Nimm mein Herz und führe mich von DieLadi ================================================================================ Kapitel 30: In herbstlichen Stürmen: Bier und Dornröschen --------------------------------------------------------- Inzwischen war es Mitte Oktober. Martis Gips war ab, er trug die Schiene, die ein wenig stützte, ihn aber kaum behinderte. Er konnte inzwischen wieder ganz gut gehen. Rennen und springen ging noch nicht, aber das würde kommen, das war nur noch eine Sache des Trainings. Er hatte die Physiotherapie bisher regelmäßig absolviert, und hatte ausgiebige Spaziergänge gemacht. Mit Jako an seiner Seite, oder, wenn der lange Tage an der Uni hatte, mit einem seiner Freunde, der Zeit hatte. Jako hatte ihm verboten, alleine loszugehen. „Dazu bist du noch zu unsicher“, hatte er gesagt. „Wenn dann was ist, oder du hast dich überschätzt und kannst nicht mehr, dann will ich einfach, dass du jemanden bei dir hast, der sich um dich kümmern kann.“ Marti hatte das eingesehen und sich daran gehalten. Heute war nun Sonntag, und morgen sollte nun tatsächlich der Job losgehen, der extra um Martis Willen verschoben worden war. Es war alles abgesprochen. Jako würde ihn jeden Morgen zur Arbeit fahren (dass Marti sich mit Bus und Bahn alleine auf den Weg machte, dazu war es seiner Meinung nach zu früh.) Aufgrund unterschiedlicher Uni- und Arbeitszeiten würde ihn jeden Tag ein anderer abholen – Jako, Felix, Frodo oder die Frösche. Und auch zur Physio würde er gefahren werden. Marti empfand Jako als ein wenig überfürsorglich. Und hin und wieder war er davon leicht angenervt. Er wusste, dass Jako nach der überstandenen Sorge um ihn das Bedürfnis hatte, dafür zu sorgen, dass es ihm gut ging, und ihm nichts passierte. Aber er fand, Jako übertrieb. Na ja, andererseits wusste er, dass er selber vielleicht manchmal ein wenig unvernünftig war und sich zu früh zu viel zumutete... Ach man, es war nicht immer einfach, das richtige Maß zu finden. Sie saßen oben, in der WG zusammen in Jakos altem Zimmer, dem jetzigen Musikzimmer... Jako auf dem Bett, Felix auf nem Hocker, die anderen beiden auf dem Boden. Die Fewjars und Frodo diskutierten und probierten an einem Song herum, den sie gemeinsam aufnehmen wollten. Marti hörte zu und warf hin und wieder einen Gedanken aus seiner Sicht ein... das ganze war ein fruchtbares Arbeiten, sie kamen gut voran und am Ende stand das Konzept für den Song, und auch ein Teil des Textes war fertig. „So, genug für heute!“, sagte Felix und streckte sich. „Jetzt noch ein bisschen entspannen und das Wochenende ausklingen lassen...“ „Ja“, sagte Frodo, „Recht hast du.“ Und er stand auf und spazierte aus dem Zimmer. Als er nach einer Minuten wiederkam, hatte er vier Flaschen Bier bei sich, die er an die anderen verteilte. Jako, der immer noch auf einer Gitarre zupfte blickte kurz auf und nahm eine Flasche entgegen. „Marti nicht“, sagte er, und konzentrierte sich wieder auf seine Gitarre. Frodo schaute ihn erstaunt an, zuckte den mit den Schultern und stellte die vierte Flasche zur Seite. „Sorry, Kumpel“, sagte er in Richtung Marti. Marti hatte einen verärgerten Laut ausgestoßen. Jako sah überrascht auf, und stellte zu seiner größten Verblüffung fest, dass Marti sich die Flasche geschnappt hatte. Seine Augen begannen vor Zorn zu funkeln. „Schatz, du nimmst immerhin noch Schmerzmedikamente, die vertragen sich so überhaupt nicht mit Alkohol. Und deswegen stellst du jetzt diese Flasche weg. Sofort.“ „Äh, Frodo“, sagte Felix, „ ich wollte uns was kochen... kommst du mit in die Küche und hilfst mir beim...äh.. Zwiebelschneiden?“ „Ja...ja okay...ach so...“ Frodo und Felix ließen die beiden alleine. Das schien im Augenblick besser so. Die zwei saßen sich gegenüber und starrten sich an. Jako nach wie vor zornesfunkelnd, Marti im Kampf mit sich selbst. Zwischen „Ich möchte doch einfach nur, verdammt noch mal, mit Freunden ein Bier trinken“ und „Ich möchte Jako gehorchen...“ Mal ganz abgesehen davon, dass ihm völlig klar war, dass Jako recht hatte... Es dauerte ein oder zwei Minuten. Dann stellte er seufzend die Flasche ab und saß mit gesenktem Kopf da. „Tut mir leid“, flüsterte er. Jako stieß hörbar die Luft aus. Er legte die Gitarre zur Seite, die er immer noch in Händen gehalten hatte, und setzte sich zu Marti auf den Boden. Nahm ihn in den Arm. „Marti, ich weiß doch, dass es nicht immer leicht für dich ist.“ Marti nickte, antwortete jedoch: „Weißt du, im Moment führst du dich ein bisschen auf, wie meine Mama. Nur schlimmer.“ Er grinste. Jako grinste zurück. „Aber mal im Ernst, Marti. Mir ist klar, dass das mit dem gehorchen manchmal Scheiße schwer sein muss. Ich bewundere das. Ich bewundere, wie verdammt stark du bist. Ich weiß nicht, ob ich das könnte.“ „Weißt du, manchmal ist es schwer. Aber ich glaube, das liegt eher an meinem Dickschädel. Du wirst noch ne Menge Arbeit haben, mir den auszutreiben.“ Wieder mussten beide grinsen. Dann sagte Jako: „Marti, wir leben nun schon etliche Monate unsere Art der Beziehung, in der ich das Sagen habe und du dich mir unterordnest. Und wenn ich ehrlich sein soll... inzwischen könnte und wollte ich nicht mehr zurück. Ich kann mir keine anderer Art und Weise des miteinander Lebens mehr vorstellen. Nur manchmal habe ich ein klein wenig Angst, dass .. wie soll ich sagen... dass es Dinge in unserer Beziehung kaputt macht, wenn ich etwas entscheide, mit dem du nicht einverstanden bist, und dann von dir Gehorsam verlange.“ „Blödsinn“, schnauzte Marti. Dann nahm er sich im Tonfall wieder etwas zurück. „Sorry, aber so ein Unsinn regt mich auf. Schau mal, Jako, du kennst mich doch nun gut genug und weißt, dass ich ein Mensch der Worte bin. Einer, der sein Herz auf der Zunge trägt. Richtig?“ „Ja, weiß Gott, das bist du.“ „Na also, dann solltest du wissen, dass ich dir schon sage, wenn in unserer Beziehung etwas schief liegen würde. Oder?“ „Ja. Du hast recht.“ „Und außerdem, Jako, stell dir mal vor, wie eine solche Situation in einer … nun... Standard- Beziehung gelaufen wäre. Vielleicht hättest du gesagt, lass das lieber mit dem Bier. Und vielleicht hätte ich drauf gepfiffen und es trotzdem getrunken. Dann wärst du sauer, dass ich so nen Blödsinn mache, und nicht auf deinen vernünftigen Rat höre, und ich wäre genervt, dass du so ein Theater machst... wir hätten den schönsten Streit, und der Abend wäre versaut. Ich glaube, das ist nicht wirklich erstrebenswert, oder?“ Jako lachte. „Ja ja, du hast mich ja schon überzeugt!“ „Na ja, und außerdem“, sagte Marti schmunzelnd, „liebe ich das Gefühl, das du mich im Griff hast. Aber das würde ich natürlich nieee zugeben.“ Sie schauten sich an und begannen beide, schallend zu lachen. Als sie Augenblicke später Hand in Hand und noch immer kichernd in die Küche schlenderten, sagte Frodo verblüfft: „Also ick weess nich, wie ihr dit macht. Immer wenn man denkt, ihr kriegt euch richtig in die Wolle und habt jetze richtig Stress... kommt ihr fünf Minuten später angeschlendert in schönster Harmonie und am lachen...da soll sich nu eener auskennen!“ „Tja“, sagte Jako grinsend. „Eigentlich wollte ich Marti übers Knie legen, aber er hat mich mit seinem Charme einfach um den Finger gewickelt.“ „Das liegt daran“, ergänzte Marti, „Dass ich Jako voll im Griff hab, er merkt das nur nicht, verratet es ihm auf keinen Fall!“ Und wieder lachten beide, und das war so ansteckend, dass sie bald alle vier vor lachen nach Luft jappsten. Der überkochende Nudeltopf brachte schließlich Felix dazu, sich mit einem lauten „Oh Scheiße“ wieder dem Kochen zuzuwenden. Es gab herrliche Spaghetti Bolognese und sie aßen gemeinsam in fröhlicher Runde. Später, als Marti und Jako unten in ihrer Wohnung saßen, sagte Jako: „Marti, ich werde mich bemühen, in Zukunft nicht mehr ganz so gluckenhaft zu sein, okay?“ „Gut. Und ich werde versuchen, ein wenig vernünftiger an die Dinge heranzugehen... damit du mit meinem Dickschädel nicht ganz soviel Arbeit hast.“ Sie kicherten, und nahmen sich in den Arm. Sie hatten sich einfach lieb. Na ja, sagt die Mondfee, die zwei sind einfach... wahnsinnig interessant... ick meene, so als Paar... irgendwie kriegen die immer allet hin. Faszinierend. So, nach diesem Wort müsst ick eijentlich die rechte Augenbraue anheben, spitze Ohren hab ick ja....hihi... Aber ick schweife ab. Das mit dem überführsorglich sein ist echt nicht so toll. Ick meene, guckt euch ma dit Märchen mit Dornröschen an. Kennste? Gut. Dat der Daddy alle Spindeln im janzen Lande verbrennen lässt. Aus Überfürsorglichkeet. Son Idiot. Besser hätte er seiner Tochter den vernünftigen Umgang mit sonem Ding beigebracht. Dann wäre nämlich nix passiert, die Gute hätte sich nicht jestochen und keener wäre ins Koma jefallen. Und sie hätt auch nicht den dösigen Prinzen heiraten müssen, der hundert Jahre braucht, um sie zu retten... echt jetzt, sich beim Küssen Zeit zu lassen ist ja ganz cool, aber doch keene hundert Jahre...!!! Aber ick schweife schon wieder ab. Wat ick sagen wollte... Ach ick hab n Faden verlorn. Ick guck den beiden einfach ma noch n bissken zu. Wat die wohl noch so... heute Nacht...??? Na bis denne. Ick hab zu tun. Ciao Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)