Ein anderer Strang der Zeit von Ruka_S_Orion (Erster Teil - Das Ende einer Ära) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Serenitys Finger trommelten ungeduldig auf den Armlehnen ihres Throns. Sie war angespannt. Letztendlich hatte sie sich doch überreden lassen. Dennoch plagte sie ein seltsames Gefühl, das sich in ihrem Unterbewusstsein eingenistet hatte und ihre Gedanken verschleierte. Sie wusste, Endymion hatte Recht. Black Moon hatte es in seiner finsteren Form nie gegeben. Sie selbst hatte schon vor Jahrhunderten verhindert, dass böse Mächte auf den edlen Prinzen mit weißem Haar Einfluss hätten nehmen können. Und trotzdem war sie nervös. Stimmen erklangen im angrenzenden Korridor. Lauter werdende Schritte kündigten den hohen Besuch endgültig an. Serenity erhob sich. Die Stimmen wurden deutlicher. Wie viele Jahre war es nun schon her? Sie schloss ihre Augen und atmete tief durch. Als das weite Tor des Saals geöffnet wurde, sah sie wieder auf. Ihr Gemahl trat zuerst ein, lächelnd. Aber als er seine Königin sah, wandelten sich seine Gesichtszüge. Fast besorgt blickte er ihr entgegen. Auf ein leichtes Nicken ihrerseits hin, verflüchtigte sich seine Anspannung jedoch sofort. Schließlich trat er zur Seite und bat den Besucher mit einer ausschweifenden Geste herein. „Ich danke Euch.“ Anmutig verbeugte sich Prince Diamond vor Endymion. Dann wandte er sich der Königin zu. Er schluckte. Viel hatte er von der bildschönen Majestät gehört, von ihrer Güte und ihrer Offenheit. Doch irgendetwas in ihrem Blick ließ ihn beinahe zurückschrecken. Langsam schritt er auf sie zu. Einige Meter vor ihr blieb er stehen. Er kniete nieder. Ihre Aura erdrückte ihn fast. Ihr Licht schien ihn zu lähmen. Sein Herzschlag beschleunigte sich. Ungeduld wollte sich in ihm ausbreiten, als er endlich die erlösenden Worte hörte: „Willkommen, Prince.“ Diamond wagte nicht, ihr in die Augen zu sehen. Trotzdem schaffte er es, zu antworten: „Ich danke Euch für diese Audienz, meine Königin. Verzeiht mir mein unbeholfenes Auftreten, meine… Unsicherheit. Ich hörte von Eurer Ausstrahlung. Jedoch hätte ich mir nie ausmalen können, wie überwältigend sie wirklich ist.“ Serenity legte sich ein seichter Rotschimmer auf ihre Wangen. Abermals sammelte sie sich in einem langen Atemzug. „Ich denke nicht, dass Ihr nur gekommen seid, um mir zu schmeicheln, Prince Diamond. Was führt Euch her?“ „Ich weiß nicht recht, wo ich beginnen soll… Ich will nicht undankbar erscheinen.“ „Das werdet Ihr nicht“, versicherte Endymion von der Seite aus. Der Prinz warf ihm einen flüchtigen Blick zu. Schließlich erklärte er: „Die Provinzen, die meiner Familie zugewiesen wurden… Versteht mich bitte nicht falsch, ich danke Euch für Euer Vertrauen! Es ist mir eine Ehre, dass Ihr Teile Eures Reiches in unsere Hände legtet, aber…“ Er brach ab. Serenity wartete kurz. Dann stieg sie die wenigen Stufen des Emporiums herab. Erneut schöpfte sie Sicherheit aus Endymions Anwesenheit. Ihre Augen visierten erst ihn, dann den Gast an. Mit leicht gehobenen Brauen und einem auffordernden Nicken schenkte sie dem Prinzen Souveränität, sein Anliegen endlich vorzubringen. „Es reicht nicht“, sprach dieser geradeheraus. „Unseren Ländereien fehlt es an Bodenschätzen, unsere Wirtschaft bricht zusammen, die Arbeitsmoral unserer Untertanen lässt mehr als nur zu wünschen übrig. Wie soll unser Volk so zu Wohlstand kommen?“ Auf der Stirn der Königin bildeten sich Sorgenfalten. „Wie kam es dazu, Diamond? Unser Reich ist riesig. Doch die anderen Provinzen scheinen sehr gut zurecht zu kommen. Wo liegt die Ursache für diese Missstände?“ Prince Diamond schluckte bei dem scharfen Tonfall der Majestät. Eindeutig suchte sie die Schuld allein bei ihm. „Unser Land liegt weit von Crystal Tokyo entfernt, meine Königin. Der strahlende Wohlstand der Metropole reicht kaum bis dorthin.“ „Was wollt Ihr damit sagen?“, unterbrach Serenity ihn. „Gebt Ihr mir die Schuld für die Probleme, die Ihr allein nicht zu bewältigen schafft?!“ Der Prinz machte einen Schritt zurück. Obgleich Serenity ein gutes Stück kleiner als er war, konnte ihre Ausstrahlung dennoch einschüchternd wirken. „Verzeiht mir, so habe ich das nicht gemeint“, wehrte er ab. „Ich meinte nur, Eure Macht, die in weiten Teilen Eures Weltreiches den Wohlstand fördert, wirkt sich kaum auf mein Land-“ „Du zweifelst an meiner Macht?“ Erneut brachte Neo Queen Serenity ihren Untertan zum Schweigen. Der Prinz erhob beschwichtigend die Hände, schüttelte seinen Kopf, wich weiter zurück. „Sicher ist es nicht das, was Prince Diamond sagen wollte“, warf Endymion ein. Er trat näher an die Aufgebrachte heran und legte seiner Geliebten eine Hand auf die Schulter. Sein ruhiger Blick fixierte ihren empörten. „Vielleicht wäre es sinnvoller, würde er seine Worte zunächst in Ruhe ordnen. Lassen wir diese Audienz nicht wegen Missverständnissen aus dem Ruder laufen.“ Lächelnd sprach er an den Gast gewandt weiter: „Ihr habt eine lange Reise hinter Euch. Ruht Euch aus. Sammelt Eure Gedanken. Wir suchen morgen nach einer Lösung für die Probleme in Eurem Land.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)