Earth Post War- The Switchers von Fandalite ================================================================================ Kapitel 36: Schrei ------------------ Die Zeit vergeht quälend langsam und Arkan- oder besser gesagt Keshim spricht nicht mehr mit mir. Nicht einmal seine Emotionen erreichen mich. Er scheint ganz in seine eigene Welt versunken zu sein, genauso wie ich selbst. Immerhin habe ich mich inzwischen wenigstens wieder halbwegs beruhigt oder besser gesagt eben soweit wie es unter Anbetracht der Umstände gerade noch möglich ist und gleichzeitig genug um mich selbst wieder ein wenig zu spüren. Mein Schädel pocht nach wie vor und mein Magen ist leer aber das ist nicht das Schlimmste sondern der Durst. Meine Zunge fühlt sich pelzig an und klebt mir am Gaumen während die Kehle staubtrocken ist und bei jedem Atemzug brennt. Aber niemand bringt uns etwas zu essen oder auch nur einen Schluck Wasser. Natürlich dringen trotzdem immer Geräusche von oben zu uns hinunter. Von Zeit zu Zeit höre ich auch Nina, wenn sie weint oder schreit weil die Terroristen sich wieder einen ihrer Späße mit ihr erlauben und weiß dadurch zumindest dass sie noch lebt . Aber mit Justins aufmerksamen Blicken auf mir verhalte ich mich ganz still. Er starrt mich an mit einem hässlichen Grinsen auf den Lippen während das fahle Licht der Taschenlampe unheimliche Schatten auf seine grausige Fratze malt und spielt dabei die ganze Zeit mit einem Taschenmesser. Lässt die leicht angerostete Klinge heraus schnellen und klappt sie wieder zurück. Klipp, klapp, klipp, klapp, klipp, klapp. Immer und immer wieder und ohne es zu wollen fixiere ich mich auf dieses Geräusch. Es bohrt sich regelrecht durch meinen Gehörgang bis in meinen Schädel und setzt sich schließlich in meinem Gehirn fest wie ein makaberes Mantra und ich fühle, je mehr ich dem inneren Drang mich einfach nur von all dem Schrecklichen um mich herum abzuschotten nachgebe schließlich wie alles in mir zum Stillstand zu kommen scheint. Je mehr Zeit vergeht,desto ruhiger werde ich. Schließlich verblasst sogar mein ganzer Zorn. Angst und Trauer fühlen sich mit einem Mal merkwürdig stumpf an. Wie ein müder Abklatsch echter Gefühle. Das einzige, dass stattdessen mehr und mehr in den Vordergrund rückt und alles andere überdeckt ist Kapitulation. Die pure Essenz der Hoffnungslosigkeit die sich gleich einer emotionalen Totenstarre in mir ausbreitet denn schließlich , das wird mir von Sekunde zu Sekunde mehr klar, werde ich diesen verdammten Keller hier nicht mehr lebend verlassen. Keshim werden sie foltern bevor er schließlich an Kandronmangel stirbt. Der deutsche Mainpool wird in wenigen Stunden vollkommen zerstört werden. Mindestens vierzig Yirks und ihre Wirte werde dabei sterben und ich... Na ja gut , ich meine natürlich, Yirkanische Hinrichtungen laufen in der Regel immer langsam und damit verbunden auch auf jede erdenkliche Art qualvoll ab denn in ihren Augen ist der Tod an sich nicht die Strafe sondern die verdiente Erlösung nach dem der Schuldige für sein Vergehen angemessen gebüßt hat. Ich weiß das besser als jeder andere schließlich hat Keshim mir noch in unserem ersten Jahr auf mein neugieriges Drängen hin eher wiederwillig von der langsamsten Tötung eines durch den hohen Rat verurteilten Verräters erzählt der er jemals beigewoht hatte. Das Martyrium hatte länger als zwei Wochen gedauert und am Schluss hatte der Angeklagte alles gesagt was man von ihm wissen wollte einfach nur um endlich sterben zu dürfen denn Yirks halten herzlich wenig von "im Zweifelsfall für den Angeklagten", jahrelanger Inhaftierung oder " würdigen Alternativen" für Täter und die meisten verhöhnen selbst wenn sie vollintegrierte Mitglieder unserer irdisch-westlichen Gesellschaft geworden sind hinter vorgehaltener Hand sogar unsere Art der Rechtsprechung oder bezeichnen es schlicht als Shigveehara was auf gut deutsch in etwa soviel heißt wie " den Dreck umarmen ". Das beste Beispiel dafür ist Shalif die obwohl sie ein sehr öffentliches Leben in der "oberen Welt"führt und als Sprecherin der "deutsch-yirkanischen Gemeinde" sogar regelmäßig im Fernsehen auftritt oder mit hohen Würdenträgern und Politikern wie Angela Merkel am selben Tisch sitzt nicht einmal ein Geheimnis aus ihrer Meinung macht. Yirks haben also weder Verwendung noch ein Verständnis für Anwälte, Gefängnisse oder Gesetzbücher, da das einzelne Wesen wenig bis kaum etwas zählt. Allerdings bin ich auch kein Yirk. Deshalb werden mich die Switcher einfach nur kurz und schmerzlos töten da sie bestimmt keinen Sinn darin sehen ein dummes Tier zu quälen denn mehr sind wir Menschen nicht für sie. Ich bin ein Nichts. Sozusagen nur ein Werkzeug ihres ehemaligen Kameraden und absolut niemand, nicht einmal ein Mensch verschwendet seine Zeit an die Waffe eines Täters. Niemand interessiert sich dafür einen Gegenstand zu bestrafen. Deshalb wird mein Tod, wenn ich ihn schon nicht verhindern kann zumindest nicht zur Qual werden. Sie werden es nicht genießen mich sterben zu sehen und es wird einfach vorbei sein-Wahrscheinlich . Trotzdem ist der Gedanke daran sterben zu müssen dadurch kein bisschen leichter zu ertragen und auch als ich mich nach Stunden kaum noch wach halten kann, bin ich felsenfest davon überzeugt nicht einschlafen zu können aber irgendwann breche ich einfach zusammen und versinke in einen von nichtssagenden Traumfetzen durchzogenen unruhigen Schlaf. Allerdings wird mir das erst klar als ich plötzlich erschrocken hochfahre und merke, dass mir schrecklich kalt ist. Die Taschenlampe liegt nun vor Justins Füßen während der Nothlit selbst immer noch beinahe regungslos vor mir an die gegenüberliegende Wand gelehnt auf dem kalten nackten Boden sitzt . Allerdings scheint er, obwohl er sein Messer immer noch in der Hand hält, jetzt wenigstens zu schlafen denn sein rundliches Kinn liegt auf seiner Brust. Gleichzeitig hat er seine Augen geschlossen und schnarcht in einer beinahe unerträglichen Lautstärke. Aber trotzdem habe ich zum ersten Mal seit meiner Entführung andere Probleme als die Switcher. Denn was genau es ist das mich geweckt hat kann ich beim besten Willen nicht sagen. Nur, dass es weniger war wie aufwachen sondern viel mehr wie ein Hochschrecken. Ein unangenehmes aber trotzdem nicht näher definierbares Gefühl. Angespannt lausche ich in die Dunkelheit und ich höre... Nichts!. Bis auf ein undefinierbares Geräusch, dass Gemurmel aber ebenso gut ein Radio sein könnte dringt kein Geräusch zu mir herunter und ich frage mich, ob es nun eine günstige Gelegenheit wäre es noch einmal zu versuchen. Ich könnte Justins Messer nehmen und dazu die Autoschlüssel solange er schläft. Ich könnte versuchen mich aus dem Haus zu schleichen und durch den Wald bis zum Wagen zu gelangen denn selbst wenn sie mich erwischen sollten habe ich im höchsten Fall nur Schläge zu befürchten. Sie werden mich nicht töten solange Keshim sich noch lebend in mir befindet und schlussendlich ist wenn ums Überleben geht selbst ein verzweifelter Versuch besser als gar keiner. Mit diesen Gedanken robbe ich langsam und vorsichtig über den staubigen Boden. Meinen Blick fest auf das Taschenmesser gerichtet einfach um ein Ziel vor Augen zu haben und an nichts weiter denken zu müssen als an diesen einen, ersten Schritt. Wie im Zeitraffer strecke ich die Hand aus und halte gleichzeitig den Atem an. Flirrende Staubkörnchen die von meinen Kriechbewegungen aufgewirbelt worden sind tanzen im flackernden Lichtkegel der Taschenlampe. Sie beleuchtet den Raum nur noch schwach. Über Justins Gesicht läuft ein Zucken. Wie ein Hund im Traum fletscht er sogar kurz die Zähne,wirft den Kopf herum und grunzt. Mein Herz rast. Es schlägt mir bis zum Hals und gleichzeitig habe ich das Gefühl mich jeden Moment übergeben zu müssen aber trotzdem bewegt meine Hand einfach weiter. Schließlich berühre ich das Messer mit den Fingerkuppen. Endlich!. Mein Gott!. Es ist so angenehm kühl auf meiner vor Nervosität und Angst verschwitzen Haut!. Sanft fasse ich es mit den Fingerspitzen. Ziehe leicht daran und halte inne als sich der Griff der Hand etwas verstärkt. Wieder murmelt Justin etwas im Schlaf. Lauter diesmal und es klingt seltsamerweise wie "nein". Er versteift sich und seine Lider flackern aber ich schenke dem keine Beachtung und widme mich wieder wie hypnotisiert eisern meiner Aufgabe. Schließlich nehme ich auf den Ellbogen abgestützt sogar die andere Hand zur Hilfe um die Waffe von den klobigen Fingern ihres Besitzers zu befreien. Ein Zentimeter, zwei Zentimeter...Fünf.... Fast!. Jetzt!.Gleich!.... Der erste Schritt ist beinahe geschafft!. In Gedanken überlege ich schon fieberhaft in welcher Hosentasche er vielleicht den Autoschlüssel haben könnte als plötzlich und ohne Vorwarnung etwas geschieht dass meinen Plan von jetzt auf gleich vollkommen zunichte macht: Justin reißt die Augen auf!. Hasserfüllt starrt er mich an und instinktiv ziehe ich mich blitzschnell zurück um zumindest fürs Erste außerhalb der Reichweite seiner massigen Arme zu sein. Doch das ist vollkommen unnötig wie sich im nächsten Moment herausstellt denn er bewegt sich nicht einmal einen Millimeter und es ist auch nicht nur Hass in diesem Blick denn er ist starr auf mein Gesicht gerichtet. Dabei scheinen die Augäpfel beinahe aus ihren Höhlen zu treten wie bei einem Wahnsinnigen in Todesangst und dann , ohne jede Vorwarnung kappt ihm auch noch die Kinnlade runter . Eine einzelne Träne läuft ihm über die Wange und er schreit... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)