Loki: the fallen Prince - der gefallene Prinz von uk ================================================================================ Kapitel 41: Im Netz der Finsternis - Teil II -------------------------------------------- «Thor, du wirst hier gebraucht.» Loki ging wie ein Tiger im Käfig auf und ab während er sprach. «Du bist der stärkste Krieger. Wenn irgendwas schief läuft...» «Was soll denn schief laufen?» unterbrach ihn sein Bruder. «Du hast das Versteck magisch abgeriegelt. Wir kommen raus und rein – aber niemand, der nicht davon weiss, wird es je finden.» «Trotzdem...» «Loki, ich kann hier nichts anderes tun als rumsitzen und Däumchen drehen. Während du hingegen meine Hilfe brauchen kannst.» Thor trat dem Bruder in den Weg und stoppte so sein nervöses Herumtigern. Er legte ihm die Hände auf die Schultern und sah ihn ernst an. «Nicht dass du mich brauchst, um Vater zu finden. Das schaffst du sicher alleine. Aber was ist danach?» «Thor hat Recht.» Runya hasste es, das zu sagen, aber es stimmte nun einmal. Sie hatten keine Ahnung, wie Odin auf Loki reagieren würde, selbst wenn er frei sein würde von jedem Bann. «Ihr zwei habt euch wohl gegen mich verschworen, was?» Lokis Blick ging hin und her, doch dann seufzte er nur ergeben und nickte. «Und leider habt ihr wohl auch Recht damit. Also dann, Thor: das wird wohl ein richtiger Geschwisterausflug.» «Schön, dass du deinen Humor behältst.» erwiderte der Blonde grinsend. «Abreise in zehn Minuten?» Loki warf Runya einen vieldeutigen Blick zu, der sie erröten liess. «Sagen wir in einer Stunde.» Thor öffnete den Mund um zu widersprechen, schloss ihn jedoch gleich wieder. Er wusste, wann er sich geschlagen geben musste – in jeder Hinsicht. _________________________________________________ ES hob die Arme und besah sich Loreleis Hände: es war noch ziemlich ungewohnt für ES, diese zu benutzen – aber auch sehr interessant. Schön. Eine neue, spannende Erfahrung. Und erst die Stimme! Natürlich war sie deshalb so besonders weil sie zu Lorelei gehörte – gehört hatte, genauer gesagt – aber das machte sie nicht weniger wundervoll. Was sich damit alles anstellen liess... Einfach herrlich! ES hatte Odin aus dem künstlichen Schlaf aufwachen lassen, in den Lorelei ihn in SEINEM Auftrag versetzt gehabt hatte. Seine Kräfte waren beinahe erschöpft und bald würde ES ihn nicht mehr brauchen können. Aber eine letzte Aufgabe hatte er noch zu erfüllen. Die magische Formel, die Odin dazu verwendet hatte, um Lokis Kräfte zu binden... ES würde den Allvater dazu zwingen, diese Formel erneut anzuwenden. Wenn auch nicht genau gleich wie beim letzten Mal. «Hallo alter Mann.» schnurrte ES in der sanften Stimme Loreleis. «Die Zeit des Faulenzens ist vorbei: wir beide haben eine Menge Arbeit vor uns.» Mit grosser Freude beobachtete ES wie Odin sich mühsam aus der Kapsel erhob. Ja, er war wirklich beinahe am Ende. Welch wunderbarer Anblick! Und erst sein unterwürfiges Verhalten... «Was kann ich für dich tun, meine Gebieterin?» fragte er demütig. ES lachte. «Du kannst mir helfen, einen Talisaman zu schmieden. Ein Medaillon mit besonderen Eigenschaften...» «Einen Talisman? Selbstverständlich. Ich tue alles, was du willst.» Odin stand vor Lorelei wie ein Hündchen, das auf Befehle wartete. Ach wie schade, dass ES Loki nicht zu so etwas würde zwingen können! Allerdings... Wenn ES ehrlich sein wollte war das, wozu ES den Magier zwingen konnte, sogar noch viel reizvoller. Schliesslich wusste Odin gerade nicht, was er tat. Er befand sich in einer Art Schlafzustand – unfähig, eigene Entscheidungen zu treffen oder aus eigenem Willen heraus zu handeln. Und unfähig zu begreifen, was um ihn herum vorging. Loki würde das alles können... Und doch gezwungen sein, IHM zu gehorchen. «Was für besondere Eigenschaften soll denn dein Talisman haben, Gebieterin?» Odins Frage riss ES aus seinen schwärmerischen Gedanken. ES lächelte boshaft. «Ich erkläre es dir genau.» Drei Stunden später war das Medaillon fertig – und Odin dem Tod nahe. __________________________________________________ Thor und Loki standen an den Ausläufern der einzigen Wüste, die es in Asgard gab. Sie waren seit Tagen unterwegs – ohne Erfolg. Wohin auch immer sie gelangten: nirgends fanden sie auch nur die kleinste Spur von Odin. Wie immer ging Loki auch hier in die Hocke und legte eine Hand auf den Boden. Er würde so die Präsenz des Allvaters fühlen können, wenn er sich irgendwo in einem Umkreis von hundert Kilometern befand. Doch bislang hatte der Magier nur jedes Mal abgewinkt und so rechnete Thor auch jetzt nicht ernsthaft damit, dass Loki diesmal gute Nachrichten hätte. Doch er sah sich getäuscht... «Da ist was.» sagte sein Bruder leise. Sein Gesicht wirkte angestrengt und noch konzentrierter als sonst. «Nur ganz schwach... Aber ich glaube, ich habe ihn.» «Bist du sicher?» Thor ging aufgeregt neben ihm in die Hocke. «Ja.» Loki fluchte leise in sich hinein. Ausgerechnet hier! Er hasste Hitze. «Loki.» Thor stiess ihn an. «Was ist los?» Sein Bruder warf ihm einen sehr ernsten Blick zu. «Wir müssen uns beeilen. Ich fürchte, ihm bleibt nicht mehr viel Zeit.» «Was meinst du damit?» Thor wagte kaum zu fragen. «Er liegt im Sterben.» _________________________________________________ ES wartete. Dass Loki kommen würde, war klar. Dass er Odin finden würde, ebenso. Aus diesem Grund hatte ES den Allvater auch noch am Leben gelassen. Naja, sofern man das bischen Leben, das noch in diesem verbrauchten Körper vorzufinden war, so nennen konnte... Gedankenverloren spielte ES mit dem Medaillon, das ES jetzt um den Hals trug. Eine schöne Arbeit: ein blaugrüner Malachit in der Form eines Herzen gefertigt... Passend zu Loki, in jeder Hinsicht! ES wusste ja, wie sehr er grün liebte. Und blau. Beides widerspiegelte die Farbe seiner Augen... Aber weitaus besser als sein hübsches Aussehen war das Innenleben des Edelsteines: solange ES ihn um den Hals trug, konnte es damit denjenigen kontrollieren, den ES zusammen mit Loreleis verführerischer Kraft, Odins Magie und SEINER eigenen unübertroffenen Fähigkeiten dafür bestimmt hatte. Schade nur, dass sich mit dem Medaillon bloss ein Lebewesen kontrollieren liess. Aber das würde natürlich ausreichen. Sobald Loki SEIN Sklave sein würde, dem gar keine andere Wahl blieb als zu tun, was ES wollte, würde ganz Asgard im Nu IHM gehören. Denn zusammen würden sie einfach unschlagbar sein. Und das Beste daran: ES wusste genau, wie sehr Loki darunter leiden würde, wenn er zu Taten gezwungen wurde, die er nicht begehen wollte – und die er doch würde begehen müssen. Zumindest wenn Odins Kraft hielt, was sie versprach... Davon durfte ES allerdings mit Sicherheit ausgehen. Der Allvater hatte schon einmal bewiesen, dass er die Fähigkeit besass, die Kräfte des grössten Magiers von Asgard zu blockieren. Mochte Odin auch sonst nicht zu besonders viel taugen – dafür immerhin hatte es gereicht. Auch wenn man fairerweise sagen musste, dass er es seinerzeit nur geschafft hatte, weil Loki bei der finalen Schlacht in Midgard durch Thor und seinen Hammer ausser Gefecht gesetzt worden war. Andernfalls hätte der Allvater wohl trotz seiner Fähigkeiten so seine liebe Mühe gehabt... Doch Lokis einzige Schwäche war Mjölnir – gegen den Hammer kam er nicht an. Jedenfalls nicht, wenn Thor ihn derart hart schwang, dass er den Bruder damit für eine Weile ins Reich der Träume schickte. Was damals auch geschehen war – und als Loki wieder aufgewacht war, hatte Odin ihm bereits die magischen Armbänder angelegt gehabt, die ihn zu einem Magier ohne Magie hatten werden lassen. ES lachte bei der Erinnerung daran. Nicht, dass ES dabei gewesen wäre... Aber als ES in Odin eingedrungen war, hatte ES jeden einzelnen Moment in dessen Gedanken nacherleben können. Es war sehr schön gewesen, das zu sehen. Doch was ES nun plante, würde weitaus besser sein. Dieses Medaillon würde Loki zwingen, zu tun, was immer ES von ihm wollte. Er würde gar nicht anders können, denn wann immer er einen direkten Befehl von IHM erhalten würde, würde die Magie in dem Anhänger sozusagen die Kontrolle über Lokis Körper übernehmen. Aber nicht über seinen Geist... Was bedeutete, dass er genau mitbekommen würde, was er tat – ohne es verhindern zu können! Doch das Allerbeste daran... Wer würde ihm das je glauben? ES lachte vergnügt und hätte beinahe in die Hände geklatscht. Hoffentlich beeilte sich Loki ein wenig - ES konnte kaum noch warten, bis sich das Netz endlich zuzog! Natürlich gab es da noch ein kleines Problem. Die Magie in dem Medaillon würde erst anfangen zu wirken, wenn ES Lokis Blut darin einfangen konnte. Aber da ES nun wieder einen Körper besass müsste das eigentlich zu schaffen sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)