Nimm mein Herz und führe mich von DieLadi ================================================================================ Kapitel 4: Unter der Frühlingssonne: Bekenntnisse und Eis --------------------------------------------------------- Körperliche Betätigung macht hungrig. Auch diese Art von ... körperlicher Betätigung. Es war inzwischen früher Nachmittag, und sie lagen Arm in Arm auf Jakos Bett. Martis Magen knurrte vernehmlich. Jako musste schmunzeln. „Hey“, sagte er und kitzelte Martis Bauch. „Ich hab auch ziemlichen Hunger. Sollen wir raus gehen? Und irgendwo was leckeres essen? Ich meine, es ist so schön draußen.“ „Ja, prima!“, rief Marti begeistert und sprang aus dem Bett, schnappte seine Sachen und sauste in Richtung Dusche. Jakos Grinsen wurde breiter. Marti konnte einfach nichts in langsam und dezent. Egal was er machte, immer sprang er rum wie ein Gummiball, war aufgedreht, platzte fast vor Energie. Nur wenn er seine Musik machte, dann erfasste ihn eine Ruhe und Versunkenheit, die auch Jako kannte. Als wäre er losgelöst von allem um ihn herum. Nur noch zutiefst verbunden mit seiner Musik und sich selbst. Jako spürte gerade mal wieder, wie sehr er diesen Mann aus tiefstem Herzen liebte, und zwar einfach alles an ihm. Einige Zeit später saßen sie gemeinsam auf einer Bank im Park. Zwischen ihnen standen leergegessene Pappschachteln. Sie hatten keine Lust auf ein Restaurant gehabt, und sich daher ein paar nette Sachen vom China- Imbiss geholt und gemütlich auf der Parkbank gespeist. Nun waren sie beide gesättigt und fühlten sich rundum wohl. Ein Augenblick tiefen inneren Friedens. Vielleicht der richtige Augenblick, dachte Marti, um über unausgesprochene Dinge zu reden. „Jako?“ „Ja?“ Marti packte das Pappzeug zu einem Stapel zusammen und versenkte es in den Papierkorb neben der Bank. Dann kuschelte er sich in Jakos Arm. „Ich würde gerne reden. Über ... na ja ... gestern.“ „Okay.“ Jako schluckte trocken. Und setzte an: „Marti, es tut mir so leid, was ich ...“ „Sch .. nicht ... nicht entschuldigen. Alles ist okay. Du musst dich für nichts entschuldigen. Aber es belastet dich, das merke ich, und daher sollten wir darüber reden.“ Ja. Jako empfand in diesem Augenblick einfach nur Dankbarkeit. Dafür, dass Marti wieder einmal im richtigen Augenblick genau das richtige sagte... und tat. Oh mein Gott, in ihrem Freundeskreis galt Jako als der feinfühligere in der Beziehung. Die hatten ja alle keine Ahnung. „Okay“, sagte Jako. „Aber wie fang ich dann an?“ „Am besten erklärst du mir einfach, warum du dich so mies gefühlt hast. Ganz genau verstanden hab ich das nämlich nicht.“ „Marti, es geht mir scheußlich damit, wie schlecht ich dich behandelt habe. Ich habe dir weh getan. Ich habe dich … geschlagen ... Und ...“ Den nächste Gedanken konnte er nicht aussprechen. Es ging nicht. Er schwieg. „Puuuh.“ Marti atmete tief aus. Dann nahm er Jakos Hand und küsste sie sanft. Grinsend sagte er: „Du und mir weh getan? Mit diesen Samtpfötchen?“ Er sah Jakos Geschichtsausdruck und wurde wieder ernst. „Sorry“, sagte er, „Ich nehme deine Sorgen durchaus ernst.“ Er holte tief Luft. „Also Jako, du hast mir nicht wehgetan. Körperlich schon mal gar nicht. Meine Güte, ich hab ja kaum was gespürt.“ Irgendwo ganz hinten in seinem Kopf schreckte ein Gedanke aus dem Schlaf, reckte sich und streckte sich und piepste leise: Was ein kleines bisschen Schade ist ... „Na ja und seelisch auch nicht. Ich meine, du liebst mich, das weiß ich. Und du könntest niemals absichtlich etwas tun, was mir ernsthaft wehtut. Und das, was da geschehen ist, hab ich als Herumalberei empfunden, als Spiel, nicht als geschlagen werden.“ Jako sah nicht überzeugt aus. Also redete Marti weiter. „Na ja, rein technisch gesehen war es das vielleicht. Aber ich habe es nicht so empfunden. Ich hatte dich unbedingt ablenken wollen, und in dem Moment, wo du aufgesprungen bist, hab ich gewusst, jetzt hab ich dich. Ich hab mich also diebisch gefreut in diesem Augenblick. Der Klaps auf den Hintern hat mich dann komplett überrascht, aber … na ja ...“ Jetzt war es an Marti, nicht mehr weiter zu wissen. Ein paar Minuten Schweigen. Dann setzte er wieder an. „Also Butter bei die Fische. Es hat mir gefallen, verdammt noch mal.“ Er spürte, wie ihm das Gesicht knallrot anlief. Das nächste flüsterte er. „Es hat mich irgendwie angemacht.“ Jako schnappte nach Luft. Er hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit. Er selber hatte seine Gefühle nicht so klar ausdrücken können, aber Marti hatte ihm den Weg geebnet. „Mich auch. Und das ist es, was mich so fertig gemacht hat.“ Er war unendlich erleichtert, dass er es hatte aussprechen können. Sie kuschelten sich noch enger aneinander, und waren froh, sich nichts mehr verschwiegen und sich so endlos vertraut zu haben. Marti schmunzelte ihn an. „Wir sind schon zwei Idioten, oder?“ „Ich glaub, ich bin der größere ...“ „Nein, ich!“ „Nein ich!“ Am Ende gipfelte es in fröhlichem, befreiendem Gelächter. Als sie beide sich wieder etwas eingekriegt hatten, sagte Jako: „Was mir die ganze Sache klargemacht hat, ist, dass wir unsere Beziehung nicht als selbstverständlich nehmen sollten. Sondern uns immer wieder darum bemühen.“ „Und eben vor allem miteinander reden, Herr Joiko!“, sagte Marti mit gespielter Strenge. „Ja“, sagte Jako. „Glaub mir, das werde ich so schnell nicht wieder vergessen.“ „Ghuuut ... “ „ Wo wir gerade so dabei sind, so offen und ehrlich wie nie zuvor zu reden ... Ich hab da noch was, was ich loswerden möchte“, sagte Marti. „Aber das kommt nachher. Jetzt will ich ein Eis. Und Laufen. Ich brauche Bewegung.“ Er stand von der Bank auf, zog Jako zu sich hoch. Er wuschelte ihm durchs Haar, zog ihn zu sich heran und küsste ihn leidenschaftlich. Jako erwiderte den Kuss und seufzte zufrieden. „Du bist unglaublich, Marti Fischer. Ich liebe dich so sehr. Versprich mir bitte, dass du nie anders wirst, okay?“ „Ich versuchs“, lachte der. „Und du musst mir auch was versprechen“. „Was?“, fragte Jako. „Versprich mir, dass wir uns immer mindestens so sehr lieben, wie jetzt in diesem Augenblick! Dass du immer an meiner Seite sein wirst, und nie aufhörst, mich zu lieben!“ Seine Augen schimmerten feucht, und auch Jako, der ihn ganz fest an sich drückte, blinkerte ein paar Tränen weg. „Ich verspreche es“, hauchte er. Marti seufzte zufrieden. „Und noch was“, sagte Marti nach einigen Minuten, und Jako hörte ein Kichern. „Nämlich?“ „Sorg einfach dafür, dass immer genug Eiswürfel in den Eisfächern sind!“ Er brach in schallendes Gelächter aus, und dann rannte er einfach los, in Richtung des Parkcafés. Seine überschäumende Energie war einfach nicht mehr zu bremsen. Die Frühlingssonne, die beide die ganze Zeit beobachtet hatte, wischte sich mit einer kleinen Wolke die Tränen der Rührung aus den Augen. Sie kitzelte Jakos Nase, damit er niesen musste und wieder ein bisschen zu sich kam. Jako setzte sich in Bewegung und lief ihm hinterher. Mein Gummiball, dachte er, mein Energieblitz. Du bist die Würze meines Lebens. Ich würde verkümmern und sterben, wenn du mich nicht mehr lieben würdest. Eine Welle tiefer Zuneigung überflutete ihn, und er war glücklich, zutiefst zufrieden und im Reinen mit sich und der ganzen Welt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)