Nimm mein Herz und führe mich von DieLadi ================================================================================ Kapitel 35: In herbstlichen Stürmen: Meer und Berge --------------------------------------------------- In der Fewjar-WG herrschte ziemliches Gesumm. Es waren eine Mengen Leute da, sie hatten sich für erste Konzeptgespräche zusammengefunden für das nächste Fewjar- Video. Im Wohnzimmer diskutierten Zhong und Flosen mit den Fröschen und Frodo. Über den Ablauf, Kameraführung, Setting etc... Felix und Dana besprachen die Outfits, Tommy flitzte überall rum und beschaffte, was benötigt wurde... er war gerade ein bisschen die gute Seele des Ganzen. Jako hatte sich gerade mal in die Küche verkrümelt, und skizzierte mit gezielten Strichen ein erstes Storyboard. Marti hantierte an der Kaffeemaschine und machte Kaffee für alle. Die Türklingel ging, und Niklas ließ Flo und seine Freundin Ina rein. Flo hatte eine Kiste Mate dabei, deshalb gingen die beiden erst mal in die Küche, während Tommy schon wieder lossauste, um irgendwas für irgendwen zu suchen. Flo sah finster aus, als er die Küche betrat, und auch Ina guckte ziemlich sauer. „Wasn mit euch los?“, fragte Jako erstaunt. Flo und Ina schlecht gelaunt? Das kannte man gar nicht. „Ach Mann“, maulte Flo. „Wir streiten uns schon seit dem Frühstück. Na, eigentlich schon seit ein paar Tagen. Wegen unserm Urlaub. Ich will ans Meer und Ina in die Berge. Da müssen wir uns nun irgendwie einigen. Und kriegen es nicht hin.“ Er zog Ina an sich und gab der überraschten jungen Frau einen liebevollen Kuss auf die Stirn. „Ick liebe diese Frau, aber manchmal machtse mich rasend mit ihrem harten Schädel.“ Ina gab ihm einen Rippenstoß. „Musst du gerade sagen, Dickkopp.“ Flos Blick fiel auf Marti. Dann auf Jako. „Wisst ihr, manchmal beneide ich Euch fast um Eure Art der Beziehung.“ Jako grinste. „Na ja, vielleicht sollte Ina dich mal ein paar Tage bei Marti in die Lehre schicken?“ Marti und Jako tauschten einen Blick und fingen an zu kichern. „Hey“, rief Flo, „so rum hab ich das eigentlich nicht gemeint!“ Ina schaute verwirrt von einem zum anderen. Die drei Männer fingen an, zu lachen. „Verdammt, Jungs“, knurrte Ina, „kann mir mal einer sagen, worum es hier eigentlich geht??“ „Scheiße“, sagte Flo. „Ina weiß ja gar nichts davon. Sorry, ihr beiden, dass ick mir verquatscht hab.“ Marti schaute zu Jako. Der antwortete. „Das ist nicht schlimm. Ich meine, wir verstecken uns ja nich. Wir rennen nun nicht mit nem Schild rum, auf dem steht, was bei uns so los ist. Aber wir verstecken uns auch nicht, jedenfalls nicht im Freundeskreis.“ „Leute“, rief Ina, inzwischen genervt – und neugierig. „Wovon redet ihr?!“ Jako nickte Marti zu. „Na ja“, sagte Marti, „wenn wir solche unterschiedlichen Wünsche hätten, was den Urlaub betrifft, würde das so laufen: Wir erzählen uns unsere Wünsche, Jako macht sich Gedanken und entscheidet und ich akzeptiere das dann so. Kein Streit.“ „Das hab ich jetzt nicht kapiert“, sagte Ina. „Na gut, ich erkläre es dir mal genauer“, sagte Marti. „Also: in unserer Beziehung hat Jako das Sagen. Ich lasse mich von ihm führen. Er kann mir Dinge befehlen, verbieten oder erlauben... Er entscheidet. Und ich gehorche ihm.“ Marti stellte die nächste Tasse Kaffee fertig aufs Tablett. Er rief nach Tommy. Bat ihn, das Tablett ins Wohnzimmer zu tragen. Tommy nickte und zog damit los. Marti küsste Jako kurz auf den Mund. „Du auch was?“ „Machst du mir nen Tee, Schatz?“ Marti nickte. „Moment mal“, sagte Ina, jetzt an Jako gewandt. „Meint ihr das ernst? Oder veralbert ihr mich gerade?“ „Nein, das ist tatsächlich so“, sagte Jako, während er einen Bleistift anspitzte. „Wir haben ziemlich früh in unserer Beziehung rausgefunden, dass wir das genauso haben möchten, und seitdem leben wir das so. Und wir sind beide glücklich damit.“ „Darüber möchte ich mehr wissen.“ Und Marti begann zu erzählen, wie das alles gekommen war und wie sie ihren ganz eigenen Weg, miteinander zu leben, gefunden hatten. Er stellte Jako seinen Tee hin. „Na ja,“ beendete er seine Worte, „für mich bringt das eine unglaublich schönes Gefühl von Sicherheit, Geborgenheit, beschützt und geliebt werden mit sich... ich könnte es mir nicht mehr anders vorstellen.“ Er nahm noch zwei Tassen aus dem Schrank. „Auch Kaffee?“ Ina nickte, Flo auch. „Und, Marti... bist du nicht auch mal genervt, wenn Jako was entscheidet, was du eigentlich gar nicht willst?“ „Sicher, kommt vor. Aber damit komm ich klar, immerhin habe ich mich bewusst dazu entschieden. Und halbe Sachen gehen nicht, ich meine, das wäre ja kein gehorchen, wenn ich das nur tue, wenns mir in den Kram passt...“ Er reichte Ina die volle Tasse. „Aber schau mal, in einer Standartbeziehung gibt es das genau so, dass beide mal von den Eigenheiten des anderen genervt sind. Da muss man dann weitermachen, und sich daran erinnern, dass man doch eigentlich genau das liebt, oder?“ Flo bekam die nächste Tasse in die Hand gedrückt. Nachdem nun alle versorgt waren, schaute er fragend zu Jako. Der nickte. Also machte Marti sich ebenfalls einen Kaffee. „Irgendwie faszinierend ist das ganze ja schon“, sagte Ina nachdenklich. „Stimmt“, knurrte Flo. „Nach so ner tagelangen Streiterei finde ich den Gedanken ausgesprochen faszinierend, dass ich entscheiden könnte und du mir gehorchen würdest.“ Er zwinkerte ihr zu und küsste sie leidenschaftlich. „Ich bin sogar inzwischen so mürbe“, sagte er, nachdem sie sich voneinander gelöst hatten, „dass ich, wenn du das Sagen hättest und ich dir gehorchen müsste, selbst das beinahe dem ewigen Rumstreiten vorziehen würde. Auch wenn wir dann in die blöden Berge fahren würden.“ „Weißt du“, meinte Ina nachdenklich, „Wenn ich tatsächlich entscheiden könnte und du gehorchen würdest, wäre ich mir nicht sicher, dass ich mich für die Berge entscheiden würde. Immerhin hätte ich dann Verantwortung für uns beide und würde deine Wünsche mit in die Entscheidung einbeziehen... könnte durchaus sein, das wir ans Meer fahren würden.“ „Damit hast du einen entscheidenden Punkt angesprochenen“, sagte Marti. „Das macht es aus, und das macht es für ich auch völlig okay, Entscheidungen hinzunehmen, die mir nicht gefallen. Weil ich Jako zutiefst vertraue und weiß, das er meine Wünsche und so weiter mit einbezieht und nicht egoistisch oder aus Bequemlichkeit entscheidet.“ Jako lächelte ihn liebevoll an. „Eins möchte ich noch wissen“, sagte Ina unsicher. Marti ahnte, was jetzt kam. „Was geschieht... wenn du mal nicht gehorsam bist...“ Es fiel ihr immer noch schwer, ein solches Wort in Zusammenhang mit Marti zu sehen, dem wilden, verrückten, fröhlichen, liebenswerten, aufgedrehten, selbstbewussten Marti. Marti schaute etwas verlegen drein. „Na ja, ist doch logisch, was dann geschieht, oder?“ Er schluckte. „Dann werde ich von Jako bestraft.“ Flo sah interessiert erst zu Jako, dann zu Marti. „Ihr seid schon irgendwie was ganz besonderes, ihr zwei. Bisschen irre, aber irgendwie auch... na ja, ihr wisst was ihr wollt und macht das einfach. Find ich Hammer.“ Ina trippelt von einem Fuß auf den anderen. „Ich weiß ja nicht, ob das jetzt zu privat ist, aber...“ „Du möchtest wissen“, sagte Marti leise und verlegen, „ was bestraft werden bedeutet?“ Ina nickte, auch verlegen und mit hochrotem Kopf. Marti überlegte einen Augenblick. Dann sagte er, an Jako gewandt: „Jako, wir müssen ja noch die blöde Aktion von letztem Wochenende klären... können wir auch jetzt machen.“ Jako nickte. „Okay.“ „Ich hab da wohl... ziemlichen Mist gebaut“, sagte Marti leise. „War mit Freunden was trinken. Hab dann aber nicht, wie abgesprochen, das Auto stehen lassen und Jako angerufen, der mich abholen wollte, sondern bin gefahren. Ganz schön angeschickert. Jako war ziemlich sauer." Flo sog scharf die Luft ein. Jako knurrte: „Ja Mann. Seit gerade mal zwei Wochen ist dein Fuß wieder völlig gesund und du kannst wieder selber fahren. Und dann das. Du kannst von Glück sagen, dass ich dich niemals im Zorn bestrafe, sondern immer erst, wenn ich mich wieder beruhigt habe, Freundchen.“ „Ich weiß, das war ne saublöde Aktion. Hab ich noch nie gebracht, sowas, und werd ich auch nicht wieder. Kann niemandem die Schuld geben, will auch nix beschönigen – das war einfach nur Scheiße.“ Er holte tief Luft. „Na ja, und unser allseits geschätzter Jako hat sich nun gemeiner Weise ausgedacht, dass ich mir selber Gedanken um meine Bestrafung machen soll.“ Jako grinste. Marti strecke ihm die Zunge raus. „Na ja“, sagte er dann, „und eigentlich gibt es wohl nur eins, was jetzt angebracht ist.“ Er holte sein Portemonnaie aus der Hosentasche und zog seinen Führerschein heraus. Nahm dann sein Schlüsselbund und friggelte den Autoschlüssel ab. Schob beides über den Tisch zu Jako. „Hier. Wie lange, das musst du bitte entscheiden.“ Jako nickte, während er die beiden Dinge einkassierte. „Wir haben jetzt Ende November. Ich denke, wenn du brav bleibst, bekommst du sie zu Weihnachten wieder.“ Er küsste Marti. „Ich bin stolz auf dich. Das du so für deinen Mist einstehst. Ich liebe dich.“ „Ich dich auch“. Und sie versanken in einem langen, innigen Kuss. „Irgendwie ist das schon faszinierend“, sagte Ina. “Seltsam, schräg, aber faszinierend. Ich finds jedenfalls auch Klasse, dass ihr beiden Euer Ding macht. Auch, wenn es noch so ungewöhnlich ist.“ „Weißt du was? Lass uns dieses Jahr in die Berge fahren, und nächstes Jahr an die See. Deal?“ fragte Flo. „Deal“, sagte Ina. Und dann begannen auch diese beiden, sich leidenschaftlich zu knutschen. Zwei knutschende Paare in der WG Küche. Und keine Mondfee. Die hat keine Zeit. Ist gar nicht da. Warum? Nun, ihr werdet es lesen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)