Zeit zu sterben, Zeit zu leben von Hotepneith (Zwei Hundebrüder, ein Vater und eine Reise) ================================================================================ Kapitel 12: Duell ----------------- Keine Schwerter, aber der Körper des Gegners seines Sohnes hatte Klingen? Das konnte in der Tat unangenehm werden, dachte der Herr der Hunde. „Die Menschen verehren euch als Glücksbringer, Edok. Warum so interessiert am Tode von Hundeyoukai?“ „Menschen, ja. Sie gibt es aber hier nicht. Und das hier ist Maruishima. Wir sind gefangen in dieser Magie. Früher durften alle hierher und hier durch gehen, aber jetzt … ist es eben anders. Woanders mag es anders sein. Nun gut. Einigt euch, welcher deiner Söhne kämpfen soll. Und du gegen mich.“ „Wir zuerst.“ „Nein, wir zuletzt. Du bist der Vater und ich hörte, nichts sei schlimmer für Eltern als ihren Nachwuchs sterben zu sehen.“ Einer von der Sorte, dachte der Hundefürst zynisch. „Gut, dann bereden wir das.“ „Verabschiede dich, ja.“ Der Taishou wich von der Grenze des Bannkreises etwas zurück, ehe er bemüht leise sagte, sicher, dass die Tanuki und ihre Mitbewohner nicht auf den Ohren saßen: „Zwei Kämpfe für euch, einer für mich, meiner als letzter. Nicht mit Schwert und nicht in Hundeform. Also geht Inu Yasha ins Wasser. Er kann schwimmen.“ „Ich auch!“ fuhr Sesshoumaru prompt auf. Sein kleiner Bruder hätte sich um ein Haar dazu hinreißen lassen ihn anzustarren. Was war denn mit dem los? Emotionen? Und ungefragt reden? Der durchaus besorgte Vater hätte bereits tadeln wollen, ehe ihm einfiel, dass er sich womöglich in den Fähigkeiten seiner Kinder irrte. Immerhin war er Jahrhunderte tot gewesen. „Du kannst auch in Menschenform schwimmen?“ Der jüngere Daiyoukai wollte sich nur noch auf die Zunge beißen. Was musste er auch so impulsiv reagieren. Aber das „Nein“ brachte er nicht über die Lippen. Der Taishou bemerkte die Verhärtung in der Gestalt. „Stört dich dieser Mistkäfer?“ „Nein.“ Das wurde ja immer schlimmer. „Natürlich, wie Ihr wünscht, chichi-ue. Inu Yasha das Wasser, ich den Mistkäfer.“ Mehr zugeben war nicht. Er hatte diese eine Chance bekommen bei der Wiederbelebung seines Vaters dem endlich zu beweisen, dass er alle Ansprüche, die seine Eltern an ihn gestellt hatten, erfüllt hatte, dass er der wahre Sohn war, dass er der Erbe war, ein würdiger Daiyoukai – und vielleicht diesmal, diesmal, Vaters Schwert Tsuruki-hime bekommen. Nicht wie Tessaiga, nicht wie So´unga, verschwendet an das Halbblut. Schön, Tenseiga hatte durchaus seine eigenen Fähigkeiten, aber auch da war es letzten Ende doch immer nur um Tessaiga gegangen, um Inu Yasha. Immer nur um Inu Yasha. Den Vater doch nie kennengelernt hatte. Was hatte er selbst nur getan, wodurch Vaters Missfallen dermaßen erregt, dass er ihm kein Schwert anvertrauen wollte? Nun gut, Tenseiga, und chichi-ue hatte auch schon geäußert, dass er daran viel lernen sollte, was er, das gab er mit zusammengepressten Fangzähnen zu, auch getan hatte.   Inu Yasha sah derweil ein anderes Problem. Da gab es Mirokus alten Freund und er wollte eigentlich keinen Tanuki ins Jenseits befördern …. „Äh, eine Frage, chichi-ue, müssen wir die Tanuki umbringen um zu siegen?“ Es hatte einen Vorteil, erkannte er plötzlich, wenn man immer jemanden fragen konnte, wenn man etwas nicht wusste. Fast immer. Das hatte er so noch nie gekannt. Das war eine durchaus berechtigte Frage. Der Junge dachte mit. Der Hundefürst wandte sich um. „Edok, wann sollten diese Duelle beendet sein, mit dem Tod oder der Niederlage.“ Der Anführer des Dorfes verzog etwas zu sehr die Lippen. „Ich wäre mit eurer Niederlage einstweilen zufrieden.“ „Und mit der deiner Leute?“ Das versprach nichts Gutes sollten er oder seine Jungs verlieren. Er entsann sich da eines gewissen Drachenstammes, die ihm sonst etwas angedroht hatten – solcherart, dass er wahrlich froh gewesen war nie in deren Hände gefallen zu sein. „Nun gut, auch. Es soll ja gerecht zugehen.“   Was waren das nur für Marderhunde, dachte der Hanyou unwillkürlich. Hachiemon war wirklich nett gewesen und hatte Miroku und auch die gesamte Gruppe des Öfteren unterstützt. Lag das etwa an der anscheinend mehr als eigenartigen magischen Zusammensetzung dieser Insel? Ja, Edok hatte zuvor zu Vater gesagt, sie seien hier quasi gefangen und woanders mögen sie anders sein, aber das konnte doch eigentlich kein Grund sein… Gut. Konnte es. Er selbst hatte sich ja auch schon anders verhalten. Wenn er Kagomes Weg gehen würde immer mit allen zuerst zu reden, würde er sich erstens vor seiner kompletten Verwandtschaft eines Youkai unwürdig benehmen, zweitens würden ihn diese Idioten dieser bescheuerten Ansiedlung auslachen und umbringen. Na schön. Immerhin hatte der offizielle Ranghöchste aller Hundeyoukai seine Frage berücksichtigt. Anscheinend wollte auch Vater nicht unbedingt Massenmorde veranstalten – wenn es nicht nötig wäre. Und Bruderherz guckte schon wieder so.   Sesshoumaru empfand allein die Tatsache, dass solch eine blamable Frage auch noch weitergeleitet wurde als überaus demütigend. Was sollte es. Diese dumme Sache, die die Leute hier Kampf nannten, konnte stattfinden, danach würden sie gehen. Sollte Inu Yasha versagen so war das ja wohl allein dessen Problem. Nun gut, vielleicht auch Vaters. Dieser Klingenkäfer sollte es noch bereuen mit wem er sich hier angelegt hatte. Und dass der Inu no Taishou gegen diesen lächerlichen Edok gewinnen würde … Nun, nur ein Narr würde daran zweifeln. Es ging also wieder nur um Inu Yasha. Immer nur um den. Mal sehen, wie der sich gegen diesen Gegner schlug, dachte er plötzlich fast amüsiert, denn neben Edok tauchte ein Youkai auf, der ganz sicher kein Tanuki war – eine Echse in menschenähnlicher Form, mit übergroßen Zähnen, fast so groß wie der Bas … der Hanyou selbst.   Der Hundefürst selbst nahm ebenfalls an, dass dies der Duellant war und warf einen Blick auf seinen Jüngsten. Der jedoch schien ungerührt. Gut. Eine der besten Voraussetzungen ein derartiges Duell zu gewinnen, war, keine Angst zu haben. Nicht vor dem Gegner, nicht vor dem Tod.   Besagter Hanyou hatte ebenfalls mitbekommen, dass das wohl der Typ war, der mit ihm schwimmen gehen wollte. Nur, warum hatte dieser dämliche Edok dafür eine Eidechse ausgesucht? Eidechsen konnten doch nicht schwimmen? Jedenfalls war das eindeutig eine Echse in Menschenform, von Kopf bis Fuß mit Schuppen bedeckt, Schnauze mit unpassend großen Zähnen, Krallen an den sogenannten Füßen und Händen. Das würde lästig werden, aber er besaß das schließlich auch.   „Das ist Daiwani“, verkündete Edok. „Du solltest ja also dein Schwert ablegen. Vielleicht auch die Kleidung, aber das ist deine Sache.“ Das stimmte, dachten alle drei Hunde, dieser Daiwani war unbekleidet. Allein der Taishou fragte sich allerdings, ob der Kerl diesen Namen zu Recht trug oder nur seine Eltern gehofft hatten, das sei ein gutes Omen. Immerhin bedeutete das großes Krokodil, jedoch war von Größe oder auch einem Krokodil nichts zu sehen. Eine Echse, ja, mit großen Zähnen, ja, aber offenbar in der Menschenform. Hm. Er griff allerdings unwillkürlich zu, als sein Jüngster ihm sein Schwert in der Scheide reichte. Nun ja, Tessaiga und auch dessen Scheide ließen sich von Sesshoumaru nur bedingt anfassen. Er selbst hatte keine Probleme mit dem Holz seines alten Freundes Bokuseno und auch, wenn er spüren konnte, dass Tessaigas Macht vergrößert worden war – es lag noch immer sein eigener Fangzahn darin. Im Notfall würde er selbst damit kämpfen können, auch, wenn er zugegeben neugierig war, was ihm seine neue Klinge so bieten konnte. Nicht jetzt und nicht hier, denn das würde gegen die Abmachung verstoßen. Wobei, wenn die Tanuki und der Rest falsch spielen wollten, würden sie es bitter bereuen.   „Keh.“ Inu Yasha streifte sich die Oberbekleidung ab. Wenn er eines gelernt hatte in den letzten Jahren so, dass man schlechter schwimmen konnte, wenn man angezogen war. Anders machte es mehr Spaß, er musste ja nur daran denken, wie ihm Kagome tauchen beigebracht hatte. Diese Lehrstunden hatten regelmäßig am Ufer geendet und … nun, das gehörte nicht hierher. Dieser Daiwani watschelte jedenfalls schon mal in das sicher kühle, wenngleich stinkende, Nass. An Land schien der hilflos. Naja. Im Wasser musste man sehen. Er hatte eigentlich noch nie eine Eidechse außer an trockenen Felsen laufen gesehen. Aber dieser dämliche Edok hatte doch bestimmt einen Grund, warum er ausgerechnet den Teich für den Kampf vorschlug. Ah, klar, offenbar konnten Hundeyoukai in Menschenform nicht schwimmen. Na, dann hatten die Herrschaften sich in ihm wohl verrechnet. Ziemlich selbstbewusst schritt er in den in der Tat kühlen Weiher, wo ihn Daiwani bereits im Tieferen stehend erwartete. Komisch, dachte Inu Yasha noch. Wieso erwartet der mich da?   Im nächsten Augenblick machte die Echse einen Vorwärtssprung in das Wasser, tauchte ab. Noch ehe der Hanyou begriffen hatte, was los war, wurde er an den Fußknöcheln gepackt und rücklings unter Wasser gezogen. Es war Inu Yashas praktisch lebenslange Erfahrung mit unerwarteten Angriffen und Kämpfen auf Leben und Tod, die ihn vor dem plötzlichen Ertrinken rettete, gegen das es keinen Widerstand gibt. Bevor ihm bewusst wurde, dass er attackiert worden war, ertränkt werden sollte, hatte er reagiert. Er zog noch im Fall mit aller Kraft die Beine an, riss Daiwani damit nach vorne, nur um sich im gleichen Moment zusammenzukauern und damit die Beine hochzureißen. Damit setzte er seine ganze Kraft aus dem Unterkörper gegen den Griff der Echse, genauer, gegen dessen beide Daumen, die nachgeben mussten. In der nächsten Sekunde stand der Hanyou wieder, etwas nach Luft schnappend, aber heil, während sich sein Gegner etwas zurückzog. Daiwani hatte mit diesem fatalen Überraschungsangriff bislang stets Duelle im ersten Anlauf gewonnen und musste nun für einen Moment nachdenken.   Dies tat Inu Yasha weniger, als er mehr aus Zufall bemerkte, dass der doch etwas längere Schwanz seines Gegners im Wasser pendelte. Weit weg von den großen Zähnen. Ohne Verzögerung machte er einen ähnlichen Satz wie die Echse zuvor und tauchte kopfüber ab, packte das schuppige Anhängsel und zerrte mit aller Kraft daran, ehe er sich erhob. Daiwani war zu verblüfft über die nie zuvor da gewesene Attacke um sich zu wehren. So fand er sich rückwärts mit gehöriger Kraft auf die Wasseroberfläche geschlagen. Nun, das war nichts, was ihn auch nur verletzen hätte können, dachte er noch. Der Kleine war raffiniert und kampferprobt, aber offenbar ahnungslos, was Echse betraf. Nur, wieso ließ der seinen Schwanz nicht los? Er müsste sich umdrehen, das war lästig und überhaupt … Inu Yasha nahm seine Linke zu Hilfe. „Sankontessou!“ Sein Klauenangriff hatte ihm schon zu Zeiten aus der Klemme geholfen, als er noch nicht einmal wusste, dass er einen Halbbruder hatte. Blödmann, dachte Daiwani schlicht, als die Krallen seinen Bauch streiften. Mancher mochte an der Unterseite weicher sein, aber doch nicht er. Moment mal!   Inu Yasha konnte förmlich spüren, wie der Körper seines Gegners erstarrte, umklammerte er doch immer noch den Schwanz, in der sicheren Überzeugung das wäre seine einzige Chance. Warum hätte er niemandem erklären können. Und auch, wenn kein Blut oder auch nur Kratzer zu sehen waren, irgend etwas hatte der Klauenangriff bewirkt. Warum also nicht nachsetzen? So schlug er erneut zu, wohlweislich noch immer in größtmöglicher Entfernung zu dem spitzen Maul. Nein, dachte Daiwani. Woher wusste dieser Mistkerl, dieses Baby, von seiner Schwachstelle? Er konnte schon spüren, wie diese eigentlich lächerlichen Angriffe Wirkung zeigten. Seine Gedanken wurden langsamer, er wusste nicht mehr so recht was er tun sollte.   „Was denkt er sich da?“ erkundigte sich der doch besorgte Inu no Taishou bei seinem Ältesten. Sesshoumaru hätte um ein Haar die Schultern gezuckt. DAS wusste man nie bei dem Halbblut. „Er wird gewinnen, chichi-ue“ erwiderte er nur. Da er den eigenartigen Seitenblick bemerkte, ergänzte er höflicherweise gegenüber dem Vater und Fürsten: „Man weiß nie, was ihm einfällt.“ Und was der in seinem nicht vorhandenen Gehirn ausbrütete. „Das ist für Gegner tödlich.“ Der erfahrene Heerführer sah deutlich beruhigter, wenngleich neugieriger, zu, wie sein jüngerer Sohn den scheinbar nutzlosen Angriff erneut wiederholte, ohne den Schwanz loszulassen. Was hatte der Kleine nur vor?   Eigenartig, war die Schlussfolgerung des Hanyou. Kein Blut, keine Verletzung, aber diese Echse wurde langsamer und wehrte sich nicht. Na schön. Also noch ein Klauenangriff gegen den Bauch. Irgendwie schien das ja zu wirken. Inu Yasha kam plötzlich ein Bild aus alten Zeiten in Erinnerung. Er hatte auf Kagome gewartet, weit in der Zukunft, und mit deren kleinem Bruder Souta vor dem Fernseher gesessen. Es war eine Zirkusvorstellung gewesen, genau. Und ein so genannter Magier hatte ein Krokodil zum Einschlafen gebracht. Souta hatte ihm erklärt, dass es keine Magie sei, sondern schlicht der Trick den Bauch zu streicheln. Den Bauch … zu streicheln…. Erneut jagte er einen Klauenangriff auf den nur scheinbar ungeschützten Bauch seines Gegners. Deswegen wurde der immer lahmer, schien zu erstarren. Ha. Er war einfach genial! Noch ein oder zwei solcher Attacken. Und er müsste den Kerl nicht umbringen. Siegen allein reichte ja, hatte dieser Edok doch gesagt. Und wehe, der würde sich nicht daran halten. In dem Fall, da war er sicher, würden auch Vater und Halbbruder keine Rücksicht mehr nehmen. Na also, der gute Daiwani war vollkommen starr. Naja, der sollte ja auch nicht ertrinken. Nur siegen stand ja zur Debatte. So ließ er den Schwanz nicht los, als er mit dem Krokodilyoukai im Schlepp an Land ging und den regungslosen Körper dort abließ. „Ich habe doch wohl gewonnen?“ erkundigte er sich.   Da Edok den Blick zweier schweigender Daiyoukai auf sich ruhen sah, meinte er nur: „Ja.“ Nicht alle dieses Trios würden gewinnen, warum auch immer der Jüngste dies getan hatte. Und der, erkannte er erst nun, war ja auch noch ein Hanyou gewesen. Sekunde. Da gingen so Sagen um, dass die stärker sein konnten als jeder noch so mächtige Daiyoukai. Schön, es war Pech gewesen, dass er den als ersten Kämpfer gewählt hatte, aber die Hunde schienen ja bereit sich der Regel zu unterwerfen. Nun gut, so war die alte Ehre. Und immerhin hatte das Halbblut Daiwani leben lassen. Er wollte schon sagen, dass der sich anziehen könnte, ehe er begriff, dass der bereits Hose angezogen hatte und bei seinem Vater stand, um sich sein Schwert geben zu lassen. Nein, unvorsichtig waren sie nicht. Nur ehrbar. Eigenartige Mischung, so etwas hatte er seit Jahrhunderten nicht mehr kennen gelernt. Und zum ersten Mal befiel den Tanuki das Gefühl, dass sein Einfall ein Duell gegen den Inu no Taishou stattfinden zu lassen, fatal für ihn enden könnte, selbst wenn dieser ohne Schwert war.   Der Hundefürst sah zu, wie sich sein Jüngster eilig die Oberbekleidung überstreifte. „Gut gemacht, Inu Yasha.“ Der so Angesprochene erstarrte förmlich, ehe er mit einem breiten Grinsen sich rasch fertig anzog. Er bekam, das wussten die Götter, selten ein Lob. Und dann auch noch von seinem eigenen Vater? Der ging ja nicht unbedingt großzügig damit um. Mit einem doch recht verlegenen Kratzen hinter einem Ohr, meinte er: „Danke, chichi-ue ….“   Vor lauter Freude ignorierte er, dass sein Halbbruder die Zähne dermaßen aufeinander presste, dass es knirschte. Wie gern, oh, nur ein einziges Mal, hätte er das auch von Vater gehört, dem Mann, der ihm selbst gegenüber immer als Muster, als Beispiel, vorgehalten worden war, den er selbst auch zu schätzen gelernt hatte. Und von dem er sich nichts inniger als diese zwei Worte wünschte. In den vergangenen Tagen hatte er nur zu deutlich gesehen, wie weit er noch von Vater entfernt war, nicht an Kraft, vermutlich, aber doch an Taktik, Strategiedenken, Vorsicht. Warum nur fiel alles Inu Yasha zu? Schwerter, Glück, Vaters Anerkennung? Das gab es doch einfach nicht. Was machte er selbst nur falsch? Er war stärker als das Halbblut, älter, klüger ... Nun gut. Diese törichten Youkai wichen zurück und gaben den Blick auf eine Art Kampfplatz frei, wo sich der Klingenkäfer bereits aufhielt. An allen sechs Beinen und den Fühlern trug er Klingen, teilweise sensenartig, und damit konnte er wohl auch umgehen. Für Sesshoumaru stand nicht zur Debatte, dass er siegen würde. Wichtig war, dies in einer Art zu tun, die Vater gefiel. Vielleicht, oh, vielleicht würde der dann auch ein Lob für ihn haben? Man durfte ja hoffen. Er zog sein Schwert ab und reichte es wortlos dem Taishou. Um nichts auf der Welt hätte er diesen Beweis, dass er die Grenze zum Daiyoukai übersprungen hatte, ausgerechnet einem Hanyou gegeben.   Während sein Ältester mit ungerührtem Gesicht zu seinem Gegner schritt, sah der Hundefürst zu seinem Jüngeren. „Er wird gewinnen.“ „Ja, natürlich. Er hat sich in den letzten Tagen schon genug ärgern müssen,“ ergänzte Inu Yasha ehrlich. „Wenn dieser Käfer ihn auch nur zu verletzen versucht, macht er ihn kalt. Und das, chichi-ue, macht er immer sehr sauber und schnell.“ Immerhin hatte sich sein Ältester diesbezüglich nicht geändert. Und Angst vor den Klingen schien er auch nicht gerade zu haben. Nun, er hatte bestimmt einen Plan. Der Heerführer lächelte inwendig. Beide Jungs hatten ihren Plan bei einem solchen Kampf, beide kannten Duelle – und sie hatten bislang stets bestanden. Doch, er konnte stolz auf sie beide sein. Und er sollte bei seinem Duell gegen Edok zusehen, dass sie es auch auf ihn waren. Aber zunächst war einmal Sesshoumaru dran. Der war durchaus groß gewachsen, aber reichte dem Klingenkäfer gerade mal bis auf die Höhe des Maules. Und die beiden Fühler samt den Klingen schossen bereits vor.   Mit kühler Überlegung machte der junge Daiyoukai einen Sprung zurück, um genau abzupassen, dass die Klingen an ihm vorbeisausten. Er konnte Gift darin wittern, als einzelne Tropfen aus den Fühlern traten. Gift. Gegen ihn. Das war fast lächerlich, aber gut, selbst Inu Yasha vertrug eine ganze Menge davon, er war der beste Zeuge dafür. Nun gut. Er sollte kurz nachdenken. Die sechs Beine hoben sich teilweise und schwenkten die Klingen. Musste der Käfer seine Masse doch immer auf vier stellen? Dann hatte er nur zwei und die beiden Fühler zur Verfügung. Und es gab einen einzigen Ort, wohin der nicht kommen würde, nicht zuschlagen konnte. Noch ehe der Klingenkäfer seine Fühler wieder in die Mitte seines Gesichtes zurückgezogen hatte, hatte der Hundeyoukai einen scheinbar waghalsigen Sprung gemacht, nach vorn und hinauf, genau zwischen die mit den giftigen Klingen besetzten Fühler hindurch. Es sah riskant aus, aber war doch so genau berechnet, dass er sich auf den zurück zuckenden Fühlern noch einmal abstützen konnte und mit einem weiten Überschlag mitten auf dem Rückenpanzer des Käfers landete. Dieser versuchte hastig mit den freien Beinen und Fühlern den lästigen Kerl zu erreichen, der es sich auf seinem Rücken gemütlich machen wollte. Das hatte noch keiner gewagt. „Ach du je,“ murmelte Inu Yasha, der nur zu gut das grüne Leuchten um die Linke seines Halbbruders erkannte. Die Dokka-so bestand nicht nur aus Gift, sondern auch noch aus ätzender Säure. Durch den Panzer mochte es der Käfer nicht so bald spüren, aber der Rest der Tanuki und Co schwieg. So etwas hatten sie wohl noch nie gesehen. Nun ja, es wäre ihnen zu wünschen, das sie es auch nicht mehr täten. Soweit er wusste, war er der Einzige, der gleich mehrere Begegnungen damit überlebt hatte. Nur wenige erkannten, was dann passierte. Die weiß-schwarze Gestalt auf dem stahlgrün leuchtenden Käfer raste förmlich nach vorn, wo die Fühlern mit den Sensen daran hektisch nach ihm schlugen, jedoch plötzlich erstarrten. Mit einem zweiten Überschlag landete Sesshoumaru genau vor Edok, ohne sich nach seinem Gegner umzudrehen. Der Dorfvorsteher blickte daher lieber selbst an ihm vorbei und konnte ein seltsames Gefühl in seiner Wirbelsäule spüren, als er den Kopf des Käfers sah, der samt den Fühlern auf dem Boden lag, während der Rest des Körpers langsam in sich zusammenbrach. Dort, wo das Genick gewesen war, leuchtete etwas grün. Ein vorsichtiger Blick zur Hand des Daiyoukai bewies ihm, dass diese nicht mehr leuchtete. Was war das denn für eine unheimliche Waffe? Und, wenn das die Söhne waren – wen hatte er sich selbst als Gegner ausgesucht? Ohne ein weiteres Wort zu verschwenden ging Sesshoumaru zu seinem Vater. Natürlich würde der höchstens sagen: „Wie man es von dir erwarten durfte,“ so, wie es Lehrer, Mutter, immer wieder getan hatten. Der Taishou hielt seinem Ältesten dessen Schwert hin. Er spürte die Macht dieser Klinge. Nein, der Junge war wirklich stark. Aber dennoch lag etwas Eigenartiges, Sehnsüchtiges, in seinem Blick, als er herankam. Und da begriff der Vater instinktiv seinen Welpen. „Perfekt gemacht, Sesshoumaru. Schnell, sauber und tödlich.“ Inu Yasha sah etwas erstaunt, wie sein großer Bruder kurz die Augen schloss, und durchatmete, ehe er nur sagte: „Ich bin überzeugt auch Ihr werdet es sein, verehrter Vater."   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)