Nimm mein Herz und führe mich von DieLadi ================================================================================ Kapitel 12: In der Sommerhitze: Buletten und Männergespräche ------------------------------------------------------------ Einige Tage gingen ins Land, und das Zusammenleben von Jako und Marti spielte sich ein. Man muss sich an alles neue erst gewöhnen, und das tägliche Zusammensein war für beide neu. Und auch die ... nun, nennen wir es mal Rollenverteilung war neu. Doch es spielte sich ein, klappte gut und machte Spaß. Felix war der einzige, der spürte, dass in der Beziehung der beiden manches etwas anders lief. Immerhin wohnte er mit ihnen unter einem Dach, erlebte sie tagtäglich. Und da blieb das nicht aus. Gut, Frodo lebte auch in diesem Haushalt. Aber Frodo, wenngleich der gutherzigste Mensch, den man sich vorstellen kann, war von solch optimistischem, kindlich- fröhlichem Naturell, dass er Probleme erst dann bemerkte, wenn sie ihn ansprangen. Und hier ging es ja nicht mal um Probleme, sondern einfach um etwas, das eben irgendwie anders war. Felix hatte keinerlei Zweifel, dass die beiden Frischverlobten unglaublich glücklich miteinander waren. Sie waren sich ähnlich genug, um zusammenzupassen, und doch verschieden genug, um sich gegenseitig als Persönlichkeit achten und lieben zu können. Sie waren fürsorglich zueinander, konnten miteinander lachen, reden, diskutieren; sich trösten, sich halten ... Da stimmte einfach alles. Und doch gab es da etwas, das Felix nicht verstand. Und er wollte es verstehen. Denn immerhin war er Jakos ältester, bester Freund. Und außerdem, nun ja, war er auch ein bisschen neugierig. Neugier ist ein seltsames Tier. Wirf ihr ein paar winzige Happen hin – und sie wird riesengroß und hungrig. Gib ihr genug, um sich sattzufressen ... und sie wird winzig klein und immer kleiner und verpufft in einem Wölkchen aus Befriedigung. Ein ausgewachsenes Exemplar der bunt gescheckten mitteleuropäischen Neugier umschlich ihn, auf der Suche nach Atzung. Jako hatte Marti im Flur nochmal gedrückt. „Tschüss, mein Verlobter“, sagte er mit einem Lächeln. „Tschüss, mein zukünftiger Gatte“, hatte der geantwortet, ihn noch mal geküsst und war aus dem Haus gegangen. Er machte sich auf den Weg zu seinem Synchronsprecher-Job, der ihn derzeit ganz schön forderte. Jako hatte heute erst später Uni, und da das neueste Musikprojekt mit Felix abgeschlossen war und sie beschlossen hatten, bis zum Beginn des nächsten ein paar Tage Pause zu machen, hatte er Zeit. Er schlenderte in die Küche, um sich noch einen Kaffee zu gönnen. In der Küche traf er auf Felix. „Na, schon auf?“ „Ja, Jako. Bin aufgestanden, damit wir mal ein bisschen Zeit haben. Ich möchte gerne mit dir reden.“ „Okay, was gibt’s?“ Felix zögerte. Er wusste nicht so recht wie anfangen. „Also, Jako, ich wollte wissen, ob bei dir und Marti alles läuft.“ Ach, daher wehte der Wind. Jako kannte Felix lange und gut genug, um zu verstehen, was der auf dem Herzen hatte. „Felix, es läuft alles bestens. Und mir ist klar, warum du fragst. Du möchtest wissen, warum Marti z.B. gestern, als Freunde ihn zu 'ner Party eingeladen haben, erst fragend zu mir geschaut, und auf mein Nicken gewartet hat, bevor er zugesagt hat.“ Felix lächelte. Offensichtlich war er für seinen Freund leicht zu durchschauen. „Felix, um es mal vorwegzunehmen, das ist eine ganz private Sache zwischen Marti und mir. Aber da ich dich kenne, war mir klar, dass du das bemerkst und dann kein Blatt vor den Mund nimmst. Darum habe ich bereits mit Marti gesprochen, und er fand es okay, dir zu erzählen, was da zwischen uns geschieht.“ Und er erzählte. Wie Marti sich gewünscht hatte, von ihm durchs Leben geführt zu werden. Wie er Marti diesen Wunsch erfüllte. Wie es zum ersten Streit gekommen war. Wie sie im Anschluss an den Streit alles für sich noch mal auf den Punkt gebracht hatten. Wie Marti es am Schluss geschafft hatte, das ganze so zu formulieren, wie es für sie beide sein sollte: „Du entscheidest, und ich gehorche.“ Felix atmete hörbar aus. Und dann fragte er: „Und – wie geht es dir damit?“ „Felix, ich bin der glücklichste Mann auf Erden. Ich bin Marti riesig dankbar, dass er mir gezeigt hat, wie ich wirklich bin.“ Er lächelte den erstaunten Freund an. „Du weißt ja, ich hatte vorher schon Beziehungen, zu Frauen ... na ja, man probiert sich halt aus ... und auch Männern. Ich hab auch schon geliebt ... aber immer hat was gefehlt. Ohne dass ich gewusst habe, was.“ Er schloss einen winzigen Moment lang die Augen. „Durch Marti weiß ich jetzt, dass es dieses Spiel aus Dominanz und Hingabe war. Du musst dir das mal vorstellen: Dieser Mann, ein großartiger Künstler, eine starke und vielseitige Persönlichkeit, der sich durchsetzen kann, wenn nötig, der so sehr er selbst ist, so energiegeladen und voller Fröhlichkeit, eine Kämpfernatur, ein Powerbündel ... dieser tolle Mann legt sein Herz in meine Hände. Schenkt sich mir. Gehorcht mir. Das ist so unglaublich. So schön. Und ... ich habe damit meinen Platz im Leben gefunden. Kannst du das verstehen?“ Felix nickte langsam. Ja. Er konnte es verstehen. Es wäre in keinster Weise seine Art zu lieben. Aber er konnte sich gut genug in andere hinein fühlen, um zu verstehen, dass sein Freund, der gerade einen richtigen Seelenstriptease hingelegt hatte, rundum glücklich war. Er war zufrieden, denn es lag ihm verdammt viel an Jako. Und die buntgescheckte, mitteleuropäische Neugier hatte ihren letzten Seufzer getan. Der Abend dieses Tages brachte einen müden und erschöpften, aber zufriedenen Marti nach Hause. Jako hatte nicht viel zu tun gehabt; die Semesterferien standen vor der Tür, Klausuren und dergleichen waren durch, es ging alles etwas ruhiger zu. Er hatte daher beschlossen zu kochen. Hashtag #altmodisch, dachte er grinsend, und brachte unter Felix' fachkundiger Anleitung ganz passable Buletten mit Kartoffelpüree und Kohlrabigemüse auf den Tisch. Marti staunte Bauklötze, als er sich zum Essen setzte und das Ganze tatsächlich schmeckte. „Der Typ hat direkt häusliche Qualitäten“, flüsterte er Felix zu, jedoch so, dass Jako es hören musste. „Ich glaube, den sollte ich mir warmhalten.“ „Mach das“, flüsterte Felix zurück. „Vielleicht ist er noch frei und du kannst ihn heiraten.“ Sie brachen in Gelächter aus, und dann ließen sie es sich schmecken. Die zwei Verliebten verbrachten die Nacht in Martis Zimmer. Wie immer vorm Einschlafen lagen sie Arm in Arm und besprachen die Dinge des Tages. Marti erzählte von seinem Job. Jako schilderte urkomisch die Schwierigkeiten des Kartoffelschälens. Aber schließlich brachte er zur Sprache: „Felix hat mich heute angesprochen.“ „Okay ...“ „Na ja, du weißt ja, wie er ist. Er will alle und jeden um sich herum glücklich sehen.“ „Und - wie hat er es aufgenommen?“ „Ich glaube, er hat jetzt verstanden, warum wir beide bei dem Wort 'altmodisch' so verklärt grinsen!“ Marti musste lachen. „Na dann ist ja alles gut!“ „So“, sagte Jako, und schmunzelte. „Jetzt wollen wir doch mal testen, wie gehorsam du bist.“ Marti zog eine Augenbraue hoch. Was kam denn jetzt? „Marti, ich befehle dir, mich zu knutschen!“ Der Angesprochene grinste. „Und wenn ich jetzt mal ganz renitent werde und das nicht tue?“ „Dann wird mein Zorn fürchterlich sein. Ich werde ich dich zu Boden knutschen! Muhahaha!“ Und er ließ den Worten die Tat folgen. Der Sommer gab sich richtig Mühe und zauberte eine unglaublich schöne Sommernacht. Und Marti und Jako wussten sie nutzen. Oh ja. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)