Cursed von Lycc ================================================================================ Kapitel 19: Happy Birthday Sunshine ----------------------------------- Aiden blieb allein in seinem Zimmer zurück. Das war mal wieder typisch für Reel – er verschwand einfach, wenn er es wollte, aber wenn Aiden das versuchte, brannte bei dem Dämon fast eine Sicherung durch. Resigniert sah er noch eine Weile aus dem Fenster, bevor er sich auf sein Bett zurückzog. Zumindest gab ihm das die Gelegenheit seine Gedanken halbwegs vernünftig zu sortieren. Reel hätte ihn fast... und trotzdem blieben seine Gefühle für ihn unverändert. Aiden litt wohl wirklich am Stockholm-Syndrom. Unschlüssig legte er sich aufs Bett und starrte im Halbdunklen die Zimmerdecke an. Verdammt nochmal! Warum zur Hölle musste er sich unbedingt in Reel verlieben? Einen Mann! Einen Dämon! Einen unglaublich launischen, besitzergreifenden, impulsiven, anstrengenden, provokanten Dämon! Mit umwerfend schönen Augen und einer beschützerischen Art, die Aiden einfach schwach werden ließen. Verdammt, es war hoffnungslos und dabei hatte er doch sowieso keine ernsthaften Chancen bei ihm. Oder vielleicht doch? Aiden hatte der Person auf den Zeichnungen eine Sache voraus: Er war hier. Reel liebte vielleicht diesen Geist – wie Aiden die Figur mit den langen Haaren für sich nannte – aber der Dämon brauchte körperliche Nähe und hatte... gewisse Bedürfnisse und da war Aiden eindeutig im Vorteil. Verzweifelt schlug er sich die Hände vors Gesicht. Er wusste einfach nicht, wie er mit seinen Gefühlen umgehen sollte und das ängstigte und verunsicherte ihn zutiefst. Erst eine ganze Weile später schwang sich Reel lautlos wieder ins Zimmer, um nach Aiden zu sehen. Dieser wälzte sich unruhig im Bett umher und bemerkte nach einiger Zeit die Silhouette seines Dämons gegen das gedämpfte, einfallende Mondlicht. Zögerlich schritt er durchs Zimmer auf ihn zu und stellte sich neben ihn ans Fenster. „Kannst du nicht schlafen, Sunshine?“ Aiden seufzte leise und stützte sich mit den Armen auf der Fensterbank ab. Reel unterdrückte den Wunsch Aiden zu berühren und zwang sich stattdessen weiter aus den Fenster zu sehen. Langsam klarte der Himmel auf und gab den Blick auf die Sterne frei. Schließlich stieß Reel einen tiefen Seufzer aus, schwang seine Beine vom Fensterbrett und saß nun genau vor Aiden, der ihn unschlüssig ansah. „Eigentlich wollte ich damit ja bis morgen früh warten, aber ich kann ihn dir genauso gut auch jetzt geben.“ Reel streckte seine Hände mit den Handflächen nach oben aus und schloss konzentriert die Augen. Sein Schatten verdichtete sich über seinen Händen zu einer Art undurchsichtigen Sphäre, welche sich einige Sekunden später wieder auflöste und den Blick auf eine vollkommen schwarze Klinge freigab. Aiden machte seine Schreibtischlampe an und drehte sie zu sich, um den Dolch in Reels Händen besser sehen zu können. Er war kurz und unauffällig mit einem schmalen Heft und einem leicht gerillten Griff. Vorsichtig übergab Reel die Klinge an Aiden, der diese ehrfürchtig musterte. In den Heft war ein kleiner, ungeschliffener, roter Stein eingearbeitet und auf der Klinge erkannte Aiden eine geschwungene Gravur. „Sunshine“, lass er laut vor und Reel räusperte sich verlegen. „Ich weiß. Ein Dolch war nicht unbedingt die Nummer Eins auf deinem Wunschzettel, aber dafür hat er einen praktischen Nutzen.“ Nonchalant griff Reel nach dem Dolch und schloss seine Hand um die scharfe Klinge. Als er sie wieder öffnete, sah Aiden, wie Blut aus einem dünnen Schnitt in Reels Handfläche hervorquoll. „Das ist ein dämonischer Dolch. Er funktioniert also auch bei mir.“ Zur Demonstration zeigte er Aiden den Schnitt. „Reel!“ Schnell legte Aiden den Dolch zur Seite und griff nach Reels verwundeter Hand. „Keine Sorge, Sunshine. Das heilt schnell bei mir.“ Abwinkend entzog Reel ihm seine Hand und ließ seinen Schatten diese einhüllen, um die Blutung zu stoppen. „Ich will, dass du den Dolch immer bei dir trägst. Damit kannst du dich im Fall der Fälle verteidigen und wenn ich nochmal … die Kontrolle verlieren sollte, dann kannst du ihn auch gegen mich einsetzten.“ „Aber ich kann doch nicht...“ „Doch, kannst du!“ Eindringlich sah er in Aidens braune Augen und gab ihm die schwarze Klinge wieder in die Hand. „Ich werd dir beibringen, wie du mit dem Dolch umgehst, damit du dir dabei nicht wehtust und ich werde ab jetzt besser aufpassen, aber dass Selbstbeherrschung nicht unbedingt zu meinen Stärken gehört, weißt du ja inzwischen selbst.“ Schützend legte sich Reels Schatten um Aidens Schultern und gab damit Reel Absichten preis. Er hatte Angst um sein Lieblingsspielzeug. Er wollte, dass Aiden sich verteidigen und sich im Zweifelsfall sogar gegen Reel zumindest notdürftig zur Wehr setzen konnte. Ein schwaches Lächeln stahl sich auf Aidens Lippen, als er nun wieder zu den geliebten roten Augen hinauf sah. „Danke. Er ist wirklich wunderschön.“ Reel erwiderte sein Lächeln und gab nun doch dem Drang nach, Aiden eine zu lange Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen. Flüchtig sah er auf Aidens Armbanduhr – der Zeiger hatte soeben die Zwölf passiert. „Happy Birthday Sunshine“, flüsterte er leise und hauchte ihm einen zarten Kuss auf die Wange. Kaum beugte er sich wieder zurück, hörten beide Aidens Handy klingeln. Reel zog seine Hand zurück und zwinkerte ihm zu. „Lass sie lieber nicht warten.“ Einen kurzen Moment sah Aiden ihn nur irritiert an, dann verstand er, was sein Dämon meinte – Mellie natürlich. Sie hatte versprochen ihn direkt um Mitternacht anzurufen. Schnell lief Aiden zu seinem Bett, legte den Dolch auf den Nachtschrank und nahm sein Handy von selbigem. Lautstark und schief trällerte Aidens kleine Schwester die erste Strophe von 'Happy Birthday' in den Hörer und Aiden musste das Handy ein Stück weit von seinem Ohr weghalten. Reel beobachtete die Szene und konnte sein Schmunzeln nicht unterdrücken. Mellie erinnerte ihn irgendwie an Raven und so langsam verstand er, warum es Aiden so wichtig war, sie vor dem Leistungsdruck ihres Vater zu beschützen. Abwesend wanderte sein Blick wieder aus dem Fenster, hinter dem der Sternhimmel zunehmend sichtbarer wurde. Überschwänglich gratulierte Mellie ihrem Bruder. „Und? Bin ich die erste, die dir gratuliert?“ „Tatsächlich bist du erst die zweite.“ „Waaaaaas? Wie das denn?“ Aiden erkannte seinen Fehler. Mellie wusste, dass er ein Einzelzimmer hatte und das im Internat eigentlich eine strenge Nachtruhe galt. „Ähm... Also... Reel hat heimlich mit mir reingefeiert und mir kurz vor dir gratuliert.“ „Reel? Wer ist das denn?“, stutze Mellie. „Ähm, das ist der von dem ich dir erzählt hatte. Der, der auch nicht nach Hause fahren kann.“ „Achso. Stimmt ja. Bestell' mal schöne Grüße.“ Die Geschwister unterhielten sich noch eine ganze Weile und Reel lauschte dem unauffällig. „Liebe Grüße und ein Dankeschön von Mellie, dafür dass du mich nicht vereinsamen lässt“, zog Aiden Reels Aufmerksamkeit wieder auf sich, nachdem er sein Telefonat beendet hatte. Dieser musste unwillkürlich schmunzeln und wandte sich wieder seinem Lieblingsspielzeug zu. „Wie solltest du auch vereinsamen, wenn ich dauerhaft um dich rum bin.“ Aidens Lächeln ging in ein Gähnen über, während er wieder zum Fenster rüber kam. Ungelenk kletterte er auf die Fensterbank und setzte sich neben Reel. „Hast du dich unter Kontrolle?“ Der Angesprochene nickte und Aiden rutschte näher an ihn heran. Reel legte einen Arm um ihn und zog ihn seinerseits näher an sich. Aidens Geruch war ihm mittlerweile so vertraut, dass er ganz automatisch ruhig wurde, wenn er ihn wahrnahm. Irgendwann spürte er, wie Aidens Kopf schwer gegen ihn lehnte – er war eingeschlafen. Vorsichtig nahm Reel ihn auf den Arm und trug ihn zum Bett, wo er ihn behutsam ablegte und zudeckte. Als er sich vom Bett zurückziehen wollte, wachte Aiden auf und hielt ihn fest. „Bleib.“ Sanft strich Reel ihm über die Wange und seufzte schwach. „Bist du dir sicher?“ „Du hast dich doch im Griff, oder?“ Leise bejahte Reel und setzte sich zu ihm. Aiden hielt Reel an seinem Oberteil fest und ließ sich von ihm über den Kopf streichen bis er wieder einschlief. Als Aiden wieder aufwachte, stand die Sonne bereits hoch am Himmel. Reel saß neben ihm auf dem Bett mit dem Rücken an der Wand und war ebenfalls eingeschlafen, jedoch schlug er sofort die Augen auf als Aiden sich aufsetzte. „Gut geschlafen, Sunshine?“ Verschlafen nickte Aiden. „Also. Heute hast du ausnahmsweise mal die Entscheidungsgewalt. Was willst du machen?“ Aiden war ein wenig überrascht. Er war es nicht gewohnt, dass seine Dämon ihm freiwillig Entscheidungen überließ. Kurz überlegte er. Im Zimmer waren sie immer – das fiel also weg. Im Internat konnte Reel sich selbst in seiner menschlichen Gestalt nicht frei bewegen, da Schüler und Lehrer wusste, dass er nicht hierher gehörte. Außerdem wollte Aiden auf keinen Fall Mara über den Weg laufen. Beim Gedanken an eine weitere Trainingseinheit meldete sich Aidens Muskelkater schmerzhaft. Das würde er sich also gewiss auch nicht antun. Folglich entschied er sich für die Innenstadt. Mit Reel in die Stadt zu gehen, war zwar letztes Mal nicht so entspannt verlaufen, aber sein Dämon wollte sich dieses mal nach ihm richten, also wurde es vielleicht ja doch ganz lustig. Aiden zog sich an und wollte Reel nur schnell in seine Körper übergehen lassen, doch dieser hielt ihn fest. „Mein Geschenk war an eine Bedingung geknüpft. Erinnerst du dich?“ Geschickt spielte er mit dem schwarzen Dolch, warf ihn in die Luft, ließ ihn eine 360-Grad-Drehung vollführen und fing ihn wieder auf. Zielsicher umkreiste er Aiden und zog ihm von hinten das T-Shirt ein gutes Stück weit hoch. Vorsichtig legte er den Dolch an Aidens unterem Rücken an und ließ seinen Schatten sich dort sammeln. Ähnlich wie bei der Entstehung der Klinge selbst, erschien nun eine schwarze Halterung um den unauffälligen Dolch. Passgenau schmiegte sie sich um Aidens Körper und Reel versteckte beides unter Aidens Shirt. Es war weit genug um die Ausbeulung durch den Dolch zu verbergen und das leichte Material, aus dem dieser bestand, schränkte Aidens Bewegungen in keinster Form ein. Aiden bedachte seinen Dämon mit einem geschlagenen Blick, doch dieser ließ sich davon nicht beirren. „Versuch gar nicht erst mit mir darüber zu diskutieren!“ Aiden musste leise lachen. „Ich kenne dich inzwischen gut genug um zu wissen, dass das zwecklos ist.“ Reel knuffte ihn spielerisch in die Seite und ging in seinen Körper über. Auf dem Weg nach draußen packte Aiden sich im Speisesaal etwas zu essen ein, bevor er zur Bushaltestelle lief. In der Innenstadt angekommen suchte Aiden sich wieder einen Ort, wo er allein war und wo sich Reel materialisierte und seine menschlichere Form annahm. Diese falschen Augen störten Aiden wirklich ungemein, aber flammendes Rot war nun doch ein wenig zu auffällig. Unverwandt nahm Reel wieder Aidens Hand und dieser akzeptierte es dieses mal einfach. Selbst wenn Reel sich heute nach Aiden richten wollte, blieb Reel doch immer Reel und das konnte und wollte Aiden gar nicht ändern. Ziellos schlenderten sie durch das Einkaufscenter. Reel hatte sich die Haare hochgebunden und zog mit seiner unkonventionellen Schönheit die Blicke aller Umstehenden auf sich. Dieses Maß an ungewollte Aufmerksamkeit löste noch immer ein gewisses Unbehagen in Aiden aus, aber er versuchte es einfach zu ignorieren. Reel hingegen war ziemlich gut gelaunt. Diese neue Art der Freiheit war noch immer neu und aufregend für ihn und Aiden musste über seine kindliche Freude immer wieder heimlich schmunzeln. Als sie an einem Game-Shop vorbeiliefen, zog Aiden ihn in den Laden. Er hatte zwar nicht das Geld um sich tatsächlich etwas zu kaufen, aber er stöberte einfach gern und manchmal fand er günstig gebrauchte Spiele, die er sich leisten konnte. Reel hatte ihm angeboten, seine flinken Finger einzusetzen um Aiden zu besorgen, was auch immer er aus dem Laden haben wollte, aber Aiden hatte entschieden verneint. Zum Einen ging es gegen Aidens moralischen Kompass und zum Anderen wollte er nicht, dass Reel seine Fähigkeiten für solche Lappalien einsetzte. Er wusste, dass sein Dämon gewisse kleptomanische Neigungen hatte, aber es lag ihm fern, diese auch noch zu fördern. Also hielt Reel seine Finger im Zaum und richtete sich brav nach seinem Sunshine. Das hielt ihn jedoch nicht davon ab, bei jeder Gelegenheit auf den Geländern zu balancieren während sie durch die Mall liefen. Reel achtete dabei nicht wirklich darauf wo er hintrat und trotzdem lief er sicheren Schrittes auf der schmalen Metallschiene. Die Aufmerksamkeit, die er damit generierte schien ihn noch mehr anzustacheln und Aiden konnte nur resigniert seufzen und hoffen, dass niemand von der Security sie bemerkte. Und genau so ein Uniformierter lief nun mit zügigen Schritten und strenger Miene auf sie zu. Reel bemerkte ihn ebenfalls, sprang vom Geländer, schnappte sich Aidens Hand und flüchtete mit ihm durch die Menschenmenge in den nächsten Gang. Aiden ließ sich dabei von Reels unbedarfter Art und seinem diebischen Lachen anstecken, und entwickelte ebenfalls eine gewisse Freude an ihrer Flucht. Geübt manövrierte Reel sie durch die Menschenmassen und hängte den Mitarbeiter der Security-Firma mühelos ab. Das alles erinnerte ihn stark an seine Zeit mit den Zwillingen und er genoss es mit kindlicher Begeisterung. „Du bist wirklich unmöglich, Reel.“ Aiden musste unwillkürlich lachen. Normalerweise hätte er sich über so einen Zwischenfall geärgert, aber bei Reel brauchte er das gar nicht erst versuchen. Zum Einen konnte er seinem Dämon eh nicht wirklich böse sein und dieser würde sich durch Aidens Ärger nur besonders angestachelt fühlen. Und zum Anderen machte es Aiden irgendwie auch Spaß, ausnahmsweise mal etwas zu riskieren. „Ich glaube wir sollten erst mal kurz woanders hingehen. 'Tschuldige Sunshine.“ Auch Reel konnte sein Grinsen nicht verbergen während er darauf wartete, dass Aiden wieder zu Atem kam. „Ja, das klingt vernünftig.“ Sie verließen die Mall durch einen Seiteneingang und setzten sich in dem angrenzenden Park auf die Wiese. Aiden kramte seine eingepackte Verpflegung aus dem Rucksack und genoss die Sonne, während Reel von hinten seine Arme um ihn schlang und sein Kinn in gewohnter Manier auf Aidens Schulter ablegte. Zwischendurch stahl er Aiden immer wieder eine Weintraube oder ein Stück von der angeschmolzenen Schokolade, die dieser eingepackt hatte. Aiden hatte absichtlich einen etwas abgelegenen Platz im Park ausgesucht, an dem eher selten Menschen vorbeikamen. Mit Reel durch die Mall zu schlendern machte ihm Spaß, aber am liebsten hatte er seinen Dämon doch für sich allein. „Du hast da was.“ Aiden drehte sich zu Reel um und spürte plötzlich, wie eine Zunge zärtlich über seinen Mundwinkel leckte. Aiden lief sofort hochrot an und Reel brach in kicherndes Gelächter aus. Peinlich berührt wich Aiden seinem Blick aus und erreichte damit nur, dass Reel ihn noch enger an sich zog und seine Zunge ein weiteres mal spielerisch über seine Wange tanzen ließ. „Du bist doof“, nuschelte Aiden mit noch immer rotem Kopf und einem verlegenen Lächeln. „Und du bist seltsam“, konterte Reel mit einem frechen Grinsen. Er hatte unglaublich viel Spaß daran Aiden zu ärgern – besonders, wenn dieser sich dabei so niedlich genierte. In diesem Moment kam ein junges Pärchen mit Hund vorbei und musterte die beiden Jungs mit Irritation und Abfälligkeit. Aidens Lächeln erstarb augenblicklich und Reel war einfach nur genervt. Wie viel Pech konnte er denn bitte haben? Böse starrte er die Störenfriede an, wobei ihm ein leises, tiefes Knurren entfuhr und seine Augen für einen kurzen Moment in ihrem natürlichen Rot aufflammten. Der Hund war der erste der reagierte, sich losriss und sofort panisch die Flucht ergriff. Erschrocken jagte das Pärchen ihrem flüchtigen Vierbeiner hinterher, der jedes Rufen seiner Besitzer ignorierte und alles daran setzte, möglichst viel Distanz zwischen sich und den entnervten Dämon zu bringen. „Reel!“ „Schon gut. Tut mir leid.“ Mit einem resignierten Seufzer löste sich Reel von Aiden und gab ihn wieder frei. Dieser schenkte ihm ein besänftigendes Lächeln und packte seine restliche Verpflegung wieder ein. So ein kleines bisschen freute ihn Reels Reaktion ja doch, aber das würde er ihm gegenüber niemals zugeben. Schließlich war die Aktion absolut impulsiv, riskant und unüberlegt gewesen – typisch Reel eben. „Lass uns in die Arcade-Halle gehen. Ich hab irgendwie Lust eine Runde 'Zombyte' zu spielen.“ „Was immer du dir wünschst, Sunshine.“ Spielerisch griff Reel unter Aidens Kinn und schenkte ihm einen flüchtigen Kuss bevor er ihn wieder an die Hand nahm und mit sich durch den Park über den langen Weg zur Arcade-Halle zog. Aiden konnte sich der Anziehungskraft, die sein Dämon auf ihn ausübte, nicht wirklich erwehren und das einzige was ihn momentan davon abhielt, den Tag mit Reel richtig genießen zu können, war mal wieder seine eigene Unsicherheit. Wenn er sich nicht grade unwohl fühlte, weil irgendwer sie komisch ansah, dann ruinierte er sich selbst die Laune. Ständig fragte er sich, ob Reel grade eigentlich an den Geist aus seinem Zeichenbuch dachte und ob sein Dämon diesen jetzt lieber hier bei sich hätte. Der Park war zu dieser Jahreszeit sehr belebt und sie begegneten vielen Passanten. Aiden bemerkte schnell, dass die Hunde, die einige mit sich führten, ihnen aus dem Weg gingen und zum Teil sogar regelrecht die Flucht ergriffen. „Hunde – und auch die meisten anderen Tiere – erkennen spätestens an meinem Geruch, dass ich potenziell gefährlich bin. Daher halten sie instinktiv Abstand von mir. Einige wenige reagieren auch aggressiv, aber die bemerken ihren Fehler spätestens, wenn ich zurückknurre“, erklärte Reel ihm emotionslos. In der Arcade-Halle angekommen bedachte der Besitzer Aiden mit einem etwas verwirrten aber unbekümmerten Blick, was dieser zu schätzen wusste. Die Halle war vergleichsweise leer, das Licht wie immer schummrig und die Umgebung war für Aiden fast genauso vertraut, wie sein eigenes Zimmer. Daher nahm das unbehagliche Gefühl nun endlich ab und er wurde etwas entspannter. Reel hielt sich bei den meisten Spielen zurück und beschränkte sich darauf Aiden zuzusehen. Nur bei einigen Multiplayer-Titeln schloss er sich Aiden auf dessen Wunsch hin an. Um 'Beat-Saber' machte Aiden einen Bogen. Er mochte das Spiel, aber es erinnerte ihn an Mara und an sie wollte er jetzt nicht denken. Einige Besucher bedachten die beiden Jungs mit missbilligenden Blicken und selbst Reel schien langsam genervt davon. Böse starrte er jeden an, der sie schief ansah und diese wichen seinem drohenden Blick schnell aus. Reel verwendete nur seine dunklen, menschlichen Augen, aber böse gucken konnte er auch mit diesen sehr wirkungsvoll. So verbrachten sie den Rest des Tages in der Arcade-Halle, bis es Zeit wurde zurück zum Internat zu fahren. Hand in Hand liefen sie zur Bushaltestelle zurück und passierten dabei wieder die Ampel, an der sie bei ihrem letzten Besuch dem Mann begegnet waren, der sie später angegriffen hatte. Die Ampel sprang auf Grün und die Jungs und alle Umstehenden setzten sich in Bewegung. Plötzlich zog Reel Aiden grob nach vorn und riss ihn mit sich zu Boden, wobei er Aidens Kopf mit den Armen schützte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)