Nimm mein Herz und führe mich von DieLadi ================================================================================ Kapitel 6: Unter der Frühlingssonne: Risotto und Rotwein -------------------------------------------------------- Zwei Wochen Später. Es war Freitagabend, und die beiden hatten sich einige Tage nicht gesehen. Es war halt viel zu tun gewesen, der Alltag forderte sein Recht, die Arbeit, das Studium, die Musik... Nun jedoch war Marti hibbelig und aufgeregt, denn gleich würde Jako kommen. Und übers Wochenende bleiben. Zwei Nächte und zwei Tage hätten sie nun Zeit füreinander. Marti war vor einer halben Stunde nach Hause gekommen und erst einmal duschen gegangen. Nun rubbelte er sich die Haare trocken und grinste zufrieden. Unter der Dusche hatte er sich ... nun ja ... der Vorfreude hingegeben. Er huschte in sein Zimmer und zog sich an. Er war gerade soweit, als es klingelte und Jako freudestrahlend in der Tür stand. Marti zog ihn herein und drückte ihn an sich. Gleich in der Tür gab es den ersten langen Kuss. Jako sah erschöpft aus. In Martis Zimmer warf er sich lang aufs Bett, streckte sich, gähnte herzhaft und sagte: „Oh Mann, ich bin echt fertig.“ Marti hatte sich auf seinen Lieblingshocker gesetzt, mit überschlagenen Beinen, zupfte eine leise Melodie auf seiner Gitarre und betrachtete den vor ihm ausgestreckten, in seinen Augen so wunderschönen Jako. Die langen, seidenglatten Haare, das feingeschnittene Gesicht, der schlanke, ja fast zarte, und doch so kraftstrotzende Körper. Wow. Marti wurde ganz warm. Er liebte diesen Anblick und hätte ihn stundenlang betrachten können. „Jako?“ „Ja?“ „Ich habe total Lust, heute Abend noch was ganz verrücktes zu machen.“ „Was denn?“ „Ich würde gern mit dir zusammen kochen. Für uns und die Jungs.“ Ja, dachte Jako. Wenn wir zwei Experten kochen, das wäre tatsächlich völlig verrückt. Wir haben nämlich beide keine Ahnung davon. „Ich habe ein Rezept ausgedruckt. Ein Risotto, ich glaub das ist nicht so schwierig, wir müssten noch eben einkaufen, um die Ecke im Bioladen kriegen wir alles, und ...“ „Marti ...“, unterbrach Jako. „Ich möchte das gern verschieben. Bin zu k.o.“ Marti schluckte, und dann nickte er. „Okay.“ Marti zupfte weiter auf der Gitarre. Und summte. Und lächelte Jako an. Und wirkte vollkommen zufrieden. „Marti?“ „Ja?“ „Alles okay?“ „Ja, wieso?“ „Nicht sauer?“ Marti sah erstaunt auf. „Nö, worüber sollte ich sauer sein?“ „Na weil ich heute nicht mehr mit dir kochen möchte.“ Marti legte die Hand auf die Saiten, so dass sie aufhörten zu klingen. „Weißt du Jako, ich habe das ziemlich ernst gemeint. Ich möchte meine Hände in deine legen und dir die Führung überlassen.“ Jako fühlte eine angenehme Wärme in sich aufsteigen. „Das heißt für mich“, sagte Marti, „dass eben du entscheidest. Nicht bei großen, wichtigen Dingen, da treffe ich Entscheidungen so, wie ich es für richtig halte. Aber bei allem anderen. Bei ... ich zitiere einen mir bekannten, langhaarigen Musiker: bei dem ganzen Alltagsscheiß.“ Er grinste. Wurde dann aber wieder ernst. „Du entscheidest. Und ich ...“ Das Wort, das er eigentlich benutzen wollte, brachte er, ganz untypisch für ihn, nicht über die Lippen. „... akzeptiere deine Entscheidungen. Auch wenn sie mir mal nicht gefallen. Das gehört dazu.“ Er atmete tief aus. „Ich fühle mich unheimlich geborgen dabei.“ „Du bist unglaublich“, sagte Jako. „Und auch ich habe das ernst gemeint. Ich möchte dich … führen, und dir die Geborgenheit schenken, die du brauchst. Das macht mich glücklich, weißt du? Ich muss mich allerdings erst ein bisschen daran gewöhnen.“ Marti begann wieder zu zupfen und sang leise. Er war sich bewusst, dass er Jako eine ganz schöne Bürde auf die Schultern legte. Aber Jako hatte nicht gezögert, sie anzunehmen, im Gegenteil, es hatte ihn glücklich gemacht. Hatte dieser wunderbare Mann eigentlich eine Ahnung, wie groß das Geschenk war, das er ihm, Marti, machte? Er fühlte sich tatsächlich zutiefst geborgen. Marti sang nun mit geschlossenen Augen. Jako hörte gebannt zu. Hatte dieser großartige Mann überhaupt eine Ahnung, wie groß das Geschenk war, das er ihm da machte? Marti schenkte ihm ein solch endloses Vertrauen, dass es Jako fast den Atem nahm. Und er beschloss, dieses Vertrauen niemals zu enttäuschen, und niemals, wirklich niemals zu missbrauchen. Und niemals einfach um seiner Bequemlichkeit oder seines Vorteils Willen auszunutzen. „Marti?“ „Ja?“ „Du wirst mir jetzt bitte einen Kaffee machen, der meine Lebensgeister ein bisschen weckt. Und danach gehen wir einkaufen, okay? Aber sag den Jungs Bescheid, dass sie sich vorsichtshalber die Nummer vom Pizzadienst hinlegen ...“ Marti strahlte, legte die Gitarre an ihren Platz, gab ihm einen liebevollen Kuss und sauste aus der Tür. „Jungs, alle mal herhören!“, rief er und wartete, bis Rick und Dominik aus ihren Zimmern schauten. „Jako und ich kochen nachher! Für uns alle zusammen! Freut euch auf nie da gewesene Genüsse! Und sagt bitte auch Steve Bescheid!“ „Okay“, sagte Dominik. „Schätze, wir brauchen die Nummer vom Pizzaservice.“ „Und die vom Rettungsdienst“, ergänzte Rick. „Blödmänner!“, rief Marti und verschwand in der Küche. Kurze Zeit später fauchte die Kaffeemaschine. Auf dem Rückweg vom Bioladen mussten sie die letzten Meter rennen. Die Frühlingssonne ging schlafen. Kaum hatte sie die Augen zu, als ein paar freche Wolken sich zusammentaten, um einen Frühlingsregen zur Erde zu schicken. Sie taten ihr bestes, um das frische Grün in Parks und Gärten einmal gründlich zu putzen, damit es am nächsten Tag im Sonnenschein wieder um so schöner glänzen konnte. Das Kochen machte Spaß. Jako schälte den grünen Spargel. Er schaute Marti an und leckte sich die Lippen. „Ich liiiebe Spargel ...“, hauchte er. „Bisschen dünn, die Stangen“, kicherte Marti. „Vielleicht gibt es ja dickere zum Nachtisch?“ „Blödmann!", rief Marti. „Konzentrier' dich!“ Und warf ihm ein Geschirrtuch an den Kopf. Sie schnibbelten, kochten, probierten, und dabei neckten sie sich. Und natürlich gab es zwischendurch immer mal wieder einen Kuss. Jako war ehrlich froh, sich aufgerafft zu haben. Die Müdigkeit war verflogen, und er genoss das gemeinsame W erkeln. Hand in Hand. Es klappte prima. Am Ende schmeckte das Risotto gar nicht schlecht. Gut, es war ein wenig zu weich gekocht, und das Gemüse hätte knackiger sein können. Aber für den ersten Versuch war es gar nicht übel. Das musste sogar Rick zugeben, als sie später gemeinsam um den Tisch saßen und aßen. Dazu gab es einen Rotwein. Das passte zwar nicht wirklich, aber es schmeckte ihnen. Es wurde ein lustiger Abend. Als sie später, nachdem sie ihren ... Nachtisch genossen hatten, Arm in Arm auf Martis Bett lagen, sagte Marti: „Ich liebe dich.“ „Ich dich auch. Und Danke.“ Marti zog die Augenbrauen hoch. „Danke? Wofür?“ „Dafür, dass du einfach du bist.“ Und er küsste ihn, lang und innig. Marti seufzte zufrieden. Die Welt war in Ordnung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)