Blurred von YukiKano ================================================================================ Kapitel 14: Kapitel 12 ---------------------- Es war weit Kaiba hatte sein Auto die Straße hinunter geparkt. Es war ein kleiner, schnittiger Zweisitzer. Ein Sportwagen, der so überhaupt nicht zu ihm passte. Der fiel im Straßenverkehr gar nicht auf und stand im krassen Gegenteil zu seinem sonst so protzigen Auftreten! »Ich hatte irgendwie etwas anderes von dir erwartet!«, sagte ich und rümpfte die Nase. »Irgendetwas protzigeres!« »Ich glaube du solltest dich nicht beschweren. Sonst fährst du im Kofferraum mit!«, brummte Kaiba und ging zur Fahrerseite. Ich prustete los. »Du kannst mir drohen, so viel zu willst, ich habe keine Angst vor dir!« Kaiba zog eine Augenbraue hoch. »Sieht so ein Schlaganfall aus oder gehört das zu deiner angeborenen Behinderung?« Einen Moment verwirrten mich seine harten Worte, doch dann streckte ich ihm frech die Zunge heraus. Wie es in den Wald hineinschallt, so schallt es wieder hinaus! »Das ist Teil meiner Belustigung – genau wie du!«, sagte ich. »Pass auf Hund, sonst läufst du zur Villa!« »Das würdest du eh nicht zulassen! Du würdest dich in den Büschen verstecken und schauen, dass ich mich an deinen bescheuerten Vertrag halte! Blöder Kontrollfreak!«, entgegnete ich unbeeindruckt. »Ich habe wichtigeres zu tun und außerdem habe ich mich in diesem erbärmlichen Viertel schon lange genug den Blicken irgendwelcher Papparazzi ausgesetzt und will keine Sekunde länger hier sein!« »Als ob sich hier irgendein Papparazzi in den Büschen versteckt«, brummte ich und verdrehte die Augen. Der Papparazzi, der sich hierhin verirrte, konnte nur von der Umweltschutzzeitung sein, auf der Suche nach Umweltsünden, die sie anschließend der Regierung vorwerfen konnten! Ich wusste, dass Kaiba meine Worte gehört hatte und das er gerne etwas darauf erwidern wollte. Aber ich setzte mich ins Auto, bevor er sich etwas passendes überlegen konnte. Er musste mir nicht in jeder Sekunde zeigen, dass sein IQ wesentlich höher angesiedelt war, als meiner – das war mir auch ohne seine schlauen Sprüche klar! Und außerdem gab es wesentlich schlimmere Bezirke in Domino, als die Arbeitersiedlung am Gewerbehafen. Zum Beispiel im Nordosten von Domino, direkt neben den alten Fabriken. Sie wurden alle, eine nach der anderen dicht gemacht, weil die Regierung alle verfügbaren Mittel in den Ausbau des Hafens gesteckt hatte. Die Wohnsiedlung der Arbeiter, wurde von Woche zu Woche leerer. Ein paar der Bewohner, ergatterten einen Job im Hafen und bekamen eins der schönen Reihenhäuser. Alle anderen blieben in der Siedlung zurück und mussten miterleben, wie sie den Gangs und kriminellen Banden zum Opfer fiel. Ich hatte mich mal dorthin verirrt, als mein Fahrrad kaputt war und ich den Bus nehmen musste. Und ich konnte nicht glauben, was ich dort sah. Drogen-Deals mitten auf der Straße. Freizügige, käufliche Frauen an jeder Straßenecke. Männer, die sich bei Tageslicht gegenseitig Waffen an den Kopf hielten und weit und breit kein einziger Polizist. Wer hier wohnte, musste vermutlich täglich um sein Leben fürchten. Ich war fast zwei Stunden orientierungslos durch die Straßen dort geirrt und hatte mir vor Angst beinahe in die Hosen gemacht, wenn mir jemand entgegengekommen war. Ich wollte dort nie wieder hin. Im Vergleich zu den Menschen dort, war selbst mein Vater ein Engel! Kaiba startete wortlos den Wagen und lenkte ihn in Richtung Villa. Irgendwie war es komisch direkt neben ihm zu sitzen und zu schweigen. Es gab kein Radio, was mich nicht wirklich wunderte. Kaiba hielt Musik bestimmt für eine unzumutbare Belästigung, die seine Konzentration minderte. Die Karre war auch so hochmodern, dass nicht einmal die Klimaanlage Geräusche machte. Es war sterbenslangweilig! Und die Fahrt würde noch eine ganze Weile dauern, denn wir waren in den Feierabendverkehr geraten und standen gerade im Stau auf der Schnellstraße. Ich sank tiefer in den Sitz und betrachtete eine Weile die Häuser, an denen wir im Schritttempo vorbeifuhren. Und dann fielen mir die Augen zu. Als ich sie wieder öffnete, stand der Wagen im Vorgarten der Kaiba-Villa. Ich blinzelte den Schlafsand aus den Augen und streckte mich, so weit das in diesem Schuhkarton überhaupt möglich war. »Wie lange sind wir schon da?«, gähnte ich. »Ein paar Minuten.« Sofort war ich hellwach. »Warum weckst du mich nicht?« »Ich hatte noch ein wichtiges Telefonat«, antwortete Kaiba ausweichend. »Würdest du dann bitte aussteigen!« »Kommst du nicht mit?«, fragte ich verwirrt und runzelte die Stirn. Wenn er gedacht hatte, dass wir schon alles geklärt hatten, dann hatte er sich aber gewaltig geschnitten. Mit seinem „Du gehst mir nicht aus dem Kopf, bist aber trotzdem nervig“ gab ich mich nicht zufrieden! Und außerdem mussten wir noch klären, wie das mit uns weitergehen sollte … »Ich muss nochmal in die Firma!«, antwortete Kaiba reichlich spät auf meine Frage. »Kannst du das nicht auf morgen verschieben oder schnell von deinem Arbeitszimmer aus erledigen?« Ich wollte mich nicht anhören wie die verzweifelte Ehefrau eines Workaholics, aber, dass ich es tat, war mir dann doch recht egal. »Nein, Wheeler! Es gibt Dinge, die sich nicht aufschieben lassen und die Arbeit geht immer vor – daran kannst du dich schon mal gewöhnen!«, entgegnete er abweisend. Ich verzog das Gesicht. »Und wann klären wir das mit uns?« Kaiba stöhnte genervt. »Warum wollen unterbemittelte Menschen immer stundenlang über irgendwelche unrelevanten Themen diskutieren?«, fragte er spöttisch und schüttelte den Kopf kurz. »Ich habe dir vorhin alles gesagt, was es von meiner Seite aus zu sagen gibt!« »Also erstens bin ich nicht untervermittelt und-« »Unterbemittelt« »Was?« Verwirrt schüttelte ich den Kopf. Kaiba war sichtlich genervt. »Es heißt unterbemittelt!« Ich verdrehte die Augen. Musste er mich wirklich unterbrechen, nur um mich zu verbessern? Korinthenscheißer! »Dann eben das« - ich knurrte - »und zweitens ist die Sache, wie das mit uns weitergehen soll nicht unrelevant!« Kaiba schnaubte. »Ich werde die Dinge von vorhin nicht noch einmal wiederholen!« Er war wirklich unglaublich stur! Aber gut, wenn nicht so, dann eben durch die Hintertür. »Das heißt, ich muss den Vertrag nicht unterschreiben und wir versuchen es als richtiges Pärchen?« Ich hoffte, er würde im Eifer des Gefechts einfach zustimmen und ich wäre diesen blöden Vertrag endlich los. Denn ein echter Geschäftsmann stand zu seinem Wort! Aber leider hörte sich Kaiba meine Worte ganz genau an und richtete den Blick dann aus der Frontscheibe. »Ich habe während der Fahrt darüber nachgedacht« - er machte eine von seinen unnötigen Kunstpausen und mein Herz begann schneller zu schlagen - »aber es würde keinen Sinn machen!« Mein Herz hörte genau in dem Moment auf, Blut durch meinen Körper zu pumpen, in dem er das letzte Wort aussprach. WAS HATTE ER DA GERADE GESAGT? Ich wollte ihm bereits widersprechen, doch er sah mich so eindringlich an, dass ich mich doch lieber dazu entschied die Klappe zu halten. Immerhin wollte ich noch ein paar Jahre weiterleben – aber ob ihm das vergönnt war, musste ich mir noch überlegen! »Wir beide passen nicht zusammen. Und unsere Differenzen werden sich auch niemals überbrücken lassen. Wir haben keine einzige Gemeinsamkeit und das wird sich auch nicht ändern«, führte er seinen Monolog fort – aber ansehen tat er mich immer noch nicht. »Ich kann dir nicht geben, was du willst. Aber du kannst an meiner Seite dennoch ein gutes Leben führen. Ich werde dir die Möglichkeit geben, eine gute Grundlage für dein späteres Leben zu schaffen und du kannst deinen gewalttätigen Vater hinter dir lassen. Und sobald die Alte vom Jugendamt uns in Frieden lässt, kannst du gehen.« »Was ist, wenn wir bis dahin schon verheiratet sind?«, fragte ich ganz kleinlaut. Weil das vielleicht die einzige Möglichkeit war, bei ihm bleiben zu können, ohne verrückt rüberzukommen. »Dann werden wir uns scheiden lassen. Du bekommst eine abschließende Aufwandsentschädigung und unsere Wege trennen sich!« Ich schluckte. Irgendwie wollte ich nicht wahrhaben, was er da gerade sagte. So sehr hatte mich noch niemals jemand verletzt. Kein Schlag oder Tritt meines Vaters, hatte diese Schmerzen in mir hervorgerufen. Dieses Gefühl, von innenheraus zerrissen zu werden. Alles zu verlieren, was ich eigentlich nie wirklich besessen hatte. In ein Loch ohne Boden zu fallen. Für immer zu fallen, nie aufgefangen zu werden. »Warum hast du mich vorhin gesucht, wenn ich dir ja doch nichts bedeute?« Meine Stimme hatte mich noch nie zuvor so im Stich gelassen, dass sie so leise klang wie jetzt. Kaiba seufzte. Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte man wirklich meinen es würde ihm leidtun. »Du bist mir nicht egal, dass musste ich einsehen, aber du wirst mir niemals so viel bedeuten, dass ich dazu bereit bin eine Beziehung mit dir einzugehen. Ich werde dich niemals lieben – ich werde mich nicht mal oberflächlich in dich verknallen!« Ich schluckte wieder und wusste nicht, was ich sagen wollte. Das war in seiner Gegenwart noch nie vorgekommen – glaube ich. Ich musste aus diesem Auto raus, bevor ich erstickte. Aber nicht, ohne meinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Denn im Gegensatz zu ihm hatte ich welche! »Du bist wirklich das größte Arschloch von Domino – ach was sage ich; der ganzen Welt!«, sagte ich und musste mich zusammenreißen, nicht laut zu schreien. Ich musste früh in meinem Leben lernen, dass man mit schreien nichts erreichte und das es Menschen gab, die so etwas überhaupt nicht beeindruckte. Kaiba war ein Mensch, den gefühlt gar nichts beeindruckte. Ich öffnete die Tür und wollte aussteigen, doch dann ließ ich mich doch wieder zurück in den Sitz fallen. Ich hatte ihm noch etwas zu sagen! »Wenn du gedacht hast, du kannst mich trotzdem zum Druckabbau nutzen, dann muss ich dich enttäuschen. Du hast recht: Ich such‘ jemanden, der mich liebt und ich werde mich nicht von jemandem benutzen lassen, der es niemals tun wird!« Kaiba nickte gleichgültig und ich wollte ihn dafür am liebsten schlagen – mitten ins Gesicht. Ich hatte eine Sekunde wirklich geglaubt ihn umstimmen zu können. Und die Gewissheit, es nicht zu können, zerbrach mir das Herz endgültig. »Würdest du dann endlich aussteigen – ich will meine Zeit nicht länger mit deinem unwichtigen Gewäsch verschwenden!« »Ich auch nicht!«, knallte ich ihm wütend an den Kopf und stieg nun wirklich aus. Ich schmiss die Autotür mir so einer Wucht ins Schloss, dass die Scheibe wackelte. Schade, dass sie nicht aus dem Rahmen fiel. Ich hätte Kaiba das gegönnt – ihm und seinem aalglatten Getue! Mit stapfenden Schritten entfernte ich mich vom Wagen. In meinem Bauch grummelte jetzt eine unglaubliche Wut und ich hatte große Lust darauf, irgendetwas kaputt zu machen. Zu schade, dass der Vorgarten der Villa durch den meterhohen, blickdichten Zaun von der Straße abgeschirmt wurde. Ich würde zu gerne sein Gesicht sehen, wenn die Nachbarn sich über seinen niedergetrampelten englischen Rasen lustig machten oder über die völlig verschnittenen Buchsbäume lachten, welche die Einfahrt säumten. Ich wünschte es gäbe etwas, dessen Zerstörung Kaiba nicht völlig gleichgültig war. Bestimmt gab es auch irgendetwas auf dieser Welt, dessen Verlust er nicht verkraften würde. Aber das befand sich mit Sicherheit nicht in Japan. Kaiba hatte es bestimmt am anderen Ende der Welt deponiert oder ins All schießen lassen, damit niemand auf dieselbe Idee kam, wie ich und ihm so schaden konnte. Zum ersten Mal sah ich mir die Villa wirklich von außen an und musste feststellen, dass sie nicht gerade einladend wirkte. Der Zaun war bestimmt nicht grundlos so hoch und Kaiba musste heilfroh über sein Dasein sein. Es wäre eine Schwäche. Nicht nur seine Nachbarn würden sich darüber lustig machen, auch die Reporter der Domino Square würden sich auf diese Story stürzen, wie Aasgeier. Selbst, wenn sie damit nur ein paar wenige skandalöse Zeilen füllen ließen. So funktionierte die Welt der Reichen und Schönen nun einmal. Das hatte selbst ich, trotz meiner recht kurzen Zugehörigkeit, bereits verstanden. Da ich keinen Schlüssel hatte und mir nicht vorstellen konnte, dass Kaiba so etwas leichtsinniges tat, wie einen Ersatzschlüssel im Vorgarten zu deponieren, blieb mir nichts anderes übrig, als zu klingeln. Ich konnte nur hoffen, dass Taika zu beschäftigt war, um die Tür zu öffnen. Ihre blöden Sprüche würde ich in meiner jetzigen Verfassung nicht ertragen – sie würden mir vermutlich den Rest geben. Aber vermutlich war sie von Kaibas Angestellten die einzige, die dazu berechtigt war, die Tür zu öffnen, weil nur sie wusste wer in diesem Haus ein- und ausgehen durfte. Als sich die Tür nach ein paar unendlichen Sekunden endlich öffnete, rechnete ich bereits mit dem Schlimmsten. Doch statt Taikas Gesicht, tauchten die von Mokuba und David in der Tür auf. Okay, ich nehme alles zurück, was ich gerade über Taika gesagt hatte; die beiden in Kombination, waren noch schlimmer! »Wo warst du?«, fragte Mokuba mit der Tonlage einer besorgten Mutter, die ihr Kind eine ganze Nacht lang vermisst hatte. Und David hatte den dazu passenden väterlichen Gesichtsausdruck aufgesetzt. Können die beiden sich nicht einmal um ihren eigenen Scheiß kümmern? Nur ein einziges, verdammtes Mal? »Spazieren«, brummte ich und drängelte mich an beiden vorbei. Ich wollte bloß in meine Zelle und die Tür so laut zu schmeißen, dass jeder in diesem gottverdammten Gefängnis es hören konnte. Weil ich wollte, dass jeder bemerkte, wie wütend und traurig und verletzt und unzufrieden ich war! Ich zog meine Schuhe aus und versteckte sie im Schuhschrank. Hätte Kaiba keine Angestellten, die sie wegräumen würden, hätte ich sie einfach in den Flur gekickt, um ihn damit auf die Palme zu bringen. »Hat Kaiba dich gefunden? Und hergebracht?«, fragte David. Ich schluckte. Ich würde ihn gerne anlügen, aber Anwälte erkennen Lügen schon aus einhundert Metern Entfernung. Und David war ein verdammt guter Anwalt? »Er hat mich hier abgesetzt und ist zurück in seine Firma gefahren!«, antwortete ich ehrlich und versuchte so zu klingen, als wäre nichts weiter zwischen uns vorgefallen. Als hätte er mich nicht auf Wolke sieben befördert, um mich dann wieder mit dem Gesicht zu erst in den kalten, harten Boden zu rammen. »Ich würde dann gerne auf mein Zimmer, wenn du keine weiteren Fragen hast«, murmelte ich. Denn mittlerweile musste ich mir schon mit aller Kraft auf die Zunge beißen, um nicht zu weinen. Auf Wut folgte für bekanntlich Traurigkeit. Genau diesen Punkt hatte ich jetzt erreicht. »Der Typ ist wirklich der größte Vollidiot, den ich kenne! Warum arbeite ich eigentlich noch für ihn?«, murmelte David verzweifelt und schlug sich die Hände vors Gesicht. Mokuba und ich sahen ihn gleichermaßen verwirrt an. »Ich muss telefonieren«, sagte David dann und verschwand kurz darauf im mittelalterlichen Salon. »Hast du Hunger? Taika hat gekocht«, wandte sich Mokuba nun an mich. Da ich immer noch der Meinung war, sie würde mir in die Suppe spucken, sobald sie die Gelegenheit dazu bekäme, schüttelte ich den Kopf. »Eigentlich nicht, ich bin hundemüde!« Mokuba ließ die Schultern hängen. »Na gut. Ich werde David fragen, ob er mir Gesellschaft leistet. Schlaf gut!« Es tat mir irgendwie leid, ihn allein zurückzulassen. Aber andererseits, als ich noch nicht hier gehaust habe, musste er auch allein essen, wenn sein Bruder in der Firma war. Also warum sollten wir das jetzt ändern? Zu mal ich mich nach dem heutigen Tag, sowieso nicht mehr mit Kaiba an einen Tisch setzen würde. Der reiche Pinkel konnte mir gestohlen bleiben! Sollte er sich doch jemanden suchen, der sich auf seine Spielchen einließ – ich würde es auf jeden Fall nicht tun! Nicht mal, wenn er mir eine Billion Yen dafür anbietet! Ich schmiss meine Zimmertür genauso laut zu, wie beabsichtig. Aber das Knallen hörte man vermutlich nicht ganz so weit, wie gehofft. Ich wünschte, die Tür hätte ein Schloss. Irgendwie vermutete ich nämlich, dass die heute noch mindestens ein ungebetener Gast, ungefragt aufreißen würde! Auf dem Weg zum Bett zog ich mir meine Hose aus und überlegte mir einen Moment, ob ich mir Kaibas Pullover auch abstreifen sollte, entschied mich dann aber dagegen. Das Ding war unglaublich bequem und roch verdammt gut. Obwohl er frisch gewaschen war, roch er nach Kaibas – bestimmt sündhaft teurem – Aftershave. Ich hatte eine Schwäche für diesen Duft – auch wenn ich den Träger nicht hasste. Ich kuschelte mich in meine dünne Decke und zog den Rollkragen bis zur Nase hoch. Dann schloss ich die Augen und fragte mich, warum ich meinen Leben nicht einmal etwas einfach sein konnte. Verdient hatte ich das ja wohl wesentlich mehr, als so manch anderer! Und ich weinte mich in den Schlaf. ׺°”˜`”°º× ☯☯☯ ׺°”˜`”°º× Mein knurrender Magen weckte mich schließlich irgendwann. Als ich einen Blick auf den Wecker warf, wäre ich vor Schreck beinahe aus dem Bett gefallen. Es war kurz vor Mitternacht. Ich stöhnte und drückte mein Gesicht ins Kopfkissen. Eigentlich sollte es nur ein Erholungsnickerchen werden, kein Dornröschenartiger Tiefschlaf. Ich krabbelte aus dem Bett und kramte aus meinen Kartons eine Jogginghose heraus. Ich hatte mit dem Gedanken gespielt sie auszuräumen. Das war gestern Abend gewesen, als Paul durch mein Zimmer gewuselt war und sie ständig schräg angesehen hatte. Da ich aber nicht wusste, wie viel Kaiba über meine Anwesenheit erzählt hatte, ließ ich das ganze unkommentiert. Im gesamten oberen Stockwerk war es zappenduster und ich gab mir Mühe, keine lauten Geräusche zu machen. Was eigentlich totaler Schwachsinn war, denn in dem Flügel schlief außer mir sowieso niemand. Zu meiner Überraschung brannte im Erdgeschoss noch fast in jedem Zimmer Licht. Und aus der Küche kamen Geräusche. Bestimmt traf Taika dort Vorbereitungen für das Frühstück und dachte sich neue Gemeinheiten aus. Der Verdacht, dass sie ein Vampir oder eine Mumie war, verhärtete sich immer mehr. Denn ich hatte sie noch nie kommen oder gehen gehört oder gesehen. Sie musste Tag und Nacht durch die Villa rennen und irgendwelche Dinge erledigen. Schlief das Monster eigentlich auch irgendwann? »Warum hast du das getan«, sagte eine bekannte Stimme. Sie kam aus dem Salon. Ich runzelte die Stirn. Was hatte David denn noch hier verloren? Sollte der nicht auch schon längst im Bett sein? Lebte ich hier nur mit Vampiren zusammen? »Gefühle sind bloß Trugschlussbilder – nichts weiter, als sinnloses Gewäsch. Und es wäre nicht fair, ihn an mich zu binden, wenn er eigentlich etwas ganz anderes will, als mich!«, antwortete eine weitere Stimme. Kaiba. Sofort war meine Laune wieder im Keller. Trotzdem packte mich die Neugier. Ich näherte mich der Tür und spitzte aufmerksam die Ohren. »Hast du ihn überhaupt gefragt, was er will oder hast du ihn einfach in irgendeine Schublade gesteckt?« Kaiba zischte. »Es gibt keine Schublade, die für seine sprunghafte Persönlichkeit groß genug wäre!« Dann seufzte er. »Wheeler braucht Liebe! Jemand, der ihn in den Arm nimmt und ihn vor der bösen Welt beschützt, für die er sie hält! Wheeler braucht jemand, der ihm zu Füßen liegt und ich unterwerfe mich nicht! Und außerdem habe ich keine Zeit, das Hündchen zu befriedigen – die Kaiba Corp. ist nach wie vor kein Selbstläufer!« Ich verzog das Gesicht. Meine Meinung über Kaiba änderte sich nicht. Er würde für immer das aalglatte Arschloch bleiben, dass er immer schon war! »Also bleibst du lieber einsam?« »Ich bin nicht einsam – ich bin Einzelgänger! Ich brauche niemanden, der mir mit seinen Bedürfnissen und Wünschen auf den Sack geht und mich mit seinem Verlangen nach Aufmerksamkeit von der Arbeit ablenkt!« David seufzte resigniert. »Ich habe keine Lust weiterhin Lumière zu spielen! Ich werde überlegen wie wir die Alte vom Jugendamt loswerden und dann werde ich Joey mit einer Entschädigung zu seinem Vater zurückschicken. Du machst ihn noch mehr kaputt, als er!« Ein Glas wurde schwungvoll mit einem lauten Knall auf dem Tisch abgestellt. »Das wirst du nicht tun!«, knurrte Kaiba. Ich verdrehte die Augen. Es würde noch eine ganze Weile dauern, bis Hades Sakura freiwillig von uns abließ. Bis dahin würde Kaiba mich nicht in Ruhe lassen. Und erst recht, würde er mich nicht gehen lassen. »Keine Sorge, wegen Mokuba fällt mir schon etwas ein!« »Vergiss mein Bruder! Joey geht unter keinen Umständen zurück zu seinem Erzeuger!« Ich hielt erschrocken die Luft an. Und aus Davids Mund kam ein überraschter Laut. »Warum sollte er nicht dorthin zurück? Nach eurer Trennung hat er keinen Grund dazu, weiterhin hier zu wohnen. Also warum er sollte dann nicht zurück zu seinem Vater? Da gehört er bis zu seiner Volljährigkeit hin!« »Ich werde nicht zulassen, dass dieses Monster ihn nochmal anfasst!« Erschrocken über Kaibas Worte, stolperte ich von der Tür zurück und starrte sie an, als wäre sie das Tor zur Hölle. Davids Lachen drang an meine Ohren. »Das ist viel zu kitschig für dich. Eigentlich müsstest du dich noch immer mit Händen und Füßen gegen Joeys Anwesenheit wehren – ich will mehr Widerworte von dir!« »Das ist überhaupt nicht kitschig; es ist die Wahrheit!« »Du bist besorgt um ihn und du denkst ständig an ihn. Und er ist nicht eingeschlafen, bevor ihr Sex haben konntet, du hast ihn abgewiesen, weil du nicht ausnutzen wolltest, dass er betrunken war!« »Muss ich mir das jetzt jeden Tag von dir anhören? Was sollte ich deiner Meinung nach denn tun sollen? Rücksichtslos über ihn herfallen?« Kaibas Stimme klang so ungewohnt unsicher und auch irgendwie verwirrt, dass ich schon beinahe Mitleid mit ihm hatte. »Das hätte auf jeden Fall besser zu dir gepasst, als ihn zu umarmen!« »Dann werde ich mich beim nächsten Mal nicht zurückhalten, damit ich wieder in das Bild passe, was du dir über mich gemacht hast!« David stöhnte genervt. »Kannst du nach dem heutigen Tag nicht endlich zugeben, dass du in ihn verliebt bist? Was, verdammt nochmal, hindert dich daran?« Mein Herz begann wild zu klopfen. So laut, dass ich befürchtete, die beiden könnten es hören. Ich wartete ungeduldig auf seine Antwort und würde nicht eher verschwinden, bis ich sie bekommen hatte. Doch Kaiba schwieg beharrlich. Bestimmt überlegte er gerade, wie er sich aus der Sache wieder herausmanövrieren konnte, ohne zu viel von sich Preis zu geben. Dann seufzte er plötzlich und mir sprang beinahe das Herz aus der Brust, vor Aufregung. »Fahr nachhause, es ist spät.« Zum zweiten Mal an diesem Tag erlitt ich einen Herzstillstand. Auch David schien mit der Antwort nicht zufrieden. Wieder knallte ein Glas auf der Tischplatte. »Na schön, du willst zu mir nicht ehrlich sein, aber sei es wenigstens zu dir selbst! Du brichst dir dabei schon keinen Zacken aus der Krone. Obwohl es für dich schon ziemlich schlimm sein muss, nicht so kaltherzig zu sein wie Gozaburo dich haben wollte. Aber du scheinst nach alle den Jahren noch immer nicht verstanden zu haben, dass du nicht er bist!« Stoff raschelte – bestimmt Davids Jacke. Es war an der Zeit zu verschwinden. Nur blöderweise waren meine Füße plötzlich wie festgewachsen und ich konnte mich keinen Millimeter bewegen. »Heul mir aber nicht die Ohren voll, wenn Joey sich irgendwann für jemand anderen entscheidet!« »Werde ich nicht!« »Dein Ohr in Gottes Ohren! Gute Nacht!« Schritte hallten auf dem Boden wider und ich konnte mich endlich vom Boden lösen. So schnell ich konnte, rannte ich in die Küche und lauschte wenige Sekunden später der zufallenden Eingangstür. Erleichtert atmete ich aus. Er hatte mich also nicht bemerkt. Ich drehte mich um und erblickte Taika. Sie hatte die Hände in die Hüften gestemmt und sah mich bitterböse an. »Hat dir deine Mutter nicht beigebracht, dass man andere Menschen nicht belauscht?«, zischte sie. Am liebsten hätte ich ihr ehrlich geantwortet, dass meine Mutter mich verlassen hatte, bevor ich alt genug war, so etwas zu lernen. Aber das ging sie nichts an, also hielt ich die Klappe. »Ich habe niemanden belauscht, ich wollte nur nicht gesehen werden«, log ich scheinheilig und drängelte mich anschließend an ihr vorbei zum Kühlschrank. »Und was hast du verlauster Köter jetzt vor?«, herrschte sie mich an. »Ich suche nach etwas essbarem – habe heute unglücklicherweise das Abendessen verpasst.« »Das ist nicht mein Problem – jetzt sieh zu, dass du hier verschwindest!« Ich drehte mich langsam zu ihr um und grinste sie selbstgefällig an. »Wussten Sie, dass Hunden über Nacht immer eine Schüssel Trockenfutter bereitstehen sollte?! Sie sollten den Haus- und Hofhund nicht verkümmern lassen!« Sie zog die Augen zu schlitzen zusammen und seufzte dann genervt. »Na schön, setz‘ dich hin – ich wärme dir etwas vom Abendessen auf!« Mir verschlug es die Sprache. Die alte Schrapnelle konnte ja doch freundlich sein. Da brat‘ mir einer einen Storch. »Warum so freundlich Taika? Angst vor Ärger mit dem Hausherrn?«, stichelte ich, weil ich vermutete, dass das ihr Schwachpunkt war. Sie lachte spöttisch. »Wegen dir, sind Seto und ich uns wohl einig: Du gehörst hier nicht her! Aber du bist eine willkommene Abwechslung für Mokuba – und sein Spielzeug verhungern zu lassen, wäre sträflich!« War mir irgendwie klar, dass sie so etwas sagen würde. Aber es war mir egal, solange sie mir bloß was zu essen machte, wenn ich das schon nicht selbst durfte. Wenig später stellte sie mir einen Teller voller Brokkoliauflauf vor die Nase (ich hatte aufgepasst, dass sie mir nicht hineingespuckt hatte) und wünschte mir scheinheilig einen guten Appetit. Dann suchte sie das Weite. Wenn die Theorie mit der Vampir-Sache stimmte, ging sie bestimmt in den Keller und stieg in ihren Sarg. Nachdem ich die Hälfte meiner Portion verschlungen hatte, tauchte sie wieder auf. Sie trug eine Jacke und hatte sich eine Tasche umgehängt. »Ich werde jetzt nachhause gehen. Sie können Mister Kaiba ausrichten, dass Minako das Frühstück morgen zu bereiten wird und ich erst um 10.00 Uhr hier erscheinen werde!«, informierte sie mich launisch. »Sehe ich aus wie Ihre Assistentin? Sagen Sie dem Eisklotz doch selbst Bescheid! Er ist bestimmt noch wach«, entgegnete ich missmutig und schob mir anschließend eine volle Gabel in den Mund. »Ich glaube, Seto sollte man im Moment lieber nicht stören!« Ich schlug mir die Hand vor die Stirn. »Ach ja; bestimmt sitzt er wieder in seinem Arbeitszimmer und brütet über irgendwelchen Unterlagen – seine blöde Firma geht ja immer vor. Entschuldigung, dass ich dies vergaß!«, antwortete ich gespielt überrascht. Taika verzog das Gesicht. »Sie sollten schon Mal eine Rede vorbereiten«, sagte sie zusammenhangslos. Ich legte den Kopf schief. »Was?« »Wenn Sie Seto bei der nächsten Wahl zum ungehobelten Klotz schlagen, erwartet man bestimmt, dass sie etwas dazu sagen können!« Dann rauschte sie ab, bevor ich dazu kam, ihr zu antworten. Ich starrte ihr ein paar Sekunden nach. Dann zuckte ich unbeteiligt mit den Achseln und kümmerte mich mit Begeisterung um den Rest meines Brokkoliauflaufs. Also kochen kann die Frau, dass muss man ihr lassen! Ich vertilgte den Rest meines verspäteten Abendessens und stellte den Teller ordnungsgemäß in die Spülmaschine. Bevor ich die Küche verließ, wagte ich einen vorsichtigen Blick in den Flur. Das Licht war jetzt überall aus und es herrschte schon beinahe gespenstische Stille im Erdgeschoss. Das hieß, Kaiba hatte sich in seine privaten Gemächer zurückgezogen. Erleichtert atmete ich aus. Noch eine Auseinandersetzung mit ihm, wäre für heute zu viel des Guten. Und ich wollte mit meinem Geschrei Mokuba nicht wecken. Er brauchte davon nichts zu wissen. Auch wenn es irgendwie seine Schuld war, dass ich mich in dieser Situation befand. Dieses Mal brauchte ich nicht durch den Flur zu rennen und ich machte mir auch nicht die Mühe, extra leise zu sein. Doch als ich an der Tür zum Salon vorbeikam, erschreckte ich mich beinahe zu Tode, denn Kaiba stand plötzlich vor mir. Nur sah er überhaupt nicht gut aus. Irgendwie … Verheult und völlig verzweifelt. Ich runzelte die Stirn. »Hast du geweint?« Taika hatte Recht; ich konnte ihm seinen Rang als ungehobelten Klotz wirklich ablaufen, wenn ich weiter wie der Elefant im Porzellanladen benahm. Er sagte gar nichts. Er ging einfach einen Schritt zurück in den Salon und knallte mir die Tür vor der Nase zu. Einen Augenblick spielte ich mit dem Gedanken, ihm zu folgen, aber dann schloss er die Tür ab. Und ich würde mir nicht die Blöße geben und ihn zum aufmachen bewegen – so verzweifelt war ich nun auch wieder nicht. Und außerdem schien er nicht mit mir reden zu wollen. Also ging ich zurück in mein Zimmer und legte mich wieder ins Bett. Aber ich schlief nicht gut in dieser Nacht. Ich träumte von Kaibas geröteten Augen und von einer Hochzeit, auf der mein Vater uns traute und Miss Sakura direkt neben ihm stand – mit ihrem typischen, teuflischen Grinsen im Gesicht. ׺°”˜`”°º× ☯☯☯ ׺°”˜`”°º× Ich wachte erst gegen Mittag wieder auf, als nicht mal mehr meine dunklen Gardinen die penetranten Sonnenstrahlen abhalten konnten. Ich duschte gründlich und nahm mir anschließend vor, meinen Freunden einen Besuch abzustatten. Ich hielt es in dieser Villa keinen Tag länger aus. Ich suchte gerade nach meinem Portemonnaie, als es an meine Tür klopfte. Erstaunt zog ich die Augenbrauen hoch. Wer besaß denn in diesem Haus seit neustem Anstand? »Herein«, sagte ich missmutig und kramte weiter in meinen Kartons herum. »Hallo Joey.« Ich drehte mich um. David stand jetzt mitten in meinem Zimmer. Wieder ohne Jackett, aber mit hochgerollten Hemdärmeln. Also kein Bürotag für ihn. Arbeitete der überhaupt noch? »Was willst du? Ich hab‘ zu tun!« »Morgen ist der letzte, reguläre Ferientag!« »Ja und? Muss ich noch irgendetwas erledigen, weil du das so betonst? Einen bestimmten Verhaltenskodex für die Schule auswendig lernen oder so?«, entgegnete ich zerknirscht. »Wenn ja, drucks aus. Ich lerne es auf dem Weg zu Yugi und den anderen!« »Kaiba hatte mir erzählt, du wolltest Urlaub am Meer machen?« »Ja und? Denkst du ich fahre allein dorthin? Sicherlich nicht! Dann vegetiere ich doch lieber hier vor mich hin!« Einen kurzen Moment war ruhe, dann seufzte David genervt. »Ihr beide seid wirklich so etwas von …« Ich wartete darauf, dass er den Satz beendete, aber es kam nichts aus seinem Mund. Schließlich winkte er ab. »Lassen wir das. Ihr fahrt heute Abend noch los, an die Küste. Wir haben ein Ferienhaus direkt am Strand im Süden gebucht. Es wird dir bestimmt gefallen!« »Ich hoffe da gibt es Internet und ein Arbeitszimmer. Sonst wird Kaiba mächtig unzufrieden sein!«, erwiderte ich. Nachdem gestrigen Tag, würde ich bestimmt nicht mit Kaiba ans Meer fahren – so weit kommts noch! Am Ende vergräbt er mich noch lebendig am Strand und erzählt der Polizei anschließend, ich wäre betrunken schwimmen gewesen und nie wieder zurückgekehrt. NUR ÜBER MEINE LEICHE! »Kaiba wird sich an diesem Wochenende um nichts kümmern müssen. Makoto und ich erledigen das wichtigste!« »Ich passe. Lass‘ Kaiba und Mokuba doch allein fahren – den beiden tut das bestimmt gut!« Für mich war das Gespräch damit erledigt und ich widmete mich wieder meiner Brieftaschen-Suche. »Du gehörst jetzt dazu und ihr werdet heute Abend alle drei im Auto sitzen; und wenn ich dich knebeln und fesseln muss, dann soll mir das recht sein!«, fauchte er und verschwand anschließend, aber nicht ohne meine Tür laut zu, zu knallen. Ich stöhnte genervt und schmiss vor Wut einen meiner Kartons um. Warum bildeten sich hier ständig alle ein, sie könnten Dinge über meinen Kopf hinweg entscheiden? Ich bin kein kleines Kind und auch kein lebloser Gegenstand! Mein Portemonnaie purzelte aus dem umgestoßenen Karton und klappte auf. Mein Blick fiel direkt auf ein Foto meiner Familie. Es wurde gemacht, als wir alle noch glücklich waren. Als alles noch gut war. Zu dem Zeitpunkt hatte mein Vater noch nicht getrunken und meine Mutter konnte in seiner Gegenwart noch lächeln. Und ich hatte Serenity voller Stolz einen Arm um die Schulter gelegt und zeigte breitgrinsend ein Peace in Richtung Kamera. Von unserer Familie existierte kein schöneres Bild. Dann packte meine Mutter ungefähr ein Jahr später ihre Sachen und nahm Serenity mit. Sie sah mich an, mit ihren braunen Augen und ihrem Blick lag so viel Angst und Verachtung, dass sie es nicht schaffte, mich länger als ein paar Sekunden anzusehen. Dann verschwand sie und ließ mich bei meinem Vater zurück. Ich hatte nie erfahren, ob er sie auch geschlagen hatte und ob sie deshalb geflüchtet war. Und ich wusste nicht, ob sie mich bei ihm zurückgelassen hatte, weil ich haargenau aussah wie er und sie dachte, in mir würden nur seine bösen Gene stecken. Fakt war nur, sie war daran schuld, dass ich in den vergangenen Jahren solche Qualen erleiden musste und das würde ich ihr niemals verzeihen. Ich hatte also, wenn man es genau nimmt, überhaupt keine Familie mehr. Aber vielleicht hatte David ja doch recht. Vielleicht gehörte ich hierher, an Kaibas und Mokubas Seite. Vielleicht könnten diese Menschen hier, meine neue Familie werden. Egal, ob ich nun etwas mit Kaiba habe oder nicht. Ermutigt stand ich auf und schüttelte dann doch den Kopf. Nein, Kaiba und ich würden niemals eine Familie werden. Ich brauchte mich darum auch nicht mehr bemühen. Und deswegen würde ich auch nicht mit ihm und Mokuba in den Urlaub fahren. Denn das würde an der Gesamtsituation überhaupt nichts ändern! Ich stopfte meine Brieftasche in die Hosentasche und machte mich auf dem Weg zu Yugi. Ich brauchte meine Freunde jetzt um mich herum, bevor ich komplett irre werden würde! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)