ich liebe euch beide mit jedem Tag mehr.“ André neigte sein Gesicht zu ihrem und küsste ihre weichen Lippen. Oscar erwiderte seinen Kuss gierig, als wäre sie ausgehungert und das stimmte vielleicht auch. Ihre kleine, flinke Zunge umspielte wild die seine und berauschte ihn und sich selbst die Sinne. Sehnsucht und Verlangen nach ihm ließen auch nicht lange auf sich warten und entzündeten das Feuer der Leidenschaft in ihrem Körper. Oscar unterbrach ungewollt den Kuss und schob ihren Geliebten etwas von sich. „Ich möchte diese Nacht mit dir verbringen, Liebster. Lass mich alles wieder gut machen, lass unsere Liebe sprechen und uns nie mehr trennen.“   „Nun, da habe ich keine Einwände.“ André lächelte schelmisch und zog schnell sein Nachthemd aus. Oscar betrachtete außer Atem seinen nackten Oberkörper und seine straffen Muskeln nur kurz. Stürmisch stieg sie auf seinen Schoß, schlang ihre Arme um seinen Nacken und presste ihm ihre Lippen auf den Mund. Ihr Gesäß bewegte sich auch schon auf und ab und erregte ihn noch mehr. Sie wollte ihn sofort in sich spüren, das verstand André. Er wollte sie auch sehr, aber hielt dennoch ihr Becken noch ein wenig von seiner harten Männlichkeit zurück. Seine Hände strichen an ihren Schenkeln, schoben ihr die Enden des Hemdes mehr nach oben und seine Lippen trennten sich von den ihren. Hastig zog er ihr das störende Kleidungsstück über den Kopf und hob etwas ihr Becken an.   Oscar unterdrückte ein befriedigendes Stöhnen, als sie ihn in sich aufnahm und ihren wilden Ritt auf ihm fortsetzte. Ihn wieder in sich zu spüren war ein unbeschreiblich herrliches Gefühl! Wie konnte sie es nur ohne ihn, seiner Liebe und Leidenschaft so lange aushalten?   Die gleiche Frage stellte sich auch André. Wie konnte er ohne sie so lange aushalten?! Ihre schnellen Bewegungen, ihr agiler Körper, ihre kleinen, aber schön geformten Brüste und ihr unterdrücktes Keuchen nach Lust und Wonne brachten ihn beinahe um den Verstand. Er hielt sie fest am Rücken, spielte mit seinen Fingern an ihren rosigen Brustwarzen, verteilte Küsse an ihrem schlanken Hals und mühte sich um die Zurückhaltung. Nur noch etwas Geduld - seine heißbegehrte Oscar würde gleich den Höhepunkt des Gipfels erreichen und ihm den Abschluss überlassen, wenn er dann über ihr war, redete André sich ein und dann passierte es. Oscar hielt inne, ihre Finger krallten sich in das Fleisch seiner Arme und ihre Anspannung trieb sein bestes Stück selbst zum Gipfel der Lust. André handelte unverzüglich. Schnell, aber sanft, legte er seine Geliebte rücklings in die Matratze und vollendete den Liebesakt in wenigen Stößen.       - - -       Am nächsten Morgen wachte Oscar in den Armen ihres geliebten André auf und fühlte sich so glücklich, wie schon seit Langem nicht mehr. André lag auf der Seite neben ihr und schlief noch. Im Zimmer wurde es langsam heller und sie erkannte seine Gesichtszüge. Ein kaum merkliches Lächeln umspielte seine Lippen und erinnerte sie an die leidenschaftlichen Küsse in der Nacht. Ihre stürmische Vereinigung nach der Versöhnung war nur der Anfang. Nach dem ersten Liebesakt folgte der zweite, aber viel sanfter, langsamer und ausgiebiger. Oscar glaubte noch immer seine feinfühligen Finger und liebevolle Küsse an ihrem ganzen Körper zu spüren. Sie hob ihre Hand, streichelte seine Wange und gab ihm einen Kuss, wonach er auch aufwachte. „Guten Morgen, Geliebter. Hast du gut geschlafen?“, fragte sie lächelnd und spürte erneutes Verlangen in ihr aufsteigen.   André erwiderte ihr das Lächeln und verlor sich in ihren himmelblauen Augen. Es war alles doch kein Traum! Die Versöhnung zwischen ihnen und die leidenschaftliche Liebe danach waren wirklich geschehen! Welch eine Freude, sie wieder in seinen Armen zu halten und er wollte sie nie wieder loslassen. Sie gehörte wieder ihm, sie liebte ihn und würde ihn nie mehr verlassen. „Ich habe bestens geschlafen, meine Liebste.“ André schob sie sanft auf den Rücken und war sogleich über ihr. „Wenn du nur wüsstest, wie sehr ich dich liebe.“   „Ich liebe dich sowieso mehr.“ Oscar ließ ihn zwischen ihren Schenkeln und zog sein Gesicht zu ihr nach unten, bevor er ihre Lippen mit einem innigen Kuss versiegelte. Auf einem Arm stützte er sich ab und mit der freien Hand erforschte er ihren lustvollen Körper. Eigentlich sollte Oscar jetzt gehen, bevor die ersten Bediensteten aufwachten, aber das konnte sie nicht und André wollte sie auch nicht gehen lassen. Noch nicht. Viel zu lange hatten sie auf einander verzichtet, um gleich nach ihrer Nacht der Versöhnung aufhören zu können. Dennoch trieb ihr Gewissen beide zur Eile. Immerhin wollten sie nicht erwischt werden.   Von ihrer Brust ließ André seine Finger an ihren Rippen und flachen Bauch tiefer gleiten. Ihre sensible, begehrliche und behaarte Stelle war sehr feucht. Ob von gestern oder seit dem Erwachen wusste André nicht zu sagen. Aber wieso interessierte ihn das überhaupt? Er musste sich beeilen, damit Oscar noch rechtzeitig sein Zimmer verlassen konnte.   Oscar bewegte sich unter ihm und schob ihr Becken ihm entgegen. André verlagerte sein Gewicht auf beide Arme und drang einfühlsam in sie ein, aber beschleunigte sogleich seine Stöße.   Nach diesem kurzen, aber berauschenden Liebesakt, schlüpfte Oscar hastig in ihre Kleider und eilte auf ihr Zimmer, um sich dort bis zum Frühstuck umzuziehen und die Morgenwäsche zu machen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)