Seelenqual von Rikarin (Die Suche nach Stärke) ================================================================================ Kapitel 36: Die Prüfungen von Meister Bee ----------------------------------------- Naruto lehnte sich ans Geländer und sah über die Reling. Seit Stunden befand er sich auf dem Schiff, dass ihn zum Hachibi bringen sollte. Von ihm sollte er eine bessere Kontrolle über das Kyubi lernen und er sollte dem Ninja dafür die Kunst der Seelenfesselung, das geheime Jutsu der Uzumakis lehren, damit der Ninja die Edo-Tensei- Kunst lösen konnte. Allmählich wurde er ungeduldig und sehnte sich nach Land. Neben ihm war sein alter Truppenführer Yamato und Meister Gai befand sich ebenfalls auf dem Schiff, allerdings war er damit beschäftigt, über die Reling zu Kotzen: Seekrank! Naruto verzog angewidert das Gesicht bei seinem erneuten Würganfall. Zu dumm, dass Sakura oder kein anderer Medic-Ninja dabei war. Die Besatzung bestand aus Kumogakure-Ninjas, die den leidenden Ninja ignorierten. Warum hatten die auf dem Schiff kein Mittel gegen Seekrankheit? Mittlerweile müsste Gai doch nichts mehr im Magen haben? „Wie lange noch bis zu unserem Ziel?“ flüsterte er Yamato zu. Der zuckte mit den Schultern. „Nicht mehr lange. Siehst du, wie die Kumos-Ninjas ans Deck kommen? Vermutlich bereiten sie sich für die Landung vor.“ Yamatos Beobachtungen waren richtig, denn die Tür hinter ihnen öffnete sich und ein Kumo-Ninja rief ihnen zu „Bereiten Sie sich langsam auf die Landung vor.“ Naruto warf Yamato einen anerkennenden Blick zu. Der lächelte nur selbstgefällig. „Was für eine Insel ist es denn?“ fragte Naruto neugierig und reckte den Kopf in die Luft. Die Umgebung war in dichten Nebel gehüllt und er konnte nur vage Umrisse sehen. Bei dem Wort „Insel“ hoffte er auf eine paradies-ähnliche Umgebung. Langsam verzog sich der Nebel und gab den Blick auf ein, mit scharfen Felsen gespicktes, düsteres, unheilvolles Gebirge frei. Naruto verzog enttäuscht das Gesicht. Das war nicht das, was er erwartete hatte- „Hier soll ich den Achtschwänzigen treffen?“ fragte er entgeistert den Kuno-Ninja. Der lachte verlegen. „Naja, die Insel ist mit Konohas Todeswald zu vergleichen, aber keine Sorge. Hachibi kontrolliert die Insel. Solange ihr den Tieren nichts tut, tun sie euch auch nichts. Das einzige, was wir gerade befürchten müssen, ist...“ Plötzlich wackelte das Schiff und die Ninjas musste sich bemühen, das Gleichgewicht zu behalten. Gigantische Fangarme schossen aus dem Wasser, dicht gefolgt von einem roten, pfeilförmigen, riesigen Körper. Wellen türmten sich auf. Wasser spitzte auf die Männer. „…das da“ beendete der Kumo-Ninja seinen Satz, während er eiligst versuchte, sich aufzurappeln. „Ist das Hachibi?“ fragte Naruto erschrocken angesichts der Menge an Arme. „Nein, siehst du nicht? Das ist ein Riesen-Kalmar“ rief Yamato. Die Ninjas stellten sich auf und versuchten die Fangarme abzuwehren. „Eins, zwei, drei…“ „Naruto, hör auf zu zählen und pack mit an!“ befahl Yamato genervt. „Ich wollte nur sicher gehen“ erwiderter Naruto bockig und wich geschickt einem der riesigen Arme aus, die auf die Reling knallten. „Nicht, dass wir aus Versehen den Achtschwänzigen angreifen und einen Konflikt mit Kumogakure riskieren“ murrte er. Einige Männer wurden von den Riesenkalmar ins Wasser gestoßen, andere versuchten den massigen Leib und die riesigen Augen anzugreifen. Plötzlich erscholl ein erschüttertes Gebrüll aus Richtung der Insel. Bevor Naruto es lokalisieren konnte, sprang ein riesiger Koloss aus dem Wasser; eine Mischung aus Stier und Krake. Mit wilden Augen, scharfen Hörner und gewaltigen Pranken griff das Monster den Riesenkalmar an. Die Kumo-Ninjas jubelten bei seinem Anblick. „Fort mit dir, du Riesengetier! Nur ja keinen Fleck, auf meinem Bootsdeck!“ erschallten die Worte. Naruto riss Augen und Mund auf. „Noch ein Exemplar und das macht auch noch blöde Witze?“ „DAS ist BEE, das HACHIBI!“ rief ihm ein Kumo-Ninjas fröhlich zu. Staunend sah Naruto dabei zu, wie aus dem Riesenkalmaren Takoyaki gemacht wurde. Nachdem das Untier innerhalb kürzester Zeit vernichtet worden war, bildete sich der massige Körper des Hachibis zurück. Zum Vorschein kam ein beeindruckender, muskulöser Mann mit dunklem Teint, Sonnenbrille, Tattoos und bewaffnet mit diversen Schwerter. Leichtfüßig sprang der Mann aufs Boot, dass wieder sicher schwamm. Staunend sah Naruto auf den sich ihm nähernden Mann. Er spürte seine Stärke. In einen Kampf würde er gegen so einen Gegner vermutlich verlieren. Er konnte wegen der Sonnenbrille nicht seine Augen sehen, aber er wusste, dass dieser Ninja nicht nur körperlich stark war: da war etwas in seinem selbstsicheren Auftreten, dass auf eine unmenschliche starke Seele hinwies. Dieser Mann war fähig, sich in ein Monster zu verwandeln ohne die Kontrolle zu verlieren und sich wieder in einen Menschen zurück zu verwandeln. Kein Wunder, dass der Raikage ihn hierhergeschickt hatte. „Äh, danke für die Hilfe. Du…Sie sind wirklich sehr stark, Meister“ begrüßte Naruto beeindruckt den Älteren. Der Mann antwortete nicht, sah ihn nur wortlos prüfend an. Dann holte er ein Notizbuch hervor, las sich kurz etwas durch und schmetterte dann den verblüfften Konoha-Ninjas entgegen: „Ihr seid spät, hab keine Zeit! Der Krieg kommt, also seid bereit. Kleiner Bengel, taugst du was? Kannste kämpfen oder schaffst du nicht mal das?! Weee“ Naruto blinzelte verdattert. „Was soll das?“ flüsterte er unter zusammengepressten Lippen dem benachbarten Kumo-Nin zu. „Macht er Witze?“ „Nein, das ist sein Stil: eine Mischung aus Schlager-Tremolo und Rap-Beat. Schlager –Rap.“ „Und wie soll ich darauf antworten?“ Aber bevor Naruto darauf eine Antwort erhielt, ertönte eine unbekannte männliche Stimme von der Insel. „Willkommen auf der Insel. Wir haben euch schon erwartet. Mein Name ist Motoi. Ich bringe euch zu eurer Unterkunft auf die Insel“ stellte sich ein Ninja mit stacheligen schwarzen Haar und einer Tätowierung auf der Nase vor. Nachdem das Schiff anlegte, wurden die Ninjas über einen Trampelpfad geführt. Naruto konnte das Schreien wilder Tiere hören. Ehe sie es sich versahen, stellte sich ein riesiger Gorilla ihnen in den Weg und schlug sich aggressiv auf der Brust. Doch Meister Bee hob nur beschwichtigend die Hand und sprach ein paar Worte und schon zog sich das beruhigte Tier wieder in den Dschungel. Narutos Respekt vor diesen Mann wuchs. „Solange Meister Bee auf der Insel ist, habt ihr nichts von den Tieren zu befürchten“ erkläre Motoi. „Außerdem ist meine Einheit dafür verantwortlich, einen Bannkreis um die Insel zu errichten. Sollte sich irgendwas Verdächtiges der Insel näheren, bekommen wir das sofort mit. Ihr könnt also in Ruhe trainieren. Wir werden uns um eure Sicherheit kümmern“ erklärte er Naruto, der seinen Blick nicht vom massigen Rücken des vorangehenden Jinchirikis abwenden konnte. Mit einem Zwinkern flüsterte Motoi dem interessierten Naruto zu. „Meister Bee hat auch auf dieser Insel trainiert, um die Kontrolle über den Hachibi zu erreichen.“ Narutos Herz schlug aufgeregt, aber er musste sich gedulden. Der Achtschwänzige beachtete ihn nicht, selbst nach der Ankunft im Gästehaus nicht. Die Gäste erhielten Einzelzimmer und eine warme Mahlzeit, die ihnen ins Zimmer gebracht wurde. Naruto ging nach seinem Mahl ungeduldig auf und ab. Er würde gerne mit Meister Bee sprechen, aber sein Auftreten, seine Art lähmten ihn. Da war eine Aura um ihn, wie er sie nur von seinen Meister Kazuki kannte. Eine geheimnisvolle Aura; einerseits wirkte er nett, auf der anderen Seite scharf und gefährlich wie ein Katana. Wie sollte er ihn ansprechen? In Reimen? Würde er sich bereit erklären, ihm seine Tricks zu erklären? Yamato und Gai könnten ihm nicht helfen. Sie waren nur als seine Begleitpersonen dabei, falls etwas schiefgehen sollten. Sie sollten die Gegend bewachen und Gegner abwehren. Sie konnten keinen Kumo-Nin etwas befehlen, schon gar nicht dem Jinchuriki. Naruto musste selbst damit klarkommen. Narutos Ungeduld wuchs. Endlich traf er einen weiteren jinchuriki, aber die ganze Zeit auf den Weg zum Haus hatte ihn Meister Bee ignoriert. Er hatte ihn keine Fragen gestellt, hatte sich nicht für einen weiteren Leidensgenossen interessiert. Er war so ganz anders als Gaara, der einst den selben Hass und Angst ausgesetzt war wie Naruto. Sowohl Gaara als auch Naruto hatten unter dem Einfluss ihrer Biju gelitten. Keiner von ihnen hatte ihr Biju auch nur ansatzweise kontrollieren können wie es Bee tat. Er hatte sich in ein Biju verwandeln können und wieder zurück. Was war sein Geheimnis? Naruto konnte es nicht mehr aushalten. Er brauchte Antworten; wenigstens Hinweise. Er musste Bee fragen. Da er gesehen hatte, in welchem Flur der Riese verschwunden war, fand er schnell sein Zimmer. Er klopfte an die Tür, bevor er anfing aus Angst zu zögern. Die Tür wurde geöffnet und Meister Bee sah ihn ausdruckslos an. Diese verdammte Sonnenbrille…keine Ahnung, was der Kerl dachte. „Äh….Meister Bee, ich wollte fragen, wann wir morgen trainieren?“ fragte der blonde Ninja höflich. Einige Sekunden Stille unter den, hinter dunklen Gläsern verborgenen Augen…Naruto fragte sich, ob er die ganze Sache falsch verstanden hatte oder er den Ninja beleidigt hatte. Dann begann der fremde Ninja plötzlich wieder an zu rappen. „Trainieren? Was für ein Spaß, verschwende meine Zeit nicht; voll ist‘s Maß. Meine Beats sind der Hammer, First-Class. Wer Angst hat, verliert. Krähenfraß! Yoh“ Zum Abschluss warf sich der Meister noch in Pose; hob seine Arme und streckte die Zeigefinger aus. Einige Sekunden Stille verstrichen, während Naruto verzweifelt nachdachte. Er hatte ja schon einige Exzentriker unter den Ninjas getroffen. Vielleicht sollte er sich anpassen. „Deine Brille gegen die Sonne, ist die reinste Wonne. Prächtig gegen das helle Licht, sitzt sie auf deinem markanten Gesicht!“ improvisierte Naruto. Der Meister sah ihn nachdenklich an. Dann bildetet sich langsam ein anerkennendes Lächeln um seinen Mund. „Du machst ziemlich gute Rhymes, Junge. Yo. Aber zuerst musst du lernen, wie man richtig grüßt. Leg deine Faust auf meine. Mit Beat“ sagte der Kumo-Nin und streckte Naruto die geballte Faust entgegen. Naruto wollte die Geste erwidern, als er stutzte. Es schien, als ob ihn der Meister testen wollte. Da musste mehr dahinterstecken, als ein einfacher Gruß. Er erinnerte sich, wie der Meister mit dem Gorilla umgegangen war. Da hatte er so eine ähnliche Geste bemerkt. Die Faust…er sah sie sich genauer an. Auf den ersten Blick eine harmlose Geste. Aber wenn man genauer hinsah…konnte man eine versteckte, geballte Kraft spüren. Das Chakra war aber so ruhig und friedlich, ohne falsche Hintergedanken, dass ein Ninja das kaum spüren konnte. Aber wenn jemand wie Naruto mit den Lehren des Ninsho vertraut war…Naruto lächelte. Der Meister testete ihn. Naruto hob seine Faust und legte sie an die seines Gegenübers, während er ihn wortlos in die Augen schaute, ein selbstbewusster Zug um den Mund. Von außen sah es nur nach einem leichten, harmlosen Gegenschlag aus. Aber in dem Moment, wo die Fäuste sich nur knapp berührten, spürten beide Ninjas für einen kurzen Moment die Stärke des anderen. Es fühlte sich wie ein innerer Sturmwind an, der alles durcheinanderwirbelte. Was für ein Beat! Naruto staunte, dann lächelte er. Hatte er also richtig geraten. Bee erwiderte das Lächeln. „Nicht schlecht, Herr Specht, ich seh wohl nicht Recht. Hast ja doch was drauf, willst höher hinauf! Zeige mir morgen deine Kraft Oder du wirst ausgelacht! Yoh!“ Mit diesen Worten drehte sich der Jinchuriki um und schlug die Tür zu. Naruto sah verdattert aufs Holz. Das sah so aus, als hätte er die erste Prüfung geschafft. Er kratzte sich den Kopf und ging wieder in sein Zimmer. Am nächsten Morgen wurde Naruto das Frühstück aufs Zimmer gebracht, zusammen mit der Anweisung, sich in einer halben Stunde nach draußen zu befinden. Zu seiner Überraschung erwartete ihn dort aber nicht Meister Bee, sondern Motoi. „Meister Bee hat mir gesagt, ich soll dich zum Wasserfall der Wahrheit bringen“ erklärte der Mann. „Gehört das zum Training, das Biju zu meistern?“ fragte Naruto. Motoi nickte wage. „Es handelt sich um die Vorstufe. Bee sagt aber, du wärst bereit dazu.“ „Ich komme mit“ meldete sich Yamato zu Wort, der sich unbemerkt genähert hatte. „Sollte Naruto die Kontrolle verlieren, ist es wichtig, dass ich in seiner Nähe bin.“ Naruto verdrehte innerlich die Augen. Er war nicht mehr derselbe, ungeduldige Hitzkopf wie in seiner Kindheit. Er brauchte die Kunst des älteren Ninja nicht mehr so wie früher. Er schluckte eine Erwiderung herunter. Yamato wusste nicht, welche Prüfungen der blonde Ninjas seit seiner letzten Trainingsreise bestanden hatte und dass ein neues Siegel ihn vor dem Kyubi schützte. Wie angekündigt, führte Motoi die Ninjas zu einem Wasserfall. Kurz vor dem prasselnden Wasser, im Teich, befand sich eine kleine erhöhte, trockene Stelle. „Setz dich dahinter und schließ die Augen“ erklärte Motoi dem blonden Ninja. „Dann wirst du deine Wahrheit erkennen.“ Naruto befolgte die geheimnisvollen Anweisungen. Er setzte sich hin und schloss die Augen. Kurz kam ihm in den Sinn, dass er etwas Ähnliches schon mal erlebt hatte. Motoi hatte nicht viel zu dieser Prüfung gesagt, aber es fühlte sich an wie damals die Aufgaben, die ihn Meister Kazuki aufgegeben hatte…wie diese Prüfung in den geheimen Höhlen des Klosters…das Drachenjuwel… „Na, sieh mal einer an, da ist einer aber ganz schlau“ höhnte eine Stimme. Erschrocken öffnete Naruto die Augen und sah, wie sich hinter dem Wasserfall eine Silhouette bildetet. Eine Person trat unter dem perlenden Vorhang hervor. Naruto blinzelte verdattert. Derjenige, der ihm entgegentrat, war er selbst. Sein Aussehen, seine Kleidung…bis auf den finsteren, kalten Blick sah sein Gegenüber genauso aus wie er. „Weil ich du bin, du Knalltüte“ sagte sein Doppelgänger spottend. „Ka…kannst du meine Gedanken lesen?“ fragte Naruto misstrauisch. „Nein, aber ich sagte doch…ich bin du. Alles was du weißt, weiß ich auch. Ich kenne deinen Gedanken, deine Geheimnisse. Ich bin deine Wahrheit. Dein wahres Ich.“ Naruto stellte sich kampfbereit auf. Er war sich nicht sicher, ob es ein Trick war. Vielleicht hatte sich ein Ninja nur verwandelt und versuchte, ihn zu täuschen. Doch ein schneller Blick seiner Umgebung überzeugte ihm vom Gegenteil. Von Motoi und Yamato war nichts mehr zu sehen; sie beide waren allein. Alles war still; der Boden schien aus Wasser zu bestehen. Sein Doppelgänger lächelte höhnisch. „Ich bin dein dunkler Teil“ sprach er weiter „Aber Im Gegensatz zu dir habe ich keine Angst vor dem kyubi. Ich bin die Seite von dir, die weniger zimperlich ist. Ich zum Beispiel hätte Sasuke gefangen genommen und den Kage gebracht, dann wäre ich zum Helden ernannt worden und wäre dem Ziel Hokage einen Schritt nähergekommen. Ich bin der Teil von dir, der keine Lust auf „Lieb und Nett“ hat. Erinnerst du dich, wie du ins Dorf zurückgekommen bist? Wie dieser Alte und all die anderen Ninjas dich plötzlich bewundernd angesehen haben? Dieselben heuchlerischen Arschlöchern, die entweder offen oder im Geheimen abfällig über uns gesprochen haben. Du wusstest es. Aber anstatt es ihnen vorzuhalten, ihnen ihr heuchlerisches Geschwätz zurück zu geben, hast du nur gelächelt. Du kotzt mich an.“ Naruto schluckte. Auch wenn es unangenehm war, es zu hören…er hatte Recht. Er erinnerte sich an diesen Tag. Wie er sich zuerst gefreut hatte, weil ihn keiner erkannt hatte, die anerkennende Blicke. Aber wie dann plötzlich zuerst dieser Alte und die anderen ihn als Wiedergeburt des vierten Hokage bewundert hatten… Ein Teil tief in ihm hatte sich von diesem Wechsel der Meinungen über ihn gestört gefühlt. Diese Erwachsene hatten sich nie die Mühe gemacht, ihn kennen zu lernen; hatte den jungen Naruto verurteilt für etwas, für das er nichts konnte. Er war nicht der Neunschwänzige, er hatte nicht das Dorf angegriffen. Sein Körper diente nur als Gefängnis. Obwohl der vierte Hokage sie alle gerettet hatte, obwohl der dritte Hokage wollte, dass er für sein Opfer als Held angesehen sollte… Man hatte Naruto wie ein Monster behandelt. Als ob er für die Zerstörung von konoha verantwortlich wäre. Zwar hatte man den Kindern nichts gesagt, aber die waren nicht dumm. Die kalten Blicke, die abfälligen Bemerkungen über ihn…die Kinder, die Gleichaltrigen hatten gemerkt, dass etwas anders war an Naruto. Er hatte keine Eltern, er war schlecht in der Schule, die Erwachsene mochten ihn nicht: Naruto war in ihren Augen ein Versager. „Genau, du erinnerst dich also doch“ stimmte ihn sein fieser Doppelgänger zu. „Findest du es nicht auch wahnsinnig „Witzig“, wie sich die gleichen Typen darauf verlassen, dass du sie rettest? Und was passiert dann? Sobald sie uns nicht mehr brauchen, werden sie uns einsperren oder als Waffe missbrauchen. Alles was du hier lernst, jede neue Art der Kontrolle über Kyubi, hilft letztendlich doch diesen scheinheiligen Mistkerlen. Kyubi hat Recht. Die Menschen wollen uns benutzen. Wir sollten Kyubis Angebot annehmen und nur auf uns selbst verlassen.“ Er lachte böse auf. „Stell dir das mal vor…keiner wird sich uns in den Weg stellen. Wir werden gehen können wohin wir wollen. Sollte jemand es wagen, uns schief anzusehen, wird er vernichtet. Vergiss die Uchihas. Unser Name wird zur LEGENDE! Wir könnten zum größten Kage von allen werden, einen allmächtigen Shinobi wie Rikudo-Senin.“ Naruto sah sein dunkles Gegenüber nachdenklich an. Da war etwas in seinen Worten, in seinem Tonfall, dass ihn an Kyubi erinnerte, an Sasuke, an Gaara…aber ja, er musste es zugeben, diese Gedanken hatte er sich früher oft gemacht. Als er noch ein kleines Kind war, dass einsam auf der Schaukel hockte, hatte er zu den Felsenporträts hochgesehen und sich vorgestellt, wie ihn die Menschen ehrfürchtig behandeln würden, wenn er ein hokage wäre, wenn er stark wäre…er hatte an Rache gedacht. Er wollte es ihnen allen zeigen. Er war kein „Balg“, kein „Versager“! Früher war ihm die Anerkennung andere Menschen so verzweifelt wichtig gewesen, aber heute…heute interessierte es ihn nicht mehr. Er war mit sich im Reinen. Selbst die Position als Hokage hatte ihren Glanz verloren. Sollte er nicht zum Hokage ernannt werden…was soll’s. Er brauchte diese Position nicht, damit ihn andere respektierten. Er hatte gelernt, dass Anerkennung und Respekt etwas waren, dass man sich verdiente und dass man von manchen Leuten niemals erhalten würde. Aber das war nicht wichtig. Es gab auch Menschen, von denen wollte er auf keinen Fall „Respektiert“ werden. Diese Macht, von der er als Kind ständig geträumt hatte, war zum Greifen nahe, aber es lockte ihn nicht. Sie war nicht der Schlüssel zur Lösung seiner Probleme. Sein böser Doppelgänger stutzte bei Narutos Blick und hörte auf zu lachen. Narutos Augen strahlten hell, sein Blick war fest und ruhig, ohne Zweifel. Langsam kam er auf ihn zu. Der Schatten ging leicht in die Knie und hob seine Arme, aber Naruto zeigte keine Aggressivität. Er wollte ihn nicht angreifen. Stattdessen umarmte er sein inneres Ich. Er konnte die angespannte Haltung spüren, die Furcht. „Es ist okay“ sagte er leise. „Du bist nicht mehr allein.“ Denn letztendlich war das die Ursache seiner Furcht und seiner Wut: allein zu sein. Und egal, wie laut sein dunkles Ich schrie und wütete, letztendlich war es seine einsame, jüngere Seite, die sich nach Akzeptanz sehnte, nach dieser Umarmung und diesem Bekenntnis „Ich sehe dich. Ich weiß, dass du da bist.“ Sein anderes Ich amtete lautlos auf, seine Haltung sackte zusammen, seine Wut verflog. Er lehnte sich an Naruto an und dann schmolz er dahin. „Danke“ flüsterte Naruto leise „Danke, dass du mir begegnet bist.“ Es gab in jedem eine dunkle Seite, die man versteckte und für die man sich schämte. Diese Begebenheit hatte ihm gezeigt, dass er sie auch hatte. Aber das war keine Sünde, solange man ehrlich zu sich selbst war und sich selber vergab. Keiner hatte das Recht, ihm zu sagen, dass er es nicht wert war oder dass er ein Monster war. Er wusste, dass er aufrecht stehen durfte und sich nicht bücken und kleinmachen musste, um den abfälligen Blicken auszuweichen. Sollte es jemand wagen, ihn so zu nennen, würde er seinen Blick erwidern, ruhig und stumm und seine Augen würden den Fremden den Wert seiner Seele vermitteln. Denn seine Seele bewies, dass er kein Monster war. Naruto fühlte sich, als wäre ein Stein von seiner Seele gewichen, ein dunkler Fleck reingewaschen. Er öffnete die Augen. „Naruto, alles in Ordnung? Du sitzt schon eine Weile da“ rief Yamato ihm zu. Naruto befand sich wider vor dem Wasserfall. Langsam stand er auf und ging zu den wartenden Ninjas hin. Motoi sah ihn prüfend an und nickte dann anerkennend. „Du bist deiner bösen Seite begegnet und hat gewonnen. Wenn Meister Bee davon erfährt, kann er dich zum richtigen Training mitnehmen.“ „Ich fühle mich gut. Kann das Training gleich beginnen?“ Motoi stutzte, aber Narutos Blick war stark und unbeugsam. Er wollte keine Zeit verlieren. „Also gut, warte hier. Ich bringe ihn zu dir.“ Kaum war der Kumo-Nin verschwunden, beugte sich Yamato neugierig zu ihm. „Was war das für eine Prüfung? Alles ok?“ Naruto seufzte tief, aber dann lächelte er ihn aufmunternd an. „Ja, mir geht es gut.“ Kurze Zeit später kam Motoi mit Meister Bee zurück. Der große Ninja sah den Blonden ebenfalls prüfend in die Augen und grinste dann. „Heeey, Yooh, Perfekt Du hast es gecheckt Die Lösung entdeckt! Du bist taff, Mann! Kein blöder Tyrann! Das Training beginnt, damit keine Zeit verrinnt. Weee!“ Er streckte triumphierend seine geballte Faust und Naruto lachte und erwiderte den Gruß. „Alles klar, ich bin stark. Ich zweifele nicht mehr, das ist Quark! Lass uns loslegen, die anderen wegfegen!“ improvisierte er. Anerkennend schrie Bee auf. „Ich versteh kein Wort“ brummte Yamato. „Man darf erst dann in die geheime Höhle, wenn man seine dunkle Seite besiegt hat, damit die Kraft der Bijus nicht missbraucht wird“ erklärte Motoi ihm und deutete auf den Wasserfall. „Dahinter befindet sich eine heilige Höhle.“ „Oh…darf ich da auch rein, obwohl ich diese Prüfung nicht mache?“ fragte Yamato. Motoi nickte. „Als Begleitperson ist das in Ordnung. Ich werde wieder auf meinen Posten gehen.“ Er warf noch einen letzten Blick auf naruto und Bee, die lachten und sich gegenseitig Rhymes zuwarfen. Er schmunzelte. Dieser Konoha-Ninja hatte doch mehr drauf, als er vermutet hatte. Wenn Meister Bee ihn anerkannte und er so schnell die Prüfung der Wahrheit bestand, konnte sich Kumogakure auf ihn als Verbündeten verlassen. Das würde er sofort in seinen Bericht an den Raikage schreiben. Naruto und Bee traten durch den Wasserfall, dicht gefolgt von Yamato. Die beiden Konoha-Ninja blieben staunend stehen und sahen sich um. Sie befanden sich in einer riesigen Höhle, die aber eindeutig von Menschenhand gemacht war. An den Wänden befanden riesige Zeichnungen von wilden Tieren. Naruto kniff die Augen zusammen und zählte. Er sah neun Tierwesen mit einer unterschiedlichen Anzahl von Schweifen, von eines bis neun. Aus ihren Mäulern schien eine Art Kugel zu kommen. Vor ihnen befand sich ein gepflasterter Weg, an deren Seiten eine Reihe von kopflosen Statuen standen. Bee ignorierte die staunenden Gesichter seiner Gäste und ging schnurstracks den Weg entlang. Naruto und Yamato folgten ihm. Vor einer verschlossenen Tür hielt er an. Ein Steinrelief in Form eines Löwenmauls versperrte den Weg. „Das hier ist ein superheiliger Ort“ sprach Bee, dieses Mal ohne zu rappen. „Hier können die Jinchuriki gegen ihre Biju kämpfen, ohne dass ihr Umfeld darunter leidet. Was für ein Fuin hast du?“ „Shisho-Fuin war das erste. Seit kurzem trage ich ein weiteres Fuin darüber namens Kamiryu-Fuin“ erklärte Naruto. Yamato hob erstaunt eine Augenbraue wegen der neuen Information. Stimmt, Naruto war eine Weile fort gewesen. Dann hatte er also ein neues Fuin bekommen. Bee pfiff anerkennend. „Besser als meine Tekko-Fuin. Du hast den Kyubi recht gut unter Kontrolle. Das Mistvieh kann sich kaum rühren. Aber auch wenn deine Siegel stärker und besser sind als meine, reicht mein schwaches Fuin aus. Ich brauch es nicht, weil ich im Dialog zu meinem Biju stehe. Wir sind Buddies. Das ist die beste Art mit seinem Biju zurecht zu kommen und die Schwierigste.“ Naruto verstand. „Ihr kämpft miteinander, nicht gegeneinander“ sagte er. „Du musst deine Kraft darauf nicht konzentrieren, ihn zu kontrollieren und er kämpft gegen dich nicht an. Toll.“ „Warte, häh…ich versteh nicht. Wie soll sowas gehen?“ fragte Yamato fassungslos. „Ein Biju als Verbündeter? Warum sollte man ihn trauen?“ Bee sah ihn ungeduldig an. „Deine Welt ist klein, ich schwörs dir, Stein auf Stein! Nerv mich nicht mit deinen dummen Fragen Oder es gibt einen Tritt in den Magen!“ Yamato zuckte ängstlich zusammen. „Ich bin schon still.“ Bee wandte sich wieder an Naruto. „Kennst du seinen wahren Namen?“ fragte er den Blonden ernst. Naruto nickte. Bee lächelte und hob einen Daumen. Er deutete auf den Löwenkopf. „Hier können nur Auserwählte rein Steck deinen Kopf ins Maul aus Stein. Zur Gänze öffnete sich die Tür nur ohne den dunklen Teil deiner Seelenpein.“ Naruto nickte verstehend. Darum die Prüfung am Wasserfall. Mit einem finsteren Lächeln fügte Bee hinzu: „Selbst der geringste dunkle Teil lässt die Tür verschlossen bleiben…nicht wahr In dem Fall beißt die Statue dir den Kopf ab, alles klar? Die Statuen ohne Kopf vorhin… Das waren in Wirklichkeit alles Jinchuriki…aha, oh ja.“ Naruto ließ sich nicht einschüchtern und steckte seinen Kopf ins Löwenmaul. Mit einem schlechten Gefühl sah Yamato dabei zu. Plötzlich zuckte und schrie Naruto wie wild und Yamato griff ängstlich nach seiner Hose um ihn rauszuziehen. Ein kopfloser Naruto erschien und Yamato schrie entsetzt auf. „War nur ein Witz“ lachte Naruto, der sich seine Jacke über den Kopf gezogen hatte. Erleichtert ließ sich Yamato auf den Boden sinken, während die beiden jinchuriki sich über ihn kaputtlachten. „Ich hab’s auch gemacht, wie die anderen alle Die Statuen sind bloß kaputt… eine Witzfalle“ „Da war ein Schalter im Maul drin, den habe ich gedrückt. Sorry Yamato, aber ich konnte nicht wiederstehen“ lachte Nauro. Nach der langen ernsten Zeit, tat ein wenig Lachen und Scherzen echt gut. Yamato keuchte und schnappte nach Atem. „Habt ihr beiden nichts Besseres zu tun? Was wollt ihr tun, wenn das hier schief geht? Naruto, ich weiß nicht, ob ich dich oder das Kyubi stoppen könnte. Du bist so stark geworden“ beschwerte sich Yamato entrüstet. Die beiden Jinchruki hörten mit dem Lachen auf. „Sollte es nicht klappen, versiegle ich Kyubi und sperre es hier ein“ sagte Bee ernst. „Das Kyubi wird zetern und klagen Bis ein neuer Jinchruki es wird wagen Wollt ihr deswegen verzagen?“ „Nein“ sagte Naruto fest. „Ich will es versuchen. Yamato, wenn du nicht an mich glaubst, solltest du besser hier draußen bleiben. Dann wirst du unter keinen Schuldgefühlen leiden, wenn du mich hier zurücklassen musst.“ Bei Narutos ernstem Blick musste Yamato bedrückt schlucken. Er hatte den Blonden bislang immer noch wie ein halbes Kind behandelt und die Änderung nicht bemerkt. Naruto verstand nur zu gut, weshalb er hier war und wie groß das Risiko war. Trotzdem zweifelte er nicht und ging dieses Risiko ein. „Ich weiß nicht, ob ich dir helfen kann…aber ich lasse dich nicht allein“ fasste er den Entschluss. „Gut, dann lasst uns gehen“ sprach Naruto und ohne zu zögern ging er durch die sich öffnende Tür, durch die helles, blendendes Licht strahlte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)