The Curse ~ Your Truth von BexChan (~A Jojo's Bizarre Adventure Story~) ================================================================================ Kapitel 10: ~Ink 10~ -------------------- Nachdem sie das Diner verlassen hatten waren sie lange Zeit durch endlosen Wald gelaufen. Der Weg zu diesem heiligen Baum und zu dem genannten Selbstmordwald, den Rohan gemeint hatte, führte selbst schon durch ein dichtes Meer von Bäumen, vorbei an wunderschönen Seen. In der Ferne konnte man den Fuji sehen, der bei aufgehender Sonne Nika's Meinung nach einfach nur prachtvoll aussah. Sie kamen auf einer kleinen Lichtung im Wald an, wo ein weiterer See zu sehen war und da sie nun gefühlt viele Stunden unterwegs gewesen waren, schadete es nicht eine kurze Rast einzulegen. "Wie lange meinst du, werden wir noch unterwegs sein? Wir haben zwischenzeitlich eine ordentliche Strecke zurückgelegt." "Das wird wohl noch eine Weile so weitergehen denke ich. Der Aokigahara ist direkt in der Nähe des Fuji's, allerdings leider auf der anderen Seite des Berges, wo wir hin müssen. Wenn das so weitergeht werden wir sicher noch zwei bis drei Tage zu Fuß unterwegs sein." "Ach, das macht mir nichts!" "Stört es dich nicht?" "Ganz und gar nicht oder habe ich mich bisher beschwert, Rohan?" Zielsicher kletterte Nika auf einen Felsvorsprung, wo sie eine Weile drauf stehen blieb und die Aussicht auf den Berg in der Ferne bewunderte. "Diese wilde, ungebändigte Natur...seit langem habe ich mal wieder das Gefühl frei atmen zu können. In der Stadt...ist alles so laut und vollgestopft mit Menschen. Dagegen ist dieses Paradies hier ein Traum." "Magst du New York nicht?" "Auf eine gewisse Weise schon, du hast dort sehr viele Möglichkeiten dich zu entwickeln aber...es wird nie mein richtiges Zuhause sein. Meine Mutter war zwar Amerikanerin aber im Herzen bin ich durch und durch Jamaikanerin wie mein Vater. Wenn ich das College abgeschlossen habe, möchte ich mich irgendwo auf Jamaika mit einer eigenen, kleinen Tanzschule selbstständig machen." "Es ist schön, dass du durchaus Ziele hast." "Es ist aber auch mein Weg, den ich bestreiten will um irgendwann aus meiner Komfortzone zu kommen und mich von Billy und Jared abzunabeln. Ich kann nicht ewig bei ihnen sein, ich muss mein Leben selbst in die Hand nehmen." "Eins muss man dir lassen, du bist sehr zielstrebig." "Es ist gut Ziele zu haben. So lebt man weiter und bleibt nicht stehen. Ich gebe mich halt nicht auf wie viele andere Menschen." Ein Lächeln glitt über Rohan's Lippen. Er gesellte sich neben Nika und zückte seinen Bleistift. "Der Fuji sieht in der Sonne ganz besonders schön aus, findest du nicht?" Darauf nahm auch Nika Platz und schaute Rohan zu, wie er die Linien zu einem Bild zusammenführte. "Ja, da hast du recht. Er sieht wirklich wunderschön aus." Abgelenkt schaute Rohan vom Papier auf und blickte Nika einen Moment lang ziemlich lange in die Augen. Vielleicht ein bisschen zu lange, denn sie wich seinem Blick nach kurzer Zeit aus und richtete ihn wieder auf den Berg. "Deine Zeichnungen...sind wunderschön." "Du bist wunderschön." "Was?" "Was? Ich habe nichts gesagt!" Doch Rohan konnte die geröteten Wangen der Rothaarigen kaum ignorieren und wie sich eine peinliche Stille zwischen sie gesellte. "Darf ich dich etwas fragen, Rohan?" "Natürlich." "Hast du für deine Manga auch schon mal einen Akt gezeichnet?" "Eh...nun..." "Hast du schon mal eine Frau nackt gezeichnet?" "W-wieso fragst du mich das?" "Beantworte doch einfach mal die Frage! Du bist Mangazeichner und sonst so schlagfertig! Lass dich von mir doch nicht so aus der Fassung bringen!" Sie merkte, wie er einmal tief ein- und wieder ausatmete und Nika ernst anblickte. "Ich habe schon Frauen nackt gezeichnet. Es ist relevant für die Ausbildung eines angehenden Mangaka. Als ich mit 17 bei einem Verlag meine ersten Entwürfe präsentieren wollte, hat der Verleger sich darüber beschwert, dass ich zu wenig Frauen und Titten zeichnen würde." "Du hast sehr früh damit angefangen, oder?" "Zeichnen war schon immer mein Leben." "Würdest...du mich nackt zeichnen wollen?" "Wieso fragst du das? Möchtest du, dass ich dich..." "Es ist eine einfache Frage, Rohan. Für deine Hilfe schulde ich dir schließlich noch etwas. Du kannst es dir aussuchen, wie du mich haben willst." Sie bemerkte es nicht aber Rohan verstand den Satz eindeutig zweideutig und musste hart schlucken. "Du scheinst sehr wenig Hemmungen vor Männern zu haben, was deine Reize angehen." "Wir kamen alle mal nackt auf die Welt. So bin ich geboren und so sterbe ich. Aber vielleicht liegt es auch daran, dass ich seit Jahren mit zwei Homos auf engem Raum lebe und diese eigentliche schon fast jede Pore meines Körpers kennen." "Nun, wenn du so leicht über dieses Thema von Sexualität sprechen kannst, frage ich dich das hier. Hattest du denn schon mal Sex?" Und dann verfiel Nika in kurzes Schweigen als sich ihre Blicke trafen. Sie wollte den Mund aufmachen, doch kamen keine Wörter heraus. "Ist es das, worüber du nicht reden möchtest?" "...tut mir leid." Sie saßen lange schweigend nebeneinander, in der Ferne ging bereits die Sonne unter aber es war trotzdem noch angenehm warm. Zufrieden legte Rohan den Stift beiseite als er sein fertiges Werk des Fuji's betrachtete. "Ich hatte ein einziges Mal Sex. Es war mein erstes Mal gewesen." Es waren mittlerweile wenige Stunden nach ihrem Gespräch vergangen und Rohan hatte schon nicht mehr mit einer Antwort gerechnet. "Ist dir das Antwort genug?" "Nun, wenn ich ehrlich bin, dachte ich eigentlich, dass du aufgrund deiner Offenheit zu diesem Thema schon sehr häufig Sex gehabt hättest." "Ich springe nicht durch die Betten, Rohan." "Das...meinte ich damit auch nicht." "Wenn ich liebe...dann liebe ich ehrlich. Ich habe einmal geliebt, Rohan. So wie du." "Und?" "Das weißt du doch. Es hat mir am Ende nur Schmerzen bereitet. Versteh mich nicht falsch, es war nicht der Sex an sich, der mich verletzt hat. Eigentlich habe ich auch keinen gesteigerten Wert darauf gelegt, dass mein erstes Mal etwas besonderes wird. Es war auch nichts besonders, ich wollte es einfach um zu wissen, wie es ist. Aber...was danach passiert ist...hat sich für immer in mein Gedächtnis gebrannt." Rohan stellte keine weiteren unangenehmen Fragen. Wenn Nika ihm eines Tages die Wahrheit sagen würde, dann würde sie es und dann auch von sich aus aber für den Moment beließ er es dabei. Irgendwann jedoch erhob und streckte sie sich. Als sie allerdings anfing, sich ihrer Kleidung zu entledigen, konnte Rohan es gar nicht vermeiden sie anzuschauen. "Nika, was tust du?" "Ich fühle mich dreckig, ich werde ein Bad im See nehmen." "Jetzt?" "Ja, jetzt. Die Wassertemperatur ist gerade perfekt angenehm." Vorsichtig fuhr sie mit der Hand über die Wasseroberfläche bevor sie sich auch noch dem Rest ihrer Kleidung entledigte und diese unsanft neben Rohan auf den Felsen warf. Als sie nun so nackt vor ihm stand, war sein Blick konstant auf ihre weiße Haut gerichtet. Mit ihnen analysierte er jede Faser und jede Kurve ihres Körpers, um ihn sich perfekt einzuprägen. Für ein Bild dachte er sich...aber je länger er sie so anstarrte, desto mehr merkte er, wie sein Herz schneller raste und sein Puls beschleunigte. Als sie sich dann auch noch zu ihm drehte und ihn so anlächelte, musste er hart schlucken. "Möchtest du mich nicht begleiten? Es ist bestimmt eine willkommene Abkühlung bei den Temperaturen." "N-nein, d-danke. Ich komme schon klar. Ich werde einfach weiterzeichnen." "Spielverderber. Na gut, dann geh ich eben alleine." Und dann nahm sie Anlauf und sprang gezielt wie ein Pfeil in den See. In den darauffolgenden Augenblicken war Rohan's Blick komplett auf Nika gerichtet, die elegant und auch anmutig ihre Bahnen durch das kühle Nass zog. Dabei entging ihm nicht, wie Wassertropfen wie Perlen von ihrer Haut abperlten, sobald sie an die Oberfläche kam. Für einen kurzen Augenblick war er sich sogar sicher, einen Blick auf ihr nacktes Zentrum erhascht zu haben. Ihr Körper wirkte so leicht, so unbeschwert im Wasser, klare Tropfen liefen über ihre wohlgeformten Brüste und durch ihr blutrotes Haar und ließen sie beinahe wie eine Nixe aussehen, die aus den Tiefen des Sees emporgestiegen war. "Wie...eine Göttin. Bleib...genauso stehen. Ich werde dein Bild einfangen." Sie fuhr sich durch die wassergetränkten Haare während ihr Blick sinnlich gen Himmel gerichtet war und sie hörbar die klare Luft einsog. Ihr Mund war leicht geöffnet, die Lippen voll und glänzend. Einzelne rote Haarsträhnen fielen auf ihre Brüste, kleine, kaum sichtbare Wassertropfen lösten sich aus ihnen und liefen über die rosefarbenen Knospen, die in der kühlen Abendluft leicht anzuschwellen schienen. Vielleicht hatte sie wirklich keine Hintergedanken und genoss einfach diesen Moment aber dabei bemerkte sie nicht, wie sie den Mangazeichner beinahe aus seiner Fassung brachte und eigentlich ließ sich Rohan nie so leicht ablenken. Als er mit dem Bleistift ihren Busen auf das Papier brachte, bemerkte er, wie er sich selbst auf die Unterlippe biss und seine Haut erhitzte. Sein Blick war so sehr auf das Papier gerichtet, dass er beinahe vom Felsen fiel als er Nika direkt vor sich bemerkte und sie ihn verschmitzt anlächelte. "Na los, komm mit rein! Ich möchte nicht alleine baden! Das Wasser ist so angenehm!" "Nein, hör auf! Du machst meine Skizzen ganz nass!" Achtsam legte Rohan seinen Block beiseite. Zum Glück hatte er diesen rechtzeitig zugeklappt und in seine Tasche verfrachtet. Nicht aus Angst, dass seine Zeichnungen nass werden könnten, sondern weil Nika sehen würde, wieviele Skizzen er mittlerweile von ihr gezeichnet hatte. Im Anschluss spritzte sie ihm etwas Wasser ins Gesicht und er blickte sie entrüstet an. "Hey, hör auf damit, Nika!" "Komm schon! Sei kein Spielverderber, Rohan! Kommt mit rein! Sonst schwimme ich dir davon!" Und damit stürzte sie sich wieder in den See, worauf Rohan sie einen Moment lang verwundert anschaute. Doch dann...legte auch er seine Kleidung ab. Im ersten Moment noch etwas unsicher, schließlich hatte er sich seit Jahren vor keiner Frau mehr nackt gezeigt. Er war schon durchtrainiert wie Nika, wenn auch etwas dünn aber keinesfalls unterernährt und als er Anlauf nahm und ins Wasser sprang, schloss er die Augen und ließ das Wasser über seinen Kopf zusammenlaufen als er sich hineinstürzte. Eine Weile hielt er seine Augen noch geschlossen, dann öffnete er sie langsam und bemerkte, wie Nika vor ihm herschwamm und ihn anlächelte. Sie umkreiste ihn ein paar Mal und hatte eindeutig ihren Spaß ihn zu triezen. Es dauerte nicht lange, da tat er es ihr gleich und irgendwann war jegliche Hemmung verflogen. Selbst Gefühle wie Verlangen oder Lust waren auf einmal nicht mehr wichtig, sie tobten durch das Wasser und irgendwann war es ihnen egal, ob sie nackt waren. Sie fühlten sich frei und genossen für diesen intimen Moment der Zweisamkeit mit einem Lächeln auf den Lippen. *~* Sie sammelten ein paar Stöcke und machten neben dem See ein kleines Lagerfeuer zwischen ein paar Bäumen. Es war zu dunkel, um weiterzugehen und sie mussten sich ausruhen. Nach dem angenehmen Bad haben sie lange Zeit nackt nebeneinander im Gras gelegen und sich den Himmel angeschaut und nach einer gefühlten Ewigkeit hatte Rohan endlich mal wieder das Gefühl Freude an etwas anderem als nur dem Zeichnen zu empfinden. Eingekuschelt in ihren eigenen Jacken und Marshmallows, die Nika vor ihrer Abreise gekauft hatte über dem Lagerfeuer grillend saßen sie da und schauten in die wärmespendende Flamme, deren leises Knistern sehr beruhigend wirkte. "Das war wirklich sehr erfrischend." "Es war schön zu sehen, wie du aus dir rausgekommen bist." "Es ist lange her, dass ich sowas hatte." "Was meinst du?" "Naja...Freude mit anderen Menschen. Es tat irgendwie gut." "Das glaube ich dir. Du hast ein sehr schönes Lächeln wenn du lachst." Wieder ein Kompliment und wieder konnte Rohan nichts damit anfangen. Stattdessen schaute er einen Moment lang verlegen auf seine Knie. "Du hast eine bemerkenswerte Gabe, Nika. Etwas, was nicht viele Menschen haben. Du nimmst die Menschen, wie sie sind. Du bist offenherzig und klug." "Wenn ich damals so klug gewesen wäre, dann wäre ich sicher nicht so dumm und naiv gewesen." "Sag das nicht." "Es ist aber so und das kann mir keiner abnehmen und vor allem nicht schön reden." Rohan schwieg. Er bemerkte, wie Nika konstant, ja schon beinahe abwesend in die Flamme schaute als sie ihre Beine anzog und ihre Arme um diese schlung. "Ich war damals 18 Jahre alt. Jung und naiv und noch keine Ahnung von der Liebe. Und trotzdem hatte es mich wie aus dem Nichts erwischt. Er war damals Schüler in der Tanzschule gewesen, in der ich arbeitete. Er machte mir den Hof, war immer nett und freundlich, ging mit mir Essen und ins Kino. Was verliebte Menschen halt so tun und ich hatte die rosa Brille auf der Nase und irgendwann eines Abends...da wollte ich nicht mehr warten. Ich war neugierig, wollte mehr über meinen aber auch über seinen Körper erfahren. All diese Gefühle waren so neu für mich. Er war vorsichtig weil es mein erstes Mal war und wir haben auch verhütet. Wie schon gesagt, es war nicht der Sex, der mich verletzt hat." Gespannt blickte Rohan sie an. Er brauchte nicht fragen, was passiert war. Sie war bereit sich ihm zu öffnen und er ließ sie reden. "Ich und mein von der Jugend getriebener Leichtsinn. Er war...naja, einfach schon zu nett, verstehst du? Er hat mit Engelszungen auf mich eingeredet, die nettesten Worte mir in den Mund gelegt....er verschwand noch in derselben Nacht während ich tief und fest und erschöpft am schlafen war. Aber er ging nicht, ohne ein Andenken an mich mitzunehmen." Darauf schloss sie ganz feste die Augen, ihre Lippen sowie ihr Körper zitterten als sie die Erinnerung im Geiste wieder hochholte. "Ich war auf dem Weg in die Umkleidekabine der Tanzschule als ich lautes Gelächter aus der Männerumkleide hörte. Ich habe mir nichts dabei gedacht, es waren halt Jungs aber...dann hörte ich seine Stimme...und wie er prahlte. Und dann konnte ich es nicht mehr ignorieren und stellte mich in den Türrahmen. Weißt du...ich hatte mich am Morgen schon gewundert, wo mein Slip abgeblieben war, den ich die Nacht davor getragen hatte. Ein hübscher Slip in Rosa mit einem kleinen Herzchen vorne drauf." Und plötzlich dämmerte es Rohan und der Schock fuhr im wie ein kalter Schauer durch die Glieder. "Nein...Nika, sag nicht, er hat..." "Doch. Wie eine Trophäe hat er seinen Jungs meinen Slip präsentiert, an dem noch der Geruch meiner Lust der letzten Nacht haftete. Ich wollte einfach nur weg aber mein Körper war wie gelähmt. Alle anderen Geräusche hatte ich aus meinem Kopf ausgeblendet und ich hörte nur ihr stetiges Gelächter, ihre Rufe und wie sie ihn bewunderten als er damit prahlte, dass er wieder eine Jungfrau geknackt hatte. Er hat sich meinen Slip als Andenken mitgenommen. Am Ende...war mir klar, dass ich für ihn auch nur ein Fick gewesen bin. Ich bin mir sicher, dass er mich in jenem Moment, bevor ich panisch die Flucht ergriff noch in der Türe stehen gesehen hatte aber er kam mir nicht nach. Ich ertrug es nicht mehr, ich habe mich geschämt und fühlte mich gedemütigt. Ich wollte einfach nur noch im Boden versinken. An dem Abend...habe ich stundenlang geweint. Ich habe so lange geweint bis jeglicher Schmerz aus meinem Körper geflossen war und ich nicht mehr weinen musste. Danach...versprach ich mir selber stark zu sein...damit ich nie wieder weinen müsste." "Nika..." "Ich kam mit dem Tod meiner Mutter und dem Brustkrebs zurecht. Aber dieser Schmerz...diese Enttäuschung...ist kein Vergleich. Es hat mich gebranntmarkt, Rohan. Seitdem...habe ich Dates gemieden und bin meinen eigenen Weg gegangen weil ich der Meinung war, alleine besser dran zu sein. Für eine Weile war es auch ganz schön aber...weißt du, so sehr, wie ich meine Freiheit auch liebe...irgendwann kommt dann doch der Moment, wo du dich fragst, ob es wirklich das ist, was du möchtest. Ob du wirklich für immer dieses rastlose Leben führen möchtest. Aber die Angst...diese Furcht in mir, die ich mit jedem Lächeln übertünche, die geht einfach nicht weg und ich bin mir sicher, dass wenn ich mal jemanden kennenlerne, dem ich all meine Liebe geben würde...ich könnte ihn nicht richtig lieben." "Das glaube ich dir nicht. Du hast heute noch zu mir gesagt, dass wenn du liebst, dann liebst du ehrlich und du hast diesen Mann geliebt, der dir am Ende dein Herz rausgerissen hat. Ich kann mir nicht vorstellen, wie schrecklich das für dich gewesen ist aber...sieh dich an! Du hast dein Leben in die Hand genommen, du gehst deinen Weg und selbst jetzt mit dem Fluch gibst du nicht auf! Du bist kein Mensch, der aufgibt, Nika. Deswegen...gib auch die Liebe nicht auf." "Und das sagst gerade du mir?" "Ich habe auch vor langer Zeit geliebt und danach nie wieder. Ich habe selbstsüchtig und egoistisch in den Tag hineingelebt und die Menschen nach meinen Bedürfnissen ausgenutzt. Auch mich haben die Ereignisse der Vergangenheit geprägt. Deswegen waren die Zeichnungen immer meine besten Freunde. Und doch...merke ich auch hin und wieder, dass ich diese Vollidioten aus Morio brauche...auch wenn ich es nie zugeben würde." "Das solltest du aber irgendwann mal tun, Rohan. Vielleicht würdest du dich dann besser fühlen." "Vielleicht...vielleicht aber auch nicht. Hast du...dich jemals dafür gerächt für das, was dir dieser Mann angetan hat?" "Nein. Die ersten Tage hatte ich nicht den Mut wieder zurück in die Tanzschule zu gehen. Ich befürchtete mich zum Gespött der Schule gemacht zu haben. Es kostete mich jede Menge Kraft wieder dorthin zu gehen aber als ich wieder dort anfing, muss es sich rumgesprochen haben, was er getan hatte, denn er kam nicht mehr weil sie ihn rausgeworfen hatte. Anscheinend war das Glück doch mal auf meiner Seite und die anderen mochten mich mehr als ihn." "Verstehe." "Du hast ein gutes Herz, Rohan. Wenn es anders wäre, würdest du nicht diesen Weg auf dich nehmen und vor allem würdest du mir nicht helfen. Aber so bist du nicht." "Dann bist du die Einzige, die das so sieht." "Glaube ich nicht. Ich glaube, dass auch Josuke und die anderen es wissen. Du musst es ihnen ab und an auch mal zeigen...und es zulassen." "Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Nika?" "Ja?" "Danke, dass du dich mir so geöffnet hast. Ich schätze deine Ehrlichkeit sehr und...ich hoffe, dass dieser Kerl irgendwann seine Lektion gelernt hat. Du hast so viel mehr als das verdient und wenn ich ihn sehen würde, dann würde ich ihm das sagen. Jemand, der deine Gutmütigkeit und deine Art nicht zu schätzen weiß und nur ausnutzt, der hat dich nicht verdient." "Rohan...danke. Irgendwie...fühle ich mich auch erleichtert. Ja, sogar irgendwie befreit...weil ich endlich den Mut hatte, mich jemandem zu öffnen. Selbst Billy und Jared wissen nichts davon. Es war mir zu peinlich. Vielleicht hast du ja recht...und ich kann...eines Tages...wirklich wieder von ganzem Herzen lieben und wieder vertrauen." "Dessen bin ich mir sicher und...ich bin mir ebenfalls sicher, dass du diesen Jemand sehr glücklich machen wirst." Im Licht der Flamme konnte Rohan ein paar Tränen in Nika's Augen glitzern sehen. Keine Tränen der Trauer, es waren Freudentränen und Tränen der Erleichterung. Als ob nach so langer Zeit endlich diese Last von ihren Schultern gefallen wäre und sie sich von den Ketten gelöst habe, die sie so lange festhielten. Nach ihrem Gespräch machten sie sich über die Marshmallows her, die eh schon viel zu lange über dem Feuer hingen und legten sich kurze Zeit später schlafen. Sie hatten noch einen langen Weg vor sich, doch in dieser Nacht lag Rohan noch lange wach und wünschte sich auf einmal, dass diese Zeit an Nika's Seite noch nicht so schnell vorübergehen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)