Out Of The Darkness von YouLi ================================================================================ Kapitel 4: ----------- „Nein, nein, nein“, hörte Oswald wie aus weiter Ferne. Es war wie im Traum. Eine leise, aber doch so unglaublich verzweifelte Stimme. „Nein, nein nein...nenn mich nicht so...ich bin kein Psychopath...ich bitte dich...bitte nenn mich nicht so!“ Wo war er? Und wen sollte er wie nicht nennen? Ein kleiner Teil in seinem Bewusstsein erinnerte ihn daran, dass er die Stimme kannte. Oswald brauchte eine Zeit, seine Sinne zusammenzukratzen. Das war Ed.   „Ed?“, fragte er in die Dunkelheit und griff neben sich. Der andere lag neben ihm, im gleichen Bett. Sein Pyjama war durchgeschwitzt und er flehte zusammenhangslose Sätze. Alarmiert drehte Oswald sich nun vollständig zu dem anderen und griff nach seinem Gesicht. Es war nass. Weinte er etwa?   „Ed! Ed, wach auf“, rief er leise. „Ed! Edward! Das ist nur ein Traum!“ Langsam kehrte seine Erinnerung zurück und er wusste wieder, dass sie zusammen in einem Bett schlafen wollten, weil Ed sich fürchtete alleine hier zu schlafen. „Nenn mich nicht so! Ich bin normal! Bitte!“, stammelte er ununterbrochen und wand sich unruhig umher. „Ed!“, rief Oswald wieder und griff erneut nach dessen Gesicht. „Hör mir zu! Es ist okay! Du bist normal! Aber bitte wach auf!“ Sein Bitten war eindringlich, sein Griff um Edwards Gesicht fest. Voller Sorge betrachtete er in der Dunkelheit das verzerrte Gesicht und hoffte, dass er aufwachen würde. Plötzlich rollte sich Ed auf ihn und er bekam kaum Luft. „Bitte nenn mich nicht so!“, rief er wie im Wahn, seine Augen waren aufgerissen und einzelne, warme Tränen tropften auf Oswalds Gesicht. Edward weinte! Er wollte etwas sagen, den anderen trösten, ihn festhalten, aber Schock lähmte ihn und er konnte sich nicht rühren. Der andere lag mit dem ganzen Gewicht auf ihm, nahm ihm den Atem und den Verstand. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen, zu plötzlich war das geschehen und zu merkwürdige Gefühle überfluteten ihn. Hitze strömte brennend durch seine Adern und alles was er wollte, war den anderen zu beschützen. Doch plötzlich legten sich Eds Hände um seine Kehle. Fest und eisern. Verdammt! Oswalds Augen weiteten sich erschrocken. Er hatte kaum Kraft in den Händen, wenn Edward mit dem ganzen Gewicht auf ihm lag. „Ed...rd“, krächzte er und versuchte sich zu wehren. „Eee..dd...ich bin's...Os...wld...“ Edward weinte nur noch hilfloser. „Bitte, ich bitte dich hör auf. Ich habe das für dich getan! Ich liebe dich!“ Oswalds Kehle schnürte sich immer weiter zu, er bekam keine Luft mehr, seine Finger krallten sich verzweifelt in Eds würgende Hände, doch bei dem letzten Satz erstarben seine Wehrversuche. Edward liebte ihn? Plötzlich wusste er nicht mehr, wie man sich bewegte oder wie man um sein Leben kämpfte. „Ich habe das für dich getan, weil ich dich liebe, Kristen.“ Ein Blitz fuhr durch Oswalds Körper und auf einmal jagte ein Stromstoß durch seinen Arm.   „Runter von mir!“, brüllte er aus Leibeskraft und stieß Edward mit einer Wucht, die er nicht von sich kannte, von sich. Haltlos rutschte Ed von der Bettkante und fiel mit einem lauten Poltern auf den Boden. Geschockt griff Oswald sich an die Kehle und hustete sich den Schock von der Leber. „Oswald? Oswald?“, rief eine verschlafene Stimme vom Boden aus und der Attackierte stellte entsetzt fest, dass auch er geweint hatte. Aber nicht aus Angst. 'Weil ich dich liebe, Kristen.' Die Worte schallten laut und hässlich in seinen Ohren wider. „Oswald, oh Gott, oh nein! Was hab ich getan!“ Edward kam hastig auf das Bett und griff nach seinem Freund. „WEG VON MIR!“, schrie dieser heiser und schlug die Hand des anderen entschieden weg. „Oswald“, flüsterte Edward betroffen. „Oh Gott, es tut mir so leid. Was hab ich nur getan? Was hab ich nur getan?“, fragte er dem Wahn nahe und Oswald versuchte einen klaren Kopf zu behalten. In der Dunkelheit erkannte er, dass Edward wie paralysiert auf seine eigenen Hände starrte.   „Was hab ich getan, was hab ich getan? Sie hatte recht, ich bin ein Monster!“ Ungeduldig schnalzte Oswald mit der Zunge. „Du bist kein Monster!“, erwiderte er energisch und zog den anderen wieder zu sich. „Du bist kein Monster“, flüsterte er wieder und hielt Edward fest an sich. Obwohl er selbst geschockt und verletzt war, er brachte es nicht übers Herz den anderen so zu sehen. „Doch!“ , schluchzte Ed. „Kristen hatte recht, ich bin ein Monster.“ Der bekannte Name aus Eds Mund versetzte Oswald einen schmerzvollen Stich, aber er versuchte gefasst zu bleiben. Ed brauchte ihn! Das war in erster Linie der Grund, wieso sie überhaupt zusammen in einem Bett schliefen. „Du bist kein Monster. Ich habe Dinge gemacht, die du dir nicht im Traum vorstellen kannst.“ „Ich bin ein Psycho, ich bin krank!“ „Sieh mich an! Sieh mich an, Ed!“ Oswald musste mehr Kraft anwenden, um Eds Kinn hoch zu drücken, damit dieser ihn ansehen konnte. „Hör mir zu, Edward! Ich habe viel Schlimmeres getan als du. Wenn du ein Psycho bist, dann bin ich ein Monster! Wenn du krank bist, dann bin ich nicht mehr zu retten!“ Kurz hielt Ed inne, er zitterte immer noch wie Espenlaub, doch er schien in der Realität angekommen zu sein. „Aber du hast noch nie jemanden getötet, den du geliebt hast“, wisperte er gebrochen. Da war es wieder, dieses Wort, das Oswald Bauchschmerzen bereitete. Ich liebe dich, Kristen. „Das liegt vermutlich daran, dass ich noch nie jemanden geliebt habe“, meinte er ruhig und hielt den anderen immer noch fest. Urplötzlich wurde Ed still. „Du hast noch nie jemanden geliebt?“, fragte er leise in die Dunkelheit. „Nein.“ Oswald legte nun seine Arme beschützend um ihn, damit er sich beruhigen würde. „Du hast noch nie eine Freundin gehabt?“ „Nein.“ „Und einen Freund?“ „Auch nicht.“ Er wusste nicht, warum er so etwas Privates dem anderen offenbarte, aber zum einen hatte er das Gefühl, dass Edward sich so beruhigen würde. Und zum anderen glaubte er, dass sie wirklich Freunde waren. „Aber deine Mutter, du hast sie geliebt!“ „Natürlich, über alles.“ „Und du würdest sie nie umbringen.“ „Ja...aber im Prinzip habe ich sie umgebracht.“ „Aber nicht mit deinen eigenen Händen! Jemand anders hat sie getötet! Sie ist vielleicht wegen dir gestorben aber nicht durch dich!“ Oswald schluckte und seine Arme, die den anderen beschützend festhielten und sanft wiegten, zitterten. Es schmerzte, über seine Mutter nachzudenken. Wunden rissen wieder auf und er holte tief Luft. „Ja“, sprach er langsam. „Aber ich! Ich hab sie wirklich umgebracht!“ Verzweifelt hob er seine Hände in die Höhe und betrachtete sie, als würde er sich vor ihnen fürchten „Ich bin ein Monster!“     „Edward!“, rief Oswald seiner Ungeduld nun sehr nah. „Jeder von uns hat eine dunkle Seite.“ Seine Stimme wurde wieder etwas sanfter, einfühlsamer. „Ich weiß nicht genau, was passiert ist. Aber ich kann es mir ziemlich gut vorstellen. Sie hat von deiner anderen Seite erfahren, oder sie gesehen – und sie nicht akzeptiert.“ Er spürte, dass der Körper in seinen Armen zitterte und er hielt ihn fester an sich gedrückt. „ Aber Ed, ich würde das nie tun. Ich würde dich nie von mir stoßen, egal wie dunkel oder gefährlich deine Seite auch sein mag. Bei mir musst du keine Angst vor Abweisung haben“, betonte er aufrichtig und drückte seine Lippen vorsichtig auf das braune, verschwitzte Haar. Es blieb lange Zeit still, nur das schwere Atmen der beiden Männer war zu hören. Das Zittern von Eds Körper ließ langsam nach und Oswald schloss beruhigt seine Augen. Es war, als ob endlich Frieden eingekehrt war und er lächelte in die Dunkelheit hinein. Bisher hatte er nur seine Mutter so gehalten, aber er musste zugeben, dass sich Ed gut in seinen Armen anfühlte. Natürlich und so vertraut. „Oh Gott, Oswald! Ich habe dir weh getan!“ Jäh wurde die friedliche Stille unterbrochen. Sofort machte Ed sich von Oswalds Umarmung los und schaltete die Nachtlampe an. Oswald presste zischend seine Augen zusammen, um sich vor dem schmerzenden Licht zu schützen, während sich Ed bestürzt seinen Hals besah. „Nein, nein, nein“, flüsterte er panisch und schlug sich die Hände über den Mund. 'Nicht schon wieder!', dachte Oswald. „Ich hab dir wehgetan, ich hab dich fast umgebracht!“, hauchte der Forensiker bestürzt. Bei diesen Worten lachte Oswald schallend los. Irritiert blickte Edward ihn aus großen, braunen Augen an.   „Mein lieber Ed, ganz ehrlich, nichts gegen dich oder deine körperliche Kraft, aber ich habe in meinem Leben schon weit, weit mehr überlebt als ein wenig Würgen.“ Ed verstummte und streckte nach einer langen Schweigeminute seine zitternde Hand aus. Oswald hatte keine Angst. Er schloss sogar seine Augen.   „Siehst du, Ed? Ich vertraue dir. Du bist nicht krank. Und du kannst mich auch nicht töten.“ Er spürte die zitternden Finger an seinem wunden Hals und schmiegte sich sogar gegen diese zarte Berührung. Er hörte, wie Ed nach Luft schnappte. Ein kurzes Grinsen zuckte über seine Lippen. „D..Darf ich?“, hauchte er so leise, dass man es kaum verstand und Oswald nickte ohne zu zögern. „Mach aber das Licht aus“, verlangte er leise. Seine müden Augen schmerzten von dem Licht und er sehnte sich nach der Intimität vor wenigen Momenten zurück. Ed tat wie ihm befohlen und dann näherten sich seine zitternden Finger wieder seinem Hals. Zärtlich fing er an, Oswalds Hals zu streicheln und eine Gänsehaut jagte dessen Arme hinab. Er hielt die Luft an und versuchte zu verbergen, wie sehr ihn das aufwühlte. Mit Gewalt hatte er kein Problem, er war sie zu einem gewissen Maßen sogar gewöhnt. Aber das hier? Das war er nicht gewohnt. Nicht im Geringsten. Das war ihm ganz neu und auf irgendeine Weise schien es auch unwirklich. Er wurde noch nie so berührt. So zärtlich und fast schon liebevoll. Am liebsten würde er den anderen abweisen, aber er wusste ganz genau, dass Ed dann wieder einen Anfall bekommen und denken würde, dass er krank war. Doch das hier war ganz und gar nicht krank. Das war normal. Mit der Ausnahme, dass sie keine Liebhaber waren. Verzweifelt biss sich Oswald auf die Lippen, als Edward ihn weiter streichelte und dann griff er selbst nach dem Hals des anderen.   Zärtlich fuhren seine Finger die Formen von Eds Hals nach und liebkosten die weiche Haut. Sein Herz schlug nun so, dass er glaubte es würde aus der Brust springen. Aber er konnte jetzt nicht aufhören, Ed war noch nicht stabil. Er hörte dessen stoßweises Atmen, das an ein schwaches Schluchzen erinnerte.   „Darf ich fester?“, fragte er wispernd und Oswald nickte. Verdammt, was machte er hier? Eds Finger schlossen sich nun ganz vorsichtig um seine Kehle und er tat es ihm gleich. Sie saßen sich gegenüber, sahen sich in der Dunkelheit in die Augen und würgten sich gegenseitig. Das war irre. Und doch liebte Oswald jede Sekunde davon. Ein leises Aufzischen erfüllte die Stille und alle Nackenhärchen stellten sich bei Oswald auf. War das.. ein erregter Laut? Vorsichtig übte er mit seiner Hand mehr Druck auf Eds Hals aus und da war es wieder. Das leise Zischen, wie ein Seufzen. Da konnte Oswald selbst einen kleinen Laut nicht zurückhalten. Ed sah das als Zeichen der Bestärkung und drückte noch etwas fester zu. Oh Himmel. Verzweifelt biss sich Oswald nun auf die Lippe, so fest, dass er schon Blut schmeckte. Noch nie im Leben hatte er so etwas erregendes gespürt. Sie mussten aufhören, unbedingt! Aber Ed dachte gar nicht daran. Mit seiner freien Hand zog er Oswald ohne große Mühe auf seinen Schoß, sodass sich ihre Nasenspitzen berührten und sie sich tief in die Augen schauen konnte. Oswalds Herz brannte vor Begierde und langsam, je weniger Luft er bekam, schalteten sich seine Gehirnzellen aus. Edwards heißer Atem brandete gegen seine Lippen und er hielt ein verzweifeltes Grollen zurück. Das Gefühl von Edwards delikatem Hals in seiner Hand und dessen fester, massierender Hand an seiner Kehle trieb ihn an den Rand des Wahnsinns. Es war die purste Form von Vertrauen. Gegenseitigem Vertrauen.   „Oswald“, raunte Edward gegen seine Lippen und Oswalds Hand krallte sich nun mit seinen Fingernägeln in die zarte Haut. „Ed“, stöhnte er leise und Edward schlang seinen freien Arm um Oswalds Taille. Oswalds freier Arm hielt sich an Eds Rücken fest. Er saß nun tiefer in seinem Schoß und ihre Oberkörper pressten sich gegeneinander. Sie atmeten die Luft ein, die der jeweils andere ausatmete. Ihre Lippen kribbelten und die Luft um sie herum war spannungsgeladen. Diese innige Umarmung und das gegenseitig Würgen veränderte sie beide. Bei beiden regte sich etwas und sie spürten es. Oswald saß in Eds Schoß, wie konnte er das nicht spüren? Ein heißer Nebel legte sich auf seine Gedanken und alles was er tun wollte, war den anderen zu küssen. Er wollte seinen Lebensatem mit Ed teilen, zu einem werden, verschmelzen. Gerade in diesem Moment lockerte sich die Hand um seine Kehle und er konnte wieder atmen. Langsam lockerte er auch seine Hand und hielt sich stattdessen mit beiden Armen an Eds Rücken fest. Eds Arme streichelten liebevoll sein Ohr, seinen Rücken und dann hielten sie sich ganz fest umarmt.   „Alles okay?“, hauchte Ed, scheinbar wieder beruhigt in Oswalds Ohr. Seine Stimme klang heiser und auch Oswalds Kehle fühlte sich rau an, weswegen er nur nickte. „Und bei dir, Ed? Geht es dir besser?“, fragte er kurze Zeit später, nachdem er versuchte seine Sinne wieder zusammen zu kratzen. Seine Stimme war kratzig und brüchig, doch er fühlte sich das Gengenteil davon. Er fühlte sich seltsam vollkommen. „Ja, dank dir, Oswald.“ Sie legten sich zurück in die Matratze, ließen sich aber nicht los. Oswald spürte Edwards Herz fest gegen seine Brust schlagen. Flach atmend hörte er auf Eds Atem. „Alles ist gut, Ed. Du tust mir nicht weh“, nuschelte er gegen seinen Hals und musste sich zurück halten, die Stelle nicht zu küssen. „Ich weiß, Oswald. Das würde ich nie.“, nuschelte Ed leise und diese ehrlichen Worte begleiteten ihn in seine Träume.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)