Zeit zu sterben, Zeit zu leben von Hotepneith (Zwei Hundebrüder, ein Vater und eine Reise) ================================================================================ Kapitel 13: Der Herr der Hunde ------------------------------ Da der Herr der Hunde sah, dass der tote Käfer weggeräumt wurde, um den Kampfplatz wieder zu bereinigen und Edok sich seine Rüstung ausziehen ließ, nahm er seine Scheide mit Tsurugi-hime darin vom Rücken und streckte er die Arme aus. „Helft mir,“ befahl er seinen Söhnen. Sesshoumaru trat unverzüglich heran um die Schnallen aufzuknüpfen, während Inu Yasha erstaunt stehen blieb. Erst, als er einen giftigen Seitenblick des Halbbruders und einen tadelnden seines Vaters bemerkte, die sich von seinen noch immer rot leuchtenden Augen ebenso wenig beeindrucken ließen wie von seinem doch recht hohen Youkilevel, kam er näher und versuchte einen Unterarmschoner abzuziehen. Warum sollten sie das jetzt machen? An dem See hatte Vater das doch auch allein vermocht? Ja, schon, aber da waren sie sozusagen in der Familie gewesen, unter sich. Dieser Komiker von Tanuki ließ sich auch helfen, sah er gerade. Machte man das etwa so, wenn man ein Daiyoukai, ein Youkaifürst, war? Musste das schwierig sein, immer auf Ehre und sonst was zu achten. Immerhin schien es üblich zu sein, denn selbst Sesshoumaru hatte sofortigen Gehorsam bezeugt. Nun ja, machte der eigentlich immer, etwas, was er selbst nur vor Tagen, geschweige denn Jahren für unmöglich gehalten hatte. Herr Arrogant persönlich – und dann das. Als die Panzerung auf dem Boden lag, reichte der Inu no Taishou wortlos die Scheide mit seinem neuen Schwert seinem Ältesten.   Der hätte fast seine Lippen verzogen. Er durfte sie nicht nur berühren, sondern sie in der Hand halten! Dieser Ehre musste er sich würdig erweisen. Niemand würde sie bekommen. Seine magischen Fähigkeiten zeigten ihm nur zu deutlich, dass die darin verborgene Klinge alles andere als gewöhnlicher Stahl war. Ja, vielleicht Tokejin, umgeändert. Aber, was war das sonst noch? Gleich, dachte er dann in doch gewisser Selbsterkenntnis. Hatte er nicht bei Tenseiga lernen müssen, dass ihm kein Schwert so teuer war wie Rins Leben? Und jetzt – es war Vaters Klinge, für den im Jenseits geschmiedet, und er selbst würde sie nur bekommen, wenn chichi-ue wieder starb. Hatte er nicht jahrelang geglaubt, Vater habe ihn im Stich gelassen? Für Inu Yasha? Jetzt war der wieder da und er selber sollte die Gelegenheit nutzen viel zu erfahren, Taktiken, Vorsicht – früher oder später würde er sich der Aufgabe stellen müssen ein Feldherr zu sein. Und die letzten Tage hatten ihm nur zu gut bewiesen, dass er, was Stärke anbelangte, vielleicht langsam mit Vater mithalten konnte, aber an Erfahrung es eben doch noch mangelte.   Inu Yasha hätte ja gern gefragt, warum der Ältere das Schwert halten sollte, aber eben deswegen wohl, so als Erbe. Vermutlich gab es da in der komplizierten Verwandtschaft schon wieder eine Regel, die er nicht kannte. Dann jedoch fand er es wichtiger zu seinem Vater zu gucken, der sich soeben seiner Oberbekleidung entledigte. Was wurde das denn? Aber ein Seitenblick zu Edok verriet, dass der das auch machte. Schön, das würde mal wieder eine Frage an seinen Erzeuger ergeben, wenn der wieder hier war, also, gewonnen hatte. Eigentlich war daran kaum zu zweifeln, so gelassen wie Vater auf seinen Gegner zuschritt. Überdies bewies allein der Oberkörper, dass der, tot gewesen hin oder her, durchtrainiert war. Solche Muskeln bekam man kaum von schönen Tuscheschriften auf Maulbeerpapier. Gab es im Jenseits auch Schwertkämpfe? Aber, nun ja, auch dieser Tanuki war nicht einfach so rundlich, sondern mit Muskeln geradezu gepackt. Kein Wunder, dass der so selbstsicher grinste, als Vater einige Schritte vor ihm stehen blieb. Er selber konnte ja so nur den Rücken des Taishou sehen, und den auch nur verborgen unter den Fellteilen, aber der ließ seine Hände geradezu locker an seinen Seiten hängen. Und er hätte bislang gedacht, die Achtlosigkeit gegenüber Feinden sei seine private Marotte, höchstens noch die von Sesshoumaru, aber das grassierte wohl in der Familie.   Der Taishou mochte sich locker geben, aber er musterte Edok genau. Tanuki waren Meister im Verwandeln und Versteckspiel, das konnte durchaus ein Problem werden. Andererseits schien der Dorfvorsteher keine Ahnung davon zu haben, dass er derartige Kämpfe früher schon oft durchgezogen hatte. So´unga war schließlich nicht das Kampfgerät gewesen, das man leichtfertig einsetzte. So hatte er oft genug solche waffenlosen Künste gewählt, selbst Stockfechten geübt, was eigentlich verpönt war. Der Tanuki! Der Herr der Hunde glaubte nur einmal geblinzelt zu haben, aber der war weg. Edok hatte sich unsichtbar gemacht, unter einen Bannkreis begeben, und würde ihn in dessen Schutz jeden Moment angreifen. Er konnte sich nur auf seine anderen Sinne verlassen und witterte hastig, lauschte nach einem winzigen Rascheln im Gras, das der Fuß eines Youkai streifte. Rechts. Er riss den Ellbogen hoch und prallte gegen etwas Festes, wohl das Kinn Edoks, der hastig zurückwich, aber sicher einen neuen Angriff plante. Das also war der Plan des Marderhundes. Mit der Unsichtbarkeit hatte der gewiss noch jedes Duell gewonnen. Der Haken war nur, dass solch ein Bannkreis sehr viel Youki verbrauchte. Nun gut, hier in dem Feld, das die dämonische Energie unglaublich erhöhte, mochte es gehen – aber es wurde eben das Youki aller erhöht. Auch seines. Verdammt, der war hinter ihm! Noch ehe der Taishou herumfahren konnte, spürte er wie sich ein Arm fest um seine Kehle schlang, ihn drosselte. Instinktiv packte er mit der Linken nach dem würgenden Unterarm.   Für die Zuschauer, gerade auch für die beiden Söhne des Hundefürsten, war es ein eigenartiges Schauspiel zu sehen, wie dieser sich im Griff eines unsichtbaren Gegners wand. Inu Yasha warf einen Blick seitwärts, aber da sein Halbbruder gelassen blieb, war es wohl noch nicht so, dass man eingreifen musste. Oder durfte man das schon wieder nicht? Dieser Edok und Vater hatten ja irgendetwas ausgemacht. So murmelte er nur: „Er gewinnt.“ „Natürlich.“ Sesshoumaru hätte nie daran gezweifelt. Was war dieser … nun ja, sein Halbbruder, nur für ein Narr. Vater war der Stärkste aller Lebenden.   Sie hatten jetzt direkten körperlichen Kontakt, dachte der Heerführer fast erleichtert, als er spürte, wie sein Kopf rückwärts gegen eine Schulter gezogen wurde, sicher, damit Edok einen besseren Hebel hatte ihn weiter zu würgen. Es war nicht das erste Mal, dass er in einem solchen Kampf in der Klemme saß und er kannte die Notwendigkeit die Panik der Luftnot in sich zu verschließen, nüchtern agieren zu müssen. Er konnte den Tanuki nach wie vor nicht sehen, aber er spürte ihn an seinem Rücken, fühlte Haut an Haut, hörte dessen Atem. Und er gab nach, ließ sich rückwärts ziehen, drosseln. Im nächsten Moment allerdings hatte er seinen Schwerpunkt verlagert, stand nur noch auf dem rechten Fuß, während sich sein linker dorthin hakte, wo er zu Recht das Kniegelenk seines Gegners vermutete. Damit brachte er Edok kaum aus der Balance, aber im gleichen Sekundenbruchteil warf er sich nach hinten, ließ sich damit auf den Tanuki fallen, der unter ihm zu Boden ging – und instinktiv losließ, um sich abzufangen. Der Taishou rollte ab. Soviel zum Thema Unsichtbarkeit, dachte er zufrieden, als Edok den Bannkreis sinken ließ, sich zeigte. Der hatte anscheinend begriffen, dass er ihn auch so bekommen könnte, das nur Energieverschwendung wäre. Und jetzt sollte, musste, er rasch zur Sache kommen, denn erstens wollte er sich ja nicht vor seinen Jungs beschämen, die mit ihren Gegnern schnell zurande gekommen waren, zum Anderen, er war der Herr der Hunde und dieser Marderhund sollte sehen was er davon hatte sich mit ihm anzulegen. So blieb er abwartend stehen, die Hände fast provozierend locker an den Seiten herabhängend, nachdem er seinen Zopf elegant nach hinten gestreift und das Haarband etwas gerichtet hatte – auch dies eine Herausforderung.   Edok duckte ab. Nun ja, der Taishou war kampferfahren, wie es ja auch zu erwarten stand. Der hatte sofort die Lücke im Plan erkannt - unsichtbar hin oder her, aber er war zu spüren. Aber jetzt schien der nicht weiter zu wissen. Doch eher ein Schwertkämpfer, keine handfeste Prügelei gewohnt, sicher schon gar nicht gegen einen Tanuki. Denn wenn dieser Daiyoukai glaubte, er selbst könne nur mit den Händen angreifen, hatte der sich getäuscht. So duckte Edok ein wenig ab und schlich betont langsam auf den Hundeyoukai zu, der sich nicht bewegte. Hatte der doch Angst bekommen oder war schon erschöpft? Das wäre eigentlich nicht zu glauben.   Machte der Tanuki den Fehler oder nicht, fragte sich der Hundefürst. Er hatte schon einige derartige Duelle mit diesem Trick beendet und er wagte doch zu hoffen, dass sich das nicht bis Maruishima herumgesprochen hatte. So lächelte er – erneut eine Herausforderung. Gewöhnlich wagte sich niemand direkt in einen Faustkampf mit ihm, zumal, wenn sie im waffenlosen Kampf Erfahrung hatten. Die Beine waren stärker, schneller, besser. Und da musste seine Zeitplanung makellos sein und seine Stärke groß genug. Nun, letzteres würde er auch und gerade nach seiner Wiederbelebung nicht bezweifeln, zumal hier in diesem Youki-Feld. Ja. Edok drehte sich, löste sich vom Boden – ein Sprungtritt, berechnet auf seinen ungeschützten Bauch. Darauf hatte er gehofft und gewartet. Blitzschnell packte der Taishou den Knöchel, noch während er sich seitlich wendete um doch einen Zusammenprall zu vermeiden, und drehte den Fuß mit aller Kraft um.   Edok schrie unwillkürlich auf, wollte sich herumwerfen, stürzte mehr wie ungeschickt zu Boden, da sein Fuß noch immer hart umklammert wurde. Der jähe Schmerz der überdehnten oder gar gerissenen Bänder ließ ihn erstarren. Zulange, denn der Herr der Hunde ließ sich mit beiden Knien voran auf den Rücken des Tanuki fallen, nicht bereit jetzt seinen Vorteil aus der Hand zu geben. In der vollkommenen Stille des Dorfplatzes war nur zu deutlich das Keuchen zu hören, als die Luft aus den Lungen des Marderhundes gepresst wurde. Ohne zu zögern packte der Taishou den rechten Arm seines Konterparts und schlug mit aller Kraft zu. Edok schrie auf, als er realisieren konnte wie sein Oberarm brach. Würgend unter den Schmerzen hörte er, wie sein Gegner leise sagte: „Drei Lektionen fürs Leben, Tanuki. Erstens. Fordere nie Unbekannte zu einem Duell auf, es könnte fatal werden. Zweitens ...“ Und der Herr der Hunde brach auch den linken Arm: „Lass Wanderer in Frieden. Und drittens: deinen Fürsten und dessen Söhne zu lebensgefährlichen Kämpfen zwingen zu wollen nennt man Hochverrat. Das kostete dich den Knöchel. Ich finde, was das betrifft, solltest du mir dankbar sein.“ Er erhob sich. Die Verletzungen waren für einen Youkai, zumal hier in diesem Feld, nicht schwerwiegend, aber Edok würde einige Tage Zeit haben sich die Ermahnungen zu überlegen. Auf Hochverrat stand normalerweise ein sehr langsamer, durchaus grausamer, Tod. Er persönlich hatte das stets mit dem Schwert erledigt, aber er kannte die Regeln nur zu gut.   „Wow!“ Halt, das war falsch bei Inuyoukai. „Ich meine, chichi-ue ist ja echt klasse,“ murmelte Inu Yasha und bückte sich nach der Oberbekleidung seines Vaters, um irgendwie eine Entschuldigung anzuzeigen. Das hatte schon sehr nach dem ausgeschaut, wie sein Bruderherz so etwas bereinigte, aber immerhin lebte dieser dämliche Tanuki noch – und der sollte froh sein, dass er nicht Sesshoumaru gegenüber gestanden hatte. Selbstverständlich war Vater stark und ein fähiger Kämpfer, dachte der ältere Halbbruder. Was dachte denn dieser Narr von Hanyou denn wie man Herr der Hunde wurde? Mit Fell bürsten?   Der Taishou nahm mit einem gewissen, dankenden, Kopfnicken seine Kleidung und streifte sie rasch über. Immerhin schienen sich die noch immer schweigenden und sie anstarrenden Youkai an die Abmachung halten zu wollen, was nur lebenserhaltend für sie war. Dennoch war er dankbar, dass Inu Yasha ihm eilig den Panzer überstreifte, Sesshoumaru ihm schweigend das Schwert zurückgab, ehe sich beide um die Unterarmschoner kümmerten. Eine weibliche Tanuki, sicher Edoks Gefährtin, war bei ihm, andere gingen ebenfalls zu diesem, aber es erfolgte kein Angriff auf sie drei, nicht einmal ein Wutausbruch. Waren die Leute hier so geschockt, dass ihr Vorsteher auch mal verlieren konnte? Der Tod dieses Käfers? Oder, dass ein Hanyou Daiwani schlug? Jedenfalls sollten sie besser hier verschwinden, ehe sich diese Stille änderte. Immerhin würden sie sie nicht weit verfolgen, wenn es stimmte, was Edok gesagt hatte, dass sie diesen Bereich aus starker dämonischer Energie nie verlassen würden. Hm. Wollten oder konnten sie es nicht? „Gehen wir.“   Nach einer Viertelstunde meinte Inu Yasha: „Wir werden anscheinend nicht verfolgt, chichi-ue.“ „Sie sind ehrenhaft, irgendwie, ja.“ Der Taishou wandte nicht den Kopf. „Immerhin etwas. Und ich hoffe doch, dass sich Edok die Lektionen von heute merkt. Einige Tage Überlegungen werden nicht schaden.“ „Äh, ich hätte da eine Frage ...“ „Nun?“ Immerhin merkte sich der Junge langsam, dass man weder dem Vater noch dem Heerführer vorgriff. „Wieso habt Ihr und dieser Edok Euch soweit ausgezogen? Die Oberbekleidung, meine ich.“ „Du hast das nie getan, da dich das Haar der Feuerratten ebenso wie ein Panzer schützt. Aber bei einem solchen Kampf legt man nicht nur das Schwert, sondern auch die Rüstung ab. Und, um das zu demonstrieren, auch die Oberbekleidung. Überdies ist es bei solch einem Nahkampf besser – der Gegner kann dich nicht an der Kleidung fassen und muss näher heran.“ Das war ja eine richtige Erklärung! Inu Yasha dachte kurz nach. „Dann habt Ihr so schon oft gekämpft. Ich meine, als ich Tessaiga noch nicht hatte, musste ich immer mit einem Klauenangriff durch. Aber so …. habe ich noch nie gesehen.“ „Ich wollte So´unga nicht öfter als zwingend notwendig einsetzen.“ Ja, das war klar. Dieses dämliche Stück Altmetall war viel zu gefährlich, das hatte er ja am eigenen Leib zu spüren bekommen. Da er aus den Augenwinkeln den Eindruck bekam sein Bruderherz würde sich schon wieder amüsieren, beschloss er noch eine Frage zu stellen, um dem die Heiterkeit ein wenig zu vertreiben. „Und warum habt Ihr zwei so Felle angewachsen ...“ Denn das war eindeutig zu erkennen gewesen, als Vater mit bloßem Oberkörper gekämpft hatte: „Und Sesshoumaru hat nur eines?“ „Und du gar keins,“ kommentierte der große Bruder prompt. „Das liegt vermutlich an meinen menschlichen Vorfahren,“ kam ebenso rasch die Antwort. Der Taishou spürte kurz nach, ob sich kein Youkai in der Gegend befand, ehe er stehenblieb und sich umwandte. Die Zwei waren überhaupt permanent anderer Meinung. Eigentlich war Edoks Idee mit den Duellen nicht einmal schlecht gewesen, und seine Söhne hatten sich etwas abreagiert. „Diese Felle sind die Überreste der Hundegestalt, Inu Yasha. Wir besitzen, wie auch andere, zu viel Youki um es nur in einen scheinbar menschlichen Körper zu pressen. So bleibt das übrig.“ Hm. Das könnte erklären, warum sich Sesshoumarus Fell so im Laufe der Zeit auch immer wieder verändert hatte – und warum es diesem Mistkerl damals bei dem Kampf um Tessaiga gelungen war ihn damit buchstäblich einzuwickeln. Aber … „Das würde bedeuten, wenn man Euch Zweien diese Felle abschneiden würde, wärt Ihr schwächer?“ Der Hanyou bemerkte trotz der regungslosen Gesichter seiner Familie, dass er etwas Ungeheuerliches gesagt hatte. „Ich frag ja nur ….“ Sesshoumaru holte schon Luft, aber ein Wink seines Vaters ließ ihn verstummen. „Das wird dir kaum gelingen, niemandem. Wenn diese Felle vom Körper getrennt werden, sind sie eben nur noch das. Das Youki bleibt in uns – wir müssten uns nur in unsere wahre Form verwandeln.“ Er wandte sich wieder um und schritt weiter. Nicht, dass doch noch Verfolger auftauchten. Der Kleine stellte seltsame Fragen. Ganz offenkundig hatte er sie nie zuvor stellen können. Nun ja, bei der brüderlichen Liebe zwischen seinen Söhnen waren die nie auf die Idee gekommen sich zusammen zu tun. Und Inu Yasha hatte kaum Myouga fragen wollen, oder auch nie daran gedacht. So oder so war diese gemeinsame Reise wichtig für die Familie.   Die Nacht war bereits hereingebrochen, als Inu Yasha das Gefühl bekam, er sähe nicht mehr richtig. Irgendwie wurde es dunkler, verschwommener. Erst dann, als er stehen geblieben war, erkannte er, dass er nur mehr ein Hanyou war, kein halber oder ganzer Daiyoukai. Er war wieder er selber und er hatte sich nur selten darüber so gefreut – wenn er nicht gerade von einem Menschen zurückkam. Aber er sollte es sagen: „Chichi-ue ...“ „Ja.“ Der Hundefürst wandte den Kopf: „Wir sind aus diesem Youki-Feld. Und damit dürfte die Gefahr gebannt sein, dass du durchdrehst. Deine Augen sind auch nicht mehr rot.“ Das war immerhin ein deutlicher Fortschritt. Und der Junge hatte sich selbst im Kampf, selbst mit diesem hohen Energiepegel, unter Kontrolle gehabt, nicht gemordet. Das war kaum allein Tessaiga zu verdanken, natürlich auch, aber hauptsächlich Selbstbeherrschung, Erfahrung und etwas, das man wohl am Besten als Mitleid bezeichnen konnte. Bereits vor dem Duell hatte ihn Inu Yasha gefragt. ob es wirklich nötig sei zu töten oder der Sieg reiche. Das zeugte von einem Mitgefühl dem Leben gegenüber, das er heute bei seinem Ältesten erhoffte, aber damals nur auf dem Umweg über Tenseiga zu erreichen plante. Sicher, manchmal musste man töten – aber nie ohne Mitleid. Ein guter Krieger war nicht blutdürstig, ein guter Sieger wollte keine Rache. Nur so konnte etwas entstehen.   Sie hatten die Höhe eines steilen Bergkamms erreicht und er hielt an, fühlte sich sofort von seinen Söhnen umschlossen. Ein sehr angenehmes Gefühl, wie der Taishou gern zugab. Etwas, das er sich im Jenseits erträumt hatte, auf den so endlosen einsamen Wanderungen. Womöglich war das auch ein Grund, warum er seinen Jüngsten nachvollziehen konnte. Der war lange allein durch Japan gelaufen, nun ja, mit dem armen Myouga als gelegentliche Hilfe … Und der hatte sich ein Zuhause gefunden, wenngleich unter Menschen. Immerhin war das ja die halbe Seite von ihm. Und, auch da war sich der Hundefürst sicher, unter seinen Freunden besaß niemand keine ungewöhnlichen, magischen Fähigkeiten. Und, das war eindeutig klar gewesen, diese Menschen schätzten ihn, den Hanyou, sie mochten ihn, glaubten an ihn, schützten ihn – und folgten ihm, auch das war klar geworden, wenngleich manchmal hinter freundschaftlichem Spott verdeckt. Nein, der hatte sich seine eigene kleine Gruppe, seine eigene kleine Welt, erschaffen, und der Hundefürst war sicher, Izayoi wäre ebenso glücklich darüber wie er. „Verzeiht, chichi-ue ….“ „Ja, Sesshoumaru?“ Hatte er etwas übersehen? Aber sein Ältester guckte nur geradeaus. Ein Stück vor ihnen lag eine scheinbar harmlose Steppe am Fuße der Bergkette, auf der sie standen, in der nächtlichen Ferne war ein einzelner Berg zu erblicken. So weit, dass ihn Inu Yasha vermutlich nicht mehr entdecken konnte. Und dazwischen lag der Geruch von modernden Pflanzen. „Der Sumpf von Meiun.“ In dem bedauerlicherweise nicht nur Pflanzen moderten, die einem Spaziergänger zum Verhängnis werden konnten. „Bei allem Respekt, chichi-ue ….bleibt dieser stets da? Das dort hinten dürfte der Berg von Meiun sein, unser Ziel.“ Er sollte sie ausbilden und wollte es ja auch. „Nach Aussage des Gami und Edoks verschwinden und tauchen hier die Magien auf, wie sie wollen. Ich wäre zugegeben froh, würde dieser Sumpf verschwinden. Er ist sehr unangenehm. Gehen wir an den Fuß dieser Berge. Dort erholt ihr euch. Beide.“ Er war sicher, dass sonst der eine oder andere wieder an Inu Yasha als schwach denken würde. „Ich gehe voran. Ich war bereits in diesem Sumpf und kann ihn überprüfen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)