Zeit zu sterben, Zeit zu leben von Hotepneith (Zwei Hundebrüder, ein Vater und eine Reise) ================================================================================ Kapitel 23: Familienzusammenkunft --------------------------------- Inu Yasha starrte zu der fast zierlich zu nennenden Hundegestalt auf, die landete und sich rasch in eine, wie er fand, junge und hübsche Frau verwandelte. Nun ja, sie sah jünger aus als Vater, eher so wie Sesshoumaru, aber das konnte natürlich nicht stimmen. Erst dann bemerkte er, dass er instinktiv zurückgewichen war. Wow, oder eher – das war die gleiche unbestimmte Macht, die er immer bei Vater gespürt hatte. Sesshoumaru war was anderes, ja, auch stark, aber – er war eher auf seiner Ebene. Oder vielleicht war das auch ein Irrtum, weil er sich eben nicht so auskannte mit Daiyoukai im Allgemeinen. Aber das war - naja, ein sehr hübscher Tod.   Die Hundedame sah zuerst zu ihrem Sohn, der sich noch immer höflich hinter seinem Vater hielt, ehe sie, ohne weitere Regung zu zeigen, den Kopf neigte. Sie war zu höfisch erzogen um einen Fürsten zuerst anzusprechen. Dass dieser eine Illusion war, die Sesshoumaru erschaffen hatte um den Feind zu verwirren war, konnte sie ausschließen. Da war der unverkennbare Geruch – und auch diese Ausstrahlung, die sie vor so vielen Jahrhunderten dazu bewegt hatte ihm zu vertrauen, für ihn ihre Familie, nein, nicht zu verraten, das hatten Vater und ihre Brüder allein geschafft, aber ihm eine Chance zu geben. Da war noch immer etwas um ihn, das nicht nur Vertrauen gab, sondern eher den Wunsch weckte ihm zu helfen, für ihn da zu sein, wenn es sein musste für ihn zu sterben. Letzteres hatte sie mit ihrer Schwangerschaft und der Geburt ihres Einzigen durchaus riskiert. Und sie würde nie vergessen, dass er in das Geburtszimmer gekommen, nun, eher gestürmt war, gegen alle Regeln, den Sohn und Erben ignorierend, den ihm die Hebammen hinhielten, mit der Frage: „Wie geht es ihr?“ Die mehr oder weniger ungeliebte Frau vor dem Erben. Nein, das würde sie nie vergessen, wenngleich auch nie jemandem erzählen. Und natürlich war der Tod für ihn nur ein lästiges, weil zeitraubendes, Hindernis. Wie hatte sie an IHM zweifeln können.   Der Taishou deutete nur eine höfisch-willkommen-heißende Kopfneigung an, ehe er lächelte, wenngleich er sein Youki und die Magie des Landes kurz aufflammen ließ um sich zu legitimieren. Nein, sie war noch immer so, wie sie war. Zu nüchtern, um nicht den Vorteil zu sehen, den seine Wiederkunft für sie und vor allem ihren gemeinsamen Sohn bot, zu höfisch erzogen, um nicht die Form zu wahren. Und zu sehr die Herrin des Meidou um nicht verstehen zu können, wie jemand von den Toten auferstand. „Bereit zur Verteidigung. Ich bin überaus erfreut Euch in bester Form zu sehen, meine Teuerste.“ „Ich gebe zu mit diesem Besuch nicht so ganz gerechnet zu haben, mein Gebieter. Willkommen in Eurem Schloss.“ Kalt wie Eis – und genau so strikt, dachte der Taishou, um gleichzeitig stumm, entschuldigend, zu seinem Schwert zu meinen: „Verzeih, Prinzessin. Das ist eine andere Welt.“ Seltsam, wie glücklich man über ein zustimmendes Klopfen werden konnte. Izayoi. So warm, so verständnisvoll, wie sie stets gewesen war. Nun gut, er war der Fürst und Herr und sollte es zeigen. „Gehen wir doch ein wenig eben dorthin, und erzählt mir, wer dieser Narr ist, der glaubt Euch heiraten zu können. ICH glaube, er unterschätzt Euch.“ Der Taishou trat neben die Hundedame und sie wandte sich um, blieb jedoch an seiner Seite. Beide Söhne folgten stumm, in der gemeinsamen, sicheren, Erkenntnis, dass da etwas ablief, bei dem man sich nicht einmischen sollte. Wenn man nicht gerade Masochist war. „Möglich,“ gab die bisherige Regentin zu. „Das tun viele. - Männer,“ ergänzte sie prompt. „Soweit ich mich entsinne, sind sie alle tot. Mit der Ausnahme meiner Wenigkeit. Aber ich habe Euch auch nie unterschätzt, werte Koromi.“   Koromi – die Schöne, die tötet. Oder auch der schöne Tod. Inu Yasha warf unwillkürlich einen Blick beiseite. Nun ja. Bei einer Mutter mit DEM Namen war auch „der, der perfekt tötet“, also Sesshoumaru, wohl nur logisch.   „Das ist wahr. - Nun, der Mann, um den es geht, dürfte Euch bekannt sein. Kaito.“ Der Taishou stutzte. „Kaito? Mein Unterführer?“ „Nach Eurem Tod, oder sollte man besser sagen, Eurem Verschwinden, ging er in den Süden und schuf sich dort eine Machtbasis.“ „Ihr behieltet ihn im Auge.“ Darin lag keine Frage. „Der Herr des südlichen Fürstentums war wohl abgelenkt?“ „Über die Inseln von Ryuku strömte allerlei lästiges Volk. - Euer Schwert ist nicht mehr So´unga.“ „Nein, auch wenn es im Jenseits geschmiedet wurde. Ein Ersatz speziell für mich, Teuerste.“ Sie nahm keine Sekunde an, dass diese Klinge harmlos war, zumal als Ersatz für das Höllenschwert. Wie auch immer er daran gekommen war, wer auch immer ihm das geschmiedet hatte – seine Kontakte im Jenseits waren kaum besser als seine in dieser Welt. Und sie glaubte zu wissen, warum. „Ich kann sehr viel Zauberei darin spüren.“ In der Tat. Ihre Fähigkeiten übertrafen die seinen noch immer in der so schwierigen Kunst der Magie. „Youki, Genki, Magie des Jenseits und der Menschen, alles verbindend.“ „Menschen.“ Sie wandte den Kopf und musterte kurz den Hanyou, ehe sie erwiderte: „Inu Yasha ist erwachsen geworden.“   Wenn jemand überraschter als der Taishou war, dass sich seine Gemahlin einen Namen merkte, so Sesshoumaru. Oder auch Inu Yasha. Die erste Ehefrau seines Vaters wusste nicht nur von ihm, sondern kannte auch seinen Namen? Aber warum hatte sie sich nie gemeldet? Naja, wohl aus dem gleichen Grund, warum sein Halbbruder handgreiflich geworden war – die Familienschande.   „Beide,“ gab der Herr der Hunde allerdings zurück. „Das habe ich auf unserer gemeinsamen Reise in den letzten Wochen gesehen. - Kaito kommt also mit fünfhundert Kriegern? Ein wenig viel für eine hilflose Witwe.“ Sein Lächeln machte aus diesem Satz ein Kompliment. Noch während sich Inu Yasha wunderte, gab die Dame das Lächeln zurück. „Ich sehe mich nur leider gezwungen mich auf die weiblichen Tätigkeiten zu beschränken. Den Heerbann aufzurufen ist mir versagt. Kaito selbst ….“ Etwas blitzte rasch in ihren Augen auf. Ihr Ehemann verstand sie nur zu gut. „Würdet Ihr zum Frühstück verspeisen, das ist mir klar. Ich habe nie Euren Einsatz vergessen bei dem Spiel mit den drei Bechern. Euer Tod war ebenso wahrscheinlich wie der meine. Nun, natürlich nicht. Euer Bruder war bemerkenswert … naiv.“ Eine noch höfliche Umschreibung, dass der auf der Verlobungsfeier seiner Schwester versucht hatte den Bräutigam umzubringen – und den Mann, dem er wenige Stunden zuvor ewige Treue geschworen hatte. Und dann sich so, nun ja, fast schon plump, in eine Lage bringen zu lassen, in der er selbst den Giftbecher trank … Koromi war sehr geschickt gewesen als sie den ersten Becher nahm, den ihr ihr Bruder förmlich aus der Hand riss. Damit war natürlich klar gewesen, in welchem der drei Becher das Gift war. „Ich gebe offen zu, dass ich zu diesem Zeitpunkt eigentlich demonstrieren wollte, dass es in unserer Familie auch intelligente Personen gibt, wenngleich weiblich.“ „Koromi, Teuerste – Ihr wolltet die Herrin dieses Schlosses bleiben.“ „Und ich wollte den Herrn der Hunde.“ „Das klingt wie ein Kompliment.“ „Nun, es ist eines.“ Ernst werden meinte sie: „Der letzte Späher sagte, Kaito und seine Leute nähern sich direkt von Süden. Sie werden heute Abend die Berge der Kirschen erreicht haben.“ „Direkt von Süden. Dann will er durch das Flusstal des Tsurara. Narr, der er ist. Ihr habt noch einen Späher dran, natürlich.“ „Ihr habt das Heer gerufen.“ Der Hundefürst nickte etwas. „Ihr könnt es noch immer spüren. Ja, zur Sicherheit. Man sollte nie glauben, ein Mann sei ein Narr, nur weil er sich wie einer benimmt. Es mag auch ein Plan dahinter stecken. Nun, so oder so werden wir den Bericht abwarten.“ Denn er sah das schwebende Schloss vor sich. Seltsam, so, ja, doch nach Hause zu kommen. Nicht zu einer liebenden Ehefrau, aber doch zu einer Partnerin, zu seinem Regierungssitz, den er unter ziemlichen Mühen, Intrigen und Kämpfen, damals gewonnen hatte.   Inu Yasha unterdrückte gerade noch einen Ausruf, der vermutlich schon wieder als vorlaut gegolten hätte. Das Schwebende Schloss trug seinen Namen wirklich zu recht. Es befand sich sicher gut fünfzig Meter über dem Boden – ein Sprung für einen Youkai, für Menschen unerreichbar. Das war also der Fürstensitz. Und Sesshoumaru zog lieber in Gesellschaft dieses quäkenden Jaken durch die Lande als hier den Boss zu spielen? Hm. Da stimmte doch etwas nicht. Was hatte den hier weggetrieben? Wirklich nur die Suche nach Tessaiga? Der Wunsch stärker als Vater zu werden? Oder gar die anscheinend doch ziemlich nüchterne Mutter? Naja, was wusste er denn schon von dämonischen Müttern. Schon Vater war ja ganz anders als es Mama gewesen war. Und diese hatte ihn geliebt, liebte ihn offenkundig ja noch immer, sonst hätte sie sich doch nie auf diesen unsäglichen Zauber mit dem Schwert eingelassen. Nun ja, auch diese Hundeyoukai achtete Vater, das war deutlich, auch, dass die Beiden, naja, nicht miteinander flirteten, so wie das Kagome genannt hatte, aber doch offenkundig recht vertraut miteinander umgingen. Und plötzlich glaubte der Hanyou zu begreifen, seinen Vater mit anderen Augen zu sehen – mit denen der Frauen, die sein Leben teilten. Der war eben nicht nur der Fürst, nicht nur der planende Heerführer, der laut Sesshoumaru stärkste aller Lebenden – das war auch ein Mann, der die Zuneigung zweier Frauen errungen und behalten hatte. Ja, Kagome hatte, wie so oft, recht gehabt. Es war wichtig gewesen dem fremden Vater eine Chance zu geben. Denn zumindest diese Hundedame kannte ja auch seinen Namen, war nicht überrascht gewesen ihn zu sehen. Vermutlich hatte sie von der zweiten Frau sogar gewusst. Wie hatte Vater sie genannt: Koromi? Aber im Zweifel wäre es schon wieder falsch sie mit Namen anzureden, ja, überhaupt anzureden. Auch Bruderherz hielt ja den Mund. Vermutlich kein Wunder, dass der nie was sagte, wenn der so erzogen worden war. Das Leben als Fürstensohn war anscheinend nicht unbedingt einfach. Eher einfach langweilig. Naja. Jetzt noch schnell einem Wolf die Ohren langziehen und dann ging es wieder ab nach Hause. Hier würde er bestimmt nicht bleiben. Und, wenn er Bruderherz richtig einschätzte, würde der unter irgendeinem Vorwand früher oder später auch in Musashino aufschlagen.   Sesshoumaru schritt neben seinem Halbbruder und hinter seinem Vater her, ebenfalls in Gedanken. Weniger allerdings wegen des Schlosses oder seiner Mutter, beides kannte er schließlich seit seiner Geburt. Eher wegen der Tatsache, dass sie sich nicht nur einen Namen gemerkt hatte – und er wusste nur zu gut, dass sie sich selten die Mühe machte, sah man von ihren engsten Hofdamen und dem Leiter ihrer Wachen ab – sondern auch noch den eines Bastards ihres Ehemannes, ja eines Mischlings mit den Menschen, für die sie nur Verachtung übrig hatte. Er hatte aus ihrem eigenen Mund gehört, dass sie früher, ehe Vater das verbot, Menschen durchaus gejagt hatte. Nahrungswesen, nicht gleichrangig, das hatte sie ihm auch immer wieder gesagt. Was also war da los? Und, er entsann sich durchaus ihrer Anweisung, er dürfe Inu Yasha erst umbringen, wenn der sich wehren konnte. Was hatte Mutter nur für ein Interesse an dem? Sie tat nie etwas, ohne dass sie ihr eigentliches Ziel erreichte – nur, was war das in Bezug auf das Halbblut?   Der Hundefürst bemerkte mit gewissem, wenngleich nur innerem, Amüsement, dass er vom Schloss aus erkannt wurde. Trotz der ungläubigen Blicke nahmen sich Wachen und Hofdamen eilig gleichermaßen gedrillt zusammen. Während sich die Frauen hastig niederknieten und verneigten, ließen sich die Krieger auf ein Knie nieder, die linke Faust an den Brust legend. Eindeutig, er wurde als Herr empfangen. Er machte einen schnelleren Schritt, um vor seine Gemahlin zu gelangen, die sich auch prompt zurücknahm. Das Recht zuerst auf die Treppe zu springen und diese empor zu steigen, besaß er. Und sie war viel zu gut erzogen um sich noch einmal auf den Sessel zu setzen, der oben auf der Terrasse stand, einen wunderbaren Blick über das Land bot. Allerdings fehlte nun der Schwertständer daneben. Sie war stets unbewaffnet – wenngleich alles andere als ungefährlich. Ob dem guten Kaito eigentlich klar war, dass der sich schon glücklich schätzen konnte, wenn er überhaupt die Ehezeremonie überlebte, von der Hochzeitsnacht ganz zu schweigen? Sie hatte es ja selbst zuvor zugegeben – sie hatte ihm damals geholfen, weil er der Herr der Hunde war, der stärkste Mann ihrer Art. Und eine Verbindung mit ihm sie deswegen schon reizen konnte. Kaito war ein Wolf, stark, aber offenkundig hatte sein Verstand damit nicht mitgehalten. Er stieg die Treppen langsam empor, fühlte doch mit gewissem Stolz eine Stufe unter sich das Youki seiner Gemahlin, dahinter das seiner Söhne. Und Izayoi war auch dabei. Familie. Wie hatte er das in den einsamen Wanderungen im Jenseits vermisst. Seine Entspannung verschwand im nächsten Sekundenbruchteil, als das Wort „Bastard“ an seine Ohren drang. Er blieb stehen und wandte sich der Seite zu, von der das unheilvolle Wort gekommen war. Der schuldige Krieger war leicht zu identifizieren, denn er wurde prompt blass und verneigte sich vorsorglich bis zum Boden. Der Taishou verschwendete kein Wort. Es war etwas wie eine wegwerfende Handbewegung, ehe der unselige Youkai förmlich von den Stufen geweht wurde und hörbar unten aufschlug. Dann sah er zu dem Leiter der Wachen, der sich ebenfalls eilig kleiner machte. Vorgesetzte mussten durchaus für ihre Untergebenen büßen. „Er ist kaum tot. Sobald er sich erholt hat, darf er ein Training mit Prinz Inu Yasha abhalten.“ „Ja, oyakata-sama,“ war alles, was der Vorsteher der Wachen zu sagen wagte.   Prinz Inu Yasha? Der so titulierte Hanyou ertappte sich fast dabei sich an den Ohren zu kratzen, aber das wäre bestimmt schon wieder etwas, was ein Fürstensohn nicht machte und er wollte Vater doch nicht vor den ganzen Youkai hier bloß stellen. Aber, naja, irgendwie stimmte es wohl. Mama war eine Prinzessin, Papa ein Fürst ….Sekunde mal. Alle sagten doch immer Sesshoumaru-sama zu seinem Halbbruder. War er denn dann auch ein Inu Yasha-sama? So, wie es die alte Hofdame einst im Schloss gesagt hatte? Er sollte, das erriet er bei dem bereits wieder belustigten Seitenblick besagten Bruders, seinen Gehorsam offiziell anzeigen und neigte in Erinnerung an die alten Kindertage den Kopf. Mann, war das lästig, immer so auf brav machen zu müssen. Hoffentlich machte der Wolf morgen mehr Spaß. Aber, im Zweifel wollte den chichi-ue selbst übernehmen. Was allerdings sowohl bedeutete, dass er sich wieder nicht abreagieren konnte, zum Zweiten: in dieser Klinge war Mama drin! Der sollte doch nichts passieren. Naja, schön, er sollte Vater zu Gute halten, dass er auch in diesem Duell gegen diesen windigen Onigumo-Verschnitt sein Schwert nur aus der Distanz genutzt hatte, Mama nicht in Gefahr gebracht hatte – und zu diesem Zeitpunkt hatte der noch nicht einmal gewusst dass sie da drin steckte. Geahnt, ja, das hatte er ja zugegeben. Aha, da der Herr der Hunde weiterging, konnte auch der Rest der Familie – wie schräg sich DAS anhörte – mit nach oben.   Der Taishou zog sein Schwert samt der Scheide von seinem Rücken, ehe er sich setzte: „Einen Schwertständer,“ befahl er niemand bestimmten, aber zwei Frauen sprangen eilig auf das Gewünschte zu holen. Seine Gemahlin trat neben ihn, wenngleich nur auf der Höhe der Lehne. Perfekt im Protokoll, dachte er. Und, bevor seine Söhne wieder irgendetwas anstellten, von dem er keine Ahnung hatte, was ihn aber mutmaßlich blamieren würde, meinte er: „Sesshoumaru, dein Zimmer sollte noch immer zu deiner Verfügung stehen. Das Zimmer daneben ist passend für deinen Bruder.“ Der jüngere Daiyoukai brauchte gar nicht zu seiner Mutter zu blicken, um zu wissen, dass er von dort keine Hilfe erhalten würde. Wieso eigentlich nicht? ER war doch ihr Einziger, der Erbe, das hatte sie stets wiederholt. Weil sie in dem Bastard keine echte Bedrohung für ihn erkennen konnte, dachte er dann. Sein linker Arm juckte unwillkürlich bei der Erinnerung, dass ihn niemand außer Inu Yasha je besiegen konnte, wenn man von Vater absah. Aber das meinte Mutter kaum. Natürlich. Kein Youkai, der auf sich hielt, würde einen Menschenmischling als Fürsten anerkennen, gleich, wie stark der sein würde. Und das war es, was für sie zählte, als letzte Überlebende der alten Fürstenfamilie. Oh, und Vater hob bereits eine Braue – die letzte Warnung. „Ja, chichi-ue. - Komm mit, Inu Yasha.“ Und der erste Diener, der nicht prompt gehorchte würde …. nun ja, gegen die Wand fliegen. Umbringen sahen beide Eltern nicht so gern. Sie waren sich leider meist einig, wenn es gegen einen armen Welpen ging. Jetzt durfte er auch noch den Haushofmeister spielen und seinem Halbbruder das Zimmer zeigen!   Inu Yasha blickte sich ein wenig neugierig um. Er war in seinem Leben schon in vielen Schlössern gewesen, gerade auch auf der Jagd nach dem Juwel der vier Seelen, mit seinen Freunden, aber Youkai-Schlösser waren eigentlich so gut wie nie darunter gewesen. Allerdings sah es hier auch nicht viel anders aus als bei Menschen, wenn man davon absah, dass das ganze Haus eben schwebte. Da Sesshoumaru vor einer Tür stehen blieb, aber sichtlich nicht einmal in einem Alptraum daran denken würde sie für ihn zu öffnen, schob er sie eben allein beiseite und musterte das leere Zimmer. „Das soll meins sein?“ Naja, er konnte da sicher schlafen, hoffentlich würde er auch was zu essen bekommen. Sein Magen knurrte. Der ältere Bruder hörte es. Vielfraß! „Ja.“ Wohl zu beider Glück entdeckte der Erbe des Hauses den Haushofmeister, der sich wohlweislich in Abstand auf die Verfolgung begeben hatte. Die Herrin war nicht sonderlich geduldig, wenn es um die Höflichkeit oder Pflichterfüllung ging. „Hier, frage Masaki, wenn du was brauchst.“ „Hm? Oh, ja. Wo ist dein Zimmer?“ Falls das heißen sollte, dass er ihn dort heimsuchen wollte…. Schön, der sollte keinen Grund finden sich bei chichi-ue zu beschweren, also sollte er das anders formulieren. „Du solltest dich erholen. Wenn der Späher zurück ist, werden wir sicher gerufen.“ „Ja, klar. Du auch.“ Inu Yasha war nicht gewillt sich vor den Ohren dieses Masaki sagen zu lassen, dass er schwächer war. Da Sesshoumaru wortlos in seinem Zimmer verschwand und die Tür nur mit ein wenig zu viel Nachdruck schloss, fand es der Haushofmeister besser so zu tun als habe er die brüderliche Kabbelei nicht mitbekommen. „Wünscht Ihr etwas, Inu Yasha-sama?“ „Hm. Gibt es hier etwas zu essen?“ „Äh, ja. Für die einfacheren Youkai ...“ Falsche Ansage, Masaki, erkannte er, denn plötzlich sah der Bastard des Herrn, nein, also der Prinz, seinem Halbbruder mehr als ähnlich. „Wünscht Ihr Fleisch? Roh oder gebraten?“ „Gebraten. Und Wasser.“ „Ich werde es Euch unverzüglich organisieren.“ Während Masaki verschwand, betrat Inu Yasha sein Zimmer. Naja, Einen Vorteil hatte dieses Leben als Fürstensohn schon – man konnte sich was beschaffen. Und außerdem, auch, wenn das irgendwie falsch klang, hatte Sesshoumaru wohl recht. Er sollte fit sein, wenn der Späher auftauchte oder gar dieser dämliche Kaito mit seiner Meute. Zu dritt würden sie damit schon fertig werden, immerhin waren sie keine Irgendwers. Und auch ihre Schwerter waren ganz in Ordnung. Hoffentlich würde sich Vater zurückhalten. So, wegen Mama.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)