Loki: the fallen Prince - der gefallene Prinz von uk ================================================================================ Kapitel 31: Lorelei ------------------- ES war so schwach wie noch nie zuvor. So schwach, dass ES sich sogar aus Odin hatte zurückziehen müssen – ganz zurückziehen. Das durfte nicht geschehen, das war zu gefährlich! Aber ES konnte das nicht verhindern. Und dann der nächste Schock: wo war Thor? Der Teil von IHM, der gestorben war... War es etwa jener Teil gewesen, den ES in Thor zurückgelassen hatte? ES musste sich so schnell es ging Klarheit verschaffen. Vor allem auch über ihn... Wenn es wirklich Loki gewesen war... Nicht auszudenken! Welche Möglichkeiten blieben? Es gab nicht viele, sogar genau genommen nur eine einzige. Eine schwache, erbärmliche Möglichkeit... ES hatte die Frau vor Monaten entdeckt. In ihrer wilden Gier nach Reichtum war sie ein Spielzeug, das potentiell nützlich zu sein versprach. Aber andererseits war Frau nicht einflussreich genug, um SEINEN Zwecken wirklich ausreichend zu dienen. Dennoch hatte ES ihr geholfen, ihre Wünsche zu realisieren. Lächerliche, kindische Wünsche – noch dazu so ambitionslos. Den Mann, der einer anderen gehörte, bekommen... Seine Frau loswerden... Als neue Herrin auf dem riesigen Gutshof einziehen... Alles so kleine, nichtige Sehnsüchte. ES hatte gelacht und mit einem Fingerschnippen (bildlich gesprochen, da es ja keine Finger mehr besass) der Frau einen kleinen Stoss gegeben (ebenfalls bildlich gesprochen), sodass sie ihre Kräfte richtig hatte einsetzen können. Nun war sie am Ziel. Und glücklich, so wie es aussah. Obwohl ES natürlich wusste, dass der Mann früher oder später auch dran glauben musste, sobald sie seiner überdrüssig wurde. Obwohl – Moment – das war ja bereits geschehen! Trotz seines elenden Zustandes lachte es kurz und spöttisch auf. Die Frau hatte ja bereits dafür gesorgt, dass man die Leiche der ermordeten Ehefrau gefunden hatte. Und der Mörder war – natürlich – der Ehemann gewesen. Ja, sie hatte sich seiner bereits entledigt, diese Elfra. Oder, wie ES genau wusste, Lorelei... Denn dies war der eigentliche Name der Hexe, die da in Asgards Schoss lebte. Würde ES die Frau benutzen können? Bei jeder anderen Asgardianerin hätte ES so seine Zweifel gehabt, denn in SEINEM geschwächten Zustand war es kaum in der Lage, ein Kind zu kontrollieren... Geschweige denn eine erwachsene Person. Aber diese Lorelei war besessen von Gier und dem Streben nach Herrschaft über die Männer. Leidenschaften, die sie einerseits stark machten – aber andererseits für ein Wesen wie ES sehr, sehr schwach. Lorelei besass die Macht, Männer in ihren Bann zu ziehen. Alle Männer... Naja, bis auf einen, wie ES wusste. Obwohl auch dieser inzwischen ihrem Bann verfallen würde, da er machtlos geworden war. Wenn er es denn eben immer noch war... ES musste wirklich Klarheit bezüglich Loki erlangen! Und die Frau – ja, das konnte gerade noch so gehen. Es musste einfach gehen... ES würde erneut in sie eindringen müssen, diesmal richtig und mit allem, was ES noch ausmachte. So wütend ES über seine momentane Schwäche war: ES musste dennoch erneut laut auflachen bei dem Gedanken, dass ES damit eine Frau kontrollieren würde, die sich ihrerseits schmeichelte, ganz Asgard (oder zumindest die männliche Hälfte Asgards) kontrollieren zu können. Ja, letzten Endes versprach das Ganze doch noch ein wenig lustig zu werden! _______________________________________________________ Lorelei stand im Eingang des Gutshofes und liess die Augen über das Anwesen schweifen. Ihr Anwesen nun, wohlgemerkt. Schon als Kind hatte sie dieses prächtige Gut bewundert und hier leben wollen. Denn hier war es so ganz anders als in der kleinen Hütte am Rande des Waldes, in der sie selbst aufgewachsen war. Die Kinder vom Gutshof hatten mit ihr gespielt und sie hierher mitgenommen... Solange jedenfalls, bis ihre Eltern es ihnen unterbunden hatten. Drei Brüder. Lorelei hatte ihnen nie verziehen, dass sie sie hatten fallen lassen. Bloss, weil es ihnen befohlen worden war. Schwache, dumme Kreaturen. Aber so waren sie ja schliesslich alle, die Männer..! Nun, niemand liess Lorelei ungestraft fallen. Und so waren Rache und Gier zusammengekommen – und hatten beide ihre Erfüllung gefunden. Der verhasste Vater der Brüder tot, die beiden Älteren ebenso und der dritte, der jüngste, auf dem Weg in den Tod. Auf Mord stand schliesslich die Hinrichtung, erst recht auf die Ermordung der eigenen Ehefrau. Loreleis Lippen kräuselten sich bei der Vorstellung, welchen Schock der Dummkopf wohl empfunden haben mochte, als er aus ihrem Bann aufgewacht war... und realisiert hatte, dass er seine ganze Familie zerstört hatte. Dass er seine eigene Frau ermordet und dafür gesorgt hatte, dass seine Kinder in fremde Pflege gegeben worden waren. Ach, welch herrliche Rache! Süss und heiss serviert. Und Lorelei würde auch den letzten Akt aus vollen Zügen geniessen: sie würde der Hinrichtung beiwohnen und jede Sekunde davon in sich aufsaugen. Als wunderbare Erinnerung für einsame Abende an einem herrlich wärmenden Herdfeuer, zum Beispiel. Beim Gedanken daran, wie verzweifelt er seine Unschuld beteuert hatte – nicht, dass sie dabei gewesen war, man hatte es ihr nur berichtet – lachte sie leise auf. Natürlich hatte niemand dem Narr geglaubt, als er immer wieder versichert hatte, dass er zum Mord angestiftet worden sei. Wie auch. Es waren alles Männer gewesen, die ihn befragt hatten. Und anschliessend sie. Ein paar Worte aus ihrem Mund und die Kerle hatten ihr die Finger geleckt – und ihre Version der Geschichte für die absolute, unanfechtbare Wahrheit gehalten. Glück musste man haben. Wäre eine Frau zugegen gewesen, hätte sie es nicht so leicht gehabt. Aber kein Mann konnte sich der Magie in ihrer Stimme entziehen. Männern war eine Schwäche angeboren, die Frauen nicht teilten – und Lorelei wusste mit den Kerlen zu spielen. Sie beherrschte dieses Spiel bis zur Perfektion, seit Jahrhunderten nun schon! Ein weiteres Lächeln stahl sich auf ihre Züge als sie daran dachte, dass sie ihre Macht sogar einst am Kronprinzen ausprobiert hatte. Thor hatte ihr wie ein Hündchen die Füsse geleckt – buchstäblich! Es war herrlich gewesen. Leider hatte sie bei seinem Bruder nicht so viel Glück gehabt. Loreleis Lächeln schwand beim Gedanken an Loki. Der verdammte Magier war doch tatsächlich das einzige männliche Wesen im Universum, das gegen ihren Zauber gefeit war. Es musste an seinen Kräften liegen. Doch da es schon andere Magier gegeben hatte, die Lorelei ebenso verfallen waren wie normale Männer, konnte das nur bedeuten, dass Loki weitaus stärker war als alle anderen. Ihre Augen verengten sich. Sie wusste, dass er inzwischen zum Sklaven degradiert worden war und man ihm seine Magie versiegelt hatte. Schon lange hatte sie vorgehabt, diese letzte Nuss zu knacken. Aber Loki stand als Sklave andererseits soweit unter ihr, dass ihr Stolz bislang ihrem Wunsch nach Rache im Wege gestanden hatte. Es eilte ja auch nicht. Eines Tages würde sie ihn sich schon noch gefügig machen. So ganz nebenbei. Und dann würde er mehr als nur ihre Füsse lecken müssen... Ein Geräusch wie von sich nahenden Schritten liess sie zusammenfahren. Was war das? Sie hatte alle früheren Diener entlassen und die neuen hatten die Arbeit noch nicht angetreten. Die würden erst morgen kommen. Lorelei wollte zwei Tage ganz allein auf dem Hof sein und ihn für sich geniessen. Ausser ihr war also niemand hier. Woher dann das Geräusch? Sie blickte sich um, konnte aber niemanden sehen. Vielleicht nur eine Einbildung. Mit einem Schulterzucken wollte sie ins Haus zurückgehen. In diesem Moment nahm sie den Schatten wahr, der sie angriff. Doch es war zu spät: noch bevor sie in irgendeiner Weise reagieren konnte, drang der schwarze Nebel in sie ein. Lorelei versuchte zu schreien, doch zum ersten Mal seit Ewigkeiten versagte ihre Stimme. Sie fuchtelte mit den Armen um den Angreifer abzuwehren, doch auch dies war erfolglos. Nach wenigen Sekunden war es vorbei – und wäre jemand in der Nähe gewesen, hätte er die demütige Frage gehört, die über ihre Lippen kam: «Was wünschen Sie von mir, Herr?» Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)