Tatsächlich schwul von Maginisha ================================================================================ Kapitel 18: Grenzen, Nähe, Respekt ---------------------------------- 'Du hast also Alex davon erzählt.'   Nick las die Nachricht und tippte eine Antwort. 'Ja, warum?'   'Deswegen:' (Javier hat Ihnen eine Nachricht von Alexandra weitergeleitet.) 'Hey, Casanova! Hast also deine Finger doch nicht von Nick lassen können. Aber wenn du ihn unglücklich machst, vertrimme ich dir deinen knochigen, kleinen Hintern, ist das klar?'   Nick musste grinsen. 'Ich wasche meine Hände in Unschuld.'   'Jaja, Unschuld am Arsch. Du hast einen Bluthund auf meine Fährte gesetzt.'   'Dann musst du halt nett zu mir sein.' 'Ich kann sogar sehr nett zu dir sein. Wenn du willst, beweise ich es dir heute Abend.'   'Nick?'   'Bist du noch da??'   'Musst du nicht arbeiten?'   'Ja, noch knapp 20 Minuten. Dann fahre ich mit meiner Tante nach Hause, duschen, umziehen … Ich könnte so gegen sieben wieder bei dir sein?'   Nick ließ das Handy sinken und überlegte. Sein Magen machte Purzelbäume bei dem Gedanken, Javier heute Abend schon wieder zu sehen. Aber sollten sie das tun? War das nicht irgendwie zu viel, zu häufig, zu schnell? Andererseits hatte er heute beim Einkaufen ein Glas Oliven angegrinst, nur weil die aus Spanien kamen. Eventuell sollte er in Betracht ziehen, seine Gefühle doch lieber wieder auf das Original zu richten, anstatt irgendwelches Gemüse anzuhimmeln und Javier auf Abstand zu halten.   Er sah wieder auf das Display, wo die sich bewegenden Punkte anzeigten, dass auf der anderen Seite etwas geschrieben wurde.   'Ich hatte gerade mal wieder einen kleinen Kampf mit deinem Hemd. Das Biest kratzt und kneift mich schon den ganzen Tag. Ich glaube, es mag mich nicht besonders und will wieder nach Hause. Hab ein Herz und lass es mich dir vorbeibringen.'   'Bitte! Es frisst mich auf!!!'   Nick schrieb lachend zurück: 'Na schön, ihr dürft vorbeikommen. Ich hole euch vom Bahnhof ab' 'Geht klar. Bis dann!'       Der Novemberabend wartete mit eisiger Winterluft auf, die die bald ins Haus stehende Jahreszeit bereits gebührend ankündigte. Nick steckte die Hände in die Manteltaschen und zog die Schultern hoch. Das kleine Häuschen, das hier am Bahnsteig stand, mochte vielleicht gegen (wohlgemerkt sehr, sehr leichten) Regen Schutz bieten, aber gegen die Kälte konnte es definitiv nichts ausrichten. Er atmete erleichtert auf, als in der Ferne die Frontleuchte des Zugs auftauchte, mit dem Javier ankommen sollte. Die Bahn hielt, die Türen öffneten sich und spuckten noch eine ganze Reihe Pendler auf den Bahnsteig. Nick suchte zwischen den vorbeieilenden Köpfen Javiers blondierten Schopf, als er ihn endlich entdeckte. Er war aus dem am weitesten entfernten Wagon gestiegen und schlenderte jetzt gemächlich auf Nick zu. Als er bei ihm ankam, war der Zug längst weitergefahren und die restlichen Fahrgäste verschwunden. „Hi“, sagte er und grinste Nick mit schiefgelegtem Kopf an. „Ich hab dein Hemd mit.“ Er hielt eine Plastiktüte hoch, in der säuberlich gefaltet Nicks hellblaues Hemd steckte. „Hat ein bisschen gezappelt, aber dann habe ich es doch noch überreden können, brav Sitz zu machen.“ „Spinner“, sagte Nick und lächelte dabei. Er überlegte, ob er Javier jetzt küssen sollte, als der schon näherkam und seine Lippen auf Nicks Mund drückte. Die Plastiktüte knisterte, als Nick seine Arme um ihn legte. „Ist dir nicht kalt?“, fragte er leise mit einem Blick auf Javiers wie immer viel zu luftigen Aufzug. „Wer schön sein will, muss leiden“, antwortete Javier und schmiegte sich ein wenig näher an ihn. „Außerdem hatte ich gehofft, dass wir den Abend nicht auf dem Bahnsteig verbringen würden.“ „Dann lass uns von hier verschwinden. Hast du schon gegessen?“ „Keine Zeit gehabt.“ „Pizza?“ „Immer.“   Das Restaurant, das in der Nähe des Bahnhofs lag, war einer von diesen „urigen Schuppen“, mit dunklen, aus Bohlen zusammengezimmerten Holzbänken und ebensolchen Tischen. Tischdecken fand man hier keine, dafür aber eine umso längere Speisekarte, die von Holzofenpizza über Auflauf bis Schnitzel alles bereithielt, womit man den hungrigen Magen füllen konnte. Sie einigten sich auf eine Thunfischpizza und warteten auf die bestellten Getränke. „Und wie lief dein Tag heute?“, fragte Nick, nachdem er seine Cola bekommen hatte. „Ging so. Nachmittags war einiges los und Lisa ist noch die ganze Woche krankgeschrieben.“ „Oh, das wird Morgen hart“, urteilte Nick. „Samstags ist immer am meisten los. Da bist du bestimmt vollkommen k.o. danach.“ Javier zuckte mit den Schultern. „Wird schon nicht so wild werden.“ Nick sah auf die Tischplatte und fuhr mit dem Finger die Holzmaserung entlang. „Worüber denkst du schon wieder nach?“ Er sah auf und blickte in zwei belustigt funkelnde, braune Augen, die ihn forschend ansahen. In Nicks Magen fing es an zu flattern. „Ich … Alex hat gefragt, ob wir morgen Abend alle zusammen weggehen wollen. Im Metropolitan ist irgendeine Veranstaltung.“ „Klar, warum nicht? Das wird bestimmt cool.“ Javier grinste. „Wenn du Alex davon abhältst, mich anzuknurren, sobald ich mich dir auf weniger als 50 cm nähere.“ „Heißt das, wir haben ein Date?“ „Haben wir wohl.“   Sie sahen sich eine Weile an, bis Javier fragte: „Und jetzt?“ „Wie und jetzt?“ „Na ja, ich meine, was machen wir jetzt?“ Nick blickte zu dem Mann hinüber, der hinter der Theke mit der Glasfront gerade einen weiteren Teigfladen belegte und ihn in den großen, offenen Ofen schob. „Wir warten auf die Pizza?“ „Okay.“ Wieder breitete sich Schweigen aus, das lediglich peripher von den Gesprächen der anderen Gäste gestreift wurde. Das Restaurant war noch nicht besonders gut besucht. Ab und an öffnete sich die Tür, um zusammen mit einem Schwall kalter Luft einige neue Besucher einzulassen, die sich lachend und schwatzend irgendwo niederließen. Nur um Nick und Javier herum schien eine seltsame Blase der Stille zu liegen. Gebadet in die gedämpfte Beleuchtung, die leise Musik und den Kerzenschein saßen sie da und wussten offenbar beide nicht, wie sie sich verhalten sollten. Irgendwann hielt Javier es nicht mehr aus. „Das ist voll schräg“, sagte er und lehnte sich auf seiner Bank zurück. Seine Beine streiften Nicks und der zuckte unwillkürlich ein bisschen zusammen. „Was meinst du?“ „Na das hier.“ Javier gestikulierte um sich herum. „Ich weiß überhaupt nicht, was ich sagen soll.“ „Und das, wo du doch sonst nie auf den Mund gefallen bist“, erwiderte Nick und musste ein wenig grinsen. „Ich habe wenigstens eine Ausrede. Ich war ewig nicht mehr mit jemandem Essen.“ „Meinst du vielleicht ich?“ Javier machte ein spöttisches Geräusch. „Candle Light Diner war noch nie so mein Stil.“ Nick spürte ein wenig Wärme in sich aufsteigen. Ein romantisches Essen bei Kerzenlicht? Nein, dabei konnte er sich Javier tatsächlich nicht vorstellen. Umso schöner war es, dass sie jetzt trotzdem hier saßen. Allerdings musste er Javier recht geben. Die Situation war nicht eben dazu angetan, sich wohlzufühlen. Dazu war die Sache zwischen ihnen zu neu, zu ungewohnt und irgendwie war alles in der falschen Reihenfolge passiert. Wahrscheinlich gab es für so was wie sie nicht mal ein Wort in irgendeinem Ratgeber dieser Welt. Er konnte es ja selbst kaum glauben, dass sein Leben innerhalb von einer Woche so komplett auf den Kopf gestellt worden war. Es fühlte sich an, als würde er über Glasscherben laufen. Wenn man es richtig machte, war es ungefährlich und spektakulär, aber was passierte, wenn man ins Straucheln geriet? Vielleicht gingen Javier ja ganz ähnliche Dinge im Kopf herum. Über die Achterbahnfahrt, die er hinter sich hatte, konnte Nick zum Teil ja nur rätseln, aber angenehm war sie sicher auch nicht gewesen. Und jetzt saßen sie hier, als wären sie schon seit Wochen ein Paar und würden nur mal eben schnell einen Happen Essen. Das war in der Tat „schräg“ und erforderte vielleicht zunächst einmal eine kleine Starthilfe.   Er lächelte Javier aufmunternd an. „Tu doch einfach so, als wäre ich einer von deinen Kumpels.“ Javier rollte mit den Augen. „Dann würden wir jetzt mit Pizza aus nem Pappkarton zu Hause vor irgendeiner Konsole sitzen und schleimige Tentakelmonster ins Nirwana jagen, aber bestimmt nicht in einem Restaurant abhängen. Schon gar nicht zu zweit, das wäre ja schwul.“ Der letzte Satz ließ Nick aufhorchen. Er hatte keine Ahnung, wie lange Javier sich schon geoutet hatte. Wie es wohl war, wenn man auf einmal feststellte, dass man nicht auf das Mädchen von nebenan, sondern auf den besten Kumpel stand? Er räusperte sich. „Wussten sie es eigentlich? Das du auf Männer stehst, meine ich.“ Javier sah zur Seite, wo hinter den großen Glasscheiben die Dunkelheit des Novemberabends lauerte. „Ließ sich nicht vermeiden.“ „Und wie haben sie reagiert?“ Javier zuckte mit den Schultern. „Ging so. Ich musste mir jetzt keine Gemeinheiten anhören oder irgendwas. Aber plötzlich war's wichtig, wo du sitzt und wie nah du an jemanden rankommst. Ob du jemand bei der Begrüßung anfasst oder nicht. Wenn wir ins Kino wollten, wurden Wetten abgeschlossen und der Verlierer musste im Dunkeln neben mir sitzen. Oder wenn ich mich mit wem verabreden wollte, wurde gleich gefragt, wer noch kommt. Solche Sachen halt.“ Er ließ geräuschvoll die Luft entweichen. „Es war anstrengend irgendwie. Nicht mehr so gechillt wie vorher. Ich bin dann lieber nicht mehr mit ins Kino gegangen und abends alleine losgezogen. War entspannter.“ Nick wollte etwas sagen, aber Javier schnitt ihm das Wort ab. „Bevor du jetzt die große Tüte Mitleid auspackst, lass dir gesagt sein, dass ich genauso ein Penner war wie die. Ich hab auch rumgeschrien, dass ich nicht neben der dicken Bianca sitzen will, weil die so viele Pickel hat. Und hab mir noch eingeredet, dass sie ja selbst Schuld hat, weil sie immer so viel ungesundes Zeug in sich reinstopft. Und wenn wir beide zusammen auf einer Schule gewesen wären, kannst du Gift drauf nehmen, dass ich immer mal Sprüche zu deinem Look gemacht hätte.“ Er grinste jetzt wieder. „Eigentlich würde ich das heute noch machen, wenn ich dich nicht mögen würde.“ Nick setzte sich gerader hin und strich sein Hemd ein wenig glatt. „Ich finde aber gut, wie ich aussehe.“ „Mhm, genau. Ist bestimmt auch voll bequem und so. Und kaum aufwendig. Du hast ja nicht mal Klamotten zum einfach nur zu Hause rumhängen. Ansonsten hätte ich ja wohl heute kaum mit diesem Folterinstrument rumlaufen müssen.“ Er hob die Tüte mit dem Hemd mit spitzen Fingern hoch und ließ es wieder auf die Bank fallen. Sein Blick wurde weicher. „Ist doch auch nicht wild, wenn du meinst, dass du das anziehen musst. Hat halt jeder so seine Rüstung an im täglichen Kampf ums Überleben. Ich friere ja auch in meiner Lederjacke und zieh trotzdem nichts anderes an.“ „Was ziemlich dämlich ist.“ Javier lachte auf. „Auch nicht dämlicher, als sich jeden Tag ohne Grund einen Schlips umzuwürgen. Obwohl mir ein paar interessante Sachen einfallen würden, die ich damit mit dir anstellen könnte.“ Er zwinkerte Nick zu und der spürte, wie er leicht errötete. Schnell verzog er das Gesicht zu einer tadelnden Miene. „Du solltest dir aber wirklich mal mehr anziehen. Du wirst dich wieder erkälten.“ Er ließ ein ein ganz bisschen hinterhältiges Lächeln auf seine Lippen wandern. „Und wenn du eine Triefnase hast, werde ich dich nicht küssen.“ Javiers Augenbrauen schoben sich zusammen. „Du kämpfst echt mit harten Bandagen.“ Er seufzte. „Also schön, ich kaufe mir ne andere Jacke, wenn du dir ne Jeans kaufst. Morgen Abend will ich deinen Hintern in was Engem sehen.“ „Das ist Erpressung!“ „Exactamente.“ Javier hatte Glück, dass in diesem Moment die Pizza kam, sonst hätte Nick ihm vermutlich eine Moralpredigt gehalten. So beschränkte er sich darauf, Javier unter dem Tisch einen Tritt zu verpassen, den dieser mit einem schmerzerfüllten Grinsen erwiderte.   Er grinste immer noch, als er sich das erste Stück Pizza in den Mund schob. Irgendwas ging in seinem Kopf vor, aber Nick hatte keine Ahnung, was es war. Vermutlich irgendetwas Unanständiges. „Weißt du“, sagte er, während er so tat, als wäre er vollkommen auf sein Pizzastück konzentriert, „wenn du mal nicht damit beschäftigt bist, coole Sprüche zu reißen, merkt man, dass du eigentlich gar nicht so dumm bist, wie du immer tust.“ Javier nahm den Seitenhieb gelassen. „Gehört auch mit zum Image. Du weißt doch, was man so sagt. Dumm fickt gut.“ Nick verschluckte sich fast an seinem Essen. „Was?“ Er schüttelte den Kopf. „Heißt das etwa, du stellst dich mit Absicht dumm?“ Javier rollte etwas Käse um seinen Zeigefinger und steckte ihn in den Mund. Ganz langsam zog er den Finger wieder heraus und kaute genussvoll. „Nein. Ich lasse nur einfach nicht so raushängen, dass ich nicht ganz so gehirnamputiert bin, wie man auf den ersten Blick vielleicht denkt. Erspart mir jede Menge Kopfschmerzen.“ „Und warum erzählst du mir das jetzt?“ „Na weil du ein Zombie bist.“ Javier lachte, als er Nicks verdattertes Gesicht sah. „Ich meine, du stehst mehr auf Gehirn. Du verstehst? Brains!“ Er zog eine furchtbare Grimasse und streckte die Arme mit zu Klauen geformten Händen nach Nick aus. Der rückte instinktiv nach hinten und übersah dabei die Kellnerin, die gerade mit einer Getränkebestellung an ihm vorbeiging. Im nächsten Augenblick ergoss sich eine eiskalte Dusche auf ihn und er saß in einer Lache aus verschiedenen Softdrinks. Javier schlug die Hände vor den Mund, aber Nick sah genau, dass er darunter bemüht war, nicht laut loszulachen. „Oh, Verzeihung“, entschuldigte sich die Kellnerin und reichte Nick eilig einen Stapel Servietten. Er wischte sich die klebrige Süße aus den Augen und schüttelte den Kopf. „Nein, mir tut es leid. Ich hätte hier nicht so rumzappeln dürfen. Selbstverständlich komme ich für den Schaden auf.“   Am Ende einigten sie sich darauf, dass Nick die Getränke nicht bezahlen musste, aber dafür ein großzügiges Trinkgeld gab und sie die restliche Pizza mit nach Hause nahmen. Der Heimweg war ziemlich ungemütlich, da Nick seinen Mantel nur umgehängt hatte, um ihn nicht auch noch zu verschmutzen, und somit ziemlich durchgefroren war, als er endlich die Wohnungstür aufschloss. „Ich geh erst mal duschen“, verkündete er und machte sich auf den Weg Richtung Badezimmer. „Wenn ich jetzt frage, ob ich mitkommen kann, unterstellst du mir, dass ich das mit Absicht gemacht habe, oder?“ Nick blieb stehen und sah sich nach Javier um. Der stand immer noch an der Tür und in seinen Augen schwelte mühsam unterdrücktes Verlangen. „Der Gedanke könnte mir durchaus kommen“, meinte Nick. „Hast du?“ „Quatsch, aber … wenn du schon mal dabei bist dich auszuziehen ...“ Er grinste anzüglich. Nick runzelte die Stirn. „Ich dusche allein. Ich hoffe, dass ich deswegen nicht abschließen muss?“ Javier hob abwehrend die Hände. „Nein, alles cool. Wenn du sagst, du willst nicht, halte ich mich dran. Ich werde so lange im Wohnzimmer warten und mir dich einfach nur vorstellen. Wenn ich du wäre, würde ich mich allerdings beeilen, sonst könnte es sein, dass ich ohne dich fertig bin.“ Der Spruch in Zusammenhang mit dem grinsenden Augenzwinkern hätte Nick eigentlich nur augenrollend zurücklassen sollen. Sein Kopf hingegen hatte beschlossen, ihn stattdessen mit einem Bild von Javier zu versorgen, der sich nackt auf seinem Sofa rekelte und dabei selbst anfasste. Die Wirkung dieser Momentaufnahme war unmittelbar und ließ ihn sich schnell umdrehen und die Tür fest hinter sich zuziehen. Wenn er sich nicht täuschte, hörte er Javier in der Küche lachen. Für einen Augenblick überlegte er, ob er kalt duschen sollte, aber nach einem kurzen Zögern drehte er doch lieber das warme Wasser auf, um endlich wieder genug Gefühl in alle wichtigen Körperteile zu bekommen. Trotzdem ließ er sich nicht allzu viel Zeit und betrat kurz darauf mit angehaltenem Atem sein Wohnzimmer. Zu seiner Beruhigung war Javier komplett bekleidet und zappte sich durch das Fernsehprogramm. „Freitagabend geht mal gar nicht“, verkündete er. „Nur Mist in der Glotze.“ Dass Nick in der Tür stand und nur seinen Bademantel trug, schien er gar nicht zu bemerken. Nick überlegte, ob er sich noch etwas anziehen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Irgendwie reizte es ihn, Javier ein wenig auf die Probe zu stellen. Und andererseits jagte ihm die Vorstellung, dass da vielleicht gleich mehr laufen würde, heiße Schauer über den Rücken. Er versuchte, diese nicht allzu deutlich körperlich sichtbar werden zu lassen, indem er betont an etwas anderes dachte, während er sich neben Javier auf das Sofa fallen ließ. „Die Pizza habe ich in den Kühlschrank getan“, sagte Javier, den Blick immer noch auf den Fernseher gerichtet. „Oder hattest du noch Hunger?“ „Nein, nicht wirklich.“ „Okay“, war Javiers einzige Reaktion, während er weiter umschaltete. Nick runzelte leicht die Stirn. Was für ein Spiel sollte das denn jetzt schon wieder werden? Eigentlich hatte er fast erwartet, dass Javier sich auf ihn stürzen würde, sobald er auch nur einen Fuß in den Raum setzte. Stattdessen ignorierte er ihn vollkommen. Ob er wirklich in der Zwischenzeit …? Er beobachtete das leicht gebräunte Gesicht, dass starr nach vorn gerichtet war. Irgendwie wirkte Javier ein wenig angespannt. Was hatte das zu bedeuten?   Plötzlich fiel es Nick wie Schuppen von den Augen. Natürlich! Er hatte Javier gesagt, dass er in Ruhe gelassen werden wollte. Vermutlich versuchte der daher gerade, seinem Wunsch zu entsprechen und ihm nicht auf die Pelle zu rücken. Irgendwie musste Nick in Zukunft wohl etwas vorsichtiger mit dem sein, was er sagte. „Hey!“ Er nahm Javier die Fernbedienung aus der Hand und legte sie auf den Tisch. Auf dem Bildschirm war irgendeine Gameshow zu sehen, bei der durchtrainierte Athleten über einen Hindernis-Parcours kletterten, robbten und hangelten, um das zahlende Publikum zu unterhalten. „Willst du dir jetzt diese halbnackten Kerle angucken oder mich?“ Javiers Kopf ruckte herum. Er taxierte Nick aufmerksam. „War das etwa gerade eine Anmache von dir?“ Nick spielte den Unbeteiligten. „Weißt nicht? Was wäre denn, wenn es eine wäre?“ Im nächsten Moment hing Javier an seinen Lippen. Der Kuss überrumpelte Nick zunächst, aber als Javiers Zunge über seinen Mund strich, öffnete er diesen bereitwillig. Er musste zugeben, dass es sich jetzt, da er es hatte, noch viel besser anfühlte als in seiner Erinnerung. Der Druck von Javiers Körper gegen seinen, das Gefühl seiner Zunge, die mit Nicks im Clinch lag, die warme Hand, die sich in den Bademantel schob, die Lippen, die seinen Hals entlang wanderten. „Du machst mich vollkommen verrückt“, wisperte Javier in sein Ohr. „Ich weiß gar nicht, warum sich einige die Mühe machen, sich in irgendwelche hautengen Jockstraps zu quetschen. Die sollten sich lieber einen gescheiten Bademantel kaufen. Der turnt einen viel mehr an.“ Javier schwang sich auf Nicks Schoß und fuhr fort, jetzt auch noch sein anderes Ohr anzuknabbern und den Bademantel langsam von seinen Schultern zu schieben. Sein Gewicht drückte leicht auf Nicks Schritt und ließ ihn sich auf die Zunge beißen. Seine Hände fuhren an Javiers Oberschenkel empor auf seinen Rücken und wieder daran hinunter „Du hast zu viel an“, murmelte er und zupfte an Javiers Oberteil. Der lehnte sich ein wenig zurück, und sah auf Nick herab. „Ich könnte es ausziehen.“ „Ich bitte darum.“ Mit einem selbstzufriedenen Grinsen hakte Javier die Finger unter den Saum des Shirts und zog es über den Kopf. Darunter kam ein fein definierter, nicht übermäßig muskulöser Oberkörper zum Vorschein. Die Haut war ein wenig dunkler als Nicks und die Brustwarzen hatten die Farbe von heller Schokolade. Nick legte seine Hand auf Javiers Bauch und ließ sie langsam aufwärts gleiten. Er sah den pulsierenden Herzschlag kurz unter dem Brustbein und legte seine Fingerspitzen darauf. Das schnelle Klopfen ließ ihn aufsehen. „Bist du aufgeregt?“, fragte er. Javier lachte leicht. „Du nicht?“ Ja, Nick war aufgeregt. Aber auch neugierig. Und dass Javier ebenfalls aufgeregt war, obwohl er doch so viel mehr Erfahrung hatte in den Dingen, die Nick nur vom Bildschirm her kannte, machte es irgendwie einfacher. Langsam ließ er seine Hand wieder nach unten wandern. Sie erreichte den Bund der Jeans und Nick sah Javier direkt in die Augen. Irgendwo dort tief in der Dunkelheit der geweiteten Pupillen konnte Nick es sehen. Das lodernde Feuer, das er erwecken würde, wenn er weiterging. Er konnte es jetzt und hier beenden oder sich mitten in dieses Inferno stürzen, das ihn ebenfalls in Flammen aufgehen lassen würde. Was sollte er tun?   Langsam hob er seine zweite Hand und begann, die Knöpfe der Hose zu öffnen.   Javiers Atem wurde schneller, während er verfolgte, was Nick tat. Er schluckte und Nick sah, wie sein Adamsapfel sich auf und ab bewegte. Wie sich seine ohnehin schon aufgerichteten Brustwarzen noch weiter zusammenzogen und eine feine Gänsehaut über seinen Oberkörper lief. Wie sich seine Brust unter den flachen Atemzügen hob und senkte. Es war wie ein lebendes, atmendes Gemälde, das sich unter Nicks Händen formte und veränderte. Als er den letzten Knopf geöffnet hatte, gab Javier ein fast schon erleichtert klingendes Seufzen von sich. Es bestand jetzt kein Zweifel mehr daran, dass er ebenso erregt war wie Nick. Der legte seine Hand gegen die unmissverständliche Erhebung und ließ seinen Daumen mit sanftem Druck darüber gleiten. Javier biss sich auf die Lippen. „Wenn du mich wahnsinnig machen willst, bist du auf einem guten Weg.“ Nick lächelte. „Wer weiß, vielleicht versuche ich das.“ „Schuft!“ Nick zog die Augenbrauen hoch. „Ich bin ein Schuft?“ Er erhöhte den Druck und Javier keuchte überrascht auf. „Okay, ich nehme alles zurück. Du bist der anständigste Mensch, den ich kenne.“ Er beugte sich zu Nick herab und küsste ihn lange und tief. Nick ließ seine Hand, wo sie war und begann, Javier sanft zu massieren. Die Wirkung war nicht zu übersehen. Javiers Küsse wurden wilder, er begann, die Hüfte zu bewegen, gab zwischen den Küssen kleine Laute von sich, die darauf schließen ließen, dass ihm diese Behandlung außerordentlich gefiel. Schließlich brach er den Kuss und richtete sich wieder auf. Seine Wangen waren leicht gerötet und seine Lippen glänzten feucht. Er sagte nichts, sah Nick nur an und in seinen Augen lag etwas, das Nicks ohnehin nur noch schwachen Widerstand zum Schmelzen brachte. Rotglühend und kochend heiß brannte es sich in ihn ein und versengte sein Innerstes. Unfähig, diesem Blick noch weiter standzuhalten, glitten seine Augen an Javiers Oberkörper hinab zu der Stelle, an der immer noch seine Hand lag. Die Stoffschichten unter seinen Fingern waren inzwischen etwas verrutscht und er konnte sehen, was er bereits die ganze Zeit berührte. Nur ein kleines Stück, das sich über den Bund der Shorts geschoben hatte und jetzt vermutlich ziemlich unbequem darunter eingeklemmt war. Das konnte er so nicht lassen. Er nahm beide Hände zur Hilfe und zog zunächst die Jeans und dann die Lage darunter ein Stück nach unten, sodass Javiers Erektion nun zu einem guten Teil frei lag. Auf der braunen Haut dahinter ringelte sich eine kleine, schwarze Eidechse mit breiten, froschartigen Füßen. Er sah auf. „Gecko?“, fragte er und musste ein wenig grinsen. Javier grinste zurück. „Sí.“ Nick lächelte und wandte sich wieder dem Grund zu, warum er hier war. Die Spitze glitzerte ein wenig feucht und er fragte sich unwillkürlich, wie es sich wohl anfühlen würde, wenn er … Er leckte sich über die Lippen und sein Blick irrte wieder nach oben. Javier sagte immer noch nichts, sondern beobachtete ihn nur mit weit geöffneten Augen. Als er Nicks Zögern bemerkte, schluckte er wieder. „Ich ... ich komme hier vielleicht mal wieder runter.“ Er wollte sein Bein schon von Nicks Schoß nehmen, aber Nick hielt ihn fest. „Bleib“, sagte er. Er lehnte sich vor und begann, Javiers Brust zu küssen. Sein Mund wanderte langsam tiefer. Er spürte Javiers flatternden Puls unter seinen Lippen, schmeckte den frischen Geschmack der vor nicht allzu langer Zeit gewaschenen Haut, folgte der Bewegung, mit der sich Javiers Bauch vor ihm zurückzog, und gelangte schließlich an den Punkt, an dem es heikel wurde. Durch seine Position konnte er nicht viel weiter nach unten gehen und sich so langsam herantasten. Er würde sich jetzt entscheiden müssen, ob er ihn in den Mund nehmen wollte oder nicht. Einerseits hatte er Angst, etwas falsch zu machen oder dass er vielleicht doch noch kalte Füße kriegen würde, aber der größere Teil von ihm wollte wissen, wie es war. Er wollte wissen, wie Javier schmeckte, wie es sich anfühlte, ihn auf diese Weise zu berühren. Also hob er die Hand, nahm Javiers Glied und platzierte einen vorsichtigen Kuss an dessen Seite. Es war warm und weich, nicht unähnlich Javiers Lippen, aber fester und es roch anders. Intensiver und irgendwie anregend. Er küsste an dem samtigen Schaft entlang in Richtung der Spitze, von der sich inzwischen ein durchsichtiger Tropfen gelöst hatte, der langsam daran herab rann. Ohne sich noch weiter Gedanken darüber zu machen, ließ Nick seine Zunge herausgleiten und leckte ihn ab. Es schmeckte salzig und leicht herb. Über sich hörte er ein heiseres Stöhnen. Nick sah nach oben und direkt in Javiers Augen, hinter denen ein Sturm tobte. Trotzdem hielt er ganz still, als Nick jetzt fester zupackte, die Vorhaut ein wenig zurückschob und seine Zunge probeweise über die empfindliche Spitze gleiten ließ. Der Geschmack in seinem Mund wurde stärker und ohne lange zu überlegen, nahm er schließlich das obere Ende in den Mund. Es fühlte sich zugegebenermaßen etwas eigenartig an, aber allein der Gedanke an das, was er gerade tat, ließ seine eigene Erektion aufgeregt zucken. Er fing an, den Kopf ein wenig zu bewegen. Nur ein kleines Stück, denn weiter kam er gar nicht, ohne sich den Hals zu verrenken. Stattdessen nahm er seine Hand zur Hilfe und begann diese ebenfalls am Schaft auf und ab zu bewegen. Er wusste schließlich, wie es aussehen musste und erinnerte sich daran, wie es sich angefühlt hatte. Obwohl er diese Erinnerung vorerst lieber verdrängte. An ihrer Stelle konzentrierte er sich auf das, was er gerade tat.   Als er merkte, dass Javiers Beine zu zittern begannen, hörte er auf und küsste ihn auf den Bauch. Im nächsten Augenblick fand er sich fest gegen das Sofa gedrückt wieder, Javiers Lippen auf seinem Mund. Er küsste Nick, als gäbe es kein Morgen. Dabei murmelte er etwas auf Spanisch vor sich hin, das fast wie eine Beschwörung klang, die er wieder und wieder von sich gab, bis Nick ihn schließlich ein Stück weit von sich wegdrückte. „Ich verstehe kein Wort, Javier. Wenn du etwas willst, musst du Deutsch mit mir reden.“ Javiers Gesicht war gerötet und in seinen Augen lag ein eigenartiger Glanz. Er schüttelte den Kopf. „Nein, ich … nein. Vergiss es. Es war dumm.“ Er küsste Nick noch einmal. „Das war … wahnsinnig wunderbar.“ Nick lächelte. „Freut mich, dass es dir gefallen hat.“ Er streichelte sacht über Javiers Rücken. „Und wie machen wir jetzt weiter? Oder hören wir auf?“ Javier lachte rau und dunkel. „Nur, wenn du mich umbringen willst.“ Er küsste Nick noch einmal und glitt dann von seinem Schoß. Seine Hose fiel zu Boden und er zog kurzerhand auch den Rest herunter, bis er wieder einmal komplett entblößt war. Nick ließ seinen Blick über den drahtigen Körper gleiten und Begierde wallte ihn ihm auf. Er wollte ihn spüren, ihn berühren und selbst von ihm berührt werden. Es hätte nicht Javiers einladend ausgestreckte Hand gebraucht, um Nick hinter ihm her ins Schlafzimmer zu lotsen.   Dort angekommen machte Javier kurzen Prozess mit dem Bademantel und im nächsten Augenblick stand Nick ebenso nackt da wie er. Er wollte sich schon auf das Bett begeben, als Javier ihm zuvorkam und sich mit dem Rücken zuerst auf das kühle Laken gleiten ließ. Er zog Nick mit sich, sodass der über ihm zu liegen kam. „Bin ich nicht zu schwer?“, fragte er zögernd, aber Javier schüttelte nur den Kopf, legte die Arme um seinen Nacken und küsste ihn. Zwischen Nicks Beinen pulsierte es und er fühlte, wie Javiers Glied und sein eigenes gegeneinander stießen. Unwillkürlich begann er, die Hüfte ein wenig zu bewegen, um mehr von dieser wunderbaren Reibung zu erhalten. Javier antwortete seinen Bemühungen auf die gleiche Weise und es war gut, aber plötzlich schlang Javier seine Beine um Nick und zog ihn fest an sich.   Nick erstarrte und für einen Augenblick kamen Erinnerungen in ihm hoch. Erinnerungen an Augenblicke, in denen er sich in einer ähnlichen Position befunden hatte, einen anderen weiblichen Körper unter sich. Sein Herz begann schneller zu schlagen und für eine Sekunde glaubte er, dass die Panik wieder die Oberhand gewinnen würde. Doch dann streiften weiche Lippen seinen Mund und ein ganz anderer Mensch blickte zu ihm auf. Der Ausdruck in Javiers Augen war lustverhangen und trotzdem schwang dort noch etwas anderes mit. Etwas Tieferes, Größeres, das nicht nur seinen Körper, sondern weit mehr als das ansprach. Und um all das herum wand sich eine tiefe Sehnsucht, eine Suche, die Nicks Herz abschnürte und ihn beinahe aufkeuchen ließ. Er wusste jetzt, was Javier vorhin gesagt hatte. Oder ahnte es zumindest. Er wusste nur nicht, wie er ihm geben sollte, was er sich wünschte. Er hatte das doch noch nie gemacht. Also lehnte er sich vor und versuchte all seine Fragen und all seine Antworten in einen Kuss zu legen. Einen langsamen, zärtlichen Kuss, lediglich eine Berührung ihrer Lippen mit leichtem Druck, den er kurz darauf wieder löste. Er schluckte, als er ein kleines Lächeln über Javiers Züge huschen sah. „Vertraust du mir?“, fragte er und Nick hätte fast geantwortet, ob er das denn noch nicht wusste. Denn ja, er vertraute Javier, obwohl es eigenartig und vorschnell und unvernünftig und noch tausend andere Dinge mehr war. Aber er vertraute ihm. Er verstand jedoch auch, dass es bei dieser Frage wieder darum ging, seine Erlaubnis einzuholen. Also nickte er nur.   Javiers Lächeln wurde breiter. Er löste die Umklammerung seiner Beine und schob Nick sanft von sich runter. Als er neben ihm lag, drehte Javier sich um und rutschte so nah an ihn heran, dass ihre Körper sich beinahe vollständig berührten. Nick legte seinen Arm um Javier und wollte seinen Nacken küssen, als Javier anfing, sein Becken zu bewegen. Nick atmete scharf ein. Seine Erektion lag genau zwischen ihnen und das Gefühl, das durch die Reibung von Javiers Hintern an dem pulsierenden Schaft entstand, war atemberaubend. Er begann, den Rhythmus zu erwidern, als Javier diesen noch einmal unterbrach und hinter sich griff. Nick wollte schon fragen, was das werden sollte, als sich schlanke Finger um sein Glied schlossen und es mit einer schnellen Bewegung von hinten zwischen Javiers Schenkel dirigierten. Im nächsten Augenblick schloss sich die Lücke wieder und seine Erektion war zwischen Javiers Beinen gefangen. Wieder begann der sich zu bewegen.   Nick krallte seine Hand instinktiv in Javiers Hüfte und spürte die kantigen Beckenknochen, die unter der Haut hervorstachen. Was zum Teufel war das? Es war eng und warm und durch die Bewegung entstand ein Gefühl, das Nick beinahe an seinem Verstand zweifeln ließ. Statt jedoch weiter darüber nachzudenken, fiel er in den Rhythmus mit ein und begann, Javiers Bewegung gegenläufig zu erwidern. Der Effekt war schwindelerregend. Die warme Enge, das Gefühl, wie die Spitze seiner Erektion an der glatten Haut von Javiers Hoden entlangglitt, Javiers restlicher Körper, der eng an ihn geschmiegt dalag, Nicks Mund auf seiner Schulter, an seinem Hals, in seinem Haar. Eine intime Vereinigung, die keine war und sich doch so anfühlte. Nick gab seinen Halt auf. Stattdessen griff er nach Javiers Glied und begann zu pumpen. Er spürte, wie Javier auf seine Berührung reagierte. Seine Rückseite presste sich enger an Nick und die Ausschläge seiner Hüfte wurden schneller. Ob nun aus seiner eigenen Lust heraus oder aus dem Wunsch zurückzugeben, was er selbst gerade empfand, wusste Nick nicht. Er wusste nur, dass ihn ihr Liebesspiel immer weiter und weiter den Berg hinauf trug, dessen schneeglitzernde Gipfel bereits in Sichtweite waren. Auch seine Bewegungen wurden schneller, die Stöße in diese sanfte Enge abgehackter. Er keuchte und ein leichter Schweißfilm ließ die Bewegung einfacher und gleitender werden. Er schmeckte Salz auf seinen Lippen, hörte Javiers Atem vermengt mit leisen, wimmernden Lauten. Brocken aus gestöhntem Spanisch mischten sich darunter, von denen Nick inzwischen wusste, dass sie Javiers steigende Erregung anzeigten. Er hörte seinen Namen zwischen den fremden Worten, die höher und langgezogener wurden, bis sie in etwas übergingen, für das Nick kein Wörterbuch mehr brauchte. Er stoppte seine eigene Bewegung und konzentrierte sich ganz auf das, was seine Hand zwischen Javiers Beinen tat. Nur ein, zwei Striche später zuckte der Schaft in seinen Händen und Javier ergoss sich über das Laken. Nick spürte, wie der ganze, schmale Körper in seinen Armen unter den Wellen des Orgasmus erbebte. Das Gefühl war so überwältigend, dass er sich nicht länger zurückhalten konnte. Er ließ Javiers Glied los, packte seine Hüfte und nahm den Rhythmus wieder auf, den er kurz zuvor unterbrochen hatte. Er merkte, wie Javier den Druck seiner Schenkel erhöhte, wie der Spalt, in den er wieder und wieder vordrang, enger wurde. Seine Bewegungen nahmen an Geschwindigkeit zu, wurden kürzer, die Reibung steigerte sich immer weiter, erreichte ihren Höhepunkt und im nächsten Moment kam Nick mit einem tonlosen Schrei auf den Lippen. Er presste sich an Javiers Rücken, während er im freien Fall in Richtung Erdboden raste. Die Schübe seines Orgasmus entluden sich wieder und wieder zwischen die Beine seines Geliebten und er drehte diesen halb zu sich herum, um seinen Mund mit einem innigen Kuss zu verschließen.   Atemlos lagen sie danach nebeneinander, in der Luft der Geruch von Schweiß und Sex, das Bett zerwühlt, die Laken klebrig von den Spuren ihrer Leidenschaft. Nick hatte den flüchtigen Gedanken, dass er sich noch nie so lebendig gefühlt hatte. Und so müde. Er zog Javier an sich und küsste ihn auf die Stirn. „Das war großartig“, sagte er und erntete ein Lächeln an seinem Hals. „Gleichfalls.“ Schweigen breitete sich aus. „Wir müssten mal aufstehen.“ „Ohne mich.“ Weiteres Schweigen erfüllte den Raum und erstickte alle weitere Konversation im Keim. Nick versuchte, die Energie zusammenzubekommen, um sich zu erheben, sich und Javier wenigstens notdürftig zu säubern und das Licht im Wohnzimmer zu löschen, das immer noch durch die geöffnete Tür hereinschien. Er scheiterte und langsam drifteten seine Augenlider aufeinander zu, bis sie sich schließlich schlossen und er wegdämmerte, ohne noch etwas von den Dingen zu tun, die er sich vorgenommen hatte.   Als er erwachte, lag er noch genauso da wie zuvor. Allein die Tatsache, dass Javier neben ihm tief und fest schlief und die Spuren an seinen Beinen inzwischen getrocknet waren und schmerzhaft ziepten, als er sich bewegte, ließen ihn wissen, dass bereits einige Zeit vergangen sein musste. Er strich Javier immer wieder sanft über die Wange, bis dieser begann, sich zu bewegen. „Hey, du bist schon wieder eingeschlafen.“ „Und du weckst mich schon wieder“, grummelte Javier und rollte sich auf dem Bett zusammen. Ein Lächeln glitt über Nicks Gesicht. „Musst du nicht nach Hause?“ Ein weiteres Grummeln. „Hab meiner Tante gesagt, dass ich vielleicht über Nacht wegbleibe.“ Nick wusste nicht, ob er diese Aussage jetzt süß oder dreist finden sollte. „So, hast du das?“ Ein braunes Auge blinzelte ihn unter herabgefallenen Haaren heraus an. „Ihr sagt doch immer, ich solle mir Ziele setzen im Leben.“ Nick hob an, noch etwas dazu zu sagen, doch dann unterließ er es. Stattdessen breitete er die Decke über Javier aus, bevor er ins Wohnzimmer ging, um sein Handy zu holen und das Licht zu löschen. Er stellte einen ausreichend frühen Alarm, um ihnen dieses Mal ein entspannteres Aufwachen zu garantieren, und platzierte das Gerät weit außerhalb von Javiers Reichweite. Dann robbte er auf die andere Seite des Bettes, auf der ein warmer Körper schon wieder selig im Land der Träume wandelte. Er kuschelte sich an ihn und mit dem Arm um Javier und seinen Atem in seinem Ohr schlief auch er schließlich wieder ein.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)