Immer wieder Sonntags... von Seelendieb (Ein Möchtegernkrimi) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Jan blickte von seinem PC auf und schaute auf die Uhr. Upps! Er war spät dran! Nur zögernd speicherte er sein PC-Spiel ab und beendete. Dann sprang er auf, hetzte durch seine kleine Ein-Raum-Wohnung, um sich Schuhe anzuziehen, nach einer Jacke zu greifen sowie nach Handy und den Autoschlüsseln und schon rauschte er aus seiner Wohnung. In Rekordzeit war er die Treppen der vier Etagen hinunter gehechtet und schon riss er schwungvoll die Tür seines kleinen Fiat Puntos auf. Er startete den Motor, schaltete das Radio ein, steckte den USB-Stick an den entsprechenden Anschluss und schon hämmerte äußerst brutal Rammstein aus den hoffnungslos überlasteten Lautsprechern des kleinen Wagens. Jan Zimmermann war stolze 25 Jahre jung, hatte Jura studiert und sehr erfolgreich sein erstes Staatsexamen bestanden. Nun war er seit einem Jahr, drei Monaten und exakt sieben Tagen in seinem Rechtsreferendariat und ihn machte die Arbeit wirklich Spaß. Er wollte unbedingt Richter werden, da er die Hoffnung hatte, durch faire Prozesse die Schuldigen hinter Gittern zu bekommen und somit die Welt ein Stück besser zu machen. Sein Mentor im Referendariat war der Jugendrichter Hergot. Ja, Jan konnte es kaum erwarten, sein Referendariat zu beenden und sich dem zweiten Staatsexamen zu stellen, damit er endlich Richter werden konnte! Laut die Texte von Rammstein mitgröhlend fuhr Jan die Autobahn entlang und schaffte es noch relativ rechtzeitig bei seinen Eltern anzukommen. Natürlich durfte er sich zu aller erst eine Predigt anhören, dass er nicht die Musik so laut aufdrehen sollte. Dann wurde beanstandet, dass er nur in einem weitem Trainingsanzug gekommen war und sich nicht ordentlicher angezogen hatte. Leise murrend ließ Jan alles über sich ergehen, da er wusste, er konnte daran eh nichts ändern. Als er es endlich geschafft hatte, sich ins Haus zu kämpfen, wurde er erst einmal von dem Hund begrüßt und natürlich ging Jan mit ihm auch direkt eine Runde spazieren – wenn er denn schon einmal da war. Und natürlich genoss der junge Mann es auch mit dem Hund Gassi zu gehen. Konnte er sich ja in seiner kleinen Wohnung kein Tier halten. Außerdem waren seine Arbeitszeiten so ziemlich alles, nur nicht regelmäßig! Nach einem fast einstündigen Spaziergang, wurde Jan gerügt, dass er so lange weg war und das Essen kalt werden würde und endlich saß die Familie am gedeckten Mittagstisch. Und das war der Moment, warum der junge Mann immer wieder in den Schoß seiner Familie zurückkam. Gesättigt lehnte sich Jan zurück und lachte gerade über einen Scherz von seinem Papa, als plötzlich sein Handy klingelte. Der junge Mann runzelte verwirrt die Stirn und griff nach dem Telefon um zu stocken, als er die Nummer von seinem Mentor auf dem Display erkannte. Sofort sprang er vom Tisch auf und ging in das Wohnzimmer, als er das Telefonat annahm. Denn wenn Richter Hergot ihn anrief, kam dies in der Regel einem halben Weltuntergang gleich. „Ja, hallo Richter Hergot. Was ist los?“, wollte Jan direkt wissen und ein leises Lachen nach einem kurzem Stocken erklang. „Hallo Herr Zimmermann, ich hoffe, ich störe nicht?“ Jan schüttelte leicht den Kopf. „Naja, ich bin gerade bei meinen Eltern Mittag essen“, erklärte er ruhig. „Oh, das tut mir Leid, dann grüßen Sie bitte Ihre Elten von mir. Es ist nur folgendes: Es wurde an mich herangetreten, ob ich jemand wüsste, der gegebenenfalls als Pflichtverteidiger agieren könnte. Der Mandant hatte zwar eigene Anwälte, doch diese weigerten sich das Mandat zu übernehmen und sämtliche anderen Anwälte, die als Pflichtverteidiger in Frage kämen konnten die entsprechende Zeit nicht aufbringen.und da dachte ich an Sie, Herr Zimmermann. Sie sind doch nun seit über 15 Monate Rechtsreferendar und so könnten Sie doch rein rechtlich gesehen die Verteidigung übernehmen.“ Jan stockte kurz. Das war ja einfach nur genial! Das war DIE Chance schlechthin. Auch wenn er nicht einsah, warum er einen Verbrecher verteidigen sollte, so war er sich bewusst, dass dies einfach mit dazu gehörte. Außerdem würde die Wahrheit schon rauskommen, wenn sein zukünftiger Mandant unschuldig war. „Worum geht es, wenn ich fragen darf?“, wollte er dann noch wissen. „Steuerhinterziehung. Eigentlich eine ganz simple Sache. Da Valentine mit dem Finanzamt quasi verheiratet ist, wird es sich schnell klären, dass er unschuldig ist. Allerdings benötigt er dennoch einen Rechtsbeistand, da U-Haft erlassen wurde.“ Jan stutzte. „Valentine? Sie reden von VAN Valentine? Geschäftsführer der V&V GmbH?“ Der Jugendrichter lachte leise auf. „Ja, genau von dem reden wir.“ - „Na dann wird das in maximal drei Tagen erledigt sein! Valentine wird alles nachgesagt, aber kein Falschspiel bei den Steuern!“ - „Meine Worte, Herr Zimmermann. Nehmen Sie das Mandat an?“ - „Bleibt mir eine andere Wahl?“, lachte Jan frech. „Nein. Dann werde ich Sie als Pflichtverteidiger durchgeben und dann würde ich Ihnen empfehlen sich unverzüglich in die JVA Bautzen zu begeben, um mit Herrn Valentine zu reden.“ - „Sie können sich auf mich verlassen!“, sagte Jan mit fester Stimme, verabschiedete sich und legte auf. Tief atmete der junge Mann durch. Das war harter Tobak! Dann grinste er breit, steckte sein Handy wieder weg und ging in die Küche. Er würde jetzt erst einmal noch einen angenehmen Sonntag mit seinen Eltern verbringen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)