Immer wieder Sonntags... von Seelendieb (Ein Möchtegernkrimi) ================================================================================ Kapitel 5: ----------- Am späten Nachmittag beschloss Jan doch noch mal bei Valentine vorbeizuschauen. Musste er zwar einen Umweg über Land fahren, aber er hatte ja Zeit. Als er auf das Gelände des Barockschlosses in Neschwitz fuhr, wurde ihm dann doch etwas mulmig zu Mute. Hatte Valentine etwa die Wahrheit gesagt? Wenn ja, dann würde es noch ziemlich Ärger geben... Jan fuhr frecherweise bis direkt auf den Vorplatz des kleinen Schlosses und stieg aus, um sich direkt mehreren Polizisten gegenüberzusehen, die ihm den Weg versperrten. „Jan Zimmermann, Rechtsbeistand von Van Valentine“, stellte er sich kühl vor. Die Polizisten kamen nicht dazu zu antworten, denn Slade näherte sich schon breit grinsend. „Na? Fertig mit dem Mittagsschlaf?“, spöttelte der Kriminalhauptkommissar und machte keinen Hehl daraus, dass er Zimmermann nicht für voll nahm. Jan jedoch blieb ruhig und ging nicht darauf ein – vorerst. „Darf ich fragen, was hier los ist?“, wollte er unterkühlt wissen. Slade lachte auf. „Was denn? Hat der böse Junge sich nicht bei Papi ausgeheult?“, spottete Slade weiter und reichte nur den Durchsuchungsbeschluss. Jan las ihn sich genau durch. „Wo ist Herr Valentine untergebracht?“, wollte er ruhig wissen. Slade hob verwirrt eine Augenbraue. „Wie meinen?“ Jan blickte nun Slade scharf an und um seine Lippen spielte es wie eine Ahnung von Häme. „In welchem Hotel ist er untergebracht? Ich muss mit ihm sprechen.“ Schallendes Gelächter von Seiten der Beamten und allen voran von Slade. „JVA Bautzen“, sagte dieser nur. Jan verengte sehr gefährlich seine Augen und las sich den Durchsuchungsbeschluss noch einmal durch. Dann nickte er nur knapp, machte auf den Absatz kehrt, stieg in den Wagen und rief bei der Staatsanwaltschaft an, während er direkt nach Bautzen fuhr. Van saß auf dem Bett mit dem Rücken zur Wand und starrte aus dem Fenster. Er hatte begriffen, dass er im Prinzip selber daran Schuld war, dass er nun saß. Er war sich sicher, dass Jan ans Telefon gegangen wäre, wenn er selber nicht so patzig gewesen wäre. Leise seufzend beobachtete er den Sonnenuntergang. Plötzlich wurde er stutzig. Schritte näherten sich seiner Zelle und schon wurde die Tür aufgeschlossen. „Mitkommen. Sie können gehen.“ Van starrte den Schließer verdutzt an und brauchte einen Moment, um die Worte zu begreifen. Dann erhob er sich und folgte einfach schweigend wie betäubt. Eine Viertelstunde später stand er vor Jan, der ihn mit ausdrucksloser Miene musterte. „Es tut mir Leid...“, setzte er an, doch Van schüttelte den Kopf. „Nein. Es ist meine Schuld. Ich hätte nicht so mit Ihnen umspringen dürfen. Danke.“ Jan nickte. „Sie dürfen das Anwesen vorerst nicht betreten. Ich kann Ihnen anbieten vorerst bei mir unter zu kommen oder ich fahr Sie in ein Hotel.“ Van schüttelte den Kopf. „Ich habe nichts dabei. Also würde ich gerne Ihr Angebot annehmen und erst einmal bei Ihnen unterkommen.“ Jan nickte und ging zum Auto. Van folgte langsam und schüttelte nur wieder leicht den Kopf, als er den kleinen blauen Fiat Punto sah. „Du solltest dir mal Gedanken über ein neues Auto machen“ murmelte Valentine, als er sich in den Wagen gesetzt hatte. Jan schmunzelte nur, als er losfuhr. „Nicht jeder ist mit Unmengen an Geld gesegnet. Also muss der Kleine es hier erst einmal tun. Und solange wie er mich von A nach B bringt...“ Jan zuckte mit den Schultern. „Verstehe...“ murmelte Van und blickte nun schweigend aus dem Fenster. Etwa anderthalb Stunde später hielt der Fiat vor einem Mehrfamilienhaus und Van ahnte nichts Gutes. Jan stieg aus den Wagen und führte Valentine bis in den obersten Stock des Miethauses und dann betraten sie die kleine Wohnung. Langsam blickte Van sich um. „Du bist wirklich ein armer Student...“ stellte er leise fest. Jan blickte zu Van und nickte, fühlte sich aber nicht angegriffen oder gar beleidigt oder verspottet. „Ich denke, du schläfst in meinem Bett. Die Gästeliege dürfte etwas zu klein für dich sein“ überlegte Jan und Valentine nickte nur. Dann wurde er durch die Wohnung geführt und bekam Küche und Bad gezeigt. Van hätte es nie für möglich gehalten, dass er mal wieder in so einer kleinen Wohnung hausen würde. Gut, er hätte sich auch nie träumen lassen, dass er je mal in den Knast wandert! Tief atmete er durch. „Darf ich duschen?“ fragte er leise und Jan nickte. „Ich brüh in der Zwischenzeit Tee auf und mach unsere Schlafstätten fertig, ok?“ Van nickte nur und verschwand im Bad. Zwei Stunden später saßen sie jeweils auf ihrer Schlafstätte, der Fernseher lief im Hintergrund und beide aßen Pizza, die Jan bestellt hatte und tranken Tee. „Ich war bei dir zu Hause, Van. Da traf ich auf Slade und der hielt mir den Durchsuchungsbeschluss vor die Nase. Warum hast du dich abführen lassen? Da stand nirgendwo, dass du ins Gefängnis musst. Du hattest nur dich dem Anwesen nicht zu nähern und es stand dir frei auch ein Hotel in Anspruch zu nehmen, wenn die Durchsuchung länger als 24 stunden dauert“, wollte Jan wissen. Van musterte sein Gegenüber. „Wovon hätte ich das bezahlen sollen? Du vergisst, dass mein gesamtes Vermögen eingefroren ist, so lange bis die Sache mit der Steuerhinterziehung vom Tisch ist... und ja, ja ich gebe zu, ich habe nicht ordentlich gelesen. Er hat mich überrumpelt. Ich war so geschockt, dass ich mit einem Mord in Verbindung gebracht werde“, erklärte Valentine ruhig. Jan blickte auf seine Tasse Tee und dachte nach. „Der Staat wäre für die Kosten aufgekommen, Van. - Ich habe vor, diesen Slade etwas auf die Finger zu klopfen. Das heißt, ich werde ihn die Durchsuchung beenden lassen, obwohl sie nicht rechtmäßig ist. Ich werde morgen Beschwerde einreichen und ihn anzeigen wegen Beleidigung, Freiheitsberaubung und Hausfriedensbruch. Selbst wenn du eine Leiche im Keller hast, kann das nicht gegen dich verwendet werden, weil Slade mehrere Verfahrensfehler begangen hat und damit der Durchsuchungsbeschluss nichtig ist. Des weiteren werde ich eine einstweilige Verfügung anstreben, dass er sich dir und deinem Besitz nicht mehr nähern darf und ich werde anregen, dass er überhaupt keine Fälle mehr bekommt, in denen du mit involviert bist. Ich habe keine Lust mehr auf den Mist. Nur weil er das Gesetz vertritt, kann er nicht mit dir machen, was er will!“ Valentine lauschte den Worten und er fand Gefallen an Jan. Alles, was dieser vorbrachte, hatte Hand und Fuß und wenn er das wirklich durchbrachte, dann würde Slade abkotzen und es würden einige Köpfe rollen! Jan schien doch einiges auf den Kasten zu haben... für ein Student! „Jan, wenn du das zweite Staatsexamen hast. Was willst du damit machen?“, wollte Van wissen. „Ich werde Richter!“, meinte Zimmermann nur stolz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)