Du bist kein Monster von Feuchen ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Atsushi blickte ein wenig verwirrter aus dem Fenster, nachdem er sich wieder auf dem Bett niedergelassen hatte. Er war sich eigentlich ziemlich sicher, dass er Chuuya in der Nähe gespürt hatte, aber wieso kam er dann nicht zu ihm oder rettete ihn? Langsam fuhr er mit einer Hand zu seinem Hals und dem Halsband, was man ihm umgelegt hatte. Mit diesem Teil würde er seine Fähigkeit wohl kaum aktivieren können. Vielleicht war das der Grund. Vielleicht wusste Chuuya davon und hielt ihn nicht mehr für nützlich? Er schüttelte heftig den Kopf über den Gedanken. Chuuya würde ihn nicht abweisen, nur weil er seine Fähigkeit nicht aktivieren konnte. Er war derjenige gewesen, der ihn damals gefunden und bei sich aufgenommen hatte, als Atsushi nicht wusste, was er tun sollte. Immerhin waren sie sich ähnlich, auch, wenn Atsushi sich niemals mit Arahabaki verglich. Kurz schluckte Atsushi, als er daran dachte, wie er den anderen getroffen hatte und an seine ersten Tage mit Chuuya. Hatte er ihm damals nicht gesagt, dass er es verdiente, zu leben? Dass er eine Chance haben konnte, zu leben, obwohl er so ein Monster war? Damals hatte er Atsushi aufgebaut, dass er nicht so einfach aufgab, sondern eine Chance bekommen konnte, ganz egal, was andere sagten. Ganz egal, wie jeder sie betitelte. Aber er wusste auch, dass Chuuya sich darauf einstellte, dass er irgendwann sterben musste, weil er die größere Gefahr war, nur dass niemand ihn töten konnte. Atsushi schluckte, als er an Dazais Worte dachte. Suchte Chuuya nach jemandem wie ihm, der ihn von den Leiden erlöste? Konnte der Anführer dieser Agentur überhaupt wirklich etwas gegen Chuuya ausrichten und ihn töten? Er hatte so selbstbewusst davon gesprochen, dass er Arahabaki tötete, aber konnte er es wirklich? Gab es jemanden, der Chuuya töten konnte? Überrascht drehte Atsushi sich zur Seite, als er spürte, wie jemand in das Zimmer kam und er sah Akutagawa, der ihn nun anblickte, sein Mantel wirkte, als wenn er von einem stetigen Luftzug nach hinten geweht wurde. Es war irritierend. Wieso hatte Dazai eigentlich gesagt, dass er ebenfalls ein Monster war? Oder seine Fähigkeit? Wie konnte Akutagawa dieses Monster kontrollieren? „Ist was, Jinko?“, brummte Akutagawa und starrte ihn dunkel an, trat langsam auf ihn zu, während er seine Hände in den Taschen seines Mantels vergraben hatte. Atsushi schüttelte etwas zu schnell den Kopf, schwenkte seinen Schweif umher, der als Einziges von seiner Fähigkeit zu sehen war. „Was– wie soll ich euch eigentlich helfen, wenn ich mich nicht verwandeln kann?“ Langsam fuhr er erneut zu dem Halsband. Solange er es trug, konnte er sich nicht verwandeln und seine Fähigkeit aktivieren. Aber sonst konnte er es auch nicht kontrollieren und tobte solange, bis sein Blutdurst gestillt war. „Dieses Halsband sorgt dafür, dass deine Fähigkeit unterdrückt wird, ja“, erwiderte Akutagawa und zuckte mit den Schultern, „aber du solltest dadurch in der Lage sein, Teile davon kontrolliert einzusetzen und es so lernen, zu kontrollieren.“ Atsushi blinzelte ein wenig irritiert zu dem anderen, bevor er zu seinen ausgestreckten Händen sah. Wie sollte er seine Fähigkeit kontrollieren, wenn er momentan nicht einmal spürte, dass es irgendwo war? Langsam hob er seinen Kopf wieder und sah zu Akutagawa. Hatte er das auch durchlebt, um seine Fähigkeit zu kontrollieren? „Überanstreng dich nicht“, sagte Akutagawa ruhig und lehnte sich auf dem Sessel, auf den er sich in der Zwischenzeit gesetzt hatte, zurück, „ich weiß, dass es durchaus seine Zeit braucht, bis es so funktioniert, wie man will.“ Atsushi blickte überrascht zu ihm und bemerkte, wie er den Kopf dieser Kreatur hinter Akutagawa auftauchen sah, der die Zähne fletschte, sich aber ein wenig von dem anderen kraulen ließ und ihn nur noch still ansah. „Sei froh, dass Dazai-san etwas in dir gesehen hat“, murmelte Akutagawa ruhig und sah ihm wieder entgegen, „sie hat immer noch große Lust den Tiger zu zerfleischen.“ „Ich verstehe es nicht“, murmelte Atsushi und senkte seinen Blick. Momentan fühlte er sich hilflos, wenn er diesem Jäger und dieser Bestie gegenübersaß. Er konnte sich gerade immerhin auch nicht verteidigen und war ihnen ausgeliefert. Vor allem, da Chuuya ihn alleine gelassen hatte. „Warum denkt ihr, dass ich euch nützlich wäre?“ „Frag das Dazai-san und nicht mich“, brummte Akutagawa und verdrehte die Augen, „aber du bist nicht das erste Monster, was er aufgenommen hat.“ „Er hat gemeint, dass du–“, fing Atsushi an, stoppte allerdings, als er den anderen Schnaufen hörte. „Nicht nur ich“, entgegnete Akutagawa ihn unterbrechend, „vermutlich würde er sogar Arahabaki am liebsten nicht töten.“ Atsushi sah verwirrter zurück, legte den Kopf schief. „Chuuya-san?“ Aber hatte Dazai ihm nicht gesagt, dass er ihn töten würde? „Keine Ahnung, was dran ist“, brummte Akutagawa missmutig, „aber irgendwie ... ist Dazai-san anders, wenn es um Arahabaki geht.“ Atsushi lächelte ein wenig bitter, während er an den anderen dachte. „Ich denke, Chuuya-san hofft, dass er es irgendwann schafft, ihn zu erlösen.“ Auch, wenn Atsushi nicht wollte, dass Chuuya-san sterben musste, wenn Atsushi eine Chance bekam, seine Fähigkeit zu kontrollieren. Es fühlte sich nicht fair an. „Ruh dich heute noch aus und Morgen werden wir uns ein wenig um eine neue Mission kümmern“, sagte Akutagawa und sah ihn ernster an, „und du solltest aufhören über Arahabaki zu reden. Wenn jemand weiß, dass du mit ihm Kontakt hattest, würden sie sich vermutlich eher deine Gefangenschaft oder deinen Tod wünschen, Jinko.“ Atsushi schluckte. Er wusste zwar, dass viele Chuuya fürchteten und das er sich sowieso entscheiden musste, wenn er hierblieb, dass er nicht länger bei ihm leben konnte. Vermutlich würde Chuuya ihn ab jetzt sowieso als Feind sehen. Selbst, wenn es nur darum ging, ihn zu schützen, weil er wusste, was er für eine Macht besaß und wie viele Feinde er hatte.   –*–   Die nächsten Tage waren für Atsushi mehr als ungewohnt und er fühlte sich nebenbei auch viel zu hilflos, nachdem er bei seiner ersten Mission für die Agentur gemerkt hatte, dass er seine Fähigkeit absolut gar nicht für sich nutzen konnte. Akutagawa hatte ihn mehrfach gerettet, was ihn störte. Er wusste, dass er ohne dieses Halsband vermutlich wieder in seiner Tigergestalt toben würde und nichts dagegen tun konnte, aber es störte ihn umso mehr, dass Akutagawa ihn ständig retten musste, weil er sich nicht selbst helfen konnte. Inzwischen war er bereits eine Woche ein Mitglied der Agentur, auch, wenn noch nicht komplett, weil er immer noch dieses Problem hatte, seine Fähigkeit nicht einsetzen zu können. Zumindest nicht kontrolliert. „Bist du wirklich zu etwas zu gebrauchen, Jinko?“, brummte Akutagawa und sah ihn skeptisch an, während seine Bestie über ihm hing und etwas die Zähne fletschte. Atsushi hatte bereits Mitte der Woche herausgefunden, dass Akutagawas Fähigkeit ihn am liebsten zerfleischen wollte, sie sich aber zurückhalten musste. „Ich krieg das schon hin!“, entgegnete Atsushi daraufhin und verdrehte die Augen. Er wollte sich auch nicht ständig von Akutagawa retten und sich von ihm anhören lassen, dass er so schlecht und unbrauchbar war. Es musste doch eine Möglichkeit geben, dass er diese Fähigkeit irgendwie aktivieren konnte, ohne das dieser Tiger randalierte. „Du bist so unfähig“, brummte Akutagawa und schüttelte den Kopf, was Atsushi dazu brachte, zu schnaufen. „Du hast dich am Anfang bestimmt nicht besser angestellt!“, erwiderte Atsushi und verdrehte die Augen, „also lass mir die Zeit, ich schaff das!“ Erschrocken wich Atsushi zurück, als er bemerkte, wie Akutagawas schwarze Bestie zu ihm huschte und kurz vor ihm stoppte. „Was–“, „Beruhig dich, sie beißt nur, wenn ich es will“, grummelte Akutagawa, trat zu Atsushi, während er seine Hände in den Taschen seines Mantels versenkt hatte, „kann es sein, dass du zu verkrampft bist, wenn du an deine Fähigkeit denkst?“ „Huh? Gar nicht!“, erwiderte Atsushi und schüttelte heftig den Kopf, wich einen Schritt von ihm zurück, um nicht so direkt vor der Bestie zu sein, „ich versuche doch einfach nur, ihn kontrolliert zu rufen.“ „Warum versuchst du stattdessen nicht einfach mal, Rashoumon abzuwehren?“, fragte Akutagawa nach, grinste ihn an und ließ die Bestie in Atsushis Richtung vorschnellen. „Wa– Akutagawa, was soll das?“, brummte Atsushi, sprang in einer schnellen Geschwindigkeit nach hinten und atmete erschrocken aus, „willst du mich doch töten, weil ich euch nur Probleme mache?“ „Wenn du deine Fähigkeit nicht einsetzt, kannst du nicht entkommen“, sagte Akutagawa und sah ihn funkelnd an, „oh und ... Arahabaki wird dich dieses Mal bestimmt nicht retten.“ Atsushi zuckte zusammen, als er den anderen das sagen hörte. Akutagawa hatte recht damit. Chuuya hatte bestimmt entschieden, dass sie bei ihrem nächsten Zusammentreffen Feinde waren, damit er frei ein neues Leben anfangen konnte. Seine Augen richteten sich auf einen Teil der Bestie, bevor er in einer schnellen Bewegung sich von dem Boden abstützte und in die Luft sprang, dabei irritiert bemerkte, mit welcher Wucht er sich abgestützt hatte. Was war das gewesen? „Du kannst es ja doch“, sagte Akutagawa mit einem breiten Grinsen, „und? Willst du nicht versuchen, mich anzugreifen, Jinko?“ Atsushi verengte seine Augen, landete kurz und sprang dann erneut mit einer Wucht auf den anderen zu, die er vorher nie so gespürt hatte, während er bemerkte, wie sich seine Hände in die Tatzen eines weißen Tigers verwandelten und er kurz darauf gegen ein aufgebautes Schild von Akutagawas schwarzer Bestie schlug. „Das ist eindeutig besser als deine jämmerliche Gestalt in den letzten Kämpfen, Jinko“, sagte Akutagawa grinsend, sorgte aber nach einem kurzen Hieb dafür, dass er Atsushi auf den Boden des Zimmers schleuderte, „wenn du es jetzt schon besser kontrollieren könntest, wäre es sicher weniger einseitig.“ „Irgendwann ... werde ich es dir zeigen!“, sagte Atsushi mit einem kurzen Fauchen, während er sich langsam aufrichtete und sich auf seinen Händen vor sich abstützte. Aber er hatte es durchaus geschafft, seine Fähigkeit zu kontrollieren, ohne gleich zu randalieren und alle in Gefahr zu bringen. Langsam hob er seinen Blick und konnte nicht anders, als breit zu lächeln. Zumindest hatte er schon einen ersten Schritt in diese Richtung getan, um seine Fähigkeit zu kontrollieren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)