Kyōtsū no mirai - Die gemeinsame Zukunft [Sesshomaru x Kagome] von Kibo-kamichan ================================================================================ Kapitel 9: Verwirkte Zukunft ----------------------------   Sesshomaru seufzte leise, während er noch einmal der Miko nachsah. Sein kleiner Bruder hätte sich wirklich eine bessere Freundin aussuchen können. Warum war diese Frau nur so gehässig? »Sesshomaru…, werde ich wirklich bestraft?«, fragte Kagome, die ihren Kopf an seinen nackten Rücken lehnte. Er seufzte, spürte, dass ihr Kopf glühte. Das war gar nicht gut. Er drehte sich und hob seine kleine Schwester mit Schwung auf seine Arme, die fast schon kreischend ihr Handtuch festhielt. Schluckend betrachtete sie ihren Bruder, wie er sie so einfach durch die Gegend trug, als wäre es das Normalste der Welt. »Ja, es gibt Gesetze, doch du hast aus Notwehr gehandelt, auch wenn es eher ein Unfall war. Dieser Youkai hat nachträglich noch versucht, dich zu verletzen.« Sie nickte und atmete tief durch, als er sie schon auf ihr Bett absetzte und die junge Frau ihr Handtuch etwas zurecht schob. Ihre Augen waren leicht trüb und dunkel. Das blau strahlte nicht mehr. So oft hatten ihre Augen ihn schon an das Meer erinnert, was er nur noch selten zu Gesicht bekam. Es strahlte schimmernd in der Sonne, das Licht tanzte darauf, wenn es ein schöner Tag war, jedoch verdunkelte es sich, wenn die Sonne nicht schien und ein Sturm tobte, wie in ihren Augen. Gerade fühlte er sich, als würde er in dem Sturm ihrer Augen untergehen und immer tiefer versinken. Er beugte sich unbewusst über sie und stierte in ihre Augen. Nicht nur sie war in diesem Sturm gefangen, suchend nach dem rettenden Leuchtturm, sondern auch er. Sesshomaru wusste nicht, was sich nun ändern würde. Es stimmte, Kagome hatte ihre Kraft nicht unter Kontrolle und sie schien zu wachsen. Es hatte bisher noch nie eine solche Situation gegeben, in der sie wirklich in Gefahr gewesen war, weswegen es ihnen nie aufgefallen war, doch jetzt… Jetzt würde man womöglich die Wahrheit ergründen, dass sie nicht ihrer Familie angehörte und sie eine starke heilige Kraft besaß. Das würde dazu führen, dass ihre Zukunft besiegelt war. In dieser Zeit wurde man nach seinen Fähigkeiten eingeteilt. Er hatte immer gehofft, dass seine kleine Schwester freie Wahl hätte, da sie so deklariert worden war, dass sie keine Mächte besaß. Sesshomaru wusste von seinem Vater, dass ihre Mutter in der Revolte damals starb und er selbst wollte nicht, dass ihr das gleiche Schicksal wiederfuhr. Der ganze Schrein war an nur einem Tag ausgelöscht worden. Sein Vater gab sich bis heute daran die Schuld, doch nicht ihn traf die Schuld, sondern Sesshomarus Mutter, die es angezettelt hatte. Sesshomaru schluckte. Kagome wich ein wenig zurück und landete auf den kühlen Laken. Ihr langes nasses Haar verteilte sich auf den Kissen, während er mit dem Knie aufs Bett stieg und seine Arme neben ihrem Gesicht abstütze, nur um sie weiter zu betrachten. Kagome würde alles auf die Schnelle lernen müssen, sie würde sich entscheiden müssen. Wahrscheinlich würde sie für den Erhalt der Barriere sorgen oder müsste wie er draußen kämpfen, um den Wall zu schützen. Es war eine sehr wichtige Aufgabe, doch egal wie stark sie waren, kamen manchmal Dämonen, die so mächtig waren, dass auch ihre Reihen schrumpften und meist waren es erst die sterblichen, die nicht überlebten. Er schluckte, beugte sich herab und lehnte seine Stirn an ihre. Seine kleine Schwester würde in den Krieg ziehen müssen und würde ihr Leben eines Tages verlieren, wenn er Pech hatte. Vielleicht könnte ihr Vater etwas regeln, doch auch wenn es noch seine Herrschaft war, gab es Regeln, die sie zusammen beschlossen hatten… »Kagome, hör mir zu«, sprach er und verlor sich immer tiefer in ihren Augen, während sie einfach still und starr unter ihm lag. »J…ja?«, fragte sie leicht rot und verstand nicht, was er da machte. Sie war es nicht gewohnt, dass ihr Bruder sie so ansah. Seine goldenen Augen verängstigten sie, weil so viele Funken darin tanzten. Er schien zu überlegen und etwas zu suchen. Am liebsten hätte sie sich an den Lichtfunken festgehalten, die ihr klar machten, dass er über alles Bescheid wusste. »Deine Macht war gestern sehr groß. Sollten sie dich zwingen, den Außenring zu schützen, melde dich für die Erhaltung der Barriere. Du bist nicht für den Kampf geschaffen.« Überrascht sah sie in seine Augen. Ihr Bruder war im Kampf, machte eine Ausbildung zu einem General. In der Schule hatten sie die Geschichte schon oft durchgenommen. Bald wäre die Zeit, den weiteren Weg aller zu entscheiden. Damals, vor der Katastrophe, vor ihrer Geburt, hatten alle frei wählen können, da sich die Population erholt hatte, doch jetzt, wo sie hier eingesperrt waren, gab es wieder Regeln. Menschen bekleideten oft die einfachen Berufe, wie auch schwächere Dämonen, während starke Dämonen und Menschen mit heiligen Kräften, den Wall beschützten. Natürlich erhielten sie viele Sondervergütungen, wurden geehrt und hatten mehr Rechte, als andere, weswegen Sesshomaru auch keinen Ärger bekommen würde, was Hitens Prügel anging, doch genauso gefährlich war es. Kagome schluckte, als sie an Sesshomarus Anfangszeit dachte, als er eines Tages im Regen gesessen hatte. Er hatte sich das Haar gerauft und wollte nicht reinkommen, bis sie mit einem Schirm zu ihm ging und ihren Bruder umarmte. Es hatte gedauert, doch dann hatte er erzählt, was auf dem Schlachtfeld passiert war. Ein Hinterhalt und da er unachtsam gewesen war, war wegen ihm eine Priesterin gestorben. Kagome schluckte. Oft hatte sie ihn dort im Regen gesehen, zumindest in seinem ersten Jahr, doch dann hatte er sich geändert, war härter geworden, kälter geworden. Natürlich war er zu ihr immer liebevoll, doch wenn er da rausging, wurde er anders. Sesshomaru kämpfte für seine Familie und seine Kameraden da draußen. Ihr Herz zog sich zusammen. Verständlich, dass er wollte, dass sie die Mauer nur schützte. Sie selbst wusste nicht, was sie tun würde, wenn er nicht mehr heim kam… »Versprochen, ich werde mich um die Mauer kümmern.« Sesshomaru nickte und sah sie ernst an. »Kagome, es tut mir sehr leid.« »Das muss es dir doch nicht«, flüsterte sie und umarmte ihren großen Bruder, zog ihn auf sich, auch wenn es ihr ein wenig peinlich war. Der junge Mann keuchte und sog ihren Duft ein, während sein Herz hämmerte. Nun wurde sein Ziel immer wichtiger. Dieser Krieg musste enden, damit seine Schwester überleben könnte. Seine Lippen berührten kurz ihren Hals, verharrten dort, bevor er sich löste und ihr Haar aus dem Gesicht streichelte. Sie blickten einander noch einmal tief in die Augen, bevor er von ihr ging und ihre Hände löste. »Zieh dich an, Schwesterchen, unser Vater kommt bald. Du solltest ihm nicht so begegnen.« »Ja«, flüsterte sie noch und sah zu, wie er ihr Zimmer verließ, bevor sie sich anzog und ihre Haare föhnte. Er machte sich Sorgen um sie und sie verstand es auch. Jemand wie sie war auf dem Schlachtfeld ganz falsch. Weder war sie sportlich, noch könnte sie den Tod eines Kameraden verkraften. Der Gedanke, dass Sesshomaru sterben könnte, war schon schrecklich. Wenn es auf dem Schlachtfeld geschah, würde sie verharren und… Kagome kamen die Tränen, als sie nur daran dachte. Nein… Bisher hatte sie noch keinen Gedanken daran verloren, was sie später machen wollte, doch das war jetzt sowieso egal, denn man würde ihr nun einen Weg weisen. In dem Moment wünschte sie sich, dass man die Zeit zurückdrehte. Wenigstens war sie nun ein wenig vorbereitet, wenn ihr Vater kam, doch wie sollte ihr Leben nun aussehen?   Die junge Frau sah unsicher in den Spiegel. Gestern hatte sie noch gefeiert und heute? Heute war es eine komplett neue Welt. Alles hatte man verdreht. »Papa…«, murmelte sie, als die Tür sich öffnete. Doch es war nicht Touga, sondern Inu Yasha, ihr Zwillingsbruder, der seufzend die Tür schloss und zu ihr ging. »Inu?« »Kikyou hat es mir gerade erzählt…« »Was hat sie erzählt?«, fragte Kagome hastig und zitterte leicht. Diese Frau sollte ruhig sein… »Dass du wohl eine Miko bist.« Sie atmete tief durch und streichelte über ihren schwarzen Rock, den sie sich angezogen hatte. Des Weiteren trug sie ein schwarzes T-Shirt. Es war einfarbig, ohne Aufdruck. Ihr war einfach danach gewesen. »Ja und? Sesshomaru meinte, ich werde wohl die Mauer erhalten müssen oder im Außenring kämpfen…« Er seufzte und sprang halb aufs Bett, bevor er sie in die Arme zog. »Kagome… Du wirst nicht kämpfen, das weißt du oder?« »Das meinte unser Bruder auch…«, brummte sie und schmiegte sich an. Ihr Bruder tat oft arschig, war aber ein ganz lieber, wenn es um so etwas ging. »Ich musste versprechen, dass ich mich um die Mauer kümmere.« Inu Yasha seufzte leicht und küsste die Stirn seiner Schwester, die wahrscheinlich gar nicht seine Schwester war, doch das hatte ihr Bruder wohl noch nicht verraten. Kikyou hatte ihm erklärt, dass sie sehr wahrscheinlich nicht mit ihnen verwandt war, doch auch wenn nicht, würde sie immer seine Schwester bleiben. »Brav. Papa ist gerade heimgekommen. Du sollst zu ihm runterkommen. Tut mir übrigens leid, dass Kikyou dich so angefahren hat. Es nervt sie ein wenig, wie unser Vater deine Abstammung vertuscht hat, während ihr Schicksal schon seit langem besiegelt war.« Kagome blickte auf und zwinkerte ein paar Mal, als Inu Yasha ihr Haar kurz wuschelte und in ihr Ohr flüsterte: »Kikyou ist jetzt 18, sie ist eine Kriegerin. Sie lernt seit Jahren die Kriegskünste und musste alles hinter sich lassen.« Das Herz der schwarzhaarigen Frau hörte kurz auf zu schlagen. »Sie ist eine Kriegerin? Aber… ihre …« »Ihre Überlebenschance ist gering. Auch wenn Menschen nicht so viele Dienstjahre ableisten müssen, überleben sehr wenige.« »Aber du liebst sie doch!«, meinte sie hastig und vergaß schon ganz ihren Vater, der auf sie wartete. War seine Freundin deswegen so gemein zu ihr gewesen? Wäre das nicht passiert, hätte man es weiter geheim gehalten, hätte Kagome nicht dieses Schicksal erwartet… »Ja, das tue ich, weswegen ich mich auch für den Kriegsdienst eingetragen habe. So kann ich sie ein wenig beschützen, falls wir im gleichen Gebiet patrouillieren.« »Du hast was? Aber… aber!« »Sieh es doch mal so, wenn du die Barriere schützt und wir da draußen sind, suchen wir uns ein Haus am Außenrand und können immer noch zusammen sein.« Kagome drückte sich eng an ihren Bruder. Anscheinend kämpfte ihre ganze Familie an der Front. Ihr Vater herrschte natürlich, aber kämpfte auch. Nur ihre Mutter hatte nicht diese Pflicht, weil sie die Frau des Herrschers war und schon längst das Dienstalter überschritten hatte. Auch hatte sie keine besonderen Fähigkeiten, wodurch sie nur Kanonenfutter wäre. Schluckend löste sie sich und sah ihren Bruder tief in die Augen. Fast schien es ihr schon feige, sich in der Mauer zu verstecken, während ihre Familie tapfer kämpfte, doch würde sie es wahrscheinlich gar nicht erst packen. Es tat ihr schon fast im Herzen weh, dass sie sich immer weniger sehen würden, doch anscheinend war so das Leben. »Wir sollten runter…« »Ja, Schwesterherz«, flüsterte der Hanyou noch, bevor er sich von ihr löste und mit ihr nach unten ging, wo sogar Kikyou stand, die den Herrscher fast schon wütend ansah. Auch Sesshomaru war da, saß am Tisch und hatte die Hände gefaltet. Ob ihr Vater ihn geschimpft hatte, dass das passiert war? Kagome fürchtete sich vor dem Gespräch, doch musste sie es führen, musste sich entscheiden und ihre Träume aufgeben, doch der Gedanke, den Inu Yasha ihr geschenkt hatte, dass sie so gar nicht so weit von einander entfernt waren, gab ihr Mut. Unsicher stellte sie sich vor ihren Vater und verneigte sich, bevor sie in seine goldenen Augen blickten, die weich und liebevoll waren, besorgt und traurig, bevor sie sich verhärteten, wie auch seine Gesichtszüge. Sesshomaru schien aufstehen zu wollen, doch sein Vater bedeutete ihm mit der Hand, sitzenzubleiben. Das musste sie allein schaffen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)