Desaster von Adrija ================================================================================ Kapitel 34: ------------ Gut gelaunt lief Steve die Treppe hoch. Jedem war aufgefallen wie fröhlich er heute gewesen war. Kate hatte richtig darauf geschlossen, dass sich die Sache mit Emma doch irgendwie zum Guten gewendet hatte und alles in Allem freute er sich einfach darauf den Rest des Tages mit Loki zu verbringen. Er könnte auch einfach nur in seine wundervollen grünen Augen starren und es wäre der perfekte Abend. Sicher, es war nicht alles geklärt, bloß weil Loki wieder zurück war. Die Handlungsweise seines Freundes bereitete ihm tiefgreifende Sorgen. Es war sehr ernüchternd gewesen, wie wenig Vertrauen er anscheinend fähig war ihnen entgegenzubringen. Wie wenig Vertrauen er ihm entgegenbrachte. Aber die Erleichterung ihn erst einmal wiederzuhaben, hatte ihn sich deutlich besser fühlen lassen, als die letzten zwei Wochen zusammengenommen. Die Tatsache, dass er gestern noch Pepper immerhin soweit geholfen hatte, dass sie nun versuchen würde weniger Medikamente zu nehmen, machte es nur noch besser. Auf ihrer Wange war nun nichts mehr zu sehen. Ebenso wenig in ihrem Nacken. Mit Nachdruck hatte Loki allerdings erklärt, dass die internen Schäden eine längere Behandlung benötigten, er aber keinen Grund sah, warum sie nicht vollständig genesen sollte. Auf der Workshop Ebene verließ der Soldat das Treppenhaus. Oder versuchte er zumindest, denn die Tür war verschlossen. „Captain Rogers, dürfte ich vorschlagen doch Ihr eigenes Quartier aufzusuchen?“, meldete sich Jarvis. Irritiert sah Steve nach oben. „Ist Loki nicht hier?“, wollte er wissen. Eigentlich hatte Bruce heute mit ihm an was-auch-immer-die-beiden-vorher-gemacht-haben arbeiten wollen. Im Workshop. „Ich würde Ihnen vorschlagen Ihr eigenes Quartier aufzusuchen.“, wiederholte die KI lediglich. „Was ist passiert?“, wollte er wissen und rannte weiter hoch. „Ich bin nicht berechtigt private Gespräche weiterzutragen, Captain.“ Steve stürmte seinen Flur entlang und blieb wie angewurzelt in der Tür stehen, die Jarvis für ihn bereits geöffnet hatte. Sein Appartement war ein totales Chaos. Die Couch war umgeschmissen, die Polster aufgerissen, deren Füllung im ganzen Raum verteilt. Der Fernseher lag auf dem Boden, der Bildschirm zersplittert, die Kabel aus der Wand gerissen. Sein Schreibtisch stand mitten im Raum, die Schubfächer waren herausgerissen und der Inhalt ergoss sich über den Boden. Ebenso war es dem Schrank daneben ergangen, bloß dass dieser hinzukommend umgeschmissen war. Bücher und Zeichnungen verteilten sich hauptsächlich in der Ecke. Zerbrochenes Porzellan und Glas übersäten den Boden um den Küchenbereich. Einige der Schränke hingen schief in den Angeln, kaum etwas war in ihnen zurückgeblieben. Einer war komplett herausgerissen und lag vor dem Tresen zwischen den Hockern. Nahrung verteilte sich über den Boden, Saft und Wasser floss zwischen den Packungen herum und weichte sie auf. „Sir hat Mr. Odinson als Bewohner für dieses Zimmer hinzugefügt. Meine Privatsphäreeinstellungen ließen es nicht zu jemanden gegen seinen Willen zu benachrichtigen.“, erklärte Jarvis. Immerhin war diese Information insofern beruhigend, weil dies hieß, dass er wenigstens körperlich unversehrt sein musste. Ohne die Unordnung weiter zu beachten, stürmte Steve durch das Zimmer und zu seinem Schlafzimmer. Das Chaos darin konnte er durch die offene Tür sehen, bevor er es betrat. Anscheinend war sein Bett einmal quer durch den Raum geschoben worden, sodass es mit einer Ecke die Wand auf der anderen Seite berührte. Sein Kleiderschrank lag mitten im Eingang, versperrte den Zugang, hinderte aber auch die Tür daran wieder zuzugleiten. Dessen Inhalt ergoss sich über den Boden. Doch sobald Steve die Tür erreicht hatte, erstarrte er erneut. Ein riesiges Biest nahm fast die Hälfte des Raumes an den Panoramafenstern ein. Nicht einmal fähig zu erfassen, was er da sah, starrte er schwarzes Fell an. Der Körper bewegte sich, als würde er atmen. Und erst als es sich bewegte, erkannte der Soldat, was das für eine Kreatur war. Langsam richtete sie sich aus ihrer liegenden Position etwas auf, ein monströser Kopf drehte sich in seine Richtung und gleich darauf sah Steve sich einem riesenhaften Hund gegenüber, gesträubtes Fell, Ohren in seine Richtung gestellt und grüne, unheimliche Augen auf ihn gerichtet. Er sah gebleckte Zähne so dick wie seinen Oberarm und so lang wie sein gesamter Arm. Ein Knurren wie ein Erdbeben grollte durch den Raum. Steves Kopf war völlig leergefegt, wie er dieses Biest anstarrte. Wenn es sich komplett aufrichten würde, würde es durch die Zimmerdecke durchbrechen! Doch dann verebbte das Knurren. Die riesige Nase schnupperte in der Luft. Gleich darauf waren die Zähne versteckt und der Hund beugte sich vor. Automatisch stolperte Steve zurück bis er mit dem Rücken gegen den Tresen an der Küchennische stieß. Eine riesige Nase kam vor ihm zu stehen. Steves Verstand rebellierte als der Kopf sich ohne Widerstand durch den viel zu kleinen Türrahmen zwängte. Oder eigentlich konnte man es nicht zwängen nennen, denn der Kopf glitt hindurch als wäre der Rahmen gar nicht da… oder der Kopf. Der Hund schnupperte nun direkt an ihm dran. Nur wenige Zentimeter vor ihm kam die riesige Nase zum Stehen. Der Soldat spürte die Präsenz des Biestes. Er spürte die Nähe. Die Kraft. Auch wenn er nicht wusste, wie. Aber er fühlte es irgendwie. Jedoch keinen Atem. Keinen Geruch. Oder zumindest keinen, den er mit einem Tier in Verbindung bringen würde. Auch wenn er nicht fähig war ein passendes Wort dafür zu finden, was er da roch. Nach einigen Sekunden, streckte er vorsichtig die Hand aus. Sie kam auf einer kühlen, feuchten Nase zum Ruhen. Bevor sie durch sie hindurchrutschte. Erschrocken riss er seine Hand wieder zurück. Ein Kribbeln pulsierte auf seiner Handfläche. Es war keine Illusion! Aber echt war es auch nicht. Nicht richtig. Dann zog der Hund seinen Kopf wieder zurück, trat rückwärts und drehte sich. Geräuschlos und ohne Mühen rutschte er einfach durch die Wand hindurch und war nicht mehr zu sehen. Nur durch den Türrahmen hindurch konnte er schwarzes Fell sehen. Einen Moment blieb Steve einfach mit dem Küchentresen im Rücken stehen und versuchte zu verstehen, was hier gerade passierte, während sein Herz schmerzhaft in seiner Brust hämmerte. „Captain Rogers, darf ich fragen, ob alles in Ordnung ist? Sollte ich jemanden informieren?“, schaltete sich Jarvis ein und riss ihn aus seiner Starre. Durch die Tür hindurch konnte Steve erkennen wie der Riesenhund sich hinsetzte. Oder zumindest sah er, dass sein Körper mit dem Hinterteil wieder zu Boden ging. „Captain Rogers?“, hakte Jarvis besorgt nach. „Was ist mit dem Hund?“, fragte Steve mit deutlicher Mühe seine Stimme unter Kontrolle zu halten. „Ist Loki da drin?“ „Mr. Odinson sitzt weiterhin am Fenster, Captain.“, antwortete die KI in einem Tonfall als sollte das völlig klar sein. „Jedoch vermag ich nicht einzuordnen, von welchem Hund Sie sprechen.“ Heftig atmend stürzte Steve wieder zur Tür. Wenn Loki da drin war mit diesem Biest! Irgendwo wusste er, dass er nicht verletzt sein konnte, denn Jarvis hätte in dem Fall bereits längst Hilfe angefordert. Als er erneut in den Raum sah, fiel Steves Blick auf eine weitere Gestalt, die in der Ecke zwischen Wand und Fenster hockte und nun nicht mehr von dem Ungeheuer verdeckt wurde. Loki saß zusammengekauert am Boden. Seine Beine an den Körper gezogen, die Arme darum geschlungen, die Stirn auf den Knien ruhend. Eine Hand umklammerte einen schwarzen, glänzenden Dolch, der von roten, pulsierenden Adern durchzogen war. Fenrir. Steves Kopf zuckte wieder zu dem überdimensionalen Hund. Unter seinem Blick legte dieser sich wieder hin. Seine Ohren lagen an und er platzierte seinen monströsen Kopf auf dem Boden direkt bei Loki, dicht genug, dass dieser ihn berühren könnte, würde er einen Arm ausstrecken. Ein leises Winseln ertönte. Steve brauchte einen Moment, um zu verstehen, was hier vor sich ging. Dass das riesige schwarze Biest der in den Dolch gebannte Fenriswolf sein musste. Dass er bei Loki gelegen und offenbar nun für Steve Platz gemacht hatte. Dass sein Freund offensichtlich in keinem guten Zustand war! Zwei Sekunden später war er über den die Tür versperrenden Schrank geklettert und hockte bei ihm. Er erkannte vertrocknetes Blut in seinen Haaren, an seinen Händen, seiner Kleidung. Vorsichtig legte er ihm eine Hand an die Schulter. „Loki?“, fragte er. Zusammenzuckend hob der Asgardier den Kopf an. Erschrockene, panische Augen erwiderten seinen Blick. Auch im Gesicht war Blut verschmiert. Es klebte in seinen Augenbrauen, seinen Wimpern, an seinen Lippen, seiner Stirn. Überall. Selbst in seinen Augen schienen einige der Äderchen geplatzt zu sein. „Was ist denn nur passiert?“, wollte Steve wissen. Er setzte sich neben ihn, legte den Arm um ihn und zog ihn an sich. Wortlos schlang der Asgardier die Arme um seinen Bauch und drückte sich gegen ihn. So nahe dran drängte sich der Geruch von Blut in Steves Nase. Er konnte riechen, dass es Lokis eigenes Blut war. Es roch ein kleines Bisschen anders als das von Menschen. Nicht ganz menschlich eben. Auch wenn ihm nicht klar war, was es war, was er da zusätzlich roch. Er hatte es bisher nur zwei Mals so richtig wahrgenommen. Als Clint vor inzwischen Monaten auf ihn geschossen hatte und als sie herausgefunden hatten, dass ein Fluch auf ihm lag, der ihn daran hinderte offen mit ihnen zu reden. War es das? Hatte er versucht diesen Fluch zu brechen und hatte wieder angefangen aus Augen, Nase und Ohren zu bluten? Zu gerne wollte er ihn fragen, wissen was los war. Doch stattdessen umarmte er seinen Freund einfach und wartete, bis dieser sich beruhigt hatte. Bis er wieder reden konnte. Sein Blick fiel auf den gewaltigen Wolfskopf, der sie beide mit einem Mal verschlingen könnte. Dieser erwiderte seinen Blick traurig und rutschte dann kaum merklich etwas näher, sodass seine Schnauze Loki berührte. Ein weiteres Winseln ertönte und jeglicher Schrecken, den Steve zunächst bei dem Anblick des Tieres empfunden hatte, war verschwunden. Ein riesiger Schwanz schwang einmal durch den Raum und glitt nahtlos durch alles hindurch, was im Weg war ohne es zu beschädigen. Stumm verbrachten sie die nächste Zeit in dieser Position. Die Sonne war bereits untergegangen als Lokis Arme um ihn sich lösten und er sich etwas zurücklehnte. Mit zitternden Händen legte er den Dolch neben sich auf den Boden. Die Hand streckte sich dafür aus, legte sich auf Fenrirs Schnauze und fuhr durch das dichte, schwarze Fell. Er schien keine Probleme damit zu haben sie richtig anfassen zu können. Fenrir fing an mit dem Schwanz zu wedeln. „Du kannst sie sehen.“, murmelte Loki und richtete seinen Blick auf Steve. „Ich finde es schwer sie zu übersehen.“, gab dieser zu bedenken. Die Ausmaße waren geradezu grotesk. Bitter lächelnd betrachtete der Asgarder das Tier vor ihm. Es rutschte erneut etwas näher, schob ihn etwas zurück und presste ihn damit enger gegen Steve. Einen Moment sah Steve zu. „Was ist passiert?“, wollte er dann wissen. Im ersten Moment schien sein Freund ihn einfach ignorieren zu wollen. Doch dann lehnte er sich wieder gegen ihn. „Ich werde das Chaos wieder beseitigen.“ „Das ist nicht was ich meine.“ „Eine Überreaktion. Ich konnte Fenrir nicht finden. Du bewahrst sie jetzt woanders auf. Und Jarvis hat sich geweigert mir ihren Aufenthaltsort zu verraten.“ Das stimmte. Sie hatte vorher in oder auf seinem Schreibtisch gelegen. Als Loki verschwunden gewesen war, hatte er sie mit ins Schlafzimmer genommen und in seinen Nachttischt gelegt. Es hatte ihm zumindest die Illusion seiner Anwesenheit gegeben. Oder ihm zumindest bestätigt, dass er sich das alles nicht eingebildet hatte. Denn niemand auf dieser Welt wäre fähig eine derartige Waffe herzustellen. Er wusste nicht genau, warum dieser Dolch ihm zumindest ansatzweise Trost gespendet zu haben schien. Vielleicht weil er Loki auf eine seltsame Art und Weise genauso vermisst hatte wie er? Zumindest wirkte das jetzt, wenn er den riesigen Wolf betrachtete auf einmal gar nicht mehr so völlig dämlich. Warum Jarvis sich in Schweigen gehüllt hatte, war ihm allerdings ein Rätsel. „Woher die Überreaktion?“, fragte er also nach. „Es ist längst an der Zeit mir erneut Lady Virginias Verletzungen anzusehen. Jarivs, ist die Lady zugegen?“, überging der Asgardier die Frage direkt. Seufzend erhob er sich. „Miss Potts befindet sich auf der Gemeinschaftsetage.“, kam sofort die Antwort der KI. „Ihre Abwesenheit ist bereits sehr negativ aufgefallen, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.“ Mit einem nichtssagenden Gesichtsausdruck drehte der Asgardier sich wieder zurück zu Steve. In der nächsten Sekunde waren jegliche Blutspuren verschwunden. Er hielt ihm eine Hand hin. Ohne zu zögern ergriff dieser sie und wurde hochgezogen. Hand in Hand gingen sie durch das Zimmer. Mit einer Handbewegung räumte Loki den Schrank vor der Tür aus dem Weg. In Steves Kopf überschlugen sich die Gedanken. Erneut bekam er keine Antwort auf seine Frage. Und wenn er seinen Freund ansah, so deutete nichts mehr auf den erbärmlichen Zustand, in dem er ihn vorgefunden hatte. Hieß das, dass alles wieder in Ordnung war? Wohl eher nicht. Es hieß lediglich, dass er nicht darüber reden wollte. Mal wieder etwas, das zwischen ihnen ungeklärt blieb. Als Loki ihn durch den verwüsteten Wohnraum zog, überlegte Steve, ob es nicht eine bessere Idee war ihn aufzuhalten und nach einer Erklärung zu verlangen, anstatt ihm zu erlauben das Geschehene einfach unter den Teppich zu kehren. Doch ehe er sich selbst davon überzeugen konnte lieber mit ihm zu streiten, denn es würde unweigerlich zu einem Streit führen, waren sie auch schon auf dem Flur. Steve schalt sich einen Idioten. Einen Feigling. So würde das nicht funktionieren. Doch irgendwie schnürte ihm der Gedanke, dass Loki einfach so verschwinden könnte, wenn er bedrängt wurde, die Kehle zu. Nur kurze Zeit später waren sie zusammen einige Etagen Höher und umrundeten die Ecke, die aus dem kleinen Flur in den großen Raum führte. Ihre Freunde hatten sich im Wohnbereich zusammengefunden. Pizzakartons stapelten sich auf dem Tisch. Und die Stimmung schien etwas gedrückt. Tony und Pepper saßen wie immer dicht beieinander auf der Couch, während Bruce einen Sessel in Beschlag nahm und ihre beiden Agenten zusammen den anderen. Wobei Clint etwas verstört wirkte? Irritiert fixierte Steve den Scharfschützen und fing gleich darauf ein leichtes Kopfschütteln von Natascha auf. Also ließ er auch das Thema fallen. „Wird auch Zeit.“, kommentierte Tony und biss erneut von seiner Pizza ab, während er sich zu ihnen herumdrehte. Pepper lächelte und sah ebenfalls zu ihnen. Ihr makelloses Gesicht ließ die vergangenen zwei Wochen fast wie Einbildung erscheinen. Als wäre nie etwas gewesen. Auch hatte sie keine Halskrause um. Ob sie noch Medikamente genommen hatte? Loki hatte gestern erwähnt, dass sie möglicherweise noch etwas nehmen müsste, bis es ihm gelang sie vollständig zu heilen. „Bei den Sternen…“, murmelte eben dieser nun grauenerfüllt neben ihm. Er entriss ihm seine Hand und stürzte nach vorne auf seine Freunde zu. „Wann ist dies geschehen, Mylady!?“ Den letzten Meter teleportierte er sich sogar direkt vor sie. Erschrocken darüber zuckte sie zusammen als er plötzlich direkt vor ihr auftauchte. „Wie konntet ihr alle einfach nur dasitzen!?“, verlangte er zu wissen ohne jemanden direkt anzusprechen, ließ sich auf die Knie vor Pepper fallen und legte ihr eine Hand an die zuvor geschundene Wange. Grünes Licht brach daraus hervor in einer Intensität, dass Steve im ersten Moment davon geblendet war. Völlig überrumpelt rührte Pepper sich keinen Zentimeter. Auch sie kniff bei dem grellen Licht zunächst die Augen zusammen, doch Loki verhinderte mit seiner zweiten Hand in ihrem Nacken, dass sie einem Reflex folgend den Kopf wegdrehte. Schließlich sah sie nur fragend und verwirrt den Asgardier vor sich an. Ebenso wie jeder andere im Raum, der nicht zu verstehen schien, was die plötzliche Aufregung sollte. Genauso wie Steve, dem sein Freund so schnell abhandengekommen war, dass er jetzt erst realisierte ihn nicht mehr an der Hand zu halten. „Dies ist noch nie zuvor geschehen, Mylady. Ich weiß nicht, wie das passieren konnte!“, erklärte Loki mit weit aufgerissenen Augen. Sein Blick wanderte unruhig über ihr Gesicht. Steve ignorierte die fragenden Gesichter, die nun ihm zugedreht wurden. Stattdessen trat er näher heran. „Was regt dich so auf, Loki?“, fragte Pepper mit ihrem ruhigen, liebevollen Tonfall und lächelte den Asgardier vor sich an. Dieser schien ihre Frage jedoch gar nicht wahrzunehmen. Stattdessen wurde das grüne Licht immer greller. Als Peppers Gesicht sich das erste Mal unangenehm verzog, griff Steve nach Lokis Handgelenken, zog sie von Pepper weg und an den dürren Körper heran. Völlig verdattert starrte der Asgardier ihn an. „Was tust du da!?“, beschwerte er sich. „Was hast du da getan?“, mischte Tony sich ein. Er hatte fast im gleichen Augenblick seine Freundin an sich herangezogen und umklammerte sie nun schützend. „Tony!“, beschwerte diese sich jedoch. „Die Fraktur muss geschlossen werden!“, verlangte Loki und versuchte sich aus Steves Umarmung herauszudrehen. Vergeblich. Immer wieder verzweifelte Blicke auf Pepper werfend. „Welche Fraktur?“, wollte Tony wissen. „Du hast sie gestern geheilt!“ Verwirrt sah Loki zu dem Milliardär. Dann blieb sein Blick auf Pepper haften, die es schaffte sich wieder aufzusetzen, ohne die Umklammerung um sie lösen zu müssen. „Ich…“, murmelte Loki nun etwas kleinlaut. Heftig atmend fasste er sich an den Kopf und schloss die Augen, presste die Lider fest aufeinander. Dann sah er wieder hoch. Starrte Pepper an. Langsam lockerte Steve den Griff um seinen Freund. „Loki?“, sprach er ihn an, als dieser sich nicht rührte und völlig erstarrt die Frau vor sich betrachtete. „Es ist alles in Ordnung.“, versicherte ihm Pepper und fuhr sich mit einer Hand wie zum Beweis über die glatte Haut, die noch am Vortag von einer Narbe verunstaltet gewesen war. „Ich bitte um Vergebung, Mylady.“, murmelte Loki schließlich. „Ich…“ Seine Stimme verlor sich, bis sie schließlich nicht mehr zu hören war, auch wenn seine Lippen sich noch einen Moment weiterbewegten. „Was hast du gesehen?“, ergriff Natascha nach einigen Sekunden der stille das Wort. „Die Wunde, wie sie gestern war?“ „Ich habe mich getäuscht.“, antwortete Loki lediglich und lehnte sich in Steves Umarmung. „Verzeiht.“ Beruhigend fuhr dieser seinem Freund mit einer Hand über den Arm. Er drehte den Kopf zur Seite, um die Agentin sehen zu können. Mit zerknirschtem Gesichtsausdruck betrachtete sie Loki, während Clint neben ihr unsicher auf den Asgardier starrte. Fast wirkte es, als hätte er… Angst? Nein. Angst war ein zu starkes Wort. Seine Hände waren in die Armlehnen gekrallt und er wandte den Blick ab, als ihm bewusste wurde, dass Steve ihn ansah. Die Augen schließend schluckte er schwer und presste die Lippen aufeinander. „Ich denke, wir gehen für heute schlafen.“, verkündete Steve. Loki reagierte nicht mehr auf ihn, als wäre er völlig in seinen eigenen Gedanken versunken. Doch als er seine Arme um ihn lösen wollte, krallte er sich darin fest und ließ nicht zu, dass er sich von ihm löste. Eine Reaktion die Steve ein kurzes aber bitteres Lächeln entlockte. Er drückte seine Lippen gegen Lokis Schläfe. „Keine Sorge, ich lasse dich nicht allein.“, murmelte er ihm ins Ohr. Ohne Mühe hob er ihn auf seine Arme, wünschte seinen Freunden eine gute Nacht. Besorgt sah er erneut zu den beiden Agenten. Nat hatte bereits eine Hand ihres Partners aus dem Polster entwirrt und hielt sie fest. Ihre Finger strichen sachte über den Handrücken und sie hatte sich weiter in ihn hineingelehnt. Mit einem knappen Lächeln und einem Nicken in Richtung des Fahrstuhls machte sie Steve klar, dass sie alles im Griff hatte. Zögerlich, aber ohne andere Möglichkeiten im Moment, erwiderte er ihr Nicken und ging zurück in sein Appartement. Das Chaos ignorierte er. Dann stand sein Bett eben für jetzt woanders. Er sammelte die Bettdecke vom Boden auf, legte sich mit seinem Freund hin und zog ihn wieder enger an sich. Mit einem Mal schreckte Steve aus dem Schlaf hoch. Fast hyperventilierend griff er neben sich. Doch da war niemand. Panisch drehte er sich in entsprechende Richtung in der sein Freund liegen sollte. Doch er war allein. „Mr. Odinson befindet sich im Badezimmer.“, informierte Jarvis ihn. Erschrocken über die plötzliche Stimme zuckte Steve zusammen. Die Augen schließend zwang er sich ruhig zu atmen. Alles war in Ordnung. Loki war nicht auf einmal verschwunden. Er war nur im Badezimmer. Er durfte ins Badezimmer. Er würde ihm sicher nicht verbieten alleine auf Toilette zu gehen! Gleich darauf war er aus dem Bett gesprungen. Nebenbei fiel ihm auf, wie ordentlich sein Zimmer aussah. Das Bett stand noch am falschen Ende des Raumes, aber das gestrige Chaos war verschwunden. Fein säuberlich stand alles wieder an seinem Platz. Hektisch klopfte Steve drei Mal gegen die Badezimmertür. Auch wenn Jarvis ihn hatte reingehen sehen, dort drin waren keine Kameras. Wenn er von dort sich einfach wegteleportiert hatte, würde die KI das nicht mitbekommen. „Loki?“, rief er und hoffte dabei nicht allzu armselig zu klingen. Sich davon abhaltend gleich wieder gegen die Tür zu hämmern, wartete er. Auch ein Asgardier brauchte ja wohl etwas Reaktionszeit. Doch seine Selbstbeherrschung reichte nicht lange und er klopfte erneut gegen das Metall der Tür. Wenn er gerade duschte, würde er wohl etwas länger brauchen? Was eine Ewigkeit für ihn schien wartete er bis er gegen die Tür hämmerte. „Loki!“ Was wenn er weg war? Doch eine Sekunde später glitt die Tür auf und sein Freund stand mit nassen, tropfenden Haaren darin. An den unteren Enden kringelten sich die Strähnen zu Korkenzieherlocken. Eine grüne Tunika, die bis zur Mitte seiner Oberschenkel reichte, war das Einzige, das er trug. Ein alarmiert fragender Blick aus tiefgrünen, wunderschönen Augen traf Steve und dieser spürte eine Welle der Erleichterung über seinen Körper hinwegrollen. Er war also wirklich noch hier. Ohne weiter nachzudenken beugte er sich vor, zog ihn in eine Umarmung und drückte seine Lippen auf die seines Freundes. Loki erwiderte den Kuss nach einer kurzen überraschten Reaktionspause und Steve zog ihn aus dem Bad heraus und drängte ihn gegen die Wand daneben. Während er eine seiner Hände seitlich an seinem Gesicht vorbei in die nassen dunklen Strähnen gleiten ließ, fuhr er mit der anderen seinen Körper entlang nach unten und zwischen seine Beine. Loki keuchte auf. Seine Finger krallten sich in Steves Schultern. „Steve?“, kam es halb erstickt, halb keuchend zwischen seinen Lippen hervor. Verwirrung spiegelte sich in seinem Blick, doch er wehrte sich nicht. Der Soldat grinste und küsste sich seinen Weg entlang zum Ohr und dann sein Kinn entlang herunter. Seine Finger lösten sich aus den dunklen Haaren und machten sich daran die Tunika zur Seite zu ziehen und seine Schulter zu entblößen. Lokis Kopf fiel nach hinten gegen die Wand, was eine wunderbare Entwicklung war und Steve sogleich nutzte, um seinen Hals entlang nach unten mit Küssen einzudecken. Er spürte eine der weißen, schmalen Narben an seinen Lippen, als er weit genug zu seiner Schulter hervorgedrungen war. Es erinnerte ihn daran, was unter der Tunika verborgen war. Was Loki nicht gewillt war ihm zu zeigen. Worüber er nicht in der Lage war zu sprechen. Verzweiflung mischte sich in seine Gedanken als ihm erneut klar wurde, dass er gerade mal eine Ahnung davon hatte, was seinem Freund widerfahren war. Nichts davon war in einem Rahmen geschehen den er überhaupt fähig war zu erfassen. Oder zumindest schien es so. Loki hüllte sich über seine Vergangenheit komplett in Schweigen. Seinem Vorhaben folgend ließ Steve sich auf die Knie fallen und schob die grüne Tunika hoch. Er selbst hatte das noch nie gemacht. Aber Loki hatte in den vergangenen Wochen unter Beweis gestellt, dass er sehr genau wusste, was er tat und Steve regelmäßig dazu getrieben seinen Namen lauthals durch den Raum zu stöhnen. Ohne zu zögern, streckte der Soldat die Zunge heraus und fuhr über das erigierte Glied vor ihm. Er versuchte dabei nicht darüber nachzudenken wie viel mehr Erfahrung sein Freund hierbei hatte und im Umkehrschluss wie wenig er selbst vorweisen konnte. Die Unsicherheit aus seinen Gedanken vertreibend imitierte er, was Loki bei ihm getan hatte so gut es ihm möglich war. Und tatsächlich dauerte es nicht lange, bis Loki sich über ihn gebeugt schwer auf seinen Schultern aufstützte, mit den Fingern in sein Shirt gekrallt, unregelmäßig und hörbar tief atmete, während immer wieder Steves Name seinen Lippen entkam. Jedes Mal, wenn er diese von Lust erstickte Stimme hörte, lief ihm ein wohliger Schauer über den Rücken und direkt in seine eigene Lendengegend. Als der Soldat neugierig nach oben sah, erkannte er, dass Loki in beobachtete. Seine Augen waren nur halb geschlossen. Tiefes Grün leuchtete zwischen seinen Augenlidern hervor. Er biss sich auf die Unterlippe, die bereits so malträtiert war, dass sie eine gesunde rote Farbe angenommen hatte. Ein leichter Schimmer zeichnete sich auf seinen Wangen ab. Beinahe vergaß Steve bei dem Anblick, was er da gerade tat. Doch dann wandte er den Blick wieder ab, bevor sein Freund es schaffte ihn komplett zu hypnotisieren. Der Orgasmus kam nicht überraschend. Steve spürte die Anspannung, bevor Loki zum letzten Mal aufstöhnte und dann erschöpft zusammensackte. Behutsam zog Steve ihn sicher in seine Arme, bis er auf seinem Schoß saß, mit dem Kopf an einer Schulter lehnte, während sein Atem noch immer heftig ging. Sanft verteilte Steve Küsse, wo er rankam. Ohr. Nacken. Wange. Schläfe. Er liebte diesen Mann. So sehr, dass es wehtat. Einige Minuten blieben sie in dieser Position sitzen und Steve genoss es das Gewicht seines Freundes gegen ihn gelehnt zu spüren, die nun ruhiger werdenden Atemzüge auf seiner Haut wahrzunehmen, den Geruch einzuatmen. Ohne Vorwarnung waren plötzlich die Hände des Asgardiers auf seinen Schultern, im nächsten Moment verlor er das Gleichgewicht und fiel nach hinten. Loki hing an seinen Lippen, noch bevor er auf dem Boden aufkam. Sofort wieder erregt, griff Steve nach ihm, versenkte seine Finger in den weiterhin nassen schwarzen Strähnen und zog ihn enger heran, intensivierte den Kuss, aufstöhnend als sein Freund unfassbar gut gezielt seinen Unterleib bewegte und gegen seine Erektion rieb. Lokis Hände verschwanden unter Steves Shirt und gleich darauf wurde es achtlos von ihnen irgendwo ins Zimmer geworfen. Steve versuchte das Gleiche bei Loki zu tun, doch wie immer wurde seine Hände abgewehrt sobald sie höher als zu seinen Hüften kamen. Und momentan war nicht der Zeitpunkt darüber zu reden. Auch wenn es dringend nötig war. Auch wenn es eine Überraschung wäre, wenn Loki jemals sich auf ein Gespräch darüber einlassen würde. Doch der Gedanke war gleich darauf verschwunden, als mit der nächsten Reibung wieder ein wohliger Schauer seinen gesamten Körper entlangrollte. Unwillkürlich stieß er nach oben dabei und versuchte im nächsten Moment das Verlangen zu unterdrücken Loki zu packen und sie beide so umzupositionieren, dass er ihn unter sich festklemmte. Das würde keine guten Folgen haben. Er wusste das. Auch wenn seine Instinkte von ihm verlangten genau das zu tun. Mit von Lust verhangenem Blick starrte er nach oben in das Gesicht seines Freundes. Es schien, dass der vorangegangene Orgasmus ihn einen deutlich kühleren Kopf bewahren ließ. Dann beugte er sich wieder runter und küsste ihn. Steves Augen fiel zu und er ließ sich komplett nur auf seine Empfindungen ein. Er packte den Asgardier im Nacken, hielt ihn bei sich unten, während seine andere Hand über seinen Körper nach unten wanderte. Ähnliches hatte wohl auch sein Freund vor, denn seine Hände beschäftigten sich damit seine Hose nach unten zu schieben und Steve strampelte den störenden Stoff schließlich von seinen Beinen. Erneut aufstöhnend drückte er seinen Rücken durch als Loki seine Erektion umfasste. Er entkam seinem Griff im Nacken und richtete sich auf. Irritiert öffnete Steve die Augen einen spaltbreit. Gerade um zu sehen, wie Loki sein Gewicht auf die Knie verlagerte und von ihm hochkam, nur um sich über seiner Erektion erneut niederzulassen. Steve sah nur noch Sterne als seine Eichel in Loki eindrang. Aufstöhnend griff er nach seinem Freund und krallte seine Hände in den Oberschenkeln fest. Der wohlige Schauer ließ ihn zittern und er stieß nach oben, presste seine Länge weiter hinein und wurde sofort erneut mit mehreren Wellen der Erregung dafür belohnt. Er hatte keine Ahnung, was er da tat. Zwar hatte er sich im Internet darüber informiert wie genau Sex zwischen zwei Männern ablief - er bereute 90% der Seiten, die ihm auf seine Anfrage hin angezeigt worden waren, angeklickt zu haben - aber nichts davon wollte ihm momentan hilfreich sein. Irgendwie hatte er angenommen, sie würden darüber reden, wenn es soweit war. Stattdessen hatte Loki sich anscheinend entschlossen das spontan zu machen. Hinzukommend hatte Steve sich das irgendwie andersherum vorgestellt. Doch sicher würde er sich nicht darüber beschweren. Es war ohnehin nur eine Frage der Zeit gewesen und er hatte Loki auch nicht bedrängen wollen mit dem Thema. Immerhin hatte Tony ja schwammig problematische Situationen angesprochen, die der Asgardier hatte bei SHIELD ertragen müssen. Jegliche Gedanken wurden aus seinem Kopf geschleudert, als Loki vollends nach unten glitt und sein Glied komplett in sich aufnahm. Bei dem Erregungszustand in dem er sich davor bereits befunden hatte, war das beinahe genug gewesen, um einen Orgasmus auszulösen. Für einen Moment passierte nichts und Steves Blick fing an sich etwas zu klären. Es reichte um Lokis Gestalt zusammengekrümmt auf ihm sitzen zu sehen, den Kopf nach vorne gebeugt, schwarze Strähnen, die ihm den Blick auf das fein geschnittene Gesicht verwehrten, heftig atmend, immer wieder keuchend und vor Erregung zitternd. Dann fing der Asgardier an sich quälend langsam zu bewegen. Seine Hände fuhren über Steves Brust und krallten sich an seinen Schultern fest, während Steve den Kopf in den Nacken warf und sein Körper sich im vorgegebenen Rhythmus mit dem seines Freundes mitbewegte. Lokis Namen stöhnend, rollte der Orgasmus schließlich über ihn hinweg und hinterließ ihn mit dem inzwischen bekannten Gefühl von Liebe und Geborgenheit. Schwer atmend ließ auch Loki sich nach vorne fallen und kam mit der Stirn auf seiner Schulter auf. Sofort zog Steve ihn in eine Umarmung und fuhr mit den Händen über seinen Rücken, während er seine Nase in die schwarzen Haare drückte. Seine Finger blieben an einer Unebenheit hängen. Und normalerweise würde er nicht weiter darüber nachdenken, es als Unebenheit im Stoff abtun oder eben auch als das, was es war und von dem er wusste. Die Narben, die sich über den gesamten Rücken des Asgardiers zogen. Gedankenverloren folgte er der Unebenheit bis hinauf zum Schulterblatt, wo sie endete, aber dafür so viele andere durchliefen. Er folgte einer anderen Narbe, die wieder hinunterführte. Ruckartig fuhr Loki in die Höhe. Mit Panik in blutigen Augen stieß er sich ab und rutschte nach hinten, gab dabei Steves erschlafftes Glied frei. So unpassend es für die momentane Situation war, erfasste ein wohliger Schauer den Soldaten und ein Zittern fuhr seinen Rücken entlang nach oben nur um sogleich wie nichts weggewischt zu werden als sein Blick auf die weißliche über rosa bis rote Substanz fiel, die nicht nur zwischen seinen Beinen klebte, sondern auch an der Innenseite von Lokis Oberschenkeln herabrann. Schockiert starrte er darauf. „Verzeih mir.“, murmelte Loki dann und sprang auf die Füße. Augenblicklich folgte Steve und stürzte noch rechtzeitig hinter ihm ins Badezimmer, bevor die Tür zugleiten konnte. Er hatte so den Verdacht, dass Jarvis damit was zu tun hatte, dass er noch hineingekommen war. „Loki!“, sprach Steve den Asgardier an, packte ihn am Handgelenk und drehte ihn zu sich herum. Halb verstört, halb panisch mied dieser seinen Blick. „Ich verspreche, ich kann das besser!“, platzte es aus ihm heraus. Flehentlich sah er hoch. Blut klebte an seinen Wimpern und die Augenflüssigkeit hatte eine rötliche Note. „Ich beweise es dir!“ Damit stürzte er nach vorne, griff Steve im Nacken und presste ihre Lippen aufeinander. Es fühlte sich mehr nach einem Angriff an als nach Zweisamkeit. Mit Wucht wurde Steve nach hinten gegen die verschlossene Tür gepresst und Lokis andere Hand war in seinem Schritt, bevor der Soldat überhaupt realisierte, was gerade los war. Behutsam versuchte er seinen Freund von sich zu schieben, zumindest soweit, dass er etwas sagen konnte, aber Loki schien so in Rage, dass er das überhaupt nicht bemerkte. Er gab ihm kaum den Bruchteil einer Sekunde zum Atmen zwischen den schon fast aggressiven Küssen, die er ihm aufdrängte. Und alles in Steve schrie danach das, was auch immer es war, sofort zu beenden. Schließlich spürte er, wie sein Körper ohne seine Erlaubnis reagierte, Erregung wieder in ihm aufkam und von seiner Lendengegend aufstieg, seinen Verstand gefährlich abschweifen ließ. Nein! Nein, nein, nein! Das war so falsch! Mit deutlich mehr Kraft als zuvor stieß er den Asgardier von sich. Ein knurrendes Geräusch entrang sich seiner Kehle, als ihre Münder sich letztendlich voneinander trennten. Heftig atmend und mit aufgerissenen Augen beobachtete er wie Loki nach hinten stolperte und nur deshalb nicht zu Boden stürzte, weil er sich reflexartig am Waschbecken festgehalten hatte. Er traute seiner Selbstbeherrschung nicht genug, um seinem Impuls nachzugehen und ihn festzuhalten, um sicherzugehen, dass er wirklich nicht stürzte. Ratlos, wie er war, sah er zu, wie der Asgardier sich wiederaufrichtete. Ein Lächeln lag auf dessen Lippen, das zu dem gequälten Ausdruck in seinen Augen nicht passen wollte. „Loki?“, fragte Steve und trat einen vorsichtigen Schritt näher. „Was ist da gerade passiert?“ Mit einer zitternden Hand fuhr der Asgardier sich über die Stirn. Seine Finger krallten sich in dichte schwarze Haare. „Loki?“ Das Porzellan des Waschbeckens knackte und knirschte, Risse zogen sich über die zuvor ebene weiße Fläche. Schließlich brach ein Stück komplett ab und Loki ließ es zu Boden fallen, offenbar verwirrt darüber, dass es sich gelöst hatte. „Loki!?“ Erst jetzt sah der Asgardier hoch. Unsichere grüne Augen erwiderten Steves Blick für einen kurzen Moment, bevor sie zu Boden starrten. Vorsichtig trat Steve näher. Langsam streckte er die Hand aus und ergriff eine von Loki. „Sprich mit mir.“, bat er. „Ich kann das besser.“, beteuerte der Asgardier ohne aufzusehen erneut. „Ich erwartete nicht, dass es derart in die Quere kommt! Die Tube ist gestern zerrissen, ich habe sie vorhin weggeworfen. Meine Magie ist so fest versigelt, du kannst mit mir tun, was du willst! Es wird keinen Ausbruch geben!“ Verzweifelt sah er nun wieder hoch. Seine zweite Hand krallte sich an seinem Unterarm fest. Sie zitterte. „Ich verlange keine Zurückhaltung von dir. Ich weiß, du unterdrückst dein eigenes Verlangen. Das ist unnötig! Tu mit mir, was du willst! Ich kann dir in Panik nicht mehr schaden. Du kannst mich händeln!“ Steve starrte den Mann vor sich an. Verstand er das gerade richtig? Forderte Loki ihn dazu auf sich einfach zu nehmen wonach ihm der Sinn stand ohne dabei auf seinen Partner Rücksicht zu nehmen? Der bloße Gedanke ließ in ihm Übelkeit aufsteigen. Er wusste nicht, was genau er fühlen sollte. Sollte er sauer sein, weil Loki dachte er würde so etwas auch nur in Betracht ziehen? Besorgt, weil Loki offenbar so wenig Selbstachtung hatte, dass er etwas Derartiges ernsthaft vorschlug? Verzweifelt, weil dieses Verhalten ja irgendwo herkommen musste? Weil er das irgendwo gelernt haben musste. Hatten vorangegangene Beziehungen so für ihn ausgesehen? „Ich würde dir nie so etwas antun.“, flüsterte Steve. Er drückte einen Kuss auf die Stirn seines Freundes als ihn das Verlangen danach überkam. „Ich weiß, dass du das willst! Seit Wochen! Ich kann es dir nicht verwehren. Ich habe einer exklusiven Beziehung zugestimmt. Ich bin mir meiner Pflichten bewusst!“ „Deiner Pflichten!?“, wiederholte Steve schockiert. „Das hier…“, er fuhr mit einer Hand zwischen Lokis Beine und mit den Fingern die Innenseite seiner Oberschenkel entlang. Er konnte das Unbehagen über diese Berührung in den feinen Zügen seines Freundes kurz erkennen. Jedoch keinen Widerstand. „… siehst du als deine Pflicht!?“, fuhr er aufgebracht fort. Er brachte seine Hand auf Augenhöhe zwischen sie. Lokis Blut gemischt mit seinem eigenen Sperma klebte an Steves Fingern. „Das ist widerlich, Loki!“, beurteilte er angewidert. Einige Sekunden starrten sie sich gegenseitig an. Steve hatte sich dafür entschieden wütend zu sein. Aus mehreren Gründen. Während Loki ihn schockstarr anstarrte und kaum überhaupt zu atmen schien, versuchte Steve seine eigenen Gedanken zu ordnen. „Ich…“, fing Loki schließlich unsicher an. Sein Blick flackerte zu Boden und er schluckte schwer. „… weiß nicht, was du willst.“ Steve wollte definitiv keinen Sex, der als Pflicht angesehen wurde. Er wollte weiterhin Sex. Und zwar mit Loki. Wenn es nach ihm ginge, dann auch täglich. Mehrmals. Aber lieber verzichtete er komplett darauf als dass sein Partner sich in irgendeiner Form dazu gedrängt fühlte. Sich wehtat. Oder sich erniedrigen ließ. Seine eigenen Bedürfnisse missachtete. Das war nämlich keine Partnerschaft. Es war Misshandlung. Und das war widerlich. Sein Griff um Lokis Hand wurde fester und er wischte seine andere an sich ab, bevor er eine schwarze Strähne aus dem Gesicht seines Freundes nach hinten strich. „Ist das so auf Asgard?“, fragte er vorsichtig, bevor erneut ein Missverständnis zwischen ihnen auftauchte aufgrund der unterschiedlichen Kultur in der sie aufgewachsen waren. „Gibt es dort solche… Pflichten in Beziehungen?“ Das hieß ja noch lange nicht, dass er auf so einen Blödsinn eingehen musste. Unsicher sah der Asgardier wieder hoch und ihn an als würde er versuchen herauszufinden, ob diese Frage ernst gemeint war. „Je nachdem in was für einer Art Beziehung man sich befindet, gibt es gewisse Erwartungen. Besteht diese aus Individuen unterschiedlichen sozialen Ranges, so ist es selbstverständlich, dass der niedere Partner seinen Nachteil durch entsprechende Leistungen und Hilfen soweit aufzuwiegen versucht wie möglich, um die Gunst des höher Gestellten nicht zu verlieren oder zu einer unausgewogenen Belastung zu werden.“, erklärte Loki. „Ich habe bereits mehrfach unaussprechlich dabei versagt zu keiner Belastung für Euch zu werden. Es wird lediglich schlimmer und schlimmer.“ „Und du hast befürchtet meine Gunst zu verlieren, wenn ich keinen Sex kriege?“ Steve gelang es nicht den anklagenden Unterton aus seiner Stimme ganz zu verbannen. Als Ergebnis schrumpfte sein ohnehin eingeschüchterter Freund weiter in sich zusammen. „Ich weiß, ich handle widersprüchlich. Ich weiß eine Trennung wäre am ehesten in Eurem Sinne und gleichzeitig schaffe ich es nicht mich selbst von Euch zu lösen. Es ist erbärmlich.“ Er versuchte ihm seine Hand zu entziehen, doch Steve hielt ihn fest. „Vergiss das mit der Trennung endlich. Wir…“ „Warum!? Ich schaffe es nicht mich von Euch zu trennen, auch wenn es das deutlich bessere für Euch wäre. Es ist egoistisch und rücksichtslos!“, schnitt Loki ihm das Wort ab. Zum ersten Mal in diesem Gespräch erhob er seine Stimme. Es sah auf, Verzweiflung und Verwirrung in den grünen Augen deutlich sichtbar. „Ich kann Euch nichts bieten, Captain!“ Steve zuckte bei dieser Ansprache kaum merklich zusammen. So gut es ihm auch gelungen war die Höflichkeitsform zu ignorieren, in die Loki gewechselt war, erneut von ihm mit seinem Rang angesprochen zu werden, und das nicht in neckischem Tonfall, war kaum besser als ein Faustschlag ins Gesicht. Es reichte, dass Loki es schaffte sich von ihm zu lösen und zurückzuweichen, bis er mit dem Rücken gegen die Duschkabine stieß. „Alles was mich in Eurer Gunst heben könnte, ist nichts als eine Lüge! Und nicht nur, dass mein Körper völlig kaputt ist, auch mein Verstand versagt! Ich merke es! Ihr habt es bemerkt! Ich spüre wie er mehr und mehr verfällt und verrottet, als würde ich mir selbst beim verwesen zusehen! Und ich muss die Siegel lösen, solange ich noch dazu in der Lage bin! Ohne Eure Anwesenheit hätte ich den Weg wahrscheinlich gar nicht erst zurückgefunden!“ Auflachend sank er zu Boden. Alarmiert trat der Soldat einen Schritt näher. Er hatte keine Ahnung, was er tun oder lassen sollte. Was helfen und was es nur verschlimmern würde. Er verstand nicht wovon der Asgardier sprach. Aber zumindest eins wusste er. Dass er da war, half. Auch wenn er vielleicht auch die Ursache hierfür war. Er wusste nicht warum das so war. Nicht die geringste Ahnung. Es hatte auch bei seinen Albträumen geholfen, ebenso wie bei den Panikanfällen. Doch das hier war kein Panikanfall. Oder zumindest nicht die übliche Art davon. Langsam, sehr darauf bedacht keine ruckartigen Bewegungen zu machen, setzte er sich neben Loki, welcher nun mit weit aufgerissenen Augen auf den Boden vor sich starrte, mit einer Hand sich auf dem Boden abstützend, mit der anderen fest in die Haare gekrallt, als wollte er sie ausreißen. Aus Angst er könnte das wirklich tun, legte Steve seine eigene darüber und versuchte die schlanken Finger aus den dunklen Strähnen zu lösen. Es gelang ihm nach einiger Zeit und stattdessen wurde seine Hand nun so fest gedrückt, dass es schon beinahe schmerzhaft war. Er platzierte einen Kuss auf Lokis Finger und wartete als dieser nicht auf seine Ansprache reagierte. Zusammen saßen sie einfach da. Steve ließ seine Hand keine Sekunde lang los und Loki versuchte nicht sie ihm zu entwenden. Nach einiger Zeit, verlor der Griff an Stärke. Weitere Zeit später lehnte der Asgardier sich nach hinten, seinen Blick weiterhin vor sich gerichtet. „Warum erträgst du mich?“, durchbrach er schließlich das Schweigen. Und Steve nahm es als gutes Zeichen, dass die Höflichkeitsform verschwunden war. „Wieso tust du dir das an? Ich bin nicht gesund. Weder körperlich noch geistig. Du hast keine Vorteile davon dir das aufzubürden. Aber so viele Nachteile dafür. Als ich dem hier zusagte, erwartete ich nicht, dass unsere Verbindung über längeren Zeitraum bestehen bleibt.“ „Was hast du erwartet?“ „Tage. Vielleicht einige Wochen. Bis die Faszination über das Neue nachgelassen hat und es der Mühe nicht mehr wert ist.“ „Du wirst immer die Mühe wert sein.“ „Das glaubst du tatsächlich.“ Mit einem beinahe mitleidigen Blick musterte der Asgardier ihn, bevor er wieder herabsah. „Ich werde niemals die Mühe wert sein. Du siehst es nur noch nicht. Es wird kommen.“ „Du vertraust mir noch immer so wenig?“ „Ich vertraue nicht. Es ist töricht.“ „Es ist töricht seinem Lebenspartner zu vertrauen?“ Wie in Zeitlupe drehte der Asgardier ihm nun sein Gesicht zu. Ohne eine Miene zu verziehen, betrachtete er ihn, doch seine Augen waren alles andere als ruhig. Ein Sturm wütete in diesem endlosen Grün, als wollte er aus seinem beengten Raum ausbrechen. Erfolglos. „Lebenspartner.“, wiederholte Loki. „War es das, was du mit einer exklusiven Beziehung meintest?“ „Was dachtest du, was ich meine?“ Damals hatte er nicht wirklich so weit gedacht. Er hatte lediglich gewusst, dass er ihn für sich alleine haben wollte. Dass er ihn anfassen dürfen wollte. Dass er ihn küssten dürfen wollte. „Ich hatte ebenfalls nicht wirklich gedacht, dass du so lange an mir interessiert bleibst, dass man über diese Bezeichnung überhaupt nachdenken könnte.“ Eigentlich hatte er nach spätestens einem Monat erwartet, dass Loki sich intellektuell mit ihm völlig unterfordert fühlen und ihn fallen lassen würde. Das war nicht passiert. Eine Weile hatte es ihn erstaunt. Wenn er ehrlich war, erstaunte es ihn noch immer hin und wieder. Immerhin war Loki ein Prinz Asgards. Ein hochintelligenter Wissenschaftler. Der nebenbei noch mit Magie umgehen konnte, von deren Grenzen Steve nicht einmal eine Vorstellung hatte. „Nur ein Narr würde jemanden wie dich ablehnen.“ Loki schnaubte. „Gut.“, urteilte Steve. „Und nur ein Schwachsinniger würde seinem Lebenspartner sexuelle Handlungen aufzwingen!“ Als wollte er widersprechen, öffnete Loki den Mund. Doch er schien zu verstehen, dass eine Diskussion keinen Sinn ergeben würde und klappte ihn wieder zu. Es war seltsam, dass er in erster Linie darüber eine Diskussion hatte überhaupt anfangen wollen. „Erklärst du mir, wie Beziehungen auf Asgard ablaufen?“, fragte Steve schließlich. Er hatte das dringende Bedürfnis abzugleichen auf welchem Stand sie waren. Was Loki darüber dachte und es aneinander anzugleichen, denn offenbar war das nicht so offensichtlich, wie Steve erwartet hatte. Mit einer nebensächlichen Handbewegung ließ Loki den Dreck an ihnen beiden verschwinden. Blut, Schweiß und Sperma waren weder zu riechen noch zu sehen und Steve verkniff sich einen Kommentar, dass er sich seine Magie hätte sparen können. Sie befanden sich bereits im Badezimmer. Loki stand auf, reichte ihm die Hand und zog ihn auf die Füße. „Steve.“ Sie sahen sich an. Einen Moment haderte Loki offenbar noch mit dem, was er sagen wollte. „Fass die Narben nicht an. Es ist unangenehm.“ Als wäre die Sache damit erledigt, drehte er sich wieder um und ging zur Tür, Steves eigentliche Frage komplett ignorierend. Kleidung tauchte wie aus dem Nichts auf, die Tunika verschwand und was übrig blieb war eine schwarze Anzughose und ein grünes Hemd. „Behältst du deshalb immer etwas an? Um mögliche Berührungen abzuschwächen?“, hakte Steve nach als er ihm folgte. „Oder ist das erneut etwas, das du für unansehnlich an dir hältst?“ „Ist es das nicht?“, wollte Loki in eher desinteressierter Tonlage wissen. Er warf ihm einen skeptischen Blick über die Schulter zu als er gerade das Badezimmer wieder verließ. „Warum sollte es das sein? Volstagg hat uns stolz seine Narbe am Rücken gezeigt! Das ist definitiv keine der seltsamen Vorstellungen auf Asgard.“, argumentierte Steve. „Authentische Wunden und deren Überbleibsel, die man sich im Kampf zugezogen hat, sind ehrenvoll und werden als Trophäen verstanden.“ Loki machte eine kaum merkliche Bewegung in Richtung des Bettes und es schwebte knapp über dem Boden zurück auf seinen ursprünglichen Platz. Als Steve gerade widersprechen und seine Unzufriedenheit über diesen Einsatz von Magie zum Ausdruck bringen wollte, fiel es ihm wie schuppen von den Augen. „Du denkst, es lässt dich schwach aussehen.“, sprach er seine Vermutung aus. Loki reagierte nicht darauf. Doch es machte Sinn. Zumindest auf eine verdrehte Art und Weise. Narben aus einer Schlacht, waren Trophäen die die eigene Kraft und Stärke bezeugten sich gegen einen mächtigen Gegner durchgesetzt zu haben. Etwas das offensichtlich gern gesehen auf Asgard war. Krieger hatten ein hohes Ansehen. Militärische Berufe waren erstrebenswert. Ein gestählter, muskulöser Körper war attraktiv. Und nichts hinterließ so leicht Spuren auf einem asgardischen Körper. Doch die Narben auf Lokis Körper waren Überbleibsel von Folter und Gefangenschaft. So etwas überlebt zu haben, war eher ein Zeugnis geistiger Stärke. Etwas dem allem Anschein nach nicht soviel Achtung entgegengebracht wurde wie physischer Überlegenheit. Asgard verehrte lieber jemanden der sich roher Gewalt bediente und Hals über Kopf unüberlegt in einen Kampf stürzte, als jemanden der Taktiken entwarf und intelligent vorging, dabei Gewalt möglicherweise sogar eher verhinderte. Das erklärte komplett den Kampfstil von Thor und seinen Freunden! Immer bereit sich in den nächsten ihnen anbietenden Kampf zu stürzen, hatte Steve oft genug an ihrer Seite gekämpft. Was er erwartet hatte nach all den Geschichten die ihm erzählt worden waren, war eine organisierte, aufeinander abgestimmte Gruppe, die ihre gegenseitigen Stärken und Schwächen abdeckte und eine nahezu unzerstörbare Einheit bildete. Danach hatten sich die ganzen Erzählungen und Prahlereien von Thor, Volstagg und Fandral angehört. Was Steve allerdings erlebt hatte, war ein Haufen kopfloser Hühner die mit erhobenem Schwert brüllend auf ihren Gegner zurannten ohne Absprache, Strategie oder überhaupt den Anschein als würde sie derartiges interessieren oder dass sie mehr davon verstanden als die simpelsten Grundlagen. Es hatte fast komisch ausgesehen. Wie ein Haufen Kinder, der im Sandkasten spielte. Und gleichzeitig war der gekonnte Umgang mit den eigenen Waffen und Fähigkeiten nicht abzustreiten. Wer auch immer diese Asgardier ausgebildet hatte, hatte ganz genau darauf geachtet, dass sie ihre Vorteile ausnutzend und Schwachpunkte schützten. Diese Mischung aus strategielosem Durcheinander und perfekten Einzelkämpfen war irritierend gewesen. Steve hatte ab da gemutmaßt, dass Asgardier körperlich häufig dem Rest des Universums so stark überlegen waren, dass eine solche Vorgehensweise dennoch für gewöhnlich zum Sieg führte. Oder dass sie von vorne herein bei menschlichen Gegnern davon ausgehen, dass diese keine Gefahr für sie seien. Denn wenn sie nur Menschen gewesen wären, wären sie alle in ihrem ersten Kampf hier auf der Erde direkt gestorben. Loki drehte sich zu ihm um, als Steve wie angewurzelt stehen blieb und ihn anstarrte. Grüne Augen sahen ihn fragend an. „Du hast gefehlt.“, sagte Steve zusammenhanglos. Loki war Teil ihrer Gruppe gewesen, das wusste er! Das hatte Thor oft genug betont. Loki war derjenige, der Strategien entwarf und Pläne schmiedete die etwas taugten! Der Hintergrundinformationen sammelte und mit List vorging! Der Grund warum Thors Kampftrupp so erfolgreich gewesen ist im Vergleich zu denen anderer Asgardier – sofern man den Geschichten glauben wollte - war nicht nur die rohe Kraft die sie gemeinsam hatten -auch wenn diese beträchtlich war- es war auch Lokis vorausschauende Organisation! Die anscheinend keiner zu schätzen wusste. Das erklärte auch vollkommen wieso keiner der Asgardier jemals ein Problem damit gehabt hatte seinen Befehlen und Anweisungen zu folgen. Obwohl sie trotz ihrer Freundlichkeit doch eher dazu neigten sie zu belächeln. Warum Thor bei der Invasion sich Steve ohne Probleme untergeordnet hatte, obwohl er der Einzige von ihnen war, der vor diesem Tag gewusst hatte, dass es die Chitauri überhaupt gab! Obwohl der eigentliche Gegner dieser Schlacht sein Bruder gewesen ist! Obwohl er ein Gott, ein Prinz war! Zukünftiger König von Asgard! Er und seine Freunde waren es gewohnt im Kampf auf Anweisungen zu reagieren. Befehle entgegenzunehmen. Nach Taktiken vorzugehen, die ihnen beschrieben worden waren. Hatten es wahrscheinlich jahrhundertelang getan! Bis ihr Taktiker verschwunden war zumindest. Und nur ein Haufen planloser Einzelkämpfer übriggeblieben war, der es nie als notwendig gesehen hatte sich mit solchen Sachen zu beschäftigen. Einzig Fandral hatte je irgendeine Art von Verständnis für Taktik und Planung besessen. Und auch die Einsicht gehabt, dass es wichtig sein konnte einen Plan aufzustellen. Doch er warf es nur zu gerne über Bord, wenn seine Freunde anwesend waren und stürzte sich genauso Hals über Kopf in den nächsten Kampf. „Ich verstehe nicht, wovon du sprichst.“ Skeptisch hob der Asgardier eine Augenbraue an. „Du bist nicht schwach!“ Mit zwei Schritten war Steve bei ihm. Diese verdammten Asgardier hatten sich beim Geschichtenerzählen immer wieder gegenseitig den Ball zugeworfen, wie brillant sie Hürden gemeistert hatten und welch starke Gegner sie geschlagen hatten, doch über Loki wurde nichts erzählt. Manchmal hatten sie nicht einmal erwähnt, dass er dabei gewesen ist. Bis Thor dann irgendwann melancholisch einschob, dass zu dem Zeitpunkt noch alles zwischen ihnen in Ordnung gewesen ist. „Keiner hier denkt du seist schwach!“, wiederholte er. „Steve…“ „Loki!“, unterbrach er seinen Freund gleich wieder. „Wenn es tatsächlich ums Berühren geht, werde ich die Finger davon lassen.“ Er hatte gesehen wie es aussah. Und es sah unangenehm aus. Vielleicht tat es noch weh. „Aber etwas Derartiges ertragen zu haben, macht dich nicht schwach, Loki. Ich würde das niemals in dir sehen.“ „Folge nicht dem Verlauf der tiefen Narben. Es bringt Erinnerungen mit sich, die ich lieber vergessen würden.“, erklärte der Asgardier so leise, dass er kaum noch zu hören war. „Okay.“, flüsterte Steve. Er ergriff seine Hand, drückte darauf dann einen Kuss und dann an seine Schläfe. „Du solltest dich anziehen.“, kommentierte der Asgardier mit einem amüsierten Lächeln auf den Lippen, wobei Steve sich zwangsläufig fragte, wie echt es war. Er sah keine Falschheit darin. Aber das hieß nichts. „Ich habe mit Sicherheit nichts dagegen, wenn du mir so folgst, aber ich werde der Lady Virginia einen Besuch abstatten und ich weiß nicht, ob ihr deine Aufmachung recht ist.“ „Jetzt?“, wollte Steve irritiert wissen. „Ich habe es gestern nicht geschafft mich um ihre Verletzungen zu kümmern.“ Wenn er sich bloß so um seine eigenen Verletzungen kümmern würde. Es war nicht überraschend, dass Peppers Zustand wichtig für ihn war, erst recht unter diesen Umständen. Aber dennoch schien das hier momentan eher eine Möglichkeit, wie er dem Gespräch entkommen konnte. Also packte Steve seinen Freund nun auch bei der zweiten Hand und drehte den Kopf so, dass es ihm gelang den Blick des anderen Mannes mit seinem einzufangen. „Ich liebe dich, Loki.“ Es dauerte einen Moment, dann blinzelte der Asgardier zweimal. Sein nichtssagendes Starren wich einem entgeisterten Gesichtsausdruck. Schließlich öffnete sich sein Mund leicht, doch kein Wort drang heraus und letztendlich räusperte er sich verlegen und sah weg. „Ihr solltet Eure Energien nicht auf mich verschwenden.“ Ein bitteres Lächeln drängte sich auf Steves Lippen. Er hatte nicht wirklich mit einer Liebeserklärung als Antwort gerechnet. Er wusste, dass Loki ihn mochte. Mehr als einen Freund. Auch konnte er sich vorstellen, dass Liebeserklärungen bei einem Volk das ungefähr 5000 Jahre alt wurde irgendwie einen anderen Stellenwert hatte. Was allerdings an dieser Antwort schmerzte, war die Tatsache, dass es erneut zeigte, wie niedrig in seinen Prioritäten er sich selbst sah. „Du wirst es immer wert sein.“, wiederholte Steve seine Antwort aus einem vorangegangenen Gespräch also. Was sollte der Blödsinn überhaupt, dass man es nicht wert war geliebt zu werden? Jeder war es wert geliebt zu werden! „Wir drehen uns mit diesem Gespräch im Kreis.“ Schulterzuckend ließ Steve eine Hand los, legte sie dem Asgardier in den Nacken, zog ihn heran und drückte seine Lippen gegen die blasse Stirn. „Ich weiß, dass du in diesem Punkt falsch liegst.“ „Ich liege äußerst selten falsch.“ „Dann weißt du ja, dass du nicht immer recht hast.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)