Behind the cold von TheOnlyOne (Es ist leichter mich zu hassen, als mich zu lieben...) ================================================================================ Kapitel 15: Fifteen ------------------- Fifteen     Der kleine Pinsel zog eine elegante Linie über ihren Wimpernkranz. Stolz betrachtete Sakura den perfekt gezogenen Lidstrich. Sie konnte sich kaum noch daran erinnern, wann er ihr das letzte Mal so gut von der Hand ging. Sie tuschte ihre Wimpern und legte ein zartes Rouge auf ihre Wangen. Fertig! Zufrieden sah Sakura in den Spiegel und schließlich zur Uhr. 19:57 Uhr. Sie hatte also nur noch 45 Minuten Zeit um an der Bar zu sein. Es war lange her, dass sie mit Freunden ausgegangen war. Und das erste Mal, dass sie sich mit Arbeitskolleginnen traf. Aufgekratzt tippte Sakura vom einen Bein auf das andere während sie die unzufrieden stellende Auswahl an Kleidern betrachtete. Es war wohl ein Problem das jede Frau kannte: Ein Kleiderschrank voller Kleidungsstücke in allen Farben, aber nichts überzeugte. Letzten Endes entschied sich Sakura für eine schlichte grüne Bluse und eine kurze weiße Hose. Es war zwar nicht übermäßig schick, aber auch nicht plump. Es war einfach Sakura! Sie griff nach ihrer hellbraunen Umhängetasche aus Leder und sah noch einmal auf ihr Smartphone. Das hektische Vibrieren in ihrer Hand verriet bereits, dass der ein oder andere schon am Treffpunkt angekommen war. Mit Schwung schnappte sie sich ihre  dünne Sommerjacke und verschwand eilig in der Haustür um den Bus zu erwischen.     Der Bus hielt nur wenige Meter von der Altstadt entfernt. Von weitem erkannte Sakura bereits den dunklen Haarschopf ihrer Arbeitskollegin Hinata. Hinata gehörte zwar nicht zur eingeschworenen Fraktion der leidenden Assistenzärzte, unterstützte sie aber täglich mit aufmunternden Worten. Sie war die Tochter der Krankenhausleitung und sollte den Laden irgendwann übernehmen. Aus diesem Grund durchlief sie momentan sämtliche Abteilungen mit verwaltender Tätigkeit. Und momentan war das eben das Personalbüro. So kamen auch Sakura und Hinata miteinander in Berührung. Die Beiden verstanden sich auf anhieb und mittlerweile war Hinata mehr eine Freundin als nur eine Arbeitskollegin. „Hinata!“, rief Sakura während sie im Laufschritt auf ihre Freundin zutrabte. „Sakura, du bist auch schon hier.“, entgegnete sie warm lächelnd. „Ja ich habe gerade so den Bus erwischen können. Wollen wir?“ Sakura deutete auf die Bar an der Straßenecke und bot Hinata demonstrativ den Arm. Unsicher und mit geröteten Wangen hing sich Hinata schließlich bei ihr ein. Sakura schmunzelte. Hinata war wahnsinnig schüchtern und trotzdem kannte sie kaum eine treuere Seele… außer Naruto. Doch zu Sakuras Schande, hatte sie den Kontakt seit seinem Geständnis gemieden. Sie hasste sich dafür, aber sie wollte ihm Zeit geben, in der Hoffnung dass ihre Freundschaft nicht darunter leiden würde. „Ach die Mittagschicht kommt auch mal.“, rief eine dunkelhaarige Frau von einem der Tische zu den eintretenden Frauen zu und riss Sakura aus ihren trüben Gedanken. Sofort zeigten sich wieder ihre weißen Zähne während sie mit Hinata den Tisch ansteuerte. „Und das ausgerechnet von dir, Tenten.“, lachte Sakura. „Ich weiß nicht was du meinst.“, entgegnete sie gespielt unschuldig.   Sakuras Tisch wurde über den Abend hin und mit jeder weiteren Runde lauter. Die Stimmung war ausgelassen und vollkomme entspannt. Die Frauen lachten über lustige Pannen die ihnen in der Arbeit passiert waren, regten sich gleichermaßen über Arbeitskollegen auf mit denen sie nicht zurechtkamen und quatschten über ihr Privatleben, wozu während der Schichten einfach keine Zeit war. Es war rundum ein entspannter und fröhlicher Abend. Doch kurz nach Mitternacht musste sich die junge Frau ihrer Müdigkeit schließlich geschlagen geben. Erschöpft gähnte Sakura. „Also ich weiß nicht wies euch geht, aber ich mache mich mal auf den Heimweg.“, gestand sie. „Schon? Ich hätte dir mehr Durchhaltevermögen zugetraut, Haruno.“, grinste Temari frech. „Jaja, Schande über mein Haupt. Ich mach’s bei ‘ner Runde Kaffee in der Pause wieder gut, okay?“ Grinsend nickten die anderen Frauen ihr zu. „Also, bis am Montag!“ Mit diesen Worten verließ Sakura das Lokal. Ein Schauer lief Sakura über den Rücken als die kühle Abendluft an ihrem Nacken vorbeisauste. Sie griff augenblicklich zu ihrer Jacke und warf sie über ihre Schultern. Ein letzter Blick zur ihrer Armbanduhr und sie machte sich auf den Weg zur Bushaltestelle. Da die Nachtbusse an anderer Stelle abfuhren war der Weg deutlich länger und die Gegend wurde immer düsterer. Nicht aufgrund der Beleuchtung, sondern der Gestalten. Sakura hasste es hier entlang gehen zu müssen. Überall waren gierige Blicke die sie zu verschlingen schienen. Sakura zog ihre Jacke enger um sich und beschleunigte den Schritt. Es war nicht mehr weit bis zur Haltestelle.     Stumm starrte Sasuke seinen Bildschirm nieder, während er den unbefriedigenden Fallbericht noch einmal durchsah. Es war seit langem wieder eine Niederlage die er hatte einstecken müssen. Aber selbst seine Glückssträhne konnte mal abreißen. Glückssträhne… tze. Es war wohl das unpassendste Wort für sein Leben. Stöhnend ließ er sich zurück in den Schreibtischstuhl fallen. Seine Arme fielen über seinem Kopf zusammen und ließen sein Blickfeld augenblicklich verschwinden. Dieser Fall würde ihn wohl noch die ganze Nacht beschäftigen… Für einen kurzen Moment genoss er Stille. Auf der Nachtschicht war das Revier nur dürftig besetzt, was in Notfallsituationen zwar anstrengend war, aber an ruhigen Abenden eine Wohltat. Ein hölzernes Klopfen erregte schließlich Sasukes Aufmerksamkeit. Es war Shikamaru der seine Anwesenheit ankündigte. Sasuke sah zu ihm auf. „Was willst du?“ „Es ist kurz vor halb zwölf. Ich wollte mich bei dir abmelden.“ Sasuke sah noch einmal bestätigend zur Uhr. Kurz vor halb zwölf. Das hieß für die Kollegen des Police Departments nächtliche Streife am Wochenende. Der junge Chief Assistent sah noch einmal zu seinem Fallbericht und schließlich in seinen Terminkalender. „Ist noch jemand von Vaters Einheit hier?“, fragte er Shikamaru schließlich. „Ja, Shisui. Wieso?“ Sasuke erhob sich angestrengt aus seinem Stuhl und Griff nach seiner Einsatzjacke. „Sag ihm dass wir außer Haus sind.“ „Chief.“, bestätigte Shikamaru knapp. Sasuke brauchte frische Luft. Die eintönige Fahrt durch die Stadt war zwar meistens eher uninteressant, würde ihn aber dennoch auf andere Gedanken bringen und ihm vielleicht die Kreativität geben, wenigstens den Fallbericht zufriedenstellend zu ende zu bringen. Es vergingen keine fünf Minuten bis Shikamaru wieder bei ihm stand. Sasuke griff zum Autoschlüssel seines Dienstwagens, befestigte seine Schusswaffe im Holster und ließ das deprimierende Polizeirevier hinter sich.   Die Fahrt war, wie zu erwarten war, langweilig. Es tummelten sich hauptsächlich stark alkoholisierte Menschen auf den Straßen Konohas. Ihr Anblick war zwar erbärmlich, es erinnerte Sasuke aber auch gleichsam daran, dass sein letzter Absturz schon eine Weile her war. Er versuchte gar nicht erst eine Antwort auf sein ambivalentes Verhalten zu suchen, denn es würde sie wieder in seine Gedanken bringen. Dafür hatte er nun wirklich keine Nerven mehr. Es war bereits kurz nach zwölf und der Polizeiwagen näherte sich Konohas sozial schwächstem Viertel. Wie oft hatten sie hier schon Einsätze gehabt?! Sasuke zählte schon nicht mehr mit. Es waren meist die hässlichsten Fälle. Von häuslicher Gewalt bis hin zu Bandenkriegen. Seit Sasuke jedoch das Kommando hatte, waren die düsteren Gestalten vorsichtiger geworden. Sein Name schien berüchtigt. Also ob der Name Uchiha nicht schon genug Gewicht hatte… „Eh Sasuke?!“ Shikamaru riss Sasuke aus seinen Gedanken. Seine Augen folgten der Richtung auf die sein Beifahrer zeigte. Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete Sasuke das alarmierende Bild vor sich. Eine Gruppe von Männern hatte sich um etwas geschart. War es wieder eine Schlägerei? „Kannst du was erkennen?“, hakte Sasuke nach. „Vier großgewachsene Männer scheinen eine Person in die Enge getrieben zu haben. Den Füßen nach zu Urteilen eine Frau.“ Vergewaltigung! Großartig… Shikamaru griff zum Funkgerät. „Einheit B an Zentrale. Brauchen in Sektor 37 Verstärkung…“ Sasuke parkte seinen Wagen in einer Seitenstraße. Er hätte zwar mit Blaulicht vorfahren können, doch würden die Männer nur die Flucht ergreifen und keinem wäre geholfen. Unentdeckt zu bleiben würde wenigstens eine Chance, die Männer festzunehmen, bedeuten. Im Laufschritt näherten sich beide Polizisten der Stelle. Noch bevor einer der Männer seine schändlichen Gedanken in die Tat umsetzen konnte, packte Sasuke ihn am Arm. Mit einem gezielten Tritt in die Kniekehlen ging der Mann schließlich zu Boden, „Das würde ich sein lassen!“, riet Sasuke den Anwesenden. Die Männer blickten zu dem großgewachsenen Mann auf. Es dauerte einen Moment bis sie erkannten wer sie aufgehalten hatte. „Das sind die Bullen!“, stellte einer der anderen Männer fest. „Ist das nicht Uchiha Sas-uke?!, flüsterte ein weiterer. Langsamen Schrittes versuchten sie den Rückzug anzutreten als sie erkannten, dass ihre Vermutung richtig war, doch Shikamaru versperrte bereits den Fluchtweg. „KPD! Hände hinter den Kopf und runter auf die Knie.“, forderte er streng. Die Männer hielten inne und loteten scheinbar ihre Fluchtchancen aus. „Ich würde tun was er sagt.“, erhob Sasuke seine Stimme und zog die Schusswaffe aus seinem Holster, genau auf die anderen drei Männer gerichtet. „Ich bin nicht dafür bekannt besonders geduldig zu sein. Also runter!“, deutete Sasuke an. Shikamaru grinste als die Männer entsetzt den Lauf von Sasukes Pistole betrachteten und seiner Forderung schließlich folge leisteten. Sasuke als Mensch war ihm eindeutig zu anstrengend, aber als Vorgesetzter hatte er durchaus seine Vorzüge.   Wenige Augenblicke später traf auch ein Trupp aus Fugakus Einheit ein. Der saubere Wechsel gab Sasuke die Möglichkeit sich dem Opfer zu widmen. Erst jetzt bemerkte er, wer ihm regelrecht in die Arme gelaufen war. Sakura?! Die Jacke fest um ihren Oberkörper geschlungen sackte Sakura zu Boden. Das Pfefferspray entglitt ihren zittrigen Händen und rollte unmittelbar vor Sasukes Füße. Seine Lippen pressten sich zu einer harten Linie zusammen als er das Häufchen Elend vor sich begutachtete. „Hey, ist das nicht Saku-?“, warf Shikamaru ein und wurde prompt von Sasuke unterbrochen. Vorsichtig trat er auf sie zu und kniete sich zu ihr runter. Mit einem prüfenden Blick erkannte er bereits, dass er gerade noch rechtzeitig gekommen war. Gott sei dank! Er mochte Sakura zwar nicht ausstehen können, aber das hatte sie definitiv nicht verdient! Sasuke knöpfte seine Jacke auf und legte sie ihr schließlich um die Schultern. „Erzählst du mir was passiert ist?“, fragte er vorsichtig. Sie schüttelte den Kopf. „Haben sie dir wehgetan? Hast du irgendwelche Verletzungen?“ Wieder schüttelte sie den Kopf. „Sicher?“ „Sicher…“, flüsterte sie mit heiserer Stimme. „Willst du nach Hause?“ Sakura sah zu ihm auf und nickte vorsichtig. „Dann komm! Ich fahr‘ dich heim.“ Er reichte Sakura seine Hände und half ihr auf die Beine. „Alles in Ordnung? Kannst du stehen?“ „Es geht schon.“, bekräftigte sie. „Gut. Hier, nimm die Autoschlüssel und geh zu der Einheit dort hinten. Da steht mein Wagen. Wenn du dich sicherer fühlst, sperr‘ ab. Ich muss noch kurz was klären.“ Sakura nickte kaum merklich bevor sie steif kehrt machte und sich Richtung Auto bewegte. Sasuke sah ihr hinterher. Sie bewegte sich hölzern, aber ihr war wenigstens nichts weiter passiert. „Shikamaru, fahr mit Vaters Einheit zum Revier und bereite die Fallaufnahme vor. Ich bringe Sakura nach Hause. Ich weiß nicht wann ich zurück sein werde.“ „Chief.“, bestätigte Shikamaru knapp. Noch einmal besah Sasuke sich den Schauplatz. Er war zwar erleichtert, dass sie im richtigen Moment eingreifen konnten, aber dass es Sakura war machte ihn irgendwie… betroffen. Sollte er Naruto aufwecken? So wie er seinen Freund kannte, würde er alles stehen und liegen lassen um für sie da zu sein. Sasuke sah kurz zu seinem Smartphone und seufzte. Selbst wenn er wollte, Naruto hatte Frühschicht. Ihn jetzt zu wecken wäre keine gute Idee. Er musste wohl oder übel selbst ran. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)