Loki: the fallen Prince - der gefallene Prinz von uk ================================================================================ Kapitel 27: Vorfreude --------------------- Odin wurde immer noch von heissem Zorn durchgeschüttelt. Er hatte nicht Loki eine Pause gegönnt, sondern sich selbst. Er wusste, dass er drauf und dran gewesen war, den Mistkerl umzubringen. Doch das wollte er nicht. Schliesslich hatte er den Tod nicht verdient – das wäre viel zu gnädig gewesen. Also hatte er tief Luft geholt, sich umgedreht und war gegangen. Wie hatte Loki es wagen können, das Geheimnis der Bibliothek in Erfahrung zu bringen? Odin ballte die Fäuste, als ihm klar wurde, dass sein Sohn schon seit langem davon wissen musste. Das war nichts, was er in seinem jetzigen machtlosen Zustand hätte entdecken können. Er würde ihn nachher fragen. Und für jedes Jahr – oder Jahrhundert – da er dieses Geheimnis gehütet hatte, würde er ihn büssen lassen! Odins Lippen kräuselten sich. Loki! Er hätte ihn damals liegen lassen sollen, als er noch ein hilfloses Baby gewesen war. Damals, als er ihn in diesem verfluchten Tempel in Jotunheim gefunden hatte. Der Allvater merkte gar nicht, wie er immer tiefer hinab stieg in das geheime Tunnellabyrinth des Felsmassives. Ganz unten, fast schon am Fusse des Berges, lag eine Kammer, von deren Existenz einzig und allein er Kenntnis hatte. Und worin sich die wahren Reliquien aus vielen Kriegen und Eroberungen früherer Zeiten befanden. Doch diese Kammer war gar nicht Odins Ziel, sondern die Kühle der Tiefe, die ihm jetzt entgegen schlug. Sie half ihm, seine Gedanken zu ordnen und zur Ruhe zu kommen. Und ausserdem entfernte sie ihn immer mehr von Loki – und Distanz zu ihm brauchte er jetzt dringend. Ausserdem würde Loki die kleine Verschnaufpause auch gut tun – und verhindern, dass er ihm doch noch wegstarb! Der Allvater lächelte grimmig. Er durfte schliesslich nicht vergessen, dass der abtrünnige Sohn nicht mehr stark genug war, um unendliche Qualen ertragen zu können. Die Kühle umfing Odins Körper und Geist und liess ihn schliesslich tatsächlich ruhiger werden. Wieder atmete er tief durch. Er hätte schon viel früher mal wieder herkommen sollen. Einfach so. Dieses Versteck hier war sein Refugium, seine letzte Bastion der Sicherheit. Ein Ort der Macht und Beweis seiner königlichen Kraft. Hier konnte er ganz sich selbst sein. Ganz sich selbst sein..? Der Gedanke schien ihn auf einmal nicht mehr los zu lassen. Er wollte ihn wegdrücken, doch es ging nicht. Und plötzlich – wie aus heiterem Himmel – schoss eine ungeheure Schwäche durch ihn und machte ihn vollkommen schlapp und energielos. Sein eigener Körper schien ihm plötzlich nicht mehr gehorchen zu wollen. Was war los mit ihm? Er war zwar alt, aber noch nicht so alt, dass er schon langsam zum Tattergreis wurde. Doch genauso kam er sich jetzt vor. Die Hand, in der er Gungnir hielt, begann zu zittern. So stark, dass ihm der Stab aus der Hand fiel. Odin erschrak: in all den Jahrhunderten hatte es nie etwas Gutes bedeutet, wenn er Gungnir hatte fallen lassen. Weil er so etwas nie freiwillig tat… Als der Stab mit einem leisen klirrenden Geräusch auf den Boden fiel, riss etwas in Odin auf. Wie ein Vorhang, der sich öffnet, zuckte ein Blitz der Erkenntnis durch sein Gehirn. Er keuchte auf, rang nach Atem und musste sich mit der Hand an der Wand abstützen. Oh nein, das konnte doch nicht wahr sein..! Er war Odin Allvater – ihm passierten derlei Dinge nicht! ‘Unmöglich!’ schrie er in den leeren Gang hinein. Das Echo seiner Stimme warf ihm das Wort zurück. ‘Unmöglich..?’ Es klang allerdings mehr wie eine Frage als wie der scharfe Befehl, den er ausgerufen hatte. Und dem Echo folgte noch etwas anderes… Ein höhnisches, kaltes Lachen! ____________________________________________________________________ ES war wieder zurück. Und so wie es schien, gerade noch rechtzeitig. Hatte es der alte Narr also tatsächlich fast geschafft, sich freizustrampeln! Das durfte natürlich unter keinen Umständen geschehen. ES hatte eigentlich nach Thor schauen wollen. Irgendwie fühlte ES, dass mit dem Blonden etwas nicht stimme. Aber dann war gleichzeitig die Unruhe wegen Odin gekommen. Für welchen von beiden sollte ES sich entscheiden? Nun, das war natürlich keine Frage! Thor war schwach und dumm. Odin war stark und intelligent. Nur ein Trottel würde sich also um den Donnergott scheren, wenn der Allvater dabei war, Schwierigkeiten zu machen. Leider hatte ES nach wie vor ein kleines Problem: die Schwäche war immer noch nicht ganz abgeklungen. Kein Wunder: das hier nahm einfach mehr Zeit in Anspruch als ursprünglich geplant! ES war so sicher gewesen, dass die Elite Asgards kein wirklicher Gegner darstellte. Und das tat sie eigentlich auch nicht… Dummerweise hatten es diese Esel nicht geschafft, Lokis Magie völlig zu blocken. Nicht einmal das bekamen sie richtig hin! Diese Armbänder, die er trug, waren der reinste Witz! Sie verhinderten zwar seine aktiven Kräfte, aber die mentalen besass er noch. Die hatten sie ihm nicht rauben können. Ein Glück nur, dass ES das einzige Wesen war, das um dieses kleine Geheimnis wusste. Denn auch wenn Odin über viel Erfahrung und eine nicht allzu schwache Magie verfügte: das Wissen um Lokis wahre Möglichkeiten blieb nach wie vor auch ihm verborgen. Ein Glück nur, dass ES immerhin eines hinbekommen hatte… Dafür zu sorgen, dass auch Loki selbst nicht wusste, dass er noch gewisse Kräfte besass. Allerdings musste sein Unterbewusstsein diese Kenntnis besitzen. Denn andernfalls war es undenkbar, dass ES daran gehindert wurde, sich voll auszubreiten. ES wusste, dass Loki derjenige war, der sich ihm in den Weg stellte – unbewusst aber dennoch mit einer gewissen Effizienz. Mit einer sogar ziemlich grossen Effizienz, wenn ES ehrlich sein wollte. Loki hinderte ES daran, Odin ständig mit aller Macht kontrollieren zu können. Zwar hatte ES den Allvater im Griff, aber leider nur von Zeit zu Zeit mit seiner ganzen Kraft. Immer wieder musste ES sich von ihm zurückziehen, was einfach lästig war. Und zeitraubend. Doch was noch viel schlimmer war: Loki verhinderte die Übernahme von Frigga. Und er hatte sich IHM auch erfolgreich in den Weg gestellt, als ES diese dumme Prinzessin zu sich hatte rufen wollen. Lästig... Der Magier wurde allmählich einfach zu lästig. Und zu gefährlich! ES hatte alles versucht, um die Königin zu bekommen. Als begnadete Magierin stellte diese schliesslich ein lohnendes Ziel dar. Aber ES hatte keine Chance gehabt. Frigga blieb IHM verschlossen. Und ES hatte vor Zorn gebrüllt, als ES herausgefunden hatte, dass es gar nicht die Frau selbst war, die IHM den Zugang verweigerte. Loki, Loki… Du weisst nicht was du da tust und tust es dennoch verflixt gut! ES seufzte leise in sich hinein. Nein, so sehr IHM das auch widerstrebte: es blieb letztlich keine andere Wahl mehr, als den Allvater doch dazu zu bringen, den Magier zu töten. ES bedauerte das zwar, denn ES hätte gerne selbst noch ein wenig mit Loki gespielt. Ausserdem machte es immer weitaus mehr Spass, einen Feind von Angesicht zu Angesicht zu vernichten. So aus dem Hinterhalt heraus, noch dazu ohne dass der andere eigentlich wusste, was genau abging… Nein, das behielt ES sich in der Regel nur für minderwertige Gegner vor. Für solche wie Odin oder Thor, zum Beispiel. Aber Loki war stark. Sehr viel stärker, als ES gedacht hatte. Was ihn wiederum nur noch faszinierender machte. Der Kerl stellte selbst dann noch eine Gefahr dar, wenn er eigentlich völlig am Ende sein sollte… ES fühlte wieder einen Anflug von heisser Bewunderung in sich aufsteigen. Schade! ES hätte sich wirklich gerne persönlich mit ihm beschäftigt. Aber Loki wurde definitiv zu gefährlich. ES durfte nicht aufgrund von kleinen Sentimentalitäten zulassen, dass SEIN Plan vereitelt wurde. ES würde die Herrschaft über Asgard übernehmen. Und wenn Asgard erst einmal IHM gehören würde, würde es ein Kinderspiel sein, die restlichen Welten sozusagen als Nachspeise zu vernaschen. Am Ende würde ES das ganze Universum beherrschen! Doch allem Anschein nach ging das nur über Lokis Leiche! Also zurück zum Allvater und weiterspielen… Sobald er getan hatte, was er tun musste, konnte ES sich immer noch ausruhen. Und das würde auch dringend nötig sein, das wusste ES. Denn den König von Asgard dazu zu bringen, die letzten Schranken fallen zu lassen und seinen Sohn zu töten, würde ES alles kosten, was ES in seinem körperlosen Zustand aufzubieten hatte. Schliesslich liebte der Narr seinen Adoptivsohn – auch wenn er das im Moment nicht mehr wusste. Nun, das Resultat würde den Kraftaufwand wert sein. Denn ohne Loki: wer sollte sich IHM dann noch ernsthaft entgegenstellen? ES konnte sein triumphierendes Lachen nicht mehr länger zurückhalten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)