Loki: the fallen Prince - der gefallene Prinz von uk ================================================================================ Kapitel 3: Der erste Morgen in Asgard ------------------------------------- Runyas Räumlichkeiten waren riesig. So riesig, dass sie sich beinahe darin hätte verlaufen können. Es gab ein Vorzimmer, ein Ankleidezimmer, ein grosszügiges Schlafzimmer, einen kleineren, privaten Raum und schliesslich den grossen Salon, in dem sie bei Bedarf auch Gäste empfangen konnte. Die Möbel waren edel und mit Gold verziert, auf dem Boden lagen überall weiche Teppiche. Das Bett war ein Traum aus weichen Kissen und Decken. Direkt an ihr Schlafgemach grenzte sogar ein Badezimmer mit Toilette: aussergewöhnlich in Asgard, wusste sie doch schliesslich, dass Wesen wie die Asgardianer oder auch andere wie beispielsweise die Dunkelelfen oder Frostriesen keine Körperausscheidungen kannten und so etwas wie Toiletten deshalb nicht benötigten. Sie als Vanin war jedoch darauf angewiesen und daher dankbar, einen solchen Luxus in ihren eigenen Gemächern vorzufinden. Zuhause hatte es selbst im Palast nur eine einzige Toilette für alle gegeben. Vom grossen Salon aus konnte sie direkt die weite, halbrund angelegte Terrasse betreten, wo sich zu ihren Füssen die prächtige Stadt ausbreitete. Der Blick zum Horizont war ebenso atemberaubend. Runya hatte noch nie so etwas gesehen. Diese Farbenpracht am Himmel! Das gab es in Vanaheim nicht. Sie hatte überraschend gut geschlafen und war daher an diesem Morgen nicht allzu schlechter Stimmung. Vielleicht war sie gestern einfach zu nervös und ängstlich gewesen? Sie beschloss, Asgard noch einmal eine Chance zu geben. Sie hatte ja sowieso keine andere Wahl. Wenn nur wenigstens ihre Eltern schon hier wären. Aber die würden erst zur Hochzeit anreisen, wie es Sitte war. Die junge Braut hingegen durfte zumindest ein paar Wochen vor dem grossen Ereignis den zukünftigen Ehemann etwas besser kennen lernen. Naja, immerhin! Runya seufzte und beschloss dann, den Morgen mit einem warmen Bad zu beginnen. Die Wanne war so gross, dass sie beinahe darin hätte schwimmen können. Gewohnt, sich in solchen Dingen selbst zu behelfen, liess sie das Wasser einlaufen und legte die Kleider bereit, die sie anschliessend tragen wollte. Gerade als alles fertig war und sie in das herrliche Nass steigen wollte, klopfte es an der Tür. Auf ihr 'Herein' betraten die beiden Dienerinnen von gestern den Raum. Ihre Augen wurden gross, als sie bemerkten, dass Runya sich selbst ein Bad bereitet hatte. «Herrin!» rief die eine erschrocken aus. «Dafür sind wir doch da.» Runya lächelte ihr freundlich zu. «Das ist schon in Ordnung. Ich bin es gewohnt, sowas selbst zu machen. In Vanaheim hatte ich nur eine persönliche Dienerin, und die hatte Wichtigeres zu tun, als ständig um mich herum zu sein und mir jeden Wunsch von den Augen abzulesen.» «Aber...» Die beiden Frauen wechselten einen leicht nervösen Blick. «Hier in Asgard, Herrin, dürfen... äh... sollten sie so etwas nicht selber tun.» «Ja. Dafür sind wir zuständig.» ergänzte die andere. «Und sobald sie fertig gebadet und angezogen sind, wird ihr persönlicher Sklave kommen und ihnen rund um die Uhr zur Verfügung stehen.» Irrte sich Runya, oder schwang da bei diesem letzten Satz nicht ein sehr seltsamer Klang in der Stimme der Frau mit? «Ihr meint den Mann, der mich gestern Abend bei Tisch bedient hat?» fragte sie und betete innerlich, dass man die leise Hoffnung aus ihren Worten nicht heraushören würde. «Ja. Er gehört jetzt ihnen...» Die Frau machte eine kurze Pause. «...vorausgesetzt, dass sie ihn behalten wollen.» «Er gehört mir?» Runya erzitterte innerlich. Man konnte andere doch nicht besitzen! «In gewisser Hinsicht.» erwiderte die Dienerin. «Natürlich ist er nach wie vor Eigentum der Krone, aber da er ihnen zugewiesen wurde, können sie nach Belieben über ihn verfügen. Er wird ihnen anschliessend das Frühstück servieren.» «Aber bis dahin würden wir ihnen gerne behilflich sein.» meinte die zweite. «Dürfen wir sie waschen, Herrin?» Runya riss die Augen weit auf. «Äh... nein, danke! Das kann ich schon selber.» Du liebe Güte, sie würden doch hoffentlich nicht darauf bestehen? Sie mochte ihre Privatsphäre! «Dann dürfen wir ihnen anschliessend die Haare trocknen und frisieren?» «Von mir aus.» Runya seufzte innerlich. Sie konnte ihnen ja wenigstens in der Hinsicht entgegen kommen, da sie schon so scharf darauf zu sein schienen, sich irgendwie nützlich machen zu können. Dann wies sie zur Tür. «Aber jetzt wäre ich gern allein.» Die beiden Frauen nickten respektvoll und verliessen rückwärts wieder den Raum. Noch so etwas, worüber die Prinzessin aus Vanaheim nur den Kopf schütteln konnte! Keinem Diener in ihrer Heimat wäre es eingefallen, sich rückwärts zu bewegen – da sah man ja nicht, wo man hintrat. Ein kurzes, ehrfürchtiges Neigen des Kopfes genügte dort. Aber hier... 'Nein!' rief sie sich innerlich zur Ordnung. 'Du hast dir vorgenommen, Asgard eine Chance zu geben. Also mecker nicht schon wieder an allem herum.' Als sie fertig angezogen und frisiert war, liessen die beiden Dienerinnen sie allein. Nur wenige Minuten später klopfte es erneut an der Tür, und der Schwarzhaarige kam mit ihrem Frühstück herein. Runyas Herz begann auf einmal schneller zu schlagen, als er eintrat. Sie beobachtete ihn, wie er ihren Tisch deckte und das Essen bereitstellte. Er sah wirklich nicht nur unglaublich gut aus sondern faszinierte die junge Prinzessin auch von Sekunde zu Sekunde mehr. Schnell versuchte sie, sich zur Ordnung zu mahnen: schliesslich war sie verlobt! «Ich wünsche ihnen einen guten Appetit, Herrin.» sagte er, als alles bereitstand. Wieder ging ihr seine schöne, männlich-tiefe Stimme durch und durch. Einer plötzlichen Eingebung zufolge sagte sie: «Danke. Haben sie selbst auch schon gefrühstückt? Wenn nein, würde ich mich freuen, wenn sie mit mir essen würden. Ein wenig Gesellschaft wäre schön.» Er erschrak regelrecht und trat einen Schritt zurück. Seine ohnehin schon sehr blassen Züge schienen noch eine Spur bleicher zu werden. «Herrin…» begann er, und sie hörte das leise Zittern in seiner Stimme. «Das darf ich nicht. Und sie sollten…» Er biss sich flüchtig auf die Lippen, atmete tief durch und schloss dann: «Sie sollten mich nicht mit ‘sie’ ansprechen. Ich bin nur….» «Was immer sie sind: NUR scheint mir kaum das richtige Wort dafür.» entfuhr es ihr heftiger als beabsichtigt. Sie erhob sich wieder und trat dich vor ihn hin. Ihr Blick streifte über seine einfachen Kleider, die seine ganze Haltung und Ausstrahlung Lügen strafte. Wer immer er war – ein gewöhnlicher Mann bestimmt nicht! «Kann ich sie nicht ansprechen, wie ich will?» fragte sie, sanfter diesmal. Er senkte den Blick. «Natürlich, Herrin.» «Und darf ich mir nicht erlauben, sie darum zu bitten, gemeinsam mit mir zu essen?» «Sie dürfen mir befehlen was immer sie möchten.» Ein erneutes tiefes Atemholen. «Nur werde ich es zu büssen haben, wenn man bemerkt, dass sie mich nicht so behandeln, wie es jemandem wie mir zusteht.» Runya erschrak zutiefst. «Will heissen..?» «Wenn jemand mitbekommt, dass sie mich siezen, wird das nicht besonders gut für mich ausgehen.» Er hob die Augen wieder und sah sie an. Eine flüchtige Sekunde nur, ehe er den Blick wieder senkte. Aber es reichte, um Runya zittern zu lassen. «Und erst recht wenn jemand sehen sollte, dass ich an ihrem Tisch sitze und esse.» Er sagte es ruhig, schon fast gleichgültig, aber das leichte Beben der im Schoss gefalteten Hände verriet ihn. «Auch dann, wenn ich sie darum gebeten habe?» Sie wagte kaum zu fragen. Ihre Stimme war nur noch ein Hauch. «Wie ich vorhin sagte, Herrin: sie brauchen nicht zu bitten, sie können befehlen. Aber unabhängig davon, wie ihre Anordnungen lauten… Es gibt eine Menge Dinge, die mir untersagt sind. Und wenn ich gegen die Regeln verstosse, hat das Konsequenzen.» Er zögerte kurz, ehe er hinzufügte: «Doch das braucht sie nicht zu kümmern. Wenn sie mir also befehlen, mich zu ihnen zu setzen…» Seine Stimme klang auf einmal sehr müde. Und extrem trostlos! Runya trat entsetzt einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf. «Nein, ich will sie… dich… nicht in Schwierigkeiten bringen!» Sie merkte, wie sie am ganzen Körper zu zittern begann. Mit der letzten Kraft, die sie noch aufbringen konnte, fragte sie schliesslich leise: «Wer bist du?» Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)