The Curse ~ Your Truth von BexChan (~A Jojo's Bizarre Adventure Story~) ================================================================================ Kapitel 11: ~Brush 11~ ---------------------- "ROHAN!" Hätte Nika doch besser mal auf ihren Begleiter gehört. Es wäre so leicht gewesen aber sie musste wieder ihren Kopf durchsetzen und nun schwebte das Leben ihres Begleiters in Gefahr. Nachdem sie ihren Rastplatz am See am Folgetag verlassen und ihren Weg zum Aokigahara Wald fortgesetzt hatten, waren sie auf dem Weg dorthin an einer Schlucht vorbeigekommen, die einfach viel zu breit war, um sie zu überqueren. Rohan schlug vor einen anderen Weg zu wählen aber die Schlucht wäre noch viele Meter weiter gegangen und so langsam musste Nika zugeben, dass der Fluch an ihren Kräften zerrte. Sie hatte schließlich gemerkt, wie die Müdigkeit sie immer schneller einholte und war kurz davor gewesen, mit letzter Kraft einen riskanten Sprung zu wagen, hätte Rohan sie nicht in letzter Sekunde aufgehalten. Da sie ihre Meinung allerdings nicht ändern wollte, beschlossen sie zum Überqueren eine alte, marode Brücke zu nutzen, die wenige Meter weiter über die Schlucht über die Schlucht gespannt war und ihnen somit das Überqueren etwas erleichtern sollte. Als Nika in die Tiefe sah, wäre ihr beinahe schwindelig geworden, denn die genannte Schlucht an dieser Stelle war um einiges tiefer als an der Stelle, wo sie zuvor versucht hatte diese zu überqueren. Doch leider schien genannte Brücke nicht mehr in der besten Verfassung zu sein und so musste Nika auf der Hälfte des Weges mit Schrecken zusehen, wie Rohan nach Zerbrechen einer der Holzbretter in die Tiefe stürzte und sich gerade noch so an einer weiteren, kurz vorm Zerbrechen stehenden Platte festhielt. Nika dachte nicht nach. Er war in Gefahr und sie musste ihm helfen. Dabei rannte sie regelrecht über den wackeligen Weg und wäre beinahe selbst gestürzt bevor sie sich vor Rohan auf die Brücke warf und ihn mit einer Hand festhielt, damit er nicht fiel. "NICHT LOSLASSEN! BITTE LASS NICHT LOS! GOTT, BITTE! LASS IHN NICHT FALLEN! BITTE LASS IHN NICHT FALLEN!" Mit aller Macht versuchte Nika Rohan wieder nach oben zu ziehen, doch vergebens. Sie hörte, wie die Holzplatten knackten und an diversen Stellen brachen, lange würden sie ihr beider Gewicht nicht mehr halten können. "Rohan, bitte halt durch! Ich ziehe dich hoch!" "Sei nicht dumm, Nika! Die Brücke wird uns nicht beide halten!" "Nein, ich werde dich nicht loslassen!" Doch bevor sie es überhaupt schaffte, Rohan bloß ein Stück hochzuziehen, rissen die Seile zu ihrer Rechten, die die Brücke am einen und am anderen Ende der Schlucht auf Spannung hielten und Nika registrierte mit Schrecken, wie sie mit der Brücke zur Seite kippte. Es war ein Wunder, dass sie Rohan im Fall selbst immer noch festhielt und sich nun mit einer Hand an einem losen Seil festhielt. Mit aller Kraft krallte sie sich feste, sie wusste, dass das Seil sie nicht beide halten würde aber sie musste es versuchen. "Rohan, ich lasse dich nicht los. Bitte...halt durch, ich bring uns hier raus!" Sie konnte in seinem Gesicht sehen, dass es gelogen war. Sie würden nicht beide lebend hier rauskommen, doch Nika dachte gar nicht daran loszulassen. Sie schloss einen Moment lang die Augen und biss die Zähne zusammen. ~"Bitte...du hast mir versprochen, dass du mir deine Kraft leihst! Ich könnte deine Hilfe gebrauchen! Den Fall werden wir nicht überleben! Ich habe dir versprochen, dich zu deiner letzten Ruhestätte zu bringen, jetzt lass mich nicht hängen!"~ Es war nur ein Wimpernschlag als das Seil riss und sie beide zusammen in die Tiefe stürzten. Nika ließ Rohan's Hand nicht los, sie fielen und fielen...und im nächsten Moment schwangen sie sich gemeinsam durch die Luft. Rohan traute seinen Augen nicht und er war wie gebannt. Es war kein Seil, was aus Nika's Hand ragte. Es war Tinte! Die Tinte des Künstlers! Sie hatte sich zu einer Masse durch Nika's Haut verbunden und sich in jenem Moment durch ihre Hand an die Oberfläche gebahnt. Nun spannte sie sich wie ein Seil zur anderen Seite der Schlucht und sowohl Rohan als auch Nika wurden wie an einer Liane rumgeschleudert, bis sie wieder sicheren Boden unter den Füßen spürten. Die Tinte löste sich in Nika's Hand so schnell wieder auf, so wie sie erschienen ist. Einen Moment lang begutachtete sie ihre Handfläche und staunte. "Nika...das war die Tinte, nicht wahr?" "Er hat uns das Leben gerettet, Rohan." "Ohne diese Fähigkeit wären wir wohl nicht mehr am Leben. Aber...trotzdem, das nächste Mal hörst du bitte auf mich!" "Es war der schnellste Weg!" "Der Weg in den Tod wohl eher? Denkst du eigentlich auch mal nach bevor du dir etwas vornimmst? Oder entscheidest du immer so aus dem Bauch heraus?" "Hey, es tut mir leid aber ich kann auch langsam nicht mehr! Seine Kraft zerrt an mir und seit letzter Nacht schmerzt es mich vereinzelt unterhalb der Brust! Ich bin erschöpft, Rohan. Bitte lass uns einfach weitergehen. Es war keine böse Absicht." "Aber eine, die uns fast das Leben gekostet hätte!" "Können wir jetzt bitte weitergehen?" "...ja." Sie sprachen kein Wort miteinander als sie das nächste Waldstück betraten. Die Stimmung war mächtig gesunken und Nika war schon bewusst, dass sie beinahe einen gewaltigen Fehler gemacht hätte. Es brachte nichts Trübsaal zu blasen, deswegen versuchte sie diese neue Technik zu verinnerlichen. Während Rohan mit ein wenig Abstand vor ihr herging, schaute sie auf ihre Hände. Dann streckte sie diese einem Ast entgegen und kurze Zeit späte schoss eine gewaltige Fontäne aus schwarzer Tinte aus ihrer Hand und schaffte eine Verbindung zwischen ihr und dem Ast. Dann nahm Nika Anlauf...und schwang sich in die Luft. Als sie über Rohan's Kopf hinwegjagte, zuckte dieser überrascht zusammen. "WOHOOOOOO!" Er beobachtete, wie Nika sich von einem Ast zum anderen hangelte und sie immer wieder Verbindungen wie Seile mit der Tinte schaffte, um sich weiter fort zu bewegen. Als Rohan sie dabei so beobachtete, musste er lächeln, denn für einen Moment schien sie so befreit von allem Schmerz als sie so durch die Luft flog, lachte und schrie. *~* "Ist er das?" "Ja, das ist er. Wir haben ihn erreicht, den Aokigahara...der Wald der Selbstmörder." Ein kalter Schauer rannte Nika über den Rücken als sie die dicht beieinanderstehenden Bäume passierten. In jenem Moment war es eisig um sie herum, Nika wurde das Gefühl nicht los, als ob der Wald atmen würde und eine dichte Nebeldecke hatte sich vor den beiden ausgebreitet. "Nika, bleib in meiner Nähe! Hier ist es nicht sicher, das spüre ich." "Rohan, bist du wirklich davon überzeugt, dass es hier spukt? Ich meine...Geister gibt es doch nicht wirklich. Oder doch?" "Viele Menschen kamen her um Selbstmord zu begehen, Nika. Den Gerüchten nach wurden sie von ruhelosen Geistern in den Wahnsinn getrieben. Es würde mich nicht wundern, wenn sie uns folgen." "Sag sowas nicht! Die ganze Situation ist schon unheimlich genug und wir sollten..." Doch Nika kam nicht dazu weiter zu sprechen. Im nächsten Moment spürte sie, wie sich etwas kaltes, totes auf ihre Wangen legte und sie festhielt. Ihre Augen waren weit aufgerissen, sie hörte nur noch ihren eigenen Atem, der schwerer ging. Der Boden knackte, Wurzeln wurden beiseite gedrückt und Nika spürte, wie etwas sie an den Beinen berührte. "R-Rohan!" Ihre Stimme war zu einem verängstigten Wimmern geworden, ihre Lippen zitterten als sie die kalte Hand des Todes im Gesicht spürte oder eher das, was anfing an ihr zu zerren. Da waren Hände aber sie hatten keinen Körper und vermischten sich mit den dichten Nebelschwaden. Ihre Augen glitten panisch von links nach rechts, doch sie konnte Rohan nicht ausmachen. Etwas kratzte sie im Gesicht. Etwas, was sich wie Nägel anfühte. Atem so kalt wie Eis glitt ihr über den Nacken und im nächsten Moment fühlte es sich so an, als ob etwas über ihren Nacken lecken würde. Nika war starr vor Angst, sie konnte sich nicht bewegen und ihr Körper zitterte wie Espenlaub. In dem Moment, wo sie fühlte, wie allem Anschein nach Finger in ihren Mund eindringen wollten begann sie zu schreien. "ROHAN!" Und dann fühlte sie, wie jemand ihre Hand packte uns sie regelrecht von den Füßen riss bevor sie sich selbst endlich wieder in Bewegung setzte und mit ihrem Begleiter, der sie in der Nebelwand gefunden hatte, durch den Wald hetzte. "KOMM SCHON, WIR MÜSSEN HIER WEG, NIKA! BEWEGUNG, BEWEGUNG!" Wurzeln waren ihnen im Weg, doch sie rannten weiter. Beinahe wäre Nika erneut hängen geblieben aber sie sprang geschickt über sie hinweg. Während sie rannten ließ Rohan nicht von ihr ab und krallte sich so sehr in ihrer Hand feste, dass es schmerzte. Kurz warf Nika einen Blick in ihren Rücken und ihre Augen weiteten sich als sie die Leichen diverser Menschen ausmachen konnte, die an Seilen von den Bäumen hängten. Sie vernahm das morsche Knirschen der Seile, sah die leeren Augen der Toten, wie ihre Körper in der Luft langsam aber stetig baumelten. Atemlos blieb sie Rohan auf den Fersen, ihre Lunge schmerzte von der kalten Luft, jeder Atemzug fühlte sich wie ein Messerstich an aber sie mussten durchhalten. Hinter ihnen im Nebel brach der Boden auf und immer wieder versuchte etwas nach ihren Beinen zu greifen. Rohan bemerkte die Angst in Nika's Augen, blanke Panik hatte sich in ihnen breit gemacht und er wünschte sich, dass er etwas hätte tun können. Die Schreie der Toten, das laute Seufzen und Wehklagen hallte hinter ihren Köpfen aber sie liefen blind weiter und ließen sich nicht aufhalten. Irgendwann hielten sie auf einer Lichtung und Rohan spürte die Anwesenheit der Geister um sich. Ein weiterer See erstreckte sich vor ihnen, daneben eine Lichtung, die sich aus dem Nebel hervorhob. "Nika, wir müssen dorthin! Komm schon!" Es waren nur wenige Meter, nur ein paar Meter und doch...machte ihr der plötzliche Schmerz in ihrer Brust einen Strich durch die Rechnung. Sie krampfte sich zusammen und warf sich mit schmerzverzerrtem Gesicht zu Boden, wo ihr Blick in die Ferne glitt. "NIKA, WAS IST MIT DIR? OH GOTT, WAS HAST DU?" "HILF MIR! HILF MIR BITTE! ES TUT SO WEH!" Unwissend und besorgt kniete sich Rohan neben sie und hielt sie feste. Er sah, wie die Geister der Toten näher kamen. Warum waren sie so darauf aus, die beiden in die Hände zu bekommen? Rohan konnte sich keinen Reim darauf machen, doch diese Gedanken wurden gerade viel zu sehr von der Sorge um Nika übertüncht und er wusste nicht, was er tun sollte. Er konnte nur zusehen, wie sie sich unter Schmerzen die Zähne zusammenbiss. "Nika! Um Himmels Willen, bitte..." Ihre Augen färbten sich erneut schwarz. Nizaemon Yamamura hatte wieder die Kontrolle über ihren Körper übernommen und schwarze dicke Tropfen liefen Nika über das Gesicht sowie aus dem Mund. Sie keuchte und hustete und hielt sich die Brust. Rohan wusste, dass es nicht taktvoll war aber er ignorierte für einen Moment jegliche Scham und riss Nika das Top hoch. "Oh...mein Gott..." Und dann sah er es. Die Verschnörkelung unter ihrer linken Brust. Sie war die ganze Zeit normal gewesen. Jetzt pulsierte sie und zog winzigkleine Adern durch Nika's Haut unterhalb der Brust. "Was...was passiert mit mir? Bitte, ich...ich will nicht sterben! Du hast...versprochen mich am leben zu lassen...wenn ich dir helfe! Bitte!" Es war zu spät, Rohan sah, wie die Schatten näher kamen. Es machte keinen Sinn Heaven's Door einzusetzen, sie hatten es hier durchaus mit Geistern der Toten zu tun, die in diesem Wald ihr Leben gelassen hatten und nun waren sie hinter Nika her. Die Kraft, die in ihr schlummerte, die Kraft eines Toten ruhte in ihr und nun störte sie den Frieden der Wesen, die hier ihr Ende fanden. Sie streckten ihre Arme nach Nika aus, Rohan beugte sich schützend über sie... "HEAVEN'S DOOR!" Doch Rohan wollte es nicht so enden lassen. Er öffnete der fast bewusstlosen Nika mithilfe seines Stand die Seiten ihrer Persönlichkeit und es war ihm egal, ob sie momentan tief schwarz waren. Er griff seinen Füller...und schrieb die Wörter hinein. "Nika wird nicht für den Angriff der Toten anfällig sein. Sie werden ihr nichts tun und Nizaemon Yamamura wird sie mit seiner Kraft schützen und Nika nicht sterben lassen!" Die Seiten fielen zusammen, verschwanden und Nika keuchte sowie ächzte einige schwarze Tintentropfen hervor. Sie klang als wäre sie kurz vor dem Ertrinken, als ob sie an der Tinte ersticken würde...und dann bildete sich eine hiesige schwarze Kuppel um die beiden, die sie vor den Geistern schützten. Rohan sah, wie die Schwärze ihre Feinde in die Flucht schlug, die schwarze Masse, die Nika's Körper verlassen hatte, peitschte um sich und hielt die Toten von ihren Begleitern fern. Wenn sie auf eine verlorene Seele stieß, wurde diese für einen Moment lang sichtbar und Rohan konnte es sehen. Ihre Gesichter, ihre von Maden zerfressenden Fratzen sowie ihre von verkrustetem Blut abgerissenen Fingernägel. Die Schwärze schlug ihre Feinde in die Schlucht und als Ruhe einkehrte und Nika wieder anfing normal zu atmen, lichtete sich der Nebel und die Sonne warf wenige aber dafür warme Strahlen durch die Nebelwand. "Nika...Nika, alles okay?" "Ich...mir geht es gut. Was war das gerade?" "Ich vermute, die Geister haben gespürt, dass etwas mit dir nicht stimmte. Sie haben die Macht und den Hass Nizaemon Yamamura's gespürt und wollten dir dafür das Leben nehmen. Kannst du aufstehen?" "Ich denke schon. Gott, ich fühle mich als ob es mir nie schlecht gegangen wäre aber der Schmerz eben...er kam unterhalb meiner Brust her. Verzeih, dass ich eben nicht weitergegangen bin. Ich war wie gelähmt als ich die Anwesenheit der Geister gespürt habe. Irgendwie war es...furchteinflößend und doch überwältigend. Hättest du mich nicht weggezogen...wer weiß, was sie getan hätten." Rohan war in gewisser Weise froh, dass sie nicht hinterfragte, warum die Toten sie letzten Endes doch nicht mehr angegriffen hatten. Tatsächlich war es ihm sehr unangenehm Heaven's Door an ihr einzusetzen aber er war erleichtert, dass er trotz der schwarzen Seiten die Macht besaß sie trotzdem zu beeinflussen und den Ausgang der Geschichte für Nika positiv beeinflussen konnte. Andernfalls wäre sie jetzt sicher tot gewesen, hätten die Geister sie in ihre Finger bekommen. "Denk jetzt bitte nicht mehr dran, ich bin einfach nur froh, dass wir es lebend von den Toten wegeschafft haben! Nika, ich will keine alten Narben aufreißen aber war das nicht die Stelle, wo die OP-Narbe zurückgeblieben ist?" "Ja. Wieso?" "Die Verschnörkelung...sie war umgeben von kleinen Adern. Als ob...als ob Nizaemon Yamamura sich von dir und deiner Kraft ernähren würde. Er hat uns gerettet aber...ich hoffe, dass ich mit meiner Vermutung falsch liege aber nicht...dass er dich von innen heraus auffrisst." Verwundert schaute Nika auf ihre Hände, die Tinte hatte sich nach ihrem Kampf gegen die Toten durch Nika's Fingerkuppen zurück in ihren Körper gebahnt und ruhte nun. Trotzdem wurde Nika das Gefühl nicht los eine starke Kraft in sich zu spüren, die immer stärker wurde und sie dafür schwächer werden ließ. "Wir müssen so schnell wie möglich diese Baum finden, Nika." "Ich denke, wir müssen ihn nicht mehr suchen." "Was..." Langsam kniete Nika sich hin und fühlte die Erde. Sie spürte, wie sanfte Vibrationen durch ihre Handfläche gingen und Tinte diese bedeckte. "Er war hier aber nun ist er fort. Als ob ihn...jemand mitsamt Wurzeln ausgegraben und mitgenommen hätte. Wir sind zu spät. Der Baum...er ist nicht mehr da. Genauso wie das Gemälde. Unsere Reise...war umsonst." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)