Loki: the fallen Prince - der gefallene Prinz von uk ================================================================================ Kapitel 46: Zusammenarbeit -------------------------- «Hey, alles in Ordnung?» Sif entdeckte Runya auf der einzigen Aussichtsplattform, die diese Festung besass, und kam langsam näher. Die junge Frau wirkte irgendwie verloren und geistesabwesend. «Ja, alles bestens.» Es klang nicht mal halbwegs überzeugend. Sif trat neben die Prinzessin und folgte ihrem Blick. Zu ihren Füssen breitete sich ein endloses, schneebeecktes Tal aus. «Wunderschön.» meinte die Kriegerin. «Und so friedlich.» «Scheinbar.» Runya fröstelte und zog den Umhang höher. Sie schaute Sif nicht an, als sie sprach. «Ja, scheinbar.» Sif musterte die Prinzessin nachdenklich. «Seit wann hast du das?» «Was meinst du?» Jetzt wandte sich Runya doch um. Sie begriff nicht, was Sif meinte. «Diese Träume? Oder Visionen, wie man sie wohl eher nennen sollte. Seit wann hast du das?» «Schon ewig nicht mehr.» Wieder fröstelte die junge Frau. «Aber seit Loki weg ist...» Sie wandte den Blick wieder ab. «Es ist, als sei ich irgendwie mit ihm verbunden. Mental, meine ich...» «Kannst du ihn erreichen?» «Nein. Aber er mich, so wie's aussieht.» Runya drehte Sif wieder das Gesicht zu. Die Kriegerin erkannte die müden Schatten unter ihren Augen. «Er sagte, dass er kontrolliert wird. Von diesem DING. Wie kann das sein?» «Ich weiss es nicht. Aber etwas, das Loki kontrollieren kann, muss sehr stark sein.» «Du meinst...» «Loki ist eigentlich unkontrollierbar.» Sif schmunzelte flüchtig. «Im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn es also etwas gibt, das ihn in der Hand hat, muss das eine sehr grosse Macht sein.» Sie seufzte leise. «Naja, nicht dass dies neu wäre, wenn es um das Schwarze Element geht, aber...» «Was weisst du darüber?» «Nicht sehr viel.» Sif erzählte ihr von dem letzten Mal, als ES angegriffen – und Asgard beinahe überwältigt – hatte. «Odin hat nie sehr viele Details genannt und uns war damals nur wichtig, gewonnen zu haben.» Sie zuckte leicht verlegen die Schultern. «Ich hoffe, das werden wir auch dieses Mal.» «Wir?» Sif lächelte warm. «Schön zu hören, dass du dich jetzt zu Asgard zählst.» Runya wurde rot. «Ich wollte nicht...» «Du gehörst zu uns!» unterbrach sie die Kriegerin resolut. «Aber ich finds toll, dass du das auch endlich weisst.» Runya wollte gerade antworten, als ein Geräusch sie zusammen zucken liess. Was war das? Auch Sif hatte es gehört und griff nach ihrer Waffe. Es konnte zwar eigentlich niemand in die Festung eindringen, aber sicher war sicher. Sif bedeutete Runya sich still zu verhalten und tastete sich dann langsam nach vorn, auf die Brüstung der Plattform zu. Sie wusste, dass derjanige, der sich da draussen herumtrieb, das Versteck nicht erkennen konnte, denn Lokis Magie schirmte den Ort vollständig von der Umwelt ab und liess für Aussenstehende nichts anderes sichtbar werden als schroffes und schneebedecktes Gestein. Aber sie wollte wissen, wer sich da in ihre Nähe verirrt hatte. Sollte es nur ein Einzelner sein, würde Sif den Schutzschild kurzzeitig ausschalten und den Gegner daran hindern, zum Schwarzen Element zurück zu kehren. Die Kriegerin machte sich eben bereit zum Kampf, als sie mitten in der Bewegung verharrte. Sie kannte die Person, die da draussen herum tappte... Frigga, die Königin von Asgard! _____________________________________________________ Heimdall fühlte sich seltsam leicht, als er langsam aus seinem Schlummer aufwachte. Sekundenlang hatte er das Gefühl, dass Runen über ihm schwebten – Runen, die in einem seltsamen Licht glühten und zu tanzen schienen, ehe sie sich vor seinen Augen auflösten. Er blinzelte verwirrt und sah im nächsten Augenblick Loki dastehen, das Gesicht blass wie immer und sehr ernst. «Wie fühlst du dich?» fragte der Magier, während er hastig einen Blick über die Schulter warf. «Kannst du aufstehen?» «Klar doch.» Um seine Worte zu bestätigen, schwang sich Heimdall aus der Kapsel. Einen flüchtigen Augenblick lang wurde ihm etwas schwindlig, was wohl vom langen Liegen her rührte. Doch das Gefühl verschwand sofort wieder. «Bestens. Hör zu, wir haben nicht viel Zeit.» Hastig erklärte der Magier Heimdall seinen Plan. Der Wächter hörte aufmerksam zu und nickte dann. Auf Lokis Zeichen hin versteckte er sich hinter einem der Regale und wartete. Es dauerte nicht lange, bis Lorelei erschien. Loki, der wieder in seinem Käfig sass, blickte ihr unschuldig entgegen. «Was führt dich denn schon wieder zu mir?» fragte er gleichmütig. Wer ihn sah, kaufte ihm ohne den geringsten Zweifel die Überraschung auf seinem Gesicht ab – dabei war er es gewesen, der ES heimlich gerufen hatte. Der die Verbindung, die aufgrund des Amuletts nun zwischen ihnen bestand, dazu benutzt hatte, um ES unruhig werden und in die Bibliothek stürmen zu lassen. «Ich könnte mich geschmeichelt fühlen, dass du so oft meine Nähe aufsuchst.» «So faszinierend dein Anblick auch ist, mein Lieber, diesmal bin ich nicht deinetwegen hier.» Lorelei blickte sich suchend um. Die Frau spürte, dass etwas nicht stimmte – genauso, wie Loki es ihr eingegeben hatte – aber sie wusste nicht was. «Was verschafft mir denn dann das Vergnügen deines Hierseins?» fragte Loki sarkastisch. «Um ein paar Bücher zu lesen, bist du ja sicher nicht hergekommen.» «Nein!» Sie schenkte ihm einen wütenden Blick und trat dann langsam zu den ersten Glaskapseln. «Hat sich hier irgendwas bewegt?» «Bewegt?» Lokis Gesicht verkörperte die reine Unschuld. «Was soll sich denn hier drin schon bewegen? Ausser deinen reizenden Hüften vielleicht.» Der letzte Satz war purer Spott und entsprechend wütend wirbelte die Frau herum. «Hüte deine Zunge, ja! Sonst lernst du mich mal richtig kennen.» «Immer gleich so gereizt. Dabei habe ich dir doch gerade ein Kompliment gemacht.» ES schnaufte nur und wandte sich dann wieder den Kapseln zu. Jetzt, wo ES so nahe war, konnte Loki die Unruhe in IHM noch verstärken und es dahin dirigieren, wo er ES haben wollte. Es dauerte nicht lange, bis das Schwarze Element vor der leeren Kapsel stand, die ES finden sollte. Mit einem lauten Keuchen schnappte ES: «Wo ist Heimdall hin?» «Heimdall?» Loki erhob sich und tat noch überraschter. «Ist er hier? Das wusste ich gar nicht...» «Tu nicht so! Er war hier, das weisst du sicher genau. Du hast ihm zur Flucht verholfen.» «Ich?» Er zog die Brauen hoch. «Wie könnte ich? Du hast mir doch befehlen, brav hier zu bleiben.» «Ja, das habe ich...» murmelte ES und merkte in SEINER Wut und Verwirrung noch nicht, dass Lokis Worte nicht ganz der Wahrheit entsprachen. «Aber wie konnte er dann entkommen? Niemand hat die Macht, diese Kapseln zu öffnen. Jedenfalls nicht von innen.» «Falls du es noch nicht wissen solltest: Heimdall ist sehr stark.» Loki verschränkte die Arme über der Brust und grinste spöttisch. «Körperlich und auch sonst... Seine Magie war offenbar durchaus imstande, das angeblich Unmögliche zu tun.» Die Frau blickte ihn an. Ihre Augen funkelten und Loki heizte das Misstrauen in ihr noch mehr an, indem er das höhnische Grinsen auf seinem Gesicht vertiefte. Langsam kam ES näher. So nahe, bis ES schliesslich dicht vor dem Mann stehen blieb und ihn mit einem solch unheimlichen Blick fixierte, dass jeder andere davor zurück gewichen wäre. «Du warst das.» sagte ES leise. «Ich weiss nicht wie, aber ich weiss dass du es warst.» «Du siehst Gespenster.» Loki trat einen Schritt nach vorn. Sie standen sich jetzt so nahe, dass sie einander beinahe berührten. Da ES bei seinen Worten vorhin nicht von alleine gemerkt hatte, was Sache war, musst er wohl noch etwas deutlicher nachhelfen. «Wie ich eben sagte: du hast mir befohlen, den Raum nicht zu verlassen.» Nun hatte er die Frau da, wo er sie haben wollte – denn jetzt betonte er das Wort 'Raum' kaum merklich aber dennoch so, dass es nicht zu überhören war. Im selben Moment zauberte er die scheinbare Erkenntnis eines eben begangenen Fehlers in seine Augen. «Und genau wie du es befohlen hast habe ich den Käfig nicht verlassen.» fügte er ebenso gespielt hastig hinzu – der vorgetäuschte Versuch, einen dummen Versprecher zu kaschieren. Diesmal begriff ES sofort und lächelte grausam. «So, so... Du hast also den Raum nicht verlassen.» SEINE Finger hoben sich und streichelten Loki über die Wange. «Das glaube ich dir sogar, mein Hübscher. Aber du hast die Frechheit besessen, einen kleinen Fehler von mir auszunutzen.» Im nächsten Augenblick schnellte SEINE Hand nach unten und krallte sich um Lokis Hals. «Halt still.» befahl ES und dem Magier blieb nichts anderes übrig als zu gehorchen. Wehrlos hing er in Loreleis Griff, die immer mehr zudrückte. «Ich will das geniessen.» Und das tat ES auch sichtlich – ohne zu merken, dass sich der allsehende Wächter geräuschlos von hinten näherte. «Das hier ist nur der Vorgeschmack... Deine eigentliche Strafe kommt nachher. Doch ich gebe dir eine letzte Chance: wenn du mir sagst, wo Heimdall ist, wird es etwas weniger weh tun.» «Ich bin genau hier!» rief der Wächter da und riss der Frau mit einer geschickten Bewegung im selben Moment das Amulett vom Hals. Mit einem lauten Schrei wandte ES sich um, aber es war bereits zu spät. Loki zögerte keine Sekunde und schleuderte Lorelei mit einem Energieblitz von sich. Sie flog mehrere Meter durch die Luft und knallte gegen eines der Regale. Loki griff nach Heimdalls Hand. «Zeit, von hier zu verschwinden.» «Nein, warte!» Der allsehende Wächter deutete auf die Kapseln mit den übrigen Gefangenen. «Wir können sie nicht einfach hier lassen.» «Keine Angst, die braucht ES noch. Darum wird ihnen nichts geschehen.» Loki warf einen Blick auf die Frau, die sich bereits wieder aufrappelte. «Aber wir beide müssen jetzt hier weg, sonst war alles umsonst.» Da sträubte sich Heimdall nicht länger und liess sich fortbringen. Loki teleporte den Mann und sich selbst nach draussen... Oder dachte zumindest, dass sie im Freien landen würden. Doch dem war nicht so. Als sie aus dem Portal traten, das der Magier gebildet hatte, standen sie in einem unterirdischen Gang. Aus der Ferne war der der metallische Klang von Werkzeugen zu hören. «Wo sind wir?» fragte Heimdall verwirrt. Loki zuckte die Schultern. «Ich wünschte, ich wüsste es.» Sie wollten sich gerade in Bewegung setzten, als sie plötzlich laute Schreie hörten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)