Cold wind blows von Dracos-Princess ================================================================================ Kapitel 1: Harrys Triumph ------------------------- Wir machen hier keine Fehler, wir haben nur glückliche Unfälle. - Bob Ross     Cold wind blows         - Kapitel eins -   Der Kampf war vorbei...   Ein langer, kräftezehrender Kampf hatte sich dem Ende geneigt. Die dunkle Seite musste sich dem strahlenden Licht der hellen Seite beugen, sich fügen und akzeptieren, dass all die Ideale – an welche sie glaubten – mit ihrem Führer untergegangen waren. Die Menschen, die für das Gute kämpften, würden jubeln, sobald sie all das realisiert hätten, Tränen der Freude würden gewiss fließen, Blut, das an den Händen und im Gesicht klebte, würde man zu späterer Stunde wegwaschen, sodass dieses Bildnis nur noch eine trübe Erinnerung wäre, die zu gegebener Zeit verblassen würde. Ja, sofern die seelischen Narben verheilt waren... Aber wie schnell verheilten Narben? Das wusste Hermine nicht. Ihre Welt hatte plötzlich aufgehört sich zu drehen. Ihre trockenen Lippen waren von Staub und Blut übersät, das ihr abschließend in den Mund floss und einen bitteren Beigeschmack hinterließ. Unbewusst fuhren ihre zitternden Hände zu ihren Wangen, worüber sie behutsam tupfte, ehe sie erschöpft auf die Knie sank – hinab in den Staub. Die einzelnen Finger hatten den Fall zu Boden gestoppt, bevor die Fingerkuppen unter der Erde verschwanden und heftig zu kratzen begannen. Es störte sie dahingehend nicht im Geringsten, dass ihre Nägel schmutzig geworden waren, da das, was sich vor ihren Augen abgespielt hatte, bedeutend schlimmer war. Ebenso die frischen Wunden, denen sie nur geringfügig Aufmerksamkeit geschenkt hatte.   Derweil war es ihr gelungen, ihren Kopf zu heben. Ihre bernsteinfarbenen Augen – die zuvor auf ihren Zauberstab gerichtet waren – suchten den staubigen Boden ab, bis sie dort ankamen, wohin Hermines Blick eigentlich wollte. Zu Harry. Zu ihrem besten Freund. Währenddessen rasten ihre Gedanken. Alles, was gerade geschehen war, resümierte die junge Gryffindor.   Vor wenigen Momenten stand sie noch auf beiden Füßen und richtete ihren Zauberstab zielsicher auf den Zauberer, der drohte, die gesamte Welt beherrschen zu wollen. Allerdings hatte sie gar nicht eingreifen müssen. Lord Voldemort – der gefürchtetste, schwarzmagische Zauberer nach Grindelwald – war ohne Hermines Zutun zu Boden gestürzt; herbeigeführt von Harrys ausgeführtem Expelliarmus, dessen Macht so kraftvoll war, dass dieser sich mit Voldemorts Fluch verband, ehedem der rote Funkenstrahl den grünen zurückdrängte – immer näher zu Voldemort.   Wie lange dieses Duell dauerte, konnte Hermine ebenfalls nicht bestimmen, doch hatte es sich angefühlt, als würde sie seit Ewigkeiten dort stehen. Dennoch war es Harry schlussendlich geglückt, mithilfe seines Zaubers den Todesfluch zurückzudrängen, der sich daraufhin um die leere Hülle des dunklen Lords legte – seinen Körper wahrhaftig verschlang und seines eigenen Lebens beraubt wurde, woraufhin dieser seitlich in den Staub kippte. Voldemort war tot... Dahingerafft durch seinen eigenen Fluch, den er vorher auf Harry abgefeuert hatte. Fies grinsend hatte der einst böseste Zauberer es in Kauf genommen, Harry dorthin zu schicken, wo nun seine geschundene Seele hin gewandert war.   Zur selben Zeit war auch Hermine – aufgrund des Drucks, den beide Zaubersprüche ausgelöst hatten – zu Boden gefallen, aber sie konnte ihren Kopf schon wieder anheben und zu dem Jungen sehen, der sie erlöste, die Menschheit aus der Dunkelheit zurück ins Licht führte. Hermine sah zu dem Jungen, dem sie alle zu Dank verpflichtet waren, weil er diese Bürde – Voldemort zu vernichten – selbstlos auf sich nahm und sich der Herausforderung gestellt hatte.   Ja, etwas abseits von ihr stand Harry. Ihr Harry. Ihr bester Freund – genauso erschöpft und entkräftet wie Hermine. Zaghaft schlich sich ein Lächeln auf ihre blutigen Züge, ihre Augen funkelten und sie wollte eine Wärme ausstrahlen, die bis zu dem Gewinner des Duells strömte. Allerdings – und wusste der Teufel, wie das passieren konnte – erlosch der Glanz in Hermines Augen, nachdem sie entsetzt dabei zusehen musste, wie ihr Retter von etwas getroffen wurde, das ihn ebenfalls zu Boden warf. Doch anders als bei ihr, rührte sich Harry nicht. Nein, sein nach vorne kippender Körper hatte nach der Kollision mit der Erde nur eine Menge Staub aufgewirbelt – sonst nichts.   „Harry?“, ächzte sie mühevoll und Hermine hoffte, in einer ihrer Albträume gefangen zu sein. In einem Traum, in dem sie nie schreien konnte, wenn sie Hilfe benötigte. Doch die herbeigeeilten Menschen suggerierten der jungen Hexe, dass sie sich in keinem ihrer Träume befand.   Aber wieso? Was war passiert? Wie konnte Harry angegriffen werden, obwohl Voldemort besiegt wurde? Starr vor Schreck hafteten ihre Augen immer noch auf Harry, jedoch bemerkte sie im Augenwinkel die Zauberer, die sich auf einen Mann stürzten, ihm den Zauberstab entrissen und zu Boden warfen. Aber dieser Umstand wurde zur Nebensache. Wichtiger war, Harry zu helfen. Hermine musste nach ihm sehen, sich vergewissern, dass er bloß aufgrund massiver Schmerzen am Boden lag, weswegen sie sich aufraffte, ihren Zauberstab umklammerte und zu ihm eilte – vorbei an McNair, der für Harrys Zustand verantwortlich war...   Er hatte Harry angegriffen, aber warum? Plötzlich verspürte sie den Drang, diesem Todesser einen Faustschlag zu verpassen, aber sie besann sich. Es gab manchmal Dinge, die wichtiger waren als der Zorn, der in ihrem Fall zwar berechtigt doch im Bezug auf Harry bedeutungslos geworden war.   Keuchend hatte sie ihren besten Freund erreicht, neben dem sie schniefend zu Boden sank. Die junge Frau fühlte sich, als wäre sie einen Marathon gelaufen. Es dauerte ewig, bis sie Harry erreichte – so kam es ihr zumindest vor. Achtsam glitten ihre Finger durch seine zerzausten Haare, bevor sie bedächtig sein blutiges Gesicht umschloss und ihn beklommen musterte. Seine Augenlider waren geschlossen, sein Mund halboffen. Am Hinterkopf entdeckte Hermine eine Wunde, nachdem sie ihre Finger zurückgezogen hatte und das daran haftende Blut erspähte – Harrys Blut.   Grundgütiger! Ihre Hände waren mit Harrys Blut verschmiert, das im Anschluss zu Boden tropfte.   Nein, das... das durfte nicht wahr sein.   „Harry! Harry, wach auf“, flüsterte Hermine energisch, während ihr Daumen sanft über seine Wange strich. Doch je mehr sie über seine Haut fuhr, desto mehr verteilte sie das Blut darauf und ihr wurde klar, dass... dass Harry nicht aufwachen würde.   Schließlich reagierte er nicht – auf gar nichts. Weder seine Lider, noch seine Extremitäten deuteten an, dass Harry in naher Zukunft die Augen öffnete. Von der nackten Panik ergriffen, zerrte sie an seiner Kleidung. Sie legte seinen Hals frei, um ihre dortige Suche nach seinem Puls fortzusetzen. Gleichzeitig beugte sie sich mit ihrem Ohr über seinen Mund und wartete... Sie geduldete sich, was belohnt wurde, denn sowohl sein Puls, als auch seine Atmung setzten ein, woraufhin sie entlastet ausatmete und in sein Gesicht zurück sah.   Er lebte und sie spürte, wie sich auch ihr Herz beruhigte. Aber trotz allem drehte sie nach wenigen Augenblicken ihren Kopf herum, um zu den Stimmen zu sehen, die dumpf zu ihr drangen. Überall standen Leute, aber niemand fühlte sich dazu verpflichtet, irgendetwas zu unternehmen. Stattdessen wurde sie angestarrt, als McNair verschwunden war. Sie stierten Hermine an, als... als ob sie Wurzeln geschlagen hätten und sich nicht mehr bewegen konnten. Aufgrund dessen breitete sich auch in Hermine Verzweiflung aus, die sie unverzüglich im Keim ersticken sollte, da sie für Harry stark sein musste. Ja, sie musste. Schluchzend streifte sie ihren von Staub bedeckten Umhang von ihren Schultern, welchen sie vorsichtig unter Harrys Kopf bettete. Zum vorerst letzten Mal blickte sie auf ihren Freund und sie musste sich zwingen, ihn alleine zurückzulassen. Harrys Schicksal war ihr Antrieb, die treibe Kraft die Hermine half, sich zu erheben und zum Portal zu laufen.   Oh ja, im Schloss würde sie Hilfe finden.   Ob sie nun auch auf Ron und Ginny traf? Die Beiden hatte sie in all dem Desaster aus den Augen verloren. Doch kaum setzte sie einen Fuß ins Schloss, wurden ihr die Ausmaße der grenzenlosen Zerstörung vor Augen geführt. Neben dem Gedanken, dass Harry schnellstmöglich versorgt werden musste, breitete sich zusätzliche Angst in ihr aus. Je mehr sie in das Innere des Schlosses eindrang, umso größer war auch die Gefahr, dass sie die Opfer sah. Die, die im Krieg gefallen waren...   Immer schneller lief sie dem großen hölzernen Eichenportal entgegen, das die Eingangshalle von der großen Halle trennte. Unzählige Korridore, zahllose Portraits die ihr hinterher riefen hatte die Gryffindor-Schülerin hinter sich gelassen. Bei Merlins Unterhose, was war sie glücklich, als sie das riesige Tor erblickte, das aus den jeweils angebrachten Scharnieren gerissen worden war und Hermine Einblicke gewährte, vor denen sie sich fürchtete. So sehr sie der Gedanke beflügelte, Hilfe finden zu können, so sehr umnachtete sie wieder die Angst, die ihren Gang automatisch verlangsamte. Vor ihr lag die große Halle. So viele Erinnerungen fluteten Hermines Kopf, aber sie durfte sich davon nicht aufhalten lassen. Es war so leicht, sich dies einzureden, doch die Realität sah oftmals anders aus, denn vor ihr erstreckte sich ein Bild des Grauens. Überall waren Menschen zu sehen – weinende, schreiende, stöhnende, keuchende Menschen. Sie alle ersuchten Hilfe, während Hermine den mutigen Schritt nach vorne wagte. Schweißgebadet durchquerte sie die Halle, sie umrundete die vielen Tragen, auf denen die Verwundeten und womöglich die vielen Opfer des Krieges lagen.   Was aber wirklich schlimm war, war die Erkenntnis, nicht allen helfen zu können. So viele Menschen fand Hermine vor. Sie alle hatten an Harrys Seite gekämpft, um die Welt ein bisschen besser zu machen und doch wurden viele von ihnen gestraft, indem sie ihr Leben verloren und trauernde Angehörige zurücklassen mussten.   Es tat weh, die Leidtragenden zu sehen, doch wurde ihr Schmerz noch weiter getrieben, als sie abrupt inne hielt und zu zwei Pritschen sah... Sie waren belegt und die Gesichter waren ihr nicht fremd.   Sich allerdings zu ihnen zu setzen, dazu fehlte ihr schlichtweg die Kraft. Vor ihr lagen – offensichtlich tot – Lupin und Tonks, deren Hände ineinander verschlungen waren. Ihre kalkweißen Gesichter ließen auf keinen glücklichen Ausgang schließen. Im Gegenteil. Indessen stiegen in Hermine heiße Tränen auf, die ungehindert über ihre Wangen liefen. Ihr war übel geworden und sie lief Gefahr, sich zu übergeben, aber diese Blöße durfte sie sich nicht geben. Nein, sie musste stark sein – für Harry und all diejenigen, die diesen sinnwidrigen Krieg überlebt hatten. Genauso stark musste sie für Lupin und auch Tonks sein, weswegen sie einige Schritte nach hinten trat und ihre Hand fest auf ihren offenen Mund presste. Dennoch sah sie zu Lupin – der Lehrer, den sie immer wollte. Der Lehrer, der auf wundersame Weise Dinge erklären konnte, so dass jeder sie verstehen konnte. Lupin hatte diese Gabe, Schüler in den Bann zu ziehen und doch war er – trotz dass Harry, Ron und sie von seinem damaligen Unterricht begeistert waren – eine einsame Seele... bis Nymphadora Tonks in sein Leben trat, das sie mit ihrer fröhlichen, quirligen Art bereichert hatte.   Und... Und nun? Nun sollte dieses Leben zu Ende sein, das zuletzt mit der Geburt ihres gemeinsamen Sohnes gekrönt worden war? Merlin, das war so unfair.   Des Weiteren wanderte ihr Blick neben ihren damaligen Lieblingslehrer und wieder weiteten sich ihre von Tränen durchtränkten Augen. Neben ihm lag ein Junge mit mausgrauen Haaren – Colin Creevey. Um Himmels Willen, Hermine erinnerte sich daran, wie Professor McGonagall den Jungen aus der Halle gescheucht hatte. Hermine sah, wie Colin missmutig den Anweisungen Folge geleistet hatte und nun lag er hier? Aufgebahrt auf einer Trage...   Er hatte sich womöglich zurückgeschlichen, was ihn das Leben kostete... Verflucht! Hermine hätte schreien können. Der junge Colin Creevey – ein aufgeweckter, fröhlicher Junge, der stets Harry verfolgt und fotografiert hatte. Nie wieder würde sie über diese Tatsache schmunzeln können und es stimmte Hermine wirklich traurig.   Wen hatten sie noch verloren? Ängstlich hob sie ihren Kopf und strich sich eine verklebte Strähne hinter ihr Ohr. Weiter hinten entdeckte sie eine kleine Gruppe, die allesamt ein gemeinsames Merkmal aufwiesen. Sie alle hatten rote Haare, doch stach Arthur Weasley deutlich aus der Masse hervor, der in sich gekehrt etwas abseits stand. Daneben erblickte sie George Weasley, oder war es doch Fred? Himmel, sie konnte die Zwillinge noch nie auseinander halten, aber sie war froh, ihre Gesichter zu sehen. Ebenso glücklich war sie, dass ihr Mechanismus funktionierte – in Form ihrer bewegenden Beine. Jedoch beschlich Hermine, je näher sie der rothaarigen Familie kam, ein ungutes Gefühl. Irgendetwas stimmte nicht und es bewahrheitete sich, als sie eine weinende Molly Weasley sah, die sich über etwas gebeugt hatte. Daneben konnte sie – Merlin sei Dank – Ron und Ginny erkennen, die ihre Mutter umarmten und ebenfalls am Boden kauerten. Schnaubend, weil ihr die Luft zum Atmen genommen wurde, näherte sie sich ihnen. Gleichzeitig zog sie die Aufmerksamkeit auf sich und... es war seltsam, als Arthur Weasley zu ihr herangetreten war und sie in die Arme nahm. Röchelnd hatte er ihr zugeflüstert, wie froh er wäre, sie lebend zu sehen. Ron hingegen hob den Blick, wonach sein Mund aufklappte.   Rasch hatte er sich erhoben und war zu seiner besten Freundin geeilt, die er aus den Armen seines Vaters entriss um sie selbst in die Arme zu schließen.   „Hermine, dem Himmel sei Dank! Du lebst“, entfuhr es dem sonst wortkargen Weasley-Jungen zwanglos. „Ich... Ich kam fast um vor Sorge“, nuschelte er in ihren Haaransatz, über den seine Hand ununterbrochen strich und Hermine die Möglichkeit bekam das zu erkennen, worüber sich Molly Wealsey die ganze Zeit gebeugt hatte.   „Ron, ich... ich wusste nicht, dass -“ Ihr stockte selbst der Atem, als sie einen der Zwillinge ausmachen konnte, der... der verstorben auf der Trage ruhte. Auch dieses Gesicht würde Hermine in ihren folgenden Träumen hinterher jagen, sie verfolgen... Nie mehr würde sie das ansteckende Gelächter beider Weasleys hören. Nie wieder einen Streich der beiden Jungs erleben. Hermine würde keine tobende Molly Weasley mehr erleben, die immerzu versuchte, die fixen, abstrusen Ideen der Zwillinge zu vereiteln. „Ich... Es... Es tut mir so unendlich leid, Ron.“ Folglich legte auch sie ihre Arme um Rons Taille – so wie er es bei ihr tat. Auch Ginny fand den Weg zu den beiden Trauernden, woraufhin Hermine einen ihrer Arme von Ron entfernte, um auch Ginny in ihre Umarmung miteinzubeziehen.   Der Tod war so endgültig... Der Tod war grausam, er kam unvorbereitet und Hermine wusste, dass kein Zauber der Welt dies ändern konnte.   „Her-Hermine, wo... wo ist... Harry?“, fragte Ginny schwer atmend, nachdem sie sich fasste und mit geröteten Augen zu ihrer Freundin hinauf sah. „Geht... Geht es ihm gut? Ist er -“   „Harry ist verletzt!“ Verdammt, ja! Sie war hierher gekommen, um Hilfe zu holen. Aber diese erdrückenden Bilder die sie hier vorfand, trugen dazu bei, ihre Rationalität zu trüben und beinahe hätte sie das Wesentliche aus den Augen verloren, anlässlich des Dramas, dessen Zeugin sie geworden war. Jäh hatte Ginny sich von ihnen losgerissen, bevor sie nach draußen eilte – dicht gefolgt von Arthur und Kingsley Shacklebolt.   Und das war Hermines Zeichen. Sie hatte ihren Soll erfüllt, hatte dafür gesorgt, dass man nach draußen lief und Harry half. Sie könnte, aufgrund ihrer schwindenden Kraft, zusammenbrechen. Sie durfte Schwäche offenbaren und die anbahnende Ohnmacht willkommen heißen. Ja, der dunkle Mantel durfte sich über ihren Geist und ihren Körper legen, denn Harry würde man retten können. Das wusste sie, weshalb sie ihrer Erschöpfung gelassen entgegenkam und schlussendlich in Rons Armen zusammenbrach.     ~*~   Unablässig zerrte seine Mutter an seinem rechten Arm, den sie fest umschlossen hielt – nicht gewillt, ihren Sohn alleine ziehen zu lassen. Nein, sie war entschlossener denn je, ihren Jungen zu beschützen, ihn von all dem Chaos fortzubringen. Weg von den Schreien, weg von sämtlichen Flüchen, weg von Voldemort. Ihre azurblauen Augen starrten stur geradeaus, ihre Schritten waren hektisch, während sie Draco hinter sich her zog und er ließ es kommentarlos geschehen. Zu konfus war er, bezüglich der Ausmaße und er würde es vermutlich nie zugeben, aber er war fassungslos – wahrlich schockiert. Nie dachte er, dass der dunkle Lord Hogwarts angreifen würde. Zu abwegig war der Gedanke, dass die Magie, die das Schloss umgab, von dunklen Flüchen durchbrochen werden konnte. Hinzu kam, dass er glaubte, der dunkle Lord hätte Respekt gegenüber der Magie, die das Schloss am Leben erhielt, doch nichts dergleichen entsprach der Wahrheit. Der dunkle Lord kannte keine Skrupel und es war ihm gleichgültig, wen er in den sicheren Tod schickte. Für ihn zählte bloß das eigene Überleben, frei nach dem Motto: Jeder war sich selbst der Nächste. Für Lord Voldemort waren Todesser nur dann wertvoll, wenn sie seinen Erwartungen entsprachen. Draco hatte sogar daran geglaubt, dass sich der dunkle Lord vor Dumbledores Geist fürchtete, aber seit dieser – durch Snapes Hand – gestorben war, schien ihm nur noch eine Person im Weg zu stehen, die scheinbar mächtig genug war, sein Vorhaben zu verhindern und das war Harry Potter. Und Harry Potter war auf Hogwarts. Demzufolge war es nur logisch, dass das Schloss angegriffen wurde.   Parallel fragte er sich, welche Seite gewinnen würde? Das wusste er nämlich auch nicht. Aber war das – nach all den Ereignissen – noch wichtig? Wäre es nicht wichtiger zu erfahren, wo sein Vater blieb? Wieso hatte er nicht zu Draco und seiner Mutter aufgeschlossen, nachdem sie feige die Flucht ergriffen hatten und die Brücke zum Schloss in die ersehnte Freiheit überquerten? Lucius, so wusste sein Sprössling, wollte nicht mehr kämpfen. Wo also war Lucius abgeblieben? Letztendlich kämpfte er nur für die dunkle Seite, weil es von ihm verlangt wurde. Zuzüglich trieb ihn die Angst dazu. Sein Vater fürchtete sich vor dem Zorn des dunklen Lords, aber man würde eine Flucht seinerseits gar nicht bemerken, oder?   Hatte sein Vater dies nicht erkannt und blieb deswegen auf Hogwarts? Der junge Malfoy müsste sich gedulden, um Antworten zu erhalten. Unterdessen hatte er noch einmal über seine Schulter gesehen. Er wusste nicht, wieso er das tat. Schließlich hatte seine Mutter zuvor erwähnt, dass er niemals zurückblicken sollte und doch tat er es.   Er drehte seinen Kopf und erkannte sie sofort, unabhängig davon, wie weit sie voneinander entfernt waren. Er würde sie immer erkennen. Granger... Potter, Granger und Weasley hatten ihm und Gregory Goyle im Raum der Wünsche das Leben gerettet, aber Vincent.. Vincent fiel den Flammen zum Opfer und er musste mit ansehen, wie einer seiner langjährigen Freunde im Dämonsfeuer den Tod fand. Ein Ereignis, das ihn vermutlich ewig prägen würde. Oder war das die Strafe, weil er sich für die dunkle Seite entschieden hatte? War er gezwungen, aufgrund seiner Ideologie, dem Tod immer wieder ins Auge blicken zu müssen? Musste er Opfer bringen, um ruhmreich zu sein? Wenn ja, würde er... Ja, er würde gerne darauf verzichten. Vor allem auf die Erinnerung, als die Flammen Vincent erbarmungslos verschlangen und er nur noch seinen quälenden Schrei vernommen hatte. Er glaubte, die Schreie noch immer zu hören, aber das war Einbildung. Ja. Crabbe war das Opfer seiner eigenen Waffe geworden. Sein einstiger Freund hatte, unerfahren und naiv, das Dämonsfeuer heraufbeschworen, ohne zu wissen, wie man die Flammen löschte. Aber Crabbe dachte anscheinend nicht so weit und war sich der Gefahr nicht bewusst – was sein Todesurteil war. „Draco, lauf schneller“, drängte Narzissa nervös. „Wir müssen die Appariergrenze erreichen und von hier verschwinden.“ Richtig, sie mussten fliehen, aber er wagte noch einen letzten Blick zurück... Granger duellierte sich mit einer Gestalt, eingehüllt in pechschwarzen Roben. Gott, sie war brillant und Draco war mäßig beeindruckt von dem Schlammblut, aber sie war ja immer in allem die Beste; neben ihm.   „Fokus, Draco!“, ermahnte ihn seine innere Stimme, die immer lauter wurde und Crabbes' Schreie zusehends aus seinem Gedächtnis verdrängte.   Nach einem unendlich erschienenen Fußmarsch erreichten sie endlich die Grenze, hinter der seine Mutter und er disapparieren konnten. Er begann sich zu drehen und konzentrierte sich vollständig auf Malfoy Manor, ehe er verschwand. Nur kurz wirbelte etwas Sand an der Stelle auf, die bezeugte, dass hier jemand vor kurzem disappariert war. Aber es war viel zu kurz, um es überhaupt wahrzunehmen...   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)