Last One Standing von Aphrodi (Zodiac War meets Haikyuu!! Next Gen) ================================================================================ Kapitel 1: There Is Calm Before A Storm --------------------------------------- “Sie haben also dich ausgewählt?”, fragte Rou mit einem so unzufriedenen Blick, wie Riku ihn lange nicht auf seinem Gesicht gesehen hatte. Sonst nahm er nahezu alles mit einer gewissen Art von Humor, ein wenig sarkastisch, ein wenig ironisch. Es gab kaum etwas, über das sich Rou nicht in irgendeiner Weise amüsieren konnte. Und selbst seine Tragik war in den meisten Fällen aufgebauscht. Doch dieses Mal war alles echt, so vollkommen anders. Um nicht allzu lange damit geplagt zu werden, diesen Ausdruck zu sehen, wandte Riku den Blick ab, ließ ihn an Rous Arm herunter schweifen, hin zu dem schwarzen Briefumschlag, von dem er gleich zwei in den Händen hielt. Er wusste, dass er das Geheimnis nicht ewig für sich behalten konnte und dennoch hatte er Rou nie eingeweiht. Ganz im Gegensatz zu ihm, der es damals in einer dieser Nächte erzählen musste. Nicht, weil Rou Mitleid gebraucht hätte. Riku hatte eher das Gefühl, dass es ihm wichtig war, mitzuteilen, dass ihnen nicht endlos viel Zeit zusammen bleiben würde. Und natürlich wollte er auch mit Vorbereitungen anfangen, für den Tag, an dem er nicht mehr da sein würde – und vielleicht nie wieder kam. Rou bildete sich immer ein, er müsste auf ihn aufpassen. So war es schon seit ihrer Kindheit gewesen.   Da sie beide aus elitären Familien stammten, wussten sie seit frühen Tagen vom berüchtigten Juuni Taisen, dem Krieg der Tierkreiszeichen. Sie wurden schon in den Kinderschuhen auf ein Leben als möglicher Auserwählter vorbereitet, doch nur der Hoffnungsträger wurde angemeldet, selbst gewählt vom Familienrat. „Spielt es wirklich eine Rolle, ob ich es dir direkt gesagt habe oder nicht?“, fragte Riku, zuckte die Schultern. Erfahren hatte er es ja so oder so und verhindern können hätte es auch keiner von ihnen. Alles, was sie nach ihrer Ernennung hatten tun können, war ihr Leben weiterzuleben, bis zu dem Tag, an dem sie die Einladungsschreiben erhielten, in denen ihnen Austragungszeitpunkt und -ort mitgeteilt wurden.   „Natürlich tut es das. Uns bleibt keine Zeit mehr.“   „Und was hätte es geändert?“, fragte Riku, glitt mit dem Blick wieder in Rous Gesicht, der suchte offenbar nach Worten. Es war eine Frage, auf die es keine sinnvolle Antwort geben konnte. Nichts hätte irgendwas geändert.   „Ich hätte mehr Zeit gehabt“, antwortete Rou und Riku zog eine Augenbraue hoch. „Ich hätte dich nur heiraten müssen. Als Teil meiner Familie wärst du höchstens für uns ausgewählt worden und das wäre sehr unwahrscheinlich gewesen. Hast du es deinem Bruder auch verschwiegen? Damit er sich da ebenfalls raus hält?“   Längst war ihm klar gewesen, dass Rou mit so einem Plan gekommen wäre. Genau deswegen hatte er ihm nichts davon gesagt – unter anderem jedenfalls.Obendrein waren die traditionellen Familien sicherlich nicht angetan gewesen von dieser Idee. Vielleicht, wenn das Geld stimmte, für Geld taten sie so einiges. Zum Beispiel einen riesigen Battle Royale austragen. Riku seufzte angestrengt, rollte sich auf dem Sofa herum, so wie er es oft tat, wenn er seine Ruhe wollte – nicht, dass er sie jetzt bekommen würde... „Er hat es längst herausgefunden.“   Während Rou schwieg, hörte er Schritte auf dem Holzboden, spürte dann, wie der Ältere sich zu ihm auf das Sofa setzte. Eine Hand fand Platz auf seiner Hüfte, schien viel schwerer auf ihm zu liegen, als sie es eigentlich tat. Überhaupt war die ganze Atmosphäre um ihn herum schwer und drückend.   „Nicht mal er hat etwas dagegen tun können. Also mach dir keinen Kopf drum. Wir müssen es einfach so akzeptieren, wie es ist.“   „Leicht gesagt“, murmelte Rou, fing an seine Seite hoch zu streicheln. „Rei zu schützen wäre schon anstrengend genug gewesen. Und sie ist ein viel größerer Killer als du.“   „Du musst mich nicht beschützen. Immerhin wurde ich ausgewählt – nicht ohne Grund.“   „Es ist unmöglich, dass ich in die Arena trete und dich links liegen lasse, Dummkopf. Im Gegensatz zu dir bin ich nicht so herzlos. Mir liegt viel an dir.“ Da war er wieder, der dramatisierende Ton in Rous Stimme. Es war ausnahmsweise ein wenig erfrischend ihn zu hören, sah es damit immerhin so aus, als ob er langsam drüber hinweg zu kommen vermochte. In kleinen Schritten nur, aber auch diese konnten einen in die richtige Richtung bringen. Riku spürte Rous Handrücken an seiner Wange, schielte zu ihm und sah, wie der Ältere auf ihn krabbelte, bis er eine feste Umarmung spürte. „Du willst mich wohl jetzt schon umbringen“, brummte Riku monoton, fühlte sich ziemlich zerquetscht. Rou allerdings wirkte davon nicht beeindruckt. Frecherweise bewegte er sich kein Stück, blieb einfach auf ihm liegen.   „Ach Rikkun~ vergönn einem todgeweihten Mann doch nicht seine letzte Nacht auf Erden“, sprach er extra tragisch, während er weiterhin keine Anstalten machte, von ihm runter zu gehen. Riku wusste genau, was das werden sollte. Selbst wenn er nicht ausgewählt worden wäre, hätte die Nacht dieses Ende gefunden – Rou hätte es nur mehr genießen können. Nun würde er sich die halbe Nacht Gedanken darum machen müssen, wie er ihn irgendwie retten könnte.   „Wenn du dann aufhörst, mich zu zerquetschen, mach mit mir, was du willst.“   ***   Obwohl der Abend oberflächlich so gut endete, war es Riku nicht entgangen, dass Rou mitten in der Nacht nicht mehr im Bett lag. Hätte er es verhindern können, dann hätte Rou auch jetzt noch nicht davon erfahren, weil er genau wusste, dass der Ältere sich den Kopf zerbrechen würde. Den Schlaf bräuchte er allerdings auch dringend, wenn er schon am nächsten Abend gegen neun andere Krieger antreten wollte. Sie hatten alle ihre eigene Art zu kämpfen, von jedem ging Gefahr aus, wobei sicherlich manche von ihnen leichtere Opfer waren als andere. Schon allein wegen seines Aussehens war für Riku klar, dass er ausgeguckt werden würde. Er war mehr schmächtig als muskulös und sah auch sonst ziemlich harmlos aus. Ein richtiger Krieger würde ihn leicht niederringen können. Was ihn für seine Familie neben seiner Ausbildung zum Assasin so wichtig gemacht hatte, war sein Verstand, sein strategisches Denken. Er war kein Kriegssoldat, hatte bei weitem nicht so viel Erfahrung, und dennoch hatten sie ihn ausgewählt. Sie hofften, er würde mit Köpfchen diesen Krieg für sich gewinnen können. Sein Bruder dagegen war leichtsinnig und kein großer Denker. Ein Stratege konnte es leicht mit ihm haben, sobald der genau wusste, was Soras Stärken und Schwächen waren. Es müsste ihm nur eine Falle gestellt werden und er würde blindlings hineinrennen. Aber ob seine eigenen Chancen groß genug waren? Bisher hatte er es so gut es ging vermieden, darüber nachzudenken. Jetzt allerdings, wo der Tag nahte, konnte er es kaum mehr verhindern. Und nicht nur seine Chancen, auch über Rous machte er sich Gedanken – jedenfalls kurz. Sie waren gut, wenn er sich nur auf sich selbst konzentrierte, aber das würde er nicht. Riku konnte ihm nur wünschen, dass er und Rei selbst schnell ausscheiden würde, damit Rou sein volles Potenzial nutzen konnte. Zwar waren Rou und Rei ein gutes Duo, aber in ihrer gemeinsamen Stärke lag gleichzeitig ihre Schwäche. Die anderen Teilnehmer kämpften schließlich nur für sich selbst.   Missmutig rollte er sich auf den Bauch, tastete mit einer Hand über die leere Betthälfte. Nicht mehr lange und sie würden einfach so verschwinden und unter großer Wahrscheinlichkeit nie wiederkehren. Ihre Familien würden nur von ihrem Tod erfahren, indem sie nichts mehr von ihnen hörten. Es gab keine Verabschiedungen. Sie wurden förmlich von jetzt auf gleich für immer ausradiert. Unter diesem Gedanken mochte Sora viel mehr leiden als er selbst.   „Es wird Zeit“, merkte Rou an, der in der Tür stand und das Licht im Schlafzimmer anknipste. Er suchte sich seine extra für diesen Tag ausgewählten Klamotten raus. Riku kannte sie noch, er hatte sie ihm gezeigt. Mögen tat er sie allerdings nach wie vor nicht, was weniger an den Kleidungstücken an sich lag sondern an diesem albernen Brauch der Verkleidung. Es hatte ewig gedauert, bis er sich mit seinem der Ratte nachempfundenen Outfit abgefunden hatte. Riku war dankbar, dass die Fellohren ausblieben.   Wie immer kam er schlecht aus dem Bett, sodass ihm Rou die Decke wegziehen und ihn regelrecht ins Bad tragen musste. Er war einfach kein Frühaufsteher – eigentlich war aufstehen sowieso immer doof – und der Grund des Aufstehens war heute besonders demotivierend. Ihr letztes Frühstück nahmen sie gemeinsam ein, da machte die Sonne noch gar keine Anstalten aufzugehen. Ein Grund mehr, sich nach seinem Bett zurückzusehnen. „Versprich mir, dass du dich nicht leichtfertig töten lässt“, durchbrach es die drückende Stille. Riku zuckte nur die Schultern. Er war wirklich niemand, der Todessehnsucht hatte, übrigens. Wenn er bei diesem Krieg draufging, dann lag es sicherlich nicht daran, dass er absichtlich starb.   „Natürlich nicht.“   „Versprich es mir, Rikkun.“   „Ich versprechs“, seufzte er seine Reisschüssel an. „Wenn du dich im Gegenzug nur auf dich selbst konzentrierst.“   Schweigen. Natürlich. Riku sah von seinem Frühstück auf in Rous Gesicht, forderte ihn mit Blicken auf, nun ebenfalls ein Versprechen zu geben. Schließlich hob Rou abwehrend die Hände und setzte ein völlig gespielt unschuldiges Grinsen auf. „Das kann ich nicht. Rei und ich kämpfen im Team, natürlich muss ich mich dann auch auf jemand anderen konzentrieren als nur auf mich selbst.“   Ob es die Worte waren oder die Art, es entlockte Riku ein Brummen. „Dann nehme ich das als Versprechen und du wirst es bereuen, wenn ich etwas Anderes von dir sehe.“ Unbekümmert schmunzelte Rou ihn an. Er sollte genau wissen, dass er es bereuen würde, aber ehrlich, vermutlich war es ihm egal. Sie hatten eh nicht mehr viel zu verlieren und wenn Rou wirklich deswegen vor ihm starb, war die Rache äußerst kurz. Falls sie überhaupt noch statt fand.   In nicht einmal mehr 24 Stunden war mindestens einer von ihnen vermutlich schon längst nicht mehr am Leben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)