Zeit zu sterben, Zeit zu leben von Hotepneith (Zwei Hundebrüder, ein Vater und eine Reise) ================================================================================ Kapitel 18: Nachwuchs! ---------------------- Sesshoumaru ertappte sich bei dem Wunsch, dem neben ihm Sitzenden einfach mal kurz beide Klauen um den Hals zu legen und ein wenig zu fest zuzudrücken. Musste der Narr Vater daran erinnern, was sie mit seinem toten Körper angestellt hatten? Musste der dann auch noch erklären, er wisse von nichts mehr? Ihm jedoch war klar, wer als Ältester dafür in der Hauptsache verantwortlich gemacht werden würde. Leider hatte Vater, nicht ganz zu Unrecht, von sich gegeben, dass er selber als der Erbe die Verantwortung für den Kleinen hätte übernehmen sollen. Nun ja, rein theoretisch, und er hoffte doch, dass chichi-ue inzwischen bemerkt hatte wie nervenaufreibend der Bas … Inu Yasha war. Als Kleinkind hätte er ihn einfacher erledigen können, aber nein, da war ja … Er verbot sich jeden weiteren Gedanken.   Inu Yasha hatte durchaus erkannt, dass der Herr der Hunde gerade von Vater zu Fürst, von durchaus verständnisvoll zu streng, umgeschwenkt war. War das anstrengend immer zuerst nachdenken zu müssen, ehe man was äußerte. Nun ja, Kagome hatte ihn lange Zeit auch immer wieder bei Sachen, die er gesagt hatte und die sie beleidigt hatten, zu Boden gebracht und er hatte es oft nicht verstanden. Aber das hier war ehrlich ein Missverständnis und er sollte es besser ausräumen – zumal ein Seitenblick ihm verriet, dass auch Bruderherz ihm in Gedanken schon an die Kehle ging. Immerhin nur in Gedanken, das deutete doch auf eine Verbesserung des brüderlichen Verhältnisses hin. So redete er rasch, ohne nachzudenken, schon gar nicht darüber, dass man einem Fürsten nicht vorgriff, bemüht, Schadensbegrenzung für sich und den Halbbruder zu betreiben, den er doch wirklich nicht mit hatte reinreiten wollen. „Äh, verzeiht, aber das meinte ich nicht. Es ist nur so…. Es gibt was für Youkai und für Menschen, nur, gibt es auch ein Jenseits für Hanyou? Und wie sieht das aus?“   Und der Junge hatte seine Gedanken einfach ausgesprochen, dachte der Taishou. Vermutlich ein Überbleibsel aus Jahrzehnten, Jahrhunderten, Einsamkeit. Nun, er selbst sollte gerecht bleiben und nur bedingt strafen – was der Andere hätte wissen müssen. „Ich weiß nicht, was es für ein Jenseits für Hanyou gibt. Ich weiß nur, als ich darum bat ...“ Das war schwer auszusprechen: „Dass ich mit meinen Söhnen reden dürfte, wären sie auch im Jenseits, was mir bewilligt wurde. Ich glaube, entweder bist du bei den Youkai oder du kannst es dir aussuchen.“   Das klang wieder deutlich freundlicher und Inu Yasha wollte fast schon aufatmen, ehe er bemerkte, dass Sesshoumaru etwas den Kopf senkte. Was war denn jetzt noch oder schon wieder los? Aber es wäre wohl besser dem Beispiel zu folgen. Leider hatte er Vater anscheinend daran erinnert, dass und was sie da in seinem Körper getrieben hatten – und der war wenig amüsiert. Oh, Mann. Er sollte wirklich aufpassen, was er wem sagte, aber das predigte ihm Kagome seit inzwischen Jahren.   Sesshoumaru wartete dagegen auf die Sanktion. Er wusste, dass noch nie jemand Vater verärgert hatte ohne eine prompte Rückmeldung zu bekommen – meist der unangenehmen Art. Hoffentlich würde Inu Yasha sein vorlautes Mundwerk im Griff haben. Vater neigte dazu die Strafe zu erhöhen, wenn man auch nur andeutungsweise zu erkennen gab, man sei damit nicht einverstanden lernen zu dürfen.   Der Taishou warf einen raschen Blick auf den Bannkreis, aber der schien gegen die noch immer angreifenden Blutegel des Sumpfes von Meiun zu halten. „Wenn wir hier nicht nur heraus sind, sondern auch die Aufgabe mit Akumu erledigt haben, werden wir drei einen Übungskampf vollziehen.“ Er bemerkte, dass Inu Yasha fast aufstrahlte und legte etwas irritiert dar: „Ihr ohne Schwerter. - Sesshoumaru, erkläre es ihm.“   Der Ältere wusste, dass das bereits zurecht als Strafe gedacht war. „Inu Yasha. Wir haben kein Schwert. Es handelt sich um Straftraining.“   Für einen Moment war der Hanyou irritiert, ehe ihm dämmerte, dass sich auf eine Ring- oder auch Faustkampf mit jemandem einzulassen, den selbst Sesshoumaru höherrangiger fand, wohl etwas schmerzhaft werden konnte. Jedenfalls jedoch peinlich. Naja, egal. Einen Trainingskampf mir seinem eigenen Vater! Davon hatte er manchmal in seiner Kindheit geträumt, wenn er einsam in den Nächten auf einem Baum saß. Wie es so gewesen wäre, mit Papa und Mama. Na schön, dann auch mit allen Nachteilen. So lächelte er ehrlich. „Danke, chichi-ue.“   Eine so aufrichtige Aussage, dass beide Daiyoukai verwundert waren, ehe sie alle zwei stillschweigend einmütig beschlossen, dass der Kleine schlicht keine Ahnung hatte, was da auf ihn zukam. Oder Masochist war, wie Sesshoumaru noch nachschob, der durchaus nicht vergessen hatte, wie er mit der dokka-so, also immerhin Gift und Säure, den Bauch seines Halbbruders durchstoßen hatte und der, ohne Übertreibung mit seiner Faust in den Innereien, noch ärgerliche Kommentare von sich gab – und zu allem Überfluss gewann. Auch in so manchem Kampf, dem er beigewohnt hatte, hatte er immer den Eindruck gehabt, dass der Hanyou immer erst schwer verletzt zur Hochform auflief. War das möglich? Für einen Youkai natürlich nicht, aber bei Menschen sollte es solche Verirrungen ja geben. Er persönlich kannte bessere Zeiten als sich chichi-ue in solch einem Kampf gegenüber stellen zu müssen. Wobei auch ein Duell in Hundeform nicht sonderlich besser ablief.   Inu Yasha warf einen Blick auf seinen Vater, ehe er doch lieber höflich blieb. „Chichi-ue, spricht etwas dagegen, dass ich weiterschlafe? Ich möchte kampfbereit sein.“   Der Taishou nickte nur. Das war vernünftig. Der Schwerterbann hielt gegen die Blutegel und das war das Wichtigste. Der Morgen würde bald selbst durch den Nebel von Meiun grauen. Und, das gab er zu, sich wie der Kleine hier unter dem Bannkreis, mit den stetig angreifenden Blutegeln hinzulegen, nur Tessaigas Scheide in den Armen und prompt einzuschlafen – dazu gehörte Mut. Nein, Tapferkeit und Stärke konnte er dem Zweiten seiner Jungs ebenso wenig absprechen wie dem Älteren. Allerdings hatte, aufgrund der doch schlechten Umstände, Inu Yasha wohl einiges nicht lernen können, was zum Dasein eines Fürstensohnes gehörte. Das sollte dieser sich rasch aneignen, denn er selbst plante durchaus sein neues Leben auch damit zu verbringen seine alten Rechte einzufordern. Sesshoumaru hatte sich schon einmal auf Platz Zwei begeben, gut, denn das hätte wirklich zu innerfamiliären Verwicklungen führen können, um nicht zu sagen, so oder so zu Hochverrat. Hm. Soweit er es verstanden hatte, waren sowohl Sesshoumaru als auch und vor allem dessen Mutter sehr loyal ihm gegenüber geblieben. Aus Desinteresse von Seiten des Sohnes? Unwahrscheinlich. Der war schon immer an Macht interessiert gewesen. Warum also sollte der so freiwillig darauf verzichten Fürst zu werden und stattdessen durch die Lande ziehen als sei er ein ronin? Oder war es genau das? Er zog durch die Lande, um nicht Fürst werden zu müssen? Er hatte sich ja auch prompt ihm unterstellt. War Sesshoumaru etwa froh, dass er nicht Fürst war, sein Vater noch lebte? Fühlte sich der Junge noch nicht ganz reif genug für die Verantwortung? Das wiederum würde bedeuten, dass er eben um diese wusste. Aber, was sollte dann dieses eigenartige Bruderverhältnis? Er hatte ja stets befürchtet, dass sie aufeinander los gehen könnten und deswegen auch Toutousai gebeten die Zwillingsschwerter so zu schaffen, dass sich die Jungen nie umbringen konnten. Das war ja auch wohl nötig gewesen. Aber sie vertrauten sich doch, kämpften Rücken an Rücken, das hatte er ja schon gesehen. Da gab es noch viel für ihn zu lernen und nachzudenken. Ein Jahrhundert oder mehr tot – und man verpasste einiges. Wobei, er hatte ja einen der Beiden hier immer noch am Haken. „Sesshoumaru.“ Bitte nichts mehr zu Rin! Aber der Hundeprinz neigte wohlerzogen den Kopf. „Du hast tatsächlich versucht deinen Halbbruder umzubringen.“ Was sollte man darauf erwidern. „Um Tessaigas willen, der Macht willen. Und dennoch bliebst du nicht bei deiner Mutter, nahmst nicht dein Erbrecht in Beschlag. Das nennt man Widerspruch.“ Gleich, was er antworten würde, er käme immer schlecht dabei weg, erkannte Sesshoumaru. Und schwieg. „Könnte es sein, dass du nur die Macht wolltest ohne die Verantwortung?“ „Ja, chichi-ue.“ Alles, nur damit diese Vernehmung endete. Ach, Kinder. Aber auch er war einst so gewesen, dachte der Taishou. Es hatte Zeiten gegeben, in denen er geglaubt hatte, ein Fürst sitze am Bankett und lasse sich feiern Wie grundfalsch das doch gewesen war. Immerhin schien sein Ältester vernünftig genug gewesen zu sein um diesen Punkt zu erkennen. Nun ja, er sollte zumindest den Welpen vor ihm loben. „Gut, das du das erkennst. - Ich denke, die Sonne wird in etwas über einer Stunde aufgehen.“ Das Verhör war beendet! „Ja, chichi-ue.“   Inu Yasha erwachte durch die Nennung seines Namens. Noch ehe er ganz realisierte, dass dies sein Vater war, er nur Tessaigas Scheide in den Händen hielt, war er aufgesprungen. Der Taishou nickte durchaus anerkennend. „Ziehe Tessaiga aus der Erde. Wir gehen.“ Mit einem Blick in das ungewisse Grau des Nebels um sie erkannte der Hanyou, dass der Tag wohl angebrochen war. So zog er sein Schwert, wie es der Rest der Familie inzwischen auch getan hatte, und schob es in die Scheide. Der Hundefürst ließ seine Boas wehen, Sesshoumaru griff sie behutsam und ließ ebenso sein Fell flattern – wenngleich mit mehr Widerwillen. Der Jüngste fasste es und dachte, doch irgendwie, was für eine kleine, glückliche Familie.     Akumu stand in der Höhle des Berges, das tiefe Loch hinter sich mit den Überresten der absorbierten Youkai ignorierend. Er betrachtete im beginnenden Morgen, dessen erste Helligkeit durch die Öffnung der Höhle schien, seine beiden Abkömmlinge mit gewissem Vaterstolz. Es war eigentlich gar nicht so schwer gewesen Sesshoumaru noch einmal zu erschaffen, zu verdoppeln. Er hatte aus der Höhle hinter sich auch, wie er spüren konnte, mächtige, Schwerter geholt, die er den Zwillingsabkömmlingen gegeben hatte. Wer auch immer da auf ihn zukam – wenn er ein Schwert trug, würde er sich mit den Sesshoumaru-Zwillingen auseinander setzen müssen. Verstand er etwas von Magie, dann mit ihm selbst. Immerhin hatte er die Falle parat. Das war einfacher gewesen als gedacht, denn die Verdoppelung eines Abkömmlings bedeutete doch deutlich weniger Anstrengung und Phantasie als die Neuerschaffung.Das war eigentlich eine Idee. Wenn dieser lästige Besuch beseitigt war, würde er aus den beiden Sesshoumarus vor sich mehr machen, sie immer wieder verdoppeln, ehe er eine förmliche Armee aus Sesshoumarus auf Japan loslassen konnte, alle unterwerfen konnte. Danach würde er seine Abkömmlinge eben einfach wieder absorbieren und selbst stärker werden. Ja, das klang nach einem guten Plan. Er betrachtete die Zwei vor sich. Irgendetwas fehlte noch. Sie waren gehorsam, bewegten sich nicht, der Schal um den Hals floss weich und weiß … ah, die Rüstung. Es wäre wohl vernünftiger, diese auch noch mit einem Bann zu versehen, damit selbst ein Daiyoukai sich hart tun würde seine Abkömmlinge zu töten. Seine Söhne, sozusagen. Ach, das klang irgendwie seltsam und doch vertraut. Was er da in seinem früheren Leben wohl so alles erschaffen hatte? Nun, gleich. Die Sonne ging bald auf und er sollte vorsichtig genug sein, um seinen unbekannten Gegner erwarten zu lassen. So nickte er. „Gut sehr ihr aus. Nur noch eure Rüstung. Sie wird nahezu undurchdringlich werden. Wartet hier. Ich benötige nur etwas.“ Er drehte sich um und ging, sicher, dass die zwei Sesshoumarus ohne Bewegung stehen bleiben würden.   Inu Yasha wusste bestimmt, dass der Nebel dieses dämlichen Sumpfes heute nasser und kälter war als gestern. Selbst sein Gewand aus Feuerrattenhaar wurde langsam, aber sicher, durchfeuchtet. Leider konnte er nur zu deutlich sehen, dass diese permanente Feuchtigkeit, die ihm dermaßen auf die Nerven ging, seinen Halbbruder unberührt ließ. Schön, er konnte ihn so gut wie nicht sehen, aber wenn er mal einen Anblick erhaschte, fiel dessen Haar noch immer weich und sauber über den Rücken. Auch dessen Boa in seiner Klaue war alles andere als durchnässt, und er war sicher, dass es bei Vater nicht anders war. So viel Youki zu haben war schon praktisch. Nun gut, gab er zu, für Menschen wäre es vermutlich noch kälter gewesen. Der knöcheltiefe Morast unter seinen bloßen Füssen war auch nicht dazu angetan ihn positiv zu stimmen. Aber er wollte auch nicht jammern, nicht schon wieder zeigen, um wie viel schwächer er war als ein Daiyoukai. Was für ein blöder Sumpf! Freiwillig würde er hier nie wieder hineingehen. Aber bei Akumu könnte er sich vermutlich wenigstens doch passend bedanken? Falls nicht chichi-ue auf seinem Vorrecht beharrte. Immerhin schien es heller zu werden. Kamen sie bald wieder auf festes Land oder war immerhin irgendwo jenseits des grauen Einerlei die Sonne aufgegangen? Möglich, erkannte er dann. Aber das half nichts. Denn zu allem Überfluss begann es auch noch zu regnen.Und diese verflixte Boa in seiner Hand wurde noch immer nicht nass!   Regen, Nebel. Dieser Sumpf von Meiun schaffte es wirklich ihm lästig zu fallen. Nun, um ein Haar, hätte er, Sesshoumaru, gedacht auf die Nerven zu gehen, aber das ziemte sich nicht, weder für einen Prinzen noch für einen Daiyoukai. Immerhin zerrte der Bas … sein Halbbruder nicht mehr dermaßen an seinem Fell wie noch gestern. Langsam aber sicher wurde der doch etwas vernünftiger. Was natürlich nur an des verehrten Vaters Erziehung lag. Hm. Bei dem, leider, angekündigten Straftraining würde sich doch eine kleine Gelegenheit ergeben sich für dieses gestrige Fellsträuben bei dem törichten Halbblut zu bedanken. Zugegeben, es sollte unauffällig passieren. Chichi-ue würde gewiss prompt auf solche niederen Gefühle wie Rachegelüste negativ reagieren. Und, wenn man dann sowieso bereits im Straftraining steckte ….Nun, darauf, seine eigene Schnauze schmerzhaft in der des Vaters zu finden, konnte er verzichten. Es bestand ja immer noch ein gewisser Größenunterschied zwischen ihnen, damit erkennbar auch ein verschobenes Kräfteverhältnis. Mit einem Schwert, nun gut, das mochte interessant werden, aber bestimmt nicht in Hundeform. Und auch bei einem Duell mit blanker Klinge wäre er nicht mehr so sicher zu gewinnen, wie er es damals gewesen war, als Toutousai ihm erklärt hatte, er habe chichi-ue übertroffen. Dieses Schwert, dass der aus der Unterwelt mitgebracht hatte, hatte seine Tücken für Gegner, da war er nur zu sicher. Tokejin mochte da mit drin stecken, ja, aber das war bei Weitem nicht alles. Er spürte Zauber der anderen Welt, ohne ihn benennen zu können. Jedenfalls eine deutlich spürbare Macht, die Vater zur Verfügung stand. Jede magische Waffe suchte sich ihren Herrn, sein eigenes Schwert, Bakusaiga war sogar ohne Mithilfe eines Schmiedes aus ihm selbst entstanden. Wie auch immer, solche Waffen ließen ihren Herrn nie im Stich. Und Tsurugi-hime, wie Vater seine Klinge genannt hatte, hatte sich eindeutig ihren Meister gesucht. Nur ein sehr törichter Mann würde sich dem Herrn der Hunde so entgegen stellen. Hm. Oder ein törichter Hanyou? Inu Yasha hatte ja gestern bereits gezeigt, dass er keine Ahnung hatte, wie solch ein Straftraining ablief, so dass er sich sogar darauf freute. Womöglich könnte es doch ein wenig amüsant werden, zuzusehen, wie der sich gegen Vater und die Schwerterprinzessin schlug. Natürlich würde chichi-ue Rücksicht nehmen, das tat dieser immer, er wollte seinen Sohn, seine Söhne, kaum umbringen, aber es war jedenfalls stets schmerzhaft gewesen. Aber, vielleicht bot es diesmal für ihn, Sesshoumaru, selbst auch ein wenig Unterhaltung.   Der Inu no Taishou suchte noch aufmerksamer als gestern in den dichten Nebeln um sich nach Hinweisen auf Gefahr, spürte dem magisch gesicherten Weg durch den Sumpf nach. Nachdem er gestern seine Söhne mehr oder weniger sehenden Auges – oder eben auch nicht – in den Magen eines Berggeistes geführt hatte, wollte er sich heute nicht noch solch einen Fehler erlauben. Zwar würden sie wohl jeder Falle entkommen, aber das war zum Einen nicht sicher, zum Anderen wollte er sich nicht in den Augen der Jungs bloß stellen. Sie begannen deutlich ihn zu achten, zu respektieren, und das sollte, durfte er nicht aufs Spiel setzen. Immer wieder schimmerten in ihren Aussagen Gefahren und Kämpfe auf, denen sie sich gestellt hatten und die sie bestanden hatten. Sie waren keine Welpen mehr, das sollte er nicht vergessen. Natürlich gab es seinen Anspruch als Vater und Fürst auf bedingungslosen Gehorsam, aber er war sich inzwischen absolut sicher, dass beide ihm das verweigern würden, würden sie ihn nicht achten, ihn, seine Stärke, aber auch seine Erfahrung und Taktik. Eigentlich war es amüsant, sich selbst sozusagen zweigeteilt wieder zu finden. Sesshoumaru, kühl, mörderisch, wie er einst selbst in seiner Jugend, Inu Yasha rasch mit Entscheidungen zur Hand, die er vielleicht später bereute. Aber beide stark, selbstbewusst. Gemeinsam wären sie wirklich unschlagbar. Aber bis dahin lag wohl noch buchstäblich ein langer Weg vor ihnen, vor ihm. Leichter Regen. Der Sumpf von Meiun versuchte wirklich alles um seine Beute zu behalten. Nicht nur, dass man doch etwas mehr Youki einsetzen musste um sich trocken und warm zu halten – damit lockte man auch gewiss unselige Bewohner der Gegend an. Youki – Inu Yasha besaß doch deutlich weniger davon als ein Daiyoukai. Dem Kleinen musste kalt sein, er frieren. Aber dem wäre es vermutlich mehr als unangenehm, würde er selbst auch nur nachfragen. Stolz, ja, das besaßen seine beiden Jungs auch, bis hin zur Arroganz. Und, das musste er zugeben, sie drei waren vermutlich die Einzigen weit und breit, die sich das auch leisten konnten. Er hob den Kopf und witterte, so gut es bei Nebel und Nieselregen möglich war. War da in der Tat der Geruch nach Wiesen, Wald, oder war es nur eine Täuschung des Sumpfes? Jedenfalls lag irgendwo vorne eine magische Macht. Genki oder Youki oder gar beides? Das war kaum möglich. Allerdings war sich der Taishou sicher, dass er sich noch immer auf dem Pfad nach Norden befand, zu dem Berg, bei dem sich Akumu befinden musste, sollte. Möglich, dass der seinen unerwünschten Besuch bereits bemerkt hatte. Aber wenn, so sollte der doch keine Ahnung haben, dass sie zu dritt waren. Er selbst würde sich Akumu stellen, ja. Aber zu wissen, das ihm seine Söhne den Rücken freihalten würden, wäre ein ungewohntes, aber seltsam angenehmes Gefühl. Was war jetzt? Von einem Sekundenbruchteil zum anderen standen sie auf einer Wiese, bestanden mit windgebeugten Bäumen, vor sich einen verkarsteten Berg, der steil aufragte, grün überzogen mit Gräsern und Kräutern. Die Sonne schien und er spürte, wie Sesshoumaru ihn eilig losließ, an seine rechte Seite sprang, den höflichen Schritt zurück, Inu Yasha kam links. Der Sumpf von Meiun war verschwunden. Und sie wurden erwartet. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)