Loki: the fallen Prince - der gefallene Prinz von uk ================================================================================ Kapitel 44: Verführungskünste ----------------------------- Das nächste Mal als Lorelei auftauchte öffnete sie den Käfig, statt sich selbst einfach hinein zu teleportieren. Aufreizend blieb sie in der geöffneten gläsernen Tür stehen und lächelte Loki verführerisch an. «Ich bin in Feierstimmung, mein Lieber.» sagte sie beiläufig, «und ich hasse es, alleine zu feiern. Warum also kommst du nicht raus und begleitest mich?» «Begleiten? Wohin?» «Immer so schrecklich neugierig und ungeduldig.» Ihr Lächeln vertiefte sich. «Es sollte eigentlich eine Überraschung werden. Aber da du nicht warten kannst...» Sie schnippte mit den Fingern. «Oben steht ein Fünf-Gänge-Menü für uns bereit.» «Wie bitte?» Loki glaubte, sich verhört zu haben. «Ganz recht, mein Lieber. Wie ich eben sagte: ich möchte feiern.» «Darf man fragen, was der Anlass dazu ist?» «Natürlich darf man.» Sie lachte leise auf. «Ich habe gewonnen. Asgard gehört mir. Wenn das kein Grund zum Feiern ist.» «Bist du nicht ein klein wenig zu voreilig?» Jetzt musste auch Loki lachen. Es klang spöttisch. «Gut, du magst eine Schlacht gewonnen haben – aber den Krieg noch lange nicht.» «So, denkst du?» Sie liess sich nicht aus dem Konzept bringen. «Glaub das von mir aus, wenn es dich beruhigt. Du wirst noch früh genug merken, dass du dich irrst. Und jetzt sei so lieb und komm mit.» Ihre Augen funkelten unheimlich. Leise fügte sie hinzu: «Ich nehme schon an, dass du schlau genug bist, um zu wissen, dass dies keine Bitte war, oder?» «Tut mir leid, ich hab schon was Besseres vor.» Loreleis Blick wurde hart. «KOMM MIT.» Der Befehl, diesmal direkt ausgesprochen, hatte kaum ihren Mund verlassen, als Loki schon merkte, wie sich seine Füsse automatisch auf den Ausgang zu bewegten. Er versuchte, sich dagegen zu sperren, doch es half alles nichts: er hatte keine Kontrolle mehr über seinen Körper. Und wieder sah er, wie das Medaillon an Loreleis Hals hell aufglühte. Sie bemerkte den Blick und leckte die Lippen, sagte jedoch nichts. Während Loki ihr gegen seinen Willen folgte, tastete er den Raum genau ab. Wenn er sich nicht irrte, zählte er rund fünfundsiebzig Kapseln mit schlafenden Asgardianern auf dem Weg nach draussen. Das bedeutete fünfundsiebzig potentielle Verbündete – wenn er es denn je schaffen sollte, sie aus ihren Gefängnissen zu befreien. ES hatte nicht gelogen: als sie am Ziel ankamen – einem kleinen, eleganten Raum in der Nähe der Bibliothek – fand Loki einen reich gedeckten Tisch vor. Er setzte sich, als sie ihm den Platz wies, und meinte bissig: «Ich frage mich, wie viel Smalltalk ich ertragen muss, bis du mir den wahren Zweck dieses Abends nennst.» «Wie kann man bloss so misstrauisch sein?» In gespielter Verzweiflung schüttelte sie den Kopf und setzte sich ihm gegenüber. «Ich habe dir den ‘wahren’ Zweck dieses Abends enthüllt: ich möchte feiern. Also tu mir den Gefallen und entspann dich.» «Ach komm, du willst mir doch nicht ernsthaft erzählen, dass du mit deinem Todfeind deinen übrigens noch nicht ganz erfolgten Sieg zelebrieren willst?» Lokis Stimme troff vor Sarkasmus. Sie seufzte und hob ihr Glas. «Also ehrlich, mein Lieber... Dein Misstrauen bringt dich eines Tages noch um.» «Eine innere Stimme sagt mir, dass mich was ganz anderes umbringen wird.» Er machte keine Anstalten, von dem Wein zu trinken. «Ts, ts.» Lorelei verdrehte in gespielter Theatralik die Augen. Nach einem Fingerschnippen ihrerseits wurden die Teller mit einem köstlich aussehenden Mix aus diversen Salaten gefüllt. «Gib es zu: du bist nicht nur deshalb hier, weil ich es dir befohlen habe.» Loki musterte sie ironisch. «Zwang hat viele Gesichter. Und ich garantiere dir, dass ich nicht wegen des Essens hier bin.» «Dabei hast du noch nicht mal probiert.» Sie nahm einen Bissen. «Hmmm.... Schmeckt wunderbar.» Er beschloss, das Spielchen mitzuspielen und ass ebenfalls. «Hast Recht: man kann es tatsächlich runterschlucken.» «Autsch! Das hat weh getan!» Sie lachte laut auf. «Ich habe das selbst zubereitet, weisst du?» «Echt jetzt? Ich gratuliere. Wobei ich es sogar Thor zutrauen würde, ein bischen Grünzeug auf einem Teller anzurichten.» «Du vergisst das Dressing.» «Stimmt, entschuldige.» Er nahm einen weiteren Bissen. «Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, dass ist Katleens Rezept.» «Katleen?» «Eine der Küchenmägde.» Er grinste flüchtig. «Sie ist berühmt für ihre herrlichen Salatsaucen. Aber ich kann mich natürlich irren.» «Tust du nicht.» Sie erwiderte das Grinsen und hob erneut ihr Glas. «Lass uns endlich anstossen. Wie gesagt: wir feiern hier schliesslich!» «Okay.» Er griff ebenfalls nach seinem Weinglas. «Aber vorher hätte ich noch eine Frage, nur so aus reiner Neugier: was hast du als nächstes vor?» «Das habe ich dir doch schon gesagt.» Sie blickte unschuldig drein. «Ich übernehme ganz Asgard.» «Klar, aber mich würden die Details interessieren.» «Natürlich!» Sie streckte ihm das Glas entgegen. «Aber alles zu seiner Zeit. Jetzt stossen wir erst einmal an.» Danach ein weiteres Fingerschnippen und der zweite Gang wurde serviert. Eine schmackhafte Suppe diesmal. ES lehnte sich nach den ersten paar Löffeln gemütlich zurück und betrachtete Loki intensiv. Er hatte kaum etwas von der Suppe genommen. «Weisst du, seit ich in diesem Körper stecke, habe ich etwas Interessantes herausgefunden. Ich habe Loreleis tiefste Sehnsucht entschlüsselt, wenn du so willst.» ES wippte mit dem rechten Fuss auf und ab und liess dabei keinen Blick von dem Magier. «Tatsächlich?» Loki nahm einen Schluck Wein. «Und warum sollte mich das interessieren?» «Ganz einfach: weil du ihre grösste Sehnsucht warst.» «Ich?» Er musste lachen. «Mir scheint, du brauchst etwas Nachhilfe im Lügen.» Die Frau neigte sich nach vorne, schlagartig ernst geworden. «Ich lüge nicht. Die Kleine war geradezu besessen von dir. Du hast sie sogar bis in ihre Träume hinein verfolgt.» Loki hob spöttisch die Brauen und erwiderte nichts. «Du glaubst mir nicht.» Es war eine Feststellung, keine Frage. «Dabei müsste es doch eigentlich offensichtlich sein: Lorelei konnte jeden Mann haben, den sie wollte. Bis auf einen.» «Mich.» «Genau.» Jetzt lächelte ES wieder. «Und sie war eine Frau, die immer das haben wollte, was sie nicht haben konnte. Ich finde, das ist einen weiteren Toast wert, meinst du nicht auch?» Er nickte und prostete seinem Gegenüber zu. Dann stellte er sein Glas hin und erhob sich langsam. Überrascht sah ES zu ihm auf. «Lorelei wollte mich also.» sagte er leise, während er sich zu der Frau hinunter neigte. «Und was ist mit dir?» ES war verwirrt, das konnte Loki deutlich sehen. Angenehm verwirrt. «Ich bin Lorelei.» gab sie leicht heiser zurück. Er lächelte. «Das bist du nicht, wie wir beide wissen.» Sie musste blinzeln. Als er die Finger ausstreckte und ihr sanft über die Wange strich, zuckte sie zusammen. Ein angenehmer Schauer breitete sich auf einmal in ihrem ganzen Körper aus. Lokis Gesicht kam näher – gefährlich näher. «Du bist weitaus faszinierender als sie es je war.» Seine Stimme löste einen weiteren Schauer in ihr aus. Was geschah da bloss gerade..? So etwas kannte ES nicht. ES wollte etwas erwidern, merkte aber, dass IHM die Stimme fehlte. Was waren das für Gefühle, die sich da auf einmal in SEINEM ganzen Körper ausbreiteten? Sie waren verwirrend und beängstigend... aber gleichzeitig unglaublich intensiv, erregend und wundervoll. «Meinst du das ernst?» hörte ES sich schliesslich fragen. «Natürlich.» Sein Lächeln verschwand und ehe ES merkte, was genau geschah, fühlte ES Lokis Lippen auf SEINEM Mund. Schwindel erfasste die Frau. Ein angenehmer Schwindel, weitaus erregender noch als das Gefühl vorhin. Was immer da gerade mit IHM geschah: es war absolut fantastisch! Nie hätte ES gedacht, dass ein Körper so etwas empfinden konnte... Lokis Hand glitt von ihrer Wange nach unten. Sein Kuss hielt die Frau fest, während er langsam aber zielstrebig nach ihrem Hals tastete. Ein rascher Griff und das Medaillon wäre sein – und er somit frei, um dieses DING da zu vernichten. Oder zumindest IHM soviel Schaden zuzufügen wie es irgend ging... Doch in dem Moment als er die Kette berühren wollte wurde seine Hand zurückgeschleudert. Ein heller Blitz aus reiner Energie loderte auf und gab ihm das Gefühl, dass seine Finger versengt würden. Er keuchte auf und taumelte. Lorelei sprang wie eine Furie auf die Füsse. «Hast du wirklich gedacht, dass es so einfach wäre?» zischte sie. «Hast du mich für so blöd gehalten, dass ich das Medaillon nicht vor dir schützen würde?» «Eigentlich nicht.» gab Loki sarkastisch zurück. Er war nicht wirklich überrascht und drängte deshalb die leise Enttäuschung zurück. «Aber entschuldige bitte, dass ich es dennoch versuchen musste.» «Nun, das war ein Fehler.» Die Frau zitterte am ganzen Körper. Die Erregung, in die Lokis Kuss ES versetzt hatte, liess sich nicht so einfach abschütteln. Umso grösser war die Wut. Fast blind vor Zorn drehte ES am Anhänger. «Zurück in deinen Käfig, Sklave!» Augenblicklich wurde Loki wieder von der unsichtbaren Macht des Amuletts überrollt. Er hatte keine andere Wahl als zu gehorchen und ging zurück in die Bibliothek. Lorelei folgte ihm. Als er wieder in seiner gläsernen Zelle stand, verschränkte sie die Arme über der Brust und lächelte ihn bösartig an. «Diesmal lasse ich die Tür offen.» sagte ES mit eisigem Spott. «Absichtlich. Denn es wird dir trotzdem nichts bringen.» Das Lachen klang grausam. «Egal, wie weit geöffnet die Türe sein mag: ich befehle dir, diesen Raum nicht zu verlassen.» Und mit diesen Worten verschwand ES. Ohne zu realisieren, welch grossen Fehler ES eben soeben begangen hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)