Que faire si? Oder: Was wäre, wenn ...? von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 7: Zufall oder Schicksal? --------------------------------- Hikari stand wie angewurzelt da. Sie schaute in die Richtung, in der ihr Kollege verschwunden war. ‚Was war das schonwieder?‘ Sie wollte einen schönen Nachmittag mit ihren Freunden verbringen und traf auf ihn. Fragend sah sie Yamato an. Er sah genauso verwirrt aus, wie sie sich fühlte. Hikari fiel nur eine Lösung ein: Die Braunhaarige lief in den Flur. Sie zog sich ihre Schuhe an und folgte ihrem Vorgesetzten. Hikari rannte zum Fahrstuhl. Vielleicht konnte sie ihn einholen. ‚Was fällt diesem ungehobelten Volldepp ein, mich so anzugehen? Was habe ich ihm getan? Der spinnt doch total. Ha, Glück gehabt.‘ Ungeduldig stand Takeru vor dem Fahrstuhl und wartete. „Takaishi, warten Sie“, rief sie über den Hausflur. Genervt drehte er sich um. „Klasse! Hätte ich gewusst, dass Sie mir folgen hätte ich die Treppe genommen“, knurrte der Blonde. Hikari hatte ihre Hände in die Hüften gestemmt und ihren Kopf zur Seite geneigt. „Das hätte Ihnen wahrscheinlich nicht viel gebracht. Wie Sie wissen Jogge ich“, grinste sie ihn an. „Wer sagt, dass ich nicht dasselbe mache?“, neckte er sie. „Okay, Sie sind eine Sportskanone.“ Beide betraten den Fahrstuhl. Momentmal: ‚Was habe ich gerade gesagt? Was hatte sie geantwortet?‘ Das wurde Takeru etwas zu privat. „Schluss damit. Woher kennen Sie Yamato?“, fragte er barsch nach. Hikari zuckte bei seiner harten Stimme zusammen. ‚Was geht es ihn an woher ich Matt kenne?‘ Der Fahrstuhl hielt an und gemeinsam gingen sie zum Ausgang. „Ich wüsste nicht, was Sie das angeht“, kam es patzig von seinem Gegenüber. „Jetzt geht das wieder los“, stöhnte Takeru auf. Hikari verdrehte genervt ihre Augen. „Was meinen Sie?“ „Ihr Rumgezicke.“ ‚Das kann nicht sein Ernst sein! Er motzt mich an und ich bin die Zicke?‘ „Vielleicht hängt mein sogenanntes Rumgezicke mit Ihrer Unfreundlichkeit zusammen. Haben Sie das mal in Betracht gezogen?“ Hikaris Augen funkelten ihn wütend an. Takeru senkte schuldbewusst seinen Blick. Er fand den Mut ihr in die Augen zu sehen. „Entschuldigen Sie bitte. Heute haben Sie mich auf dem falschen Fuß erwischt.“ Ein leichtes Lächeln, das seine Augen nicht erreichte, zierte sein Gesicht. Die Braunhaarige musste schlucken. Als sie in die traurigen blauen Augen ihres Gesprächspartners schaute. Ihre Wut verrauchte. „Mein Bruder und Matt sind die besten Freunde. Die Beiden kennen sich fast ihr ganzes Leben. Dadurch haben Matt und ich uns auch angefreundet.“ Takeru sortierte seine Gedanken. Schwach erinnerte er sich an einige Gespräche mit seinem Bruder. Yamato hatte von einer jungen Frau gesprochen, die ihm sehr wichtig war. Er versuchte sich an den Namen zu erinnern - Nichts. Das Einzige, an was er sich erinnern konnte war: Das Yamato diese Frau immer ‚Kleine‘ genannt hatte und sie die Schwester eines Freundes war. Das Puzzle setzte sich in Takerus Gedanken zusammen. ‚Na herzlichen Glückwunsch! Das kann nur weiteren Ärger bedeuten. Warum wird alles so kompliziert? Weshalb bin ich nicht in Paris geblieben? Wieso habe ich auf Matt gehört und das Angebot unseres Vaters angenommen? Warum kann sich nicht ein Loch im Boden auftun und ich könnte darin verschwinden? Dann habe ich meine Ruhe.‘ Oder: Er könnte sich der Realität stellen. Takeru straffte seine Schultern. Der Blonde sah Hikari verwundert an. „Das glaube ich jetzt nicht! Sie sind die ‚Kleine‘ von der Matt immer spricht?“ Verwirrt schaute Hikari ihren Gesprächspartner an. „Wer sind Sie eigentlich?“ Verlegen kratzte sich Takeru am Hinterkopf. „Mein Name ist Takeru Takaishi. Ich bin der -“ „… Bruder von Matt“, vollendete Hikari verblüfft seinen Satz. Der Blonde nickte leicht. Sie schlug sich die Hand vor die Stirn. „Warum ist mir das nicht gleich aufgefallen? Die Augen, das Lachen, die Stimme. Ich habe die ganze Zeit überlegt, an wenn Sie mich erinnern. Auf Matt bin ich nicht gekommen. Er sagte mir, dass Sie in Paris leben.“ Takeru nickte. „Das stimmte bis vor zwei Monaten auch.“ „Daher haben sie auch ‚Étoile Pagode‘ auf dem Foto erkannt.“ „Genau. Es ist wunderbar dort. Der Garten lädt zu langen Spaziergängen ein. Man kommt immer zur Ruhe. Ihr Foto hat all das ausgedrückt, was ich gefühlt habe, wenn ich dort war.“ Mittlerweile waren sie im Park angekommen. Auf einem kleinen Steg blieb die junge Frau stehen. Nachdenklich schaute Hikari ihn von der Seite an. „Was haben Sie gegen mich? Ist wirklich unsere erste Begegnung der Grund dafür, dass Sie mich nicht ausstehen können?“ ‚Das wird immer hirnverbrannter. Soll ich ihr wirklich das Gleiche sagen, was ich Matt vor ein paar Minuten erzählt habe? Nein, das würde zu weit gehen. Mein Privatleben geht sie nichts an.‘ „Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet.“ Versuchte er sich um eine Antwort zu drücken. Takeru sah in ihre überraschten braunen Augen. Der junge Mann konnte, sich malwieder, nicht von ihrem Blick lösen. Er sah wie sie schluckte, bevor sie antwortete: „So nennt Matt mich manchmal. Er weiß, dass ich das nicht mag. Sie an der Reihe.“ „Womit?“ Ein erneuter Versuch von sich abzulenken - dieser scheiterte kläglich. „Was haben Sie gegen mich? Mehr als entschuldigen kann ich mich nicht. Wie Sie sicherlich noch in Erinnerung haben, habe ich dies schon mehr als einmal gemacht. Sie kennen mich nicht, lehnen mich aber ab. Meinen Sie nicht, dass ich ein Recht habe den Grund zu kennen?“ Ihre Stimme klang leise, traurig und verzweifelt. Fieberhaft dachte Takeru nach. Sie hatte Recht. Was sollte er erzählen? Dass es eine Schutzreaktion war? Dass er sein Herz schützen und vergessen wollte? Dass sie seine Ablehnung spürte, weil eine andere sein Herz gebrochen hatte? Der Grund warum er jedes Mal explodieren könnte, wenn Hikari in seiner Nähe war, war für ihn simpel, für sie nicht zu verstehen. Ungerecht gegenüber der jungen Japanerin war es allemal. Hikari war Chloé zum Verwechseln ähnlich. Vor seinem geistigen Auge erschien immer wieder die Schmierenkomödie von Chloé und Alain. Die Krönung war, dass die Beiden seit dieser folgenschweren Nacht offiziell ein Paar waren. Chloé hatte ihn einfach gegen diesen Lackaffen ausgetauscht. Das Alles konnte und wollte Takeru Hikari nicht sagen. „Ich mag es nicht, wenn man mich vorführt, oder meine Fähigkeiten unberechtigt in Frage stellt. Ich wurde vor zwei Entscheidungen gestellt, die ich so hinnehmen musste. Ich habe mir in beiden Momenten ein andres Ergebnis gewünscht hätte. Mit der ersten Entscheidung hatte ich tief in meinem Inneren schon gerechnet. Es war eine Frage der Zeit gewesen. Die Andere kam sehr überraschend. Sie scheinen eine sehr gute Fotografin zu sein. Ihre Fotos sind einmalig. Diese erzählen eine Geschichte. Geben Sie mir Zeit, dass ich in Tokio ankommen kann. Mehr werde ich dazu nicht sagen.“ Der Blonde war mit seiner Antwort zufrieden. Die fragenden Augen von Hikari ignorierte er. Sie merkte das Nachfragen keinen Sinn hatte. Beide blickten gedankenverloren in die Ferne. Plötzlich holte Hikari ihre Spiegelreflexkamera raus. „Los kommen Sie. Hier gibt es bestimmt etwas, was sich lohnt fotografiert zu werden.“ Sie griff nach Takerus Hand und zog ihn mit sich. „Was soll das werden, wenn das fertig ist?“, fragte der Blonde überrascht nach. „Einer muss Sie ja aus ihrem Selbstmitleid reißen.“, kam es keck von ihr. Hikari lachte ihn an. „Sie sagen was ich fotografieren soll. Ich lasse eine Geschichte entstehen. Los geht’s.“ ‚Verdammt! Sie hat mich erwischt. Sie hat ein echtes Feingefühl für ihre Mitmenschen.‘ --- Ihre Freunde sahen Hikari nach, wie sie in den Flur lief. Taichi wollte seiner Schwester hinterher laufen. Weit kam er nicht, als die Stimme von Yamato erklang: „Ich wollte euch heute meinen Bruder vorstellen. Wie ihr seht, hat er vor euch Reißaus genommen. Dabei hat keiner ein Wort gesagt. Klasse Leistung Leute.“ Izzy sah erstaunt von seinem Laptop auf: „Hast du etwas gesagt Matt?“ „Na, wieder in der Realität angekommen?“, fragte Mimi lachend nach. „Hä?“ Der Rothaarige sah irritiert in die Gesichter seiner Freunde. Er deutete auf den Bildschirm: „Ich muss das erledigen. Das ist sehr wichtig.“ „Wir haben kein Wort gesagt, Matt. Du bist selber Schuld das dein Bruder einen Abgang gemacht hat. Immerhin hast du mit ihm gesprochen“, witzelte Taichi. Der Blick von Yamato ließ ihn das Grinsen einstellen. „Du weißt nichts über Takeru. Du hast kein Recht dich über ihn lustig zu machen“, knurrte der Blonde auf. „Kannst du uns vielleicht sagen, was Kari dazu veranlasst hat Hals über Kopf zu verschwinden?“ Nachdenklich sah Joe Taichi an. Der Braunhaarige kratzte sich am Hinterkopf. „Um ehrlich zu sein: Nein! Seit dem Vorfall im Park ist meine Schwester etwas durch den Wind.“ Sichtlich interessiert schaute Sora ihren besten Freund an. „Was ist passiert?“ Taichi erzählte seinen Freunden von Hikaris Begegnung mit dem Unbekannten im Park, dem Vorstellungsgespräch, bis ihn zu der Tatsache dass ihr neuer Vorgesetzter der Mann aus dem Park war. So langsam verstand Yamato das Problem. Der Blonde stöhnte auf. Seine flache Hand schloss mit seiner Stirn Bekanntschaft. „Wie konnte ich so dämlich sein?“ „Was ist mit dir los? Hast du schon einen gepichelt?“, neckte Taichi ihn. „Halt bloß deine Klappe, Tai“, fuhr ihn der Älter an. „Man hast du eine ‚gute‘ Laune“, stichelte der Braunhaarige weiter. „Schnauze, Tai. Ich sitze bis zum Hals in der Scheiße.“ Mimi mischte sich in die Unterhaltung ein: „Kannst du bitte erklären wovon du sprichst?“ Yamato erzählte seine Sicht der Geschichte: Als Hikaris Arbeitsvertag nicht verlängert wurde, wollte er ihr einen Gefallen tun, indem er seinen Vater darum bat ihr einen Job zu geben - falls diese sich bei der ‚Ishida Group‘ bewerben sollte. Seinem Bruder hatte er ins Gewissen geredet, dass eine feste Stelle in Tokio besser wäre, als der Zeitarbeitsvertag in Paris. Die Kurzform musste reichen. Yamato hatte kein Recht Takerus Leben kundzutun. Woher sollte Yamato wissen, dass Takeru die Stelle der Fotografin besetzen sollte? Er war schuld, dass Hiroaki entschied, dass Hikari die Fotografenstelle bekam. Er war schuld, dass Takeru und Hikari zusammenarbeiten mussten. Das Hikari Takerus schlechte Laune abbekam ging auch auf das Konto des Sänger. „Darf ich den Schlamassel zusammenfassen?“ Fragend schaute Sora in die blauen Augen ihres Mannes. Yamato nickte. „Kari hat TK beleidigt.“ „Wer ist TK?“, kam es fragend aus der Runde. „Wie kann man nur so bescheuert sein? Du bist wirklich ein Diplomat, oder bist du ein unterbelichteter Trottel?“ Mehr als gereizt blickte Yamato seinen besten Freund an. „Sitz eine Schraube bei dir locker, Ishida? Das war eine Frage, mit der Bitte auf Antwort“, keifte der besagte Diplomat los. „Jetzt haltet mal die Klappe und hört Sora zu!“, pfefferte Mimi den Streithähnen entgegen. „Danke Mimi“, seufzte die Rothaarige auf. Sie fing noch einmal von vorne an. „Kari hat TK beleidigt. Info an Alle: Takeru wird fast immer ‚TK‘ gerufen.“ Soras Blick ruhte auf Taichi. Dieser schaute beleidigt zur Seite, während er die Arme vor seiner Brust verschränkte. Seine beste Freundin lächelte, bevor sie weiter sprach: „TK ist Karis Vorgesetzter. Die Beiden können sich nicht leiden und spielen Katz und Maus?“ „Klasse Ishida! Das hast du toll hinbekommen. Ganz großes Kino. Du weißt wie sensibel Kari ist“, giftete Taichi seinen besten Freund an. „Boah Yagami! Noch so ein Ding und ich verpasse dir eine. Du weißt gar nicht, was Takeru durchgemacht hat“, fauchte Yamato. An Sora gerichtet sprach er: „Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen.“ Mimi sah Sora an. Beide lächelten. Bevor sie gleichzeitig sagten: „Das wird interessant.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)