Watanabe von einfach_Antonia ================================================================================ Kapitel 6: Zukunft ------------------ Zorro hatte Tashigi den Tag über Zeit gelassen, um über die Ereignisse der vergangenen Nacht nachzudenken. Als sie heute Vormittag das gemeinsame Zimmer fluchtartig verlassen hatte, war ihm klar geworden, dass sie dies alles erst einmal verarbeiten musste. Ihm selbst war klar warum er die Dinge tat, die er getan hatte, aber Tashigi war sich dessen wohl nicht so bewusst. Zorro hatte nicht sonderlich viel Ahnung von Gefühlsdingen, aber er kannte Tashigi gut genug, um zu wissen, dass sie seine Zärtlichkeiten niemals erwidern würde, wenn sie nicht zumindest ein kleines bisschen Liebe für ihn empfinden würde. Sie war einfach nicht der Mensch, der mit jemanden schlief, ohne Gefühle für ihn zu haben. Auch wenn er gerne bereit war ihr Zeit zu geben, war er doch fest entschlossen das Thema noch vor seiner Abreise mit ihr zu besprechen und da sie nicht, wie verabredet, zum gemeinsamen Abendessen erschienen war hatte er beschlossen sie zu suchen. Er war selbst für seinen Geschmack bereits viel zu lange unterwegs, aber was sollte er tun? Seine Orientierung war nun mal für den Allerwertesten. Aber immerhin hatte er schon ausschließen können, dass sie in ihrem Zimmer war, denn das hatte er schon gefunden und sie war nicht da gewesen. Zorros nächstes Ziel war der Übungsraum und er war sich absolut sicher, dass er hier irgendwo sein musste. Um seine Suche zu beschleunigen öffnete Zorro einfach jede Tür, an der er vorbeikam; er war jedoch kurz davor aufzugeben und einfach in ihrem Zimmer auf sie zu warten als er zwei Türen weiter einen lauten Knall, gefolgt von einem Schmerzensschrei vernahm. War das nicht Tashigis Stimme gewesen? Mit gerunzelter Stirn und schnellen Schritten begab er sich zur Tür, doch noch bevor er sie erreichte hörte er wie immer wieder etwas gegen die Tür stieß. Langsam, aber sicher machte sich eine gewisse Unruhe in ihm breit. Plötzlich gab es einen dumpfen Schlag und erneut schrie Tashigi vor Schmerz. Ein letzter großer Schritt und Zorro hatte die Tür erreicht, eilig drückte er die Klinke hinunter und stellte frustriert fest, dass sie abgeschlossen war. „Tashigi?! Bist du da drin?!“ „Zorro!“ Eine Welle der Erleichterung überkam ihn als er ihre Stimme hörte, doch da war etwas in ihrem Tonfall was ihm nicht gefiel. Sie brauchte ihn und eine verschlossene Tür würde ihn nicht davon abhalten zu ihr zu gelangen. „Tashigi! Geh von der Tür weg, ich trete sie ein!“, warnte er für den Fall der Fälle. Zorro machte einen Schritt zurück, zog zwei seiner Schwerter und dann trat er gegen die Tür. Selbst wenn seine Tritte nur halb so stark wie die von Sanji waren, für diese blöde Tür reichte seine Kraft alle Mal. Ohne Rücksicht auf Verluste stürmte er in den Raum und blieb dann erschüttert stehen. Dieser elende Akito wagte es doch tatsächlich Tashigi ein Messer an die Kehle zu halten! Und was hatte er noch mit ihr angestellt? Ihr gesamtes Gesicht war blutüberströmt, sie hatte eine aufgeplatzte Lippe sowie eine Platzwunde auf der Stirn und scheinbar schien sie Probleme zu haben ihn mit ihrem Blick zu fixieren, nichtsdestotrotz lag ein schwaches, aber erleichtertes Lächeln auf ihren Lippen. „Sieh mal einer an wer uns da besuchen kommt.“ Zorros Griff um seine Schwerter festigte sich als er Akitos Stimme vernahm. „Lass sie sofort los!“, knurrte er bedrohlich. Der andere Mann lachte. „Ich glaube kaum, dass du in der Position bist Forderungen zu stellen, denn ich bin der mit der Geisel.“ Mit diesen Worten drückte er Tashigi das Messer fester gegen die Kehle und erste Blutstropfen liefen ihr den Hals hinab. Heiße Wut durchströmte Zorro, doch er ermahnte sich nicht die Kontrolle zu verlieren. Wenn er in dieser Situation unüberlegt handelte, gefährdete er das Leben seiner Frau. „Ich bin immer noch dein Boss“, versuchte er es auf die rationale Weise, auch wenn er damit keinen Erfolg erwartete. „Du? Mein Boss? Du hast doch Tashigi nur geheiratet, damit du an das Geld ihrer Familie kommst!“ „Das ist nicht wahr! Ich habe sie geheiratet, weil sie mich darum gebeten hat und weil ich sie liebe.“ Gut, dass war jetzt nicht unbedingt der perfekte Moment für dieses Geständnis gewesen, aber er steckte hier ein wenig in der Bredouille. „Und du liebst sie auch, oder?“, fuhr er fort und versuchte Tashigis lädiertes Gesicht nicht zu beachten, „Deswegen hast du ständig mit ihr rumgehangen, nicht? Ich bin mir sicher, dass du ihr eigentlich gar nicht weh tun willst. Also warum legst du nicht das Messer weg und dann reden wir ganz in Ruhe über das hier?“ Akito machte mit Tashigi einen Schritt vor und antwortete: „Wie wäre es, wenn du deine Schwerter ablegst, und zwar alle! Und dann können wir vielleicht reden.“ Zorros Blick wanderte zu Tashigi, die ihn hilflos und flehend ansah. Er war verzweifelt und das war kein Gefühl, welches er besonders leiden konnte. Unschlüssig stand er einige Augenblicke einfach nur da, dann machte Akito einen weiteren Schritt nach vorn, dabei drückte er Tashigi das Messer nur noch stärker in den Hals und mehr Blut quoll hervor. In diesem Moment resignierte Zorro; er hatte sich nicht ewig mit seinen Gefühlen für Tashigi auseinandergesetzt, nur damit er sie durch diesen Irren wieder verlor. Er sah den Schock in ihren Augen als er seine drei Schwerter auf den Boden warf, ignorierte ihn jedoch. „Weise Entscheidung, Pirat. Und jetzt Hände nach oben und langsam rückwärts den Raum verlassen! Wir machen einen kleinen Spaziergang.“ „Was? Wohin?“ Erneut machte Akito einen Schritt vor und zog Tashigi mit. „Ich will Taichi und Hinagiku ins Gesicht sehen während ich Tash die Kehle aufschlitze.“ Zorro ballte die Hände vor Wut, er musste einen Ausweg finden, und zwar ganz schnell. Vorerst jedoch fügte er sich den Anweisungen des Irren, hob die Hände und begann behutsam rückwärts den Raum zu verlassen. Er vermied es Tashigi anzusehen, konnte die Fassungslosigkeit in ihrem Gesicht nicht ertragen. „Rechts rum, du Idiot!“ Er korrigierte seinen Weg und beobachtete wie Akito Tashigi vor sich herschob. Sie hatten den Übungsraum bereits verlassen als eine plötzliche Bewegung hinter Akito Zorro zu einem Plan verhalf. Tashigi war absolut fassungslos. Nicht nur wegen dem was Akito tat, sondern auch wegen dem was Zorro tat. Beziehungsweise dem was er nicht tat. Als er die Tür eingetreten hatte und mit gezückten Schwertern in den Übungsraum gestürmt war, war sie sich sicher gewesen, dass dieser Albtraum ein Ende haben würde. Aber stattdessen gehorchte Zorro ihrem Geiselnehmer aufs Wort und ging mit erhobenen Händen brav vor ihnen her. Nie im Leben hätte sie so ein Verhalten von Lorenor Zorro erwartet, nicht nach all dem was sie von ihm gehört und gesehen hatte. Hielt er sich wegen ihr zurück? Weil er sie liebte und nichts riskieren wollte? Es war ein Schock gewesen zu hören, dass er sie liebte und trotz der aktuellen Umstände hoffte sie, dass Zorro seine Worte ernst meinte und nicht nur gesagt hatte, damit Akito sie frei ließ. „Ist es, weil sie sich für mich entschieden hat und nicht für dich?“, fragte Zorro in dem Moment und blieb stehen. „Halt die Fresse und geh weiter“, antwortete Akito. Tashigi spürte durch das Messer an ihrer Kehle wie er zitterte. „Das ist doch der Grund, oder? Du bist in sie verliebt, wahrscheinlich schon seit eurer Kindheit und sie hat in dir nie mehr gesehen als den besten Freund ihres kleinen Bruders. Ist es nicht so?“ Mit jedem von Zorros gesprochenen Worten zitterte Akitos Hand stärker. Panisch blickte Tashigi zu Zorro, versuchte Blickkontakt zu ihm aufzubauen. Was war das für eine Schnapsidee den Irren mit dem Messer auch noch zu provozieren? „Du hast überhaupt keine Ahnung!“, brüllte Akito. „Dann klär mich auf“, antwortete Zorro und ließ den jungen Mann nicht aus den Augen. „Ich bin perfekt für Tashigi. Zusammen hätten wir Großes erreichen können.“ Akito machte einen Schritt vor und nahm dann tatsächlich das Messer von ihrer Kehle, allerdings nur um damit nun auf Zorro zu deuten. „Und dann kamst du dreckiger Pirat daher und nimmst sie mir weg! Deswegen muss sie sterben, deswegen müsst ihr alle…“ Ein lauter Knall ertönte und Akito sowie Tashigi wurden nach vorne geschleudert. Während Tashigi von Zorro aufgefangen wurde kam Akito mit einem dumpfen Prall auf dem Boden auf. Tashigi sah über ihre Schulter und erblickte ihren Bruder, der noch immer mit erhobener Waffe am Ende des Flures stand und grimmig auf seinen am Boden liegenden Kindheitsfreund starrte. Ihr Blick wanderte zu Akito, seine blauen Augen waren überrascht aufgerissen, das Messer lag noch immer in seiner Hand und aus der Austrittswunde auf seiner Stirn sickerte das Blut. Er war tot. „Der Arzt hat gesagt du sollst dich hinlegen.“ Tashigi wandte den Blick vom im Kamin brennenden Feuer zu den soeben eingetretenen Personen. Ihre Mutter, ihr Bruder, ihr Ehemann. „Ich will nicht liegen“, antwortete sie an ihre Mutter gewandt. „Schatz, du hast eine heftige Gehirnerschütterung und mehrere Platzwunden. Du brauchst Ruhe.“ „Ausruhen kann sie sich auch im Sitzen“, antwortete Zorro während er sich auf die Lehne ihres Sessels setzte. Seine Schwerter waren wieder an seiner Seite. Hinagiku seufzte und setzte sich dann ebenfalls in einen der Sessel, Taichi stellte sich an ihre Seite. Eine ziemlich lange Weile sagte keiner von ihnen etwas. Tashigi konnte sich gut vorstellen wie geschockt ihre Mutter und ihr Bruder über Akitos heutige Tat waren. „Hat er euren Vater vergiftet?“, fragte ihre Mutter dann. Tashigi nickte. „Warum?“ „Vater hat ihm verboten Personen nach seinem eigenen Gutdünken umzubringen.“ „Oh…“, war wohl das einzige was ihrer Mutter dazu einfiel, „Dabei war er immer so ein süßer Junge gewesen.“ „Er war es, der auf dich geschossen hat, oder?“, merkte Taichi an. Wieder nickte Tashigi nur. „Was hat er mit all dem nur bezweckt?“ Sie unterdrückte ein Seufzen; sie konnte nur allzu gut nachvollziehen, dass ihre Familie Antworten wollte, aber ihr dröhnte noch immer der Schädel und eigentlich wollte sie nichts anders als Schlafen, konnte es jedoch nicht. Jedes Mal, wenn sie die Augen schloss sah sie Akito tot vor sich liegen. „Ich weiß es nicht…“, antwortete sie dann, „Vater hat er vergiftet, um zu beweisen, dass er sich nichts sagen lässt. Mich wollte er töten, weil ich ihn nicht heiraten wollte. Zorro wollte er töten, weil er mich ihm weggenommen hat. Was seine Gründe für euch gewesen sind weiß ich nicht. Vielleicht wollte er so das Familiengeschäft übernehmen, vielleicht…“ „Macht euch darüber nicht zu viele Gedanken. Der Typ ist völlig irre gewesen“, unterbrach Zorro sie. Tashigi blickte ihn an. Wahrscheinlich hatte er sogar recht und irgendetwas war mit Akito nicht in Ordnung gewesen; das machte es aber nicht sehr viel einfacher es zu akzeptieren. Sie und Taichi hatten ihre gesamte Kindheit mit ihm verbracht und nicht einmal hatte sie den Eindruck gehabt, dass Akito Spaß am Töten haben könnte. Sie seufzte tief und lehnte ihren Kopf gegen Zorro. Aber sie waren noch Kinder gewesen und wer achtete als Kind schon auf so etwas? Außerdem veränderten sich Menschen. Vielleicht hatte Akito seine Lust am Töten erst entdeckt nach dem er angefangen hatte für ihren Vater zu arbeiten. Vielleicht wäre das alles nie geschehen, wenn Akito, wie sie, die Insel verlassen hätte. „Wir lassen euch dann mal allein. Sagt Bescheid, wenn ihr etwas braucht“, sagte ihre Mutter und Tashigi öffnete die Augen. Dabei war sie sich gar nicht bewusst gewesen sie geschlossen zu haben. Müde sah sie zu wie ihre Mutter und Taichi das Zimmer verließen, dann spürte sie wie Zorro sie sanft von sich drückte und sich auf den Sessel setzte. Halb auf dem Sessel und halb auf Zorros Schoß sitzend schloss sie wieder die Augen und genoss Zorros Nähe. Zorro verbrachte die nächste Stunde damit Tashigi im Arm zu halten und ihren gleichmäßigen Atemzügen zu lauschen. Er war noch nie jemand gewesen, der an einen Gott glaubte oder etwas ähnliches, doch in dieser Stunde dankte er ihm, dass Tashigi lebend aus dieser Geiselnahme entkommen war. Nicht auszudenken was vielleicht geschehen wäre, wenn Taichi nicht genau im richtigen Moment um die Ecke gekommen wäre. Und zum Glück war Taichi seit seiner Kindheit auf Extremsituationen geschult worden und hatte genau richtig geschaltet und gehandelt. Er hätte sie für immer verlieren können und er hatte schon bei der Beerdigung festgestellt, dass ihm diese Vorstellung nicht schmeckte. „Wann?“, erklang auf einmal Tashigis leise Stimme. Dabei war er sich sicher gewesen, dass sie schlief. „Wann was?“, fragte er nach. „Wann hast du dich in mich verliebt?“ Zorro stutzte. Ja, wann eigentlich? „Ich… hab keine Ahnung. Vielleicht als du auf Punk Hazard vor meinen Augen ohnmächtig geworden bist, vielleicht auch schon früher. Kapiert hab ich es als auf der Beerdigung auf dich geschossen wurde.“ Seine Frau brummte nur und schmiegte sich noch fester an ihn. Lächelnd festigte er seinen Griff um sie und legte sein Kinn auf ihrem Kopf ab. „Alabasta.“ „Huh?“, fragte Zorro und versuchte sie anzusehen, doch sie hatte sich so sehr an ihn gedrückt, dass dies in diesem Winkel unmöglich war. „Bei mir war es in Alabasta. Nachdem ihr Crocodile aufgehalten und die Stadt gerettet habt, hab ich euch mit meinen Männern schlafend auf der Straße vorgefunden. Es war das erste Mal, dass ich gesehen habe, dass keiner von euch auch nur annähernd so ist wie all die anderen Piraten und da ist es passiert.“ „Da ist was passiert?“ Er hatte eine ungefähre Ahnung was sie ihm jetzt sagen wollte, aber er musste es hören. Sie musste es aussprechen! Tashigi hob den Kopf und blickte ihn ernst an. „Ich liebe dich.“ Ganz vorsichtig, er wollte ihr nicht unnötig noch mehr Schmerzen bereiten, legte Zorro seine Hände an ihr Gesicht und zog sie näher an sich heran. Sanft begann er sie zu küssen. Mehr brauchte er nicht mehr zu wissen. Abschiede waren Tashigi schon immer zu wider gewesen. Sie wusste nie genau wie sie sich verhalten sollte und heute war es ganz besonders schlimm. Da für Tashigi keinerlei Gefahr mehr bestand und die Strohhüte schon einiges an Zeit verloren hatten, hatte Nami beschlossen nichts an den Aufbruchsplänen zu ändern. Selbst als Zorro sie, angeblich, auf Knien angefleht hatte war Nami eisern gewesen. Während Tashigi den Piraten beim Beladen des Schiffes zusah musste sie ein wenig lächeln. Als sie erfahren hatte, dass die Piraten hier waren hatte Tashigi ihre Abfahrt kaum erwarten können und jetzt wünschte sie sich, sie müssten nicht fahren. Aber es wäre selbstsüchtig von ihr zu erwarten, dass jeder Einzelne von ihnen seinen Traum aufgab oder dass sie auf Zorro verzichten würden, damit Tashigi ihn für sich behalten konnte. Es würde eine Zeit kommen, in der Tashigi und Zorro gemeinsam leben konnten, aber bis dahin hatten sie Beide noch einen langen Weg vor sich. Keiner von ihnen wusste so genau wann sie sich wiedersehen würden, doch Nami hatte versprochen ihr regelmäßig ihre Route zu übermitteln und mittlerweile wusste jeder von Tashigis Mitarbeitern, dass die Strohhutpiraten jetzt zur Familie gehörten also würde man irgendwie in Kontakt bleiben können. In dem Moment kam Zorro mit einem grimmigen Gesichtsausdruck auf sie zu und blieb vor ihr stehen. „Ich will nicht wirklich gehen“, sagte er leise. „Heißt das, du bleibst?“, fragte sie traurig lächelnd und wusste es doch besser. Gequält sah er sie nun an. „Tash… ich…“, begann er, doch sie unterbrach ihn. „Hey. Ich weiß, dass du deine Crew niemals im Stich lassen würdest, das würde ich auch nie von dir verlangen. Und ich weiß auch, dass du noch eine offene Rechnung mit Falkenauge hast. Legt ab, mach dir keine Sorge. Ich bin hier jetzt sicher.“ Sie sah die Liebe in seinem Blick als er seine Hände an ihr lädiertes Gesicht legte. Es tat noch immer weh, aber sie liebte es einfach zu sehr, wenn er dies tat als dass sie ihn bitten würde es zu unterlassen. „Ich liebe dich“, wisperte er nachdem er den Kuss löste. „Ich liebe dich auch.“ Ein letzter Kuss, ein letzter Blick und dann legte die Sunny ab. Mit schweren Herzen stand Tashigi am Hafen und blieb auch so lange dort stehen bis sie das Schiff nicht mehr sehen konnte. Aber sie war nicht allein. Sowohl Taichi, ihre Mutter als auch Zorros Eltern leisteten ihr stille Gesellschaft. „Komm schon, Tai. Wir verpassen es noch!“ „Ich kann nichts dafür, dass wir zu spät sind! Ich war rechtzeitig bereit!“ Tashigi ignorierte die patzige Antwort ihres Bruders und schob sich weiter durch die Menschenmasse. Ausgerechnet heute war sie zu spät dran! Normalerweise war sie diejenige, die immer viel zu früh da war, aber Heute hatte irgendwie nichts so hingehauen wie sie es geplant hatte. „Tash! Gib her, dann kannst du vorlaufen. Es ist nicht so schlimm, wenn ich es verpasse. Aber wenn du es verpasst, wirst du dir das ewig anhören müssen.“ Eine Minute später drängelte sie sich etwas energischer durch die Menschen, doch je näher sie dem Marktplatz kam, desto schwieriger wurde es. Warum zum Teufel hatte er den Kampf auch groß ankündigen müssen? Da half es ihr auch nicht, dass sie Tashigi Watanabe war. Die Menschen waren viel zu sehr auf das Spektakel fokussiert als das sie darauf achteten wer versuchte sich weiter nach vorne zu drängeln. Die Reaktionen der Menschen, die sie mitbekam, halfen ihr auch nicht gerade einzuschätzen, wer bei diesem Kampf die Oberhand hatte. Warum musste sie auch so verdammt klein sein? Plötzlich begannen die Menschen um sie herum an zu applaudieren und zu jubeln, dann riefen sie immer wieder ein und denselben Namen. Und Tashigi begriff, dass sie es verpasst hatte. Tränen schossen ihr in die Augen. Sie konnte nicht fassen, dass sie es nicht rechtzeitig geschafft hatte! Jetzt nur noch motivierter begann sie sich geradezu durch die Menschen zu boxen und nach einer Ewigkeit erreichte sie endlich den Marktplatz und da saß er dann… umringt von Gratulanten, blutüberströmt, die Kleidung zerrissen, aber das ewige Dauergrinsen auf den Lippen und einen Krug Sake in der Hand. Ihr Ehemann. Als hätte er ihre Ankunft gespürt wandte er ihr nun den Blick zu und sein Grinsen wurde noch breiter. Er stellte den Krug ab, schüttelte die Hände der Gratulanten ab und kam auf sie zu. Sie trafen sich auf halben Weg. „Ich hab es verpasst, oder?“, fragte sie leise. „Das hast du“, antwortete er. „Muss ich dich jetzt immer mit bestem Schwertkämpfer der Welt ansprechen oder ist Zorro noch ausreichend?“ „Weil du es bist will ich mal nicht so sein. Zorro reicht.“ Sie konnte ihm gar keine Antwort geben, da hatte er sie schon an sich gedrückt und küsste sie stürmisch. Genießerisch schloss sie die Augen. Sechs lange Jahre hatten sie sich immer nur sporadisch sehen können… Was es nicht gerade einfach gemacht hatte eine Ehe zu führen, doch sie hatten immer einen Weg gefunden ihre Probleme zu meistern und nun… nun hatte er seine Rechnung mit Falkenauge erfolgreich beglichen und Zorro hatte ihr bereits vor vier Jahren versprochen, dass er dann endlich bei ihr bleiben würde. Für immer! „PAPA!“ Sie lösten sich voneinander und blickten beide zum Rand des Marktplatzes. Dort drängelte sich gerade Taichi durch die letzten Ausläufer der Menschenmasse, vor ihm her liefen jedoch zwei Kleinkinder, die sich gar nicht darum kümmerten, dass ihr Onkel ihnen befahl auf ihn zu warten. Zorro ging in die Hocke und fing die Beiden auf, um sie dann ganz fest an sich drücken. „Hey, ihr Zwei! Seid ihr etwa schon wieder gewachsen? Hatte ich euch das nicht verboten?“ Tashigi rechnete fast damit, dass ihr Herz vor lauter Liebe platzen würde. Ihren Ehemann mit den gemeinsamen Zwillingen zu sehen war ein Anblick, an dem sie sich niemals satt sehen würde. Sie konnte sich noch genau an Zorros Gesichtsausdruck erinnern als sie ihm vor drei Jahren mitgeteilt hatte, dass sie schwanger war. Es war nicht leicht gewesen, die meiste Zeit der Schwangerschaft war Zorro auf See gewesen und da sie Zwillinge erwartet hatte, hatte sie keine Möglichkeit gehabt ihn alle paar Monate auf irgendeiner Insel zu treffen. Doch Zorro hatte alle Hebel in Bewegung gesetzt und hatte es tatsächlich knapp, aber rechtzeitig zur Geburt der Kinder geschafft. Kuina war fünf Minuten älter als ihr Bruder Hiroki und würde nach Tashigi die Führung des Familiengeschäftes übernehmen, doch Tashigi war sich ziemlich sicher, dass sie sich diese Aufgabe später mit ihrem Bruder teilen würde. Die Beiden waren unzertrennlich und sie sah nicht, dass sich das in den nächsten Jahren ändern würde. Die Umstrukturierung des Familiengeschäftes war ebenfalls kein leichtes Unterfangen gewesen und sie hatte sich zu Beginn auch nicht gerade viele Freunde mit ihren Veränderungen gemacht. Ungefähr ein Drittel der Mitarbeiter hatte sie verlassen, nachdem sie verkündet hatte, dass sie ab sofort niemanden mehr töten und auch keine Waffen mehr schmuggeln würden. Viele von ihnen hatten ihr eigenes Geschäft aufgebaut und Tashigi wusste, dass zwei von ihnen damit auch sehr erfolgreich waren. Denn immerhin hatten sie so gut wie alle Kunden der Watanabe Familie übernehmen können. Aber sie hatte auch sehr viel guten Zuspruch erhalten und mehr als nur ein paar ihrer ehemaligen Kollegen der Marine hatten begonnen für sie zu arbeiten, da sie selbst mit der Arbeit der Marine nicht mehr zufrieden waren. Und gemeinsam wurden sie nicht müde die neu aufgebauten Firmen ihrer ehemaligen Mitarbeiter zu sabotieren, auf völlig legale Weise versteht sich. Auch hatten sie schon so viel anderes Gutes tun können. Hatten Familien wieder zusammengeführt und Verbrechen aufklären können. An ihrer Seite immer ihren Bruder und ihre Mutter sowie ihre Schwiegereltern. Keiner von ihnen war sich zu Schade dafür gewesen sich mit Tashigi die Nächte um die Ohren zu schlagen, um vermisste Personen aufzuspüren oder neue Strategien zur Untermauerung der neuen Firmen zu erarbeiten. In nur wenigen Jahren war es Tashigi tatsächlich gelungen ihre eigene kleine und sehr erfolgreiche Marine aufzubauen. Eine Marine, wie sie sie sich immer vorgestellt hatte. Zorros Stimme holte sie aus ihren Gedanken. „Tash, jetzt wo ich Zuhause bleibe… Wie wäre es, wenn wir noch mal zwei von diesen Rabauken produzieren?“ Skeptisch blickte Tashigi ihn an. „Du willst noch mehr Kinder?“, hakte sie nach. „Klar, warum denn nicht?“, antwortete er, während die Zwillinge damit begannen ihn an den Haaren zu ziehen. Warum nicht? Er war ja auch nicht derjenige gewesen, der nachts kaum geschlafen hatte, weil einer der Beiden immer wach war. Er hatte auch nicht tausende von Windeln gewechselt… Ein Grinsen breitete sich auf Tashigis Gesicht aus. Ja, warum eigentlich nicht? Denn dieses Mal würde er bei ihr sein! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)